Titel:
Strawberries
Autorin: X66
Teil: 1/1
Pairing: KaRe
Genre: Shounen-Ai, fluff, Drama (bisschen)
Disclaimer: Außer
der Idee gehört mir nichts, weder die Charaktere, die Takao
Aokis sind, noch das Gedicht, das von Edwin Morgan ist. Ich verdiene
auch kein Geld damit usw.
Musiktipp zum Lesen: „To Be With You" von Hoobastank – Da passt auch der Text meistens.
Anmerkungen: Das Gedicht ist von Edwin Morgan und heißt ebenso wie die FF, nämlich „Strawberries". Die Kilpatrick Hills finden sich auch tatsächlich in Schottland (und sind eigentlich der Grund, warum die Handlung überhaupt in Schottland stattfindet lach).
Vielen Dank an Marcellina fürs Drüberschauen plüschz
Und viel Spaß beim Lesen! .
Strawberries
There
were never strawberries
Likes the ones
We had that sultry
afternoon
Kai erinnerte sich nur zu gut an diesen Tag, an den Geschmack dieser Erdbeeren, an Rei.
Es war ein unangenehm drückender Tag gewesen. Obwohl die Sonne heiß geschienen hatte, hatte viel Feuchtigkeit in der Luft gelegen. So war klar gewesen, dass gegen Abend zumindest ein Gewitter zu erwarten gewesen war.
Er wusste nicht mehr, was die anderen gemacht hatten an diesem Nachmittag, wahrscheinlich waren sie irgendwo mit Johnny unterwegs gewesen. Seit einer Woche waren sie schon in Schottland bei ihm zu Besuch gewesen.
Sie hatten all die blauen, zwischen grasbedeckten Hügeln versteckten Seen gesehen, die so typisch für Schottland waren. Unter Johnnys Führung waren sie durch die teils zerklüftete, oft felsige Landschaft gewandert und hatten die Ruhe und Einsamkeit Schottlands kennen gelernt.
Und diesen Tag, an den Kai sich wie keinen Zweiten erinnerte, hatte er mit Rei verbracht. Das Anwesen, das Johnnys Familie gehörte, war wie ausgestorben gewesen...abgesehen von ihnen beiden. Zusammen hatten sie in dem großen Fenster im Erdgeschoss gesessen.
Sitting
on the Step
Of the open French window
Facing each other
Your
knees held in mine
Sie hatten so nah aneinander gesessen, dass sie den Atem des Anderen auf der Haut hatten spüren können. Sie hatten die Anwesenheit des jeweils Anderen genossen, einfach glücklich, Zeit miteinander zu verbringen.
Zeit allein, ohne allen Anderen.
Einmal und nie wieder, das hatten sie beide gewusst.
Kai hatte seine Hand ausgestreckt und die weiche Haut Reis unter seinen Finger fühlen können. Aber Rei war noch einmal aufgestanden und er hatte einen winzigen Moment schon gedacht, es würde doch nicht so weit kommen, wie er es erwartet hatte. Aber Rei war zurückgekehrt. In der einen Hand eine Schüssel mit saftigen, roten Erdbeeren, in der anderen eine flache Schale gefüllt mit Zucker, darunter zwei kleine Teller und Besteck. Dann hatte er sich wieder neben ihm niedergelassen, genauso nah, wie zuvor. Kai hatte die Wärme, die der Körper des Anderen ausstrahlte, wahrnehmen können.
The
blue plates in our laps
The strawberries glistening
In the hot
sunlight
We dipped them in sugar
Rei hatte eine Erdbeere aus der Schüssel genommen, das oberste Ende genussvoll abgebissen. Kais Blick hatte an Reis Mund geklebt, als Rei in die rote Frucht gebissen und sich danach mit der Zunge über die Lippen gefahren war, um den klebrigen Saft abzulecken. Dann hatte Rei die Erdbeere in die Zuckerschale getunkt und sie ihm hingehalten, der nun ebenfalls abgebissen hatte.
Jedes Mal, wenn Kai danach Erdbeeren gegessen hatte, hatte er an diesen Nachmittag gedacht. Und jedes Mal kam die Sehnsucht nach Rei hoch, doch damals hatten sie beide gewusst, dass es bei diesem Nachmittag bleiben würde, dass er alles sein würde, was sie jemals würden zusammen haben können.
Looking
at each other
Not hurrying the feast
For one to come
Die
ganze Zeit hatten sich ihre Blicke nicht voneinander gelöst. Im
Fenster sitzend hatten sie Erdbeeren gegessen und sich gegenseitig
damit gefüttert.
Jede noch so kleine Berührung des
jeweils Anderen war genossen worden, auch wenn jede einzelne fast auf
der Haut gebrannt hatte, so sehr hatte es sie beide nach mehr
verlangt.
Doch sie hatten es langsam angehen lassen, langsam und anfangs mit Bedacht. Denn sie hatten einmal Zeit gehabt.
Zeit
allein, ohne alle anderen.
Einmal und nie wieder, das hatten sie
beide gewusst.
Aber sie waren stürmischer geworden. Als Kai schließlich Reis Lippen zu einem Kuss heran gezogen hatte, weil er es nicht mehr hatte aushalten können, waren beide nicht mehr zu halten gewesen. Begierig hatten sie einander erforscht, hatten sich mal sanft und zärtlich, dann wieder leidenschaftlich und fast grob geküsst, wenn sie ihr Verlangen nicht mehr zu unterdrücken vermocht hatten. Jeder Zentimeter Haut war berührt, untersucht, erforscht worden, ob mit Fingern, dem Mund oder der Zunge.
The
empty plates
Laid on the stone together
With the two forks
crossed
Die
Teller mit den Erdbeeren waren vergessen gewesen, auch wenn sie den
Geschmack der Erdbeeren in ihren Küssen wieder gefunden hatten.
Ihre Körper waren sich so nah gewesen, dass ständig Haut
andere Haut berührt hatte.
Kai hatte die Steinplatten unter
seinen Knien unangenehm hart spüren können, aber es war ihm
egal gewesen. Ein weiterer Kuss von Rei hatte alle Schmerzen aus
seinem Kopf gebannt. Alles hatte sich so richtig angefühlt, so
gut. Aber die Zeit für sie war begrenzt gewesen, auch wenn das
in diesem Moment aus ihren Gedanken verschwunden gewesen war.
Zeit
allein, ohne alle anderen.
Einmal und nie wieder, das hatten sie
beide gewusst.
And
I bent towards you
Sweet in that air
In my arms
Abandoned
like a child
Kai
hatte sich über Rei gebeugt. Überall hatte sich nun
ihre inzwischen gänzlich unbedeckte Haut berührt, hatte
unzählige Schauer durch ihre Körper gejagt und mit jeder
Berührung war die Begierde und das Verlangen nach dem Anderen
gestiegen.
Die Sonne hatte unvermindert auf sie nieder gebrannt,
aber sie hatten es nicht mehr gemerkt. Sie hatten sich gegenseitig in
den Armen gehalten und Kai hatte sich gleichzeitig so hilflos und
doch so frei und unbekümmert gefühlt, so stark und
unverwundbar, weil Rei bei ihm gewesen war.
From
your eager mouth
The taste of strawberries
In my memory
Lean
back again
Let me love you
Kai hatte noch immer Erdbeeren schmecken können, wenn er Reis Lippen auf den seinen gespürt hatte und Reis Zunge seinen Mund erforscht hatte, begierig und zügellos. Und irgendwann hatten sie sich nicht mehr beherrschen können, den leidenschaftlichen Küssen und Berührungen war mehr gefolgt. Viel mehr.
Kai
erinnerte sich nicht mehr an jedes Detail.
Er hatte sich fallen
gelassen damals, vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben. Alles war
hinter einem dunstigen Schleier aus Leidenschaft, der Begierde, der
Erfüllung verschwunden, hatte ihm die klare Sicht auf seine
Erinnerungen an diesen Teil des Nachmittags genommen. Das Einzige,
was er heute damit verband, war dieses seltsame Gefühl
von...Erdbeerigkeit. Süß, rot, geschmackvoll, aber auch
unglaublich schnell aufgegessen.
Es war das erste und auch
einzige Mal gewesen, dass Kai mit Rei geschlafen hatte. Er hatte Rei
geliebt, liebte ihn immer noch. Aber Rei war nicht da, nicht bei
ihm.
Sie hatten immer gewusst, dass sie nur dieses einzige Mal
zusammen haben würden.
Weil alle anderen nicht hätten
akzeptieren können, was sie für einander empfunden hatten
und was zumindest Kai noch immer empfand.
Weil ‚so etwas'
totgeschwiegen wurde, weil es nicht ‚natürlich' war.
Weil
sie aus der Gesellschaft ausgestoßen worden wären und weil
sie es nicht geschafft hatten, das in Kauf zu nehmen; damals.
Und alles was blieb, war der Geschmack von Erdbeeren.
Let
the sun beat
On our forgetfulness
One hour of all
Aber Kai hatte Angst, diesen Geschmack zu vergessen. Er wollte niemals vergessen, wie diese Erdbeeren geschmeckt hatten, weil Erdbeeren mit diesem Nachmittag zu einem Teil von ihnen beiden geworden waren und die Erinnerung daran, so hoffte Kai, war etwas, was sie bis heute verband. Er wusste nicht, wo Rei war, aber wo er auch sein mochte, so gab es doch die Sonne, die ihn und auch Kai selbst an einen Sommertag zu erinnern vermochte; an diesen Sommertag mit Erdbeeren in Zucker, die im Sonnenlicht geglitzert und so verheißungsvoll ausgesehen hatten.
The
heat intense
And summer lightning
On the Kilpatrick hills
Abends
hatte es ein Gewitter gegeben, wie zu erwarten gewesen war. Es war
noch immer heiß gewesen, aber am dunkelnden Himmel über
Schottland hatten Blitze gezuckt.
Kai und Rei hatten auf der
kurzen Treppe vor dem Anwesen gesessen, schweigend, und hatten darauf
gewartet, dass die Anderen zurückkamen.
Unauffällig und jeder Zeit leicht zu lösen, hatten ihre Finger sich zwischen ihnen verhakt, der einzige Hinweis auf das, was an diesem Nachmittag zwischen ihnen geschehen war. Die beiden Teller mit dem roten Saft der Erdbeeren hatten noch auf den Steinfliesen neben ihnen gestanden, als hätte ihr Wegräumen bedeutet, dass dieser Nachmittag endgültig zu Ende war- und nie wieder laut erwähnt werden würde.
Let the storm wash the plates
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Ich
habe bewusst offen gelassen, wo Rei denn nun ist. Ob er in einem
anderen Teil der Welt lebt als Kai, ob er überhaupt noch lebt –
das ist euch überlassen. Ebenso wie die Frage, ob Kai und Rei
sich doch noch einmal irgendwann in ihrem Leben wiedersehen werden.
Das könnt ihr für euch entscheiden. Wo Rei für
mich ist, sage ich deshalb auch nicht.
Ich würde mich jedenfalls freuen, wenn ihr ein Review hinterlasst. .
