Zwei

Tag: 217; Stunde:18

Hermine hat ein System entwickelt. Es ist nicht das beste System und manche würde vielleicht sogar sagen, dass es ein sehr schlechtes System ist, aber es ist ihr eigenes und meistens funktioniert es.

Zaubern und warten.

Sie gibt immer ihr Bestes nach dem Abzeichen oder einem Anzeichen Ausschau zu halten, dass ihr sagt ob es sich um einen Todesser oder einen ihrer eigenen Leute handelt, aber wenn es zu schlimm und hektisch wird und sie den Unterschied nicht erkennen kann, hat sie keine andere Wahl, als sie erst zu betäuben und es dann zu überprüfen. In der Zwischenzeit hat sie gelernt, dass es in einem Kampf keine Zeit gab, um zu zögern.

Falls jemanden ihre glanzlose Art aufgefallen ist, haben sie noch nichts gesagt. Die Leute, die ihre Zauber abbekommen, haben unterschiedliche Reaktionen. Einige sind verständnisvoll, aber je höher ihr Rang gewesen ist, desto unwahrscheinlicher ist es gewesen, dass sie davongekommen ist, ohne mindestens eine Woche lang ihre Wut abzubekommen.

Sie brachte das Problem bei verschiedenen Treffen und persönlich mit Moody und Tonks zur Sprache. Es wurde jedoch nichts dagegen unternommen, außer dass sie (von einem nicht so toleranten Moody) gefragt wurde, ob sie den Orden verlassen wolle. Also passte sie sich, wie alle Leute es tun mussten, an ihre Umgebung an, um zu überleben.

Zaubern und warten.

Hermine rollt sich zur Seite und schwört, dass sie einen Zauber so nah an sich vorbeizischen spürt, dass sie ein Brennen spürt. Zum Glück schleudern die Todesser viel weniger mit Avada Zaubern um sich, als sie zuerst angenommen hatte. Ihnen gefiel Folter wesentlich besser.

Sie kämpft sich wieder auf die Beine, weniger geschmeidig, als sie es von vielen anderen gesehen hatte und zielt in die ungefähre Richtung der Person, die gezaubert hatte. Sie ist desorientiert, aber schafft es trotzdem zu treffen, und lässt ihren Angreifer auf dem Boden zurück. Sie ist zu sehr im Offenen, also rennt sie weg, um Deckung zu suchen. Der Rauch, der durch die viele Zauber und die Zerstörung entsteht, ist sowohl ihr Feind als auch ihr Freund und dass fällt ihr besonders dann auf, wenn er nicht mehr da ist.

Eine Silhouette erscheint auf dem Weg vor ihr und sie zögert nur eine Sekunde lang, bevor sie sie betäubt. In solchen Situationen kann sie nie sagen, in welche Richtung die Leute schauen, und sie hat keine Zeit um zu zögern.

Sie schleicht vorwärts und hält Ausschau nach Anzeichen von jemand anderem. Sie ist jedoch schrecklich im Schleichen und ihre Füße scheinen zu laut zu sein, sie hört auf zu atmen, um die Geräusche zu vermeiden, die sie von sich gibt, wenn ihre Lunge rasselt. Ihren Atem anzuhalten, ist jedoch keine gute Idee, denn in dem Moment, in dem ihr Körper das verzweifelte Bedürfnis wahrnimmt, Luft zu benötigen, ist sie noch lauter und unkoordinierte als zuvor.

Die Frau am Boden trägt keine Maske oder Kapuze, aber auch ihr Ärmel war leer. Ein Auror war der erste gewesen, der diesen Fehler gemacht hatte und war jetzt tot. Danach wurde es ihnen immer wieder eingeschärft, wie wichtig es war, ihr Erkennungszeichen zu tragen.

Nicht alle die für Voldemort kämpften, waren Todesser. Einige waren nur entschlossene Anhänger, die von der Schlacht erfuhren oder einfach noch kein Mal hatten. Es gab auch ein paar wenige Fälle, in denen Todesser ihre Kapuzen abgelegt haben, um sich als Leute von ihrer Seite zu tarnen. Man konnte niemanden vertrauen, der nicht den Phoenix oder das orangefarbene Band um seinen Arm hatte.

Hermine ist sich nicht sicher, was sie auf die Anwesenheit von jemand anderen aufmerksam macht oder ob es überhaupt irgendetwas anderes ist als ihre natürliche Neugier sich umzusehen. Als sie ihn jedoch sieht, schnappt sie so heftig nach Luft, dass ihre Lunge brennt und sie Husten muss. Es ist ein dröhnendes Geräusch in der unheimlichen Stille um sie herum. Der Husten unterbricht ihren Zauber beim ersten Mal und als Lucius erkennt was sie vorhat und seinen Zauberstab anhebt, schafft sie es, ihr Stupefy zu Ende zu sprechen, bevor er den Zauber beenden kann, den er in ihre Richtung schicken will.

Sie sieht ihm ungläubig dabei zu, wie er umfällt und hustet heftig in ihren Ärmel- Ihre weit geöffneten Augen sind über ihren ausgestreckten Arm immer noch auf ihn gerichtet. Sie erwartet fast, dass er wieder aufsteht und sie in die Hölle schickt. Sie ist durch die Schlacht mit ihren Nerven völlig am Ende und unsicher, was sie mit sich anfangen soll. Oder mit ihm.

Soll sie jemanden finden? Soll sie versuchen den Orden oder jemand höheren Bescheid zu geben? Soll sie ihn einfach umbringen?

Sie wirft verstohlene Blicke um sich und steht aus der Hocke neben der anderen Frau auf. Ihr Herz hämmert wie verrückt, als sie sich wieder ganz aufrichtet, weil er weiß, dass sie kommt. Das ist Lucius Malfoy und er weiß, dass sie kommt; erstarrt und auf sie wartend, nur ein Dutzend Schritte entfernt.

Aber so ist es nicht. Sie blinzelt gute zwanzig Sekunden auf ihn hinab, bevor sie sich wieder bewegen kann. Das von Wut verzerrte Gesicht von Draco Malfoys starrt vom Boden zu ihr auf und sie hätte es ehrlich gesagt besser wissen müssen. Immerhin war Lucius in Askaban. Draco war auch nahe genug bei ihr gewesen, damit sie die wogenden orangefarbenen Enden des eng geknoteten Bandes hätte sehen müssen, wenn sie auf irgendetwas anderes als seine Haare geachtet hätte.

„Scheiße.", murmelt sie, während sie genau diese Enden berührt, um sich noch einmal zu versichern, dass sie wirklich da sind.

Sie zieht es in Erwägung, ihn so liegen zu lassen, bis ihn am Ende des Kampfes jemand findet, aber sie weiß, dass es alles nur noch schlimmer machen wird. Sie steht auf und betrachtet seinen seltsam positionierten Körper noch eine Sekunde länger, bevor sie den Zauber wieder aufhebt.

Er ist schnell. Viel schneller, als sie es von Harry oder Ron oder irgendjemandem auf einem Besen jemals gesehen hat. So schnell, dass sie am Boden liegt, bevor sie sich ganz sicher ist, dass es tatsächlich er ist und nicht ein Zauber von jemand anderem. Er braucht etwas länger, um sich ganz zu erholen, aber er ist immer noch schneller als sie sich bewegen kann, um ihn daran zu hindern.

Seine Knie sind schwer und knochig, als sie sich in ihre Oberschenkel drückten. Eine Hand liegt auf ihrer Brust, wo er ohne Zweifel das wilde Klopfen ihres Herzschlages spüren kann und sein Zauberstab drückt sich unangenehm in die Haut unterhalb von ihrem Kinn. Sein Gesicht schwebt über ihrem, spöttisch verzogen, seine Augen sind dunkel und sie der Gedanke, dass Stahlgrau zu gleich kalt als auch heiß sein kann, schießt ihr in den Kopf. Seine Haare hängen nach vorne und wehen durch den Wind in sein Gesicht.

„Was. Zur Hölle. Tust du?", zischt er wütend.

„Ich dachte du wärst jemand anderes.", zischt sie zurück, weil er lernen wird, dass sie nicht Parkinson oder eines dieser Mädchen ist und sie wird seinen Scheiß nicht einfach so hinnehmen.

Der ‚jemand anderes' muss nicht weiter definiert werden, als sie die Erkenntnis in seinen Gesichtszügen aufblitzen sieht und wie sie sich dann verdunkeln. Hermine wehrt sich gegen seine schmerzhaft stechenden Knie und schubst gegen seine sich nicht bewegenden Schulter. Sie gräbt ihren eigenen Zauberstab in sein Kehle und sie kämpfen mit ihren Augen und ihrem unnachgiebigen Hass darin.

„Wenn du das große, leuchtende Stück Stoff nicht an meinem Arm sehen kannst Granger, dann gehörst du nicht an eine Ort wie diesen hier."

„Man könnte argumentieren, dass es gar nicht erst an deinem Arm sein sollte.", schreit sie und es ist zu laut für die Situation, aber sie hat es satt, dass Draco Malfoy ihr sagt, wo sie hingehört.

„War das der Grund? Du hast mich absichtlich betäubt, weil du wütend darüber bist, dass ich hier bin und konntest dann deine geschmacklose, schlecht gesinnte Idee, die du dir ausgemalt hattes, nicht zu Ende bringen?"

„Also bitte Malfoy so viel Zauberstabarbeit bist du gar nicht wert. Und wenn du es wärst, dann wäre es kein Betäubungszauber gewesen – ich würde dich dahin schicken, wo du Dumbledore hingeschickt hast, weil dass der einzige Ort ist, wo du hingehörst.", faucht sie durch ihre Zähne, während sie ihren Zauberstab so tief sie konnte in seine Kehle drückt.

Seine Gesicht verzieht sich noch mehr und er lehnt sich noch weiter nach unten, drückt sein volles Gewicht auf sie und sie wusste, dass das was er als nächstes sagen wird, etwas Schreckliches sein wird. Er öffnet den Mund, um zu sprechen, und seine Augen leuchten in Erwartung einer Antwort, die nicht kommt.

„Könnt ihr mir sagen, warum ihr zwei hier mitten in einem Kampf liegt, mit euren Zauberstäben aufeinander gerichtet?" Ein orangenes Band flattert und ein Gesicht, dass ihr vage bekannt vor kommt, blickt mit Wut und Abscheu auf sie hinab.

Malfoy wird nach oben gerissen, aber sein Griff um ihr Shirt zieht sie halb mit nach oben, bevor er es bemerkt und sie schmerzhaft wieder zurück auf den Boden fallen lässt. Er wirbelt herum und schubste den Mann, der ihn hinten am Shirt gepackt hat. Er sieht so aus, als ob er kurz davor ist, ihm ins Gesicht zu schlagen.

Ein Schrei ertönt und der Auror fällt tot zu Boden. Malfoy wirbelt wie ein Gejagter herum und es ist kein Stupefy, dass sie hört, sondern ein Avada Kedavra, das brennend über seine Lippen kommt. Sie starrt ihn vom Boden aus an, als sie aufkeucht, obwohl sie selbst nichts getan hat, während er schwer atmet.

Er befeuchtet seine Lippen, senkt seinen Zauberstab uns schaut auf sie hinunter. Ein Mörder. Er sieht durch den Zauber mitgenommen aus, aber es ist nicht der Schock, der mit der ersten Benutzung einhergeht. Sie weiß, dass er, selbst wenn es das zweite Mal gewesen ist, viel zu sehr daran gewohnt war, als er es hätte sein sollen. Wenn Harry recht gehabt hat, dass Malfoy nicht tief genug gesunken ist, um auf dem Astronomie Turm irgendjemanden zu töten, dann würde er jetzt damit falsch liegen.

Dann dreht er sich um, verschwindet wieder im Rauch und lässt sie mit zwei Leichen und ihren Gedanken, die sich wie ein Karussell drehen zurück.

Tag: 238; Stunde 8

Ginny ist eines der stärksten Mädchen, die sie jemals kennenlernen durfte, aber sie ist auch jung und zu hoffnungsvoll, selbst für Hermine. Sie hat dieses taffe, freche Äußere, dass es immer so aussehen lässt, als geht es ihr besser, als es ihr wirklich geht. Aber Hermine achtet darauf und sieht wie sie immer und immer wieder abstürzt und damit zu kämpfen hat, dass es jeden Tag aufs Neue keine Neuigkeiten von Harry oder Ron gibt. Sie hat noch nicht einmal einen Brief erhalten und es beunruhigt sie weit mehr, als sie zugeben will.

Sie liebt Harry. Liebt ihn, wie sie ihn schon immer geliebt hat. Aber es gibt nicht viel Platz für Liebe, während eines Krieges und Hermine hat angefangen dies ebenfalls zu lernen.

Ginny schläft an einem Abend mit Seamus, wo er halb betrunken und sie... nun Hermine ist sich nicht sicher, warum Ginny es getan hat, aber sie hat es getan. Vielleicht ist es eine Art Rache Aktion gewesen, weil sie verletzt war oder vielleicht ist sie nur neugierig gewesen... egal was der Grund war, sie ist um zwei Uhr morgens zerknittert und zerzaust aus einem Schlafzimmer gekommen.

Sie schließt sich in ihr Zimmer ein und weint drei Tage lang. Als Fred und George herausfinden, was passiert ist, ist Seamus bereits zu drei Vierteln von Großbritannien entfernt. Zum Glück bekommen Molly, Arthur und den Rest ihrer älteren Brüder, soweit sie weiß, nichts davon mit.

Sie steht jetzt in Hermines Tür, ihr Haar glänzte orange und tiefrot im Schatten und Mondlicht. Es ist die Zeit zwischen der dritten Nacht und dem vierten Morgen und Hermine ist erst vor fünf Tagen zurückgekehrt. Sie soll am Ende des Tages wieder zum Malfoy Anwesen aufbrechen und nur Gott (oder Moody) weiß was danach geschieht.

Ihre Bewegungen sind wie einstudiert und mechanisch, und sie bricht niedergeschlagen unter der Decke zusammen. Hermine dreht normalerweise den Leuten, mit denen sie ihr Bett teilen muss, den Rücken zu, weil sie es hasst, wenn jemand ihr ins Gesicht atmet – sie hasst es. Das hier ist jedoch eine Ausnahme und sie schlingt ihre Arme um die knochigen Schultern gegenüber von ihr.

Ginnys Haut ist kalt, als wäre sie gerade von draußen herein gekommen und Hermine kann kaum Leben in ihren Knochen spüren. Sie reibt ihre Schulterblätter, so wie Ginny es mag, während sie näher zu ihr rutscht, sodass sie dasselbe Kissen teilen.

„Er muss es nicht wissen." Sie fängt an zu weinen und schließt Hermine in eine Umarmung.

Hermine legt ihre Arme um den Kopf des anderen Mädchens und zwirbelt eine lange rote Strähne um ihren Finger. Sie lässt Ginny weinen und weinen und weinen und sie starrt auf die schwarze Wand, die bei eingeschaltetem Licht eigentlich blau ist.

„Er wird es herausfinden.", flüstert Ginny, überzeugt in ihrer Aussage.

„Er wird es verstehen." Irgendwann. „Es ist okay."

Ginny schüttelt ihren Kopf an Hermines Schulter. „Nein, das ist es nicht."

„Das wird es sein." Und danach sagt sie nichts mehr.

Tag: 239; Stunde: 12

Molly und Arthur geben ihr Bestes, um sie alle dazu zu bringen, alle anderen Probleme zu vergessen und sich darauf zu konzentrieren, dass es Weihnachten ist. Es läuft schleppend am Anfang, da die Abwesenheit von Harry und Ron nicht so einfach vergessen werden kann und Ginnys Trauer und Reue offensichtlich sind. Es wird jedoch besser, als Hermine bewusst wird, dass sie die Unterschiede zu vergangenen Feiertagen vergessen sollte und sich nur auf die positiven Dinger dieser Feiertage konzentrieren muss.

Sie ist glücklich darüber, dass sie mit allen von ihnen hier sein kann.

Tag: 245; Stunde: 19

Hermine lächelt Hannah, Cho und Justin an, sie waren die einzigen, die zum Feiern des Neuen Jahres im Haus sind. Ihre Wangen sind warm und rot vom Wein und sie hofft, dass das neue Jahr Veränderung bringen wird.

Tag: 256; Stunde: 10

Da ist Rauch und Rauch und Blut. Blut auf allem. Es ist auf ihren Händen und Klamotten und sie kann es verkrustet und in dicken Schichten auf ihrem Gesicht spüren. Es bringt sie dazu, dass sie sich übergeben will, also macht sie es, über ihre Schuhe. Sie spuckt und spuckt und versucht die langen Fäden aus Spucke und den schrecklichen Geschmack in ihrem Mund loszuwerden, aber es funktioniert nicht.

Sie atmet tief ein und aus, ihre Kehle brennend und wund und ihr Atem stockt. Ihre Füße taub und dumm, stolpern über sich selbst, den Boden und dann eine Leiche. Sie ist warm und knackt und zermatscht gleichzeitig unter ihrem Fuß. Er ist tot hinter seiner Maske und dem blutbespritzen Gesicht, aber sie strauchelt dennoch von ihm weg. Sie spuckt das Erbrochene aus ihrem Mund und schloss ihre Augen, als sie wieder würgen muss, während seine leblosen braunen Augen zurück zu ihr nach oben schauen. Es erinnert sie an ihren Onkel Henry und das tote Reh, dass er immer an der Wand in seiner Garage hängen hat, dass immer mit weiten und erstarrten glasigen Augen auf sie hinunter starrte.

Ihre Finger verkrampfen sich im Gras und Dreck und sie krabbelt. Krabbelt bis sie es schafft genug Kraft aufzubringen um sich mit ihren Füßen vom Boden hochzudrücken und dann rennt sie. Sie rennt und rennt durch Rauch und den Geruch nach Schwefel und dunkler Magie. Sie spürt ein Knacken in ihrer Brust und ihrer Kehle, als sie angestrengt Luft holt durch den ganzen Schleim und die Galle. Ihr Herz ist ein totes Gewicht in einem Loch, dass dafür wie gemacht ist.

„Jesus hilf mir. Ich muss nur... nach Hause. Brauche... Gott." Sie fängt an hysterisch zu werden und sie weiß es, weil ihre Tränen sie blind machen und sie rennt ohne darauf zu achten wohin.

Durch das Grau, sieht sie eine Bewegung, zuerst nur ganz gering und sieht sie wie sich eine Kapuze durch den Rauch abzeichnet. Sie liegen alle am Boden, als sie ihren Zauberstab sinken lässt und sie rennt weiter. Wunden sind über ihrer Haut verteilt und ihr Shirt ist von ihrem eigenen Blut durchtränkt. Es läuft in Strömen von ihrem Kopf nach unten und scheint kein Ende zu nehmen und sie dreht und dreht sich in einer Art schwindeligem Traum.

„Hilfe!", versucht sie zu schreien, weil sie niemand in ihrem Sichtfeld ist, der medizinische Hilfe leisten kann. „Hilfe!"

Und sie schreit es nicht für sie, sondern für einen Mann, den sie nicht kennt, mit dem Phönix in Orange und Rot auf dem Ärmel.

Ein Mann der im Sterben liegt und gurgelnd Blut ausspuckt und nicht will, dass sie seine Hand loslässt.

„Helft mir! Helft mir, bitte! Scheiße! Scheiße! Scheiße." Sie atmet schnell ein, alles dreht sich. „Verdammt nochmal. Verdammt. Verdammt."

Ihr Atem wird schneller, schneller und schneller und sie ist am hyperventilieren. Sie schnappt nach Luft und streckt ihre Hand aus um nach etwas zu greifen, aber da ist nichts.

„Ein Mann! Er ist... ein Mann..." Ihre Augen fallen zu und sie reißt sie wieder auf, aber sie fallen wieder zu. „Hilfe."

Parkinson. Pansy Parkinson ist vor ihrem Gesicht, als sie die Augen aus der Dunkelheit wieder öffnet. Sie schien für immer und ewig angedauert zu haben. Und wenn sie sich konzentriert, sieht zwischendrin Dinge aufblitzen, von denen sie nicht weiß ob sie sie träumt oder ob sie sie wirklich sehen kann. Der Punkt ist, dass sie in Ohnmacht gefallen war und Parkinson nun über ihr steht und sie ertränkt.

Ja, sie ertränkt. überall um sie herum ist Wasser, umhüllt sie, erstickt sie, wenn sie atmet. Hermine keucht und würgt und bekommt nicht genug Sauerstoff. Sie umklammert Parkinsons Hand auf ihrer Schulter und bohrt ihre Fingernägel hinein, oder versucht es zumindest, aber ihre Fingernägel sind stumpf und sie kommt nicht durch ihre Haut. Sie sieht stattdessen und reißt und drückt ihre Finger wie einen Schraubstock in die Knochen von Parkinsons Handgelenkt.

Hermine schnappt nach Luft, keucht und hustet. Hustet lange und heftig und es brennt in ihrer Kehle wie Feuer. Sie wimmert oder gibt ähnliche Geräusche von sich, als sie endlich wieder etwas mehr atmen kann. Die Panik ist noch immer sinnesberaubend aber es ist nichts im Vergleich zu dem Ausdruck der Furcht in dem Gesicht, dass über ihrem schwebt.

Hermine lässt ihre Hand sinken, um sie in das Gesicht zu rammen, aber Parkinson zieht ihre Hand ebenfalls zurück. Sie schlägt Hermine ins Gesicht, wieder und dann wieder und dann so hart, dass ihre andere Wange gegen die Seite der Badewanne schlägt.

Badewanne.

Hermine blinzelt langsam gegen das rissige Gelb. Wasser schwappt in Wellen zwischen ihrem Gesicht und dem Porzellan hin und her und es ist durch rotes Blut verfärbt. Ihr Blut. Pansy Parkinsons reine Hände sind in all dem schlammigen Wasser verschwunden.

Sie atmet, langsam und hebt ihren Kopf etwas an. Er ist schwer und sie ist komplett erschöpft, so als ob auch das letzte Bisschen von ihr mit der Welle weggespült worden ist. Das Wasser schwappt und sie lässt ihren Blick wieder zu Parkinson wandern, sie sieht zu tiefst erschüttert aus.

„Es ist okay, Granger.", flüstert sie und Hermine bemerkt, dass ihnen beiden Tränen die Wangen hinterlaufen, als sie weinen.

Da ist eine Enge in ihrer Brust, die bis in ihre Kehle aufsteigt und die sich einen Weg nach draußen bahnt und explodiert, als sie ausatmet und schluchzt. Es sind erbärmliche gebrochene Geräusche, die von den Fliesen widerhallen und ihren Kopf wieder auf die Wanne fallen lassen. Ihre Augen richten sich auf die mit Wasserflecken übersäte Decke und ihre Finger sind steif, als sie sich in den schweren Stoff ihrer Jeans verkrümmen.

„Oh Gott." Sie erinnert sich an den Mann und dass sie gefallen ist und sie weiß nicht ob es real gewesenen ist oder ob sie ihren Verstand durch den Krieg völlig verloren hat.

„Es ist okay."

Das ist es nicht.

„Wo bin ich? Wo..."

„Du bist im Sicherheitshaus in Pine Grove. Sie haben dich hierher gebracht, nachdem... ich nehme an du warst in einem Kampf. Da waren noch andere da draußen und diese Frau... Tonks. Tonks kommt bald zurück."

„Ich erinnere mich nicht." Hermine atmet ein, hebt ihre sich fremd anfühlenden Hände zu ihrem Gesicht und schüttelt ihren Kopf. „Ich erinnere mich nicht."

„Du standest unter Schock Granger. Du warst... im ganzen Haus und hast gegen Wände geschlagen und geschrien..." Sie hört Gemurmel, irgendwo weiter entfernt. „Ich musste dich rausholen, bevor du dich noch mehr verletzt."

„Warum..." Hermine schüttelt ihren Kopf, weil sie nicht begreifen kann, warum Parkinson, Teil der reinblütigen Elite, sich um sie kümmert. „Danke."

Danke, weil es egal ist warum. Nur, dass sie es getan hat. Dass sie es getan hat und ihr geholfen hat und sie verdient dafür Hermines Anerkennung.

Hermine versucht sich hochzuziehen, aber Parkinson muss ihr helfen. Es fühlt sich an, als hat sie die Kontrolle über ihre grundlegenden motorischen Funktionen verloren. Sie hat Schmerzen. In ihrem Kopf, und Rücken und Armen und überall. Überall.

Und dann vergisst sie all die Schmerzen, als ihr Blick über Parkinsons Schulter zur Tür wandert. Sie braucht ein paar Sekunden, um ihre sporadischen Gedanken zu sortieren, bevor sie versteht, dass Malfoy dort steht. Er lehnt mit aller Lässigkeit der Welt am Türrahmen, seine Haltung entspannt und sein Gesicht ausdruckslos. Er grinst jedoch höhnisch, als sie in anschaut und wirft ihr einen abschätzigen Blick zu, bevor er seine Augen wieder auf Parkinson richtet.

„Ich weiß nicht, warum du dir überhaupt die Mühe gemacht hast. Die Tatsache, dass Granger verrückt geworden ist, ist nicht dein Problem."

Parkinson streicht sich die Haare hinter ihr Ohr und steigt aus der Wanne, während sie ihn komplett ignoriert. Er richtet sich auf, jetzt angespannt und genervt und beobachtet einfach, wie die beiden sich abmühen, um Hermine aus der Wanne zu holen.

Hermine ist verlegen und wird knallrot, weil sie die Hilfe braucht, weil sie sich in dieser Situation befindet und dass ausgerechtet Malfoy sie so sieht.

„Du wirst es nie lernen Pansy."

Verpiss dich.", faucht sie.

„Verpiss dich?" In seinen Worten schwingt eine Wut mit, die selbst Hermine eine Gänsehaut über den Rücken laufen lässt.

Parkinson hält inne, befeuchtet ihre Lippen und schaut zu Malfoy hoch. Er nickt langsam, während er sie finster anstarrt und sich angespannt von der Tür abwendet und weggeht. Hermine interessiert sich fast dafür, um was es dabei ging, aber nicht genug. Parkinson hilft ihr dabei das Gleichgewicht zu halten, bevor sie sich überhaupt die Mühe machen kann, zu fragen.

Tag: 274; Stunde: 22

Es gibt einen Brief von Harry, den sie zusammengefaltet in ihrer Gesäßtasche aufbewahrt. Sie trägt ihn überall mit sich herum. Wenn sie duscht, streckt sie ihn von einer schmutzigen Hosentasche in eine saubere. Manchmal kann sie die Anwesenheit des Briefes wie Hitze spüren. Oft greift sie in ihre Tasche, um sich zu vergewissern, dass er noch da ist.

Neville wartet geduldig darauf, dass sie ihren Zug macht, während sie ihre Hand in die Tasche schiebt, um die scharfen Kanten zu spüren. Nur um sicher zu gehen. Pansy und Angelina schreien sich in einem anderen Raum an. Es ist ein Streit, der wegen eine Tüte Chips begonnen hatte und zu etwas eskaliert war, das mit Angelinas Ex-Freund zu tun hatte. Neville ist durch die Anwesenheit von Pansy und Malfoy deutlich verärgert und erzählt ihr, dass es erst das zweite Mal ist, dass er sich mit ihnen in einem der Sicherheitshäuser auseinandersetzen muss. Hermine hat aufgehört zu zählen, wie viele Nächte sie mit ihnen im selben Haus geschlafen hat, obwohl sie keine Ahnung hat warum das so war.

Im Allgemeinen meiden sie sich sowieso. Abgesehen von einer Handvoll Streitereien mit Malfoy über das Frühstück und die Darwin-Theorie und ein paar ziemlich höflicher Worten, die sie mit Pansy gewechselt hat, blieben sie im Grunde für sich. Zumindest Pansy und Malfoy taten das. Hermine streifte normalerweise durchs Haus, um zu beweisen, dass sie sich wegen ihrer Anwesenheit nicht verkriechen würde und die beiden hielten sich meistens in den Zimmern (oder dem Zimmer) auf, in dem sie untergebracht waren. Es war normalerweise eine Überraschung, um die Ecke zu biegen und sie zu sehen.

Außer natürlich, sie war mit anderen Freunden zusammen. Ihre ehemaligen Hauskammeraden waren tendenziell die schlimmsten. Speziell Seamus und Dean. Malfoy war ein riesiges neonfarbenes Ziel für die meisten Kerle, die mit aufgestauten Aggressionen zu kämpfen hatten. Malfoy schien es nicht einmal zu stören und es hat bereits einige Duelle und Faustkämpfe gegeben, die Pansy und sie stoppen mussten.

Aus dem Wohnzimmer ertönt ein Krachen und Nevilles Kopf schnellt hoch, um ihr einen Blick zuzuwerfen. Sie sind innerhalb von wenigen Sekunden auf den Beinen und auf dem Weg in das andere Zimmer.

„Mach schon! Mach schon, du Schlampe! Schlag mich! Ich werde deinen Arsch so schnell nach Askaban befördern, dass dir der Kopf schwirrt! Sie warten nur! Eine kleine Sache und fertig! Du Todesser Hure! Du –"

„Ich werde dich umbringen –"

„Was? Was? War das eine Drohung? Ich habe das Gefühl, das mein Leben jetzt in Gefahr ist! Ich werde Moody per Flohnetzwerk anrufen müssen und ihn wissen lassen, dass du labil bist und eine unsichere Umgebung verursachst –"

„Oh, kannst du nicht gegen mich kämpfen? Ich dachte du wärst eine Gryffindor, Schlampe! Du Pussy! Du Feigling! Angst? Huh?", schreit Pansy, wirft sich nach vorne und versucht sich aus dem Griff um ihre Hüfte zu befreien.

Es nützt nichts, da Malfoy seinen Griff nicht lockert. Stattdessen geht er rückwärts und zeiht ihren kämpfenden Körper an sich, um sie mitzunehmen. Er geht langsam, damit sie ihre Worte loswerden kann und beobachtet Angelina mit einem Grinsen. Er blickt sie an, wie man normalerweise einen Frosch ansehen würde, der von einem Dreijährigen in die Ecke gedrängt wurde, aber ohne das Mitleid.

„Feigling! Du –", fängt Pansy an und Angeline schreit und rennt nach vorne, aber ein namenloser Mann packt sie am Arm.

Malfoy geht in die Hocke und zeiht Pansy gegen seinen Körper. Sie zappelt und schreit und rammt ihre Ellbogen gegen ihn, aber er schlingt nur seinen anderen Arm um sie und beschleunigt seinen Rückzug ins Schlafzimmer.

„Also –" Hermine dreht sich wieder zu Neville um, als sie hört, wie die Tür zugeschlagen wird und Pansy wütend aufschreit „– ich bin dran, richtig?"

Tag: 291; Stunde: 17

Seamus berührt ihren Schenkel auf eine Art und Weise, die ihr den Magen umdreht, und zwar auf genau die Art und Weise, die ein Mann niemals bei einer Frau anstreben sollte. Sie denkt an Ron, den letzten, der es jemals probiert hat und an Ginny, die immer noch fassungslos aussah, wenn man den Iren nur erwähnte.

Draußen ist die Luft frisch und hell und sie sitzt alleine da, bis die Sonne aufgeht und denkt über Freunde und Sex nach und wie oft die zwei Dinge jetzt aufeinander treffen zu schienen.

Tag: 304; Stunde: 18

Hermine weiß, sie hätte die Geburtstagswünsche schon vor drei Monaten schicken sollen, wenn sie gewollt hätte, dass sie Ron rechtzeitig erreichen, aber sie hat eine gute Entschuldigung dafür, es dieses Mal nicht so gut geplant hat, wie sie es normalerweise macht.

Tag: 306; Stunde: 7

Als Hermine das Haus betritt, ist das letzte, das sie erwartet, Malfoy wütend vorzufinden. Wenn seine Wut gegen sie gerichtet wäre, weil sie falsch läuft oder aus irgendeinem anderen Grund, sicher, aber nicht, wenn sie gegen Parkinson gerichtet war.

Immer noch durch den letzten Kampf geschlaucht und müde, quietscht Parkinson nur im Protest und vor Überraschung, als Malfoy ihren Arm packt und sie in ein anderes Zimmer schubst. Hermine unterdrückt ihre eigene Überraschung, aber er beachtet sie nicht einmal, als er in das Schlafzimmer stürmt und die Tür hinter sich zu schlägt.

Hermine ist sich nicht sicher, ob sie hinein rennen soll, um das Mädchen zu verteidigen, dass ihr in dieser einen Nacht in der Badewanne geholfen hat und auch einige Male in den letzten paar Tagen oder ob sie einfach abwarten soll, was passiert. Sie entscheidet sich für das letztere, weil Malfoy/Parkinson Dinge sie nichts angehen.

Sie macht sich dennoch Sorgen und deshalb bleibt sie im Flur, falls sie eingreifen muss. Malfoy wird nur einmal laut, er redet gedämpft und leise, Pansy ist diejenige, die am meisten schreit. Hermine kennt jedoch Malfoy und in ihrem Kopf kann sie deutlich den samtigen Fluss seiner harten Worte hören und fühlen. Wenn Malfoy am wütendsten ist, spricht er sehr leise. Es ist ein gefährliches Geräusch – dem man zuzuhören muss, und er weiß das wahrscheinlich.

Malfoy reißt die Tür auf, der Türknauf schlägt durch die Wand und den Putz, als sie dagegen donnert. Er macht sich nicht die Mühe sie wieder zu schließen und sein Körper ist angespannt und strahlt Wut aus, als er eine gerade Linie den Gang hinunter und aus ihrem Sichtfeld geht. Kurz darauf hört sie eine Tür knallen und in der darauf folgenden Stille, kann sie Parkinsons Weinen hören.

Sie braucht ein paar Sekunden, um sich zu überwinden, bevor sie in das Zimmer späht. Pansy ist unverletzt und sitzt mit im Schoß gefalteten Händen auf dem Bett.

„Geht es dir gut?"

„Verpiss dich."

Wären es Ginny oder sogar Lavender gewesen, wäre sie trotzdem reingegangen. Aber das hier ist Parkinson und nachdem sie kurz gezögert hat, wendet sich Hermine ab um zum Badezimmer und der heißen Dusche zu gehen.

Tag: 324; Stunde: 1

Hermine liegt da und starrt an die Decke, obwohl sie eher lauscht, als nachdenkt. Die Wände sind dünn und sie kann Dean und Malfoy den Flur runter schreien hören. Hermine hat sich gefragt, wie lange es dauern würde, bis Malfoy der Kragen platzt und das ist jetzt geschehen.

Malfoy schreit etwas über die Nacht im Turm und eine Wahl und Hermine denkt daran, wie Lavender es vor drei Wochen für Hermine in die gleiche Perspektive gerückt hat. Zu der Zeit hatte sie gedacht, dass Lavender nur versuchte zu rationalisieren, warum sie mit Malfoy schlafen wollte, aber vielleicht hat sie einfach einen andern Blickwinkel auf das Ganze gehabt.

Gibt man einem Kind die Schuld dafür, dass es tut, was sein Vater gesagt hat, obwohl das Kind alt genug sein sollte, um seine eigenen Entscheidungen zu treffen? Wenn diese Person jedoch ihr ganzes Leben lang nur einem Recht ausgesetzt war, macht man sie immer noch für eine voreingenommene Meinung verantwortlich, weil ihr nie gezeigt wurde, wie man die Dinge aus einer anderen Perspektive betrachtet? Und gibt man diesem Jungen immer noch die Schuld, dass er es am Ende nicht durchgezogen hat, trotz allem, was er erlebt hat? Selbst wenn er jetzt angeblich alles tat, was er konnte, um seine Fehler wieder gutzumachen?

Vielleicht macht man es trotzdem. Weil ein Mann trotzdem wegen seinen Taten gestorben ist, oder etwa nicht? Und vielleicht ist das der Grund dafür, dass Dean eine Faust in die aristokratische Struktur von Malfoys Kiefer schlägt. und vielleicht ist das der Grund dafür, dass Hermine in ihrem Bett bleibt, anstatt auch nur eine einzige Sache dagegen zu unternehmen.

Tag: 360; Stunde: 11

Sie stolpert über Malfoy, die Sonne blendet sie und die Erschöpfung macht ihre Füße tollpatschig. Er ist durch die Sonne verbrannt und stinkt nach Schweiß und Blut, was ihr verrät, dass er schon sehr lange dort liegt. Blut zeichnet eine Spur von seinem Mundwinkel die Seite seines Gesichts hinunter und verfärbt seine weißen Haare. Seine Zähne sind pink und rot umrandet und als er zu ihr nach oben blickt, ist sie sich nicht sicher, ob er sie überhaupt sieht.

Da ist ein Mann, seine Kapuze hängt ihm übers Gesicht, der nur wenige Zentimeter von Malfoy entfernt liegt, tot. Malfoys Körper zittert, durch die langen Nachbeben des Cruciatus Fluches und es scheint ihn für wer weiß schon wie lange gelähmt zu haben.

„Malfoy? Malfoy, kannst du mich hören? Folge meinem Finger." Seine Augenbrauen zeihen sich zusammen und er gurgelt, als ob er versucht zu sprechen, aber nur noch mehr Blut strömt aus seinem Mund.

Sie rollt ihn auf die Seite, Blut so rot wie ihr eigenes fließt auf den dreckigen Boden und sammelt sich in einer ovalen Pfütze. Sein Shirt ist heiß in ihren Händen, obwohl sie beide schon komplett überhitzt sind. Sie hob einen Arm an und versucht sich den Schweiß aus dem Gesicht zu wischen und spürt das Reiben des Stoffes auf ihrer verbrannten Haut.

Aber es ist nichts im Vergleich zu Malfoy. Er ist rot und schweißnass bis auf die Knochen.

Sie rollt ihn wieder zurück und er atmet jetzt durch seinen Mund, sein Bauch hebt und senkt sich in kurzen keuchenden Atemzügen. „Okay gut. Sehr gut Malfoy. jetzt werde ich... ich weiß nicht..."

Sie schüttelt ihren Kopf, weil sie nur grundlegende Heilungszauber kennt und nichts, was ihm wirklich helfen kann. Sie hat einen Schmerzerleichterungstrank in ihrer Tasche und zieht ihn hervor und entfernt den Stöpsel mit ihrem Daumen.

„Alles klar, ich werde dir den Trank in den Mund..." Sein Mund schließt sich und sie macht sich daran ihn wieder zu öffnen. „Ich werde ihn einfach in deinen Mund schütten... es wird dir helfen, Malfoy. Es ist nur um die Schmerzen zu lindern, okay? Ich verspreche es. Mach nur..."

Er weigert sich seinen Mund zu öffnen und sie ist dazu gezwungen ihn gewaltsam zu öffnen, mit viel Ziehen und Umklammern und Hineindrücken. Die hellgrüne Flüssigkeit füllt seinen Mund bevor er ihn wieder schließen kann. Hermine wartet, aber er schluckt nicht. er atmet langsam und gleichmäßig durch seine Nase, während die Flüssigkeit in seinem Mund umher schwappt.

Malfoy!" Sie wischt sich wieder den Schweiß vom Gesicht, in ihre Augen, die jetzt brannten und schaut sich um. „Schluck es einfach! Wenn es etwas anderes tut als zu helfen, kannst du mich umbringen, alles klar? Okay? Ich gebe dir meine Erlaubnis!"

Er blinzelt, seine Augen sind jetzt auf ihre gerichtete, komplett fokussiert. Es gibt ihr das Gefühl, dass er sie egal was das Ergebnis war, umbringen will. Er schluckt immer noch nicht.

„Schluck..." Sie unterbricht sich. „Kannst du schlucken? Sind deine Halsmuskeln auch gelähmt? Ist... Jesus."

Sie legt eine Arm um seinen Kopf und zieht ihn ein paar Zentimeter nach oben, ihre freie Hand streicht über seine Kehle, wie sie es einmal bei Lupin gesehen hat. Sie zittert vor Müdigkeit und Unwissenheit und es ist nicht einmal so wichtig, weil es nur ein Schmerzmittel ist. Es wird ihm nicht das Leben retten oder so. Und sie weiß bereits, wie wütend er darüber ist und wie sehr er sie wahrscheinlich gerade in Gedanken verspottet und ihre Wangen werden trotz der Hitze noch röter.

„Okay. Okay.", flüstert sie und legt ihn wieder auf den Boden und ihre Hand zittert, als sie sein Kinn umfasst und seinen Kopf dreht.

Die Flüssigkeit spritzt heraus und vermischt sich mit seinem Blut und seine Blick wirkt anders, als sie seinen Kopf wieder zurück dreht. Er sieht sie an, als sei sie ein bisschen verrückt, aber auch auf eine Art, die sie nicht versteht. Sie hat den Ausdruck vermutlich schon tausende Male gesehen, aber nie auf seinem Gesicht und das macht den Unterschied aus.

„Okay. Okay. Okay.", wiederholt sie, während sie sich noch einmal umschaut.

Der Orden errichtet an jedem Ort, den er angreift, Anti-Apparations-Grenzen, was normalerweise für alle Todesser, die versuchen zu fliehen, zum Verhängnis wird. Alle Auroren und Mitglieder des Ordens tragen Notfall Portschlüssel mit sich für den Fall, dass sie ebenfalls fliehen müssen. Hermine zeiht ihren aus ihrer Tasche, ein in einen Schal gewickeltes Feuerzeug und drückt es Malfoy in die Hand. Sie legt seine Finger darum, hält sie fest und zeiht dann den Schal zwischen einer Lücke in seinen Fingern hervor. Zu spät erinnert sie sich daran, dass er auch einen bei sich trägt und dass sie seinen hätte benutzen sollen, aber es ist bereits zu spät dafür.

Seine Augen sind weit aufgerissen, vielleicht vor Überraschung und sie legt den Schal mit ihrem Namen auf seine Brust und weicht zurück, bevor er verschwindet. Nur für den Fall, dass es einen Massennotfall gibt und jemand wissen muss, dass sie keinen Portschlüssel mehr hat.

Sie starrt auf sein Blut auf dem Boden, auf die Stelle wo wer gewesen ist und dann auf die rote, klebrige Reinheit an ihren Fingerspitzen. Nach einer weiteren Sekunde, zwingt sie sich dazu zurückzutreten, umklammert ihren Zauberstab und geht weiter.

Tag:365; Stunde:2

Parkinson sitzt auf der untersten Stufe der Veranda, über die Lee Jordan sie gestern Morgen geführt hat, weil sie durch das morsche Holz wackelig war. Hermine ist sich nicht sicher ob sie auf Malfoy oder einfach nichts wartet, aber die Tür knarzt, als sie sie öffnet und Parkinson reagiert, als hätte sie die ganze Zeit auf sie gewartet – sie regt sich nicht.

„Es ist anders, oder?" Und Hermine hat den Krieg, oder die Dunkelheit oder die Stille der Nacht gemeint, aber Parkinson fasst mit ihrer Hand nach oben und berührt ihre Haare.

„Es ist dir aufgefallen?"

Erst dann fällt ihr auf, dass sie kürzer sind und vielleicht ist Parkinson nicht die Art von Person, die viel von irgendetwas anderem redet. „Ja. Es ist schön."

Sie antwortet nicht und Hermine fühlt sich zuerst unbehaglich, aber dann verliert sie sich in ihren eigenen Gedanken über den einjährigen Meilenstein, den sie jetzt erreicht haben.

Tag: 397; Stunde: 5

Ron schreibt ihr drei Wochen lang nicht und sie erhält den Brief erst nach zwei weiteren. Es ist ein Teil von etwas, vom dem sie das Gefühl hat, dass sie es schon sehr lange vermisst, denn es ist vier Wochen her, seit sie ein einziges Gesicht gesehen hat, das ihr bekannt vorkam.

Der Brief ist an manchen Stellen ordentlich und an andern so schlampig geschrieben, dass sie die Wörter nicht entziffern kann, aber sie liest ihn und interpretiert ihn, bis alles seinen Sinn ergibt, bevor sie ihn in ihre hintere Hosentasche neben den von Harry steckt.

Tag: 400; Stunde: 23

„Ich hätte wissen müssen, dass ich dich erhobenen Hauptes sehen würde, Granger. Wie riecht die Luft da oben auf deinem selbsterrichtetem Podest?"

„Entschuldigung?" Hermines Kopf befindet sich gerade im Kühlschrank und sie ist sich nicht sicher, wie Malfoy das als Äquivalent sieht, dass sie erhobenen Hauptes da steht.

„Haben dich deine Freunde gelobt? Hermine Granger, die süße kleine Muggelgeborene, die den großen, bösen Sohn eines Todessers rettet. Den Tyrann aus Schulzeiten. Das fiese Frettchen. Wie fürsorglich und großzügig sie ist."

Sie blinzelt zweimal, während sie auf die seltsame Saucensubstanz in einem Glas blickt und zieht sich zurück, um ihn über die Tür hinweg anzusehen. „Ich habe nicht einmal ein Wort darüber gesagt –"

„Das musstest du auch nicht. Die Art und Weise, wie du den ganzen Tag mit diesem Stock im Arsch herumgelaufen bist und deine Wirbelsäule gerade gebogen hast, sagt schon alles. was man darüber wissen muss. Denkst du, du bist mir überlegen, oder nicht? Denkst du wärst ein besserer Mensch –"

Hermine rümpft ihre Nase über die seltsame Verwaschenheit in seiner Stimme und dem Schielen seiner Augen. „Malfoy bist du betrunken?"

„Scheiße, Granger. Ich muss in deinen Augen das pure Böse sein. Betrunken sein. Verstößt das gegen eine dieser Kardial Regeln deines Gottes? Bist du zutiefst beleidigt von meinen schwankenden und blutunterlaufenen Augen? Machst dir vor Empörung gleich in die Hose Granger?"

Er riecht nach Sex und Alkohol. Es steigt ihr in die Nase und attackiert ihre Sinne in dem Moment, in dem er nah genug ist, damit sie den Geruch wahrnehmen kann. Er ist zerknautscht, seine Haare unordentlich und sie kann ein roter Knutschfleck, frisch auf seinem Hals sehen. Seine Augen sind jedoch stumpf und violette Ringe zeichnen sich unter dem Grau ab.

„Es ist mir egal was du tust, solange es mir oder meinen Freunden nicht schadet Malfoy. Außerdem habe ich nichts Selbstgefälliges gesagt oder getan... oder... oder es dir vor die Nase halten wollen, dass ich dich vor über einem verdammten Monat per Portschlüssel rausgeholt habe. Es war keine große Sache. Und wenn es für dich so eine große Sache war, um es anzusprechen, dann beweist es nur, was für eine Art Mensch du bist, dass du dich darüber ärgerst, anstatt mir zu danken."

Er scheint nur einen Teil davon verstanden zu haben. „Dir danken? Oh ja, Granger. Das ist was ich tun sollte, nicht wahr? Was wäre angemessen für ein Mitglied des Lichts, richtig? Danke, dass du meine Rippen mit deinem Schuh verletzt hast, als du über mich gefallen bist. Danke, dass du mich fast zu Tode ertränkt hast. Danke, dass du mich per Portschlüssel in ein leeres, verdammtes Haus geschickt hast, wo ich vier Stunden lang alleine war! Du arbeitest wunderbar unter Druck. Ich bin mir sicher, dass weißt du bereits, durch deine willkürlichen Stupefys, die du gegen vorbeiziehende Schatten zauberst."

Sie errötet verlegen, weil es die Wahrheit ist und sie es beide wissen. „Dann hätte ich dich einfach in der Sonne verbrennen lassen sollen. Entschuldige vielmals, Malfoy."

Sie schließt die Kühlschranktür so fest sie kann, aber es ist nicht feste genug und sie macht nur ein leises Geräusch, als sie sich schließt. Sie starrt ihn wütend an, aber er grinst auf eine hinterhältige Art, die in der Dunkelheit der Küche fast beängstigend ist. Ihr Zauberstab liegt auf dem Tresen neben ihren verbrannten Bagels und gute fünf Schritte hinter seinem sich nähernden Körper.

„Das hättest du tun sollen. Ja Granger. Ja, du hättest mich dort lassen sollen. Der der die Todesser reingelassen hat, richtig? Der böse, böse Slytherin, der –"

Sein Tonfall bereitet ihr ein Gänsehaut. „Bist du verrückt? Du –"

„Vollkommen. Ich bin verdammt noch mal verrückt. Verrückt." Er fing wirklich an ihr Angst einzujagen. „Warum verdiene ich es, zurückgelassen zu werden?"

„Was?"

Er schießt nach vorne, packt ihre Arme und sie wird wieder daran erinnert, wie schnell er sein konnte. Er wirft sie gegen die Wand und drückt sie mit der Wucht seines Körpergewichts dagegen. Ihre Zehenspitzen streifen das Linoleum, aber der Rest von ihr hängt in der Luft. Sogar ihr Atem, als sie in sein Gesicht vor ihrem starrt, während sie auf die Konsequenzen wartet.

Seine Augen sind wild, weit und wachsam. Sie huschen über ihr Gesicht und verfolgen die winzigen Bewegungen und sein Atem stinkt, wenn er auf ihre Nase trifft. Seine Finger spannen sich an und sie wird später bestimmt blaue Flecken haben, aber sie macht sich jetzt noch keine Gedanken darüber.

„Warum verdiene ich es zurückgelassen zu werden?"

„Malfoy. Lass. Mich. Runter."

„Beantworte die Frage, Schlammblut –"

Sie reißt ihr Knie nach oben und trifft nur auf seinen Oberschenkel und es verärgert ihn mehr, als es ihn verletzt. Er zieht sie zurück und knallt sie wieder heftig nach vorne, zieht sie zurück und schleudert sie wieder nach vorne. Schmerz schießt von ihrem Steißbein bis zu ihrem Schädel nach oben und sie schreit beinahe auf. Stattdessen schlägt sie auf ihn ein, bohrt ihre Nägel in ihn, zwickt ihn und tritt weiter auf ihn ein. Er reißt seine Hände von ihren Schultern, um ihre Handgelenke zu finden und seine Hüfte zuckt nach vorne, um sie gegen die Wand zu schlagen, als sie in ihrem Kampf nach unten zu rutschen beginnt. Sie knurrt, entzieht sich seinen Versuchen sie zu packen und schlägt ihm gegen den Kopf und ins Gesicht. Er wird durch seinen Alkoholrausch und die Art und Weise, wie sie von allen Winkeln auf ihn einschlägt, verlangsam, aber dort wo er Muskeln hat, war sie weicher und sie hat keine große Chance, bevor er sie wieder an die Wand drückt.

„Nenn mich nicht so! Sag dieses Wort nie wieder!"

„Beantworte die Frage! Beantworte die Frage!", er schreit die Worte so schnell, dass sie eine Strom aus Lauten bilden, die sie zunächst nicht unterscheiden kann.

Du bist –"

„Warum werde ich zurückgelassen? Huh? Warum werde ich zurückgelassen!", er knallt sie wieder zurück gegen die Wand.

„Weil du du bist! Weil du – Weil du ein Rassist bist. Weil du ein Junge bist, der hier stehen kann und für meine Seite kämpft, aber mich immer noch bei diesem verficken Namen nennt! Weil du mich gegen eine Wand schlägst! Weil du Draco Malfoy bist und du. Ein. Arschloch. Bist. Weil du es nicht verdient hast gerettet zu werden!"

„Warum hast du es dann getan!", schreit er, frustriert und als ob das die ganze Zeit die eigentliche Frage gewesen ist.

Hermine weiß nicht was sie antworten soll und er fletscht die Zähne und schüttelt sie. Sie hört mit all ihrem Drücken und Zappeln und Treten auf und erwidert seinen verwirrten, betrunkenen und wütenden Blick.

„Weil ich Hermine Granger bin.", flüstert sie.

Weil sie das Mädchen ist, dass noch an die Menschheit glaubt, auch wenn diese keinen Glauben an sie hat. Weil sie die dümmste schlaue Person ist, die man treffen kann. Weil es immer jemanden geben muss, der glaubt, auch wenn es nichts zu glauben gibt.

„Draco!" Sein Name ist ein geflüstertes Keuchen, dass mit Schock und Missbilligung gemischt ist.

Er wirkt von ihrer Antwort angewidert und die gesamte Härte seines Körpers verschwindet. Seine Finger verkrampfen sich, ihr Gesicht verzeiht sich vor Schmerz und dann lässt er sie los und fallen. Ihr nackten Füße klatschen auf den Boden und Pansy ist sofort da, quetscht sich zwischen sie und gegen ihn. Sie schwankt und taumelt und er hält eher sie aufrecht, als dass sie es schafft ihn wegzudrücken.

„Was machst du? Was machst du?", flüstert sie und stolpert über ihre Worte.

Er starrt und starrt sie über Pansys sinnlose Versuche ihn zu bewegen hinweg, an, obwohl er anfängt, sich langsam rückwärts zur Tür zu bewegen. Er bricht den Augenkontakt nicht ab und es ist der fesselndste Griff, den eine Person jemals um sie gelegt hat. Ihr Herz hämmert und ihr Körper schmerzt, aber sie kann ihren Blick nicht von Malfoy und dem klaren Grau seiner Augen abwenden, die Lügen darüber erzählen, wie betrunken oder bei Verstand er wirklich ist.

Er hebt einen Finger, lang und blass und zeige durch die Luft auf sie. „Mach das nie wieder. Mach das verdammt nochmal nie wieder."

Das dreht er sich um, Pansy stolpert gegen seine Rücken und er macht sich auf den Weg zu seinem Schlafzimmer.

Tag: 410; Stunde: 19

Harry hat eine schlampige Handschrift und sie ist noch schlimmer, wenn er es eilig hat. Nach dem unordentlichem Gekritzel, das sie bekommen hat, zu urteilen, wirkt es, als wäre er zu beschäftigt gewesen, um überhaupt zu schreiben. Was sie es noch mehr schätzen lässt, dass er sich überhaupt die Mühe gemacht hatte. Allerdings ist es Harry, was bedeutet, dass er damit beschäftigt sein konnte, gegen Voldemort und eine Menge Todesser zu kämpfen, oder gerade eine intensive Partei Schach gegen Ron spielte.

Er verrät nichts über seinen Aufenthaltsort oder Einzelheiten darüber, was er macht, aber er erzählt ihr, dass es Fortschritte gibt – und dass gibt ihr Hoffnung. Er vermisst sie und es fühlt sich gut an vermisst zu werden und Ron geht es auch gut. Harry und Ron werden auf dem Laufenden gehalten, wie es allen geht und sie können nicht verstehen, warum Arthur und Molly es Ginny überhaupt erlaubt haben, an den echten Kämpfen teilzunehmen. Ron hat sich irgendwie am Finger verletzt und sie kommen der Heimkehr immer näher. Sie liest und liest diesen Brief mindestens dreißig Mal, bevor sie ihn zu den anderen in ihrer Gesäßtasche steckt. Sie hätte ihn bestimmt noch dreißig Mal gelesen, wäre Lavender nicht ins Zimmer gekommen, um sich als ihre vorrübergehende Mitbewohnerin zu offenbaren. Das letzte, was Hermine gebrauchen kann, ist, dass Ginny herausfindet, dass sie schon wieder einen Brief bekommen hat, während sie immer noch darauf wartet überhaupt einen zu bekommen.

„Es ist gut, dass ich ihn nicht so gut kenne. Leidenschaft stirbt, je mehr man eine Person kennt. Das ist Bewiesen. Eine Tatsache." Lavender lächelt ein Mädchen an, das Hermine nicht kennt, aber sie hält sie für zu jung, um von Lavenders Sexualleben zu erfahren oder überhaupt in einem Krieg zu kämpfen.

Lavender vögelt einen seltsam aussehenden Man mit dichtem Bart und hellgrünen Augen, der mindestens zehn Jahre älter ist als sie, aber den sie unbestreitbar attraktiv findet. Es ist ein Muster, das Hermine beobachten hat und vielleicht hatten die Leute in Hogwarts auch überall Sex, aber sie kann sich nicht daran erinnern, es so offensichtlich gesehen zu haben. Manchmal hat sie das Gefühl, die Einzige zu sein, die keinen Sex mit einem Fremden oder einem Freund hat – denn in der Regel handelt es sich um einen Fremden oder einen Freund, da es im Krieg zwar Platz für Sex, aber nicht für Beziehungen zu geben scheint. Sie entschuldigen es, als ob es keine Rolle spielt, weil es verzweifelte Zeiten sind, aber Hermine ist der Meinung, dass es immer noch wichtig ist.

Kämpfe, Tod und Angst waren keine Ausreden dafür eine Hure zu werden und jeden zwinkernden Kerl oder jede Tussi zu vögeln, die einem über den Weg laufen. Aber so ist sie gestrickt und Hermine kann sich an einige Male erinnern, wo sie sich dasselbe gedacht hat, wie ihre Altersgenossen.

Lavender und das Mädchen kichern weiter und reden über Sexpositionen und Techniken und Hermine liegt im Bett und beobachtete die Schatten, die die Wolken durch das Mondlicht erzeugen. Die denkt darüber nach, wie alleine sie sich seit Monaten fühlt, aber ohne die Fähigkeit, wirklich alleine zu sein. Sie denkt an Harry und Ron und wie glücklich oder traurig sie gerade sein mochten. Sei denkt an ihre Eltern und Freunde und an den Tod und an Kapuzen, die sich wie schwarze Türme vor einem düsteren Himmel und weißem Rauch bewegen.

Manchmal achtet sie auf ihr Blut. Sie schließt die Augen und spürt, wie es pocht und pulsiert und gegen ihre Haut und durch ihre Adern strömt. Manchmal lässt sie das Gefühl, bis in ihre Kehle aufsteigen, sodass sie fast weinen muss. An anderen Tagen konzentriert sie sich speziell darauf, sich wichtig und selbstbewusst zu fühlen und an sich selbst zu glauben und manchmal, wie jetzt, ist sie sich überhaupt nicht sicher, wie sie sich fühlen soll.

Sie spielt mit dem Saum des großen T-Shirts ihres Vaters, dass sie seit ihrem neunten Lebensjahr zum Schlafen trägt und singt in Gedanken alte Lieder, bis sie einschläft.

Tag: 412; Stunde: 4

Es ist nicht, wie sie es sich vorgestellt hat; Krieg. Damals in Hogwarts hatte es ein Problem gegeben, Zeit die Lösung zu finden und dann eine Weg es zu lösen. Es hatte Angst und Gefahr gegeben, aber es ist ganz anders gewesen. Damals hatte sie ihr Leben und ihre Freundschaft mit Harry für eine sehr gefährliche Sache gehalten. Sie versteht jetzt, dass sie zu der Zeit nicht über genügend Erfahrungen verfügt hat, um diese Gefahr vollständig einzuschätzen zu können.

Krieg ist unordentlich. Er ist blutig und heftig und falsch und all die Dinge die normalerweise damit in Verbindung gebracht wurden. Aber er ist unordentlich, darauf beharrt Hermine, weil sie es noch nie zuvor von jemand anderem gehört hat. Zeit ist kaum vorhanden und die Zeit die sie fand, kann sie nie gut nutzen. Dann gibt es lange, lange Verzögerungen, in denen absolut gar nichts passiert, wo die Leute sich austoben und versuchen zu vergessen, dass sie warteten und worauf sie warteten. Aber sie brauchen dennoch mehr Zeit, mehr Leute und mehr Forschung, denn sie weiß, dass ein Krieg nicht nur durch Helden und Leuten mit Herzen gewonnen werden kann.


Beta/Korrekturleserin ist Goldfisch

Vielen Dank fürs Lesen!

Jeden Dienstag kommt ein neues Kapitel