Allmählich legte sich die Dämmerung über den alten Flusslauf und die untergehende Sonne färbte den Himmel rosarot. Die singenden Steine spielten einen wehmütigen Blues, leise und vollkommen im Einklang mit dem Abendlied der Vögel und den Grillen. Schweigend hielten sich die Liebenden in ihren Armen und lauschten auf den ruhigen Atem des anderen. Ein frischer Wind kam auf.

Jenny fröstelte und löste sich aus seiner Umarmung. "Mir wird es kalt", erklärt sie Sirius.

"Nimm meine Jacke", antwortete er und reichte ihm die dunkle Lederjacke, die Jenny sich um die Schultern hängte, und auch Sirius schlüpfte in seine Klamotten.

"Wow, das nenne ich Taschen", staunte Jenny, "was hast du denn alles dabei?"

Noch ehe Sirius sie daran hindern konnte, räumte sie seine Jackentaschen aus und breitete ihren Inhalt vor sich aus: eine Schreibfeder, verschiedene Bögen Pergament, zwei kleine Fläschchen mit einer roten und einer grünen Flüssigkeit, ein Lederetui, auf dem 'Besenpflegeset' stand und ein kleiner Frosch aus Schokolade, der sofort das Weite suchte, als sie ihn vor sich hin legte.

Sirius fing ihn geschickt ein und bot ihn Jenny an. Sie schüttelte den Kopf, als sie das kleine Kerlchen in seiner Hand erblickte, doch er teilte ihn in zwei Teile und fütterte sie, wogegen sie sich nicht wehrte.

"Cool!", lachte sie beeindruckt. Geduldig erklärte er ihr das Spickometer, das sie zum Vorschein brachte, und hielt schließlich einen kleinen, blauen Ball in der Hand, der zwei winzige, dünne Flügel besaß, mit denen er sofort zuflattern begann.

"Das ist mein Woist", erklärte ihr Sirius, "ein verzauberter Schnatz, der mir hilft, Sachen zu finden, die ich verlegt habe." Er nahm ihr das schimmernde Ding vorsichtig aus der Hand und flüsterte im leise zu: "such Jenny". Surrend breitete das Woist die zarten Flügelchen aus und begann um Jenny herumzutanzen.

"Sirius, du bist ein Freak!", rief sie ihm lachend zu, "aber ich finde dich süß!"

Sie schwebte in seine Arme und Sirius kam ihren Lippen entgegen, die sich zu einem langen Kuss vereinigten.

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"Was wirst du tun?" Abrupt riss Jennys Frage Sirius zurück in die Realität.

"Wie... was?", stammelte er fragend und versuchte, ihren Kuss fortzusetzen.

"Ich meine, du wirst große Probleme kriegen, Sirius Black", erklärte sie ihm mit ernster Stimme.

"Oh ja, das werde ich", seufzte Sirius, "er sperrt mich für den Rest der Ferien ein und wir sehen uns erst Weihnachten wieder. Vielleicht. Aber lass uns nicht daran denken... noch nicht!"

"Es hat keinen Sinn", widersprach sie ihm, "es wird bald dunkel. Du solltest mit ihm reden, ihm deinen Standpunkt erklären..."

"...oder auf Knien um Gnade flehen? Niemals!" Sirius war entschlossen aufgesprungen. "Dann wird er verhindern, dass wir uns jemals wiedersehen. Nicht mit mir. Ich gehe nicht nach Hause. Nie wieder..."

"Aber Sirius, bleib doch mal ernst", unterbrach sie ihn. "Wo willst du denn hin?"

"Nichts leichter als das", antwortete er mit gespielter Fröhlichkeit, "ich habe Freunde. Ich werde bis zum Ende der Sommerferien bei James bleiben. Ich bin sicher, er hat nichts dagegen. He, warum kommst du nicht einfach mit?"

"Ich weiß nicht", antwortete Jenny zögernd.

"Ja, sag mir, warum nicht!" Sirius hatte es sich plötzlich in den Kopf gesetzt und redete auf Jenny ein.

"Du kannst bei seiner Freundin pennen", fuhr er begeistert fort, "Lily Evans wohnt nicht weit von ihm weg. Ihre Eltern und ihre Schwester sind... Muggel. Komm, lass uns das Zeug packen und gehen!"

Hastig hatte er begonnen, die auf der Decke ausgebreiteten Sachen in Jennys Korb zu packen. Wenig später waren sie auf dem Weg zurück in die Stadt.

Es wurde schon dunkel, als sie mit Jennys Moped die ersten Häuser erreichten.

"Willst du deinen Freund James nicht erst mal anrufen?", rief Jenny und Sirius gab ihr ein Zeichen, an einem nahe gelegenen Hof anzuhalten.

"Hast du seine Telefonnummer?", wollte sie wissen, doch Sirius winkte ab. Eine alte Frau fütterte zwei zahme Eulen und Sirius fragte sie höflich, ob er mal kurz ihren Kamin benutzen dürfte. Fragend sah Jenny ihn an, doch sie folgte Sirius und der Frau in das Haus, in dem trotz der sommerlichen Hitze ein warmes Feuer im offenen Kamin prasselte.

Kaum hatte die Frau die beiden alleine gelassen, bombardierte Jenny ihn mit Fragen, doch wieder blieb Sirius ihr eine Antwort schuldig. Stattdessen zog er seinen Zauberstab aus seiner Jackentasche und richtete ihn auf das Kaminfeuer. Dabei murmelte er einen Spruch, den Jenny nicht verstand.

Wieder wollte sie ihn fragen, was er denn vor hatte, da blieb ihr das Wort im Hals stecken. Plötzlich war etwas im Kamin erschienen! Erschrocken schrie Jenny auf und konnte nicht glauben, dass mitten in den Flammen ein Gesicht eines merkwürdigen Wesens erschien.

"Hallo liebe Freunde", piepste die Stimme, "die Familie Potter ist zur Zeit nicht zu Hause. Wenn Sie aber eine Nachricht hinterlassen wollen, werde ich sie überbringen, sobald sie wieder nach Hause kommen."

"Was... wer...?" Nun fehlten Jenny die Worte.

"Hi Popsy", antwortete Sirius dem seltsamen Wesen, "hier ist Sirius. Bitte sage Jimi, ich bräuchte seine Hilfe. Mist, er erreicht mich aber zu Hause nicht mehr... Ach vergiss es, vermutlich ist er sowieso bei Lily. Mach's gut, Popsy, und geh zurück in die Küche."

"Ich wünsche Ihnen noch eine Gute Nacht, Master Black", antwortete die piepsende Stimme und das Gesicht verschwand.

"Wer... was... ist ein Popsy?"

"Popsy ist der Hauself der Potters", erklärte Sirius, "ein Dienstbote. James ist nicht da. Lass es uns bei Lily probieren!"

Er bedankte sich freundlich bei der alten Dame und schwang sich wieder hinter Jenny auf das Moped.