6. Kapitel

"Hör auf!" Justin ignorierte Brian und wanderte weiter im Zimmer auf und ab. Ein Blick auf die Uhr an der Wand sagte 16.50 Uhr. Noch etwas mehr als 3 Stunden. "Justin...!" Der blonde drehte sich zu Brian und sah ihn fragend an. Brian lehnte neben dem Fenster der kleinen Teeküche der Galerie. Er sah fantastisch aus in seiner engen schwarzen Hose, dem roten Seidenhemd und dem schwarzen Sakko. Aber Brian sah in allem gut aus, wie Justin neidlos anerkennen musste. Im Gegensatz zu ihm. Nervös zupfte er an seinem weißen Hemd herum und begann wieder auf und ab zu gehen. Die Zeiger der Uhr bewegten sich langsam auf 16.52 Uhr zu.
"Justin" flüsterte Brian leise und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Justin unterbrach sein ununterbrochenes Umherwandern und drehte sich um. "Was?" "Komm." Brian nahm seine Hand und zog ihn aus der Küche zu der Sitzecke. Mit sanfter Gewalt drückte er den nervösen Künstler auf das rote Sofa und ließ sich neben ihn gleiten. Justin atmete tief ein und lehnte sich in die weichen Polster zurück. Brian hielt noch immer seine Hand, massierte seine verkrampften Finger. "Besser?" Justin nickte und legte seinen Kopf auf Brians Schulter. "Ich denke ich bin durch mit meiner Panikattacke." Brian lächelte leicht und küsste Justins Haar. "Dazu hast du keinen Grund," murmelte er in die blonde Haarmasse unter seinen Lippen. "Was meinst du?" "Die Panik, du hast keinen Grund dazu. Deine Arbeiten sind gut." Justin lächelte glücklich. Auch wenn Brian es nie sagen würde, Justin wusste das er stolz auf ihn war.

"Hey ihr beiden." Charly störte die beiden nur ungern, sie sahen so... friedlich aus, wie sie da auf der Couch saßen: Justins Kopf lag in Brians Schoß, die Augen geschlossen, während Brian sanft sein Haar streichelte. Als Charly dazukam sah Justin auf und gähnte. Charly grinste. "Überhaupt nicht aufgeregt?" Justin zuckte mit den Achseln. "Wird schon alles schief gehen." Sie nickte. "Gute Einstellung! Die Gäste werden in 10 Minuten hier sein, wenn ihr euch also noch frisch machen wollt..." Die beiden nickten und standen auf. Justin strich sein Hemd glatt und streckte sich. Brian drehte ihn zu sich und musterte ihn kritisch. Dann hauchte er einen schnell Kuss auf seine Lippen. "Zeigs ihnen...!"

Die Eröffnung war ein voller Erfolg. Fast alle Bilder waren verkauft. Die Presse hatte unzählige Bilder geknipst, Justin hatte massenhaft Hände geschüttelt, und sein Gesicht tat ihm vom vielen Lächeln weh. Brian war die ganze Zeit wie sein Schatten in Justins Nähe geblieben. Justin ließ sich müde auf das Sofa sinken und verfluchte seine neuen Schuhe. Der Duft von frischem Kaffee riss ihn aus seiner Lethargie. Dankbar nahm er den dampfenden Becher von Charly entgegen. Sie setzte sich neben ihn. "Das war ein voller Erfolgt." Er nickte nur und schwelgte weiter im dem warmen Kaffeegeruch. "Du solltest nach Hause gehen - eine heiße Dusche nehmen, etwas Essen, schlafen." Justin schloss die Augen. "Das hört sich gut an," murmelte er. Charly verdrehte die Augen und stand auf. "Ich hol deinen Freund. Er soll dich hier rausschaffen, ehe du vollkommen weg bist."

Als Justin und Brian nach Hause kamen, war es bereits nach 12. Die heiße Dusche und das Essen verschoben sie kurzerhand auf Morgen. Justin wurde erst spät am nächsten Morgen wach. Brian hatte anscheinend den Wecker ausgestellt. Aus der Küche hörte er Brians leise Stimme. "...nein. Ted - versucht sie hinzuhalten. Und mach Jeff und Terry Dampf. Erinnere sie an ihr großzügiges Gehalt und wer sie bezahlt. - Mail mir die neuen Entwürfe einfach zu... Ja..." Justin stand langsam auf und ging gähnend ins Bad. Das heiße Wasser war, wie fast immer, nur lauwarm und wurde von Sekunde zu Sekunde kälter. In seinen weißen Bademantel gehüllt trat er schließlich in die Küche. Brian saß am Tisch vor seinem Laptop und telefonierte immer noch mit Ted. "...warum. Hör zu schick mir die Entwürfe einfach zu und ich sehe, was ich machen kann." Brian legte auf und sah zu Justin. "Ärger?" fragte der blonde und nahm sich einen Kaffee. "Nur das übliche. Ich frage mich, warum es in ganz Pittsburgh keine vernünftigen Grafiker mehr gibt." Justin grinste und schaute Brian über die Schulter. Die Anzeige war tatsächlich furchtbar. Die Farben passten nicht zur Schrift und das Foto wirkte seltsam verzerrt. "Feuer sie," schlug Justin vor und schlang seine Arme um Brians Hals. Der dunkelhaarige lehnte seinen Kopf zurück. "Hm, und dann? Weißt du wie viele Grafiker ich im letzten Jahr hatte. 5!" "Vielleicht bist du zu anspruchsvoll..." "Pfff, alles was ich verlange ist, das sie ihren Job machen. Selbst Gus könnte das besser." Justin nickte und begann Brians Schultern zu massieren. "Soll ich mal einen Blick drauf werfen?" fragte er schließlich. "Wenn du willst..." Justin grinste und verdrehte die Augen. Warum Brian nicht einfach fragen konnte, wenn er Hilfe brauchte. "Gut, dann besorgst du Frühstück und ich versuch das Chaos zu entwirren"
2 Stunden und etliche Tassen Kaffee später lehnte sich Justin zufrieden zurück. "Brian?" "Mhm...?" Auf dem Küchentisch lag ein Wust an Papieren, Fotos, Skizzen und Entwürfen. Die Kampagne für die neue Hotelkette war anstrengender und arbeitsaufwändiger als Vermutet und raubte Brian den letzten Nerv. Mit einem frustrierten Seufzer ließ er den Papierwust fallen und ging zu Justin. Anerkennend betrachtet er die neuen Layouts. Die Farben passten perfekt zum gewollten Image, die Fotos waren bestechend scharf und leuchtend. "Perfekt!" sagte er schließlich. "Ich wird die Entwürfe sofort zu Ted mailen, zusammen mit der Kündigung für Terry." Justin stand auf und reckte seinen müden Knochen. Auch wenn er das Malen und Zeichnen auf Papier und Leinwand genoss, hatte die Arbeit am Computer mit dem Grafikprogrammen durchaus seinen Reiz. Außerdem war es aufregend, etwas zu erstellen, das Hunderte von Leuten auf Plakaten und in Zeitschriften sehen würden.
Brian schlang die Arme um den blonden Künstler und zog ihn an sich. "Was würde ich nur ohne dich tun?" fragte er in gespielt verzweifeltem Ton. Justin überlegte. "Vermutlich würdest du Hunger leiden und unter einer Brücke schlafen." Brian nickte Ernst. "Dann sollte ich mich bei meinem Retter wohl bedanken." Justin grinste und nickte. "Das wäre angebracht." Brian runzelte die Stirn. Er ließ Justin los und griff in seine Hosentasche. "Was meinst du, wäre das als Dank passend?" Er wedelte zwei Flugtickets vor Justins Nase herum. Aufgeregt riss Justin sie aus Brians Hand. "Paris!" Brian nickte. "Das richtige für einen angehenden Weltstar in der Kunstszene." Justin schlang die Arme um Brians Hals und überschüttete ihn mit Küssen.


So das letzte Kapitel - aber es wird eine Fortsetzung geben:) Ich danke meinen treuen Lesern und hoffe, das ihr mir auch Treu bleibt;)