Vulkanausbrüche

Nachdem sie Dr. Crusher bei der Behandlung eines Hypochonders geholfen hatte, fiel Valery totmüde ins Bett...

Lt. Barclay betrat die Krankenstation und beschwerte sich über seinen linken Arm. Dieser fühle sich nicht richtig real an, der Transporter müsse irgendeine Fehlfunktion haben. Sie durchsuchte das ganze Schiff nach einem geeigneten Spender. In Zehn Vorne traf sie den Androiden. Der willigte ein, seinen Arm mit dem Lt. Barclays zu tauschen. Sie nahm den Arm ab und begab sich wieder auf die Krankenstation. Als sie dann Barclay den Arm anmontiert hatte, merkte sie, dass es der falsche war. Dr. Crusher war sehr enttäuscht und entsetzt. Sie schickte Valery auf das Holodeck. Sie solle dort erst mal ein paar Trockenübungen machen. In einem Jahr dürfe sie es dann vielleicht wieder mit richtigen Patienten versuchen.

Als sie eintrat, wartete schon der holographische Vulkanier auf sie. Die Tür schloss sich hinter ihr und er sagte: „Computer, Programm Pon Farr starten." Seine Hand bewegte sich auf sie zu, zwei Finger ausgestreckt. Er berührte ihre Lippen, seine Finger fühlten sich fiebrig an. Sie legte beide Hände in seinen warmen Nacken. Er fing an, sie zu küssen. Sie schloss die Augen. Seine Hand wanderte unter ihr Kinn, auch die andere. Seine Zunge war heiß. Ein Gefühl von Wärme stieg in ihr auf. Sie öffnete die Augen und blickte in seine. Sie waren dunkelbraun. Sie kamen ihr so bekannt vor. Es waren Tauriks Augen.

Sie erwachte, heftig atmend. Es war dunkel. Auch ihre Mitbewohnerin T'Pkara schien inzwischen ins Bett gegangen zu sein. Sie lauschte und hörte ihr leises, ruhiges Atmen. Sie entschied sich, nicht auf die Uhr zu schauen, drehte sich um und versuchte wieder einzuschlafen.


„Alba an Shrinal!" Der Andorianer schnellte hoch. Es war ein dumpfes Geräusch zu hören.

„Autsch!"

„Alles in Ordnung bei Dir?"

„...ich hab' meine Fühler angestoßen...was gibt's?"

„Hast Du verschlafen?"

Shrinal sprang vom Hochbett. „Ich komm' gleich!"

„Die Crusher ist noch nicht da, wenn du schnell bist, merkt sie's nicht."

„Tu mein bestes, bis gleich!" Shrinal schnappte sich seine blaue Uniform. Da sah er, dass auch eine gelbe noch an ihrem Platz hing. Er schaute in das Bett seines Mitbewohners. „Hey Taurik, wach' auf!" Der Vulkanier drehte sich langsam um und öffnete die Augen. „Biste nicht auch etwas spät dran?"

Plötzlich war der Ingenieur hellwach und befragte den Computer nach der Uhrzeit. „Danke, dass Sie mich geweckt haben."

„Gern geschehen" und Shrinal verließ das Quartier.

Shrinal hatte Glück, hätte jedoch auch noch eine Viertelstunde länger schlafen können.

„Ich hatte gerade eine Besprechung," sagte die Crusher, als sie geschäftig hereinkam, „ihr Stundenplan für heute wird etwas anders aussehen." Sie fing an, in einem Regal zu kramen. „Wir sind vor ein paar Stunden einem Notruf von Aval IV gefolgt. Sie werden das medizinische Team auf den Planeten begleiten."


Die Oberfläche war von Vulkanen bedeckt wie die anderer Planeten von Bergen. Seine Bewohner hatten 5,8204 m über der Oberfläche schwebende Behausungen konstruiert, die untereinander durch hermetisch abgeschlossene, gläserne Gänge verbunden waren. Beim letzten Vulkanausbruches waren die Schutzhüllen mehrer Kegelbauten gebrochen und giftige Gase drangen ein. Ein Gegenmittel ermöglichte es Ingenieuren, Ärzten und Geologen ohne Schutzanzüge zu arbeiten. Cmdr. La Forge wollte die Außenhäute der Bauten zusätzlich mit Kraftfeldern verstärken. Wenn man aus den Fenstern des Kontrollzentrums hinausblickte, sah man Aschewolken vorüberziehen. Große Bildschirme an der Nordwand des Raumes zeigten die Aktivitäten der Vulkane in der näheren Umgebung. Mehrere lagen still, wie friedliche Berge, außer einem, der dunklen Rauch ausstieß. Plötzlich konnte man einen glühenden Lavastrom sehen, der sich aus dem Krater über den Berg ergoss und sich immer weiter vorwärts wälzte. Er hat das Feuer so lange zurückgehalten, bis er nicht mehr konnte. Unlogisch, er personifizierte eine geologische Erscheinung. Vulkane halten nichts zurück. Der Ausbruch wird von einer Kausalkette geologischer Phänomene bewirkt. Taurik wandte sich wieder dem Magnetschwebekontrollpult zu. Valery Alba war es gewesen, die ihm damals von einem antiken Mythos der Erde erzählt hatte. Hephaistos, der Vulkangott, hatte den Menschen die Schmiedekunst geschenkt, die Fähigkeit Werkzeuge herzustellen. Ob er damals gewusst hatte, dass sie auch Waffen herstellen würden? Scharfe, blitzende Waffen, in der Gluthitze gehärtet. Andererseits würde er diese Waffen wahrscheinlich selbst einsetzen...gegen einen Rivalen...wenn er sich in die Göttin Aphrodite verliebte. Valery Alba war eine faszinierende Persönlichkeit. Sie hatte ihm damals auf der Akademie viel über ihr Volk erzählt und er ihr einiges über seines – aber nicht alles. Er sollte in der nächsten Pause meditieren, seine Gedanken schienen ständig abzuschweifen. Seine mentale Disziplin verringerte sich. Wenn es hier wenigstens nicht so heiß wäre.


Die Vorräte des Planeten und der Enterprise an Halascium V waren beinahe aufgebraucht. Sie hatten alles zur Behandlung der vergifteten Avaler gebraucht und eine geringe Menge zur Impfung der Außenteams. Valery und Shrinal begleiteten zusammen mit Dr. Crusher ein Geologenteam in eine ruhigere Region des Planeten. Die Geologen suchten nach einem Stoff auf dessen Basis sich Halascium V herstellen ließe, was sich schwierig gestaltete, da wechselnde Magnetfelder die Scanner störten. An einer besonders aussichtsreichen Stelle hatte das Ingenieurteam eine Bohrvorrichtung installiert. Dr. Crusher war mit einem Avaler Biochemiker im Gespräch, während sich die Geologen um die Bohrvorrichtung scharten. Die Technik schien endlich zu funktionieren, aber es war ein langes Warten, bis irgendetwas Interessantes zu Tage kam. Valery und Shrinal erkundeten in der Zwischenzeit die Umgebung. Die Luft war trocken, roch aber angenehm. An einem mit Gestrüpp und violetten Blumen bewachsenen Berghang spielten Kinder. Ihre Haut war noch nicht so leuchtend orange wie die der erwachsenen Avaler, sondern von einem tonfarbigen Rotbraun. Nach einer kurzen Unterhaltung schlenderten sie weiter. Als sie um einen schwarz glänzenden Felsen bogen, sahen sie einen Vulkanier meditierend im Schatten sitzen. Valery blieb abrupt stehen. Taurik! Oder irrte sie sich und es war sein Zwillingsbruder Vorik? Auf der Akademie hatte sie sich nur beim ersten Mal, als sie Vorik gesehen hatte, getäuscht. Sie konnte die beiden danach stets auseinander halten. Taurik sprach mit ihr ganz anders als Vorik und er schien sie immer etwas freundlicher anzublicken. Aber das war vielleicht auch nur Einbildung. Jetzt, da er dort so still und entfernt im Schatten saß, war es schwer zu sagen.

Shrinal zog sie weiter. „Lass ihn meditieren, hat heut' verschlafen, ist vielleicht nicht sein Tag."

„Taurik ist dein Mitbewohner?"

„Ja, kennst Du ihn? Gestern war er so freundlich, mich zu wecken."

„Ja, wir hatten Flugstunden zusammen auf der Akademie." Sie schwieg eine Weile. Shrinal schaute sie mit einem sich andeutenden Grinsen an.

„Flugstunden und...?"

„Nichts mit und, wir haben viel über Philosophie diskutiert und über verschiedene andere Dinge."

„Ah-ha!"

„Wie hast du es eigentlich geschafft, an zwei Tagen hintereinander zu verschlafen und das auch noch an den ersten beiden eines neuen Jobs?"