"Na los, sitz auf!" Sirius fühlte sich ertappt und beeilte sich, hinter ihr auf die Sitzbank zu klettern.
Als sie den Motor startete, schrak Sirius zusammen. Motoren und solche Höllenmaschinen kamen in seiner Welt einfach nicht vor.
"Du musst dich an mir festhalten!", rief sie ihm laut zu und als er zögernd die Hände an ihre Hüften legte, zog sie seine Arme weiter vor bis sie ihren Körper fest umschlangen.
"Richtig festhalten!", ermutigte sie ihn und er drückte seinen Oberkörper an ihren Rücken. In diesem Augenblick machte das Moped einen Satz und sie brausten davon.
Sie fuhren etwa eine halbe Stunde bis sie die Stadt hinter sich gelassen hatten. Sirius genoss die schnelle Fahrt und das Kribbeln im Bauch, wenn Jenny das Moped in den Kurven in Schräglage brachte. Es ist fast wie auf einem Besen, dachte er, nur weiter unten.
Sie folgten dem Verlauf des begradigten Flusses bis zu einem Seitenarm, wo einst das Wasser geflossen war. Die alten Arme waren durch Bäume verborgen und trennten das Land, das wie kleine grüne Inseln vom Wasser abgeteilt war. Sirius staunte nicht schlecht über die bezaubernde Landschaft, als Jenny das Moped stoppte und sie die letzen hundert Meter zu Fuß zurücklegten. Hier waren sie in einem natürlichen Garten, wo keine Menschenseele sie stören würde.
Sie störten eine Gänsefamilie, die auf der Wiese brütete, und Sirius wehrte den aufgebrachten Gänserich, der sein Nest beschützen wollte, mit einem leicht dosierten Schockzauber ab.
Eine Weile folgten sie dem Flusslauf, bis sie eine Stelle fanden, die ihnen gefiel. Sirius, der Jennys Korb getragen hatte, stellte seine Last ab und sie breitete eine weiche Decke im Gras aus, auf der sie sich gemütlich niederließen.
"Hast du Hunger?", wollte Jenny wissen und fuhr fort, ohne auf seine Antwort zu warten: "Ich habe jedenfalls einen riesigen Hunger. Komm, wir müssen Holz sammeln und ein Feuer machen! Ich habe eine ganze Tüte Grillwürstchen dabei!"
Sirius wäre zu gerne faul neben ihr liegen geblieben, doch sie drängelte ihn so lange, bis er lachen musste und sich von seinem bequemen Platz erhob.
Sirius sah ihr zu, wie sie trockene Äste und ein paar dünne Zweige auflas. "Los, du Faulpelz!", rief sie ihm zu, "los, hilf mir schon!"
Lässig zog Sirius den Zauberstab aus seiner Tasche und wedelte ihn durch die Luft. "Accio Brennholz!", rief er den Bäumen zu und plötzlich schwirrten von allen Seiten die Äste daher und landeten mit einem Gepolter auf einem großen Haufen.
"Wow!" rief Jenny beeindruckt. "Das ging aber flott! Kannst du es auch gleich anzünden?"
"Incendio!", rief Sirius und richtete den Zauberstab auf das gestapelte Holz. Eine grelle Stichflamme schoss aus der Spitze seines Zauberstabes und augenblicklich brannte der Stapel lichterloh.
Jenny war sichtlich beeindruckt, ließ es sich aber nicht nehmen, zwei gerade Stecken anzuspitzen und die Würstchen damit ans Feuer zu halten, obwohl Sirius angeboten hatte, die Würste genau im richtigen Abstand über dem Feuer schweben zu lassen.
Zufrieden lagen sie in der Sonne, nachdem sie die Würstchen und all die anderen feinen Dinge verspeist hatten, die aus Jennys Korb zum Vorschein gekommen waren. Sirius staunte nicht schlecht, als Jenny ihren Walkman hervor holte und sich die beiden Stöpsel ins Ohr steckte.
"Da kriegt man sein Leben lang zu höre, dass ihr Muggel nicht zaubern könnt", staunte Sirius, "dabei schafft ihr es, eine ganze Musikgruppe in so ein winziges Kästchen zu sperren."
"Das Kästchen ist ein Walkman", lachte Jenny, "und die Musikgruppe sind die Stones. Und wer die nicht kennt, ist der wahre Muggel!"
"Jetzt nimmst du den Mund aber ziemlich voll", tönte Sirius selbstbewusst, "singende Steine, das ist ein ganz alter Trick. Hat uns McGonagall schon im dritten Jahr gezeigt."
"Die Rolling Stones sind eine Rockband, du Dummerchen", lachte Jenny ihn aus, "komm her, du musst dir 'Satisfaction' selber anhören."
Sie bot ihm einen der Stöpsel an, die Sirius sich ins Ohr stopfte. Die Musik war völlig anders als alles, was er bis jetzt kannte. Sie hatte Rhythmus, der direkt ins Blut ging, und die Stimme...
Es war unmöglich, still neben Jenny liegen zu bleiben, mit diesem Song im Ohr. Sirius sprang auf und lief an das nahe gelegene Flussufer. Mit wenigen Griffen holte er zwei große Steine aus dem Wasser und schleppte sie zu ihrem Picknickplatz. Dann richtete er seinen Zauberstab auf die Steine und murmelte einen Spruch.
Augenblicklich begannen die Steine, auf und ab zu hüpfen und die Musik aus dem Walkman zu verstärken.
"Los, lass uns tanzen!", rief Sirius und zog Jenny an der Hand nach oben. Wild hüpfte er um sie herum, bis Jenny sich vor Lachen nicht mehr halten konnte.
"Du nennst mich einen Muggel, und kannst noch nicht mal richtig Rock'n'Roll tanzen!", spottete sie.
"Dann zeig es mir", bat Sirius, "ich sag auch nie mehr Muggel zu dir."
Sirius kapiert die Tanzschritte schnell, auch wenn seine Beine nicht immer so wollten, wie Jenny es ihm erklärte, aber sie hatten einen Riesen-Spaß dabei. Er verzichtete fast vollkommen auf Zauberei, als er sie durch die Luft wirbelte, dabei konnte er die Augen nicht von ihr lassen, denn sie war so voller Lebensfreude und er sah es am Leuchten in ihren Augen, dass sie glücklich war.
Die Musik endete abrupt und Jenny legte eine andere Kassette ein. "Jimi Hendrix", erklärte sie ihm, "der mein absoluter Lieblings-Gitarrist."
Sirius war total begeistert. Wer nicht von alleine zu tanzen begann, musste tot sein. 'Purple Haze' sangen die hüpfenden Steine und als das Gitarrensolo begann, spielte Sirius mit seiner Luftgitarre die zweite Stimme dazu, und Jenny tanzte lachend um ihn herum.
