Als Brian und Justin sich schließlich von Lindsay verabschiedeten war es kurz nach Mitternacht. Trotz der späten Stunden waren die Straßen voll und die beiden hatten es schwer ein Taxi zu erwischen. Justin war müde und hatte leichte Kopfschmerzen. Müde lehnte er sich in den Ledersitzen des Autos zurück und schloss die Augen. Er spürte wie Brian seine Hand nahm und leicht massierte. Es war schon komisch, das Brian immer zu wissen schien wie es ihm ging - als könnte er die Kopfschmerzen spüren bevor er sie überhaupt hatte.
Die Fahrt bis zu Justins Wohnung dauerte 15 Minuten und als das Taxi vor dem Haus hielt, war Justin eingeschlafen. Brian rüttelte ihn sanft an der Schulter und buxierte ihn aus dem Auto. Irgendwie schafften sie es ohne Unfälle die Treppen hinauf und Justin registrierte nur noch, wie Brian die Wohnungstür aufschloss.
Als Brian Justin ins Bett verfrachtet hatte nahm er eine kurze Dusche. Ein Blick in Justins Kühlschrank hinterließ einen deprimierenden Eindruck von Leere. Nicht mal Alkohol war in der Wohnung zu finden. Frustriert fuhr sich Brian durch sein Haar. Das Gespräch mit Lindsay spuckte in seinem Kopf herum und all die kleinen Teile setzten sich langsam wie ein Puzzle zusammen. Irgendetwas stimmte mit Justin nicht. Als er jetzt in der Tür des Schlafzimmers lehnte und den blonden Mann auf dem Bett betrachtete, fielen ihm immer mehr Dinge ein. Am Anfang war Justin aus dem Schwärmen über New York nicht herausgekommen. Er hatte Nächte durchgezeichnet und war so aufgeregt wie ein Kind in Disney World. Dann, irgendwann im letzten halben Jahr, hatte es aufgehört. Sie hatten weiterhin regelmäßig telefoniert, aber die Gespräche waren... Brian raufte sich die Haare. Er fand kein Wort dafür, da war nur dieses bohrende Gefühl in seinem Bauch, das Justin sich nicht wohlfühlte. Abrupt drehte er sich um und ließ sich auf einen Stuhl fallen.
Wenn ihm jemand vor 6 Jahren gesagt hatte, das er irgendwann einmal so denken würde... Aber vieles was in den letzten Jahren passiert war, war für ihn einst unvorstellbar gewesen. Und das alles wegen einem blonden Teenager! Brian schnaubte. Selbst in seinen Ohren, hörte sich das Lächerlich an. Justin war viel mehr als ein blonder Teenager, das war er schon immer gewesen. Spätestens beim Abschlussball war Brian das klar geworden, auch wenn er das zum dem Zeitpunkt nie zugegeben hätte. Dann war die Sache mit Chris Hobbs passiert und er hatte sich von Justin zurückgezogen. Nicht das es viel genützt hätte. Keiner seiner Versuche Justin auf Distanz zu halten, hatte funktioniert. Selbst als Justin mit "Ian" zusammengewesen war, hatte es Brian nicht geschafft und danach war er Hoffnungslos verloren.
Als Justin am nächsten Morgen aufwachte fühlte sich sein Kopf an, als hätte jemand mit ihm Ball gespielt. Stöhnend presste er seine Hand auf die Stirn und kniff die Augen zusammen. "Hier," sagte eine Stimme neben ihm. Justin öffnete vorsichtig die Augen einen Spalt und blinzelte zu Brian. Er hielt ihm ein Glas Wasser und eine Tablette hin. Dankbar brachte er ein gequältes Lächeln zustanden und schluckte die Pille. Brian nahm ihm das Glas ab und zog ihn in seine Arme. Nach dem Anschlag von Hobbs hatte Justin monatelang Kopfschmerzen gehabt. Erst als die Wunde vollständig geheilt und genesen war, ließen die Schmerzen nach. Besorgt strich Brian über Justins blondes Haar. "Hast du das öfter?" fragte Brian leise. "Manchmal, meistens wenn ich zu viel gearbeitet habe." Brian nickte. "Warst du beim Arzt?" Justin schüttelte den Kopf. "Wenn ich die Tablette genommen habe, gehen sie bald wieder weg. Außerdem hat jeder mal Kopfschmerzen." "Aber nicht jeder Kopf hatte schon mal Kontakt mit einem Baseballschläger," konterte Brian. Justin drängte sich enger an ihn und vergrub seinen Kopf in Brians Schulter.
"Geht es dir gut?" fragte Brian nach längerem Schweigen plötzlich. Justin hob den Kopf leicht an und starrte ihn verwirrt an. "Ich meine nicht deinen Kopf. Ich meine ob es dir hier gut geht." Justin nickte nur und ließ den Kopf wieder auf Brians Schulter sinken. "Warum sollte es nicht?", nuschelte er schließlich. "Sag du es mir." Justin stemmte sich hoch und stand auf. "Es ist alles OK!" sagte er und verschwand im Bad.
Als Justin 10 Minuten später ins Zimmer zurückkam, lag Brian immer noch im Bett. Sein dunklen Augen verfolgten Justins Bewegungen durchs Zimmer. "Hör auf," fauchte der blonde schließlich. Brian zog die Brauen hoch. "Du weißt genau was ich meine. Hör auf mich anzustarren!" Brian verdrehte die Augen. "Komm her," forderte er den ärgerlichen Blonden auf. Justin funkelte ihn aus seinen blauen Augen an und rührte sich keinen Millimeter. Brian seufzte. Das Spiel kannte er nur zu Gut. Also wechselte er das Thema. "Dein Kühlschrank ist leer." Justin starrte ihn verdattert an. "Was?" "Dein Kühlschrank - du hast nichts zu Essen hier." "Du willst einkaufen gehen?" Brian nickte. "Wollen? Nein! Aber wenn du nicht vor deinem großen Tag verhungern willst..."
Als sie schließlich vollbepackt in die Wohnung zurückkehrten, waren Justins Kopfschmerzen endgültig verflogen. Sie hatten unterwegs in einem kleinen Café gefrühstückt und waren dann durch die vollen Einkaufsstraßen geschlendert. Das Gespräch von heute Morgen wurde mit keinem Wort erwähnt, auch wenn Justin vermutete, das Brian noch lange nicht mit dem Thema durch war. Justin wollte nichts lieber, als Brian in die Arme zu fallen und ihm sagen, das er nach Hause kommt - nach Hause zu ihm. Er wollte ihm sagen, das er New York satt hatte und die Kunstwelt sich einen anderen neuen Helden suchen sollte. Aber Brian und die anderen glaubten so fest, das es das Richtige für ihn wäre. Seine große Chance die Welt zu erobern und allen zu beweisen, das er mehr war als nur ein blonder Teen mit einem tollen Hintern. Und am Anfang hatte er es auch gewollt. Aber allein in New York schien der Gedanke lächerlich. In LA hatte er solche Probleme nicht gehabt. Vielleicht lag es auch einfach am Glamour Hollywoods oder der Tatsache, das er ein festes Ziel gehabt hat.
"Justin?" Brian wedelte mit einer Hand vor Justins Gesicht herum. "Wo warst du?" "Was?" Brian grinste. "Du hast seit 10 Minuten ins Leere gestarrt." Justin errötete. "Ich hab nur nachgedacht." "Gefährlich," murmelte Brian und küsste Justin. Justin grinste. "Ich dachte, du hast Hunger?" Brian nahm seine Hand und führte ihns ins Schlafzimmer. "Hab ich auch...!"
