Kaum hatte Snape sich
wieder manifestiert rannte er mit Hermione, die wie ein schlaffes
Bündel in seinen Armen wankte, die Hogwartsgründe hinauf,
stürmte durch die Eingangshalle und als sei er geflogen kam er
nur wenige Minuten später im Krankenflügel an. Dumbledore
war schon da, an seiner Seite Ginny und McGonagall.
Die beiden
Frauen waren aschfahl im Gesicht, doch anscheinend zu allem
entschlossen und aus Dumbledores Augen war das gütige und
wissende Funkeln verschwunden, ohne dieses sah er noch älter aus
und um einiges gebrechlicher, stellte Snape erstaunt fest.
„Miss Weasley hat uns in der Kurzfassung berichtet was geschehen ist, was sollen wir tun?" , fragte Dumbledore während sein Zaubetränkemeister die Heilerin auf ein Bett legte.
„Holt Poppy", kam die knappe Antwort.
Systematisch untersuchte
Snape Hermione, kein Zentimeter blieb aus und danach begann er ihre
Wunden zu heilen, schnell wandte er sich dann dem drängenderen
Problem zu. Das Gift schien sich immer mehr auszubreiten. Von Minute
zu Minute wurde Hermione schwächer, die Atmung war kaum noch
feststellbar.
Fahrig wühlte Snape nach der Phiole und
untersuchte diese genauer. Es war eine von Hermione, eine von denen
die sie zu ihrem glanzvollen Schulabschluß geschenkt bekommen
hatte. Sich Fragen darüber zu stellen, wieso Hermione
ausgerechnet Gift und augenscheinlich auch ein sehr tückisches
besaß, unterließ Snape strikt.
McGonagall und Ginny standen am Bett und schauten hilflos drein, während der Schulleiter aufmerksam dabei zusah, wie Snape die Phiole untersuchte.
„Es ist noch ein Rest drin\", murmelte er
geistesabwesend, fächelte sich den Geruch zu, hielt das
Fläschchen gegen das Licht und kippte letztendlich den
restlichen Inhalt aus, um zumindest eine optische Analyse
durchzuführen.
Mit wachsender Besorgnis, beobachtete
Dumbledore wie Snape bei dieser Analyse immer blasser wurde, eine
Reaktion die er in der Vergangenheit nur selten gesehen hatte. Das
verhieß nichts Gutes und er befürchtete
Schlimmes.
Plötzlich sah Snape auf, sein Blick zeigte
Verzweiflung, das Schwarz seiner Augen war dunkel und unergründlich,
jeglicher Glanz fehlte ihnen.
„Albus heb die
Apparationssperre auf, sofort! Ich muss weg. Holt Poppy hierher, egal
wie, ich brauche sie."
Die Eindringlichkeit, die seine Worte
ausdrückten ließ die zwei Frauen zusammenzucken,
Dumbledore wedelte kurz mit der Hand, die Sperre war aufgehoben und
Snape verschwunden.
McGonagall blickte auf. „Wo sollen wir Poppy
finden?" Das Zittern ihrer Stimme war unüberhörbar.
„Fawkes
ist auf dem Weg, er wird sie finden."
Kaum waren diese Worte
ausgesprochen, erklang eine leise Melodie, die langsam anschwoll und
die Beteiligten aufatmen ließ.
„Albus was ist?"
Poppy Pomfrey, gekleidet in Leinenhosen und Baumwollshirt, stürzte
zu Hermiones Bett, während Ginny erneut die Umstände
erklärte.
„Wo ist der Professor hin?", fragte sie weiter,
doch erntete nur ein Schulterzucken. Noch einmal wurde Hermione einer
gründlichen Untersuchung unterzogen.
Selbst blass wie eine
Wand richtete Poppy sich auf, wedelte mit dem Zaubertsab in Richtung
Büro und ließ einige Tränke auf sich zuschweben, wenn
der Professor unterwegs war, hatte er eine Lösung, bis dahin
galt es Hermione irgendwie am Leben zu erhalten, obwohl es ihr schier
unmöglich vorkam.
Alle hatten das Gefühl die wenigen Minuten von Snapes Abwesenheit vergingen wie Stunden, ein Gefühl verstärkt durch die Hilflosigkeit nichts tun zu können.
Snape rannte durch die alten und verstaubten
Gänge von Voldemorts Geheimversteck. Dieser Ort verusachte ihm
Übelkeit, soviel Grauenvolles war hier geschehen, doch hier
lagerten uralte Rezepte für längst vergessene Gegengifte,
seine letzte Rettung. Fast war er Voldemort dankbar dafür, dass
er diese Schriften hatte studieren dürfen.
Ein Stechen
machte sich in seiner Brust breit, als er scharf abbremste, in die
Bibliothek lief und jetzt die Gänge entlanghastete, auf der
Suche nach den zusammengebunden Birkenrinden, die die uralten
Geheimnisse von Hexen behüteten.
Dort hinten, da waren sie
gelagert. Vorsichtig griff er nach den brüchigen Schriftstücken
und rannte wieder hinaus aus diesen finsteren Katakomben.
Ein leises Plopp verkündete Snapes Rückkehr, der sie stumm zu sich winkte, als er sich über einen Tisch beugte und sachte die mit Kohle beschrifteten Rinden umblätterte.
„Kommt her,
ich werde eure Hilfe benötigen", erklärte er während
seiner Suche, „das sind uralte Gegengifte, behütet und
geschützt von Voldemort, sie sind etwas eigen doch sehr wirksam.
Also egal wie dumm es sich anhört, ihr werdet mir das besorgen
was ich benötige." Seine Stimme hatte einen Klang angenommen,
die keinen Einspruch oder Widerstand duldete.
Als er gefunden
hatte was er suchte, beugte er sich tiefer, über das spröde
Stück Birkenrinde und versuchte mit zusammengekniffenen Augen
die filigrane und verblasste Handschrift zu entziffern.
„Milch von schwarzer Kuh...", las er stockend vor.
„Pfeif auf die Farbe, hol Milch", meinte Minerva panisch, doch Poppy verneinte.
„Nein, wenn es dort so steht, dann muss es so sein."
„Und was gedenkst du zu tun?", fauchte McGongall zurück, „ Ich glaube kaum, dass die Hauselfen ihre Milch nach der Farbe der Kühe sortiert haben."
„Ich werde zu mir nach Hause apparieren, denn ich besitze eine schwarze Milchkuh", erwiderte Poppy kühl und verschwand. Sie verstand Minervas Sorge, doch ihre Hysterie war lästig.
„Weiter Severus", flüsterte Dumbledore.
„Eine Unze Drachenblut..."
„Na wie siehts aus, haben wir zurzeit einen Drachen im Stall?", fragte Ginny sarkastisch, die Spannung zerrte auch an ihren Nerven.
„Das ist ein Kraut, Miss Weasley", zischte Snape und schwang seinen Zauberstab. Es traf gleichzeitig mit Poppy ein.
„Eine Unze Teer..."
„Bei Merlin, wollen die Hermione damit foltern?" Doch kaum hatten die Worte Minervas Mund verlassen, lief sie auch schon los, die Zutat zu besorgen. In Muggelkunde wurde welcher für Anschaungs- und lernzwecke verwendet..
„Dann folgen ein paar Kräuter, die haben wir alle hier", murmelte Snape jetzt „Holzkohle von einem Lagerfeuer, gebrannt in der Dämmerung..."
„Nein, das haben wir nicht", sagte diesmal Dumbledore, doch sein Gesicht erhellte sich prompt wieder, „Doch natürlich, Professor Trelawney hat doch vor kurzem ein Lagerfeuer gemacht, für eine Trancereise. Ich hole es."
„Alles mit einem Becher Branntwein mischen...", beendete Severus das Vorlesen der Zutaten, eine Elfe wurde gerufen, die das Gewünschte eiligst herbeibrachte.
Snape mischte
alles in einem schnellen Tempo zusammen, jedoch nicht ohne die nötige
Sorgfalt zu beachten.
Das Gebräu war fertig und es roch
einfach widerlich.
Er und Poppy begannen mit der mühseligen
Arbeit, Hermione das merkwürdige Zeug einzuflößen,
einiges sickerte daneben und keiner der beiden konnte so recht sagen,
ob überhaupt etwas davon in Hermiones Magen ankam. Die anderen
drei beobachteten mit Argusaugen, die Vorgänge an Hermiones Bett
und waren insgeheim froh, etwas zu ihrer Rettung beigetragen zu
haben, auch wenn niemand so recht daran glaubte, doch es war ihre
einzge Möglichkeit, etwas zu tun, der letzte Strohhalm an den
sie sich klammern konnten. Die Zeit des Wartens begann.
