Siebzehn
Tag: 1400; Stunde: 8
Lavender schüttelt den Kopf und verzieht das Gesicht, als das Mädchen eine Flasche mit leuchtend lila Nagellack hochhält. Hermine kann sich beim besten Willen nicht an den Namen des Mädchens erinnern, obwohl sie weiß, dass sie in dem Jahr unter ihnen war. Ginny würde es wahrscheinlich wissen, aber sie hat Ginny seit Monaten nicht mehr gesehen, also hilft das auch nicht. Sie glaubt auch nicht, dass Lavender ihren Namen kennt, so wie sie sie immer wieder „Dear" nennt.
Es sei denn, ihr Name ist Dear. Ein Spitzname vielleicht – Deridra, Sandeara, oder vielleicht...
Sie lässt ihre gedankenlosen Gedanken fallen, als sie bemerkt, dass Lavender ihr Geschwätz über Roben und Gärten aufgegeben hat und sich jetzt mit etwas viel Interessanterem beschäftigt. „Nicht, dass ich es mit Sicherheit wissen könnte, aber..."
„Wie war das noch mal mit Moody?"
Lavender schnalzt mit der Zunge und wirft ihr einen Blick zu, der ihr zeigt, dass sie nicht erfreut ist, dass sie nicht Hermines volle Aufmerksamkeit hat. „Ich sagte, dass ich weiß, dass etwas vor sich geht. Etwas wirklich Großes. Wie... die letzte Schlacht."
Das Mädchen – Dear – nickt mit dem Kopf und runzelt dann die Stirn, als Lavender ihren schüttelt, weil sie eine andere Farbe in die Hand nimmt.
„Wie kommst du darauf?"
„Moody hat sein Büro abgeriegelt. Und Hermine, ich meine abgeriegelt. Die Spickoskope gehen los, sobald jemand auch nur daran denkt, sein Büro zu betreten. Er hat auch noch einen anderen Raum, in den niemand ohne ihn rein darf, und die einzigen Leute, die ihn von innen gesehen haben, sind Ministeriumsbeamte und Auroren, die ich nicht kenne. Sein Büro und dieser Raum sind so gut verriegelt, dass Seamus, als er Moody in sein Büro folgen wollte, nach hinten gegen die Wand geschleudert wurde."
„Er bereitet also etwas vor."
„Ganz genau. Etwas absolut Geheimes. Und dann habe ich Ron und Harry vor zwei Tagen im Grimmauldplatz gesehen, und sie sind direkt in dieses Zimmer spaziert und dort geblieben, bis sie wieder gegangen sind. Das ist es, Hermine. Ich meine, das ist es wirklich."
Lavender plappert weiter; ihre Stimme ist nervös, aber Hermine hört sie nicht. Sie ist zu sehr damit beschäftigt, an das zu denken, was sie angedeutet hat und daran, was auf sie alle zukommt.
Tag: 1403; Stunde: 18
Seine Schulter ist weich und warm an ihrer Wange, ihre Nase drückt gegen seine Brust, während sie seinen Duft einatmet. Es war gewöhnungsbedürftig, ihn nach dem Sex auf eine Weise zu berühren, die fast an Kuscheln erinnert, aber nicht ganz. Es fühlt sich immer noch seltsam an, als würde er sie jeden Moment wegstoßen, aber das hat er nie getan, seit er sie das erste Mal gebeten hat, über Nacht zu bleiben, und sie versucht, sich zu entspannen. Es hat eine Weile gedauert, bis sie an diesem Punkt angelangt waren, selbst nachdem sie angefangen hatte zu bleiben. Am Anfang lagen sie sich gegenüber, ohne sich zu berühren, bis sie lernten, dass es für die müden Knochen einfacher ist, einfach übereinander zu liegen und einzuschlafen.
Sie mag diese Veränderung, denn es ist so viel erfüllender, nach dem Sex neben ihm zu liegen, als ihre Flucht zu planen. Dadurch fühlt sich die ganze Sache viel normaler an, und sie genießt die Wärme seiner Haut und die Behaglichkeit des Schlafs.
„Draco?", flüstert sie.
„Hm?", brummt er, noch schläfrig von ihren letzten Aktivitäten.
In ihrem Magen bildet sich ein Knoten, denn sie will nicht so viel fragen, wie sie meint, fragen zu müssen. Diese Frage hat sie von Anfang an beschäftigt, und sie ist es leid, sich die Antwort einzureden, wenn sie sie nicht wirklich kennt. Sie ist sich nicht sicher, wie er reagieren wird, aber sie wird es aushalten, so wie sie alle seine schlechten Launen aushält. Sie muss es wissen, und sie weiß nicht, wie er reagieren wird oder was sie tun wird, aber sie muss es von ihm erfahren.
„Schläfst du mit jemand anderem?"
Sein Atem hält für eine Sekunde an, und sie bewegt sich mit seinen Bewegungen, als er den Arm, der nicht um ihre Rippen liegt, anhebt. „Lola."
Sie hatte den Atem angehalten, aber atmet sie zittrig ein, und das Grauen legt sich wie ein kaltes Gewicht in ihren Magen, bevor es sich in heiße Eifersucht verwandelt. „Lola?"
„Ja. Schlank, groß, brünett. Ich schlafe jede Nacht mit ihr."
Sie starrt angestrengt auf seinen Bauchnabel und kann die Bilder von ihm mit einer anderen nicht verhindern. Bevor sie sich darüber klar werden kann, wie sie sich fühlt und was sie darauf antworten soll, bemerkt sie, dass etwas in ihrem Blickfeld auf- und abtaucht. Sie zieht den Kopf zurück, um aufzuschauen, und beobachtet, wie er seinen Zauberstab zwischen den Fingern hin- und herbewegt.
„Dein... Zauberstab?" Sie ist verwirrt.
„Lola." Er klingt amüsiert, und sie schaut zu seinem Kinn hoch, bevor sie wieder auf den Zauberstab hinunterschaut und verlegen errötet.
„Das ist... Das ist Lola?" Sie braucht die Bestätigung, aber sie fühlt sich bereits erleichtert.
Er gibt einen Laut von sich, der ein Lachen oder irgendetwas anderes sein könnte. „In der Tat."
„Warum hast du dann nicht einfach gesagt, dass es dein Zauberstab ist?"
„Wenn ich ehrlich bin, wollte ich deine Reaktion sehen." Sie errötet wieder und senkt den Kopf auf seine Brust.
„Warum hast du mir dann nicht einfach den Namen von jemandem gesagt, mit dem du wirklich schläfst?"
„Nun ich schlafe eben mit meinem Zauberstab."
„Du weichst der Frage aus.", sagt sie scharfsinnig, und er schiebt seinen Zauberstab zurück unter sein Kissen, bevor er sich wieder entspannt.
„Das liegt daran, dass ich mit niemandem außer dir Sex habe."
Am liebsten würde sie ihn etwas Lahmes fragen, wie ‚wirklich', nur um sicher zu sein, dass er ehrlich ist. Aber es ist Draco, und sie weiß, dass er keinen Grund hätte, zu lügen, wenn er mit jemand anderem schlafen würde. Wenn er es nicht sagen wollte, würde er einfach gar nicht antworten.
„Oh."
Sie denkt, er könnte sie fragen, warum sie es wissen will, aber er weiß wahrscheinlich, dass es aus demselben Grund ist, aus dem er sie am Anfang gefragt hat. Was er ruhig denken kann, denn sie wird ihm nicht sagen, dass sie sich in ihn verliebt hat und der Gedanke, dass er mit einer anderen schläft, sie krank macht und sie Moody anflehen möchte, sie in ein obskures Dritte-Welt-Land zu versetzen. Heimlich, damit er sie nicht besuchen kann. In ein verschlossenes Zimmer, damit sie nicht raus kann. Oder, was wahrscheinlicher ist, sie will etwas unschönes für dieser anderen Frau planen, was wiederum dazu führt, sie glauben lässt, dass seine Eigenschaften durch seinen Schweiß auf ihre Haut übertragbar sind, weil sie so etwas sonst nie denken würde.
Sie sieht ihn jetzt in einem etwas anderen Licht, weil sie genau weiß, dass sie die Einzige ist, mit der er zusammen ist. Und wenn auch nicht im klassischen Sinne eines Freundes und voll und ganz, so ist es doch wenigstens so. Sie lässt ihre Hand von seinen Rippen über seine Brust gleiten, eine Berührung, die besitzergreifend sein könnte, wenn sie wüsste, was eine besitzergreifende Berührung ist.
Er bewegt sich darunter, dreht seinen Kopf zu ihr und atmet gegen ihren Kopf aus. „Gib mir eine halbe Stunde, Granger."
„Wofür?"
„Schlaf, du Nymphe. Ich bin verdammt erschöpft."
„Oh." Sie errötet und fragt sich, ob er sie eine Nymphe oder eine Nymphomanin nennen wollte. Aber beides wäre ein Grund, rot zu werden. „Tut mir leid, ich..."
Sie hatte nicht beabsichtigt, dass die Berührung so rüberkommt, da sie selbst ziemlich müde ist, aber es ist ihr lieber, dass er das denkt, als dass sie ihm erklären muss, dass es nicht darum geht. „Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Nur... eine halbe Stunde. Dann kannst du mich anfassen, wo immer du willst. Oder du kannst es jetzt schon machen, aber ich bin zu kaputt, um viel zu tun."
Trotz seines Geredes über Erschöpfung schläft sie noch vor ihm ein, und er ist es, der sie eine Stunde später aufweckt. Sie findet sie beide auf der Seite, einander zugewandt und ineinander verschlungen, sein Mund warm und weich an ihrem Hals. Er dreht sie um, mit dem Rücken zu seiner Brust, und zieht ihr Bein über seins, bevor er ihr die Vorzüge des langsamen, schläfrigen Aufwach-Sex zeigt.
Nach mehreren weiteren Gründen, wieder erschöpft zu sein, und fast ebenso vielen Nickerchen, zieht sie ihre Jeans an und legt den Schlüssel aus ihrer Tasche auf seine Brust. Er unterbricht seine zufriedene Beobachtung, wie sie sich anzieht, während er nur halb bedeckt ist, betrachtet den Schlüssel einen Moment lang und dreht ihn in seiner Hand hin und her.
„Danke." Er sieht sie ernst an, und sie grinst so breit, dass er über sie lacht.
Tag: 1409; Stunde: 6
„Hast du Angst, Neville?"
„Weißt du noch, damals in Hogwarts, als ich immer hyperventiliert und gezittert habe, wenn ich bei Snape nachsitzen musste, oder nachdem ich in seinem Klassenzimmer etwas in die Luft gejagt hatte? Und ich musste dann etwas mit meinen Händen tun und in einen Beutel atmen?"
„Ja." Sie nickt.
Neville hebt seine Hand über den Tisch und öffnet sie, so dass ein verblasster gelber Ball in seiner Handfläche zum Vorschein kommt, den sie seit Jahren nicht mehr gesehen hat. „Ich habe den Beutel in meiner Tasche. Und nachts zittere ich so stark, dass ich manchmal denke, ich könnte mir die Knochen brechen."
Tag: 1411; Stunde: 1
Charlie Weasley schüttelt den Kopf und blickt auf das besorgte und erschöpfte Gesicht seines Vaters in der Tür zum Esszimmer.
„Ich bin einfach nur froh, wenn das hier vorbei ist. Es hat sich alles bis zu diesem Duell aufgebaut, und ich will einfach nur sehen, was wir danach tun müssen. Ich bin es leid, mit dieser Unsicherheit zu leben."
Bill zuckt mit den Schultern, legt den Kopf schief und lehnt sich in den Sessel zurück. „Das sagst du jetzt, aber wenn wir erst einmal bei den Nachwirkungen des Krieges angelangt sind, wirst du dir wünschen, wir wären wieder da, wo wir vorher waren."
„Ich bin nicht so pessimistisch."
„Harry wird gewinnen.", sagt Hermine leise, und als sie zu ihr aufschauen, wiederholt sie es noch einmal. „Harry wird gewinnen."
Tag: 1415; Stunde: 15
Sie lässt ihre Angst an Draco aus, aber sie denkt, er weiß, was kommt, als sie anfängt, mit ihm über die Überlegenheit von Limonade gegenüber Kürbissaft zu streiten – obwohl sie ihm eigentlich zustimmt. Es eskaliert schnell zu Angriffen auf seinen Charakter, die er erwidert, und sie ist so in ihrer Wut gefangen, als sie sich mitten im Wohnzimmer gegenseitig anschreien, dass sie vergisst, warum sie überhaupt damit angefangen hat. Aber es ist eine Befreiung von ihren Nerven und Ängsten vor dem, was in ihrem Leben auf sie zukommt, und obwohl es anfangs befreiend und gut ist, beginnt sie es zu bereuen, je mehr sie versuchen, einander zu verletzen.
Als sie eine einzige Bemerkung über Inzucht macht, hat er genug, knurrt und wirft die Hände hoch. Er wendet sich von ihr ab, überlegt es sich aber anders und geht stattdessen auf sie los. Nur zwei Minuten später, als er ihr in die Schulter beißt und ihre Nägel wütende Spuren in seinem Nacken hinterlassen, während sie mit dem Rücken gegen die Eingangstür knallt, vergisst sie, dass sie das alles eigentlich bereuen sollte.
Jetzt weiß sie, warum die Leute über wütenden Versöhnungssex reden, als ob es etwas Gutes ist, denn das ist es, das ist es, und sie hat einen weiteren Grund gefunden, sich mit ihm zu streiten.
Tag: 1417; Stunde: 3
Sie haben sich hinter einen Baum gekauert. Das Mädchen zittert so stark, dass ihre Hände gegen ihren Bauch schlagen. Das andere Mädchen übergibt sich in den Schnee, und der Junge macht einen gefassten Eindruck, aber seine Augen zucken zu schnellhin und her, als dass er wirklich so ruhig sein könnte. Ein anderer Junge steht links neben ihnen, ins Leere schauend und leblos bis auf seinen schnellen Atem, während sein Freund ihn an den Schultern schüttelt und etwas schreit, was Hermine nicht hören kann.
Manche nennen sie frisch Fleisch, andere Neulinge und wieder andere einfach Idioten. Sie konnte Draco nie wirklich zustimmen, als er von Dummheit und Tapferkeit sprach, wenn sie um ihr eigenes Handeln ging, aber jetzt sieht sie es in ihnen. Sie sieht sie an und fragt sich, warum sie so dumm waren, sich dazu zu entscheiden, im Krieg zu kämpfen, und lächelt aber gleichzeitig über ihre Tapferkeit, weil sie es getan haben.
Als sie jünger war, galt Tapferkeit als eine der am meist geschätzten Eigenschaften, die ein Mensch haben kann. Jetzt wo sie genug darüber nachgedacht hatte, ist ihr klar geworden, dass sie das nur dachte, weil es das ist, was man ihr nachsagt und was so viele gerne hätten. Hermine kann jedoch nicht anders, als sich zu wünschen, dass weniger Menschen diese Eigenschaft hätten. Vor allem frischgebackene Erwachsene, die in Wirklichkeit noch Kinder sind, nur dass sie schon volljährig sind.
Sie sieht sich selbst reflektiert, wie in einem Spiegel, der ihr Aussehen verzerrt hat. Sie sieht es darin, wie schlecht sie im Zielen sind, wie sie gegen den Impuls kämpfen einfach wegzurennen. Sie sieht es in dem Zittern, der wilden Panik, die rationale Gedanken unmöglich macht; es ist ein Spiegelbild ihrer selbst am Anfang des Krieges. Sie sieht es auch in der rohen, unkontrollierbaren, tiefen und brennenden Angst, die ihre Gesichter verzerrt, denn so sehen sie alle immer aus.
Plötzlich fällt sie mit dem Gesicht nach vorne und ist steif wie ein Brett. Sie hört einen Fluch hinter sich, spürt eine zitternde Hand auf ihrer Schulter, dann einen Schrei und das Krachen von Eis, als einer der neuen Aurorenrekruten losrennt, um sich zu verteidigen oder zu verstecken. Der Schnee lässt ihre Haut gefühllos werden, und sie wartet und wartet, bis der Junge zurückkommt. Ihr ist so kalt, dass es bereits ein harscher Schmerz ist.
Es ist jedoch kein neues, entschuldigendes Gesicht, das sie begrüßt, als sie umgedreht wird, sondern Lavenders, ganz verschmiert und mit nasser Schminke. Auch ihre Hände zittern, als sie den Zauber aufhebt, und sie fällt mit der Hand über dem Herzen auf den Boden und erstickt an Schluchzern und Worten über den Tod. Hermine hat gerade noch genug Zeit, sich aufzusetzen, bevor Lavender sich nach vorne beugt und Wasser erbricht, und Hermine denkt, dass sie in den letzten vier Jahren vielleicht doch nicht viel über den Umgang mit all dem gelernt hat.
Tag: 1419; Stunde: 20
„Wirst du jemals nervös?"
„Wegen was?" Er blickt vom Programm weg und schnappt sich seine Tüte mit den Keksen zurück, als er sieht, dass sie sie hat.
„Die letzte Schlacht. Sie steht bevor, weißt du."
„Ich weiß. Und es ist nicht die letzte Schlacht. Der Krieg wird danach weitergehen. Es ist nur der Höhepunkt."
„Aber es ist die entscheidende Schlacht."
„Nicht unbedingt. Die Seite, die sie verliert, wird einen extremen Verlust erleiden, ja, aber es besteht immer noch die Möglichkeit, dass die andere der beiden Seiten danach gewinnt."
Hermine rutscht in ihrem Sessel herum, ihre Hände spielen mit den Schnüren ihres Schlafanzugs. Sie ist nervös. Nein, sie ist völlig verängstigt, das ist sie. Sie hatte das Bedürfnis, mit jemandem darüber zu reden, aber nur ihm vertraut sie genug. Alle anderen werden entweder nervös oder paranoid, oder es besteht die Möglichkeit, dass sie einen Zusammenbruch erleiden. Draco ist immer ruhig, auch wenn er es nicht ist. Er kann mit dem Gedanken an den Krieg umgehen, weil er ihn akzeptiert hat. Menschen sterben, das weiß er. Es kann jeden treffen, und es kann ihn treffen, und er geht mit einem stillen Verständnis an die Sache heran, dass sie glauben lässt, dass er weniger menschlich ist, als er aussieht.
„Es gibt eine Prophezeiung...", beginnt sie, nicht sicher, ob sie es ihm sagen darf, aber sie hat nicht das Gefühl, dass sie es nicht tun sollte.
„Ich weiß.", antwortet er trotzdem. „Sie besagt, dass einer von ihnen den anderen töten muss, aber alle sterben irgendwann, und jemand könnte den Überlebenden nach ihrem Duell sowieso töten. Es gibt keinen Grund, aufzuhören, wenn Potter stirbt."
Sie atmet zu heftig ein und verrät damit ihre Besorgnis. Sie haben auf diesen Moment hingearbeitet, seit sie zehn Jahre alt waren, und obwohl sie alle wussten, dass er kommen würde, hat Hermine nicht das Gefühl, dass die letzten zehn Jahre sie auch nur im Geringsten darauf vorbereitet haben. Wird er aus der Sache lebend hervorkommen, fragt sie sich, und wenn nicht, wo ist ihr Platz in der Welt, wenn nicht an seiner Seite? Kann der Orden diese Last tragen? Können sie Voldemort aufhalten? Harry Potter mag nur ein Mann sein, aber Hoffnung liegt in ihm, und das schließt ihre Hoffnung ein. Es war immer Harry, der das Ganze beenden würde. Was wäre, wenn er es nicht schafft?
„Was wenn Harry nicht gewinnt?"
„Wir verstecken uns und formen uns neu."
„Was wenn wir verlieren?"
„Dann sind wir wahrscheinlich ohnehin schon tot."
„Das ist beruhigend."
„Komm nicht zu mir, wenn du etwas Beruhigendes hören willst, Granger. Ich werde dich nicht anlügen, nur damit du dich besser fühlst. Es herrscht Krieg. Komm damit klar."
Sie starrt ihn an, dann auf den Fernsehbildschirm und reißt ihm die Kekse aus der Hand. „Ich glaube dir nicht, dass du nicht nervös bist."
„Ich habe nicht gesagt, dass ich es bin oder nicht bin. Ich habe gesagt, dass Harry Potter nicht das Ende dieses Krieges ist. Es ist derselbe Kampf, den wir von Anfang an geführt haben, nur dass Voldemort auf jeden Fall dabei sein wird und Potter aus seinem Versteck kommt. Alles, was wir tun müssen, ist zu gewinnen."
„Alles...", schnaubt sie, und er schnappt sich wieder seine Kekse und schiebt ihr die Schachtel zu. „Das ist die einzige Sorte, die ich mag!"
„Die sind doch alle gleich, Trottel."
„Oh.", antwortet sie dümmlich und holt eine weitere Packung heraus. „Bei den anderen sind alle möglichen Sorten in der Schachtel."
Er kaut langsam und starrt sie an, und sie starrt zurück.
Tag: 1422; Stunde: 4
Sie wartet unruhig auf Neuigkeiten. Auf eine Eule oder jemanden, der sie abholt, um ihr zu sagen, dass es Zeit zum Kämpfen ist oder Zeit, um den Plan zu erfahren. Aber es kommt niemand.
Alle schweigen in Gedanken, in Angst, in Erwartung. Das Wissen um das, was kommen wird, liegt in der Luft, und die Menschen sprechen nur stumm und halbherzig, weil sie alle zu sehr mit dem Warten beschäftigt sind.
Die Missionen und Kämpfe scheinen zum Stillstand gekommen zu sein, und der Druck wird immer größer und wartet darauf, über sie alle hereinzubrechen.
Tag: 1428; Stunde: 11
Sie öffnet die Augen und spürt die Wärme, die sie schläfrig macht, und fühlt sich wohl, obwohl es sie weiterhin nervös macht, wo sie ist. Sie hat die Nacht in Dracos Bett verbracht, wie es scheint, und obwohl das nichts Neues ist, ist es das erste Mal, dass sie so lange geblieben ist. Normalerweise schlafen sie nur eine halbe Stunde oder so, bevor sie aufwachen und alles wieder von vorne beginnt. Wenn einer von ihnen weiß, dass er zu kaputt ist, um nicht stundenlang einzuschlafen, geht einer von ihnen. Diesmal erinnert sie sich daran, dass sie eingeschlafen ist, als es noch dunkel war, aber jetzt ist es hell und es ist schon spät am Morgen.
Draco scheint sie nicht loslassen zu wollen, und zweimal versucht sie, aus dem Bett zu steigen, und zweimal zieht er sie zurück. Erst hat sie nicht viel darüber nachgedacht (seine Lippen und Hände haben den Gedankenprozess übernommen), aber jetzt fragt sie sich, ob dies eine Art seltsames Stadium in einer sexuellen Beziehung ist – wo sie sich miteinander wohl genug fühlen, um nebeneinander zu schlafen, ohne zwanzig Minuten später aufwachen zu müssen, um noch einmal einen Vorwand zu haben, um zusammen liegen zu bleiben.
Seine Brust ist warm und weich an ihrer Wange, und sie kann den entfernten, gleichmäßigen Schlag seines Herzens in der Nähe ihres Ohrs spüren. Sie denkt, dass er wohl schläft, denn die Schläge sind langsam und kräftig. Aber auch, weil sein Arm unter ihr liegt, seine Hand in einer Faust auf ihrem Rücken, und er hätte sie schon längst bewegt, wenn er wach wäre. Erst vor kurzem, ist sie mit einem unsanften Ruck aufgewacht, als er den Arm unter ihr weggezogen hat und seine Verärgerung über den möglichen Verlust von Gliedmaßen gemurmelt hat.
Sie bewegte sich, um ihn anzusehen, denn seit sie ihn vor langer Zeit verletzt in ihr Zimmer gebracht hatte, war sie fasziniert davon, ihn im Schlaf zu beobachten. Sie erschreckt sich leicht, als sie feststellt, dass er wach ist und seine Augen auf die Decke gerichtet sind.
„Wovon hast du geträumt?" Seine Stimme zeigt keine Spur von Schlaf, und sie weiß, dass er schon seit einer Weile wach ist und nachdenkt.
Sie blinzelt und blickt von seinen offenen Augen auf die Spitze seines Kinns hinunter. „Ich weiß es nicht. Habe ich geträumt?"
Er hebt eine Schulter, und sie bewegt sich mit seiner Bewegung. „Ich habe versucht, herauszufinden, ob du auch im Traum so hochnäsig bist oder ob du im Schlaf immer diese kleinen genervten Geräusche machst."
„Genervte Geräusche?"
„Deine Zunge.", flüstert er. „Du schnalzt damit."
„Oh. Ich weiß es nicht." Sie kennt ihre Schlafgewohnheiten nicht, denn sie hat noch nie so neben jemandem geschlafen. Wegen Parvatis Schnarchen hat sie in ihrem Bett Ruhezauber benutzt, und obwohl sie ein paar Mal in der Muggelwelt an Übernachtungspartys teilgenommen hat, hat nie jemand etwas zu ihr gesagt.
Sie senkt den Kopf und streift mit ihrer Wange über seine Brustwarze, die unter ihrer Haut kribbelt und hart wird. Sie errötet, als sie merkt, dass ihre Hand gefährlich tief auf seinem Schambein liegt, und zieht sie nach oben auf seine Bauch. Er zuckt unter ihrer Berührung zusammen, und sie kann hören, wie er über ihr tief einatmet.
„Wie war es am See?"
„Was?" Sie ist zu beschäftigt mit der Gänsehaut, die sie auf seiner Haut verursacht hat, um zu hören, was er sagt.
„Der See hinter diesem Haus, von dem ich dir erzählt habe. Warst du dort?"
„Oh, ja. Ja, ich war dort."
„Weißt du noch, wo er ist?"
„Ja."
„Gut. Ich habe meinen Ring dort verloren und wusste gestern nicht mehr, wie ich dort hinkomme. Falls ich zurückkomme, musst du mir sagen, wie ich den See finden kann."
Sie hält inne, ihr Blick ist auf die Narbe an seiner Seite gerichtet, ohne sie wirklich zu sehen, bevor sie den Kopf hebt. Bei dieser Bewegung blickt er auf sie herab, sein Gesicht ist von neugierigen Zügen gezeichnet. Sein Blick wandert über ihr Gesicht, um den Grund dafür zu finden, aber er findet nichts. „Was? Hast du meinen Ring gefunden? Ihn verpfänden und mit dem Geld den Kampf für die Rechte der Hauselfen zu finanzieren?"
„Falls. Du hast ‚falls' gesagt."
Etwas blitzt in seinen Augen auf, aber so schnell, dass sie nicht sagen kann, was es ist oder ob es nur das Licht war, das ihr einen Streich spielt. „Ja, falls. Ich war seit Monaten nicht mehr in diesem Haus, und ich weiß nicht, ob ich vor dem Ende des Krieges hierher zurückkehren werde."
Und zum ersten Mal in ihrem Leben kann Hermine die Lüge in Draco Malfoys Gesicht sehen. Sie senkt ihren Kopf zurück auf seine Brust und begreift, dass er sie deshalb so lange im Bett gehalten haben muss. Er geht an einen Ort, den er für so gefährlich hält, dass er ein „falls" und eine ganze Nacht lang zu vögeln für angebracht hält, weil er nicht glaubt, dass er es wieder tun wird. Er glaubt nicht, dass er zurückkommt, und das lässt ihr Herz anschwellen und hart gegen die Wände ihre Brust schlagen, bis ihr übel wird. Furcht und Angst setzten sich in ihrer Kehle fest, und sie merkt, dass sie nicht richtig atmen kann.
Sie überlegt, ob sie ihm sagen soll, dass sie es weiß, oder ob sie ihn fragen soll, wo er hingeht, aber er wird wütend sein, wenn sie das tut, und sie will die angenehme Luft, in der sie liegen, nicht zerstören. Stattdessen schließt sie die Augen und genießt das Gefühl, das er ihr vermittelt, einen weiteren gestohlenen Moment lang, bevor sie beschließt, aufzustehen. Sie will nicht zu lange bleiben, und ein Teil von ihr ist sich nicht sicher, ob er will, dass sie bleibt.
Diese Seite von ihr wird beruhigt, als er seine Finger entrollt und sie gegen ihren Rücken drückt, um ihre Bewegungen zu stoppen, und sie sieht überrascht zu ihm auf. Er starrt einen Moment lang auf sie herab, bevor er sich auf seinen Ellbogen aufstützt und ihren Mund in Beschlag nimmt, langsam, aber bestimmt. Ihre Hand wandert von seinem Bauch zu seiner Brust, als sie den Kuss erwidert, die Augen fest zusammengekniffen bei dem Gedanken, wo er bald hingehen wird. Er atmet gegen ihre Lippen aus, als sie seinen Oberkörper berührt, und legt seinen Arm ganz um sie, um sie an seine Brust zu ziehen, während er sie umdreht.
„Warte, warte.", sagt sie gedämpft gegen seine Lippen und drückt mit ihrer Handfläche gegen seine Schulter.
Er weicht ein Stück zurück und sieht sie an, die Stirn gerunzelt und sein Mund verlockend. „Was ist los?"
„Ich ... muss auf die Toilette." Sie errötet.
„Oh. Dann geh." Er bewegt sich von ihr runter und legt sich neben sie, hält sie aber auf, als sie beginnt, die Decke mit sich zu ziehen. „Brauchst du die wirklich?"
„Ja." Sie zieht eine Augenbraue hoch und zerrt erneut daran.
„Du wirst mich frierend zurücklassen, nur um deinen Anstand zu schützen – was nichts ist, was ich nicht schon auf verschiedene Weise kennengelernt habe, wenn ich dich daran erinnern darf."
Sie errötet bei dem koketten Blick und zuckt wieder zusammen. „Hör auf, nach einer Peepshow zu suchen, Malfoy."
Er lacht. „Hör auf, so verdammt verklemmt zu sein."
„Ich bin nicht verklemmt." Sie hebt ihr Kinn, zieht die Decke mit sich, nachdem er sie losgelassen hat, und späht über ihre Schulter als sie an der Tür ist, um festzustellen, dass er sie immer noch beobachtet.
Als sie zurückkommt, zögert sie zu lange, wie sie am besten ins Bett zurückkriechen soll, und er erhebt sich, um sie an sich zu ziehen. Er hebt eine Augenbraue wegen des Minzgeschmacks in ihrem Mund, sagt aber nichts und legt sie aufs Bett, um die Decke von ihr wegzuziehen.
Er ist langsam, seine Berührungen sind Liebkosungen und sein Mund wie Feuer, als ob er alle Zeit der Welt hätte. Sie ist sich nicht sicher, ob es daran liegt, dass er weiß, wie unglaublich wund sie ist, ob er selbst wund ist, oder einfach daran, dass er weiß, dass sie es manchmal so mag. Er spricht nicht, sondern verteilt Küsse auf ihre Haut, beobachtet ihren Gesichtsausdruck, und sie beobachtet ihn, nimmt ihn in sich auf. Es ist ein allmählicher Spannungsaufbau bis zur Explosion, und er tut dies mit Perfektion in seiner Leidenschaft, das Brennen so langsam, dass sie das Gefühl hat, ihren Verstand zu verlieren.
Als sie beide ein schwitzendes, keuchendes Durcheinander aus Haut und Gliedern sind, dreht er sie um und zieht sie fest an sich. Er umfasst ihren Kopf und küsst ihren Mund zum schnellen Klopfen seines Herzschlags, und sie umklammert ihn, als wäre es das letzte Mal, dass sie es tut.
Tag: 1430; Stunde: 8
„'Ello, Hrmine."
Sie zielt mit einem Twizzler, den sie sich aus der Bonbonschale geholt hat, auf Freds Gesicht und lässt ihn dann wegen seinem Grinsen wie Gift zu Boden fallen. „Schollte isch 'as auschstuken?"
„Was?", lacht er und legt den Kopf schief.
Hermine kneift die Augen zusammen, rote Süßigkeiten zwischen den Zähnen, aber noch nicht runtergeschluckt. Die Frage ist nur, wie lange Fred schon im Haus ist und woher die Süßigkeiten eigentlich kommen.
„Keine Sorge, ich habe es selbst getestet. Das war natürlich, bevor ich wusste, dass er hier ist, also ..." Die Stimme hinter ihr verstummt, als sie so schnell zu ihm herumwirbelt, dass sie sich an der Lampe festhalten muss, um nicht hinzufallen.
Ein Stück des Bonbons fiel ihr ziemlich unschön aus dem Mund, und sie schlug sich die Hand vor den Mund und kreischt auf. „Himmel, Hermine, das war schlimmer als Ron beim Frühstück."
„Hey!"
Sie reist Harry von den Füßen, und sein Atem explodiert in der Masse von Haaren, die ihm ins Gesicht gefallen sind. Er hat Mühe, wieder zu Atem zu kommen, weil sie ihn wie eines seiner verrückten Fangirls umarmt, aber anstatt den Sicherheitsdienst zu rufen, raubt er ihr mit seiner Umarmung nur den Atem. Sie stolpert auf die Füße und stürzt sich als Nächstes auf Ron, der klug genug ist, sich an der Couch abzustützen. Aus der Ferne registriert sie, dass sie beide mit Begriffen wie Idiot, Trottel, Depp und Arsch beschimpft, und obwohl sie nicht weiß warum, ist sie zu überwältigt, um sich darum zu kümmern.
„Was zum Teufel bin ich? Ein Malfoy?" Fred schnaubt: „Ich werde böse angeguckt und verdächtigt, und sie bekommen –"
„Ahh! Ooh! Du Trottel, ich liebe dich, du Arsch! Oooh, aaah, was für starke Arme du hast!" George hüpft im Kreis um Fred herum und fächelt sich mit einer Zeitschrift Luft zu.
„Oh, deine leuchtenden Smaragdaugen, Harry! Oh, deine große, pralle Brust, Ron!" Fred quiekt, packt Georges Arme und wirft sich nach hinten.
„Ich könnte mir vor Freude in die Hose machen, dich in meiner Nähe zu haben!" George hält inne, als er die drei Augenpaare bemerkt, die ihn auf der anderen Seite des Raumes beobachten, und Fred stoppt eine Sekunde später.
„Weißt du, Mum hat immer gesagt, ihr zwei würdet nur verzweifelt nach Aufmerksamkeit suchen."
„Ihr zwei spielt aber ziemlich gut Mädchen.", stichelt Harry.
„Und ich klinge nicht so."
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Updates jeden Dienstag nächstes Kapitel am 06.08.2022!
