Sechs
Tag: 869; Stunde: 2
Fast das gesamte Geschirr im Haus liegt in Scherben und Trümmern auf dem billigen Linoleum Boden. Es ist ein Durchgangshaus, das heißt, es war beheizt und beleuchtet für alle Mitglieder des Ordens oder des Ministeriums, die eine Unterkunft brauchten, aber niemand blieb länger als eine Woche, und kein Platz gehörte einer bestimmten Person.
Es war das erste Mal seit über einem Monat, dass sie Malfoy sah. Seine Anwesenheit, mit verschlafenen Augen und verstrubbelten Haaren, überrumpelte sie komplett, als sie ihn in der Tür entdeckte. Das Frühstück, das aus abgestandenen Muffins aus der Speisekammer und dem restlichen Tee und Kaffee bestand, war ein ruhiges Ereignis, bis ein unbekannter Auror hereinstürmte. Das Geschirr, das sich reihenweise auf dem Tresen gestapelt hatte wurde in einem Anfall von Wut zu Boden geworfen, der ihn nicht im Geringsten zu beruhigen schien. Malfoy, Fred und sie konnten nur fassungslos zusehen, wie er unsinnige Schreie ausstieß und die Gläser zertrümmerte.
Es brauchte drei seiner Freunde, um ihn zu bändigen und aus dem Zimmer zu zerren, und von dem, was Hermine den paar Schreien und Grunz Lauten entnehmen konnte, schien es, als hätte der Auror an diesem Morgen jemanden verloren, der ihm nahe stand.
Es war beunruhigend zu denken, dass sie fast gefühllos geworden war. Nicht gegenüber dem Verlust, aber gegenüber der Vorstellung davon. Während sie Mitleid für den Mann empfand, waren ihre Trauer und ihr Kummer um ihn nichts Tiefgehendes, sondern dumpf und oberflächlich. Es war als ob jeder während des Krieges jemanden verlieren musste. Sie hatte genug um sie alle getrauert, und jedes Mal wurde sie von der gleichen Trauer erfasst.
Der Ausbruch des Mannes hinterlässt jedoch immer noch einen schlechten Geschmack in ihrem Mund und eine unangenehme Unbehaglichkeit in der Luft, aber die drei am Tisch trinken schweigend ihren morgendlichen Kaffee inmitten des Chaos, das nun auf dem Boden herrscht. Es ist ein seltsames Gefühl. Ein bisschen so, als hätte sie geträumt.
„Spielverderber." Fred schüttelt den Kopf und rührt noch mehr Zucker in seinen Kaffee.
Hermine blinzelt ihn an. Wenn sie jemals eine einfachere, fast flapsige Beschreibung dieser Hölle gehört hatte, so kann sie sich nicht daran erinnern. Sie ist überrascht. So überrascht von seinem Tonfall, und seine Wortwahl, dass sie lacht. Fred blickt bei diesem Geräusch überrascht auf, und während sie darauf wartet, dass er etwas dazu sagt, hört sie zu ihrer Rechten ebenfalls Geräusche der Belustigung.
Er grinst. Malfoy verdeckt sein Gesicht mit der Hand, die er zuvor an seine Wange gedrückt hat, und versucht, das Grinsen zu verbergen, aber sie kann es immer noch durch die Lücken zwischen seinen Fingern sehen und die leichten Falten um seine Nase, Augenwinkel und Mund herum. Sie weiß, dass er wie verrückt grinst, ohne es wirklich sehen zu können. Seine Schultern beben durch ein leises Lachen, und dann noch eines. Er wendet seinen Blick von dem Rotschopf ab und richtet ihn auf sie, und es ist ein gemeinsamer Moment. Sie lachen beide los, und es könnten noch fünfzig Jahre vergehen, und sie wird sich noch genau daran erinnern können, wie er genau in diesem Moment ausgesehen hat.
Tag: 870; Stunde: 7
Hinter der Tür ertönt seltsame Musik, die sich mit den klirrenden Geräuschen von Alicias Armbändern vermischt. Dean und Seamus spielen eine Partie Schach, während Lavender Colin von ihrem schrecklichen Erlebnis beim Schwimmen im See erzählt. In der Küche steht ein halb aufgegessener Geburtstagskuchen, auf dem nur die ersten beiden Buchstaben ihres Namens stehen. Ein Krümel davon klebt an Seamus Kinn, aber niemand sagt es ihm. Als sich ihre Zehen in der Wärme des lodernden Feuers krümmen, könnte Hermine für eine einzige Spanne ihres Herzschlags schwören, dass sie wieder im Gryffindor-Gemeinschaftsraum ist.
Tag: 888; Stunde: 3
Sie schnaubt, und er grinst, als er merkt, dass sie um eine Antwort verlegen ist. Hermine wirft ihm einen verächtlichen Blick zu, bei der Art, wie sich die Überheblichkeit in seinem Gesicht und seinem Auftreten widerspiegelt.
Er hat eine Art an sich, einem das Gefühl zu geben, etwas Besonderes zu sein, wenn er lächelte, hat Pansy einmal gesagt. Sie ist damals furchtbar betrunken gewesen, und die Reste ihres Essens haben Hermines Turnschuhe besudelt, und Spucke ist an ihren Fingern gehangen. Sie hat viel geredet, wenn sie betrunken gewesen ist, was erklärte, warum Malfoy sie jedes Mal, wenn er in der Nähe gewesen ist, ins Bett gebracht hat oder immer neben ihr gewesen ist, um das Thema zu wechseln, wann immer es nötig gewesen ist.
Sie hat gesagt, er gibt einem das Gefühl, als würde er über einen Insider-Witz lachen, und selbst wenn der ganze Raum im Chaos versinkt, hat man das Gefühl, wenn seine Augen die deinen Treffen, dass ihr die Einzigen seid, die es wirklich verstehen und dass er deshalb diese Sekunde mit dir teilen will. Sein echtes Lächeln, nicht sein falsches oder eines aus Bosheit. Sondern das, bei dem seine ganze Haltung entspannt wird, bei dem er ein wenig zusammensackt und eine Seite seines Mundes höher als die andere anhebt. Wenn er so lächelt.
Hermine ist der Meinung, dass sie genau weiß, wovon Pansy gesprochen hat, obwohl sie damals in diesem Moment damit beschäftigt gewesen ist, sich in Gedanken einige unangenehme Namen für sie auszudenken.
Draco Malfoy hat ein atemberaubend Lächeln. Tatsächlich ist alles an ihm atemberaubend. Als wären alle Teile von ihm genau durchdacht und erschaffen worden, damit er mit seiner Art, die Menschen für seine Denkweise gewinnen kann. Alles an ihm – sein Lächeln, seine Gerissenheit, sein Intellekt, sein Gesicht, sein Körper – kann als Waffe eingesetzt werden. Es kommt nur darauf an, wer sein Gegner ist und was er von diesem haben wollte.
Nicht, dass sie gerne auf diese Art an Malfoy denkt, aber sie hat vergessen, wie attraktiv er sein kann, trotz der Hässlichkeit, die er manchmal zeigt.
Tag: 913; Stunde: 18
Hermine ist sich nicht sicher, wie sie an einen Punkt gelangt ist, an dem sie entspannt neben Malfoy an einen Tisch sitzen kann. Sie kennt ihn auf eine entfernte Art und Weise, die mit viel Zeit und allmählichen Gesprächen einhergeht, aber nichts allzu Persönliches ist. Moody scheint die Veränderung in ihren Haltungen zu bemerken, denn er sieht sie beide seltsam an, bevor er sich wieder seinem Essen zuwendet.
Hermine ist aus verschiedenen Gründe neugierig auf Malfoy, aber vor allem wegen der Art, wie die Sonne auf seine Haare scheint und wie seine Finger die Gabel halten, obwohl sie nicht weiß, warum das so ist. Es ist leicht beunruhigend, dass sie sich so zu ihm hingezogen fühlt, denn sie kann es weder beschreiben noch erklären, und es ist Malfoy.
Sie wollte glauben, dass sie ihn immer noch hasste, aber wenn sie allein war, fragte sie sich manchmal, ob sie vielleicht nicht mehr genau wusste, was sie für ihn empfand.
Tag: 931; Stunde: 20
Er ist wunderschön in dem blassen Blaugrau des frühen Morgens, obwohl sie vermutet, dass er es hassen würde das zu hören. Obwohl sie ihn immer für eitel gehalten hatte, verachtet er es, Sachen über sich selbst zu hören. Erwachsenwerden ist schmerzhaft, und eines der schwierigsten Dinge ist, wenn man anfängt die Wahrheit über sich selbst zu erkennen. Draco Malfoy kann ein wirklich hässlicher Mensch sein. Das ist er normalerweise die meiste Zeit, aber sie glaubt zu meinen, dass es Momente gibt, die das wieder wettmachen.
Wahrscheinlich sollte das nicht der Fall sein, aber sie gehört zu der Sorte Menschen, die in allem und jedem etwas Anständiges sehen. Das ist der Grund, warum er sie hasst, aber auch bei ihr bleibt. Es gibt niemanden sonst auf der Welt, der das, was er war, so sehr hassen kann, dass er etwas Besseres daraus machen wollte. Ohne sie wäre er allein. Auch wenn er immer noch gerne behauptet, dass er es ist.
Er ist fast nackt. Sich streckend, durchtrainiert und blass, und er sieht mehr wie ein Mann aus als jeder andere Mann, den sie bisher in ihrem Bett hat liegen sehen. Zugegeben, damals war sie gerade siebzehn gewesen, und jetzt ist sie einundzwanzig. Einundzwanzig zu seinen zwanzig, und sein Körper ist definierter durch Quidditch, durch den Krieg und durch seinen Stolz, der es ihm nicht erlaubte, sich in seinem nackten Körper unsicher zu fühlen.
Sie zeichnet die Linien seines Körpers mit ihren Augen nach und prägt sich den Anblick in ihre Erinnerung ein, der sich in ihr Gehirn einbrennt. All die Vertiefungen und Kurven und Einbuchtungen seines Oberkörpers. Sie möchte die Hand ausstrecken und mit ihren Fingern und Händen über die blau erleuchtete Haut fahren, nur um zu spüren, welche kompakten Muskeln unter seiner Haut sind. Nur damit sie weiß, wie es wirklich ist, einen Mann zu berühren, und damit sie die Erinnerung daran jedes Mal wieder hervorziehen kann, wenn die Mädchen sich unterhalten oder sie liest. Dann müsste sie nicht mehr länger die Prüde oder Schüchterne sein, die sich vor Gesprächen drückt.
Oder nur damit sie weiß, wie es ist ihn zu berühren. Ihr Bauch kribbelt und ihr Herz ist ein polterndes Durcheinander in ihrem Brustkorb, jedes Mal, wenn sie daran denkt ihn zu berühren. Sie weiß nicht genug über Romantik, um zu wissen, ob es nur an der Vorstellung liegt, einen Mann zu berühren, oder ob es daran liegt, dass sie ihn berühren will. Sie bevorzugt, schon allein der Vernunft willen, den ersten Grund.
Viele Leute verlieren ihren Verstand während dem Krieg. Sie wollte glauben, dass sie nicht zu diesen Menschen gehörte, da sie zu viel Verstand hatte, um ihn zu verlieren.
Er war vor einigen Stunden im Grimmauldplatz angekommen und da die wenigen Betten im Krankenflügel belegt waren, hatte sie sich schlecht gefühlt, ihn dazu zu zwingen, auf dem Sofa zu schlafen. Ron und Harrys Schlafzimmer, wären eine Möglichkeit gewesen, aber keine die sie gewollt war in Betracht zu ziehen und so hatte sie Malfoy zu ihrem eigenen Zimmer geführt. Er wusste natürlich nicht, dass es ihrs war, sonst hätte er bestimmt ein Problem damit gehabt, da war sie sich sicher.
Er atmet flach ein, aber atmet jedes Mal schnell wieder aus und wirbelt dabei, die silbernen Fransen die ihm in die Stirn und Augen fallen, hoch. Seine Augen bewegen sich unter seinen Lidern, während er träumt, und die Muskeln in seinen Armen und Schultern spannen sich regelmäßig an, um sich gegen unbekannte Dinge zu wappnen. Die Verbände kleben schief auf seiner Haut, und im schwachen Licht sehen sie kastanienbraun aus, aber die Sonne würde sie leuchtend, leuchtend rot erscheinen lassen, das weiß sie. Seine Nägel sind brüchig, Schmutz ist darunter und drum herum, und in all den winzigen Linien seiner Fingerknöchel und Finger. Die Reihe der Fingerknöchel an seiner rechten Hand ist im Dunkeln schwarz, geschwollen und schwer zu erkennen. Sie hatten das meiste Blut und den Schmutz von ihm entfernt, aber da ist immer noch ein Fleck aus getrocknetem Blut an seinem Fuß, und sie ertappt sich immer wieder dabei, wie sie ihn anstarrt. Sie starrt und starrt und starrt.
Tag: 937; Stunde: 14
Malfoy verlagert sein Gewicht, und lässt die Polster, dadurch noch tiefer einsinken und sie muss weiter zur Armlehne rutschen, damit sie nicht gegen ihn fällt. Er schaltet beiläufig durch die Kanäle; obwohl er weiß, dass es sie nervt und rollt seinen Nacken, als ob fernzusehen, der stressigste Teil seines Tages ist.
„Wusstest du, dass sich die Sonne jedes Jahr weiter und weiter von der Erde entfernt?"
Er sieht komplett uninteressiert aus und landet kurz auf einer Doku über Mäuse, bevor er wieder weiter schaltet. „Danke für diese unnützen Informationen, Granger."
„Macht es dir nichts aus?"
„Warum solle es mir etwas ausmachen?"
„Weil sie eines Tages einfach zu weit weg sein wird. Unsere Tage werden zu früh dunkel sein und der Sommer wird wie der Winter sein. Wir werden alle zu Tode frieren, wenn der eigentlich Winter kommt. Unsere Vegetation wird zerstört sein. Wasser wird –"
„Warum sagst du dauernd ‚Unsere' und ‚Wir'? Wenn das passiert, werden Billionen von Jahre vergangen sein. Bis dahin wird die Sonne explodiert sein. Aber das wichtigste und das einzig Wahre ist Granger..., dass wir nicht einmal mehr hier sein werden. also nochmal, warum sollte es mir etwas ausmachen?"
„Nun was ist mit zukünftigen Generationen? Die Kinder meiner Kinder und so weiter, genauso wie deine."
„Sie werden damit fertig." Er zuckt mit den Schulter und legt seinen Kopf schräg, um dem gewunden Pfad eines Autos zu folgen, dass in irgendeiner Werbung zu sehen ist.
„Aber –" Sie hört auf zu reden, als er sich zu ihr dreht.
„Warum macht es dir so viel aus, wenn es nichts gibt, dass du dagegen unternehmen kannst? Du redest immer über Scheiß, den du nicht ändern kannst, während du dich auf dein eigenes verdammtes Leben konzentrieren solltest oder auf Probleme, gegen die du etwas unternehmen kannst. Lass es gut sein."
Hermine starrte zu ihm zurück, bis er seinen Blick abwendet. Dann starrt sie die Seite seines Gesichts an. „Das versuche ich ja."
„Oh ja. Ganz offensichtlich."
Tag: 948; Stunde:1
Zwei helle Lichter, rot und violett, strahlen auf einen Mann mit einem orangefarbenem Band um seinen Arm. Seine Haare sind in der Sonne ebenfalls orange, und Hermine ist sich für eine Sekunde sicher, dass es Ron ist und er vor ihren Augen stirbt. Ihre Füße haben sich bereits in Bewegung gesetzt, als er sich als Seamus entpuppt, aber sie rennt immer noch, weil er vielleicht eine Chance hat, gerettet zu werden.
Dann spürt sie ein Reißen in ihrem Arm, brennend und zerrend, und sie schreit durch den aufflammenden Schmerzes auf. Sie fliegt in die Luft, wird von dem Gewicht an ihrem Arm zurückgerissen und fällt fast auf die Knie. Aber dann wird sie von Wärme und Stoff eingehüllt. Sie spürt die Härte darunter und wird von der Dunkelheit umhüllt. Sie sieht schwarze Kleidung und dann eine Maske aus Knochen, und sie schreit gegen die Hand, die ihren Mund bedeckt.
Sie erkennt diese Augen wieder, weil sie sie schon eine Million Mal gesehen hat, aber sie kennt sie nicht, von hinter dieser Maske, und sie beginnt zu kämpfen.
„Sch! Sch, Granger! Ich bin's! Ich bin's nur. Hör auf!" Er schüttelt sie, und das tut ihrem Arm noch mehr weh, und er weiß es, weil sie, ohne es zu wollen, wimmert.
„Malfoy?"
„Ja", sagt er bissig, und sie ist so damit beschäftigt, ihn anzustarren, dass sie gar nicht bemerkt, dass er sie hinter einen Zaun zieht.
Alles scheint zu taumeln und zu schwanken, und sie ist sich nicht sicher, wann das hier aufgehört hat, ein Traum zu sein, den sie in einem beliebigen Bett hatte, und wann es angefangen hat, real zu sein. Ihr Herz klopft in einer Kakophonie von unbeholfenen Schlägen, und sie kann nicht mehr atmen.
„Du bist eine Todesser.", keucht sie und drückt eine Hand in den schweren Umhang und gegen seine Brust, um ihn zurückzudrücken und spürt, wie sich sein Bauch unter ihrer Berührung anspannt.
„Was? Du... wirst du etwa ohnmächtig? Komm wieder zu dir!" Er schüttelt sie und bringt die Welt wieder ein wenig in ihren Fokus.
„Nein, ich werde nicht ohnmächtig..." Sie stößt ihn fester. „Was...ich... Wann ist... wie!"
Sie gerät in Panik, und alles von ihrer Kehle bis zu ihrem Magen krampft sich vor Schreck zusammen. Schock. Ihre Augen brennen, ihr Kopf schwimmt, und sie versteht es einfach nicht.
„Du bist ein... ein Spion? Ein..."
„Wa—" Er unterbricht sich selbst und stößt sie zurück, und sie erhascht einen guten Blick auf sein Gesicht, um zu wissen, dass er wütend und beleidigt ist (und vielleicht verletzt, obwohl sie diesen Ausdruck noch nie zuvor bei ihm gesehen hat).
Er vergrößert eine Robe mit Kapuze und eine Maske und drück sie ihr in die Hand. Sie fallen ihr so leicht wie Sand aus den Händen, und ihre Handflächen fühlen sich verbrannt an.
„Was ist hier los?"
„Nimm dein Phönix-Band und deine Robe ab, Granger, und zieh dir deine Todesser-Kleidung an. Du wirst heute Abend dem inneren Kreis des Dunklen Lords beitreten."
„Was?"
Er wirft ihr neongelbe Schnürsenkel entgegen. „Binde deine Schuhe damit."
„Malfoy—"
„Ist es nicht offensichtlich? Lupin hat Unterstützung geschickt und Moody hatte diese Idee bevor wir los sind –"
„Du hattest die Idee.", flüstert sie, blickt von den Schnürsekeln auf und er sieht sie an, bevor er seinen Blick auf seine Hände sinken lässt, die seine Robe glatt streichen.
„Wir sind von jetzt an alle Todesser. Phoenix Mitglieder – Granger, pass auf, weil ich weiß, dass du beschissen darin bist die Leute zu identifizieren – Phoenix Mitglieder haben gelbe Schnürsenkel. Okay? Keine gelben Schnürsenkel, dann ist es ein Todesser. Verstanden?"
„Ich kann nicht..." Sie schüttelt ihren Kopf. „Ich kann das nicht anziehen, Malfoy."
„Du glaubst bei vielen schweren Dingen, dass du sie nicht tun kannst Granger.", murmelt er, obwohl es nur zum Teil der Wahrheit entspricht und setzt ihr die kalte Knochenmaske auf.
Sie spürt seine Magie, wie etwas Grobes und Aufgeheiztes und es entsteht eine Spannung von solcher Kraft, dass sich eine Gänsehaut von ihrem Hals bis zu ihren Knöcheln ausbreitet. Ihre Nippel kribbeln, ihre Mitte zieht sich zusammen und sie keucht überrascht auf. Aber es macht ihr auch Angst, weil sie noch nie so schnell auf jemanden reagiert hat. Es ist die Magie, redet sie sich selbst ein. Immer und immer wieder.
Sein Blick hat sich verändert, als er seine Hand zurückzieht, und sie muss ihre Augen abwenden, um wieder zu sich zu kommen. Er braucht einen Moment, um zu sprechen, und als er es tut, ist seine Stimme leise.
„So einfach ist das. Und jetzt beeilen dich. Wir haben nicht alle Zeit der Welt."
Es dauert eine Weile, bis sie ihre Gedanken wieder sortiert hat. „Seamus –"
„Es geht ihm gut. Er wurde mit einem Beruhigungs- und Betäubungszauber belegt, damit er nicht weiter versucht, Todesflüche auf Longbottom und Thomas zu schleudern."
„Und woher soll ich wissen, wen ich verfolgen soll, wenn ich nur Schnürsenkel habe, um mich zu orientieren?"
„Sie werden denken, dass der Orden weg ist und, dass wir zu ihnen gehören. Wenn sie sich versammeln, schlagen wir zu."
Sie hält inne, geht in die Hocke und zieht schnell die schwarzen Schnürsenkel aus ihren Stiefeln. „Es tut mir leid."
„Was tut dir leid?"
„Ich ... ich ... ich meine, du hast das an..."
Er verlagert sein Gewicht auf das andere Bein. „Was auch immer, Granger. Beeil dich einfach."
„Es tut mir aber leid." Sie blickt jetzt zu ihm auf, und er starrt, dafür, dass er es so eilig hat, länger zu ihr hinunter, als er sollte.
„Alles klar."
Tag: 949; Stunde: 10
Hermine kann das Gewicht von Tonks Blick spüren, als Malfoy bereitwillig den einzigen Platz im Wohnzimmer einnimmt und sich neben sie setzt. Es bringt sie dazu, ihrer Position zu verändern, und eine Sekunde lang sind da Schuldgefühle, die seltsam in ihrer Kehle brodeln. Tonks jedoch macht ganz normal weiter als wäre es nicht das Seltsamste, was sie vermutlich heute gesehen hat.
„Draco, bitte lass uns sie überstimmen und sag ihr, sie soll die hirnverbrannte Dummheit dieses Programms abschalten."
Er antwortet mehrere Sekunden lang nicht, und Hermine ist sich nicht sicher, ob er das überhaupt vorhat, bevor sie sich einmischt. „Er ist derjenige, der sich vor Wochen geweigert hat, umzuschalten, als ich ihn darum gebeten habe, also bin ich jetzt dran."
Tonks seufzt und murmelt etwas, aber Hermine ist zu sehr damit beschäftigt, sich auf die Hitze an ihrer Seite zu konzentrieren, um zu bemerken, was die andere Frau sagt. Und noch mehr ist sie damit beschäftigt, sich auf den Geruch von Malfoy zu konzentrieren, und nach ein paar Mal schnuppern, errötet sie, als sie ihn klar wird was es war. Malfoy wirft ihr einen seltsamen Blick zu, wahrscheinlich weil sie offensichtlich an ihm gerochen hat, und grinst dann, als er ihren Gesichtsausdruck sieht.
„Du stinkst.", flüstert sie, als ob ihn das von ihrer Verlegenheit ablenken würde.
„Du übertreibst."
„Du solltest nach ... so etwas duschen."
„Ich bin nicht mehr dazu gekommen mich duschen."
„Aber dazu bist du gekommen?" Er lacht leise, und sie braucht einen Moment, um die Doppeldeutigkeit in ihrer Aussage zu erkennen. bevor sie wieder errötet. „Du weißt, was ich gemeint habe!"
„Sie wollte, dass ich es tue, also habe ich es getan."
Hermine schnaubt. „Als ob der einzige Grund, warum du es getan hast ist, weil sie es wollte."
„Nun ich wäre sicher nicht von mir aus auf sie zugegangen."
„Warum hast du es dann überhaupt getan? Wenn..." Der Blick, mit dem er sie ansieht, als wäre sie naiv, lässt sie verstummen und sie hat plötzlich das Gefühl, dass sie das auch ist. Es ist nicht so, dass sie die Antwort auf diese Frage nicht wüsste, aber die Vorstellung, dass Menschen überall miteinander schlafen – egal wie sehr sie sich vielleicht nicht leiden konnten – ist etwas, was sie schon seit längerem neugierig macht.
„Worüber flüstert ihr beiden da drüben?" Tonks lehnt sich zu ihnen, offensichtlich frustriert über ihre mangelnde Fähigkeit sie zu belauschen.
„Nichts.", antwortet Hermine schnell und Tonks wird nur noch misstrauischer. Hermine sinkt tiefer in die Couch, so weit weg von Malfoy, wie möglich. Sein Geruch lässt sie an Dinge denken, über die sie auf keinen Fall nachdenken wollte.
Tag: 951, Stunde: 22
„Hermine!", hört sie es leise zischen und sie kann trotz der Dunkelheit der Nacht die roten Haare von Seamus sehen.
„Was zum Teufel machst du da?" Malfoys Stimme ist ebenso leise, aber noch viel wütender.
„Mein Phönix-Band ist weggeflogen, und ich muss –"
„Das ist mir scheißegal. Ich habe dir gesagt, du sollst auf dem verdammten Weg bleiben, also bleib auf dem verdammten Weg!", knurrt er, und er ist ganz anders als der launische, aber distanzierte Mann, an den sie sich gewöhnt hat. Stattdessen ähnelt er sehr dem Mann, den sie früher kannte, und es bringt sie dazu, viel länger, als seine Geduld es zulässt, wie eine gaffende Idiotin dazustehen.
Seine Griff ist stark und umklammern ihren Arm, als er sie nach vorne reißt und schiebt, so dass sie über ihre eigenen Füße stolpert, während sie versucht, das Gleichgewicht zu halten.
„Hey!" Seamus geht einen Schritt nach vorne, aber Hermine tut dasselbe.
„Fass mich nicht an, Malfoy."
„Dann beweg dich. Wir haben keine Zeit dafür, dass du irgendwelchen Sachen hinterherrennst."
„Nein. Nein, fass mich nicht an. Ich bewege mich, wann es mir verdammt noch mal passt, und du hast kein Recht, diese Entscheidung für mich zu treffen!"
„In Ordnung. In Ordnung, es tut mir leid, Granger. Du wolltest doch deine Band finden, oder?" Er packt sie wieder am Arm und dreht sie zurück in die Richtung, in die sie zuvor gegangen war. „Mach schon. Such uns, wenn du fertig bist, oder vielleicht finden wir dich einfach, sodass wir dich mit dem Portschlüssel zurück ins Leichenschauhaus schicken können. Klingt nach einem fantastischen Plan."
Er stößt sie wieder zurück und deutet ihr an zu gehen, bevor sie überhaupt etwas sagen kann. Seamus stürzt sich auf ihn, und er zieht schnell seinen Zauberstab, wobei sich die Spitze in die Bartstoppeln von Seamus' Hals bohrt. Hermine zieht ihren ebenfalls, und Malfoy findet ihn auf sein Gesicht gerichtet, als er seinen Blick wieder zu ihr gleiten lässt.
Er wirft ihr einen Seitenblick zu. Er wirft ihr einen Seitenblick zu und sieht dann wieder zu Seamus, als ob sie überhaupt keine Bedrohung darstellen würde. Und verdammt, weil er recht hat! Verdammt, weil sie in einer solchen Situation nichts tun würde, es sei denn, sie glaubt, er würde versuchen, ihr tatsächlich wehzutun. Sie lässt ihren Zauberstab sinken und schubst ihn stattdessen, und seine Aufmerksamkeit richtet sich wieder auf sie. Sie schubst ihn noch fester, so dass er einen Schritt zurückweicht, und sie zieht ihre Hände weg, als er mit seiner freien versucht nach ihren Händen zu greifen.
„Was, Malfoy? Magst du es nicht, wenn man dich herumschubst? Ist –"
Diesmal schafft er es, ihr Handgelenk zu packen und sie nach vorne zu reißen, bis sie mit ihm zusammenstößt. Seamus nutzt die Gelegenheit, um seinen eigenen Zauberstab zu ziehen, während Malfoy seinen Kopf senkt, bis seine Stirn ihre berührt. Seine Augen sind heiß und wütend, aber sie weich nicht auch nur ein kleines Bisschen zurück.
„Leg dich nicht mit mir an, Granger."
„Leg dich nicht mit mir an."
Als Seamus' Zauberstabspitze Malfoys Schläfe trifft, knurrt der Blonde und grinst, lässt ihr Handgelenk los, um sie an der Schulter zu packen und hinter sich zu zerren. Er blickt wieder in Seamus' wütende Augen, und Hermine ist der Meinung, dass ohne das plötzliche Auftauchen des restlichen Teams etwas angefangen hätte, das sie nicht hätte stoppen können.
„Wir bringen das später zu Ende, Finnigan."
„Darauf kannst du Gift nehmen."
Tag: 952; Stunde: 8
„Das war extrem kindisch. Von euch beiden." Sie starrt auf Malfoys geschwollenes Auge, bevor sie sich wieder dem erschöpften und immer noch wütenden Rotschopf zuwendet, dessen Nase gebrochen ist.
„Ich habe dich verteidigt." Seamus' Stimme ist dumpf und nasal, und Hermine schüttelt den Kopf.
„Du warst wütend und bist es immer noch. Benutz mich nicht als Ausrede."
„Es war der letzte Tropfen auf den heißen Stein."
Sie schüttelt erneut den Kopf und schiebt ihm die Haare aus dem Gesicht, um seine Verletzung genauer zu betrachten. „Und dass ausgerechnet in Moodys Büro! Es war gut, dass er dafür gesorgt hat, euch beiden rechtzeitig die Zauberstäbe wegzunehmen, bevor es noch barbarischer werden konnte."
Er holt tief Luft und sie nimmt den Geruch von Schokolade wahr als er ausatmet. Nachdem sie sich davon überzeugt hat, dass es ihm gut geht, hebt sie ihren Blick, um zu sehen, dass Malfoy immer noch neben dem Bett sitzt und sie wütend anfunkelt. Sie möchte etwas Kindisches sagen. Sowas wie ‚Du hast angefangen', aber sie beißt sich auf die Zunge. Buchstäblich.
Tag:952; Stunde: 21
„Ich würde gerne sehen wie die Sonne über der Bucht aufgeht." Sie weiß nicht, warum sie sich die Mühe gemacht hat, nach dem Blonden zu suchen, aber sie hat sich neben ihn gelegt, als sie ihn im Schnee hinter dem Haus gesehen hat. Aus dem Schweigen ist irgendwie ein sehr langes Gespräch über viele Dinge geworden, und jetzt ertappt sie sich dabei, wie sie darüber diskutieren, was sie tun wollen, wenn sie die ganze Nacht wach bleiben würden.
„Über welcher Bucht?"
„Ich weiß es nicht. Einfach über irgendeiner Bucht."
Er hält inne und gibt ihr Zeit, zu warten und auf die weißen Wölkchen zu starren, die durch den Atem von ihnen beiden entstehen.
„Du bist seltsamer, als ich zuerst dachte."
Jetzt ist sie an der Reihe zu schweigen. „Ist das etwas Schlimmes?"
Er zuckt mit den Schultern – sie kann das Rascheln seiner Kleidung hören, das bei der Bewegung entsteht. „Das sollte es sein."
„Aber ist es das?"
Seine Finger streichen über den glitzernden Schneehügel zwischen ihnen, und für eine wilde Sekunde denkt sie, er würde ihre Hand nehmen, aber er macht es nicht. „Nein."
Tag: 960; Stunde: 5
Hermines Finger gleiten über die Zeilen mit den Zutaten für den Zaubertrank, ihre Liste für den Vorrat der Grimmauld-Krankenstation auf dem Pergament neben dem Buch wird schnell länger. Als sie aufblickt, schaut Lupin neugierig zu ihr, und so wie es scheint auch schon seit längere Zeit.
„Was ist los?" Sie ignoriert den Impuls, sich mit der Hand übers Gesicht zu fahren.
„Ich habe ein paar interessante Neuigkeiten gehört."
Ihr Kopf schnellt hoch, denn es könnte sich um alles handeln, was ihr durch den Kopf geht. „Über wen?"
„Über dich." Also nicht so interessant.
„Und was genau?"
„Ich habe gehört, dass du und Malfoy euch ganz gut versteht."
Sie wird rot, und das lässt es viel schlimmer aussehen, als es ist, aber sie kann ihre Reaktion nicht kontrollieren. „Tonks hat das erzählt, oder?"
„Nur, dass ihr beide vertrauter zu sein scheint."
„Ich sehe ihn oft, und er ist normalerweise die einzige Person, die ich einigermaßen kenne. Niemand sonst ist sehr gesprächig."
„Und er ist das?"
Wenn ich ihn wütend mache. „Manchmal."
„Ich kann nicht sagen, dass ich das habe kommen sehen."
„Es gibt nicht wirklich ein ‚das'."
„Damit meine ich, dass ich nicht einmal einen Anschein von Normalität zwischen euch beiden erwartet hätte. Konversation und die Anwesenheit des anderen zu ertragen, ist ein weiter Weg von dem, wo ihr beide angefangen habt."
„Ja, nun ... ich kann nicht sagen, dass ich es habe kommen sehen." Er sieht sie immer noch neugierig an. „Es ist ja nicht so, als ob wir Freunde wären, Lupin."
„Und was wäre so falsch daran, wenn ihr es wärt?"
„Alles."
„Was zum Beispiel?"
„Die Tatsache, dass alle meine Freunde ihn hassen, die Tatsache, dass er immer noch arrogant, rechthaberisch und gemein ist. Wer er ist und woher er kommt und was er alles getan hat. Ich war es leid, mit niemanden reden zu können. Manchmal antwortet er sogar."
„Er hat in den letzten zwei Jahren eine Menge gute Dinge getan."
„Aber das löscht nicht all die schlechten Dinge der letzten zehn Jahre aus."
„Nein? Groll macht einen alt, Hermine."
„Er war ein böser, rassistischer Junge –"
„War, hast du gesagt?" Dann schaut er von seinem Buch auf und lächelt sie leicht an. „Malfoy hat in seinem Leben schlechte Entscheidungen getroffen und war in eine Menge schlechter Situationen verwickelt. Er ist der Mann am Fuße des Hügels, Hermine. Und er hat immer weiter gegen den Felsbrocken gedrückt, doch er rollt immer weiter zurück. Erinnerst du dich an die Geschichte?"
„Ja."
„Der junge Malfoy hat fast sein ganzes Leben damit verbracht, diesen Felsbrocken zu bauen, und das letzte Jahr damit, ihn den Berg hinaufzuschieben. Jede gelungene Mission, jede Errungenschaft, die er mit dem Orden erreicht hat, bringt ihn einen Schritt vorwärts. Und jedes verhasste Wort, jeder Streit, jedes Vorurteil und jeder Gesichtsausdruck seiner Freunde, wenn er ihnen von der anderen Seite gegenübersteht, lässt ihn wieder ein oder zwei Schritte zurückfallen. Ich weiß nicht wann er den Berg endlich überwindet und sich von seinem eigenen Versagen und dem Elend befreit, das er für sich selbst geschaffen hat. Aber er versucht es trotzdem weiter, nicht wahr?"
Tag: 964; Stunde: 19
Hermine sieht Malfoy an, während sich Lupins Worte in ihrem Kopf wiederholen, und er wirft ihr einen Blick zu, um ihr zu zeigen, dass er weiß, dass sie ihn anstarrt und es als störend empfindet.
Vielleicht hat sie die Sache aus einem falschen Blickwinkel betrachtet. Vielleicht kann man eine Person nicht in zwei Teile trennen. Man musste die Vergangenheit und die Gegenwart als einen konstanten Fluss akzeptieren, um in die Zukunft gehen zu können, sonst wäre diese Person hoffnungslos erstarrt.
Malfoy war viele Dinge gewesen, und er ist viele von diesen immer noch, und diese Aspekte machen ihn zu dem, was ihn als einzelner Mensch ausmacht. Er ist ein Feind und ein Verbündeter, jemand, den man ignoriert, und jemand, mit dem man reden kann. Er ist widersprüchlich, aber das ist Teil dessen, was ihn zu einem Menschen macht. Es muss sich nicht alles geändert haben, damit man sich verändert. Malfoy wird nie perfekt sein, aber er wird auch nicht mehr nur aus Hass und Rassismus bestehen.
Dies ist ein Anfang und ein Ende. Es ist seine Chance, der sie seit Monaten Steine in den Weg legt. Soll er sie doch haben, denkt sie. Soll er doch den Felsbrocken über den Berg rollen. Und sie würden alle als bessere Menschen daraus hervorkommen.
Tag: 969; Stunde: 3
Weihnachten ist langweilig und überhaupt nicht weihnachtlich. Das Haus ist nicht geschmückt, ein Auror starrt mürrisch auf das Schneegestöber, und Malfoy hat fast den ganzen Tages die Nase in seinem Notizbuch vergraben.
Außer einem gemurmelten ‚Frohe Weihnachten' als Antwort an sie, spricht er kein Wort mit ihr, bis der Tag offiziell fast vorbei ist.
Sie sieht sich alte Weihnachtsfilme an, und Malfoy trinkt mit ihr eine heiße Schokolade; als sie ihm sagt, dass sie erst nach Weihnachten über ihre morgige Mission sprechen will, macht er sich die verbleibenden drei Minuten über den Film lustig und beginnt dann genau eine Minute nach Mitternacht damit, den Plan durchzugehen.
Tag: 975; Stunde: 12
Sie erhält ihre Weihnachtsgeschenke erst am Silvesterabend, und zwar von Fred und Ginny, obwohl ihre tröstende Anwesenheit schon ein Geschenk an sich ist. In dem Haus, in dem sie jetzt wohnt, gibt es keinen Fernseher, also befestigen Fred und Dean eine Glühbirne an einer Schnur, um den dreißig Sekunden langen Countdown anzuzeigen. Dank Justins ungeduldiger Hand fällt die Glühbirne, ohne zu zerbrechen, auf den Boden, noch bevor sie die letzten zehn Sekunden erreicht haben, aber Fred zertritt sie am Ende trotzdem fröhlich und spritzt den Sekt über alle im Raum.
Das macht Weihnachten fast wieder wett.
Tag: 981; Stunde: 4
„Ich glaube, fast alles im Leben gibt am Anfang den Anschein, eine tolle Sache zu sein. Wie Kinder, die mit dem Auto losfahren, um eine lustige Nacht zu verbringen, aber nie an den Unfall denken, der am Ende passiert. Wie jeder Kriegsbeginn, weil die Menschen denken, dass am Ende Freiheit und Macht auf sie warten, anstatt an die Zeit dazwischen zu denken. Oder auch Midas. Midas mit seinem goldenen Händchen, der gedacht haben muss, dass ihm die Welt zu Füßen liegt, bevor es sein Leben komplett ruinierte."
„Es gibt auch Dinge, die schlecht beginnen, aber ganz anders enden."
„Aber warum war es schlecht? Am Anfang muss es doch etwas Gutes gewesen sein, sonst wäre der Mensch gar nicht erst in diese Situation geraten."
„Nun vielleicht haben sie nur gedacht, dass es gut sein würde, auch wenn es das eigentlich gar nicht war." Hermine fragt sich, ob dies ein Teil seines Felsblocks ist, denn manchmal denkt er, dass er die Parallelen gut verschleiert, aber Hermine findet eine Menge Verbindungen zu seinem Leben, egal was er sagt.
„Aber es ist das Gleiche. Es fängt toll an – weil es das ist, oder weil du dachtest, dass es das sein würde, oder weil dir jemand gesagt hat, dass es das ist. Aber dann... dann bam. Die Leute laufen jeden Tag ihres Lebens herum aber erwarten nie den Autounfall."
„Vielleicht gibt es keinen."
„Vielleicht aber schon."
Er dreht sich vom Herd weg und nickt ihr mit dem Kopf zu. „Und du wirst jeden Tag deines Lebens damit verbringen, ihn zu erwarten?"
„Ich denke schon." Sie zuckt mit den Schultern. „Ich bin gern vorbereitet."
„Ich finde nicht, dass das dann überhaupt ein Leben ist."
„Was ist dann mit dir? Wartest du nicht auf die negativen Konsequenzen?"
Er schnaubt und holt die Zuckerdose von oben auf dem Kühlschrank, wo er sie gerne versteckt. „Wir sind schon mitten in den verdammten negativen Konsequenzen, Granger."
„Du wartest also auf darauf, dass es schlimmer wird?"
„Ich warte darauf, nach dem Unfall aufzuwachen. Ich will meinen Kopf nicht zu sehr mit Dingen aufblasen, die noch nicht von Bedeutung sind. Ich habe gehört, dass das zu Hirnschäden führt." Er sieht sie bedeutungsvoll an, und sie wirft ihm im Gegenzug einen bösen Blick zu.
„Nein. Dein Kopf ist nur schon zu groß, sodass nichts anderes mehr hineinpassen würde."
„Versuch nicht, meinen Kopf größer darzustellen, als er ist, nur um ihn mit deinem zu vergleichen, damit du dich selbst besser fühlst."
„Malfoy, ich würde dich einfach niederschlagen, wenn ich mich besser fühlen will."
Er stößt einen kurzen Atemzug aus, der sowohl ein Lachen als auch ein Seufzen hätte sein können. „Slytherin."
„Hufflepuff." Er richtet seinen Löffel wie eine Waffe auf sie und starrt sie erbost an.
Tag: 989; Stunde: 17
Hermine wirft die Zeitung hin, wobei die vier Monate alte Schlagzeile auf den Tisch knallt.
„Muggel sind in der Evolution nicht im Rückstand!"
„Natürlich sind sie das. Das Überleben der am besten angepassten Individuen –"
„Nein! Es ist wie ein Gen, okay? Es ist ein Gen, wie die Farbe deiner Augen. Und wenn zwei Elternteile blaue Augen haben, ist es fast unmöglich, dass das Kind braune Augen hat. Aber manchmal rutscht das durch die Spalten und ein Kind wird mit braunen Augen geboren. Deshalb gibt es Squibs, und deshalb gibt es Leute wie mich! Wenn es zwei Muggel-Eltern gibt, ist das Kind meistens ein Muggel. Bei zwei Zauberern, ist es ein Zaubererkind."
„Das widerlegt nicht meinen Standpunkt, dass Muggel zurückgeblieben sind. Sie haben keine Magie! Ihnen fehlen die Fähigkeiten, die wir haben. Sie sind wie eine ganze Welt aus Squibs, Granger. Eine ganze Population von Squibs, und wenn so ein Volk gefunden werden würde, würde jeder Forscher im Ministerium versuchen, herauszufinden, was schief gelaufen ist."
„Das ist was anderes! Eine Gemeinschaft aus Squibs könnte ein Problem sein, weil sie alle von Zauberer Eltern abstammen müssen, um Squibs zu sein. Also geht das Gen irgendwo verloren. Muggel und Zauberer haben kaum etwas miteinander zu tun und wenn doch, bleiben sie in der Zauberwelt, wo es ihnen erlaubt ist Magie zu benutzen. Deshalb verteilt es sich nicht unter den Muggeln. Weil sie es nie hatten."
„Genau! Sie hatten es nie! Wir haben unsere magischen Fähigkeiten seit Hunderten von Generationen, und sie haben sich in der Muggelwelt nie gezeigt, außer in seltenen Fällen. Wie kommt es, dass wir Magie besitzen, aber sie nicht? Warum haben sie sich nicht über Jahrtausende hinweg entwickelt? Weil sie mit ihrer Entwicklung im Rückstand –"
„Oder vielleicht sind sie einfach so! Vielleicht bist du mit der Entwicklung im Rückstand –"
„Ich bin derjenige, der die Fähigkeit hat! Wie kann ich derjenige sein, der im Rückstand ist?"
„Vielleicht ist es nur eine seltsame Mutation, die angefangen hat und nie verschwunden ist –"
„Mutation... Eine verdammte Mutation?"
„Und weißt du, für jemanden, der versucht, sich zu rehabilitieren, bist du immer noch rassistisch!"
„Ich bin rassistisch?"
„Ja, du bist rassistisch!" Hermine nickt, als ob er das schon längst hätte kapieren müssen.
Er schlägt gegen den Tisch und schleudert ihn gegen die Wand, wobei das Bein gegen ihre Kniescheibe donnert. „Ich bin der verdammte Rassist? Du hast gerade Magie mit einer verdammten Mutation verglichen, aber ich bin der Rassist? Du bist eine verdammte Heuchlerin!"
„Du hast ein Wutproblem!"
„Alles was du tust, ist über Leute zu urteilen! Du wartest auf das nächste belastende Wort oder die nächste belastende Tat genauso wie du auf deine verdammten negativen Konsequenzen wartest! Du steckst Leute in Schubladen, und alles was du tust, ist, alles und jeden zu verurteilen und es dir so hinzudrehen, wie du denkst, dass es sein sollte, anstatt herauszufinden, wie es tatsächlich ist! Wenn sie sich nicht so verhalten wie du, nicht so reden wie du, nicht so denken wie du und nicht so atmen wie du, dann müssen sie unter deiner Würde sein, richtig? Unter deinen anständigen Mary-Janes."
„Ich verurteile Menschen, weil ich weiß –"
„Du glaubst, du weißt es. Du denkst, du bist so schlau und hast alles durchschaut. Du läufst herum, als würde die Welt dir etwas schulden, aber hier ist eine Lektion fürs Leben, Granger." Er lehnt sich nach vorne, sein Gesicht rot und die Augen hart. „Die Welt schuldet jedem etwas. Du bist nicht die Einzige, die sich von anderen Leuten verarscht fühlt, denn jeder fühlt sich verarscht. Von dir, über mich, bis hin zu Harry-Fucking-Potter und Voldemort. Du hast nicht das Recht, über sie zu urteilen, und trotzdem –"
„Du weißt doch gar nichts über mich! Du laberst davon, dass ich über Leute urteile, während du gleichzeitig über mich urteilst! Du bist –"
„Wie ist es, wenn sich der Spieß umdreht?", knurrt er wütend.
Dann steht sie auf, zu wütend, um still dazusitzen. „Wie fühlt es sich an, verurteilt zu werden? Ich bin das Schlammblut, Malfoy, weißt du nicht mehr? Du bist das verfickte Reinblut, das sich für etwas Besseres hält, und ich bin das Schlammblut, das nicht dazugehört. Schon vergessen? Erinnerst du dich, verdammt noch mal?" Sie schreit und hat Schluckauf und hat das Gefühlt durch die Frustration und so vielem anderen gleich das Weinen anzufangen.
Er richtet sich auf und lehnt sich zurück, als hätte sie ihm eine Ohrfeige verpasst. Ja, Malfoy. Ja, vergiss das nicht, Mr. Wiedergutmachung. Mr. Ich-vergesse-meinen-verfickten-Felsbrocken!
„Vielleicht urteile ich deshalb über andere, weil ich weiß, dass sie über mich urteilen. Das habe ich an dem Tag gelernt, an dem ich dich traf, oder etwa nicht? Es ist Selbstverteidigung. So schütze ich mich selbst, denn ich achte darauf und finde heraus, wessen Meinung unwichtig genug ist, um mich nicht darum zu kümmern. Und das kannst du mir nicht wegnehmen, Malfoy. Das kannst du mir nicht wegnehmen, wo du es mir doch überhaupt erst gegeben hast!"
„Arme, arme Hermine.", flüstert er. „Arme Hermine Granger, mit ihrer schlimmen Kindheit und dem gemeinen Schuljungen."
„Wage es nicht, das zu verharmlosen, was ich –"
„Na gut, du willst also die ganze Scheiße loswerden? Ist es das, was du willst?" Er knallt seine Handfläche auf den Tisch, so fest, dass sie zusammenzuckt. „Alles, was ich jemals wusste, war, dass ich dich hassen muss, weil ich so erzogen wurde. Ich konnte keinen anderen Blickwinkel haben, weil ich dachte, dass es nur auf diese Art und Weise sein könnte. Genauso wie du mich zu hassen gelernt hast. Ich habe diesen Hass ausgelebt, so wie du es auch getan hast."
„Ich habe dich nicht persönlich beleidigt, bis du mich beleidigt hast und versucht hast, mir und meinen Freunden hinterrücks zu schaden!", schreit sie. „Ich habe nichts getan, um dich so zu machen."
„Das musstest du auch nicht! Ich hatte all das Wissen, in meinem Kopf. Ich hatte Fakten und Lektionen. Deine Art hat die Herrschaft übernommen, und sie brachten Krankheit und Schande, und sie gehörten nicht dorthin und nahmen uns Dinge weg. Ihre Welt lag auf der anderen Seite der unseren. Sie waren dümmer, hässlicher, schmutziger, und es musste etwas getan werden, um wieder Frieden in unser Leben zu bringen. Ich glaube, ich habe erst letzten Monat etwas Ähnliches von Moody gehört."
„Aber ich habe trotzdem nicht –"
„Dein Vergehen an meiner damaligen Einstellung war einfach nur da zu sein. Weil du das getan hast, wofür ich gelernt habe, dich zu hassen, weil du nicht hier sein solltest. Selbst als ich jünger war, hatte ich keinen Grund, über den Völkermord an Muggeln nachzudenken. Ich wollte nur diejenigen loswerden, die hier waren und sich nahmen, was uns gehörte. Deshalb habe ich dich gehasst. Ich habe dich verdammt noch mal so sehr gehasst."
„Und –"
„Aber so viel Verachtung, wie ich dir entgegenbrachte, hast du mir auch entgegengebracht. Du warst vielleicht kein Rassist, aber du hast mich trotzdem genauso gehasst."
„Für die Person, die du warst, aber nicht für das was du warst! Du hast mich für etwas gehasst, das ich nicht ändern konnte!"
„Und du hast mich aus genau dem gleichen Grund gehasst! Also was zur Hölle ist der Unterschied?"
„Das ist ein Riesenunterschied!"
„Zum Beispiel?"
„Wenn du mich nicht gehasst hättest, Malfoy, hätte ich dich nicht gehasst. Ich hatte keine andere Wahl, auch wenn ich mich nur verteidigen wollte!"
„Und die hatte ich auch nicht!"
„Doch die hattest du!"
„Sag das nicht, verdammt! Du hast mein Leben nicht gelebt, Granger! Und da ist dein Problem, schon wieder. Du urteilst und blickst nie auf die andere Seite der Medaille."
„Ich sehe die Dinge aus dem Blickwinkel eines anderen, wenn er es verdient hat."
„Du meinst, wenn du sie für würdig erachtest?"
„Ja, wenn..."
„Na also, geht doch. Geht. Doch. Nur habe ich erst angefangen, die Dinge aus deinem Blickwinkel zu betrachten, als der meiste Schaden bereits angerichtet war, und du hast. Noch. Nicht. Einmal. Angefangen."
„Weil die Todesser sich als würdig erwiesen haben? Ha! Sie –"
„Weil ich es getan habe!", schreit er.
Stille. Hermine findet sie beide schwer atmend, keinen Meter voneinander entfernt und mit rotem Gesicht vor. Sie starrt zu ihm hoch, vergisst ihre Wut vor Überraschung, aber er hält immer noch an seiner Wut fest. Die Sehnen in seinem Nacken sind angespannt, seine Augen blitzen, und seine Fäuste ballen sich an seinen Seiten und lösen sich wieder.
„Ich bin kein Rassist.", flüstert er grimmig. „Ich bin nicht mehr er. Ich habe nicht gesagt, dass Muggel nicht intelligent sind, oder kreativ, oder absolut alles andere, was wir auch sind. Ich habe nur gesagt, dass sie bei der Erlangung magischer Fähigkeiten im Rückstand sind. Das war's. Du warst diejenige, die entschieden hat, dass das bedeutet, dass sie ein minderwertiges Volk sind – nicht ich."
Er starrt sie noch einen Moment länger an, bevor er angespannt davonstolziert.
Tag: 991; Stunde: 12
Neville lacht und rührt in seinem Kaffee, so dass der Löffel immer wieder an die Seite der Tasse stößt. „War es schlimm?"
„Ich weiß es nicht. Es ist nur... Es ist, als würde er ständig versuchen, mir die Augen zu öffnen, obwohl sie bereits offen sind."
„Er hatte nicht unrecht. Zumindest nicht ganz."
„Ich weiß. Das ist es, was mich ja am meisten ärgert. Denn ich habe nicht das Gefühl, dass er ein Recht darauf hat, dass ich genug Mitleid oder Gefühle habe, um alles aus seinem Blickwinkel zu betrachten und zu verstehen, warum er die Dinge getan hat, die er getan hat. Aber wenn ich ihn verstehen will, dann muss ich das vielleicht. Ich bin diejenige, die er versucht hat, vor den Kopf zu stoßen, aber er stellt es genau andersherum hin."
„Das liegt daran, dass es für ihn genau andersherum war. Und, Hermine, ich weiß ja nicht, aber die Tatsache, dass er sogar versucht, es dir zu erklären, damit du es verstehst, muss doch etwas bedeuten."
„Er versucht, sich weniger schuldig zu fühlen wegen der Dinge, die er getan hat. Oder er will sich das Leben leichter machen, indem ich nicht mehr auf die Dinge reagiere, die er sagt."
„Die Tatsache, dass er versucht sich weniger schuldig zu fühlen, bedeutet aber auch etwas. Genauso wie –"
„Ich weiß, Neville. Ich weiß. Und deshalb habe ich beschlossen, ihm eine Chance zu geben, verstehst du? Ich gebe ihm eine Chance, und dann denke ich wieder, er ist es nicht wert. Dann eine weitere Chance, dann nehme ich es wieder zurück. Ich kann mich nicht entscheiden, und das ist lächerlich."
Es ist ihr unangenehm, sich Neville gegenüber zu öffnen, wo sie das sonst mit niemanden tat. Aber ihr Konflikt mit Malfoy war normalerweise nervtötend und meistens ärgerlich, und sie braucht jemanden, mit dem sie reden kann, der ihn nicht hasst.
Oder vielleicht einfach jemanden, mit dem sie über alles reden kann. Sie ertappte sich immer wieder dabei, wie sie die hirnlosesten Gespräche mit Leuten führte, nur um mit jemanden Reden zu können.
„Du lässt zu, dass du verletzlich bist, und deshalb hältst du deine Schutzmauern aufrecht, weil du weißt, dass du verletzlich bist. Und so wirst du nicht sehr weit kommen."
Sie seufzt. „Ich soll also einfach meine Schutzmauern einreißen? Es ist Draco Malfoy."
„Nein, nein. Ich meine, du solltest aufhören, ihn so anzusehen, als würde er jeden Moment wieder zu seinem früheren Ich werden. Dafür ist schon zu viel passiert. Ich will damit sagen, dass du nicht erwarten solltest, dass alles anders wird, aber du solltest auch keine voreiligen Schlüsse aus dem ziehen, was er sagt, bis du sicher bist, dass du weißt, was er damit meint. Sonst ist es sinnlos, weil du zu sehr daran gewöhnt bist, Beleidigungen zu erwarten, als dass du auf irgendetwas anderes achten würdest. Du findest die versteckten Plastik-Ostereier, in denen nichts drin ist."
„Nette Metapher."
„Daran habe ich gedacht, seit du angefangen hast zu reden, also musste ich sie einbauen." Er wird rot, und sie lacht.
Tag: 994; Stunde: 2
Hermine schreibt und schreibt, obwohl sich ihre Hand bereits verkrampft und macht weiter, bis sie mit ihrem Namen unterschreibt. Als sie den Brief an Arthur Weasleys Schreibtisch abgibt, ist sie sich fast sicher, dass ihre Hand bis zum Morgen abgefallen sein wird.
Es ist ihr egal, dass der Brief sie wahrscheinlich monatelang nicht erreichen wird, denn so weiß sie wenigstens, dass sie ihren Teil dazu beigetragen hat, es zu versuchen.
Tag: 996; Stunde: 10
Ein Mann mit einem langen schwarzen Bart sitzt neben ihr, als Malfoy die Küche betritt. Sie ist überrascht, ihn zu sehen, aber auf eine seltsame Weise auch erleichtert – der Mann am Tisch schaut sie bereits seit zwanzig Minuten seltsam an.
Du bist Hermine Granger, hatte er gesagt. Ja, hatte sie erwidert. Und dann hatte er sie angestarrt.
Sie blickt von Malfoys Hand auf, die um die Zuckerdose erstarrt ist. Ein verwirrter Ausdruck verändert seine Gesichtszüge, und der ausdruckslose Blick des Aurors hat sich in einen geschockten umgewandelt.
„Was?", fragt sie erschrocken.
„Dein Hintern."
„Was?" Sie sieht wieder zu Malfoy, und sein Blick wandert an ihrem Körper hinunter, während er mit dem Kinn nickt.
„Ich glaube, dein Hintern steht in Flammen, Granger."
Sie errötet und ist sich sicher, dass das ein Scherz sein soll, bis die Hitze in ihrer Gesäßtasche einen Grad erreicht, bei dem sie sicher ist, dass sie sich das nicht nur einbildet. Schnell steht sie auf, stößt gegen den Tisch und lässt den kalten Tee über den Rand ihrer Tasse schwappen. Die Münze in ihrer Tasche ist so heiß, dass sie sich die Fingerspitzen verbrennt, und die Briefe von Harry und Ron flattern hinter der Münze zu Boden, die immer noch auf dem Boden herumrollt.
Sie wedelt mit der Hand, damit die Luft ihre verletzten Fingerspitzen kühlt, und bückt sich schnell mit der anderen Hand, um das rauchende Stück Pergament aufzuheben. Es ist gelb, verglichen mit der Farbe der anderen, und sie weiß, dass es der erste Brief ist, den Harry ihr seit seiner Abreise geschickt hat.
„Scheiße", haucht sie und fuchtelt mit dem Papier, um zu verhindern, dass das rot und orangefarbene Glühen den Rest des Papiers in Asche verwandelt. Ihr Herz klopft schmerzhaft, denn es ist etwas Wertvolles, das jetzt halb aus Asche und halb aus verbranntem Pergament in ihrer Hand liegt. In ihrer Kehle bildet sich ein Kloß, und sie muss mehrmals blinzeln, als sie das Pergament aufklappt und feststellt, dass der größte Teil des Briefes zerstört ist.
Es ist ihr gleichgültig, wie sie auf die beiden Männer wirken muss, die da stehen und beobachten, wie sie fast wegen einem verbrannten Stück Papier weint, aber sie fühlt sich vernachlässigt und schrecklich. Wahrscheinlich könnte sie den Brief Zeile für Zeile zitieren. Aber das änderte nichts an der Tatsache, dass er weg ist. Genauso weg, wie Harry es auch ist.
„Wie hat es angefangen?", fragt der Auror sie, und sie ignoriert ihn zunächst und atmet schwer, während sie das Papier neu faltet.
„Granger." Malfoy ist eindringlicher und weit weniger geduldig, und sie sieht zu ihm auf und schluckt schwer.
„Es... äh... Was?"
„Ist die Münze aktiviert? Ist es das, was das Papier in Brand gesetzt hat?", meldet sich der Auror wieder zu Wort.
„Sie hätte nicht so heiß werden dürfen." Malfoy starrt verächtlich auf die Goldmünze, die nun einen kreisrunden Brandfleck auf dem Boden hinterlässt.
„Die... die Münze. Oh! Oh, die Münze! Jemand... Schwierigkeiten... ich..." Hermine schüttelt verzweifelt ihren Kopf und stürmt barfuß aus dem Haus, bevor sie einen zusammenhängenden Satz bilden kann.
Beta/Korrekturleserin ist Goldfisch
Vielen Dank fürs Lesen, ich freue mich immer über Favorites, Follows und jeden der meine Übersetzung liest! Vielen Dank!
Jeden Dienstag kommt ein neues Kapitel. Nächstes am 07.06.2022
