Summary: Die alte Geschichte „redone": 2 Betrunkene in einer Bar haben die brillante Idee zu heiraten. Ich weiß, das Ganze ist nicht neu, aber gib der Geschichte eine Chance :o) - XOver Charmed/GilmoreGirls – Chris/Rory

Disclaimer: Und falls hier jemand an Wahnvorstellungen leidet: Schön wär's, aber nein, weder Charmed, noch Gilmore Girls gehören mir.

Note 1: Danke für das Feedback, Michi und Anna!

Note 2: Ich denke mal, die Schreibblockade ist überwunden. Allerdings ist das tolle wortgewaltige Dinner jetzt ganzes schönes Stück kürzer geworden als anfänglich gedacht und auch weniger wortgewaltig. Ist euch das schon aufgefallen – ich mag das Wort! ‚g'

Naja, ich hoffe, die nachfolgenden Szenen entschädigen für den Verlust des Dinners. - Ich denke schon!

So... weiter geht's!

Love Complications

Zuletzt:

Doch Emily wäre nicht Emily, wenn sie nicht merken würde, dass hier etwas nicht stimmte. Sie wusste nur noch nicht, was es war. Ihre Augen verengten sich und ihr Blick schnappte von ihrer Enkelin zu Chris. Ihre Stimme klang süßlich, als sie fragte: „Und in welcher Beziehung stehen Sie zu den Halliwell-Schwestern?"

Chris merkte, wie sich Lorelai neben ihm bei Emilys Tonfall versteifte. Es schien Vorsicht geboten. „Ich helfe ab und zu in Piper Halliwells Club aus oder passe auf ihren Sohn auf."

Richard sah von seinem Essen auf. Wie üblich bemerkte er von den verschiedenen Stimmungen am Tisch nichts. Unschuldig meinte er: „Richtig so, junger Mann. Ein guter Weg, sich während des Studiums etwas dazuzuverdienen."

Genaugenommen...", antwortete Chris langsam. „...studiere ich nicht."

Die ältesten anwesenden Gilmores sahen ihn mit großen Augen an. Lorelai schlug sich lautlos mit der Hand vor die Stirn. Himmel, was muß der Junge auch so ehrlich sein!

Doch das erwartete Donnerwetter kam nicht. Die Großeltern waren nur einen Augenblick still und schienen darum bemüht, ihre Gedanken Rory zuliebe zurückzudrängen. Auf ihren Gesichtern arbeitete es. „Aha", war schließlich alles, was Richard sagte. Lorelai dachte sie würde nicht richtig hören. Wie war das damals mit Dean gewesen, der noch nicht genau wusste, was er nach der Schule machen würde? - Und jetzt? Aha?

Es war scheinbar wirklich so, wie sie Sookie einmal gesagt hatt: In Emily-Land war alles möglich.

Kapitel 17

Rory und Chris sahen einander über den Tisch hinweg an. Telepathie wäre jetzt nicht schlecht.

Chris schämte sich nicht, dass er nicht studierte. Nicht, dass er es nicht gewollt hätte. So war das keineswegs. Nur... er hatte sich eben nicht hinter den Mauern einer Uni verstecken können, während die Welt um ihn herum zerfiel. Das wäre Realitätsverleugnung gewesen.

Und Rory, die den Tripp zu kurzfristig angesetzt hatte, hätte gern erklärt, was im Hause Gilmore vor sich ging. Nun, das musste wohl bis später warten.

Lorelai wollte die Stimmung etwas auflockern und fragte Penny: "Und was machst du so?"

Das ging natürlich völlig nach hinten los. Was sollte Penny sagen? Dass sie die letzten zwei Jahre in Gefangenschaft verbracht hatte und nur mit Mühe bei Verstand geblieben war?

Lorelai, die nach einem übermäßig langen Zögern von Penny bemerkte, dass sie mit dieser Frage ins Fettnäpfchen getreten war, blickte hilfesuchend ihre Tochter an. Die fasste unter dem Tisch Pennys Hand. Das durchbrach die Starre der jungen Frau. „Ich… orientiere mich zurzeit."

„Was genau heißt das?"

Rory sprang für Penny ein. „Es heißt, was es heißt, Grandma." Lass es gut sein, war die Warnung hinter ihren Worten. Denn langsam verlor sie die Geduld. Alles, was sie hatte tun wollen, war ihren Freund und ihre Tochter ihrer Familie vorzustellen und was taten sie? Provozierten mit Fragen, bei denen sie doch merken mussten, wie unpassend sie waren.

„Das kann ich nicht akzeptieren!"

„Schön für dich!" Rory fasste ihre Gabel und aß weiter. Penny und Chris folgten ihrem Beispiel.

Lorelai kannte diese trotzige Seite an Rory – auch wenn sie äußerst selten zum Vorschein kam und fragte sich, wie Emily und Richard reagieren würden.

Emily legte das Besteck neben ihren Teller und stützte die Ellbogen auf dem Tisch ab, um die Hände zu falten. Richard fasste Rory fest ins Auge. „So kannst du mit deiner Großmutter nicht reden."

Rory kaute sehr langsam aus und blickte dann auf. „Das sind meine Gäste. Und ich… bin euer Gast. Das macht sie zu euren Gästen. Und das sollte es euch eigentlich verbieten, ihnen unangenehme Fragen zu stellen – wenn es schon der Anstand nicht tut."

„Das geht zu weit!" Emily richtete sich zu ihrer vollen Größe auf – was trotz der sitzenden Haltung imposant bei ihr wirkte.

„Finde ich nicht! – Ich weiß, ihr habt euch zurückgehalten, als Chris sagte, er studiert nicht. Und das fand ich toll – glaubt mir. Aber das jetzt? Penny und Chris sind meine Freunde und ich habe sie mitgebracht, damit ihr sie kennen lernt. Nicht, damit ihr sie einem Verhör unterzieht. Ich weiß, was sie tun und wer sie sind. Und wenn sie es euch nicht sagen wollen – aus welchen Gründen auch immer… ist es dann zu viel verlangt, sich über das Wetter oder die Baseballsaison zu unterhalten? – Traut ihr meiner Menschenkenntnis wirklich so wenig?"

„Rory, vielleicht solltest du…"

„Nein, Mum!", unterbrach Rory ihre Mutter. „Ich gebe diesmal nicht klein bei! - Ihr seid meine Großeltern und ich liebe euch", fuhr sie an Emily und Richard gewandt fort. „Aber diesmal wird es nicht sein wie bei Dean oder bei Luke. Ihr werdet die beiden kennen lernen und ihr werdet sie respektieren lernen. Verstanden?"

-

Richard war wider Willen Stolz auf seine Enkelin. Ihr Aufenthalt in San Francisco hatte ordentlich etwas für ihr Selbstbewusstsein getan! – Natürlich, es war nicht korrekt, wie sie sich gegenüber ihm und Emily benahm. Aber sie hatte Feuer und sie trat für ihre Freunde ein!

-

Emily war geschockt. So hatte sie Rory nur erlebt, nachdem Lorelai und Luke sich ihretwegen getrennt hatten. Dabei hatte sie doch nur wissen wollen, wer die Leute waren, die Rory mitgebracht hatte! War das zuviel verlangt? Sie sah ihre Enkelin jetzt so selten! Sie war nach San Francisco gezogen – wenn auch nur für ein halbes Jahr! Es war weit weg! Emily wollte endlich wissen, was hier los war, verdammt noch mal! Warum sagte ihr keiner was?

-

Beide nickten.

ooo

Als die Haustür sich hinter ihnen schloss, legte Lorelai ihrer Tochter einen Arm um die Schultern. „Alle Achtung, Ché!"

„Starke Vorstellung", schloss sich Penny an.

„Nein… ich…. Lasst uns heimfahren."

Rory ließ sich auf den Beifahrersitz sinken und blieb während der Fahrt nach Stars Hollow still. Lorelai respektierte ihren Wunsch und schaltete das Radio an. R.E.M. ertönte… Penny unterdrückte ein Lachen. Chris schaute zur ihr rüber und lächelte, als er sie so sah. „Was ist so komisch?"

Bei seinem Gesichtsausdruck musste sie wieder lachen. Lorelai sah in den Rückspiegel. „Was gibt's denn? Ich möchte auch lachen!"

Penny kicherte immer weiter, verriet aber nicht, was so komisch war.

Langsam legte sich auch ein Lächeln auf Rorys Gesicht.

Irgendwann während der Heimfahrt verebbte die lautstarke Heiterkeit und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Aber die Stimmung war besser als zuvor. Das war spürbar.

Im Hause der Gilmore setzten sie sich noch einmal kurz zusammen, dann überließ Lorelai es Rory die Bettenverteilung zu organisieren – mit einiger Neugier.

Als sie dann später in der Nacht leise die Treppe hinunterkam, um sich in der Küche ein Glas Wasser zu holen, sah sie, dass es war, wie sie gedacht hatte: Penny schlief ruhig auf der Couch im Wohnzimmer. Ansonsten war niemand zu sehen.

Sie tappte in die Küche, schnappte sich ein Glas aus dem Schrank, goss Wasser hinein und wollte zurückgeh-… Was war das?

Stimmen!

Jap, da war eindeutig noch jemand wach. Sie wollte eigentlich weitergehen, blieb dann aber vor Rorys Zimmer stehen und horchte.

Rory sagte gerade: „Es tut mir einfach so leid, dass ich euch in diese Situation gebracht habe."

Eine männliche Stimme antwortete: „Ich habe es dir schon mal gesagt: Da gibt es nichts, was dir Leid tun müsste. Du hast doch meine Familie erlebt!"

Ihre Kleine gluckste. „Stimmt. – Aber mal im Ernst… ich… ich wollte einfach, dass ihr sie kennen lernt. Eben nicht nur meine Mum, sondern alle. Und meine Großeltern benehmen sich als ob…"

Chris unterbrach sie. „Rory, sie wollten wissen, wer Penny und ich sind. Und sie hakten nach, als sie keine richtigen Antworten bekamen. Was sagt dir das?"

„Dass sie besorgt sind? … Argh! - Habe ich überreagiert?"

Er war einen Moment still. „Ich weiß es nicht. – Wahrscheinlich nicht. Nach deiner kleinen Standpauke waren sie doch nett."

„Ja, aber nur, weil ich es ihnen praktisch abgezwungen habe. Das ist nicht dasselbe als wenn sie.."

„Perfekt wären?" Lorelai konnte förmlich hören, wie er lächelte. „Großeltern sind… nie einfach. – Auf dich wartet diese Erfahrung auch noch."

„Deine Großmutter ist doch aber… - oder?"

„Ja schon. Aber meinst du, das hält uns davon ab, sie zu sehen?"

Jetzt lachte sie. „Nö. – Wie heißt sie?"

„Patty. Aber sie kommt nicht allzu oft. Es ist wahrscheinlicher, dass du meine Urgroßmutter kennenlernen wirst: Penny."

„Penny? Ist das dein Ernst? – Wow… na dann… kann ich wohl davon ausgehen, dass sie mich mögen wird. Sonst würden wir wohl kaum…"

Hm… alles sehr verwirrend. Lorelai überlegte schon, ob sie ihre Anwesenheit verraten und nach einer Erklärung verlangen sollte. Da sie aber vorher gelauscht hatte… wäre das doch etwas ungerecht und unverschämt. Also ging sie zurück ins Wohnzimmer. Auf der Treppe wäre sie dann beinahe über ihre eigenen Füße gestolpert, als jemand „Hallo." sagte.

Sie drehte sich um und sah Penny aufrecht auf der Couch sitzen. Sogar in diesem Dämmerlicht konnte sie sehen, dass Penny eine Augenbraue hochgezogen hatte.

Lorelai besah sich den Wasserfleck auf ihrem Shirt. „Gott, hast du mich erschreckt."

„Ach ja?"

„Ahhh… du hast es gesehen, nicht wahr?"

„Jap."

Sie setzte sich auf eine Stufe. „Ich weiß, ich weiß. Lauschen ist unschicklich."

„Unschicklich?"

„Kann es sein, dass dich das alles wahnsinnig amüsiert?"

„Möglich."

Lorelai spielte mit dem Wasserglas in ihren Händen. „Sag mal – was war eigentlich so komisch vorhin im Auto?"

„Nichts."

„Komm!"

„Ehrlich…" Penny sah kurz in die Richtung von Rorys Zimmer. „Ich wollte sie aufmuntern. Sie war niedergeschlagen. Und… ich wusste, wenn ich richtig lange lache und alle mitlachen, dann macht sie es irgendwann auch."

„Du kennst sie wirklich gut, nicht wahr?"

Penny zuckte mit den Schultern. „Ja und nein. Ich mag sie. Meine… meine Mum… war sehr wie sie."

„Hm… Hör mal… es tut mir leid, dass ich dich im Haus meiner Eltern so in die Ecke gedrängt habe mit meiner Frage. Ich wollte nicht unsensibel sein."

„Du… Sie waren nicht unsensibel. Das war eine ganz normale Frage. – Mrs.Gilmore war diejenige, die nicht locker lassen wollte. Aber auch das ist verständlich. Es ist einfach blöd gelaufen."

„Wow, wie kannst du schon so reif sein! Und verständnisvoll! – Emily ist meine Mutter und ich kann nicht so ruhig bleiben!"

Penny lächelte. „Das macht den Charme der Gilmores aus." Ich bin ja auch nicht immer ruhig…im Einklang mit mir selbst und… hallo? Geht's noch? Ihr Lächeln wurde zu einem Grinsen. Sie kam in ihrem Temperament sehr nach Emily, Lorelai und Rory! Nur jetzt gerade.. nun… das war ja auch eine besondere Situation.

Lorelai, die das Mädchen von der Treppe aus betrachtete hatte das Gefühl, sie bekam schon wieder nur die Hälfte mit. Sie stand auf und prostete Penny zu. „Gute Nacht! Schlaf schön."

ooo

„… Sonst würden wir wohl kaum unsere Tochter nach ihr benennen."

Rory und Chris saßen sich auf ihrem Bett gegenüber. Beide trugen schon Schlafsachen. Auf dem Boden lag ein Schlafsack bereit.

Chris legte den Kopf schief. „Immerhin ist es nur ihr zweiter Vorname. Und stell dir vor… wie hätten wir sie rufen sollen im Alltag? Lorelai? Rory?... Gibt es noch ein Kürzel? – Da war es wahrscheinlich einfacher, eine Abkürung für Penelopé zu finden… beziehungsweise auf die Vertraute zurückzugreifen. Und der Vorteil bei ‚Penny' ist, dass Grams nicht jedes Mal ‚Hier!' rufen kann, wenn wir ihren Namen sagen."

„Hm. – Trotzdem… ich habe ein gutes Gefühl, was sie angeht."

„Muss ich eifersüchtig sein?"

„Oh… fühlst du dich vernachlässigt? Dagegen lässt sich etwas tun!" Sie hob eine Hand, umfasste sein Kinn und zog ihn zu sich heran. Einen Moment lang schauten blaue Augen in grüne. Dann kam Chris ihr entgegen und sie küssten sich.

Inzwischen hatten sie schon Übung. Sie mussten nicht mehr darauf achten, dass ihre Nasen nicht zusammenstießen, sondern konnten sich ihren Gefühlen überlassen. Für Rory fühlte es sich warm und sinnlich an. Sie wünschte, dass es nicht mehr aufhörte - suchterzeugend. Chris dachte/fühlte in Begriffen von Geborgenheit und des herrlichen Verlorenseins im Augenblick. Würde sich das Jetzt endlos ausdehnen... Er hätte nichts dagegen.

Aber das war ein Kuss. Zugegebenermaßen ein Spitzenkuss. Und trotzdem... Wie sollte es erst werden, wenn sie wieder Sex hatten? Wer weiß, vielleicht war es das letzte Mal so berauschend gewesen, dass ihr Gehirn aus Selbstschutz jede Erinnerung daran ausgeblendet hatte und der Alkohol war gar nicht Schuld gewesen an ihrem Filmriss...

Der Gedanke durchzuckte Rorys Kopf und sie fing an zu lachen. Chris – verwirrt wie er war, zog sich weit genug von ihr zurück, um das amüsierte Funkeln in ihren Augen zu sehen. „Was ist?"

Rorys Hand fuhr sanft über seine Wange. „Nichts. Mir kam da nur.. ein lustiger Gedanke."

„Und willst du mich daran teilhaben lasen?"

Sie lächelte erneut. „Hm... Vielleicht... wenn die Zeit reif ist."

„Dass Leute ohne Grund anfangen zu lachen scheint irgendwie in der Familie zu liegen."

„Jetzt hast du es fast gesagt!"

„Was gesagt?"

Unsere Familie."

„Hört sich gut an", musste Chris zugeben.

„Finde ich auch." Ihrer beiden Hände verschränkten sich ineinander. Er küsste erst jeden einzelnen ihrer Fingerknöchel, drehte dann ihre Hand und gab ihr einen unglaublich sanften Kuss auf die Handfläche. Sie schloss die Hand über dem Zeugnis seiner Zuneigung und führte sie zu ihrem Herzen.

Als sie dann von seinem Gesicht zu ihrer Hand sah gab ihr das einen Vorwand dieses Erlebnis zu unterbrechen. Denn wenn sie es nicht tat, würden sie vielleicht heute Nacht noch weiter gehen. Und obwohl sie es schon einmal getan hatten, würde es in einem gewissen Sinnn ihr gemeinsames erstes Mal werden. Das etwas Besonderes sein sollt. Das ihnen dieses Mal in Erinnerung bleiben sollte. Und zu dem sie jetzt noch nicht bereit war.

Außerdem schläft unsere Tochter draußen im Wohnzimmer. Das wäre irgendwie unpassend.

Sie hielt ihm ihren Arm entgegen und er sah auf ihrer Uhr, was sie gesehen hatte: Es war spät. Wie es schien war es Zeit... „Wir sollten schlafen gehen", sagte er und schlussfolgerte damit richtig ihren Gedankengang. Etwas umständlich löste er sich von Rory und wollte gerade aufstehen, als sie ihn zurückhielt. „Warte!"

„Ja?"

„Du könntest hier schlafen..."

Er wandte sich ihr zu. „Sicher?"

„Ja", sagte sie und zog ihn zurück auf das Bett. Sie drehte sich um, um die Nachttischlampe auszuschalten. Er kuschelte sich an sie.

So schliefen sie ein.

ooo

Die erste, die am Morgen wach war, war Rory. - Die Freuden der Schwangerschaft...

Erschöpft hang sie über der Kloschüssel und fragte sich, ob es sich jetzt lohnen würde, aufzustehen... oder ob sie in einer Minute sowieso wieder hier sein würde.

Penny erschien hinter ihr im Türrahmen. „Tut mir leid..."

„Also ich weiß, dass es mir leid tut, dass ich dich offensichtlich geweckt habe. – Was tut dir leid", fragte sie im Plauderton

„Dass... ich das hier... verursache... du weißt schon." Penny umschloss mit einer Geste Rory und ihre augenblickliche Situation.

Rory lächelte leicht. „Du bist es wert. Ich... oh, entschuldige." Sie drehte sich wieder um und erbrach sich erneut. Penny zuckte zusammen. „Ich... mache Frühstück", sagte sie und floh aus dem Bad.

Früstück im Hause Gilmore? Sie hätte es besser wissen sollen! Gut, sie fand eine Packung Cornflakes mit Choco Balls und eine Packung Milch. Ansonsten... nada... Die Cornflakes sahen schon etwas alt aus und aus den Krümeln, die in der Nähe der Spüle herumlagen konnte sie schließen, dass die Milch (und die ist ja gesund!) nur wegen der Brownies im Haus war. Und die Brownies waren natürlich alle.

Sie könnte etwas zum Frühstück holen – wenn sie Geld hätte! Wo bewahrte Lorelai es auf? Unter dem Rabbi? Gab es den in dieser Zeit? – Aber sie konnte schlecht ihre Grandma bestehlen.

Also erstmal kein Frühstück!

Rory kam aus dem Bad und entdeckte Penny, wie sie etwas ratlos in der Küche herumstand. „Nichts im Haus, was? – Warte einen Moment!" Sie schlüpfte schnell in ihr Zimmer und als sie wieder zum Vorschein kam, steckte sie Penny 2 Zehndollarscheine zu. „Kennst du dich hier eigentlich aus?"

„Aber ja! Ich bin in einer Viertelstunde zurück!" Damit war Penny verschwunden.

Rory ging ins Wohnzimmer und setzte sich einen Moment auf die Couch. Sitzen war gut. Morgens war ihr immer irgendwie komisch. Wenigstens schien die Übelkeit für diesen Tag vorbei zu sein. Sie hätte sich gewünscht, sie hätte das Gefühl, neben Chris aufzuwachen, besser auskosten können. Damals in New York war es eher erschreckend gewesen. Aber heute... hm... Warum eigentlich nicht?

Als sie wieder in ihrem Zimmer war, drehte Chris sich gerade in ihre Richtung. Er schlief immer noch. Das Haar stand ihm in alle Richtungen ab. Seine Brust hob und senkte sich langsam. Süß.

Rory schlüpfte zu ihm unter die Bettdecke. Unbewusst legte er einen Arm um sie und zog sie an sich. Sie ließ es willig geschehen und horchte dann dem stetigen Schlagen seines Herzens. Poch.. Poch... Poch

Poch…

Poch…

Poch…

Klirr… was? – Sie musste eingeschlafen sein. Penny war zurück und klapperte in der Küche mit Geschirr. Chris bewegte sich neben ihr und gab ihr einen leichten Kuss auf die Stirn. Sie lächelte mit noch geschlossenen Augen. „Morgen...", nuschelte sie und versuchte wieder munter zu werden.

Chris stand auf und zog sich an. Dann verschwand er kurz im Bad. Als er wieder herauskam, saßen Rory und Penny schon am Küchentisch. Er setzte sich zu ihnen. „Was ist mit deiner Mutter?", fragte er Rory.

„Die kommt, wenn sie kommt. Heute ist Samstag, da kriege ich sie nicht aus dem Bett. Sie muss von selbst aufwachen."

„Hm... also, was haben wir denn hier?" Auf dem Tisch standen verschiedene offene Schachteln. Brownies, Kirschkuchen, Cookies, Schokobrötchen. Ja, so ungefähr hatte er sich das in diesem Haus vorgstellt.

„Der Kaffee ist gleich durch", meinte Penny hilfsbereit, als er mit seiner Musterung durch war.

„Prima." Er packte sich ein Stück von dem Kirschkuchen auf den Teller. „Was machen wir heute?"

„Die Stadt erkunden?", schlug Rory vor.

„Da sind wir wohl schnell fertig", neckte Penny. „Andererseits... kenne ich das Stars Hollow aus dieser Zeit ja noch nicht, also..." Sie zuckte mit den Schultern.

„Solange wir nicht Mrs.Kim über den Weg laufen", meinte Chris mit einem Schaudern.

Rory grinste. „Das können wir vermutlich vermeiden."

„Gut! – Gibst du mir mal einen Cookie", bat er seine Tochter.

„Hol ihn dir!" Sie nahm die Schachtel mit den Cookies vom Tisch. Er griff danach, sie wich ihm aus. Chris lehnte sich schließlich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Penny sah etwas enttäuscht aus. Dann aber schwebte einer der Kekse aus seiner Verpackung empor und auf Chris zu. Penny hielt ihn in der Luft an seinem Ort.

„Und jetzt?", fragte Rory, die das Schauspiel beobachtete.

„Willst du dich auch am Kampf für den Cookie beteiligen? Wir könnten Fifty-Fifty teilen", schlug Chris vor, nahm allerdings den Blick nicht von seinem angestrebten Frühstück.

„Ah... ich glaube, ich würde es vermasseln." Ja, Rory war durchaus noch etwas ungeübt in ihren Fähigkeiten.

„Was würdest du vermasseln?", fragte eine Stimme in einem seltsamen Tonfall.

Alle drei drehten sich erschrocken zur Quelle der Stimme um. Der Cookie – nun unbeachtet – fiel zurück auf den Tisch. Lorelai stand fassungslos neben dem Wasserspender.

„Hi Mum", sagte Rory furchtbar quiekig. Sie stand auf und geleitete Lorelai zum Tisch und ihrem Stuhl. „Das... das war eine Art Taschenspielertrick", versuchte sie eine Erklärung.

Lorelai hob eine Augenbraue. „Ich mag müde sein, aber ich bin nicht blöd, Rory."

„Ehrlich, es war... nichts..."

Es war Lorelai anzusehen, wie sich hinter ihren Augen die Rädchen in ihrem Kopf drehten. Halluzination? Taschenspielertrick? – Zauberei? – Nein! Das passte nicht zu dem, was sie über die Realität wusste.

Und gerade als sie entschied, es sein zu lassen und ihre Aufmerksamkeit sich auf die Leckereien auf dem Tisch richtete, sagte Chris: „Ich muss gehen!"

Er sprang förmlich auf und riss die Hintertür auf, um zu verschwinden. Perplex taten die anderen einen Moment gar nichts, dann rief Lorelai: „Moment mal!" und tat es Chris gleich. Und just in dem Moment, als sie aus der Tür raus war, sah sie den Freund ihrer Tochter in blauweissen Lichtpunkten verschwinden. Sie prallte zurück und stolperte über die Schwelle der Tür ins Innere des Hauses. Rory und Penny sahen einander bestürzt an.

Rory half ihrer Mutter auf und setzte sie auf einen Stuhl. Lorelai bekam kein Wort heraus. „D-d-das... ich... a-a-a-b... - Kaffeeeeeee!", sagte sie schließlich verzweifelt und Rory beeilte sich, ihr eine Tasse in die Hand zu drücken. Der aromatische Duft des heissen Getränks beruhigte sie.

Rory ließ sich ihr gegenüber nieder und sah sie an, bis der Blick ihrer Mutter sich auf sie richtete. „Das ist sicher ein Schock, hm?"

„Ich wusste, es war gut, meine Tochter auf die Uni zu schicken. Die Psychologie-Kurse müssen klasse sein! – Was war das, Rory? Und wieso bist du von seinem Verhalten überhaupt nicht überrascht? – Oder du?", fügte sie an Penny gewandt hinzu. „Willst du es noch einmal sehen?", fragte diese.

Lorelai nickte. Penny sah kurz zu Rory, die ihr signalisierte, dass es okay war. Dann orbte sie sich kurz weg und erschien einen Moment später an der gleichen Stelle erneut. Lorelai vergaß kurz zu atmen.

„Man nennt es orben... oder beamen", erklärte Rory.

„Aber was ist das?"

Rory zögerte. Der Augenblick der Wahrheit, indem sie ihrer Mutter gegenüber alles offenbarte. „Magie", sagte sie dann.

„Magie", wiederholte sie. „Das ist ein Scherz", stellte sie anschließend fest. „Ist das ein Scherz?"

„Ich fürchte nicht", gestand Rory und beobachtete mitleidig, wie über das Gesicht ihrer Mutter die verschiedensten Emotionen zogen. Schock, Neugier, Misstrauen, Besorgnis... „Dann... hilf mir jetzt mal", sagte sie endlich, genau wie Rory damals zu Chris, als er sie einweihte.

„Es ist kompliziert", warnte Rory.

„Tatsache." Lorelai nahm es offenbar mit Humor. Das war schonmal sehr beruhigend. Auch wenn der Humor eher trocken war.

„Nun... wenn du erst einmal akzeptiert hast, dass es soetwas wie Magie gibt – dann geht es eigentlich. Und du hast ja gerade gesehen, dass es sie gibt. Nicht wahr?" Sie wartete bis Lorelai langsam und bedächtig nickte und fuhr dann fort. „Die Sache ist die: Deine Großmutter war eine Hexe."

„Die Mutter von meinem Vater?"

„Hm-hm."

„Und ich hatte so sehr gehofft, es war Emilys Mutter gewesen. Das hätte einiges erklärt." Wider Willen musste Lorelai grinsen bei dem Gedanken. Dann sagte sie: „Weiter!"

„Tja... sie hat es an mich vererbt."

„Bitte was?"

„Ich bin auch eine Hexe."

„Aber... aber du hast doch nicht... hast du den Cookie über dem Tisch schweben lassen?" Sie sah ihre Tochter an, als hätte sie sie noch nie vorher gesehen. Rory fand das schlimm. Hoffentlich zerstörte dieses Gespräch nicht ihre Beziehung.

„Nein, das waren Chris und Penny."

„Und was hast dann du für ... für Kräfte? Und wenn Lorelai I. das an dich vererbt hat, was haben dann bitte Chris und Penny mit der ganzen Sache zu tun? Können alle Hexen sich beamen? Wartet da oben Raumschiff Enterprise?"

„Eine Frage nach der anderen", versuchte Penny ihre Grandma zu beruhigen.

„Okay. Also: Was kannst du?"

„Telekinese... theoretisch wenigstens. Das heisst, ich kann Dinge mit meinem Willen bewegen. Allerdings bin ich da noch sehr stark am Üben. Es klappt nicht immer."

„Sonst noch etwas?"

„Naja, ich kann Zaubersprüche schreiben und später werde ich auch in der Lage sein, Tränke zu machen."

Du und kochen? „Hm... und... warum... wenn du es geerbt hast – Was ist dann mit meinem Dad? Und mit mir?"

„Das ist etwas besonderes unserer Familie. Die Magie wird über die weiblichen Gilmores vererbt. Und da Richard ein männlicher Gilmore ist, konnte er dir keine aktive Kraft mit auf den Weg geben. Er selbst hat auch keine. Aber... nun ja, du hast es wieder an mich weitergegeben."

„Ich habe meine Tochter zu einer Hexe gemacht. Na wenn das nicht beruhigend ist."

„Aber es ist doch nichts Schlimmes!"

„Nein?" Lorelai schaute Rory forschend an.

„Nein. Ich werde meine Fähigkeiten – wenn ich sie denn dann beherrsche, nicht zum persönlichen Vorteil gebrauchen."

„Aber was hast du dann davon?"

„Nun... gute Hexen schützen im Allgemeinen Unschuldige", sagte Rory und wünschte sich, Lorelai würde nicht weiter nachfragen.

„Unschuldige schützen – wovor?"

„Vor bösen Hexen. Und vor Dämonen."

„Du meinst – Dämonen gibt es auch? ... Wie? Ich meine, verstecken sie sich nachts unter unseren Betten oder wie?"

Penny schüttelte den Kop. „Manche Dämonen leben wie normale Menschen. Sie tun das Böse, wenn niemand hinschaut. Andere können das menschliche Aussehen nicht annehmen. Sie schlagen in Seitengassen zu oder im Schutz der Nacht. Ihre eigentlich Heimat ist die Unterwelt."

„Unterwelt... Dämonen... Hexen... Rory, ich fasse das alles nicht!"

„Es ist auch sehr viel für den Moment."

„Kann ich nochmal... etwas sehen?"

Rory konzentrierte sich, wie sie es bei Chris gelernt hatte, fixierte das Objekt, das sie bewegen wollte und schob es über den Tisch zu ihrer Mutter. Lorelai hielt die Zuckerdose am Tischrand fest, damit sie nicht herunterfiel.

„Wie gesagt, ich muss noch üben."

In dem Moment kam Chris wieder zur Tür rein. Er hatte die Jacke über seinem T-Shirt zugemacht aber Rory konnte die Flecken trotzdem sehen. Dämonenblut, schätzte sie. „Alles in Ordnung?"

Er nickte. „Und hier?"

„Tja – dein Abgang machte es unmöglich, nochmal das Thema zu wechseln. Wir sind gerade dabei, es ihr zu erklären."

„Und wo wir dabei sind", unterbrach Lorelai. „Wo warst du? Was ist das für ekliger Schleim? Und was hast du mit meiner Tochter zu tun... mal davon abgesehen, dass ihr befreundet seid."

Chris sah zu Rory. „Wow... deine Mutter macht Emily echt Konkurrenz... oder Piper, was das angeht."

Rory lächelte zurück. „In der Tat."

„Hallo? Können wir zurück zum Thema kommen?" Lorelai war eindeutig nicht gewillt sich ablenken zu lassen.

„Richtig." Chris ließ sich nieder. „Ich bin ihr Wächter des Lichts."

„Hä?"

Rory erklärte es: „Deshalb kann er beamen. Das ist eine Fähigkeit der Wächter. Sie beschützen gute Hexen und leiten sie an."

„Und Penny? – Du hast es doch auch getan!"

„Ja. Aber es gibt Wächter des Lichts und Wächter des Lichts. Ich kann beamen, weil mein Vater ein Wächter des Lichts war. So ist es auch bei Chris. Nur dass er zusätzlich zu den Fähigkeiten, die er von seinem Vater geerbt hat auch noch das Amt übernommen hat."

„Klingt irgendwie kompliziert." Das schien komisch für Chris, Penny und Rory. Wie ein Privatscherz. Gott, Lorelai würde so gerne mitlachen!

„Ist es. Was willst du noch wissen?"

„Wo warst du gerade?"

„Bei meinen anderen Schützlingen."

„Den Halliwells", sagte Lorelai aus einem Gefühl heraus.

„Genau."

„Und was ist da passiert?"

„Sie haben Hilfe gebraucht bei der Vernichtung eines Dämons."

Lorelai wandte sich zu Rory. „Es ist doch schlimm, nicht wahr? – Dadurch, dass du eine Hexe bist riskierst du dein Leben. Es ist doch so, oder?"

Rory legte den Kopf schief. „Ja und nein. Es ist richtig, dass es gefährlich ist. Aber auch wenn ich keine Hexe wäre, wäre mein Leben nicht sicher. Ob durch einen Autounfall, oder weil Terrorist sich in die Luft jagt. Oder weil ich plötzlich auf Erdnüsse allergisch reagiere... Es kann jederzit vorbei sein. Mit dem Unterschied, dass ich als Hexe, mit meinen Fähigkeiten auf die meisten dieser Situationen besser reagieren können werde." Sie zuckte mit den Schultern. „Es ist wie es ist. Und ich kann nicht wählen ob ich es sein möchte oder nicht. Glaub mir, ich habe darüber nachgedacht."

„Hm... Wer weiß es alles?"

„Du, Penny und Chris, Lane, Grandpa und die 3 Schwestern."

„Lane und Richard wissen es?" Und mir sagst du es erst jetzt?

„Naja, bei Lane, das war irgendwie ein Unfall. Und Richard musste ich es gar nicht sagen. Der wusste, wer seine Mutter gewesen ist."

„Hm..." Lorelai drehte die Kaffeetasse in ihrer Hand.

„Mum?"

„Ja, Schatz?"

„Eine Sache noch."

„Was?"

„Es ist ein Geheimnis."

„Wirklich? Und ich wollte schon die Times anrufen!" Auf den erschrockenen Blick von Chris hin fügte sie hinzu: „Aber ich werde es natürlich nicht tun. Ein Geheimnis ist ein Geheimnis."

Rory grinste. Chris würde sich schon noch an den Humor ihrer Mutter gewöhnen. „Mum?"

„Hm?"

„Ich bin froh, dass du es jetzt weißt."

-