29. Kapitel

Elizabeth hatte erst ein wenig Bammel, mit Helen einkaufen zu gehen, aber die junge Frau war sehr nett und sie verstanden sich ziemlich schnell sehr gut miteinander. Bloß das Thema Richard vermieden sie, sehr zu Elizabeths Erleichterung. Helen wußte genau, was sich ihr Cousin unter „passender Abendgarderobe" vorstellte, aber sie war klug genug und sagte Elizabeth nichts davon. Sie würde sie sanft in die richtige Richtung stoßen, ohne daß ihre Klientin etwas davon merkte. Elizabeth hatte nach langen Diskussionen versprochen, nicht aufs Geld zu achten und William schließlich erlaubt, für die Klamotten aufkommen zu dürfen. Er hatte ihr sozusagen befohlen, qualitativ hochwertige Sachen zu kaufen und sie dazu angeregt, ihn zu überraschen. Positiv, versteht sich.

Helen führte sie in Läden, in die Elizabeth niemals alleine gegangen wäre. Läden, die im Normalfall jenseits ihrer Preisklasse waren. Läden, in denen der Name Darcy ein Begriff war und in denen sie zuvorkommend und aufmerksam bedient wurde. Als der Tag zuende war, war Elizabeth erschöpft, aber um eine komplette Schrankfüllung im Wert von mehreren tausend Pfund reicher. William hatte Helen beauftragt, sich nicht nur um Kleidung, sondern auch passende Accessoires zu kümmern, unter anderem auch Koffer, Schuhe, eben alles, was dazugehörte. Nur Unterwäsche mußten sie nicht erstehen, dieses Vergnügen gönnte sich William selbst. Elizabeth mußte sich abends eingestehen, daß ihr der Shoppingtrip viel Spaß gemacht hatte.

Der Großteil ihrer Einkäufe wurde direkt nach Pemberley geschickt, aber einiges benötigte sie in Edinburgh. William wollte sie abends in London groß zum Essen ausführen und hatte nur gemeint, daß sie etwas elegantes tragen sollte. Es war die erste Gelegenheit für Elizabeth, etwas von ihren neuen Sachen vorzuführen und wählte ein cremefarbenes, langärmeliges Seidenkleid mit hohem Kragen, das ihre schlanke Figur vorteilhaft umschmeichelte. Ein dunkelblauer Seidenschal wirkte als Farbtupfer. Ihre langen Haare hatte sie elegant hochgesteckt und an den Ohren funkelten zwei dezente Saphire. Dazu trug sie Pumps mit hohen Absätzen und anhand von Williams anerkennendem Gesichtsausdruck wußte sie, sie hatte es richtig gemacht.

„Du siehst bezaubernd aus, Elizabeth," sagte er leise, als sie ins Wohnzimmer des Stadthauses kam und küßte ihr galant die Hand. Elizabeth lächelte verlegen. Sie würde noch ein bißchen Zeit brauchen, sich in den neuen Sachen auch richtig wohl zu fühlen. Momentan fühlte sie sich eher wie eine Hochstaplerin. Und dabei wollten sie nur zum Essen gehen!

Auch William wirkte sehr attraktiv in seinem dunkelgrauen, maßgeschneiderten Anzug – allerdings war er solche Klamotten von kleinauf gewöhnt und trug sie mit der entsprechenden eleganten Lässigkeit.

„Bevor wir gehen, möchte ich dir noch etwas geben," sagte William und zog eine kleine Schachtel hervor. Sie war offenbar schon alt, die ehemals samtige, dunkelblaue Hülle war abgegriffen. Elizabeth schaute ihn fragend an.

William öffnete die Schachtel und nahm vorsichtig einen Ring heraus. „Das ist der Verlobungsring der Familie Darcy," sagte er leise. „Er ist seit vielen Jahren in Familienbesitz und wird immer an die zukünftige Ehefrau des jeweiligen Familienoberhauptes oder der seines ältesten Sohnes weitergegeben. Ich hätte mir nicht träumen lassen, daß ich ihn selbst noch einmal brauchen würde. Ich hatte ihn schon für Timmy in den Safe gelegt." William lächelte, griff nach Elizabeths Hand und steckte ihr vorsichtig den Ring an. Sie betrachtete ihn ehrfürchtig. Er war aus Weißgold gefertigt mit einem großen Saphir, der von kleineren Diamanten eingefaßt war.

„Und er paßt ganz wundervoll zu deiner Garderobe und den Ohrringen heute abend, als hättest du es gewußt," lächelte William und hielt ihre Hand. Elizabeth wußte nicht, was sie sagen sollte. „Er ist wirklich wunderschön, William. Meinst du…meinst du wirklich, ich kann so etwas tragen?"

„Natürlich, Liebling. Er steht dir ganz ausgezeichnet. Wie für dich gemacht." William war ein wenig belustigt über ihre Verlegenheit. „Elizabeth Bennet zukünftige Darcy, ich liebe dich für deine Bescheidenheit. Es ist wahrlich ungewöhnlich, eine solche Frau zu finden. Jede andere hätte wahrscheinlich schon sämtliche Konten geplündert, ein neues Auto vor der Tür stehen und was weiß ich alles. Aber ich wünschte wirklich, du würdest dich ein bißchen mehr von mir verwöhnen lassen, Liz."

Als Antwort legte sie William ihre Arme um den Hals und küßte ihn. „Ich danke dir für deine Großzügigkeit, William. Und du hast mich schon mehr als verwöhnt, glaube mir. Ich bin die glücklichste Frau der Welt." Sie küßte ihn noch einmal und lächelte dann verlegen. „Und ich liebe dich sehr."

„Ich liebe dich auch, Elizabeth Bennet hoffentlich bald Darcy."

Die Gefahr, daß sie sich hier und jetzt die Kleider vom Leib reißen und sich auf der Stelle heftig lieben würden war ziemlich groß, deshalb machte sich Elizabeth los und zog ihren Mantel an. „Wir sollten lieber gehen, William, sonst ist am Ende unser Tisch noch weg."

William grinste. „Na schön, laß uns gehen. Aber den Nachtisch nehmen wir hier ein, einverstanden?"

„Ich kann es kaum erwarten, Mr. Darcy."

Sie hatten ein wundervolles Abendessen in einem kleinen, aber feinen italienischen Restaurant, in dem William offensichtlich gut bekannt war. Der Eigentümer persönlich ließ es sich nicht nehmen, das Paar von vorne bis hinten nach allen Regeln der gastronomischen Kunst zu verwöhnen. Elizabeth fragte sich, ob sie sich jemals an ein Leben in diesen Kreisen würde gewöhnen können. Privat war William so normal, so unkompliziert. Er trug zuhause ausgewaschene Jeans und tollte mit den Kindern durch den Garten und legte auch schon mal selbst Hand an im Haushalt. Sie hatte ihn an Autos herumschrauben sehen und er hatte keine Probleme damit, mal einen Nagel in die Wand zu schlagen um Maggies Lieblingsbild aufzuhängen. Sobald sie jedoch die schützenden Mauern von Pemberley verließen, schien er sich in einen völlig anderen Menschen zu verwandeln. Natürlich war er immer noch liebevoll und umgänglich ihr gegenüber, aber in dem Moment, in dem sie mit anderen Leuten zu tun hatten, war er William Darcy, Master of Pemberley, Chef der Darcy Consulting, Geschäftsmann und Gutsherr, von Beginn an zuhause in den höchsten Kreisen. Und sie war Lizzy Bennet, Landei und zukünftige Mrs. Darcy und sie fühlte sich wie eine Hochstaplerin. William wußte natürlich sehr genau, wie er sich auf diesem tückisch glatten gesellschaftlichen Parkett zu bewegen hatte, Elizabeth würde es mühsam lernen müssen. Und es würde einen Moment dauern, bis sie sich daran gewöhnt hatte.

Am Samstag flogen sie nach dem Frühstück nach Edinburgh, wo bereits ein für sie reserviertes Zimmer in einem gemütlichen, aber natürlich sehr erlesenen Landhaus etwas außerhalb der Stadt auf sie wartete.

„Oh William, es ist einfach wundervoll hier!" rief Elizabeth begeistert, als sie das Zimmer betraten. William lächelte über ihren Enthusiasmus. „Vor allem das Bett ist ziemlich groß, findest du nicht?" Er stellte sich hinter Elizabeth und zog sie an sich, seine Arme umschlangen ihren Bauch. „Ich kann kaum erwarten, es auszuprobieren," murmelte er und seine Hände fuhren langsam nach oben, um ihre Brüste zu umfassen. Elizabeth machte sich kichernd los. „Hast du auch etwas anderes im Kopf als nur das, William Darcy?" fragte sie und wurde im nächsten Moment wieder in seine Arme gezogen. „Nein. Nicht in deinem Beisein zumindest."

„Dazu wird heute nacht noch genügend Zeit sein, oder?"

„Wie wäre es mit einem kleinen Proberitt?" Williams Zunge war gefährlich nahe an ihrem Ohr, seine Stimme heiser, seine Hände wieder auf ihren Brüsten. Elizabeth schloß die Augen und schluckte hart. Es war erst wenige Stunden her, seit sie sich zögernd aufgerafft hatten, aus dem Bett zu steigen. „William!" murmelte Elizabeth und stöhnte, als sie seine warmen Hände auf ihrer nackten Haut spürte. Zuerst auf ihrem Bauch, dann umfaßte die linke Hand ihre Brüste, während die rechte sich einen Weg nach unten bahnte und in die Vorderseite ihres Höschens fuhr. „William…" stöhnte sie erneut und lehnte ihren Rücken an seine Brust. „William…wir sollten wirklich nicht…ohh…." „Sssch…Lizzy, du bist bereits mehr als bereit für mich, nicht wahr?" Mit einer schnellen Bewegung hatte er seine Hand zurückgezogen, Elizabeth auf die Arme genommen und sie zum Bett getragen. William machte sich nicht die Mühe, Elizabeth auszuziehen. Er schob ohne viel Federlesens ihren Rock hoch, das Höschen nur ein Stück zur Seite, befreite seine erregte Männlichkeit und drang mit wenigen Stößen in sie ein. Es dauerte noch keine zwei Minuten, bis Elizabeth kam und William folgte nur kurze Zeit später. Erschöpft lagen sie vollkommen bekleidet auf dem großen Bett und versuchten, wieder zu Atem zu kommen.

Fünf Minuten später setzte sich Elizabeth auf. Sie sah an sich herab und runzelte mißbilligend die Stirn. „Ich sollte mich vielleicht besser umziehen," meinte sie. „Meine Bluse ist zerknittert und… nun ja… du hast Spuren auf meinem neuen Rock hinterlassen, fürchte ich."

William wurde ein bißchen rot, als er die Hinterlassenschaften seiner Leidenschaft sah. „Entschuldige, Liebes." Elizabeth schüttelte amüsiert den Kopf und musterte seinen Anzug, doch er war besser bei der ganzen Sache weggekommen. Es gab keine verräterischen Spuren an ihm. „Wenn du so weitermachst, werde ich meine eigene Hochzeit nicht mehr erleben, Will! Ich bin schließlich auch nicht mehr die Jüngste!"

William starrte sie gespielt entsetzt an. „Was meinst du damit, nicht mehr die Jüngste? Soll das heißen, ich heirate eine alte Frau?"

„Ja. Und wenn du mich weiterhin so forderst, werde ich nicht sehr viel älter werden, fürchte ich…"

William grinste und warf sie zurück aufs Bett. „Und ich dachte immer, Liebemachen hält jung…"

Auf die Abendveranstaltung hatten sie beide zwar keine große Lust mehr, aber es kam selbstverständlich nicht in Frage, nicht hinzugehen. Nur aus diesem Grund waren sie schließlich hier. Und es wurde wider Erwarten ganz lustig – für Elizabeth zumindest. Sie trug eine ihrer neuesten Errungenschaften, ein Traum in dunkelblau, und Williams Augen leuchteten auf, als er sie sah. „Du siehst zauberhaft aus, Liz."

Elizabeth musterte ihn ausführlich und nickte schließlich beifällig. „Dieses Kompliment kann ich nur zurückgeben, Mr. Darcy." William in eleganter Abendkleidung war schon ein imposanter Anblick, keine Frage.

Und das Paar löste in der Tat einiges an Aufmerksamkeit aus. Sie begaben sich zum großen Ballsaal, wo sie von den Gastgebern, Sir Edward Emanuel Cochran, dem Gründer und CEO der EEC Electronics sowie seiner Frau, Lady Heather, begrüßt wurden.

„Darcy, wie schön, sie zu sehen!" rief der alte Herr erfreut, als er William sah. Er schüttelte ihm aufrichtig die Hand und die Herren tauschten für einen Moment einige Höflichkeiten aus. William begrüßte Lady Heather und wurde von Sir Edward gleich danach auf Elizabeth angesprochen. „Und sie haben ihre reizende Gattin mitgebracht! Wie war noch gleich der Name…ach ja, Caroline, nicht wahr?" Elizabeth zuckte zusammen, aber William ließ sich nichts anmerken und ignorierte die Bemerkung einfach. Sir Edward war schließlich schon weit über achtzig Jahre alt und er konnte nicht erwarten, daß er sich an Caroline erinnerte. Es war schon erstaunlich genug, daß er den Namen seiner Exfrau noch wußte. „Sir Edward, Lady Heather, darf ich ihnen Miss Elizabeth Bennet vorstellen, die zukünftige Mrs. Darcy."

Lady Heather war um einiges jünger als ihr Ehemann und hatte gleich gewußt, daß es sich nicht um Caroline handelte, aber William war ihr zuvorgekommen, sonst hätte sie ihren Mann sanft korrigiert. „Wie nett, sie kennenzulernen, Miss Bennet!" sagte sie freundlich. Sie machte keinerlei Bemerkung wegen Caroline. „Hoffentlich haben wir später noch Zeit, um ein wenig zu plaudern! Bitte amüsieren sie sich ausgiebig, in fünfzehn Minuten beginnt die erste Showeinlage und danach startet das Dinner."

William und Elizabeth dankten ihren Gastgebern und flanierten langsam durch den großen Saal. Für William waren solche Veranstaltungen nichts neues und er nahm nicht sonderlich gerne daran teil, aber Elizabeth schaute sich interessiert um und machte große Augen. William wies sie diskret und leicht amüsiert darauf hin, daß es angebrachter sei, nicht so auffällig zu starren und Elizabeth wurde rot. „Entschuldige. Aber hier laufen Leute herum, die ich sonst nur aus den Zeitungen kenne. Ist das dahinten tatsächlich Collin Fourth, der Schauspieler? Und dort drüben, Jeremy Southam? Boah!" William schüttelte halb amüsiert, halb entsetzt den Kopf. „Bitte, Liebes!" Elizabeth wurde rot. „Entschuldige, Will. Ich benehme mich wie ein albernes Schulmädchen, nicht wahr?" Aber als kurze Zeit später auf der kleinen Bühne am Kopf des Saales tatsächlich Robert Williamson angekündigt wurde und ein Medley seiner bekanntesten Songs darbot, bekam Elizabeth den Mund vor Staunen nicht mehr zu. „Die haben wirklich und wahrhaftig Robert Williamson engagiert? Wahnsinn!"

Auch das Buffet war vom Feinsten. Elizabeth fand sich zwischen bekannten Schauspielern und Musikern wieder, aber sie bemühte sich um einen gelassenen Auftritt und William war insgeheim stolz auf sie. Sie machte eine gute Figur, in der Tat.

Sie machte sogar eine so gute Figur, daß er sie nach dem ersten Tanz fast gar nicht mehr zu Gesicht bekam. Ihre Verehrer standen regelrecht Schlange und es waren sogar einige recht bekannte Herren darunter, was William allerdings nicht so sehr gefiel.

Überhaupt war das Getuschel über den Chef der Darcy Consulting und seine Begleiterin recht groß. Einige kannte seine Exfrau noch recht gut und beäugten Elizabeth nun sehr neugierig und abschätzend. Caroline war nicht sonderlich gut gelitten gewesen und man war sich weitestgehend darin einig, daß „die Neue" ein ziemlicher Fortschritt war. Es sprach sich schnell herum, daß die beiden in nächster Zeit heiraten wollten.

Natürlich wurde bei all der Tratscherei jedesmal etwas hinzugefügt oder weggelassen, und so waren am Ende die allerseltsamsten Gerüchte im Umlauf. Einer wollte gehört haben, daß Elizabeth schwanger war und sie deshalb heiraten mußten, daß sie der Grund für die Scheidung von Caroline gewesen war und Georgiana ihretwegen das Land verlassen hatte. Dann wiederum war Elizabeth selbst geschieden und alleinerziehende Mutter von zwei Kindern und so weiter und so weiter. Keiner erfuhr die genaue Wahrheit, denn niemand fragte einen der beiden persönlich.

Elizabeth erhielt an diesem Abend drei mehr oder weniger unsittliche Anträge, von denen sie William lieber nichts erzählte. Sie ging natürlich auf keinen einzigen ein und lachte nur kopfschüttelnd.

„Ich bin sehr glücklich verliebt," sagte sie jedesmal. Einer ihrer Tanzpartner ließ sich nicht so leicht abschrecken. „Geld kann ich ihnen auch bieten, Elizabeth. Tonnenweise. Und Häuser in allen schönen Ecken der Welt. Ich würde ihnen jeden Wunsch von den Augen ablesen, wenn sie es mir nur gestatteten!"

Elizabeth lachte bloß und ihr Tanzpartner machte ein gequältes Gesicht.

„Sie lieben es, mich zu quälen, meine Teure. Sagen sie mir, was sie sich wünschen, und ich erfülle ihren Wunsch umgehend, wenn es in meiner Macht liegt! Geld spielt keine Rolle."

Elizabeth schüttelte den Kopf. „Meine Wünsche sind mit Geld nicht zu erfüllen, Sir. Ich habe bereits alles, was mir wichtig ist."

Er gab schließlich seufzend auf. „Sie melden sich bei mir, wenn sie Darcy überdrüssig sind?"

„Das wird nicht passieren, keine Angst."

„Und wenn doch, hier ist meine Karte."

Elizabeth steckte die Karte ein, ohne groß daraufzuschauen. „Glauben sie mir, es wird nicht passieren."

Elizabeths Verehrer lächelte bloß und ließ sie, wenn auch etwas zögerlich, gehen. William empfing sie mit einem unergründlichen Gesichtsausdruck. Erst später erfuhr sie, daß sie soeben den Neffen des britischen Premierministers abgewiesen hatte.

„Ich glaube, ich werde dich nicht mehr zu solchen Veranstalten mitnehmen," schmollte William, als sie später im großen, kuschligen Bett ihres Hotelzimmers lagen. Elizabeth setzte sich auf und starrte ihn an. „Wieso? Hab ich etwas angestellt? Mich schlecht benommen?"

„Nein. Aber ich mag dich nicht mit all den Kerlen teilen."

„Du bist ja eifersüchtig, William. Wie niedlich!"

„Ich bin nicht eifersüchtig und auch nicht niedlich."

„Doch, bist du. Du bist süß, wenn du so sauer dreinschaust."

William mußte sich ein Grinsen verbeißen und schaute sie so grimmig wie möglich an. Elizabeth lachte und kniff ihm in die Wange. „Und außerdem, was soll ich da sagen? Du hast den ganzen Abend über mit fremden Frauen getanzt."

„Weil du dich nicht um mich gekümmert hast! Und außerdem war das nicht freiwillig, sondern eine Verpflichtung."

„Und was kann ich dafür, daß die Typen mich nicht in Ruhe gelassen haben? Hätte ich unhöflich sein sollen?"

William zog sie an sich und vergrub sein Gesicht in ihren langen Locken. „Ich kann ja noch von Glück sagen, daß du nicht mit dem Neffen unseres Premierministers durchgebrannt bist! Wieso hast du ihn abgewiesen?"

„Suchst du nach einem einfachen und schnellen Weg, mich loszuwerden, William Darcy?"

„Nein. Ich fühle mich geschmeichelt, daß du mich trotz allem bevorzugst. Der Kerl könnte dir schließlich etwas bieten, nicht wahr? Geld, beste Familie, Einfluß…"

Elizabeth drehte sich in seinen Armen um und schaute ihn nachdenklich an. „Aber er ist nicht du, Will. Was könnte er mir wohl sonst zu bieten haben?"

William lächelte und verschloß ihren Mund mit seinen warmen Lippen. „Danke, Liz. Du machst mich sehr, sehr glücklich."

Sie flogen am nächsten Tag nach Pemberley zurück. Elizabeth hatte den Ausflug sehr genossen und konnte sich gar nicht beruhigen über all die Prominenten, die sie an nur einem Abend gesehen hatte. Sie hatte sogar mit einigen getanzt und dann die Sache mit dem Neffen des Premierministers… sie konnte es kaum erwarten, Jane davon zu erzählen.

William lächelte über ihre kindliche Begeisterung. „Du wirst dich früher oder später daran gewöhnen, Liebling. Aber du hast deinen ersten großen Auftritt mit Bravour hinter dich gebracht. Es macht viel Spaß, mit dir anzugeben, Liz."

Elizabeth zog eine Schnute. „Mit mir angeben? Gestern hast du noch gesagt, du nimmst mich nie mehr mit!"

William lachte und zog sie an sich. „Da hattest du mir aber auch noch nicht gesagt, daß du mich allen anderen Männern vorziehst." Er küßte sie zärtlich und sein Kuß verwandelte sich schnell in eine etwas leidenschaftlichere Umarmung. Der Pilot des Hubschraubers verzog keine Miene, wenngleich er dieses ungewöhnliche Benehmen seines Chefs nicht gerade gewohnt war.

„Laß uns bald heiraten, Liz, ja? Im Frühling ist Pemberley wunderschön, ich könnte mir keine passendere Jahreszeit vorstellen. Wie wäre es mit Ende Mai?"

Elizabeth schloß die Augen. Es war eine Sache, müßig übers Heiraten zu plaudern, eine ganz andere, ein Datum dafür festzulegen. Ihr wurde fast ein wenig schwindelig bei dem Gedanken.

William schaute sie besorgt an. „Jetzt sag nicht, daß du dich doch für den Neffen entschieden hast?"

Elizabeth kicherte. „Nein, natürlich nicht." Sie betrachtete ihren Verlobungsring. William heiraten… warum nicht im Mai?

„Ja," sagte sie leise.

William strahlte. „Ich werde alles veranlassen – natürlich hast du uneingeschränktes Mitspracherecht," fügte er schnell hinzu, als er Elizabeths unheilvollen Blick sah. „Dankesehr," sagte sie sarkastisch, aber konnte Williams Lippen, die sich ihren wieder zuneigten, nicht lange widerstehen.

Sie sprachen nicht mehr besonders viel, bis sie auf dem Hubschrauberlandeplatz in Pemberleys Park ankamen. Williams Fahrer erwartete sie bereits, um sie das kurze Stück zum Haus zu chauffieren. Dort wurden sie von Mrs. Reynolds in Empfang genommen, die einen unerwartet ernsten Eindruck machte, im Gegensatz zu ihrem sonst so fröhlichen Wesen.

„Hallo, Mrs. Reynolds!" begrüßte sie William herzlich, bemerkte aber sofort ihren rätselhaften Gesichtsausdruck. „Was ist los? Ist etwas passiert? Wo sind Tim und Maggie?"

„Die Kinder sind wohlauf, Sir. Sie sind mit Mrs. Northam im Garten. Aber Miss…" Sie kam nicht dazu, den Satz zu beenden. William hatte bereits die Tür zum Wohnzimmer aufgestoßen und eine junge Frau mit raspelkurzen, schwarzen Haaren, einem gefüllten Whiskyglas in der einen, einer Zigarette in der anderen Hand, drehte sich langsam zu ihm um. Die beiden starrten sich schweigend an. Georgiana Darcy war wieder zuhause.