Wenig später stand Kate direkt hinter Abby vor der Tür ihres Zimmers im Krankenhaus. „Ich gehe dann. Tschüss.", sagte Lisa Benton und drehte sich weg. Abby drückte mit zitternden Händen die Türklinke herunter und betrat das Krankenzimmer.

„Kate!", rief sie laut, schlug die Tür zu und stürzte zum Bett. Sie kniete sich davor und umklammerte, wie ein kleines Kind, Kates Arm. „Was hat er nur mit dir angestellt? Warum? WARUM?" Sie wurde immer lauter und brach schließlich in Tränen aus. „Oh Abby, ich würde dich so gerne in den Arm nehmen und dich trösten... aber ich kann nicht... ich kann nicht!", schluchzte Kate, denn bei diesem traurigen Anblick konnte auch sie die Tränen nicht lange zurück halten.

Eine ganze Weile lang kauerten beide Frauen von heftigen Schluchzern geschüttelt auf dem Boden bis Abby aufstand und sich das Gesicht an Kates Bettdecke trocknete. „Du musst zurück kommen Kate, hörst du... ich weiß, dass du mich hörst.", sagte Abby leise. Kate nickte heftig. „Ich will zurück... sofort... auf der Stelle... aber wieder kann ich nicht Abby... Ich KANN EINFACH NICHT!", sagte Kate und Zorn flammte in ihr auf. „Ich komme dich wieder besuchen, das verspreche ich dir.", sagte Abby und lächelte matt. Schwerfällig drehte sie sich um und verließ das Krankenhaus.

Die nächste Woche war sehr schwer für Kate. Aber nicht nur für sie, sondern vor allem für Gibbs, Abby, McGee und natürlich Tony. Alle besuchten sie ständig und jeder verhielt sich anders. Abby hatte es anscheinend einfach mal gebraucht sich auszuweinen. Sie war von allen die optimistischste. Wenn sie kam, war Kate abgelenkt. Abby setzte sich zu Kate ans Bett und erzählte ihr alles Mögliche. Nicht selten musste Kate dabei laut lachen und vergaß fast, in welchem Zustand sie sich befand. Abby glaubte fest daran, dass Kate aufwachen würde. Und sie versuchte alles, um dies zu erreichen. Kates Lieblingsmusik, Abbys zugegebenermaßen sehr merkwürdige Musik, Trompeten, Blumen, unangenehm riechende Dinge und vieles mehr verließen das Zimmer erfolglos.

McGee war ganz anders als Abby. Er kam nicht jeden Tag, aber so oft er konnte. Dann stand er meistens eine Viertel Stunde an ihrem Bett und erzählte ihr, wie sehr er sie vermisse. Und wie sehr er den alten Tony vermisse, der ihn als Bambino bezeichnete und ihn ständig mit dummen Sprüchen nervte. Und Gibbs, der seit dieser Sache kein einziges mal McGee gesagt hatte und so unglaublich freundlich und zuvorkommend war, dass man schon denken musste, er sei ein Alien.

Aber nach dieser viertel Stunde ging er immer wortlos hinaus. Erst nach ein paar seiner Besuche wusste Kate warum, denn beim letzen hatte er eine Träne noch kurz unter dem Auge aufhalten können, ehe sie sich den einsamen Weg über seine Wange gebahnt hätte.

Gibbs kam jeden Tag so oft er konnte und stand jedes Mal nur stumm und regungslos vor der Scheibe, die einen Blick vom Flur auf Kates Zimmer erlaubte. Er sagte nie ein Wort, sein Gesichtsausdruck veränderte sich nicht und Kate wusste so nichts über seine Gefühle.

Und dann war da Tony. Er setzte sich an ihr Bett, hielt ihre Hand und redete mit ihr. Meistens waren es Morddrohungen an Ari oder er sagte ihr zum tausendsten Mal, wie sehr er sie vermisse.

Wenn Kate nicht im Krankenhaus war, was sie nur war, wenn Besuch da war (aus irgendeinem Grund spürte sie, wenn jemand bei ihrem Körper war), ging sie überall hin, wo Tony hin ging. Wenn er alleine war redete er meistens mit ihr, Kate antwortete auch, aber Tony hörte sie nicht. Alle ihre Versuche sich bei ihm bemerkbar zu machen, scheiterten. Sie konnte partout keine Gegenstände anfassen oder bewegen und ihre Berührungen spürte Tony nicht.

An einem Tag, an dem Kate mit Tony zusammen ins Krankenhaus gefahren war, waren ihre Eltern dort gewesen. Ihre Mutter hatte fürchterlich geweint und sie und ihr Dad waren schon nach wenigen Minuten wieder gefahren und seitdem nicht wieder bei ihr gewesen.