Nach diesem Ausflug in seine Gedankenwelt, stellte er nur noch einmal neu fest, wie froh er war, Mac zu haben.

Er war wirklich der glücklichste Mann der Welt. Trotzdem war im Hintergrund immer noch eine riesige Angst präsent. Es war die Angst, die ihn immer davon abgehalten hatte, den nächsten Schritt auf Mac zu wagen. Mittlerweile hatte er diesen Schritt gemacht und dachte eigentlich, dass er auch so diese Ängste überwunden hatte. Doch immer wenn er daran dachte wie viel sie ihm bedeutete, ja wie abhängig er von ihr war, meldete sich gleichzeitig diese furchtbare Angst zurück.

Was würde ich machen, wenn ich Mac jetzt verlieren würde? Ich wäre verloren ohne sie. Ich kann gar nicht mehr ohne sie leben.

Was ist, wenn sie es sich anders überlegt? Was, wenn sie etwas Neues, Aufregenderes braucht? Ist sie auch so abhängig von mir, wie ich von ihr?

Bei diesen Gedanken verschlechterte sich seine Stimmung sofort wieder.

Jeden dieser eigentlich schönen Augenblicke zerstöre ich mir selbst mit meiner Angst. Das kann so nicht weitergehen. Ich kann Mac doch vertrauen.

Damit verdrängte er die Angst wieder, wie schon so oft zuvor in letzter Zeit, und versuchte sich auf etwas Positives zu konzentrieren.

Chloe würde sie für eine Weile besuchen und darauf freute sich Harm und natürlich besonders Mac.

„Na dann will ich mal nach dem Essen für die zwei Hungrigen schauen." Sagte Harm zu sich, stand auf und ging wieder in die kleine, enge Küche zurück.

Heute gab es Lasagne. 2/3 mit Fleisch und 1/3 ohne, versteht sich.

Als Harm gerade den Tisch deckte, hörte er ein Auto und kurz darauf Macs Stimme. Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, verschwand aber kurz darauf sofort wieder, als er nicht Chloes Stimme hörte, sondern eine unbekannte, männliche Stimme.

Verwundert legte er das letzte Besteck zurecht.

Jetzt hörte man die Stimmen bereits vor der Apartmenttüre.

Die Stirn runzelnd ging er zur Tür und öffnete.

Mac, die gerade herzhaft am Lachen war, erschrak kurz als sich auf einmal die Tür vor ihr öffnete.

Als sie am Flughafen Chloe anholte, lief sie bei der Gebäckausgabe zufällig einem alten Bekannten über den Weg – Sam Matthews. Die beiden hatten sich vor ewig langer Zeit im Jura-Studium kennen gelernt.

Als sie sich wieder erkannten, hatten sie sich natürlich viel zu erzählen. Da er berichtete, er würde kurzzeitig zu JAG nach Washington versetzt, bot Mac ihm sofort an mit ihr zu kommen und ihm alles zu zeigen. Dieses Angebot lies er sich nicht entgehen und nahm an.

Nun standen sie da. Eine strahlende Mac, ein ebenso grinsender Sam und eine genervte und traurig schauende Chloe. Mac hatte sich die ganze Zeit mehr um diesen komischen Sam gekümmert, als um sie. Das passte Chloe natürlich überhaupt nicht.

Harm sah Mac verwirrt an.

Diese antwortete gut gelaunt: „Hey, ich hab da noch jemanden am Flughafen aufgegabelt. Du hast nichts dagegen, wenn er mit uns isst, oder?"

Ohne Harms Antwort abzuwarten zog sie Sam mit sich ins Apartment.

Harm stand völlig neben sich.

Wer soll denn das nun wieder sein? fragte er sich. Er war total überrumpelt von Macs Euphorie. Jetzt fiel im zum ersten Mal Chloe auf, die bei dem ganzen Trouble ziemlich untergegangen war und immer noch außerhalb des Apartments stand.

„Hey Chloe! Schön, dass du hier bist, Große! Komm schon rein!" Harm versuchte so begeistert wie möglich zu klingen, doch in seinem Hinterkopf machte sich da wieder diese schon lang bekannte Angst breit.

Chloe trat langsam ein, stelle ihren Koffer in den Flur und ging ins Wohnzimmer.

Da hatte es sich, wie Harm feststellte, dieser geheimnisvolle Unbekannte schon gemütlich gemacht, während Mac in die Küche verschwand.

Ohne ein Wort zu sagen ging Harm ebenfalls in die Küche.

Als Mac ihn hörte sagte sie : „Mhhh Harm, die Lasagne riecht wunderbar!"

Harm ging noch ein Stück näher an sie ran und stellte sich hinter sie, immer noch schweigend.

Das machte wiederum Mac stutzig und sie drehte sich zu ihm um.

„Hey was machst du für ein Gesicht?"

Harm konnte nicht antworten.

„Harm?" Macs Lächeln verschwand langsam von ihrem Gesicht.

„Was ist los?" versuchte es Mac erneut.

„Wer ist er?" fragte er leise, ohne auch nur irgendeine Emotion zu zeigen. Nach außen schien sein Pokerface perfekt, doch innerlich zerriss es ihn, obwohl er wusste, wie kindisch er sich aufführte.

Mac schaute ihn eindringlich an, bis sie leicht anfing zu kichern.

„Keine Angst Harm, er beißt nicht!" scherzte sie.

Doch als Harm darauf hin nur etwas verärgert auf den Boden schaute, korrigierte die ihr Statement:

„Hey Flyboy, komm an den Tisch und ich erzähl dir alles. Einverstanden?" sagte sie mit einem Lächeln.

Jetzt hatte in Harm mal wieder seine Mac gegen seine Angst gesiegt. Er begann ebenfalls zu lächeln und sagte:

„Ja, du hast ja Recht. Tut mir leid."

Mac stellte sich auf die Zehenspitzen und gab im einen schnellen Kuss.

„Los, lass uns gehen."

Mac ging voraus und betrat das Wohnzimmer.

„Kommst du Sam? Wir wollen was essen!" forderte sie ihn mit einem Lächeln und einer einladenden Handbewegung auf.

Sam und Chloe standen auf und begleiteten Mac und Harm an den Tisch.

Nach dem Essen erzählte Mac dann alles was sie wusste über Sam. Harm hörte zu und erzwang ein künstliches Lächeln.

Beinahe eine Stunde lang saßen die beiden jetzt schon da und erzählten Geschichten aus „alten Zeiten".

Chloe hatte sich mittlerweile ins kleine Gästezimmer verzogen. Doch Harm musste das überstehen. Er musste mit ansehen, wie sich seine Mac da köstlich mit einem Mann unterhielt, lachte und lachte und er sich so völlig aus dem Gespräch ausgeschlossen fühlte.

Was soll das Rabb, sie wird ja wohl noch mit einem Bekannten reden dürfen. Nicht aufregen, nicht aufregen! sagte Harm sich in Gedanken immer wieder. Sofort war diese Angst wieder da. Das machte ihn wirklich noch verrückt.

Schließlich hielt er es nicht mehr aus, blickte auf die Uhr und sagte:

„ich will euch ja nicht unterbrechen, aber ich bin müde. Ich würde mich gerne schon mal hinlegen."

Zu Mac gewand fügte er leise hinzu: „Du kommst noch?"

„Ja, klar. Ich komme gleich nach." Versicherte sie mit einem Lächeln.

Harm drehte sich um und hörte gerade noch wie Sam sagte:

„Ihr…Ihr seid … ein Paar?"

Er konnte Macs Reaktion weder sehen noch hören, da er Mittlerweile im Schlafzimmer angekommen war.

Rasch schlüpfte er aus seinen Klamotten, zog sich ein T-Shirt zum Schlafen über und stellte sich ans Fenster.

Sie hat ihm noch nicht mal erzählt, dass mir zusammen sind. Warum habe ich so eine Angst?

Nach einer Weile des Nachdenkens, Harm wusste nicht wie lange er schon dort am Fenster stand, glaubte er zu einem Ergebnis gekommen zu sein.

Ich habe einfach Angst davor, dass ich ohne Mac nicht mehr auskomme. Und das kann so nicht gehen. Ich darf doch nicht abhängig von ihr sein. Aber warum macht sie mir es so schwer, was soll diese Aktion hier?

Er wurde plötzlich, als er dachte, er hätte seine Gedanken geordnet, wieder wütend. Er war wütend darauf, wie Mac ihn jetzt behandelte.

Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als die Tür zum Schlafzimmer leise aufging und Mac eintrat.

„Harm? Was machst du? Du bist ja noch wach. Ich dachte, du wolltest dich hinlegen."

Ohne sich umzudrehen antwortete Harm:

„Ehm, ja, ich … weiß gar nicht wie lange ich hier schon stehe…ich schätze ich war in Gedanken…"

Die Kälte in Harms Stimme lies Mac die Augenbrauen hochziehen.

„Alles in Ordnung mit dir?" fragte sie vorsichtig.

„Ja klar. Wieso nicht?" antwortete Harm sarkastisch.

„Du bist doch nicht sauer?" überkam es Mac.

Harm gab ihr keine Antwort.

Langsam näherte sie sich ihm und wollte ihn in den Arm nehmen, doch Harm wich ihr demonstrativ aus. Das kannte Mac. Es gab schon oft Situationen zwischen ihnen, bei denen Harm, was sie anging, überempfindlich reagierte. Dies schien wieder eine dieser Situationen zu sein.

Harm wurde währenddessen immer wütender. Diese furchtbare Angst hatte in seinem Kopf wieder sie Überhand gewonnen. Das lies ihn wütend und aggressiv werden.

„Harm, rede mit mir. Was ist los? Ist es wegen Sam oder warum verhältst du dich so?"

Harm wich der Frage aus. „Wenn wir schon von ihm reden. Wo ist er überhaupt?"

Das war für Mac eindeutig genug. Harm passte es nicht, dass sie sich heute Abend mit Sam amüsiert hatte.

„Du bist eifersüchtig!" erwiderte Mac gereizt.

„Das ist doch überhaupt nicht wahr." Erst jetzt drehte sich Harm zu Mac um und schaute ihr wütend in die Augen.

„Was soll das denn jetzt? Du führst dich auf wie im Kindergarten! Du weißt doch, dass ich mit dir zusammen bin, nur mit dir, verstanden?" gab Mac leicht unkontrolliert zurück.

„Warum hast du dann den ganzen Abend nicht mit mir geredet? Warum hast du ihm noch nicht mal erzählt, dass wir zusammen sind?"

„Harm…"

„Nein, lass mich ausreden. Hast du heute schon einen Satz mit Chloe geredet? Hast du überhaupt mitbekommen, dass sie schon nach einer halben Stunde gegangen ist? Eher weniger, was? Denn du warst ja beschäftigt und vollkommen in der ‚ach so interessanten Jura-Studium-Zeit' versunken!" warf ihr Harm vor.

Er stand völlig neben sich, war atemlos. Auch Mac entging das nicht. Sie wusste jetzt Besseres, als ihn zurück anzuschreien. Ihr war klar, dass er heute wieder viel über die Zukunft nachgedacht hatte und dass sich da wieder diese aus ihrer Sicht völlig unbegründete Angst zeigte.

Mit ruhiger Stimme redete sie auf ihn ein: „Es ist wieder deine Angst, ja?"

Doch anstatt sich zu beruhigen, wie Mac es vermutet und bezweckt hatte, wurde Harm immer lauter.

„Ach hör doch auf Mac! Für das alles trägst du die Verantwortung!"

„Wirklich? Harm, du hast Angst davor, dass ich sich wegstoße. Aber was machst du jetzt mit mir? Du stößt mich weg und so war es doch immer. Warum tust du das? Das hilft dir doch nicht weiter."

Harms Wut hatte sich mittlerweile in pure Verzweiflung verwandelt und er flüsterte:

„Ja Mac, vielleicht hilft es nicht, aber ich weiß nicht mehr weiter. Weißt du, dass mich das verrückt macht? Ich muss daran denken, immer wenn ich dich sehe, jeden Tag. Das macht mich kaputt. Kannst du das nicht verstehen?"

Mac wusste nicht, was sie hierauf antworten sollte. Sie hatte zwar gewusst, dass Harm vor irgendetwas Angst hatte, das hatte er ihr mal gesagt, doch sie war nicht weiter darauf eingegangen und ging davon aus, dass es nichts Schlimmes war. Doch da hatte sie wohl falsch gedacht.

Er hält es nicht aus, mit mir zusammen zu sein! dachte sie.

Er kann nicht mit mir zusammen sein! redete Mac sich nun ein. Sie hatte ja keine Ahnung, dass Harm nicht darauf hinauswollte. Er will sich von mir trennen! Für Mac brach eine Welt zusammen.

Harm sah die Verschieden Emotionen in Macs Augen, konnte sie aber nicht deuten. Jetzt lief eine einsamen Träne über ihre Wange.

Er ging auf sie zu und strich mit seinem Daumen über ihr Gesicht.

Mac zuckte unter seiner Berührung zusammen.

Bleib bei mir, bitte! Ich liebe dich doch! betete Mac mit zugekniffenen Augen.

„Ich glaube es ist besser, wenn ich jetzt gehe." Sagte Harm leise. In diesem Moment zerbrach sein Herz. Er liebte diese Frau über alles auf dieser Welt und doch konnten sie es anscheinend nicht schaffen, zusammen zu sein.

Ähnlich fühlte sich Mac.

Ihr Herz blieb fast stehen und sie glaubte einen unerträglichen Schmerz in der Brust zu spüren.

Vor ihr stand der Mann, den sie schon so lange liebte, mit dem sie den Rest ihres Lebens verbringen wollte. Und dieser Mensch sollte ihr jetzt einfach genommen werden? Vielleicht weil das Schicksal es so wollte?

Könnten die beiden wissen, was der andere dachte, würden sie feststellen, dass sie genau das gleiche wollten. Warum konnten sie diese Gedanken nicht aussprechen?

Wie können sich zwei Menschen so nah und gleichzeitig so fern sein?

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To be continued….

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