Wenig später lagen sie erschöpft nebeneinander auf der Decke. Carlos Santanas Gitarre heulte und Sirius hielt Jenny fest in seinen Armen. Sie hatte ihre Augen geschlossen und küsste ihn, einladend und gleichzeitig fordernd. Sie ist es, schoss es Sirius durch den Kopf, nie wieder wollte er eines der Mädchen in Hogwarts auch nur ansehen, selbst wenn Regulus oder Bellatrix noch so über ihn spotten würden. Wenn er es nicht vollkommen vermasseln würde, schaffte er es vielleicht sogar, sie...

"Mir ist so heiß", riss sie ihn aus seinen Gedanken, "wer zuerst im Wasser ist!"

Sie wand sich aus seinen Armen und zog ihr Kleid über den Kopf, unter dem sie schon ihren Badeanzug trug. Das Kleid flog neben Sirius ins Gras, ihre roten Schuhe folgten und während Sirius sie noch überrascht anstarrte, war sie davon gerannt und in den Fluss gesprungen.

"Komm rein, Sirius", rief sie ihm zu, "das Wasser ist... herrlich! Bisschen kühl vielleicht... Los, beeil dich!"

"Ich weiß nicht..."

"Los, sei kein Frosch", rief sie ihm zu, "sonst drohen dir ernsthafte Konsequenzen!"

"Und welche, bitteschön? Vielleicht Liebesentzug?", konterte Sirius selbstsicher. "Vergiss nicht, ich bin daran gewöhnt, mich von Drohungen nicht abschrecken zu lassen. Außerdem... hab ich meine Schwimmklamotten gerade nicht dabei."

"Du bist ein riesengroßer Feigling, Sirius Black!", schrie sie ihm zu.

Elender Mist aber auch! Sollte er etwa...

"Los mach schon", drängte sie ihn, "hier sieht dich kein Mensch. Also raus aus den Klamotten und rein ins Wasser!"

Mit einem Seufzen zog sich Sirius bis auf die Unterhose aus. Erst als er nah am Ufer war, dreht er sich um, schlüpfte aus seiner Unterwäsche und sprang ins Wasser, als fürchtete er sich vor ihren Blicken.

Das Wasser war kälter, als er es erwartet hatte, und er schwamm rasch Jenny hinterher, um die Kälte nicht so sehr zu spüren.

Jenny war inzwischen ein ganzes Stück voraus geschwommen. Sie schwamm schnell und Sirius hatte ziemlich Mühe, mit ihr mit zu halten.

"Warte auf mich!", rief er ihr nach.

"Fang mich doch!", rief sie zurück, doch er hatte keine Chance, sie einzuholen.

Erst als sie in der Mitte des Flusses war, drehte sie sich zu ihm um und wartete, bis er sie erreicht hatte.

"Schwimmen ist nicht meine stärkste Disziplin", keuchte Sirius als er bei ihr war, "aber du solltest mich mal beim Quidditch sehen."

"Quidditch?", sie sah ihn fragend an, "was soll denn das sein?"

"Ein Zauberersport", erklärte er ihr. Er hatte Mühe, den Kopf über Wasser zu halten. "Es wird auf Besen gespielt... mit verschiedenen Bällen... die Jäger versuchen... den Quaffel in einen der Ringe... des Gegners zu werfen... der Hüter müssen das verhindern... und die Treiber versuchen... die Klatscher in die Richtung der Gegner... zu lenken..."

Eine kleine Welle schwappte ihm ins Gesicht und er schluckte Wasser. Jenny schwamm zu ihm, um ihm zu helfen, und Sirius klammerte sich hilfesuchend an sie.

"Und dann gibt es noch die Sucher...", fuhr er fort, "die versuchen, den goldenen Schnatz..."

Jenny erstickte den Rest des Satzes mit einem Kuss. Mit einem sehr nassen Kuss, denn für einen Moment vergaß Sirius, Wasser zu treten, dabei hielt er sich vor Schreck an ihr fest und so zog sie mit sich unter Wasser.

Prustend tauchten sie wieder auf. "Willst du mich ersäufen?", schimpfte Jenny und unterdrückte ein Grinsen, "und komm mir nicht zu nah, Black, du bist ziemlich nackt!"

Bevor Sirius etwas antworten konnte, war sie untergetaucht und kraulte schnell zurück in Richtung Ufer.

Sirius schwamm hinter ihr her. Mit Remus oder James hätte er versucht, mitzuhalten. Nie hätte er vor ihnen eingestanden, dass er etwas nicht ebenso toll konnte, wie die anderen, und so arteten die einfachsten Dinge immer wieder in ein Wettrennen aus: Wer schaffte es am schnellsten nach Hogsmeade zu fliegen? Wer konnte am weitesten spucken? Am meisten Butterbier trinken? Wer bekam am Weihnachtsball die attraktivste Partnerin?

Er seufzte. Mit Jenny war es vollkommen anders. Sie zu beeindrucken hatte sich als die leichteste Übung herausgestellt, denn sie war an ihm selbst interessiert, an seinem Leben. Er musste sie nicht ständig mit seinen Sprüchen beeindrucken oder ihr beweisen, dass er der schnellste und beste war.

Sie erreichte das Ufer und kletterte an Land. Er beobachtete sie von weitem, während sie in ihrem Picknickkorb nach einem Handtuch suchte, das sie um ihre nassen Haare wickelte. Einen Moment später sah er sie nicht mehr, denn sie hatte sich in die Sonne gelegt, um sich trocknen zu lassen.

"Hey, das hat gut getan", begann er als er schließlich auch bei ihrem Lagerplatz angekommen war. Sie lag auf dem Bauch und hatte die Augen geschlossen. Auf ihrem Schultern glänzten die Wassertropfen, während die Sonne sie behutsam weg leckten.

"Du tropfst ja noch", beschwerte sie sich und drehte blinzelnd den Kopf zu ihm herum. "Auf, leg dich in die Sonne." Sie deutete auf den Platz auf der Decke neben ihr. "Und zieh dir was an, Black, du bist immer noch ziemlich nackt."

"Vollkommen nackt", verbesserte Sirius sie und legte sich in sicherem Abstand neben sie.