Sommergeschichten TEIL 1

2. Kapitel: Die Jagd ist eröffnet

Wie erwartet ließ der Sturm über Nacht schnell nach und verebbte in den frühen Morgenstunden schließlich ganz. Ein frischer, blank gewaschener Himmel erstreckte sich über Los Angeles und die Sonne schien, als habe sie etwas gutzumachen.

Einige der jungfräulichen Sonnenstrahlen schafften es sogar durch die zugezogenen Jalousien der Riptide und leuchteten das dahinter versteckte Chaos gnadenlos aus. Die Bewohner bekamen davon jedoch nichts mit.

Sie schliefen noch - jeder dort, wo er sich am Abend zuvor befunden hatte und wo er im Laufe der Nacht eingenickt war: Cody auf dem Fußboden, eine Fußstütze als Kopfkissen missbrauchend, Nick und Irina in je einer Sofaecke und Murray im Fernsehsessel.

Dennoch kam plötzlich Bewegung in die Szenerie, als sich Murrays orangefarbener Roboter ''Roboz'' über die Treppe in den Salon manövrierte - oder besser: hievte - und auf seinen Herrn und Erbauer zurollte, der wie ein abgeknicktes Trinkröhrchen in seinem Sessel hing.

Ungelenk stupste er ihn mit seinem Greifarm an.

Von der harten Berührung erschreckt, fuhr Murray aus dem Schlaf hoch, wobei er sich fast selbst die Brille von der Nase schlug und starrte Roboz aus trüben Augen an. Dann besann er sich und blickte auf seine Armbanduhr.

„He Leute!'', rief er dann und sprang aus dem Sessel. ,Aufstehen! Es ist schon nach acht Uhr.'' Während Murray versuchte seine zerzausten Haare in Ordnung zu bringen, kamen die anderen auch langsam zu sich und sahen sich zögernd und verwirrt erst im Salon um und sich dann gegenseitig an, bis die Erinnerung an die vergangene Nacht zurückkehrte.

Codys Blick fiel als erstes auf den noch offen stehenden Koffer mit dem brisanten Inhalt und er bemerkte kopfschüttelnd,,Wird Zeit, dass wir Licht ins Dunkel bringen. Ich schlage vor, Murray und ich knöpfen uns Quinlan vor und ihr zwei...'' Er wandte sich an Nick und Irina, die noch immer auf dem Sofa saßen. „ ...holt inzwischen Irinas Koffer vom Flughafen.''

Nick sparte sich jedes Wort und brummte nur zur Bestätigung, so begeistert war er über seinen Auftrag und bedeutete Irina, die ihrerseits verdrossen und noch nicht wieder ganz auf der Höhe vor sich hinstarrte, ihm zu folgen.

Auf der Straße vor dem Pier trennten sich ihre Wege.

Cody und Murray bestiegen Codys rot-weißen Pick-Up, während Nick und Irina immer noch wortkarg ein Stück die Promenade entlang gingen, bis sie vor einem verdeckten Vehikel standen.

„Wieso deckst du das zu?'', fragte Irina, während sie auf der Strandmauer sitzend ihre Schnürsandalen anzog, die nicht so recht zu den geliehenen Männerkleidern passen wollten, die sie im Moment trug.

„Was denkst du wohl?'', entgegnete Nick, der die Frage nicht ernst nahm und zog schwungvoll die Abdeckung beiseite. Irina schaute halbherzig von ihrer Schnürarbeit auf und wollte ihren Augen nicht trauen. Aus Nicks Sicht erweckte sie den Eindruck eines Wanderers, dem gerade gesagt wurde, dass er auf einer instabilen Brücke stand - jedenfalls glaubte er, dass der Wanderer in dieser Situation einen ähnlich intelligenten Gesichtsausdruck zur Schau gestellt hätte, wie Irina eben.

„Es ist eine 53er Corvette'', erklärte er nicht ohne Stolz in der Stimme, zog sich seine Lederjacke über und stieg ein, während sich seine Begleiterin sofort begeistert auf den Beifahrersitz warf.

Einige Sekunden saß sie andächtig da, dann grinste sie und sagte,,Cool.''

Nick grinste gegen seinen Willen zurück und gab Gas.

Lt. Quinlan hatte an diesem Morgen schon einiges hinter sich und gönnte sich gerade eine Pause, in der er einen Kollegen nach dem Verbleib einiger alter Festnahmen fragte, als die doppelte Schwingtür zu seiner Abteilung aufgestoßen wurde und zwei der ihm wohlbekannten Detektive herein-

stürmten - wie üblich unangemeldet.

Mit einem grimmigen Grinsen, das seine Abneigung verriet, schickte er seinen Kollegen weg und ging auf Cody und Murray zu.

„Na sieh mal einer an!'', höhnte er. „Wenn das nicht unsere Schnüffler sind! Was führt euch denn hier her?''

„Wir haben mit Ihnen zu reden!'', sprudelte Cody sogleich heraus. „Wen haben Sie uns denn da auf den Hals geschickt?''

„Ach, ihr redet von dem Mädchen.'' Quinlan lachte lauthals, sodass sich einige Leute zu ihm umdrehten. „Ich dachte einfach, ich mach' euch mal eine Freude.''

,Sehr witzig'', entgegnete Cody. „Sagen Sie uns lieber, ob das wahr ist, was sie uns erzählt hat.''

„Das kommt ganz darauf an.'' Quinlan wurde wieder ernst und verschränkte die Arme vor der Brust. „Was hat sie denn gesagt?''

In diesem Moment schob sich Murray, der bisher verschüchtert geschwiegen hatte, in den Vordergrund. „Sie hat erzählt, dass sie einen Schmuckdieb verfolgt, der zugleich unsere Zielperson ist. Aber der Schmuck den sie uns gebracht hat... den Ihre Leute irgendwo aufgegriffen haben... ist falsch.''

,Ja. Und weiter?'' Sein Gegenüber zeigte keine Gefühlsregung, hob nicht einmal eine Augenbraue, wie er es sonst manchmal tat, sodass Murray gezwungen war, zu interpretieren. „Das heißt, sie hat die Wahrheit gesagt.''

„Was hast du erwartet!'', sprühte Lt. Quinlan da plötzlich. „Dass die Kleine euch anlügt? Zu welchem Zweck denn bitte?''

Er hatte so scharf gesprochen, dass er Codys halblautes,,Ach, daher weht der Wind.'' ganz überhörte und erst bei ,Geben Sie uns die Adresse des Sammlers, bei dem Sie das Zeug aufgegriffen haben.'' aufmerksam wurde.

„Na, dann kommt mal mit in mein Büro'', knurrte er verdrießlich und stapfte an den Detektiven vorbei. An der Tür wartete er, nur um sie hinter den beiden zuzuwerfen.

Nachdem Quinlan sich hinter seinem Schreibtisch niedergelassen hatte, kramte er eine Visitenkarte hervor und wedelte damit herum.

„Der Mann heißt Filémon. Bitte. Geht zu ihm, wenn ihr meint.''

Er händigte Cody die Karte aus und fixierte ihn mit eisigem Blick als er zur Tür ging, Murray auf dem Fersen.

„Eines noch, Jungs'', rief Quinlan plötzlich und veranlasste die beiden, sich umzudrehen. Er deutete mit dem Finger auf sie und kniff ein Auge argwöhnisch zu. "Ich sag' euch jetzt mal was unter Freunden.'' Der Finger wanderte von Cody zu Murray und zurück. ,Wenn ihr der Kleinen irgendetwas tut ... und wenn ihr sie nur schief anschaut! ... ich schöre euch, ich breche euch persönlich beide Arme. Und die Beine noch dazu! Und dann werde ich euch erschießen!'' Er machte eine Geste, als feure er mit dem Finger eine imaginäre Waffe ab. Cody und Murray wechselten einen verwunderten Blick und beeilten sich, aus dem Büro zu kommen.

Am frühen Nachmittag suchten sie alle zusammen den Loft auf, in dem der Sammler Bryton Filémon laut Visitenkarte lebte.

Der Fußboden bestand aus abgenutztem Parkett, über das sicher schon tausende Menschen gegangen waren, an allen Wänden hingen große, gerahmte Bilder, die schon von weitem schrieen,,Ich bin ein Original. Ich bin TEUER!'', darunter mannshohe Skulpturen mit derselben Aussage und etliche Vitrinen, die Klein-Gegenstände beherbergten.

Staunend schlenderten die Detektive hinter dem Sammler her, als dieser sie zu einer schwarzen Ledersitzgruppe vor einem der wenigen Fenster führte.

Mit dem Blick eines Verurteilten setzte er sich auf die Couch und Irina nahm, seiner Geste folgend, ebenfalls dort Platz, während Cody und Nick die Sessel in Beschlag nahmen. Murray stand einige Meter entfernt vor einem riesigen Gemälde und konnte sich offenbar nicht davon losreißen.

Da sie das Gespräch nicht unvollzählig beginnen wollten, wandten sich alle Blicke Murray zu, bis sich der Sammler ein Herz fasste (vielleicht bangte er auch nur um seine Kunstschätze) und ihm zurief,,Äh... interessieren Sie sich dafür?'' Murray wirbelte ertappt herum und stotterte,,Ich... äh... hab mich nur gefragt... ob das alles Originale sind.''

„Wo denken Sie hin? Natürlich sind es Originale!'' Der Sammler war empört von seinem Platz aufgesprungen, sodass Irina ihn am Arm zurückzerren musste. „Sind Sie sich da ganz sicher?'', fragte sie scheinheilig und schlug elegant die Beine übereinander, sodass sich ihr langer schwarz-weiß geblümter Rock wie Wasser über ihren Schoß ergoss.

Keine Notiz davon nehmend tobte der Sammler weiter. „Ich bin mir absolut sich...'' aber sie unterbrach ihn schnell und fügte hinzu,, Wie bei dem Ventura - Ensemble?'' Filémon zuckte zurück, als säße er einer Schlange gegenüber. „Woher wissen Sie davon?'', stammelte er, um Fassung ringend.

„ Ich habe den Schmuck der Polizei übergeben!''

Hilfesuchend sah er zu Cody und Nick, ebenso Irina, die ihnen mit einem Nicken das Wort erteilte. Die beiden tauschten ebenfalls einen Blick, dann beugte Cody sich vertraulich vor." ,Wir sind Privatdetektive und suchen die Person, die Ihnen den Schmuck verkauft hat.''

Filémon blieb skeptisch. „Wollen Sie die Jagd nach Schmuckfälschern nicht lieber der Polizei überlassen?''

„Nicht wenn das Klientel ausdrücklich uns beauftragt'', säuselte Irina in diesem Moment mit falschem Lächeln aus dem Hintergrund. Sie hatte inzwischen die Füße aufs Sofa gezogen und räkelte sich in der Ecke, als wäre sie hier zu Hause, sodass weder der Sammler noch Cody und Nick umhin kamen, ihre entblößten Beine zu taxieren, bis zu der Stelle, an der der Rock sie wieder bedeckte. „Und wer ist das Klientel?'', fragte Filémon schwach, weil er sich nicht von dem dargebotenen Anblick abwenden konnte.

Nick beugte sich nun ebenfalls in seinem Sessel nach vorne, um zu antworten. ,Eine Mutter, die nebenbei Besitzerin des Originals ist und eine Verlobte, die ihren Zukünftigen zurück will.'' Alle Augen (außer Murrays, der noch immer die Bilder bestaunte) waren dem Sammler zugewandt, was diesen veranlasste, sich nervös umzuschauen und dann seufzend nachzugeben,,Also gut. Ich erzähle Ihnen alles.''

Gequält strich er sich einige Strähnen seines weißblonden Haares aus der Stirn. „Es war ohnehin seltsam. Ich weiß seinen Namen nicht.''

Die Detektive saßen wie von Donner gerührt und suchten verwirrt die Blicke der jeweils anderen. „Wie kann man den Namen seines Geschäftspartners nicht kennen?'', fragte Cody schließlich.

Filémon hob schützend die Hände. „Wir haben nur ein paar Mal telefoniert. Das ist nicht ungewöhnlich. Schließlich ist mein Name in Sammlerkreisen sehr bekannt. Ich dachte ganz einfach, ich hätte auf einer Vernissage Visitenkärtchen mit ihm getauscht. Bei so vielen Bekannten ist es schwer, den Überblick zu behalten...''

„Die Kurzfassung bitte!'', unterbrach Irina ihn.

Der Sammler warf ihr kurz einen gekränkten Blick zu und fuhr dann ungerührt fort,,Na ja, jedenfalls sagte er mir, dass er das Ventura - Ensemble verkaufen wolle und dass es ihm eine Ehre wäre, mit mir ins Geschäft zu kommen.''

„Und das hat Sie nicht misstrauisch gemacht?'', gab Irina keine Ruhe und ließ ihren Partnern nebenbei keine Chance zu Wort zu kommen. "Immerhin gibt es viele, viele, viele Sammler hier und auch anderswo und ausgerechnet Ihnen...''

,Gute Frau!'' Nun war es an Filémon, sie zu unterbrechen. Theatralisch hob er eine Hand an die Brust. „Es war wiederum auch mir eine Ehre in den Besitz des Ventura - Ensembles zu kommen. Da stellt man besser nicht zu viele Fragen. Und wie gesagt: ich nahm an, ich hätte den Herrn bereits kennen gelernt. Nun, wir verabredeten uns für den kommenden Tag hier in meinem Loft - so etwas Wertvolles trägt man einfach nicht in der Öffentlichkeit herum - und wir kamen ins Geschäft. Der Herr war übrigens sehr zuvorkommend.''

„Und Sie haben sich wieder nicht nach seinem Namen erkundigt'', schlussfolgerte Nick mit gerunzelter Stirn, womit er einen empfindlichen Nerv bei dem Sammler getroffen hatte. ,Nein! Bitte verstehen Sie mich! Es war mir einfach zu peinlich, mich nicht mehr an ihn erinnern zu können.''

„Erzählen Sie bitte weiter, Mr. Filémon'', lenkte Irina das Gespräch zum Thema zurück und erntete dafür einen bösen Blick von ihrem Partner.

Auch der Sammler schien allmählich die Geduld zu verlieren, denn er seufzte vernehmlich, bevor er sich dazu herabließ, weiterzusprechen.

„Eigentlich gibt es kein 'weiter' '', knurrte er. „Ich erstand das Ensemble und alles war bestens, bis Ihre Freunde von der Polizei hier aufgetaucht sind und es konfiszierten.'' Pure Verzweiflung schwang in seiner Stimme mit und Irinas gleichgültiges Gehabe brachte ihn nur noch zusätzlich auf die Palme. Cody und Nick begannen, nervös auf ihren Sesseln herumzurutschen, denn ihre Begleiterin war noch nicht am Ende.

„Soweit ist uns die Geschichte bekannt. Überlegen Sie bitte genau: könnte es nicht doch sein, dass sie dem Mann bereits begegnet sind? Haben Sie eine Telefonnummer oder eine Visitenkarte...'' Der Sammler antwortete nicht mehr, sondern verbarg erschöpft das Gesicht in den Händen.

Cody bekam Mitleid mit der geschlagenen Kreatur und bedeutete Irina mit einem Nicken, jetzt zu gehen, doch sie schüttelte trotzig den Kopf und beugte sich zu der gekrümmten Gestalt hinüber. „Können Sie sich erinnern, wie er aussah?''

„Ja, das kann ich!'' Plötzlich kam wieder Leben in den Sammler. „Es war ein Latino. Dunkle, halblange Haare. Glatt und mit viel Pomade. Einen feinen Bart auf der Oberlippe. Und er hatte Goldkronen auf den Zähnen, die er beim Lachen gern und viel gezeigt hat. Er war noch jung. Vielleicht Mitte dreißig.''

„Danke'', strahlte Irina und sprang vom Sofa auf. Ohne sich noch mal umzudrehen stolzierte sie zu der Ausgangstür, sodass Nick und Cody, die nebenbei auch noch Murray aufgreifen mussten, Mühe hatten ihr zu folgen.

Während des Gesprächs war die Sonne hinter den nächsten Hochhäusern verschwunden, womit der Gehsteig vor dem Haus nun im Schatten lag. Nur noch wenige Passanten waren unterwegs, sodass es für Cody und die anderen ein leichtes war Irina wieder einzuholen und zu stellen.

Mit wütendem Gesicht packte Ersterer sie am Arm, doch als sie herumwirbelte, stand ihre Laune der seinen in nichts nach.

„Was sollte das gerade eben?'', fauchte er sie dennoch an. „Wir sind überhaupt nicht zu Wort gekommen! Wer hat gesagt, dass du das Gespräch leitest? Ich dachte, wir sind ein Team!''

Irina befreite sich aus seinem Griff und fauchte zurück,,Aber das ist immer noch mein Fall!''

Unser Fall'', korrigierte Nick ruhig, der sich ihr inzwischen in den Weg gestellt hatte. Sie drehte sich abrupt zu ihm um, Paranoia in den Augen, als wittere sie Verrat. ,Irrtum! Mein Fall! Mrs. da Silva hat mich beauftragt, ihren Sohn und das Ensemble zu finden!''

"Aber er ist doch auch unser Verlobter... äh... Gesuchter...'', warf Murray vorsichtig ein. Irina machte ihm in diesem Zustand Angst - noch mehr Angst als sowieso schon - und als sie jetzt den Blick auf ihn richtete, wäre er am Liebsten gestorben. „Wenn ich den Sohn habe, habt ihr den Verlobten'', zischte sie. „Aber der Schmuck hat Vorrang!''

Sie machte Anstalten zwischen ihm und Nick hindurchzustürmen, doch dieser versperrte ihr den Weg. Sie änderte die Richtung, fand sich jedoch Cody gegenüber. Mit Murray im Nacken waren alle Fluchtwege abgeschnitten.

„Also so geht das nicht weiter!'', begann Cody, dem es offensichtlich nichts ausmachte, die zornige Frau in ihrer Mitte noch mehr zu reizen und an Quinlans Drohung dachte er auch nicht mehr. „Wir können den Fall nicht lösen, wenn jeder macht, was er will! Wir müssen uns absprechen.''

Er fixierte sie mit einem Blick unter dem sie tatsächlich friedlicher zu werden schien. Schließlich fasste sie sich mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand an die Stirn und schüttelte den Kopf, als müsste sie sich auf etwas besinnen. „Ja... du hast ja Recht. Tut mir Leid. Ich bin es gewohnt, alleine zu arbeiten.'' Dann sah sie auf und alle wussten, dass sie es ehrlich meinte.

„Wie wäre es, wenn wir erst einmal nach Hause gehen?'', schlug Nick versöhnlich vor. „Dann können wir alles besprechen und sehen, wie weit wir gekommen sind.'' Murray im Hintergrund begann mit den Armen zu wedeln, als wolle er etwas sagen, rief dann jedoch nur,,Genau!'' und seufzte erleichtert, diesen Streit überlebt zu haben.

Sie hatten sich alle in der Küche versammelt, um Murray beim Zubereiten des Abendessens zuzusehen. Die Sonne hatte inzwischen einen tiefen Stand erreicht und tauchte den Hafen und die darin liegende Riptide in oranges Licht. Ein frisches Lüftchen vertrieb allmählich die Hitze des Tages, sodass die Schiffsbewohner gezwungen waren, sich Pullis überzuziehen.

"Im Augenblick sieht es wohl so aus, dass wir keine Ahnung haben, wo wir ansetzen sollen'', begann Cody irgendwann das Gespräch und streckte sich genüsslich auf der Eckbank aus. „Wenn ihr mich fragt, ist da Silva ohnehin schon außer Lande.''

„Ja, vielleicht sollten wir einfach Quinlan die ganze Sache überlassen'', stimmte Murray pessimistisch zu, während er am Herd Spiegeleier wendete.

„Sagt mal, habt ihr sie noch alle?'', empörte sich Irina plötzlich und sprang von ihrem Stuhl auf. „Werft ihr immer so schnell die Flinte ins Korn? Nur weil wir keinen offensichtlichen Anhaltspunkt haben?'' Ehe sie richtig losschimpfen konnte, hatten Nick und Cody sie jedoch an den Armen gepackt und auf ihren Platz zurückgezerrt. „Schon gut!'', schnappte sie und riss sich los. „Habt ihr schon mit der Verlobten gesprochen, ob sie uns einen Hinweis liefern kann?''

„Natürlich haben wir'', erklärte Cody gleichgültig und machte sich auf der Bank noch ein bisschen länger. „Aber sie kennt seine Geschäftspartner nicht. Er hat sie nie mit nach Hause gebracht.''

„Wäre ja auch bescheuert vor den Augen seiner Frau ein Verbrechen zu planen'', ergänzte Nick grinsend.

„Natürlich waren sie nicht im Haus!'' ereiferte sich Irina und tippte sich an die Stirn. „Aber vielleicht konnte sie bei anderer Gelegenheit eine Beobachtung machen. Ich schlage vor, ihr fahrt noch mal hin und fragt sie, ob sich in den letzten Wochen irgendetwas Ungewöhnliches ereignet hat. Anrufe, Leute, die sie auf der Straße angesprochen haben, Lieferungen...''

Sie verschränkte die Arme, als dulde sie keinen Widerspruch.

„Na gut, das machen Nick und ich morgen'', lenkte Cody schließlich ein. „Und was habt ihr beide vor?'' Fragend sah er zu Murray, doch dieser schien schreckerstarrt von dem Gedanken, mit Irina alleingelassen zu werden.

Die heiße Pfanne zischte vernehmlich.

,Wir rufen Mrs. da Silva an und fragen sie das selbe'', antwortete Irina an seiner Stelle und suchte Murrays Blick, doch dessen Aufmerksamkeit wurde vom Abendessen beansprucht, das inzwischen leicht angebrannt war...