Hermione nutzte Snapes Ablenkung und flüchtete.

„Granger, ich bin noch nicht mit Ihnen fertig!" brüllte Snape ihr hinterher.

„Oh doch, das bist Du" ertönte die Stimme jetzt direkt neben Severus und ein Paar sehr ernst aussehende Augen blickten in seine.

„Und jetzt denke ich, ist es angebracht, das wir in mein Büro gehen und uns unterhalten." sprach Dumbledore weiter.

Snape starrte ihn finster an, trottete ihm jedoch widerwillig hinterher.

Im Büro angekommen, goß Dumbledore sich und Severus eine Tasse Tee ein, lehnte sich noch ein Stück vor, legte seine Fingerspitzen bedächtig aneinander und blickte Snape jetzt mit einer Mischung aus Ernst und Enttäuschung an.

Severus Snape indes stand immer noch, die Arme vor der Brust verschränkt, seine Augen auf einen Punkt irgendwo weit hinter Dumbledore gerichtet.
Das Schweigen schien keinem von beiden etwas auszumachen, im Gegenteil, es schien fast so, als wollten sie die ganze Sache nonverbal klären.

Nach fünf langen Minuten, brach Dumbledore endlich das Schweigen.

„Nun, Severus. Würdest Du das bitte eklären!"

„Es gibt nichts zu erklären." grollte Snape.

„Macht es dir was aus, dich zu setzen? Du weißt das ich es nicht ausstehen kann, wenn du wie in Stein gemeißelt vor mir stehst."

Snape warf ihm einen giftigen Blick zu, überbrückte jedoch die Distanz zum Sessel mit einem einzigen grossen Schritt und setzte sich, die Arme immer noch verschränkt.

„Danke, Severus. Ich denke aber doch, dass es etwas zu erklären gibt. Also, warum hast du das getan?"

„Warum? Warum? Das fragst du noch? Erst beleidigt mich dieses Etwas über Monate hinweg und jetzt hat sie mich vor aller Augen bloßgestellt."

Snape hatte seine Beherrschung wieder gefunden, seine Augen zeigten sich dunkel und unergründlich, einzig und allein das Vibrieren seiner Stimme verriet ihn jetzt noch.

„Mein lieber Severus," antwortete Dumbledore entrüstet „ was erwartest Du denn? Du warst es doch, der den Stein immer wieder ins Rollen gebracht hat. Du hast sie doch immer wieder gereizt und sie hat dir nur eine passende Antwort gegeben.. Doch diesmal bist Du zu weit gegangen, Du hast sie beleidigt, Du hast sie verletzt.
Du hast sie so tief erschüttert, dass sie sich wohl nicht mehr anders zu helfen wusste und ich für meinen Teil, bin der Meinung, dass das immer noch besser war, als dir einen Fluch auf den Hals zu hetzen."

„Ich soll froh sein? Diese impertinente, inkompetente Frau hat sich doch über Mich lustig gemacht."
Severus zeigte absolut kein Einsehen, nein, er fühlte sich sogar im Recht.

Wieder entstand ein Schweigen, das nur durch das leise Rascheln von Fawkes Federn unterbrochen wurde.

„Severus, was hast du dir dabei gedacht? Was hättest du getan, wenn ich nicht dazu gekommen wäre?"

Snape wusste es nicht, vorhin, als er vor ihr stand, hätte er sie am liebsten verflucht oder wenigstens ordentlich verprügelt. Als er sich darüber im Klaren wurde, wurde ihm schlecht.
Er war ein Meister in Selbstbeherrschung und Unterdrücken seiner Gefühle, äußerst selten hatte er seine Kontrolle verloren und auch nur dann wenn jemand in seinen Privatangelegenheiten herumschnüffelte.
Er war bis aufs Blut gedemütigt, enttäuscht, verletzt und verflucht worden. Hatte unzählige Male Schmerzen über sich ergehen lassen, und jetzt? Jetzt rastete er aus, weil ihm jemand Kaffee über den Kopf gekippt hatte!

Während Snape nachdachte, beobachtete Dumbledore ihn genau. Er war wohl einer der wenigen, oder sogar der einzige, der wusste wer sich hinter der Maske des Severus Snape verbarg. Oberflächlich betrachtet, sah Snape aus, als interessiere es ihn nicht, was Dumbledore eben zu ihm gesagt hatte. Doch der Schulleiter hatte inzwischen sehr viel Übung darin, die feinen Nuancen in Snapes Augen zu deuten und sah wie eine bittere Erkenntnis hervorsickerte.

„Direktor," begann Snape gedehnt „ich habe die Beherrschung verloren und sehe ein, dass mein Verhalten falsch war. Wenn Sie wollen, können Sie direkt über mich maßregeln." meinte er widerwillig.

„Gut Severus, ich wünsche, dass Du dich bei Miss Granger entschuldigst." antwortet Dumbledore schlicht.

„Nein!"

„Nein?"

„Du weißt, ich habe mich noch nie entschuldigt und ich werde jetzt garantiert nicht damit anfangen."

„Severus, dir ist klar, dass Du ihr Todesangst eingejagt hast? Dir wird also nichts anderes übrig bleiben."

„Das mag sein. Trotzdem, ich werde es nicht tun, die ist so aufgeblasen und arrogant, die wird das schon überleben." antwortete Snape und rauschte aus dem Büro.

Wie sehr er sich täuschte, doch wusste er nichts von dem Schaden den er angerichtet hatte, und ließ seine Wut und Frustration an seiner nächsten Schulklasse aus. Die Schüler merkten sehr schnell, dass er äussert übellaunig war. Es hagelte nicht nur Punktabzüge bei den Gryffindors, nein, auch an den Slytherins liess er kein gutes Haar.