Huhu... Ein sehr langes Kapitel, und recht ungewöhnlich...
Hier die Entstehungsgeschichte... Ich saß schön brav vor dem PC um das Kapitel von meinem Block abzutippen, wie ich es für gewöhnlich tue, doch machten sich meine Finger und Gedankengänge selbsständig, so als wäre ich gar nicht mehr da und nur noch Mittel zum Zweck...
Dabei ist das hier entstanden...
Anfangs war ich noch schwer begeistert, doch ist meine Begeisterung inzwischen arg abgeflaut, mir geht die Handlung hier zu schnell...
Bin gespannt, was ihr dazu sagt... /fingernägelkau/
Lasst die Kommimaschine rattern bis sie glüht...
Eure Eule
akiba: Beziehung? Gute Frage...Jetzt kommt erstmal eine Nacht der Erkenntnisse...
kathi: Dann bin ich mal mega gespannt, was du zu diesem Kapitel sagst...gg
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Eine halbe Stunde vor dem Abendessen saß Hermione unverändert am Tisch. Der Wein hatte inzwischen seine volle Wirkung entfaltet und lähmte ihr Denken, welches sich ständig im Kreis drehte. Immerhin war sie soweit sich einzugestehen, dass sie ihn doch sehr mochte. Weiß der Geier warum. Aber es blieb die Frage warum sie ihn geküsst hatte.
Behäbig stand sie auf und wankte leicht in ihr Büro, dort war ein Trank um den Alkohol und dessen Wirkungen aus dem Blut zu tilgen. Sie wollte sich nicht wie ein verschrecktes Huhn vor dem Abendessen drücken, also musste sie etwas unternehmen. Auch wenn es den Nachteil hatte, dass es ihr am nächsten Tag ziemlich dreckig gehen würde.
Snape hingegen sah aus, als hätte man ihn durch den Fleischwolf gedreht und fein säuberlich püriert. Er saß am Lehrertisch und rieb sich abwechselnd Nasenwurzel und Schläfen. Seine Kopfschmerzen hatten mehrere Gründe: Der Wein, Hermiones Kuss, der überkochende Kessel in seinem Unterricht und Dumbledores dämliches Grinsen.
Gerade als Hermione sich möglichst leise und unauffällig neben ihn gesetzt hatte, fauchte der Tränkebrauer den Schulleiter an.
„Wenn Sie mich schon so dämlich anblinzeln und angrinsen, könnten Sie mir wenigstens den Grund dafür verraten?"
„Aber natürlich, Severus, mein Lieber….Ich frage mich nur seit geraumer Zeit, was das da für ein hell schimmernder Fleck auf deiner rechten Wange ist? Mir scheint es fast, als seien dies Reste eines Lippenpflegestiftes", antwortete Albus vergnügt und hatte auch eine Ahnung, woher das kam, wenn er jetzt Hermione beobachtete. Noch ein Grund mehr, seinen Plan in die Tat umzusetzen.
Hermiones Herz sank mit einem schmerzhaften Ruck, weit unter die Gürtellinie. Gleichzeitig fiel ihr ein Muggelmärchen ein, welches ihre Großmutter vorgelesen hatte. Der Froschkönig Heinrich der Wagen bricht! Nein, Herr es ist nur ein Band meines Herzens, gerissen mit Schmerzen
Wirklich unpassend, Hermione. Das hier ist die Realität und du bist garantiert nicht unglücklich verliebt., schimpfte sie mit sich selbst.
Snape reagierte lediglich mit einer hochgezogenen Augenbraue und wandte sich wieder seinem Essen zu.
Nach einer Weile beugte er sich zu ihr rüber und flüsterte: „Hermione alles in Ordnung mit Ihnen? Sie sehen so blass aus!", fragte er scheinheilig.
„Danke alles bestens. Schlecht geschlafen in letzter Zeit", erwiderte sie gereizt.
„Ach? Wirklich? Vielleicht sollten Sie mal Ihren Konsum an Schlaftränken einschränken, schliesslich wirken sie nach gewisser Zeit nicht mehr, sobald eine Abhängigkeit besteht. Aber das wissen Sie ja gewiss selbst."
Das stimmte nicht ganz, während Hermione noch bewusstlos war, hatte er ihre Tränke unwirksam gemacht und zwar alle, die ihm in zu grosser Menge erschienen waren.
„Ich brauche weder einen Babysitter noch einen Anstandswauwau, und jetzt entschuldigen Sie mich. Ich habe noch zu tun."
Hermione konnte sich das nicht anhören und auf dem Weg zu ihren Räumen, spürte sie Tränen, die sich ihren Weg suchten und in den Augenwinkeln brannten.
In ihrem Zimmer angekommen, schmiss sie erst ihre Schuhe in die Ecke, dann sank sie weinend in die Knie. Er hatte ja so Recht, auch wenn sie nicht wusste wie viel er wusste. Aber er hatte Recht. Sie war abhängig, abhängig von Tränken, weil sie sich ihren Gefühlen nicht stellen konnte, weil sie mit dem ganzen Erlebten nicht umgehen konnte, weil sie das Gefühl hatte ständig funktionieren zu müssen, weil Malfoy sie noch immer verfolgte, weil sie Angst davor hatte das Snape sie irgendwann vor den Kopf stossen würde und zwar so das ihre Zuneigung zu ihm zerbrechen würde.
Was sollte sie tun? Weiter machen, aufhören? Wie würde ihr es gehen? Könnte sie das überhaupt durchstehen? Warum erinnerte er sie ausgerechnet jetzt daran, dass sie unvollkommen war, nutzlos?
Mit einem wütenden Aufschrei sprang sie auf, rannte durch ihre Räume und zerschmetterte alles was sie finden konnte, an Phiolen, die ihr in die Hände fielen, von denen sie zu oft Gebrauch gemacht hatte.
Splitter flogen umher, manche fügten ihr leichte Schnittwunden zu, auch lief sie barfuss, durch die Scherben, den Schmerz nicht wahrnehmend, sie fühlte sich wie betäubt.
Warum lief ihr Leben immer wieder aus dem Ruder? Warum konnte sie nicht einfach glücklich sein? So wie ihre Freunde, eine Familie gründen? Doch mit wem? War sie zu anspruchsvoll?
Plötzlich brachen Erinnerungen in ihr hervor, die sie mühsam zu verdrängen versucht hatte. Der Tod ihrer Familie, die Schlacht, diese unnützen Grausamkeiten, Malfoy der sie haben wollte, ein unversehrter Leichnam, die Drohbriefe. Ihr wurde es zu eng, ihre Brust fühlte sich an, als wäre sie zugeschnürt, fest, unerbittlich, ihr die Luft zum Atmen nehmend. Von Erinnerungen und verdrängten Gefühlen überwältigt, stürzte sie mit einem erneuten Aufschrei aus ihren Räumen. die Treppen hinunter, raus aus dem Schloss, bloss weg, ganz weit weg. Sie brauchte Luft, sie brauchte Freiheit, sie brauchte Liebe.
Kraftlos und unaufhaltsam schluchzend, sank sie am Seeufer zusammen. Sie hatte das Gefühl nicht mehr weiter zu kommen, zu festgefahren zu sein. Ihre Schultern bebten, ihre Füße bluteten, die Hände vor das Gesicht geschlagen, weinte sie im Schein des Vollmondes. So heftig, dass es ihr immer noch kaum möglich war Luft zu holen, was sie dazu brachte zu hyperventilieren. Sie konnte nicht mehr, immer mehr grausame Erinnerungen stürzten in einem endlosen Kreislauf, aus ihrem Gedächtnis hervor, nicht fähig sie zu unterbinden, zu verarbeiten und auch nicht fähig ihre Atmung zu beruhigen. So sank sie krampfend und nach Luft schnappend zu Boden, während die friedliche Dunkelheit der Bewusstlosigkeit sie einholte.
Den hoch aufragenden dunklen Schatten hinter sich hatte sie nicht bemerkt.
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Snape hatte bei seiner Nachtaufsicht auch die Ländereien inspizieren wollen, denn selbst wo es jetzt so kalt war, schlichen sich Pärchen nach draußen, um ungestört knutschen zu können. Als er angekommen war, fesselte jedoch etwas anderes seine Aufmerksamkeit. Jemand saß am See und schien zu weinen. Jedenfalls den bebenden Schultern nach zu urteilen, doch als er näher kam, hörte er ein zusätzliches Giemen beim Einatmen. Das hörte sich nicht sehr gesund und jetzt fing diese Person auch noch an zu krampfen, bis sie schließlich immer noch zuckend zur Seite kippte. Alarmiert hastete er vor. Das erste was er sah, war eine braune Mähne, die im Mondschein eindrucksvoll beleuchtet wurde und ein rotes Rinnsal, welches einen Stein herunter lief.
Nachdem er das Mädchen sachte auf den Rücken gedreht hatte, erkannte er Hermione und ein schneidender Schmerz zog sich durch seine Brust. Sie hatte Schnittwunden im Gesicht und bei näherer Betrachtung stellte er fest, dass ihre Füße voller kleiner Glassplitter waren, aus dessen Schnitten es ebenfalls blutete. Sie war erschreckend blass und wieder einmal hob er sie auf seine Arme und trug sie. Richtung Krankenflügel, sich im Stillen Gedanken darüber machend, was sie so verletzt hatte, was vorgefallen war. Es war doch nicht seine Bemerkung beim Abendessen gewesen?
Als er ihre Räume betrat, sah er den Grund für ihre vielen Schnittwunden. Er war wohl doch Schuld gewesen, mit seiner Äußerung hatte er sie wachrütteln wollen, aber nicht in die Verzweiflung treiben. Langsam trat er durch die Scherben, welche ein hässliches Knirschen unter seinen Schuhen verursachte. Sie hatte überall gewütet. Kein Raum war unversehrt. Es tat ihm Leid, sie tat ihm Leid. Das hatte er nicht gewollt.
Er legte sie auf ihrem Bett ab und lief zum Krankenflügel um alles Nötige zu holen. Wieder versorgte er sie unendlich behutsam, sie war noch immer bewusstlos, doch die Krämpfe waren abgeebbt, sie würde sich wohl demnächst mit einer ordentlichen Gehirnerschütterung plagen, durch den Aufschlag auf den Stein.
Nachdem er sie zu guter Letzt sorgsam zugedeckt hatte, machte er sich daran aufzuräumen. Dabei ordneten sich seine Gedanken, er sah, dass sie alles zertrümmert hatte, was sie wohl an Tränken immer zu sich genommen hatte. Es war einiges gewesen, wie er bestürzt feststellte. Ein sehr starker Trank für traumlosen Schlaf, einer zur Beruhigung, einer zur Stimmungsaufhellung und etliche andere. Ich dachte ich hätte es nicht einfach, aber sie muss es noch schlimmer getroffen haben. Dann überlegte er was er über sie wusste. Eine intelligente, leicht nervige Schülerin, eine gute Freundin, von den anderen Schülern geduldet. Einiges mit Potter und Weasley erlebt, sich dabei gut geschlagen. Später mehrere Ausbildungen, alle mit Auszeichnung. Eine intelligente, warmherzige und humorvolle Frau. Herangewachsen zu einer gut aussehenden Dame, die den Männern den Kopf verdrehen könnte, wenn sie gewollt hätte. Sie tat es aber nicht, auch nicht in ihrer Schulzeit. Sehr vernünftig in ihrem Handeln. Ehrgeizig. Ein ständiger Drang sich weiter zu entwickeln und dazu zu lernen, das sah er an ihren Studien, die sie mit ihm hin und wieder besprochen hatte.
Der Angriff auf ihre Familie, alle waren ausgelöscht worden, sie hatte alles mit angesehen. Zur Schlacht stand sie mit auf dem Feld, verbissen, mutig und zu allem entschlossen. Dann der Zusammenbruch, danach war sie nicht mehr die Alte. Sie wirkte trotz ihrer jungen Jahre so reif, dass es einen beeindruckte. Von ihren Beziehungen wusste er nicht viel, es waren wenige gewesen, die letzte hatte sie beendet, ziemlich drastisch, aber ehrlich. Ihr gemeinsamer Auftrag, Voldemort, die Geschehnisse danach, schwer zu verdauen, doch machbar. Er hatte sie gepflegt. Bei diesem Gedanken huschte ihm ein leises Lächeln auf die Lippen. Sie hatte sich bedankt, etwas was immer nur Albus getan hatte. Sie trat ihm auch nicht mit Angst entgegen, in ihren Augen las er keine Schuldzuweisungen ihm gegenüber. Wie verwirrt sie war, als sie ihn nackt gesehen hatte. Er fand es niedlich.
Er mochte sie, sehr sogar!
Und da war das Problem. Nachdem er sich neben sie gesetzt hatte und ihr Gesicht im Schein des Mondes betrachtete, merkte er dass es nie weiter gehen dürfte, doch er befürchtete, dass wenn es so sein sollte, er es nicht aufhalten könnte, wenn es nicht schon zu spät war. Die Liebe sucht sich ihren eigenen Weg, doch würde Hermione nie ihm gehören. Sie war so jung, er so alt. Er war festgefahren in seinen Gewohnheiten, würde sich kaum ändern können, doch für sie würde er es versuchen, wenn sie es wollte. Doch wer wollte schon ihn? Den Eigenbrötler, die Fledermaus, die mürrisch in ihren Kerkern hauste, und, und, und. Sie würde sich niemals in ihn verlieben! Traurig strich er Hermione eine Strähne aus dem Gesicht, bevor er aufstand und ging. Am Türrahmen drehte er sich noch einmal um. Ruhig atmend lag sie da, gezeichnet von den Strapazen und doch so schön. Es schien als versuche er sich ihren Anblick in die Netzhaut zu brennen. Bevor er in Richtung Astronomieturm verschwand, verfasste er noch eine kurze Nachricht, um sich dann von der lauen Nachtluft und dem Sternenhimmel einlullen zulassen, bis der Sonnenaufgang einen neuen Tag ankündigte.
