Mrs. Northam spielte ihren Trumpf abends beim Essen aus. Sie hatte Elizabeth den ganzen Tag über beobachtet. Die Freundin ihres Arbeitgebers war schweigsam gewesen, schweigsamer als sonst. Sie suchte normalerweise nicht oft den Kontakt zu Mrs. Northam, aber ab und zu redeten sie zumindest ein bißchen miteinander oder spielten gemeinsam mit den Kindern. Heute hatte sie sich zurückgezogen und verbrachte den Großteil des Tages auf der dicken Bank im Musikzimmer, um nachdenklich aus dem Fenster zu starren.
Auch beim Abendessen war Elizabeth nicht sonderlich gesprächig. Da William einen anstrengenden und unerfreulichen Tag hinter sich hatte, fiel ihm das nicht weiter auf. Er war selbst zu sehr in seine Gedanken versunken. Beste Voraussetzungen also für Mrs. Northam, ein bißchen Unfrieden zwischen dem Paar zu stiften.
Das Mädchen hatte die Teller des Hauptgangs abgeräumt und alle warteten schweigend und in Gedanken versunken auf den Nachtisch, als Mrs. Northam plötzlich nervös auflachte. „Oh, entschuldigen sie, Miss Bennet, ich habe ganz vergessen, ihnen etwas zu geben." Sie kramte in ihrer Tasche und zog eine Visitenkarte hervor. „Mr. Ferrars hat mir das gegeben und mich gebeten, sie an sie weiterzuleiten. Er sagt, es ist seine private Visitenkarte und sie wüßten schon, wofür."
Nun hatte sie natürlich auch Williams Aufmerksamkeit und sein Stirnrunzeln entging ihr nicht. Elizabeth nahm die Karte stirnrunzelnd an sich.
„Was für ein netter, wohlerzogener Mann. Und so gebildet!" fuhr Mrs. Northam in schwärmerischem Ton fort. „Wir haben uns noch einen Moment unterhalten. Er mag Charles Dickens genauso gerne wie ich, stellen sie sich nur vor! Und er hat mir verraten, daß er ihren Kater nach einer Charles Dickens Figur benannt hat. Der ärmste, ich glaube, sie haben ihm das Herz gebrochen, Miss Bennet. Er scheint noch immer Hoffnung zu haben, sie zurückzugewinnen."
Weder Elizabeth noch William sagten ein Wort und Mrs. Northam wandte sich zufrieden ihrem Nachtisch zu. Die Saat war gesät, so hoffte sie jedenfalls.
William zog sich gleich nach dem Abendessen zurück, er hatte Kopfschmerzen und fühlte sich nicht besonders gut heute. Elizabeth folgte ihm kurz darauf nach oben. William schwieg weiterhin, er wußte nicht so recht, wie er die eben gehörten Informationen einsortieren sollte.
Elizabeth war wütend. Sie hatte nichts verwerfliches getan, aber Mrs. Northam stellte sie gerade so hin, als hätte sie einen Liebhaber hinter Williams Rücken. Zumindest mußte er es so aufgefaßt haben. Wieso fragte er sie nicht, was los war, verdammt?
Sie sah, daß William zwei Aspirin schluckte und trat besorgt zu ihm. Sie hatten noch nicht viel miteinander gesprochen heute.
„Fühlst du dich nicht wohl, Will?"
„Kopfschmerzen und ein generell unerfreulicher Tag." Er wehrte ihre Umarmung zwar nicht ab, aber sie spürte, daß er ein wenig versteifte.
Elizabeth seufzte. „Ich hatte heute den Termin mit Mr. Tungsten," begann sie. „Mr. Tungsten ist plötzlich krank geworden und hat seinen Sicherheitsberater geschickt, Robert Ferrars. Er hat mich vorher nicht darüber informiert. Und Robert ist ein Ex-Freund von mir."
William sagte nichts dazu. Elizabeth blickte zu ihm hoch. „Bist du böse auf mich, William?" fragte sie leise. William ging zu seiner Seite des Bettes und setzte sich. Er war müde, er hatte Schmerzen und er wollte nicht über Elizabeths Ex-Beziehungen sprechen, geschweige denn nachdenken. „Wieso sollte ich denn böse auf dich sein, Liebes."
„Weil Mrs. Northam es so rübergebracht hat, daß man alles mißverstehen kann."
„Glaubst du etwa immer noch an diese Verschwörungstheorie, daß sie uns auseinanderbringen will?"
„Ich traue ihr nicht über den Weg. Sie..."
William winkte ab. „Elizabeth, ich habe heute abend keine Nerven, über Mrs. Northam oder wen auch immer zu diskutieren. Wenn du glaubst, darüber oder über Mr. Wie-auch-immer-er-heißt sprechen zu müssen, können wir das vielleicht auf morgen verschieben?" Er kroch unter seine Decke und schaute sie müde an. „Entschuldige, ich bin heute wirklich total erschöpft. Ich hätte aber nichts dagegen, ein bißchen mit dir zu kuscheln – für mehr reicht meine Kraft leider nicht, fürchte ich." Er hob die Decke leicht an und Elizabeth krabbelte nach kurzem Zögern an seine Seite. Sie war erleichtert, er war anscheinend nicht böse auf sie oder gar mißtrauisch.
Mrs. Northam war am nächsten Morgen enttäuscht, daß die beiden sich genauso verliebt benahmen wie sonst auch. Offenbar war William nicht eifersüchtig geworden. Schade. Mußte sie sich wohl oder übel etwas neues einfallen lassen.
William fühlte sich nach über zehn Stunden Schlaf erfrischt, seine Kopfschmerzen waren weg und nach einer kleinen, aber am Ende sehr entspannenden Balgerei mit Elizabeth inklusive gemeinsamer Dusche war er wieder ganz er selbst. Er blieb heute zuhause und arbeitete von Pemberley aus. Elizabeth leistete ihm anfangs Gesellschaft und sie sprachen nur kurz über Robert Ferrars. William hatte nicht den Eindruck, daß sie ihm etwas verheimlichte und da er Mrs. Northams Hang zur Übertreibung kannte, ließ er das Thema zunächst auf sich beruhen. Aber so ganz ließ es ihn auch nicht los.
Kurz nach dem Mittagessen beschlossen die beiden spontan, noch eine Runde zum Teich zu spazieren. William wollte nachsehen, ob das Eis dick genug war um darauf Schlittschuh zu laufen.
„Es ist einfach wundervoll hier draußen, wenn Schnee liegt," seufzte Elizabeth wohlig. Sie fühlte sich rundum wohl auf Pemberley und konnte sich gar nicht vorstellen, jemals wieder woanders zu wohnen.
William nickte. „Ich bin so froh, daß du jetzt hier bist, Liebes. Wo warst du bloß all die Jahre über?" Sie lachten. William zog sie an sich und küßte sie sanft.
„Ab jetzt werden wir aber keine Zeit mehr verschwenden," murmelte er. „Glaub nicht, daß ich dich je wieder gehen lasse."
„Sag das nicht zu laut," meinte Elizabeth. „Sonst wirst du mich vielleicht nie mehr los."
„Ich will dich gar nicht loswerden. Ich will alt und grau mit dir werden, Liz. Viel zu lange hab ich ohne dich gelebt."
Sie waren stehengeblieben und schauten sich an. William lächelte schließlich. „Nun ja, vielleicht ist es noch ein wenig zu früh und bitte fühl dich nicht bedrängt, aber ich hoffe sehr, daß ich dich irgendwann einmal dazu überreden kann, meine Frau zu werden."
„Äh...William...warum denn überreden?"
„Du meinst, du würdest mich sogar freiwillig heiraten?"
„Ich würde dich sogar freiwillig heiraten, William."
„Wow. Das ging einfacher als gedacht."
Sie kicherten. „Du bist unmöglich, William Darcy."
Sie liefen weiter, sprachen aber irgendwie nicht mehr über das Thema.
„Hast du den Sandhurst-Auftrag bekommen, Liz?" fragte William nach einer Weile.
Elizabeth zögerte mit der Antwort. „Ich könnte ihn bekommen, aber ich werde wohl ablehnen."
„Wieso? Ich denke, es ist genau die Art von Projekt, die dir zusagt? Und es wird sehr gut bezahlt."
Elizabeth war immer wieder erfreut darüber, daß William sich für ihre Arbeit interessierte und vor allem respektierte. Er verstand, daß sie in gewisser Weise unabhängig sein wollte und war stolz auf sie. Andere Frauen hätten es sich von seinem Geld, auf seine Kosten gutgehen lassen.
„Es ist ein ganz wunderbares Projekt, das stimmt. Aber ich habe heute mit Mr. Tungsten telefoniert. Den Job zu übernehmen heißt, sich mit Robert Ferrars herumärgern zu müssen."
William runzelte die Stirn. „Und...du hättest viel mit ihm zu tun?"
Elizabeth seufzte. „William, der Mann hat von Sicherheit im EDV-Bereich genausoviel Ahnung wie ich vom Raketenbau. Hätte ich freie Hand, kein Thema. Aber Mr. Tungsten besteht darauf, daß Robert das Projekt leitet und das würde mich in relativ kurzer Zeit nach Bedlam bringen, fürchte ich."
„Und du hast keine persönlichen Gründe, um abzulehnen?" fragte William vorsichtig.
Elizabeth war stehengeblieben. „William, ich war ein Jahr lang mit diesem Typen zusammen, das stimmt. Danach habe ich die Beziehung beendet. Bis gestern habe ich von ihm auch weder gehört noch ihn gesehen, gott sei dank. Ich will privat auch nichts mehr mit ihm zu tun haben. Aber die Gefahr, daß er wieder in mein Leben zurückkommen will, ist möglicherweise gegeben. Und das will ich nicht, niemals. Daher kann ich den Job nicht annehmen."
William öffnete schweigend Elizabeths Jacke, schob seine Hände hinein und zog sie fest an sich. „Du meinst, ich muß dich vor dem Kerl beschützen, wenn er zudringlich wird?" murmelte er und küßte sie auf den Scheitel.
„Ich bin zwar schon groß, aber ich glaube, ich mag es ab und zu, wenn du mich beschützt, William," entgegnete Elizabeth leise.
„Jederzeit, Liebes, jederzeit."
Als sie wieder ins Haus zurückkamen, trafen sie auf Mrs. Northam. „Mr. Ferrars hat für sie angerufen, Miss. Er bittet um Rückruf."
Sie schaute Elizabeth bedeutsam an und war enttäuscht, daß diese sich nur höflich bedankte und nach oben gehen wollte. William hielt sie zurück. „Du hast etwas vergessen."
Elizabeth wandte sich fragend um und William schloß sie in die Arme. „Abschiedskuß," murmelte er und verschloß ihre Lippen mit seinen.
Elizabeth grinste, als sie sich trennten. „Ich geh doch nur kurz nach oben, Will."
„Wer weiß, wann ich dich wieder zu sehen bekomme."
„Spinner."
„Hexe."
Sie kicherten noch ein bißchen albern, dann machte sich Elizabeth auf den Weg nach oben. Wenn Mrs. Northams Blicke hätten töten können, die arme Elizabeth wäre auf der Stelle tot umgefallen.
Erst zum Abendessen sahen sie sich wieder. William hatte den restlichen Nachmittag mit Telefonkonferenzen verbracht, Elizabeth hatte sich unter anderem mit Robert Ferrars herumgestritten und ihm erklärt, daß sie weder mit ihm zusammenarbeiten würde noch ein Interesse daran hatte, ihn wieder in ihr Privatleben kriechen zu lassen. Sie hatte ihm – hoffentlich deutlich genug – klargemacht, daß sie in einer glücklichen Beziehung lebte und das nicht zu ändern wünschte. Sie hoffte bloß, er würde es auch kapieren.
Mr. Tungsten kapierte es leider nicht, auch er meldete sich telefonisch und sie mußte sich eine Ewigkeit mit ihm herumschlagen, ohne zuviel von ihrer Vergangenheit mit Ferrars preiszugeben. Der alte Herr konnte einfach nicht verstehen, daß sie nicht mit seinem „Berater" zusammenarbeiten wollte.
Als William nach getaner Arbeit auf der Suche nach Elizabeth ins Wohnzimmer kam, bot sich ihm ein Bild, das sein Herz zutiefst erfreute: Elizabeth saß auf der Couch, auf ihrem Schoß in einem Arm lag Maggie, an ihrer Seite, fest im anderen Arm gehalten, saß Tim. Elizabeth las ihnen vor und die beiden lauschten gespannt. Es ging um Seeräuber und Piraten, soweit William verstand. Mrs. Northam saß mit etwas verkniffenem Gesicht am Fenster und stickte. Ihr Plan, die Kinder gegen Elizabeth aufzuhetzen, schien auch nicht zu fruchten, sehr zu ihrem Ärger.
William betrachtete seine drei Lieben einen Moment liebevoll. Die Kinder hatten sich sehr gut damit abgefunden, daß Elizabeth nun hier als Partnerin ihres Vaters lebte. William hatte auf einmal das seltsame Bedürfnis, mit Elizabeth ein gemeinsames Kind zu haben. Er wollte, daß sie dieses Jahr noch seine Frau wurde. Sie hatten das Thema nur sehr, sehr vage angesprochen, er hatte ihr keinen richtigen Antrag gemacht – aber das würde er bald nachholen. Er war sich sehr sicher, daß er mit Elizabeth Bennet den Rest seines Lebens verbringen wollte.
William trat zu ihnen hin und nahm am Ende der Couch platz. „Abendessen ist fertig – kommt ihr?"
„Ssschh Daddy…es ist doch grade so spannend!" tadelte ihn seine Tochter. „Tschuldigung," murmelte William und machte es sich gemütlich, um den Rest der Geschichte zu hören.
„…und der einbeinige Pirat setzte sich den geschwätzigen Papagei auf die Schulter, öffnete die Truhe und machte große Augen, als er…" Elizabeth machte eine dramatische Pause. „Na? Was hat er in der Truhe gefunden?" fragte sie. „Goldstücke!" rief Tim, und „schöne Kleider!" war Maggies Idee. „Was will ein Pirat denn mit schönen Kleidern?" lästerte Tim und erhielt von Maggie einen Knuff. „Nein, natürlich die Schatzkarte!" mischte sich William ein. Elizabeth lächelte ihn an. „Euer Daddy hat recht, die Schatzkarte war darin. Und sie führt zu einer geheimnisvollen Insel mitten im Meer, auf der ein gewaltiger, uralter Schatz vergraben ist, bewacht von einem finsteren Ungeheuer. Aber die Geschichte gibt es erst nächstes Mal."
Die Kinder bettelten vergebens, daß Elizabeth auch noch diese Geschichte erzählte. „Nichts da, jetzt wird abendgegessen und anschließend geht es ab ins Bett. Morgen können wir wieder lesen."
„Menno!" und „Ach biiiiiiitte!" waren zu hören, aber Elizabeth ließ sich nicht erweichen. William fand, daß sie sehr gut mit den kleinen Teufeln zurechtkam. Sie mochten sie sehr, aber hatten auch genügend Respekt vor ihr.
Das Abendessen war eine muntere Angelegenheit und es wurde noch ausgelassener, als William verkündete, daß sie morgen eislaufen gehen konnten auf dem großen Teich im Park. Die Kinder waren begeistert, Elizabeth weniger. Sie konnte nicht schlittschuhlaufen und teilte entschlossen mit, daß sie keine zehn Pferde aufs Eis kriegen würden.
Mrs. Northam grinste geringschätzig. Sie war früher Jugendmeisterin im Eiskunstlauf gewesen. Mr. Darcy würde morgen ihre – immer noch – grazile Anmut auf dem Eis bewundern können!
Am nächsten Morgen – einem Samstag – ging es gleich nach dem Frühstück los. Elizabeth kam zwar mit raus an den See, aber sie weigerte sich konsequent, die Schlittschuhe, die William ihr extra mitgebracht hatte, auch nur anzuschauen. Er half erst den Kindern mit ihren Kufen, zog dann seine eigenen Schuhe an und lachte kopfschüttelnd über Elizabeth, die mit verschränkten Armen und trotzigem Gesichtsausdruck am See stand.
„Los, Elizabeth, es macht Spaß! Ich halte dich gut fest, dir kann nichts passieren."
„Keine Chance, Will."
Tim hatte bereits die erste Runde auf der glatten Fläche hinter sich gebracht und forderte sie laut rufend auf, auch aufs Eis zu kommen. „Nein, danke, Liebling."
Selbst die kleine Maggie, die noch die Stütze ihres Vaters benötigte, lief einfach mutig los und ließ sich nicht von Wacklern und kleinen Stürzen entmutigen. William hielt sie gut fest und lief langsam hinter ihr her.
Mrs. Northam drehte ihre Kringel und Pirouetten und legte einen regelrechten Eistanz hin, der aber nicht so aufmerksam beachtet wurde, wie sie es sich erhofft hatte. Das heißt, Maggie war gebührend beeindruckt, aber William war zu sehr damit beschäftigt, seine Tochter festzuhalten, so daß er die Künste seines Kindermädchens nicht angemessen würdigen konnte. Tim drehte wie ein kleiner Speedskater seine Runden und Elizabeth lächelte nur amüsiert über die affektierten Bemühungen Mrs. Northams, Williams Aufmerksamkeit zu erringen.
Aber William hatte nur Augen für seine Tochter, beobachtete aus dem Augenwinkel immer wieder, was Tim machte und ansonsten drängte er Elizabeth mehrfach scherzhaft, auch aufs Eis zu kommen. Als Maggie eine Pause einlegte, kam er zu Elizabeth ans Ufer. „Versuch es doch wenigstens einmal, Liz. Ich halte dich ganz, ganz fest. Dir passiert nichts."
„Ich weiß nicht, William... alle laufen hier wie die Profis, selbst Maggie braucht kaum noch eine Stütze. Ich hab noch nie auf Kufen gestanden."
„Wir sind doch unter uns. Komm, einmal um den Teich. Das schaffst du!"
Sie konnte seinem bittenden Blick aus diesen dunklen, warmen Augen nicht lange widerstehen, auch war die Aussicht, in seinen Armen übers Eis zu gleiten, nicht sonderlich unangenehm. Allerdings schreckten sie die spöttischen Blicke Mrs. Northams ab. Andererseits...sie würde in Williams Armen liegen, und nicht das unsäglich impertinente Kindermädchen! Ha!
Seufzend ergab sich Elizabeth in ihr Schicksal und zog langsam die Schlittschuhe an. William half ihr beim Aufstehen und mit den ersten Schritten auf dem Eis, und bereits da wäre sie am liebsten sofort wieder gegangen, als sie die tückische Fläche betrat und um ihr Gleichgewicht kämpfte. „Nicht verkrampfen, Liebes, ganz locker lassen. Halt dich gut an mir fest, wir machen jetzt ganz kleine Schritte. Einer nach dem andern, mit einem Bein gleiten, mit dem anderen Schwung holen."
Elizabeth krallte sich wie eine Ertrinkende an William und verkrampfte natürlich total. Er schob sie sanft neben sich her, bis sie sich ein wenig an den glatten Untergrund gewöhnt hatte. Die Kinder kicherten und ernteten finstere Blicke, Mrs. Northam lächelte überheblich und wurde von Elizabeth geflissentlich ignoriert.
„Laß dich nicht von der Bande ablenken, Liebling. Du machst das ganz hervorragend," murmelte William beruhigend. „Entspann dich, ich hab dich fest im Griff."
Elizabeth tat ihr bestes. Nachdem William sie zwei Runden lang mehr oder weniger über den See geschoben hatte, wurde sie mutiger. Zunächst hielt sie sich nur noch an seinem Arm fest, nach der vierten Runde wagte sie es alleine und in der siebten Runde fiel sie hart auf ihr Hinterteil, nachdem sie ein bißchen angeben wollte und meinte, schon rückwärts fahren zu können. Die Kinder lachten, Mrs. Northam wandte sich hämisch grinsend ab und auch William mußte sich ein Lächeln verkneifen, als er ihr zur Hilfe eilte und sie aufhob. „Nicht so übermütig, junge Frau!" tadelte er liebevoll und erntete einen bösen Blick anstatt Dankbarkeit für seine Fürsorge. William lachte, nahm sie in eine enge Umarmung und seine Hände fuhren langsam über ihren schmerzenden Po. „Tut es sehr weh?" fragte er leise. „Muß ich die schmerzende Stelle genauer untersuchen? Vielleicht eine milde Salbe draufmachen? Ein bißchen sanft massieren? So etwa..."
Elizabeth schnurrte wohlig unter seinen Berührungen. „Würdest du das tun? Jetzt sofort? Ich glaube, ich bin sehr schlimm verletzt. Es tut ganz schrecklich weh und muß unbedingt untersucht werden, fürchte ich."
William zog sie an sich und küßte sie. „Dann laß uns unbedingt gleich danach sehen, was meinst du? Ich glaube, es handelt sich um einen echten Notfall..."
Elizabeth nickte zustimmend und gab sich weiter seinem Kuß hin. Sie war heute morgen nicht zu ihrem Recht gekommen, da die Kinder bereits um sieben Uhr ins elterliche Schlafzimmer gestürmt waren um ihren Vater daran zu erinnern, daß sie heute schlittschuhlaufen gehen wollten. Gut, daß sie noch geschlafen hatten, dachte Elizabeth verschämt, wenn auch vollkommen unbekleidet und engumschlungen. Die Zwerge hatten sich daran nicht gestört, aber trotzdem wäre es ihr sehr, sehr peinlich gewesen, wären sie in Aktion erwischt worden. Zumal sich besagte Aktionen nicht notwendigerweise ausschließlich im Bett abspielen mußten!
„Dann laß uns gehen, ok?" flüsterte sie und ließ sich, nun etwas weniger übermütig, von William zum Uferrand schieben. Für heute reichte es ihr. Und davon abgesehen, tat ihr Hinterteil wirklich erbärmlich weh von dem Sturz.
Die Kinder überredeten Mrs. Northam, noch ein wenig mit ihnen auf dem Eis zu bleiben und William erlaubte es. Mrs. Northam schien nicht so glücklich, aber sie konnte sich schlecht dagegen wehren. Sie sah den beiden Turteltauben griesgrämig hinterher, die engumschlungen zum Haus zurückgingen und konnte sich durchaus vorstellen, was die zwei im Schild führten.
