Fünf

Tag: 720; Stunde: 2

Hermine wird für die einfachen Missionen ausgewählt und sie nimmt es mit sowohl Genervtheit, als auch Erleichterung wahr. Sie weiß auch, dass es etwas mit Malfoy zu tun hat, da sie erfahren hat, dass er die meisten Entscheidungen für die Missionen entwirft. Da sie dieses Wissen besitzt, nimmt sie an, dass er sie wahrscheinlich nicht einmal in einer einzigen Mission einsetzen würde, wenn sie nicht einigen der besten ihrer Leute, einige Pausen gönnen müssten.

Es ist nicht so, dass sie sich nicht verbessert hätte, denn das hatte sie. Am Anfang war es extrem schwer gewesen. Wenn nur sie und ein paar andere gegen eine kleine Gruppe kämpften, kam sie sehr gut mit der Situation klar. Ihr Wissen über Magie war riesig, sie bewegte sich schnell genug und sie war außerdem immer mutig.

Es waren die großen Schlachten, die sie zu Fall brachten. Wenn die Luft schwer war durch Magie und den Rauch der Zauberstäbe und wenn sie keine klare Sicht bekam oder nicht wusste, wer auf welcher Seite stand, dann wurde sie unsicher. Dann war Verwirrung und Panik in der Luft und in ihr und ihr Verstand zerbröckelte und ließ sie die Fassung verlieren. Sie war darauf nicht stolz, aber sie gibt zu, dass das ein Problem darstellt. Es gab Verbesserung, aber sie war noch nicht an einem Punkt angelangt, an dem sie kein Risiko mehr für sich selbst oder die Menschen um sie herum darstellt.

Also bekommt sie jetzt die kleineren Jobs. Was ihr gut tut, denn sie ist immer noch involviert und leistet ihren Beitrag und sie macht das, was sie macht gut. Sie ist mehr als jeder andere verärgert über sich selbst, weil sie nicht so gut ist, wie sie sein möchte, aber zumindest tut sie, was sie kann.

Tag: 728; Stunde: 4

Etwas streift ihr Seite, dass vor ein paar Sekunden noch nicht dort war und als sie sich bewegt, um sich von der Person zu entfernen, folgt sie ihr. Malfoy sieht sie nicht an, als sie ihm ihre Aufmerksamkeit zuwendet und sie kann kaum mehr als seine Nase und seinen Mund unter der Kapuze des Sweatshirts erkennen, aber sie weiß trotzdem, dass es er ist.

Sie öffnet ihrem Mund um zu fragen, warum er ihr anscheinend auf ihrem Rückweg durch Muggel England folgt, aber er nickt mit dem Kopf zur Seite und drückt sich gegen sie, als er abbiegt. Sie ist verwirrt, biegt aber mit ihm ab, als sie eine kleinere Seitenstraße hinunter und dann in eine Gasse gehen. Malfoy hält inne, als sie weit genug von neugierigen Blicken entfernt sind und zieht einen großen Manila-Umschlag aus seiner mit einem Reisverschluss verschlossenen Jacke. Er nickt ihr zu und schaut sich nochmals um, bevor seine Augen wieder auf ihr landen.

Hermine spielt nervös mit den Ecken des Umschlags. „Was ist die eine Sache, die du vom Leben willst?"

Er runzelt die Stirn, aber sie ist der Meinung, er hat gewusst, dass sie ihn etwas fragen würde, um sicherzugehen, dass es wirklich er ist. Die Frage ist vielleicht nicht die Richtige gewesen, wenn man bedenkt, wie er seinen Kiefer anspannt, aber er antwortet ihr trotzdem. „Absolute Macht und Kraft."

Sie nickt, zieht den Umschlag heraus und gibt ihm ihre Antwort. „Ich auch."

Seine Augen huschen von ihrer Hand und dem Umschlag darin nach oben zu ihren und sie hofft, dass er weiß, dass das hier einer Entschuldigung für dieses Gespräch am nächsten kommt. Er nimmt den Umschlag entgegen und hält ihr seinen hin, den sie nach einem Moment annimmt. Sie steckt ihn ein und räuspert sich, um das Schweigen durch die undefinierbaren Gefühle zwischen ihnen zu brechen. Seine Augen ruhen immer noch auf ihren und sie muss ihren Blick abwenden, um einen Anschein von Normalität wiederherzustellen.

Er ist der Erste, der weggeht und sie folgt ihm aus der Gasse nach draußen. Sie gehen ohne ein Wort den ganzen Weg zurück zu dem kleinen Gebäude, das als Eingang zur Zauberwelt dient und obwohl es am Anfang des Rückweges unangenehm zwischen ihnen ist, vergisst sie nach ein paar Minuten, dass es das sein sollte.

Tag: 730; Stunde: 2

Sie versucht, sich an die genauen Zahlen zu erinnern, weil sie das Gefühl hat, der Zeit und dem Krieg nicht die gebührende Ehre erweisen zu können, ohne genau zu wissen, wann er begonnen hat. Sie weiß jedoch, dass es jetzt zwei Jahre her ist und vor ungefähr drei Stunden oder in diesem Moment begonnen hat. Sie spürt den Sog der Zeit, des Krieges, aber irgendwie scheint es, als dauerte er sowohl schon länger als auch kürzer an.

Manchmal, wenn sie ihre Augen schließt und die Welt übertönt (was Hermine Granger sehr schwer fällt, wenn sie nicht in einem Buch vergraben ist), kann sie das Trommeln der Luft und den Gestank von Rauch sehen, riechen und fühlen . Sie kann sich genau daran erinnern, wie sie diesen Punkt erreicht hat. Aber an den meisten Tagen kann sie sich nicht einmal mehr an den gestrigen Tag erinnern, denn der Krieg ist ein Tornado und sie sieht nur zu, wie sich das Sturmauge dreht.

Zwei Jahre, denkt sie; es fühlt sich an wie eine schwere Bleischicht auf ihren Knochen. 2 Jahre.

Tag: 741; Stunde: 12

„Granger." Hermine sieht zu Neville auf und runzelt die Stirn, bis sie Malfoy erblickt, der zur Couch ihr gegenüber geht.

„Malfoy."

Neville lächelt sie an, als sie ihm einen besorgten Blick zuwirft, weil er wahrscheinlich weiß, warum Malfoy sie anspricht. Der Blonde zieht eine Schriftrolle aus einer kleinen Truhe, die er auf den Tisch gestellt hat, und seine Finger sind vorsichtig, als er sie auf der Oberfläche entrollt. Runen in alter, braun gewordener Tinte werden langsam durch das Aufrollen auf dem porösen Pergament sichtbar, als er Steine auf die Ecken legt.

„Was ist das?"

„Was hältst du von Rätseln?" Dann hebt er seinen Blick und scheint sie zu analysieren.

Sie beobachtet ihn ebenfalls und versucht herauszufinden, was genau er von ihr will. „Ich mag sie."

„Gut."

Hermine schaut zurück auf das Pergament. „Dies ist die Rune für Frieden, obwohl sie umgekehrt ist. Die Römer benutzen sie für Worte wie Korruption oder Aufruhr. Die daneben steht für... Schaubild. Oder Tafel." Sie blickt zu ihm auf, dann zurück zu der Schriftrolle. „Diese Linie hier symbolisiert ihre Wichtigkeit. Eine Aufruhr wegen einem bestimmten Glaubenssatz?"

„Es ist durcheinander. Einige davon konnten wir verstehen, aber andere... diese hier zum Beispiel", seine Fingerspitze schwebt über einer Rune am Ende der ersten Reihe und fährt sie in der Luft nach. „Es gibt drei verschiedene Bedeutungen für sie. Wir müssen sie alle lösen, sie sortieren und dann versuchen, ihre Bedeutung durch die richtige Anordnung herauszufinden."

Hermine atmet tief aus und ihre Augenbrauen ziehen sich konzentriert zusammen. „Hier, lass mich... nur..."

Sie steht auf, geht um den Tisch herum und Malfoy bewegt sich zum anderen Ende der Couch, damit sie sich setzen kann. Er gibt ihr das Notizbuch, das er seit Monaten mit sich herumträgt, bereits auf eine leere Seite weiter hinten geöffnet, damit sie nicht sehen kann, was es sonst noch enthält. Neville reicht ihr einen Stift über ihre Schulter.

„Diese hier ist nicht an der richtigen... Stelle."

„Ja, aber ich habe das schon einmal gesehen. Siehst du diese Krümmung an der oberen Linie? Ich glaube das bedeutet etwas ähnliches wie ‚hier', so wie es im Lateinischen verwendet wurde. Es repräsentiert eher einen spezifischen Ort, als eine abstrakte Platzierung oder einen allgemeinen Bereich."

Hermine nickt und notiert die Erkenntnis. „Die kurze Linie unten bedeutet, dass es geerdet ist, vielleicht sogar im wörtlichen Sinne des Wortes. Es –"

„Oder es kommt von zu Hause." Sie sieht zu ihm auf und er beugt sich nach vorne. „Schau hier drüben, die Linie ist auch in der Rune für Heimat, dann wieder in der für Familie. Die Linie repräsentiert Vertrautheit."

„Aber was ist hier? Bei Freunden? Da ist keine Linie."

„Vielleicht kannten sie die beteiligten ‚Freunde' oder ‚Verbündeten' nicht. Oder vielleicht dachten sie, dass sie es sind und es hat sich als fälschlich erwiesen."

„Du stellst Vermutungen an, bevor du die Geschichte kennst."

„Und deshalb bin ich zu dir gekommen."

Sie begegnet seinem Blick und spürt, wie ihre Ohren heiß werden, obwohl sie sich nicht sicher ist, warum. Es ist fast ein Kompliment, und sie ist sich nicht sicher, wie sie es aufnehmen soll.

„In Ordnung. Dann wollen wir mal sehen."

Tag: 754; Stunde: 14

Sie braucht fast zwei Wochen, um die Schriftrolle fertigzustellen, und Neville ist derjenige, dem sie sie gibt. Sie hatte gehofft, es würde Malfoy sein, nur um zu sehen, was er von dem hielt, was sie herausgefunden hatte. Sie hatte nie gewusst, dass er sich so gut mit Runen auskannte, wie er es tat.

„Du arbeitest viel mit ihm, nicht wahr?"

Neville zuckt mit den Schultern. „Ich glaube, jeder arbeitet viel mit ihm."

„Er ist aber nicht gemein zu dir, oder?" Sie blinzelt über sich selbst, weil sie bemerkt, dass sie sich wie eine besorgte Mutter anhört.

Neville lacht, weil er es auch bemerkt. „Er macht manchmal Witze. Sagt mir, ich soll nichts in die Luft jagen. Aber es ist mehr ... ein Scherz als gemein zu sein. Zu unser beider Nutzen und nicht nur zu seinem."

„Hmm."

„Du glaubst immer noch nicht, dass er sich verändert hat, huh?"

Sie wedelt mit der Schriftrolle herum, bevor sie sie ihm reicht. „Ich mag Rätsel."

Tag: 761; Stunde: 21

Sie sieht eine Woche lang niemanden, nur zu zweit vorbeiziehende Schatten von Fremden, und dann plötzlich fast alle ihre Freunde am selben Ort. Zwei Tage vergehen, bevor sie glaubt, den Verstand zu verlieren.

„Fred!", schreit sie vom oberen Ende der Treppe und Seamus bleibt stehen, um sie anzustarren.

„Was, das ist ein schöner Orangeton, Hermine." Der Rotschopf biegt um die Ecke und lächelt sie an.

„Du!" Sie brodelt und zeigt mit ihrem Finger auf ihn.

„Ich? Falscher Zwilling, Liebes. Muss George gewesen sein oder jemand anderes im Haus."

„George ist vor drei Tagen abgereist."

„Eigentlich ist das hier George." Seamus lacht sich hinter vorgehaltener Hand schlapp.

Hermine stolpert praktisch die Stufen hinunter und George ist klug genug, sich umzudrehen und in die andere Richtung zu rennen. Ihre leuchtend orangenen Haare fliegen umher, als sie auf ihn zu sprintet und sie weiß nicht, wie er es schafft ihr zu entkommen, während er die ganze Zeit lacht. Sie ist bereits nach zwei Minuten außer Atem.

„Ich werde dich umbringen!"

„Es lässt wieder nach!"

„Wann!"

„In ein paar Wochen vielleicht? Es hält höchstens ein Jahr." Er wirft ihr ein Lächeln zu und sie knurrt, als sie einen Stock quer durch den Hof in seine Richtung schleudert.

„Du musst irgendwann zurückkommen!"

Doch später, als sie bereits schläft und sie ihre Haare dreizehn Mal gewaschen hat, bricht er mitten in der Nacht zu seinem nächsten Einsatz auf. Am Morgen ärgert sie sich mehr darüber, dass sie nicht die Gelegenheit hatte, sich zu verabschieden, als dass sie sich nicht rächen konnte.

Tag: 763; Stunde: 13

Malfoy hebt seine Augenbrauen, hält inne und schafft es fast sich zusammen zu reißen, bevor er in Gelächter ausbricht. Hermine starrt ihn finster an und stolziert davon. Wenn es nicht sein Geburtstag wäre, hätte sie ihn verhext.

Tag: 777;Stunde: 12

„Du siehst aus wie ein Weasley." Ein höhnisches Grinsen verzieht kurz sein Gesicht, dann ist es weg. Ihr Herz schlägt ein wenig schneller, weil es sie an Ron erinnert und sie ihn schrecklich vermisst.

Das Orange hat angefangen, sich aus ihren Haaren zu waschen, obwohl es Wochen gedauert hat. Und er hat recht. Die Farbe hat ihr Haare orange und rot gefärbt und ließ sie aussehen, als hätte sie eines Nachts beschlossen, eine schlechte Idee zu verfolgen, indem sie versuchte sich die Haare selbst rot zu färben.

„Danke." Weil sie weiß, dass sie nichts anderes sagen könnte, was ihn mehr nerven würde.

Er wirft ihr einen Blick zu und setzt sich auf den Tisch hinter ihm. „Ich nehme an, du wolltest etwas besprechen, Granger?"

„Ich glaube nicht, dass du Lavender auf diese Mission schicken solltest."

Er zieht eine Augenbraue nach oben und sieht wie immer klassisch gelangweilt und arrogant aus. „Und warum ist das so?"

„Sie ist anders. Ich weiß noch nicht, was ihr passiert ist, aber sie ist deprimiert. Sie ist andauert traurig, sie isst nichts und raucht eine Zigarette nach der anderen."

„Es ist ein Krieg", sagt er gedehnt. „Ich weiß nicht, wer nicht deprimiert oder gestresst ist. Du isst auch kaum – sollte ich dich nicht rausschicken? Und Patil lag ohnmächtig auf dem Tisch, als ich hereinkam, also sollte ich sie auch nicht auf Missionen schicken. Goldstein zuckt, wenn er nervös ist, und das könnte zu einer schlechten Zielgenauigkeit führen, also nehme ich an –"

„Malfoy. Gib ihr einfach... eine Pause – in Ordnung? Sie denkt nicht klar und ich denke, es ist eine sehr schlechte Idee. Sie braucht nur ein bisschen Zeit. Ich werde mit ihr reden und versuchen, es zu klären, aber sie wird morgen nicht in Bestform sein –"

„Sie muss nicht in Bestform sein. Es ist eine einfache Mission. Es wird wahrscheinlich nicht einmal Widerstand geben."

Hermine spürt, wie ihre Verärgerung größer wird und ihre Hände ballen sich unter dem Tisch zu Fäusten. „Ich bitte dich auf die nette Art."

„Das kann ich sehen."

Hermine schnaubt und steht auf. „Dann entschuldige ich mich, Malfoy. Ich habe fast vergessen, dass dir nichts außer dir selbst wichtig ist."

Sie verlässt den Raum, ohne sich die Mühe zu machen, ihn noch einmal anzusehen.

Tag: 778; Stunde: 18

Lavender erscheint nicht auf der Veranda und Hermine will sich auf den Weg machen, um sie zu wecken, als ein Atemzug ihr Ohr streift. Sie kann weiche Haarsträhnen spüren, die über ihr Ohr und ihre Wange streichen, und eine Wärmequelle in der Nähe ihres Rückens. Sie weiß, wer es ist, bevor er überhaupt spricht.

„Die Tatsache, dass ich sicherstelle, dass ich Pläne erstelle, die zu den Fähigkeiten aller passen, die ich für ihre Missionen auswähle, und dass ich überhaupt hier bin, muss bedeuten, dass ich mich um niemanden außer mir selbst kümmere. Ich nehme an, dass das bedeutet, dass du recht hast, Granger?"

Sie blinzelt und blinzelt, als sie auf die Rücken ihrer Freunden vor dem Haus starrt, die sie sich etwas weiter weg müde unterhalten, während sie nur vom matten Grau der Morgendämmerung erhellt werden. Sie weiß nicht, was sie sagen soll, weil ein Teil von ihr weiß, dass sie sich möglicherweise schon vor Lavenders offensichtlicher Freistellung von der Mission geirrt hat; aber es gibt auch einen Teil von ihr, der immer noch denkt, dass er es nur getan hat, um ihr das Gegenteil zu beweisen, und er es sonst nicht getan hätte.

„Hast du also keine Antwort? Richtig. Ich habe vergessen, dass du die Frage dort oben auf deinem hohen Ross nicht hören kannst."

Er bewegt sich steif um sie herum, als er die Treppe hinuntergeht, um sich dem Rest des Teams anzuschließen, und es dauert einige Augenblicke, bis sie sich daran erinnert, dass sie Beine hat, die sie bewegen muss.

Tag: 780; Stunde: 7

Hermine hasst es, dass sie immer diejenige zu sein scheint, die verurteilend wirkt, und nicht Malfoy, den sie immer verurteilt, weil er immer der Verurteilende ist. Diese Erkenntnis hat sie auf den Gedanken gebracht, dass sie jetzt vielleicht diejenige ist, die zu viel urteilt. Malfoy ist ein Arsch. Aber sie kann das nicht länger auf seine Vorurteile schieben.

Sie beschließt, Malfoy jetzt als eine Person anzusehen, die sie nicht kennt und nie gekannt hat. Sie ist der Meinung, dass sie auf diese Weise aufhören kann, ins Fettnäpfchen zu treten. Sie mag es nicht, diejenige zu sein, die als gemeine oder grausame Person rüberkommt.

Sie hasst es, dass sie sich auf diese Ebene herabgelassen hat, egal, wer die andere Person ist. Sie ist besser als das, das weiß sie und vielleicht ist es an der Zeit, dass sie sich auch so verhält.

Aber, Gott, er ist nervig.

Tag: 783; Stunde: 12

„Was ist mit dir Hermine? Bist du jemals verliebt gewesen?"

Hermine schenkt dem Schwarz-Weiß-Film, der vor ihr und Tonks auf dem Bildschirm läuft, ein kleines Lächeln und schüttelt den Kopf. „Nein noch nicht."

„Das wirst du." Hermine saß manchmal, wenn sie dem Sog der Welt entkommen war, da und fragte sich, ob das stimmte.

Schließlich verliebten sich nicht alle. Sie ist offiziell aus dem Teenageralter raus, und doch ist sie hier, eine junge Frau, die noch nie verliebt gewesen ist oder sogar ihre Jungfräulichkeit verloren hat. Sie hatte immer geglaubt, dass beides zusammenhängen müsse, aber die Tatsache, dass sie älter war und immer noch keines der beiden Dinge hatte, schien nicht mehr so normal zu sein wie damals, als sie noch ein Mädchen in einem Schlafsaal in Hogwarts gewesen ist. Sie weiß, dass sie jung ist, aber die Tatsache, dass jeder um sie herum mindestens einen, wenn nicht sogar beide dieser Meilensteine erreicht zu haben scheint, gibt ihr das Gefühl, dass sie zu weit hinterherhinkt.

„Ich dachte, du wärst in Ron verliebt." Tonks lächelt den Bildschirm an und Hermine wirft ihr einen Blick zu.

Sie braucht eine Weile, um zu antworten, und es ist sowohl mit Bedauern als auch mit Akzeptanz. „Ich dachte sehr lange, dass ich mich in ihn verlieben hätte können. Aber das ist jetzt vorbei."

„Wegen des Krieges?"

„Wegen vieler Dinge. Aber vor allem, weil wir nicht richtig zusammenpassen und ich lieber unsere Freundschaft bewahren würde, als zu versuchen, uns beide zu ändern, damit es funktioniert, und es einfach schlecht endet. Ich denke, manche Dinge sollen einfach nicht passieren, egal wie sehr man es willst."

„Und manchmal tun sie es, egal wie sehr du es nicht willst." Es klingt, als wäre es ihre eigene Offenbarung über ihr eigenes Leben, also nickt Hermine nur und faltet ihre Hände in ihrem Schoß.

Das Leben hat eine schreckliche Art, einen zu überraschen.

Tag: 789; Stunde: 20

Malfoy sitzt auf der Couch, als sie von ihrem zweiten Einschlafversuch zurückkommt. Eine Schüssel Popcorn steht lose zwischen seine Knien, während er die Fernbedienung studiert. Es ist dunkel, abgesehen von den wechselnden Farben des Fernsehers. Lavenders Stimme ertönt laut stöhnend aus dem Schlafzimmer, in dem sie sich befindet, und Hermine errötet, obwohl Malfoy sich ihrer Anwesenheit nicht einmal bewusst ist.

Lavenders Depression war durch einen Pause mit ihrem Geliebten verursacht worden, von dem sie behauptete, dass ihre Lust für ihn zu groß sei, um ohne sie funktionieren zu können. Hermine ist der Meinung, dass Lavender den ungepflegten Mann, der zu zufälligen Zeiten aus ihrem Schlafzimmer kommt, liebt, aber nicht will, dass es jemand erfährt. Ihre Versöhnung findet nun seit Stunden mit Unterbrechungen statt. Hermine hat versucht, sie mit dem Fernseher zu übertönen, aber es hat damit geendet, dass sie bemitleidenswert an die Decke gestarrt hat, während Lavenders Schreie die dröhnende Lautstärke einer schlimmen Kampfszene übertönt haben.

„Du bist wach?", fragt sie, damit er weiß, dass sie da ist, weil sie gehört hat, dass Seamus sich einmal von hinten an ihn angeschlichen hat und Malfoy ihn instinktiv gegen eine Wand geschleudert hat.

Er erschreckt sich trotzdem und klammert sich an der Popcornschüssel fest, die bei der Bewegung fast umgekippt wäre. Er murmelt einen Fluch, und stellt die Schüssel wieder ab, bevor er zu ihr aufblickt.

„Zwischen dem unausstehlichen Rumgevögel und dem Dröhnen des Fernsehers hätte ich tot sein müssen, um es nicht zu sein."

Aber sie glaubt ihm nicht, denn in seinen Augen liegt ein Ausdruck, den sie nicht mehr gesehen hat, seit Ron von seiner ersten Mission nach Hause gekommen ist und sich in seinem Zimmer versteckt hat. Da ist eine überwältigende Art von Horror in ihnen. Und mit der seltsamen Blässe seiner Haut, den Flecken von Schlafmangel und dem Schimmern seiner Augen findet sie, dass er gehetzt aussieht. Sie bezweifelt sehr, dass Malfoy Schlafstörungen hat, weil es ihm zu unangenehm ist, jemanden beim Sex zu zuhören.

„Was guckst du?"

Seine Lippen zucken, und deuten den Hauch eines Lächelns an. „Die Methoden des Safer Sex."

Hermine errötet noch mehr und verlagert ihr Gewicht auf dem Sessel, den sie eingenommen hat. „Oh."

„Muggel sind ziemlich erfinderisch. Obwohl ich mir nicht sicher bin, was ich von dieser Gummivorrichtung halten soll."

Oh mein Gott, stöhnt sie in ihrem Kopf und reibt sich ihr Gesicht, als würde das bei der Hitze überhaupt irgendetwas helfen. Er drückt mehrmals auf eine Taste der Fernbedienung, und ihre Stimme ist gehetzt und zu hoch, als sie versucht, das Thema zu wechseln.

„Funktioniert die Fernbedienung nicht?"

„Nein sie funktioniert. Ich mag es nur die Knöpfe zu drücken, die nichts machen."

Sie kräuselt die Lippen, bei seiner Aussage und streckt ihre Hand aus. „Lass mich mal sehen."

„Nein." Er zieht sie näher zu sich, als hätte sie ausfahrbare Arme und könnte ihn von dort wo sie sitzt erreichen. Typisch Mann, also.

Sie seufzt. „Versuch die Batterien rauszunehmen und anders herum wieder einzusetzen."

Er blinzelt auf das schwarze Stück Plastik in seiner Hand hinunter und dann wieder zum Fernseher. „Ich will sowieso lieber das hier schauen."

Sie weiß, dass er keine Ahnung hat, wovon sie spricht oder falls er weiß, was Batterien sind, weiß er bestimmt nicht, wo sie zu finden sind. Er will offensichtlich lieber das aktuelle Programm anschauen, als ihr zu zeigen, dass er etwas nicht weiß.

„Lass mich einfach mal sehen."

„Ich habe nein gesagt."

„Nun, ich schaue mir das nicht an."

Er sieht sie an, als wäre sie viel zu dumm, um überhaupt mit ihr zu sprechen. „Niemand hat gesagt, dass du das musst."

„Nun, da wir uns beide mit ... dem hier auseinandersetzen müssen, sollten wir etwas finden, das wir beide sehen wollen."

„Ich glaube nicht, dass du dazu in der Lage bist, Kompromisse einzugehen." Sie blickt ihn an, er lächelt und lehnt sich leicht vor. „Ist dir das unangenehm?"

Sie wird rot. „Es ist weder interessant noch etwas, was ich nicht schon weiß. Also..."

Sie hält inne, als er schelmisch grinst, und wird noch röter, nachdem er sagt: „Oh, du weißt also genau über sicheren Muggelsex Bescheid, oder wie?"

Sie stoppt sich, bevor sie sich lächerlich macht, indem sie wegstampft, und geht stattdessen zum Fernseher und wartet mit ihrer Antwort, bis sie ihm den Rücken zugedreht hat. „Das geht dich nichts an."

„Ich— Hey, stell das wieder zurück."

„Nein.", grummelt sie und drückt auf den Knopf, um den Kanal zu wechseln.

Sie wartet, bis sie bei einem Film landet, der ihr ziemlich passend erscheint, Schauspieler in viktorianischer Kleidung, während die Frauen vorbeigehende Männer ankichern. Sie hält ihr Kinn den ganzen Weg zurück zu ihrem Sesseln hochgereckt. Malfoy funkelte sie an und schnaubt leise, während er erneut auf den Tasten der Fernbedienung herumdrückt.

„Ich nehme an, wir werden uns das ansehen."

„Oder ich könnte einfach aufstehen und den Kanal wechseln, aber dann würde ich mich wohl auf dein kindisches Niveau herablassen."

Jetzt ist sie an der Reihe, ihn anzufunkeln. „Kindisch war es, etwas anzuschauen, dass ich offensichtlich nicht sehen wollte."

„Kindliche Selbstgefälligkeit ist zu glauben, dass man kommen und den Kanal ändern kann, den eine Person schon seit einer halben Stunde anschaut, nur weil man es selbst nicht sehen will."

„Kindisch ist es, nicht teilen zu wollen, wenn –"

„Kindisch ist auch dieses Gespräch." Er dreht sich um, um sie anschauen und er sieht so arrogant wie immer aus mit seiner hochgezogener Augenbraue. Abgesehen von seinen nicht zusammenpassenden Socken, die ihr auf dem Weg zurück zu ihrem Platz aufgefallen sind, und seinen Fingerspitzen, die voller Butter sind, als er ein weiteres Stück Popcorn aus der Schüssel holt.

Hermine schnaubt, bereut es aber, als sie sich daran erinnert, wie unreif sie all sein Schnauben fand, als sie die Kanäle umgeschaltet hat. Sie wendet sich wieder dem Bildschirm zu und ignoriert ihn, während sie versucht, sich darauf zu konzentrieren, wie die Frau von einem relativ gut aussehenden Mann bezaubert wird.

Es entstehen lange, glückselige Minuten der Stille, in denen nichts aus Lavenders Zimmer oder von dem Mann, der fünf Fuß von ihr entfernt sitzt, zu hören ist. Hermine ist so in den Film vertieft, dass sie tatsächlich zusammenzuckt, als Malfoy das Wort ergreift.

„Er ist eine Tunte."

„Was?"

„Das ist das Problem mit diesen Kinobildern. Welcher Mann hat sich jemals so benommen? Hat Gedichte zitiert, oder fünf Minuten lang über ihre verdammten Hände geredet. Ich weiß nicht, wie du das überhaupt ertragen kannst, geschweige denn glauben, dass das gut genug für dich ist, um es anzusehen."

„Es gibt Männer..." Sie verstummt bei dem Blick, den er ihr zuwirft. „Nun, vielleicht wollen manche Frauen glauben, dass es solche Männer gibt."

Er sieht angewidert aus und rümpft die Nase. „Warum? Willst du mir damit wirklich sagen, dass du das... genießen würdest?"

Er nickt zum Fernseher, wo der Mann wild gestikuliert und einen Poesie-Amoklauf betreibt. Hermine sieht einen Moment lang zu, und dann noch einen weiteren und kichert dann. Und soweit sie weiß hat sie so etwas nicht mehr getan hat, seit sie fünf war.

„Vielleicht nicht." Er macht ein Geräusch, das sie wissen lässt, dass er weiß, dass er die ganze Zeit Recht gehabt hat. „Aber ich würde es trotzdem schätzen. Es ist süß."

„Es ist ekelhaft. Und dann füttert man Frauen mit diesen Bildern, und sie bekommen Ideen in ihren Köpfen, selbst wenn kein Mann so handelt. Ihr programmiert es euch nur vor enttäuscht zu werden/Ihr bereitet euch alle nur auf eine Enttäuschung vor."

„Manchmal ist es einfach nur schön so zu tun, Malfoy."

„Ich würde lieber verhindern, dass mein Abendessen noch einmal auftaucht."

So schlimm ist es nicht."

„Du kannst mir nicht sagen, dass du wirklich auf dieses romantische Gelaber abfährst? Das ist Bullshit."

„Es ist ein bisschen lächerlich, aber zumindest ist es besser als deine vorherige Show."

Er sieht sie an, als hätte er sie gerade dabei belauscht, wie sie jemandem ein schmutziges Geheimnis erzählt. „Bist du eine heimliche Romantikerin, Granger? Überspringst den Sex für ein bisschen Poesie, hmm?"

Sie wird knallrot, was an diesem Abend schon viel zu oft vorgekommen ist. „Ich bin keine Romantikerin. Ich bin ein praktischer Mensch, und Liebe ist nicht praktisch."

Er sieht sie immer noch an, als hätte er sie auffliegen lassen und sein Grinsen ist absolut hinterhältig, als er sich wieder dem Fernseher zuwendet. Er ist drei Sekunden lang still, dann schnaubt er und sieht sie an. „Er hat ihre Haare gerade mit Dreck verglichen."

„Er hat gesagt, sie sei so schön wie die Natur, mit ihren Haaren... wie..."

„Wie Dreck."

Hermine lacht schallend.

Tag: 796; Stunde: 22

Das Gebäude besteht aus abgesplitterten Steinen, es ragt zwei Stockwerke in die Höhe, die Türme sind zerbrochen und das halbe Dach ist eingestürzt. Dunkle, zornige Ranken winden sich über die gesamte Länge, und der Wind heult durch die Äste toter Bäume, die über die karge Landschaft verstreut sind.

„Es ist gruselig.", flüstert Dean.

„Ich finde es wunderschön, mit dem gotischen Stil", flüstert Hermine zurück und Dean wirft ihr einen seltsamen Blick zu.

„Kümmere dich nicht um sie, Thomas. Sie betrachtet die Dinge offensichtlich durch einen romantisierten Blickwinkel.", er hält inne, um ihren obligatorischen Blick in seine Richtung zu akzeptieren, bevor er fortfährt. „Gib zu, wie sehr dich das Aussehen beunruhigt, denn das sollte es. Es könnte alles dort drin sein, und ihr alle tätet gut daran, euch daran zu erinnern."

Das Ende des Besens, der über Malfoys Schulter hängt, ist kurz davor sie ins Gesicht zu treffen und sie muss zur Seite treten, um auszuweichen. Die Bewegung lässt Dean ebenfalls seitwärts taumeln und ein Ast knackt laut unter seinem Fuß. Malfoy hält an und dreht sich um, hält eine Hand hoch, um den anderen ein Zeichen zu geben, und wirft ihr einen wütenden Gesichtsausdruck zu.

Er blickt über seine Schulter zurück auf das Gebäude, als könnte sich möglicherweise jemand darin befinden, und schaut sie dann noch einmal wütend an, bevor er ihnen bedeutet, weiterzugehen. Sie ist bereits wütend auf ihn, so dass die offensichtlichen Vorwürfe ihn nicht weiter in ein gutes Licht rücken, was auch an der Schwere ihres Blicks zu erkennen ist.

Er hatte sie bis zu diesem Abend nicht darüber informiert, dass ein gewisses Maß an Fliegen im Spiel sein würde, und als sie ihm sagte, dass er das bei dem Meeting nicht erwähnt hatte, sagte er ihr einfach, dass er das damals war und dass es egal war. Malfoy würde niemals aufhören, soweit sie es sehen kann, ein aufgeblasener Idiot zu sein.

Er stoppt sie an der Seite des Gebäudes und weist sie an, einzeln zu dem zerbrochenen Fenster zu fliegen. Hermine wird zunehmend nervös, je länger sie dort steht.

„Ich fliege nicht."

Er knurrt, weil er wahrscheinlich wusste, dass das passieren würde. „Hast du die grundlegenden Flugstunden in Hogwarts genommen?"

„Ja aber-"

„Dann kennst du dich gut genug aus."

„Ich werde dich hochfliegen.", bietet Neville an, nachdem Malfoy selbst hochgeflogen ist, und legt sanft eine Hand auf ihre Schulter, da er weiß, wie sehr sie es hasst.

Dennoch lehnt sie sein Angebot trotz des einfachen Auswegs ab. Malfoy würde sie wahrscheinlich für einen Feigling oder unfähig halten, wenn sie angenommen hätte, und obwohl sie vielleicht wie er war, weil sie es nicht mochte, wenn man sah, dass sie etwas nicht konnte, hatte sie nicht vor, sich von ihm vorführen zu lassen.

Sie braucht drei Befehle, um den Besen dazu zu bringen, überhaupt vom Boden hochzukommen, und er schwankt unruhig durch ihre Nervosität. Sie schwebt langsam nach oben, der Besen rüttelt und bewegt sich so sehr, fast wie eine Wippe, sodass ihr übel wird. Ihr Herzschlag beschleunigt sich, als sie vor dem Fenster stehen bleibt. Sie wagt es nicht, auf das Fensterbrett zu treten, wie es Malfoy getan hat, und sie traut sich auch nicht zu, nicht gegen die Kanten zu stoßen.

Sie übt zu viel Druck auf den Besen aus, als sie sich nach vorne lehnt und Angst und mangelnde Erfahrung holen sie ein. Malfoy, der wie eine Statue an der Seite wartet, muss den Besen festhalten, bevor sie auf der anderen Seite des Raums gegen die Wand schießt. Es lässt sie herumwirbeln und sie sieht Malfoys strenges Stirnrunzeln, bevor sie umkippt und kopfüber von dem Besen hängt.

Hermine atmet laut aus, verlegen und geschockt, und wird rot, als Anthony an ihrer Seite kichert. Sie klammert sich hektisch an den Besen und versucht, kein Geräusch von sich zu geben, als sie plötzlich wieder nach oben geschleudert wird. Ihr Kopf braucht einen Moment, um das wachsende Grinsen auf Malfoys Gesicht zu erfassen und zu akzeptieren, aber sie ist zu entnervt, um darüber wütend zu sein. Er lacht stumm, seine Schultern beben und er bedeutet ihr abzusteigen, während er den Besen festhält.

Sie benutzt seine Schulter als Stütze, um sich nicht noch mehr zu blamieren und mit ihren wackeligen Knien hinzufallen. Außerdem glaubt sie, könnte die Berührung ihn zum Schweigen bringen, und obwohl es funktioniert, ist er nicht wütend, wie sie erwartet hat. Sein Gesicht ist sorgfältig ausdruckslos, als er sie ansieht, und er hält still und bewegt sich nicht unter ihrer Handfläche, bis sie sie sinken lässt.

Tag: 804; Stunde: 5

Sie hört die Nachrichten, dass Malfoy und Tonks in einer verlassenen Kirche in Glasgow schwer verletzt wurden, durch Verbindungen des Ordens. Sie überredet Lupin, dass sie ihren Posten als Lieferbotin im unheimlichen Weißen Haus verlassen darf um zum Grimmauld zu gehen. Tonks ist auf dem Weg der Besserung; allerdings fällt sie einige Tage aus, damit die Brüche in ihren Fingern heilen können. Hermine folgt ihr aus dem Wohnzimmer in die Krankenstation und Tonks sagt nichts, als sie sie dabei erwischt, wie sie während des Gesprächs mehrmals zu Malfoys Bett blickt.

„Er hat sich die Rippen gebrochen. Er ist von einem Balken gefallen, über den er gerannt ist, als sie herausgefunden haben, dass er über ihnen war. Er hat auch eine üble Schnittwunde durch das Glas am Boden abbekommen."

„Nun immerhin ist er nicht tot. Dann hätten wir einen Strategen weniger."

Aber es ist mehr als das, denn Hermine erkennt, dass es sie vielleicht ein bisschen mehr stören würde, wenn Malfoy gestorben wäre. Tonks scheint das auch zu wissen, denn sie antwortet nicht, aber Malfoy tut es.

„Ich bin froh zu sehen, dass du in der Zwischenzeit so viel von mir hältst." Sie zuckt zusammen, weil sie gedacht hat, dass er schläft, dadurch, dass sein Körper jeden Anschein dazu gegeben hat.

„Zumindest ist es eine Verbesserung. Vor einem Jahr hätte sie deine Leiche nur wütend angestarrt.", erwidert Tonks. Er schnaubt und sie fragt sich, ob diese Tatsache sie zu einem schlechten Menschen macht.

Er bewegt seine Hand nach unten und streicht mit einer Fingerspitze über die Narbe, die am Saum seines Hemdes zu sehen ist. „Longbottom hat einen fantastischen Job geleistet, mich zu verunstalten."

„Das hat er. Ich war ziemlich stolz auf ihn." Tonks lächelt und Hermine verteidigt ihn.

„Zumindest hat er dich überhaupt geheilt." Es klingt härter, als es gewollt war und es ist für eine lange Sekunde sehr still.

„Ich weiß.", flüstert er und lässt seine Hand fallen.

Hermine sieht zurück zu Tonks, die ihr zuzwinkert. „Ich glaube nicht, dass er aufgehört hat sich zu beschweren, seit er gestern aufgewacht ist."

„Wenn Draco Malfoy sich nicht über die Dinge beschweren würde", flüstert Hermine zurück, „dann würde sich glaube ich die Welt vor Schock aufhören zu drehen."

„Ich mag ihn lieber mürrisch. Nicht so viel Reden. Sie fangen an ihn mit Tränken vollzupumpen und schon wird er gesprächig."

„Ich kann euch immer noch hören, wisst ihr."

Tag: 811; Stunde: 6

Sie hat sich an einfache Missionen gewöhnt. Sie weiß das, so wie sie weiß, dass sie ihre Beine nicht spürt und dass zu viel Blut in ihrem Kopf ist. Ihre Umgebung kippt und dreht sich, und sie stolpert. Das Gebäude hinter ihr wird von Feuer verschlungen, das im gesamten Haus wütet. Es erhellt die Nacht in Orange und Schatten, und auf ihrer Zunge klebt Asche, die ihren Mund verklebt.

Es wird geschrien, heiser und voller Angst, sodass sie weinen will, und sie findet Anthony Goldstein als versinkende gelbe Gestalt im Schlamm. Er beugt seinen Kopf vor Gott oder dem Tod oder etwas, das so viel größer ist als alles um ihn herum. Sie hebt schnell ihren Zauberstab zu dem Todesser, der hinter seiner Knochenmaske grinst, und ihre Hand zittert nicht, überhaupt nicht.

„Avada Kedavra!" Das Grinsen erstarrt, bösartig und tot, und der Körper, der es begleitet, fällt auf die Knie und dann mit dem Gesicht voran auf den Boden.

Hermine fühlt sich nicht, als hätte sie ein Leben gerettet, sondern sie wird mit all dem Wissen belastet, eines genommen zu haben. Und obwohl es nicht schwer ist, eine Person zu töten, hat sie herausgefunden, dass es schwieriger ist, jemand anderen wissen zu lassen, dass man es getan hat. Er wird sie anders ansehen, denkt sie, so wie sie es getan hat, als sie vom Boden aufgesehen ist, nachdem Malfoy diesen Todesser getötet hatte. Oder bei Seamus. Oder Neville. Oder Angelina. Oder absolut jedem anderen. Der Tod hat eine Farbe und sie bedeckt sie alle wie Schatten.

Aber Anthony sieht sie nicht an, zusammengebrochen und zitternd, und sie findet die Antworten in dem Körper in der Nähe des gefallenen Todessers. Padmas schwarze Haarsträhnen schweben wie tanzende Strähnen im Wind aus Rauch und Asche, und Hermines Herz weiß es, bevor ihr Verstand es weiß.

Tag: 811; Stunde: 12

Hermine erwartet nicht, ihn mit Lupin in der Küche stehen zu sehen, als sie ihre Füße über die Türschwelle schleppt, um den nächsten Ort zum Zusammenbrechen zu finden. Wenn sie das tut, bewegt sie sich, ohne es zu merken, und sie vergisst die Müdigkeit im Mark ihrer Knochen oder das dumpfe und schwere Gewicht in ihrer Brust.

Sie muss erschreckend aussehen, aber daran denkt sie erst später, als sie ihr Spiegelbild im Badezimmerspiegel betrachtet und nur schwarze Asche und sorgenvolle Augen sieht. Er steht einfach da, selbst als sie auf ihn zustürmt, aber er bewegt sich, als sie ihn gegen seine Brust schubst und ihn gegen den Rand der Theke schleudert.

„Hermine—", keucht Lupin und bewegt sich, aber Malfoy hält die langen Finger seiner Hand hoch und hält ihn zurück.

„Du Bastard!", schreit sie und schubst ihn wieder, wieder und wieder. Es macht ihm nichts aus, und so ballt sie ihre eigenen Finger zu Fäusten und schlägt ihre Knöchel in die Rundungen seines Körpers. „Ich hasse dich verdammt noch mal! Ich hasse dich verdammt noch mal so sehr!"

Er greift nach ihren fliegenden Fäuste. Sie öffnet eine und schlägt mit ihrer Handfläche auf seinen Mund, seinen Kiefer, seine Wange, die Seite seines Kopfes. Sie kämpfen miteinander, und sie verliert das, was sie tut, aus den Augen, aber sie weiß, dass sie ihm auf den Kopf schlägt und auf alles, was sie erreichen kann. Als er schließlich ihre Arme ergreift, benutzt sie ihre Füße. Ihre Stimme ist schrill und rau, aber sie ist sich nicht bewusst, dass sie all die Worte schluchzt, die sie schreit.

„Du wusstest es! Du Scheißkerl! Du wusstest, dass sie damit nicht klarkommen würde! Dass sie nicht... nicht dort sein kann. Und es war dir scheißegal! Du hast es trotzdem getan, du verficktes gottverdammtes Stück Scheiße!" Und sie schreit, und es ist gebrochen und roh, und das Meiste ergibt keinen Sinn, aber es ist ihr egal.

Es ist ihr egal, denn es gibt eine Wut in ihr, die auf ihrer Haut schwelt, bis sie bereit ist, zu explodieren. Es ist das schrecklichste Gefühl, das sie je gefühlt hat, und später wird sie sich an kein anderes Mal in ihrem Leben erinnern, an dem sie sich so außer Kontrolle gefühlt hat wie zu diesem Zeitpunkt.

Malfoy hat sie gepackt und sie umgedreht, und sie merkt, wie er sie hart gegen die Theke drückt, bis sich die Kante anfühlt, als könnte sie ihr Rückgrat brechen. Seine Schenkel halten ihre fest, während er sie fest gegeneinander presst, seine Finger um ihre Handgelenke geschlungen sind und ihre Arme an beiden Schultern festgehalten werden. Sie gräbt ihre Nägel in seine Kleidung, aber das reicht nicht, und sie zieht daran, um ihre Ohren zu bedecken, als ihr eigener Schrei aus ihrer Kehle bricht.

Sie schließt ihre Augen vor dem wütenden Gesicht, das vor ihrem schwebt, und dem Blut, das von seiner Lippe tropft. Sie lockert ihre Finger und greift nach ihm, als ihr gebeugter Kopf auf seinen Hals trifft, und sie schluchzt unverfroren in den Waschmittelduft seiner Kleidung. Da ist ein reißender Schmerz in ihr, der so viel größer ist als sie selbst, dass sie nichts als das fühlt. Alles, woran sie denken kann, ist Padma, all die anderen, sie sie auf dem Weg verloren haben und die Art und Weise, wie sie Harry, Ron und ihre Eltern vermisst, und wie sehr sie ihr Leben hasst.

Malfoy entspannt sich leicht, gerade genug, damit sie zwischen ihm und der Arbeitsplatte atmen kann, aber sie fühlt immer noch beides. Er zieht ihre Hände von seinen Schultern und stellt sich an ihre Seite.

„Ich war es nicht.", flüstert er, und dann ist da ein anderes Paar Arme, und sie braucht nur eine Sekunde, um ihre Arme um Lupins Hals zu legen, während Malfoys Körper verschwindet.

„Okay. Okay, komm schon."

„Padma."

Sie spürt seinem Atem schwer über ihrem Kopf, während er sie aus der Küche führt, während er leise flucht. „Willst du duschen oder ins Bett gehen?"

„Mir egal." Und es wird das Bett.

Tag: 814; Stunde: 17

Hermine kommt zwei Tage lang nicht aus ihrem Schlafzimmer. Am ersten sind es die Depressionen und am zweiten eher ihre Traurigkeit und Scham. Sie würde nie wissen, was sie überkommen hat, aber es erschreckt und schockiert sie wahrscheinlich genauso sehr wie Malfoy und Lupin. Sie hatte nicht gewusst, dass in ihren Adern so viele Emotionen hochgekocht waren, bis sie sich auf einmal entluden.

Sie hatte ihn angegriffen. Wofür sie sich nicht unbedingt schrecklich fühlt, wenn man bedenkt, dass er sie in der Vergangenheit ebenfalls angegriffen hat, aber es entspricht nicht ihrem Charakter. Und es ist die falsche Person gewesen. Sie ist so schnell gewesen, jemand anderem die Schuld zu geben, und dann ist da er gewesen. Derjenige, von dem sie gedacht hat, er hätte die Mission geplant und die Mitglieder dafür ausgewählt.

Sie würde nicht zu Padmas Beerdigung gehen. Sie hat Lupin gestern gefragt, und er hat ihr gesagt, dass es eine kleine Feier sein würde und nur eine Handvoll Leute hingehen könnten. Er hat sie gefragt, ob sie möchte, dass er einen Antrag stellt, aber sie lehnte mit der Begründung ab, dass die Wenigen, die ausgewählt werden, Menschen sein sollten, die ihr nahe standen. Sie kannte Padma, aber nur flüchtig, und sie fühlte sich nicht wohl bei dem Gedanken, den Platz von jemandem zu übernehmen, der sie kannte und liebte.

Als Lupin am späten Nachmittag des dritten Tages kein Essen für sie vor die Tür stellt und auch nicht anklopft, um sie zu bitten, hereinzukommen, weiß sie, dass er gegangen sein muss, wie er gesagt hatte. Als sie ihr Zimmer verlässt, riecht es in der Küche nach etwas Gekochtem, und sie weiß, dass Malfoy zurückgeblieben ist. Sie ist kurz davor, ihre Meinung zu ändern, aber sie läuft weiter zur Küche.

Er sieht sie nicht an, während er am Tisch sitzt; das Licht beim Herd verrät ihr, dass etwas im Ofen ist. Sie sucht in den Schränke nach etwas Essbarem; sie ist noch nie in diesem Haus gewesen und weiß nicht wo alles ist. Sie denkt, dass er es ihr vielleicht sagen würde, weil er wissen muss, wonach sie sucht, aber er sagt kein einziges Wort.

Im Schrank neben dem Kühlschrank findet sie eine Packung heiße Schokolade und entscheidet sich für diese anstelle von Essen. Sie öffnet sie und stellt fest, dass das Pulver in einer dünnen Schicht am Boden klebt. Sie lehnt sie aber trotzdem an den Toaster und setzt das Wasser auf. Sie ist zuerst entschlossen, ihm den Rücken zugewendet zu lassen, aber dann beschließt sie, dass wenn sie es hinter sich bringen will, sich den Möglichen Nachwirkungen ihres Ausbruchs zu stellen, ist jetzt ein guter Zeitpunkt dafür.

Er sieht sie immer noch nicht an, als sie sich umdreht, obwohl sie schwören könnte, dass sie seine Augen auf ihrem Rücken gespürt hat, als sie von ihm abgewandt gewesen ist. Er hat sich auf dem Stuhl ausgestreckt und sieht zu groß aus, um darauf Platz zu finden. Seine Beine sind lang und strecken sich vor ihm aus, ein Arm liegt auf dem Tisch, der andere auf seinem Schoß. Sein Kopf ist leicht von ihr weggedreht, die Augen sind auf den Tisch gerichtet. Auf seiner vollen Unterlippe befindet sich eine rote Furche, und die stammt von ihr. Sie spürt die Schuldgefühle wie etwas Klebriges, dass in ihrem Hals steckt.

Er sieht zu ihr auf, mit einem Ausdruck auf dem Gesicht, als wüsste er, dass sie ihn bereits anschaut, und sie schluckt fest bei dem leeren Blick, der nicht einmal Anerkennung enthält.

„Ich hätte dir nicht die Schuld geben sollen."

Er zieht den Arm auf dem Tisch zurück und greift blindlings nach der leuchtend rote Tasse, die neben seinem Ellbogen steht. Er nimmt sie und führt sie an seinen Mund, und seine Stimme klingt monoton und gelangweilt.

„Nein."

Er nimmt einen Schluck aus der Tasse und wendet schließlich den Blick von ihr ab, presst die Lippen zusammen, während er sie wieder auf den Tisch stellt. „Ich war... verzweifelt."

„Gelinde ausgedrückt."

„Ich bin überrascht, dass du mich nicht geschlagen hast." Es ist die Wahrheit, obwohl sie nicht vorgehabt hat es zu sagen.

„Habe ich dich jemals geschlagen?" Er blickt wieder zu ihr auf, den Kopf immer noch schief gelegt.

„Na ja, im Grunde schon." Hermine wird rot.

„Ich bin grob gewesen, Granger, aber ich glaube nicht, dass ich dich jemals geschlagen habe."

Hermine starrt ihn schweigend an, die Wahrheit an dem Gesagten verschlug ihr fast die Sprache. „Du hättest es fast getan."

Seine Lippen zucken. „Öfter als du wahrscheinlich weißt. Ich glaube, du bist die nervigste Frau, die ich je kennenlernen musste."

„Das ist ähnlich genug."

„Ist es das?"

„Ja. Und du bist auch der nervigste Mensch, den ich je kennengelernt habe, also... sind wir uns in diesem Punkt einig." Er sagt nichts. „Vielleicht hätte ich dich nicht schlagen sollen."

„Es war nicht das erste Mal."

Sie kneift die Augen zu Schlitzen zusammen und zeigt mit dem Finger auf ihn. „Tu nicht so, als wärst du ein Unschuldslamm –"

„In diesem Fall war ich es."

„Aber –"

„Ich weiß, Granger. Was ich meinte, bevor du dich in deiner Empörung verrannt hast, war, dass ich wahrscheinlich nicht so überrascht von deinen Handlungen war, wie du es warst. Du kannst also aufhören, dich mit halbherzigen Entschuldigungen zu bemühen, um deine Schuldgefühle zu lindern."

„Ich fühle mich nicht schuldig.", schnauzt sie, aber er antwortet nicht. „Das tue ich nicht."

Er zieht eine Augenbraue hoch und nimmt einen weiteren Schluck von seinem Getränk. „Dann sind wir wohl quitt."

Sie schnaubt, laut. „Mein einer Fehler gleicht den Spielstand also aus?"

„Das von vor ein paar Tagen, ja." Obwohl er von ihrer Frage ziemlich genervt scheint.

„Gut. Dann sind wir quitt." Sie tut so, als würde sie sich die Hand lecken und bietet sie ihm an. „Wir müssen darauf einschlagen."

Er starrt ihre Hand an, als wäre sie ein mit Schlamm bespritzter Hauself, der eine Entschuldigung verlangt, und sieht nicht einmal verächtlich, sondern vielmehr ungläubig zu ihr auf. Hermine verzieht ihr Gesicht und streckt ihm ihre Handfläche entgegen, damit er die saubere Haut sehen kann.

„Da ist nichts." Sein Gesichtsausdruck bleibt unverändert. „Ich habe nur ... einen Scherz gemacht. Es war..."

Sie lässt ihre Hand fallen, weil sie weiß, dass Malfoy entweder keinen Sinn für Humor hat, dass sie nicht witzig ist oder dass sie nicht in der Lage ist, mit ihm zu scherzen. Sie räuspert sich, als er sich wieder seinem Getränk zuwendet, und dreht sich zu dem nun kochenden Wasser um.

Tag: 817; Stunde: 11

„Ich glaube, Feinde brauchen einander."

„Sie brauchen einander nicht. Sie hassen sich gegenseitig. Wenn der Feind eines Menschen seinen Zauberstab gegen sich selbst richten würde, wäre dieser Mensch froh darüber." Er sieht sie bedeutungsvoll an.

„Dann hätten sie niemanden mehr, den sie hassen könnten, und die Menschen brauchen jemanden, den sie hassen können, um ihre Wut loszuwerden."

„Sie könnten sich selbst hassen, und vielleicht würde dich das dazu bringen, endlich die Klappe zu halten."

„Feinde sind Menschen, gegen die man für etwas kämpfen muss. „Wenn du einfach alles erreichen könntest, was du willst, ohne dass jemand da ist, der es dir schwerer macht, dann erscheint es dir nicht so bedeutend, wenn du endlich bekommst, was du willst."

„Es wäre trotzdem wichtig, sonst hätte man es gar nicht erst gewollt."

„Aber wenn es leicht zu bekommen ist, hat man es im Grunde schon am Anfang. So geht die Wichtigkeit schnell verloren. Wenn man für etwas arbeitet, wenn man es sich verdient hat, dann ist man stolz auf sich und hält seine Errungenschaften näher bei sich. Weil sie etwas wert sind."

„Das macht das Leben nur schwerer. Warum ein schwereres Leben bevorzugen?"

„Weil man dann die Dinge mehr zu schätzen weiß."

„Weißt du, was ich jetzt wertschätzen würde?"

„Ich denke, du hast es deutlich genug gemacht, damit ich eine Vermutung anstellen kann."

„Ich glaube, ich habe genug gelitten."

„Ja, vielleicht. Aber ich gebe dir trotzdem nicht recht." Er schnaubt, und sie blickt lächelnd auf die sich im Wind wiegenden Bäume. „Du wirst es mehr zu schätzen wissen, wenn es soweit ist. Dafür sind Feinde ja da, Malfoy."

Tag: 836; Stunde: 17

Sie unterhält sich mit Malfoy in der gleißenden Abendsonne, denn er bleibt der Dunkelheit seines Benehmens treu und tut so, als hätte er sich an ein Leben in der Nacht gewöhnt. Er wacht nur langsam auf, und sie hat gelernt, stundenlang zu warten, bevor er bereit ist, auf etwas zu antworten, was sie sagt.

Er ist zwei Wochen lang dort, und als er geht, dauert es nur vier Tage, bis er wieder zurück ist. Sie fragt sich, ob er zurückgekommen ist, weil sie ihn mit Konversation versorgt (zumindest mit Gezänk) anstelle der Ignoranz, die er sonst so gerne hat. Sie bezweifelt dies jedoch, denn manchmal ertappt sie ihn, wie er sie ansieht, und es ist immer ein finsterer oder viel zu aufgebrachter Blick, als dass sie glauben könnte mehr als ein Hindernis für ihn zu sein.

Sie provoziert ihn zum Streit, weil er nicht gerne mit ihr redet, aber sie braucht jemanden mit dem sie überhaupt reden kann. Er antwortet, wenn sie beleidigend oder widersprüchlich ist, aber nie bei höflichen Themen. Sie macht es trotzdem, weil sie es satt hat, Gespräche zu lesen, statt sie zu führen, und sie denkt nicht über alles nach, wenn sie sich auf etwas anderes konzentrieren muss.

Sie glaubt, dass es ihm genauso geht. Und dass er deshalb überhaupt antwortet. Sie sind sich ähnlich, trotz ihrer Unterschiede, und das ist zwar ein beängstigender Gedanke, aber die meisten Wahrheiten sind beängstigend. Sie gesellt sich zu ihm, weil es besser ist als allein zu sein, und er bleibt nicht hinter einer verschlossenen Tür, weil er es ebenfalls weiß.


Beta/Korrekturleserin ist Goldfisch

Vielen Dank fürs Lesen, ich freue mich immer über Favorites und jeden Read! Vielen Dank!

Jeden Dienstag kommt ein neues Kapitel. Nächstes am 31.05.2022