Kapitel vier – Zaubergamot

„Fräulein Hermine Granger? Zauberei-Ministerin, gut gemacht, Hermine." Katharine lächelte die junge Dame, von der sie immer noch bewundert angestarrt wurde, warm an.

„Oh, Entschuldigung, wie unhöflich von mir!" Hermine streckte ihre Hand aus und Katharine schüttelte diese. „Ich möchte Ihnen ein paar Fragen stellen, wenn Ihnen das Recht ist."

„Ja, Liebes, das wäre in Ordnung. Minerva, dürfen wir und hier unterhalten? Oder sollen wir zu meinem Wohnsitz gehen?" Katharine sah Minerva an, die nun geduldig an ihrem Schreibtisch saß.

„Nein, nein, bleibt ruhig hier. Aber ich werde bald weg sein, meine nächste Unterrichtsstunde."

Hermine und Katharine nahmen auf den beiden Sitzen vor dem Schreibtisch platz. Hermine wrang ihre Hände auf ihrem Schoß mit Besorgnis, dann sah sie zu Katharine auf und holte tief Luft: „Ich würde Sie gern nach Draco Malfoy fragen."

Katharine sah für einen Moment verblüfft aus, dann sagte sie vorsichtig: „Was ist mit ihm, Liebes?"

„Ich… ähm… untersuche seine merkwürdige Gerichtsverhandlung erneut. Ich habe den Eindruck, dass er einer von Dumbledores Spionen war, und dass Sie davon wussten." Hermine sah Katharine fragend an. Diese nickte leicht, so dass Hermine weiterredete: „Ich habe mich gefragt, ob Sie mir vielleicht ein wenig darüber erzählen könnten, wie es dazu kam?"

„Also, von Mr Malfoy wurde angenommen, dass er einer der gelehrtesten Menschen auf der Seite des Lichts war, gelehrt über die dunkle Seite. Albus wusste, dass er für uns ein Gewinn wäre. Aber das einzige Problem war, dass Mr Malfoy nicht wusste, auf welcher Seite er war. Seine Familie war auf der dunklen Seite, aber dennoch hatte er nicht das Gefühl, dazu zu gehören. Glücklicherweise hat er sich bei Albus Rat geholt." Was Katharine Dumbledore gerade angefangen hatte zu berichten, schien ziemlich nützlich zu sein. „Im Verlauf von Malfoys siebtem Schuljahr in Hogwarts hat Albus ihn auf unsere Seite gelenkt. So seltsam und unglaublich das nun auch klingen mag, er kam zu Albus und hat sich mit ihm verbündet, genau eine Nacht bevor er sich Voldemort anschloss."

Hermine musste bei der Vorstellung, wie Draco sich beiden Seiten anschloss, grinsen. Sie überlegte, dass sie zum Zaubergamot gehen und nach einer zweiten Verhandlung für Draco fragen sollte, aber sie wusste, dass dieses – trotz Hermines Status als Zauberei-Ministerin – nicht hören würde. Hermine seufzte wütend, sich überhaupt nicht bewusst darüber, was sie tat.

„Habe ich etwas gesagt, was sie beleidigt hat, Ministerin?", fragte Katharine mit leicht gerunzelter Stirn.

„Oh, nein, tut mir leid. Ich habe Ihnen zugehört, aber ich habe gerade darüber nachgedacht, wie man eine zweite Gelegenheit bekommen könnte, um seine Unschuld zu beweisen.", sagte Hermine schnell und sah Katharine in die Augen.

„Also glaubst du, dass er unschuldig ist, Hermine?", fragte Minerva, die eine Augenbraue nach oben gezogen.

Glaubte sie es? Obwohl der offensichtliche Beweis für seine Unschuld geradewegs vor ihr saß, bezweifelte Hermine es immer noch. Ihr starker Hass Draco gegenüber, der sich in all den Jahren in Hogwarts entwickelt hatte, strömte durch ihren Körper und ließ sie erwägen, die ganze Untersuchung zu belassen und sich auf Ginnys Hochzeit zu konzentrieren. Sie blickte sich im Zimmer um und seufzte tief.

„Ja. Ja, ich glaube, dass er das ist."


Hermine wurde durch ein sanftes Stupsen ihrer Schulter geweckt. Sie rieb sich über die Augen und verschluckte sich beim Anblick von Ginny, die auf dem Boden neben ihr kniete und lächelte.

„Wie kommt es, dass du auf Sofas anstatt in Betten schläfst?", fragte Ginny, als Hermine sich aufgesetzt hatte und sich räkelte; sie hatte auf dem Sofa in ihrem Wohnzimmer gelegen.

„Nicht auf Sofas, nur auf diesem hier. Es ist verdammt bequem, weißt du."

„Ja, aber auch verdammt schlecht für deinen Rücken, Granny." Ginny runzelte die Stirn und folgte Hermine, nachdem diese aufgestanden war und auf die Küche zusteuerte, wo der Kaffee war. Hermine lachte und massierte eine ihrer Schultern.

„Da hast du wohl Recht." Sie setzte sich Ginny gegenüber an den Tisch und reichte ihr eine Tasse frischen Kaffee. „Es ist toll, während ich schlafe, aber jetzt, wo ich wach bin…"

Hermine blickte finster drein und ließ ihre Bemerkung in der Luft stehen. Ginny lächelte erneut fröhlich. „So, bist du bereit für einen höllischen Shopping-Tag?"

Hermine stöhnte. Ob sie bereit war? Sie hatte seit vielen, vielen Jahren auf diesen Tag gewartet. „Ginny, ich bin bereit bis zum Umfallen zu shoppen."

Ginny klatschte in die Hände, so wie ein aufgeregtes Kind es tat. „Dann komm. Wie schnell kannst du fertig sein?"

„Hey, du sprichst mit der ‚Geschwindigkeits-Frau, die fünf Minuten nach dem sie bei der Arbeit sein sollte aufsteht und so schnell wie der Blitz fertig ist'." Hermine warf ihre Haare übertrieben nach hinten. Ginny lachte.

„Na dann, zeig mir, woraus du gemacht bist, Mädchen, ich möchte jetzt gehen." Ginny lachte erneut, als Hermine ihr spottend salutierte und die Treppe hochrannte.

Hermine erreichte ihr Zimmer und zog die schwarze Robe, die sie am Vortag getragen hatte, aus, um eine blaue Robe mit schwarzen Randstreifen anzuziehen. Sie wusch sich ihr Gesicht und erneuerte ihr Make-up, dann fuhr sie kurz mit einer Bürste durch ihre losen Locken.

Hermine sprintete nach unten und griff nach ihrem Zauberstab und einer Handtasche. „Zeit?"

Ginny schaute von ihrem Sitzplatz auf dem Sofa aus auf die Uhr und antwortete: „Drei Minuten."

„Ha! Ich habe dir ja gesagt, dass ich schnell bin. Lass und gehen." Hermine grinste und mit einem ‚plop' war sie verschwunden. Kurz nachdem sie im ‚Tropfenden Kessel' angekommen war, folgte ihr Ginny.

„Granny, wir haben circa zehn Stunden Shopping vor uns. Ich denke, wir sollten sofort anfangen." Mit diesen Worten nahm Ginny Hermines Hand und zog sie aus dem Pub. „Übrigens, wie lief's gestern mit deiner Arbeit?"

Hermine rief sich ihren Ausflug nach Hogwarts und ihre Begegnung mit Katharine Dumbledore wieder ins Gedächtnis. Katharine hatte Hermine alles erzählt, was sie über Dracos Rolle als Albus' Spion wusste. Hermine erinnerte sich daran, nach den Mitgliedern des Zaubergamots gefragt zu haben und zu ihrem Entsetzen war Fudge immer noch einer von ihnen, wenn auch nicht mehr der Vorsitzende.

„Ähm, ganz gut.", stammelte Hermine nervös, die Augen auf ihre jüngere Freundin gerichtet. „Du weißt, wie Arbeit ist."

Ginny kicherte und grinste Hermine breit an. „Was du eigentlich meist ist ‚Also, Gin, ich bin vor Langeweile fast gestorben und wurde durch deinen Anblick gerettet'."

Hermine lachte und nickte. „Oh ja, Gin, du bist mein Held!"


Hermine und Ginny hatten einen zufrieden stellenden Tag mit Bummeln und Kaufen hinter sich, aber sie waren noch nicht einmal annähernd fertig. „Nächste Woche müssen wir nach Wielding Witch, dort gibt es viele Läden mit Abend- und Ballkleidern."

Hermine sah auf ihre Uhr bevor sie antwortete: „Ich denke, das sollten wir, aber jetzt müssen wir die Winkelgasse verlassen, du und Harry solltet doch in einer Stunde bei deinen Eltern sein."

Ginny schwang zu Hermine herum. „Du machst Witze."

Hermine schüttelte ihren Kopf. „Nein, viel Spaß!"

Ginny disapparierte mit einem ‚plop' und ließ Hermine alleine auf der Straße stehen. Diese verschwand mit dem gleichen Geräusch.

Als Hermine zu Hause ankam, begrüßte ihre Eule Sunsoar sie. Sunsoar war eine schöne Schneeeule mit sehr weißen Federn. „Hallo Sunsoar, du warst für einige Zeit weg. Was hast du mir denn mitgebracht?"

Sunsoar streckte sein Bein geduldig aus und Hermine machte den Brief los. Sie nahm ihn vorsichtig aus dem Umschlag und las.

Liebe Hermine,

ich war gerade auf dem Weg nach Norden in Richtung Schweden, als deine Eule mich gefunden hat. Tut mir leid für die Verspätung, aber ich war für einige Zeit in einer sehr schwierigen Situation.

Ich werde zur Hochzeit meiner kleinen Schwester nach London kommen. Kannst du es glauben? Endlich heiraten Ginny und Harry. Harry hat einige Jahre gebraucht, bis er den Mut aufgebracht hat, sie zu fragen. Aber ich werde erst am Hochzeitstag kommen, ich befürchte, ich schaff es nicht eher, oder hier gibt es Chaos. Ich werde wohl auch noch in der gleichen Nacht wieder gehen, hoffentlich nicht, ohne mit dir geredet zu haben.

Denkst du, du könntest Ginny das von mir ausrichten, denn ich möchte nicht an zwei Leute schreiben, wenn es eindeutig Zeitverschwendung ist. Oh, und sorg dafür, dass sie nicht zurückschreibt, es war schon schlimm genug, einen Brief von dir zu kriegen und ihn beantworten zu müssen, aber das gleiche auch noch für Ginny tun zu müssen –

Ich muss jetzt wirklich Schluss machen, oder ich werde getötet.

Mit Bedauern,
dein Ron Weasley

Hermine zerknüllte den Brief und warf ihn in den Müll. Ron war manchmal so ein Schwachkopf, er übertrieb es immer mit seiner Arbeit. Vielleicht ließ ihn sich das wichtiger fühlen oder so, was auch immer es war, es machte Hermine verrückt.

Er verhielt sich immer überlegen, so als wäre er wichtiger als alle anderen, und er ließ Hermine immer die Drecksarbeit erledigen.

Er wusste, dass Ginny es ihm übel nahm, dass er nicht früher kommen oder länger bleiben würde und darum überließ er es Hermine, das Ginny zu erzählen, so dass Ginny sie anschrie.

Hermine sah zu ihrem Schreibtisch herüber, der mit Papieren bedeckt war. Sie stöhnte, weil sie wusste, dass sie dem Zaubergamot einen Besuch abstatten musste, und dass Fudge alles in seiner Macht stehende tun würde um sie, obwohl sie Zauberei-Ministerin war, davon abzuhalten, eine zweite Verhandlung für Draco zu erwirken.

Morgen, dachte Hermine bitter. Morgen werde ich zum Zaubergamot gehen und eine zweite Verhandlung verlangen.


Hermine ging in das Gebäude, einen entschlossenen Blick im Gesicht. Sie ging geradewegs an der neuen Sekretärin vorbei, die Hermines Rücken verblüfft musterte und ihr mit offenem Mund nachstarrte.

Hermine folgte dem Gang weiter ins Gebäude hinein und spähte auf die Namensschilder auf allen Türen. Als sie Tür mit der Aufschrift ‚Cornelius Fudge, Vorsitzender des Zaubergamot' erreicht hatte, klopfte sie einmal an und betrat direkt darauf das Büro.

Ihr plötzliches Eintreten erschreckte Fudge, der von seinem Papierkram aufgesehen hatte. Sein Mund bog sich zu einem spöttischen Lächeln, als er sie erkannte. Hermine lächelte bloß süßlich.

„Gut, wie ich sehe, haben Sie mich nicht vergessen." Hermine kam auf seinen Schreibtisch zu und setzte sich ohne Aufforderung auf den Sessel. „Ich bin heute nicht auf einen gesellschaftlichen Besuch gekommen, sondern ich bin hier um eine zweite Verhandlung für einen gewissen unschuldigen Azkaban-Insassen zu erwirken."

Fudge lachte rau auf. „Schön, schön, schön. Endlich etwas, das Sie nicht ohne meine Hilfe tun können, he? Was, sind Sie zu jung, um das selbst zu erledigen, hmm?"

„Fudge, Sie werden wohl nie verstehen, wie nervig Sie eigentlich sind, oder?"

Hermine schloss ihre Augen und schüttelte ihren Kopf, als wäre sie von ihm gestört worden. „Ich brauche nur eine Verhandlung für einen Gefangenen, danach können Sie ihren Einflussbereich, den Sie im Zaubergamot haben, gelten machen, sie Sie wollen."

„Nein, ich habe immer noch die Macht, einen Gefallen, nach dem die Zauberei-Ministerin fragt, zurückzuweisen." Fudge sah wieder auf seine Arbeit herab, aber Hermine gab nicht so schnell auf. Sie stand auf und schlug mit beiden Händen auf die Tischplatte, um seine Aufmerksamkeit einzufordern.

„Sehen Sie, ich werde es Ihnen noch einmal schön langsam und einfach sagen, sodass Sie es verstehen. Ich. Brauche. Eine. Zweite. Verhandlung. Für. Draco. Malfoy. Er. Ist. Unschuldig!"

Fudge grinste hämisch. „Draco Malfoy? Dein Glück, das du von Anfang nicht hattest, hat dich gerade verlassen. Seine Verurteilung ist in fünfzehn Minuten. Also wenn Sie mich nun entschuldigen würden, ich habe eine Person zu Grunde zu richten."

Hermine starrte ihn an, als er aufstand und zur Tür seines Büros schritt. Er hielt kurz bevor er verschwunden war inne und sagte mit einem noch breiteren Grinsen: „Und die Antwort ist immer noch nein. Jetzt verlassen Sie mein Büro, so dass ich Ihren auch so unschuldigen Draco Malfoy vernichten kann."

Hermine blinzelte, als er den Raum verlassen hatte. Dracos Verurteilung war um einen Tag nach vorne verlegt worden.


Bedankt euch beim Osterhäschen, dass ich so schnell war...

Frohe Ostern!

Und falls ihr was unlogisch finden solltet, beschwert euch bei Enigmatic Wayfarer #lach#