Kapitel acht – Briefe aus Hogwarts

Als Hermine am nächsten Tag gegen Mittag die Küche betrat, saß eine Eule auf dem Küchentisch, zwei Briefe an ihre Beine gebunden.

Hermines Augen weiteten sich. „Wie lange wartest du denn schon? Tut mir leid."

Sie eilte herüber um der Eule den Brief vom Bein zu nehmen, und nachdem sie dies getan hatte, plusterte die Eule ihre Flügel auf und flog davon. Hermine starrte ihr für einen Augenblick nach, dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit den Briefumschlägen zu.

Einer der Umschläge war an sie adressiert, der andere an Malfoy. Neugierig drehte Hermine sie herum und sah das auf sie gestanzte Hogwarts Emblem. „Jetzt macht es Sinn."

„Was mach Sinn?", kam Dracos Stimme aus Richtung der Treppen. Kurz darauf betrat er die Küche mit sehr verschlafenem Blick.

„Wir haben beide einen Brief auf Hogwarts gekriegt. Ich hatte mich gefragt, warum dir jemand schreiben würde und wie er wusste, dass du hier bist, aber", Hermine gab Draco seinen Brief, „jetzt macht es Sinn."

„Ach so, also ist McGonagall genau so wie Dumbledore war. Immer über alles informiert."

„Ich denke, dass Katharine es ihr erzählt hat.", sagte Hermine langsam. „Ich frage mich, was los ist."

„Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden."

Draco begann, seinen Brief aufzureißen, und kurz nachdem er angefangen hatte, tat Hermine dasselbe. Sie zog ihren Brief auf dem Umschlag und las laut vor:

Sehr geehrte Miss Granger,

es freut mich, Ihnen mitteilen zu können, dass Sie zur Hogwarts Wiedervereinigung, die wir für alle in Ihrem ehemaligen Jahrgang vorbereitet haben, eingeladen wurden. Die Wiedervereinigung wird in der Großen Halle in Hogwarts stattfinden und am 30. September um 19:00 Uhr beginnen. Selbstverständlich ist es Ihnen gestattet, Ihren Partner mitzubringen, auch wenn dieser nicht aus Ihrem Jahrgang oder aus Ihrer Schule ist.

Ich hoffe, Sie begrüßen zu dürfen,

Professor Sprout

Hermine sah von ihrem Brief auf und stellte fest, dass Draco sie irgendwie komisch ansah. „Was?"

„Ich nehme nicht an, dass du es mir ersparen wirst, von allen verspottet zu werden, weil ich mich in deiner Obhut befinde, oder?" Dracos Blick war schmerzerfüllt. Hermine saß sich hin und dachte für einen Moment darüber nach.

Sie stellte fest, dass sie zusammen hingehen müssten, denn er befand sich in der Tat in ihrer Obhut und sie konnte die Tatsache, dass sie ‚auf ihn aufpassen' musste nicht einfach unter den Tisch kehren.

„Wir müssen nicht hingehen."

„Doch, müssen wir."

„Warum?"

„Weil du die Zauberei-Ministerin bist. Was werde die Leute tun, wenn sie erfahren, dass die Ministerin solche Sachen wie zu ihrer Hogwarts Wiedervereinigung zu gehen vernachlässigt? Und ich muss gehen, weil du deiner ‚Aufsichtspflicht' nachkommen musst."

„Mist!", zischte Hermine, da er Recht hatte. Dann grinste sie. „Ich könnte dich immer noch nach Azkaban zurückschicken."

Draco wurde um einiges bleicher, aber dann lachte er. „Nein, das würdest du nicht."

„Warum nicht?"

„Aus dem gleichen Grund, aus dem du mich vor den Dementoren gerettet hast."

Hermine gähnte ausgiebig und stand auf. „In Ordnung, wir gehen. Aber unglücklicher Weise, und zwar für uns beide, wirst du mit mir kommen müssen."

Sie schauderte und ging ins Wohnzimmer. Nach einem Augenblick entdeckte sie Lavender, die vor der Tür stand. Hermine eilte herüber und machte auf.

„Hallo! Tut mir leid, seit wann bist du schon da?"

„Noch nicht lange. Ich habe noch nicht mal geklingelt, da hast du schon geöffnet.", antwortete Lavender und blickte an Hermine vorbei ins Haus. Diese machte schnell einen Schritt zur Seite und ließ ihre Freundin ein.

Sie folgte Lavender ins Wohnzimmer und hielt plötzlich inne. Sie wollte Lavender nicht erklären müssen, warum Draco Malfoy in ihrer Küche war, daher griff sie nach ihrem Zauberstab und murmelte einen Spruch. Dieser hielt Draco davon ab, die Küche zu verlassen, sodass sie ihn nicht sehen oder hören würden.

„Wie geht's dir so?", fragte Hermine als sie und Lavender sich hinsetzten. Lavenders Gesicht zierte ein breites Lächeln.

„Er hat mir 'nen Antrag gemacht!"

„Wer?"

„Dean!"

„Ach ja, richtig.", sagte Hermine schnell, wobei sie hoffte, dass die Aufregung der anderen Frau dafür sorgte, dass diese Hermines Zauberspruch nicht bemerkt hatte. „Wirklich, das ist wunderbar. Wann hat er dich gefragt?"

„Gestern Nacht. Wir haben draußen in der Dämmerung gepicknickt und er hat den Ring in meinen Wein getan. Es war so romantisch!"

„Wow, ihr beide passt so gut zueinander.", sagte Hermine. Lavender lächelte und hielt Hermine ihre Hand hin, sodass diese den Diamantring bewundern konnte.

„Er ist traumhaft, Lav."

„Oh! Hast du schon von Harry und Ginny gehört?" Lavender zog plötzlich eine Schnute. „Was sag ich da bloß? Natürlich hast du, du bist ihre beste Freundin."

„Ja, Harry ist in der Nacht, in der er sie gefragt hat, vorbeigekommen, noch bevor sie essen waren, und hat mich gefragt, ob Ginny der Ring gefallen würde.", antwortete Hermine.

„Wie sieht er aus?"

„Naja, ich weiß nicht, ob ich dir das sagen sollte, vielleicht möchte Ginny das selbst tun, wenn wir diese Wiedervereinigung haben."

„Nee, ich wird ihn ihr jetzt zeigen.", ertönte Ginnys Stimme. „Ich bin in die Küche appariert, aber-"

Hermine schüttelte kräftig ihren Kopf, während Lavender immer noch Ginny ansah. „Aber ich habe eure Stimmen hier gehört."

Hermine lächelte ihre Freundin für die schnelle Ausrede dankbar an. Sie wusste, sie hätte so etwas wie ‚-aber ich konnte dir Tür nicht öffnen' oder ‚-aber Draco hat gesagt, du hättest die Tür verhext.' gesagt.

Ginny grinste und eilte zu Lavender herüber, wo sie dann beide den jeweils anderen Ring bequietschten. Hermine betrachtete die beiden ein wenig betrübt, aber als diese wieder in ihre Richtung sahen, war erneut ein Lächeln in Hermines Gesicht zu erblicken.

„Oh Gin, der Ring ist sooo schön! Aber ich komm' nicht drauf, was für ein Stein das ist."

Hermine unterdrückte ihr Lachen, als Ginny sich aufrecht hinsetzte und mit künstlich tiefer und ernster Stimme sprach: „Erinnerst du dich noch, was mit Voldemort passiert ist, nachdem Harry ihn zerstört hatte?"

Lavender dachte kurz nach und sog dann die Luft ein. Sie schlug ihre Hände vor ihren Mund, als Ginny nickte. „Ja, ich denke, man könnte den Stein als seine Seele bezeichnen – wenn er eine hatte. Ist er nicht hübsch?"

„Aber er ist gefährlich! Was, wenn er wieder besitzt von dir ergreift? Oder dich verletzt?

„Das kann er nicht. Er ist nicht in der Lage, irgendetwas zu tun, er ist nicht länger menschlich. Er ist nur noch eine Seele, gefangen in einem Stein.", sagte Ginny ernst, als Lavender ängstlich ihre Hand nahm um den Ring genauer zu betrachten.

Die drei Frauen plauderten noch eine Weile, bis Lavender abwesend auf ihre Uhr sah. Sie stand abrupt auf und rief: „Oh nein, wir treffen uns mit Deans Eltern in eineinhalb Stunden und ich bin noch überhaupt nicht fertig!"

Ginny und Hermine standen auf und umarmten sie beide. „Viel Glück!"

„Bis die Tage."

Nachdem Lavender mit dem üblichen ‚pop' disappariert war, wartete Hermine noch einen kurzen Augenblick, dann murmelte sie den Gegenspruch für die Küchentür.

Keine Sekunde später erschien Draco in der Türöffnung; er sah sehr wütend aus. „Warum hast du das gemacht?"

„Weil ich nicht versuchen wollte, Lav zu überzeugen, warum ausgerechnet du in meiner Küche bist.", sagte Hermine schnell und setzte sich neben Ginny. „Und wenn du wirklich da raus gewollt hättest, dann hättest du apparieren können, oder warst du nicht intelligent genug, um darauf zu kommen?"

„Natürlich hab' ich daran gedacht. Aber ich dachte, dass du das nicht gemacht hättest, wenn du nicht unbedingt gewollt hättest, dass in der Küche bin. Also hab ich gewartet.", sagte Draco säuerlich. Hermine versuche, ihr Lächeln zu verbergen und sie konnte hören, wie Ginny ihr Lachen unterdrückte. Draco starrte sie zornig an und verließ dann den Raum.

Ginny grinste. „Wie süß, die große böse Schlange hat den Wünschen einer Muggel-Geborenen gehorcht."

„Ja genau, und als nächstes wird er frühstück machen und es mir ans Bett bringen. Ich denke nicht; meiner Meinung nach hat er irgendwas vor.", sagte Hermine, während sich ihre Augen verengten. Ginny lachte und sagte in spottendem Tonfall:

„Er? Etwas vorhaben? Niemals, ich glaube nicht, dass er auch nur davon träumen würde."

„So wie er auch nie davon träumen würde, aus diesem Haus zu kommen?"

„Ähm ja, genau so.", sagte Ginny. Ein lautes Räuspern kam aus Richtung der Treppen und die beiden Frauen drehten ihre Köpfe herum, sodass sie Draco sehen konnten, der dort stand und aufgebraust aussah.

„Denkt ihr zwei, dass ihr diese liebenswürdigen Unterhaltungen über mich vielleicht für euch behalten könnt?"

„Das haben wir.", schnapte Hermine und funkelte ihn an. Draco täuschte einen überraschten Ausdruck vor.

„Hätte mich täuschen können."

„Eine Menge Dinge können dich täuschen."

„Au! Ich hab noch nie zuvor so eine scharfzüngige Gryffindor getroffen." Draco täuschte einen geschockten Blick vor. Hermine zeigte ihm den Mittelfinger, er erwiderte die Geste und verschwand dann die Treppen hinauf.

Hermine wandte sich wieder Ginny zu, auf deren Gesicht nun ein leicht besorgter Ausdruck lag. „Was?"

„Ich würde vorsichtig sein, wenn ich du wäre. Du könntest ernsthaft Schwierigkeiten bekommen, wenn du dich einem Malfoy gegenüber so verhältst."

„Wegen ihm? Ich glaube nicht, dass er mich misshandeln würde. Er weiß dass ich es in jeder Sache mit ihm aufnehmen kann, darum kann er sich mit mir abfinden.", schlussfolgerte Hermine. Ginny zog eine Augenbraue in die Höhe.

„Du hast schon in so kurzer Zeit dieses Urteil fällen können?"

„Du hast gefragt, wie du weißt.", erinnerte Hermine ihre Freundin.

„Ja ja. Aber wie bist du so schnell zu dieser Antwort gekommen?"

„Wer weiß das schon? Ich jedenfalls nicht."

„Wirklich?", brüllte Dracos Stimme von oben. „Das wäre das erste Mal."

„Es gibt ein erstes Mal für alles, du Schwachkopf!", schrie Hermine zurück. Ginny runzelte die Stirn und stand auf. „Gehst du schon?"

„Mmh. Mum und ich gehen heute Nachmittag nach Irland.", sagte Ginny seufzend. Hermine sah sie an.

„Warum?"

„Wegen dem Ort für unsere Hochzeit. Ich wollte dich bitten, mitzukommen, aber Mum meinte, sie wolle auch irgendwie an den Planungen beteiligt sein, und sie liebt Irland, also passte das ganz gut." Ginny umarmte Hermine zum Abschied und fügte, bevor sie verschwand, noch hinzu: „Bis Donnerstag."

Hermine ging leise nach oben. Sie wollte sich für das, was er vorhin gesagt hatte, an Draco rächen. Sie dachte, dass es ihn ausreichend aus der Fassung brachte, wenn sie ihn überraschte, so dass sie über ihn herziehen konnte ohne dass er ihr Bemerkungen entgegen warf.

Sie schlich den Flur herunter und an der Tür zu ihrem Zimmer vorbei, dann hielt sie inne und ging ein paar Schritte zurück. Ihre Tür war angelehnt, aber Hermine erinnerte sich eindeutig daran, diese geschlossen zu haben, so dass Draco nicht auf irgendwelche Gedanken kommen und sich umsehen würde. Offensichtlich hatte er diese Gedanken aber auch trotz geschlossener Tür gehabt.

Hermine öffnete langsam die Tür und sah Draco, der vor ihrer Kommode stand und die Schublade mit ihrer Unterwäsche geöffnet hatte. Hermine fauchte wütend darüber, dass er ihrer Regeln einfach missachtete.

„Hallo? Was zum Teufel macht du in meinem Schlafzimmer, und die Betonung liegt hier ganz eindeutig am ‚meinem'.", fragte Hermine erzürnt. Draco wandte sich schuldbewusst um, wobei er immer noch einen roten String in der Hand hielt.

„Ähm… hallo. Ich habe nur... nach meiner Brille gesucht." Dracos Versuch, eine Ausrede für sein Verhalten zu finden, scheiterte.

„Tatsächlich? In meinem Unterwäschefach?", fragte Hermine schmerzhaft ruhig, aber Draco konnte die Wut in ihrer Stimme hören. „Ich wusste noch nicht mal, dass du eine Lesebrille hast. Hast du sie in Azkaban gekriegt, zusammen mit einer Zahnbürste als Extra-Prämie?"

Draco zuckte beim Gedanken an Azkaban zusammen. Ein nervöses Lächeln umspielte seine Lippen. „Ok, vielleicht habe ich wirklich nur sehen wollen, was du unter deinen feinen Roben so trägst."

„Draco! Raus aus meinem Zimmer, sofort!", zischte Hermine. Obwohl sie versuchte, zu verhindern, dass sie rot anlief, passierte genau dies. Allerdings nicht, weil Draco versucht hatte, ihr zu „schmeicheln", sondern auf Grund der Tatsache, dass er ihre Unterwäsche durchwühlt hatte. „Jetzt!"

Draco grinste dieses Mal aufrichtig. Er ging langsam auf sie zu und hielt vor der Tür an. Hermine zeigte direkt aus dieser hinaus hinter sich. „Geh!"

„Ich geh' ja schon." Draco hielt den String hoch, den er immer noch in seiner Hand hielt. „Fühl dich frei, mal in diesen Dingern zu modeln. Wann immer du möchtest."

Hermine schnappte sich den String und schob Draco aus ihrem Zimmer, dann schlug sie ihm die Tür vor der Nase zu.


Es tut mir wahnsinnig leid, dass es dieses Mal so lange gedauert hat (falls es jemanden interessiert: erst musste ich einen Haufen Klausuren schreiben... ja und dann war die WM, und da ich als Volunteer tätig war, bleib mir nicht wirklich Zeit, um nen Computer zu benutzen und was anderes zu tun, als meine Mails zu checken... die meiste Zeit war ich eh nur noch zum Schlafen zu hause #lach#) Naja, da jetzt Ferien sind, hoffe ich, wieder mehr Zeit zu finden, um weiterzuübersetzten.

Please forgive me! Oh, and review 'bettel'