"Hier, diesen Rock musst du unbedingt mal probieren!", rief Lily und reichte Jenny einen weißen Minirock mit Falten.
"Wow!", rief Jenny, "solche Klamotten hab ich mir noch nie leisten können! Bist du sicher, dass du den solange entbehren kannst?"
"Na sicher", lachte Lily, "den hab ich von meiner Schwester Petunia. Die kriegt langsam einen voll breiten Arsch, also hat sie ihn zähneknirschend mir vererbt. Und ich hab ihn nur genommen, weil es mir gefallen hat, dass er mir passt und ihr nicht."
Die beiden Mädchen kicherten und dann musste sich Sirius zum hundertzweiundvierzigsten Mal die Hand vor die Augen halten, während Jenny die rosarote Latzhose, die sie eben anprobiert hatte, auszog und in den Minirock schlüpfte.
"Hey, du siehst aber süß darin aus!", rief Lily und Sirius konnte ihr nur Recht geben. Dann machten sich Lilly und Jenny auf die Suche nach einem passenden Top dazu.
Weitere Sachen folgten, dazu Wäsche zum wechseln und schließlich war der Berg so groß, dass Jenny traurig meinte: "Dazu bräuchte ich jetzt aber einen großen Koffer, wenn ich das alles mitnehmen will."
"Kein Problem", entgegnete Sirius, der offensichtlich nie um eine praktische Lösung verlegen war, "ich kann die Sachen mit einem Reducto-Zauber verkleinern, und du kannst sie alle in meine Jackentasche stecken."
Er zückte seinen Zauberstab und mit einem raschen Zauber schrumpfte er den ganzen Kleiderstapel.
"Hey, jetzt sieht es aus, als wären es die Sachen von meiner Barbiepuppe", lachte Jenny und dann musste sie Sirius nun ausführlich erklären, was eine solche Puppe war und wozu sie diese besessen hatte.
Anschließend plünderte Lily den Kühlschrank und packte den beiden zu essen ein, dass es für eine Woche locker gereicht hätte.
Es war schon kurz nach halb elf als Sirius und Jenny sich schließlich verabschiedeten.
"Und ihr wollt wirklich das Moped nehmen?", fragte Lily als sie vor das Haus traten.
"Ja sicher", antwortete Sirius, "ich hab doch meinen Besen nicht bei mir..."
"Einen Besen?" Lily dachte laut nach. "Jimis 'Kehrteufel 200' stand die ganze Woche hier rum. Aber er hat ihn mitgenommen, als er mit Remus und Peter los ist. Aber meine Mom hat noch einen alten Reisigbesen, mit dem sie immer das Laub vom Gehweg fegt. Bestimmt würde sie den nicht vermissen..."
"Danke, Lily", antwortete Jenny rasch, "aber ich glaube, wir..."
"...nehmen den Besen", fiel Sirius ihr ins Wort und fuhr fort, bevor sie protestieren konnte: "Auch wenn er vielleicht nicht der schnellste ist, so sind wir damit immer noch schneller, als mit deinem Moped."
Wenig später stand Lily mit einem alten, ausgefransten Reisigbesen wieder bei ihnen.
"Und du bist sicher, dass man auf dem Ding...", Jenny starrte misstrauisch auf den alten Besen, "ich meine, warum kommt mir das ein bisschen seltsam vor!"
"Vertrau mir", versuchte Sirius sie zu beruhigen, "es ist nicht viel anders als Moped fahren. Ich bin sicher, es wird dir gefallen!"
Sie verabschiedeten sich von Lily und Jenny drückte sie zum Abschied in den Arm. "Vielen Dank, Lily, Wir sehn uns", meinte sie, "falls ich den Ritt auf dem Besen heil überstehen sollte."
"Das wirst du", lachte Lily, "Sirius ist ein passabler Flieger auch wenn er nicht in der Quidditch-Mannschaft spielt."
Sirius hatte inzwischen den Besen verzaubert und ihn mit einem entschlossenen "Auf" aktiviert. Nun ließ er ihn waagrecht neben sich schweben, fasste mit einer Hand nach dem Stiel und schwang ein Bein darüber, so dass er auf ihm zu sitzen kam. "Los, Jenny, sitz auf", ermutigte er sie und Jenny kletterte hinter ihm auf den Besen.
"Halt dich an mir fest", rief Sirius ihr zu, "stell dir einfach vor, es ist dein Moped."
"Und du bist sicher, du weißt was du tust?", fragte sie zögernd und schlang ihre Arme um ihn, "ich meine, nicht dass wir miteinander in so einer Blumenrabatte landen, wie neulich, als du mich... getroffen hast."
"Ich hab nicht vor, meinen Geschwindigkeitsrekord von neulich Abend zu brechen", grinste Sirius, "nicht mit diesem... Gerät. Und schon gar nicht mit einer so wertvollen Ladung an Bord. Bist du jetzt bereit?"
"Schon lange, Sirius Black", lachte sie, "wenn du nicht solche langen Reden schwingen würdest, wären wir schon längst in der Luft! Haaach!"
Der Besen hatte einen Satz nach vorne gemacht und ihr unsanft den Boden unter den Füßen weg gezogen. Instinktiv tat sie jedoch das einzig richtige, sie klammerte sich fest an Sirius, der nun den Besen langsam in die Höhe steigen ließ.
Sie schwebten etwa zwei Meter über dem Boden die Straße entlang. Sirius hielt den Besen ruhig und beschleunigte ihn nur langsam. "Und wie ist es?", rief er ihr zu, "gefällt es dir?"
"Ffffffflllllliiiiieeegen wir denn schooooooon?" Noch immer klammerte sie sich ängstlich an ihn.
"Wir schweben sanft dahin", antwortete er ruhig, "du kannst die Augen ruhig wieder aufmachen!"
"Ich weiß noch nicht, ob ich schon so weit bin", antwortete sie zögernd, "also gut, ich werd's riskieren. Ich hoffe, ich werde es nicht bereuen!"
Vorsichtig öffnete sie erst das eine, dann das andere Auge. Sirius lange, schwarze Haare wehten ihr ins Gesicht, und sie konnte nicht viel erkennen. Mutig drehte sie den Kopf zur Seite.
Der Anblick überraschte sie mehr, als sie es erwartet hatte. Sie schwebten einfach so durch eine menschenleere Nebenstraße. Immer wieder wurde sie von den Straßenlaternen geblendet, an denen Sirius dicht vorbei steuerte, und so langsam begann der Flug, ihr Spaß zu machen.
"Wow, das ist... genial!", rief sie begeistert, "es ist wirklich fast wie Moped fahren. Na ja, vielleicht eher wie Fahrrad fahren... viel ruhiger und gemütlicher eben... "
"Ich sehe schon, das ist dir auch zu langsam", grinste Sirius und beschleunigte den Besen, ließ ihn hoch in die Luft steigen, so dass sie über die Hausdächer hinweg fegten und jagte ihn um die Kurven, dass Jenny nicht im Traum daran dachte, den Griff um seinen Oberkörper zu lockern.
"Schon besser!", jubelte sie und drückte sich noch näher an ihn heran.
"Ja, gar nicht übel für so ein simples Muggelputzgerät", lachte Sirius.
"Pass auf, ich stopf dir gleich deine vorlaute Klappe", protestierte Jenny, "wenn ich nur eine Hand frei hätte."
"Hast du aber nicht", gab Sirius frech zurück und ließ den Besen im Sturzflug herunter schießen, so dass Jenny vor Angst und Freude laut kreischte.
Sie erreichten die Stadtgrenze und folgten der Schnellstraße in Richtung Westen. Schweigend flogen sie dahin. Ein lauer Nachtwind wehte ihnen entgegen und sorgte für Erfrischung und Jenny war müde und hellwach zugleich.
Nach einer halben Stunde Flug kam die Gartenkolonie in Sicht. Sirius flog eine Runde um den Platz und vergewisserte sich, dass alles ruhig und verlassen war. In großen Kreisen ließ er den Besen nach unten sinken und sie landeten schließlich sicher auf einem Stück Wiese, weit genug von den Blumenrabatten, Gemüsebeeten, Zierkürbissen und Gartenhäuschen entfernt.
Jenny war noch ein wenig wacklig auf den Beinen, als sie von dem Besen herunter gestiegen war, und nahm Sirius an der Hand.
"Dann lass uns mal sehn, in welchem der Gartenhäuschen wir heute die Nacht verbringen", lachte sie glücklich.
"In dem erst' besten, gleich da vorne", antwortete Sirius und deutete auf eine kleine Hütte nicht weit von ihnen entfernt.
"Du spinnst ja wohl komplett, Sirius Black", gab sie zurück, "meinst du ich hab alle Mühen auf mich genommen, um die Nacht zwischen Schubkarren und Gießkannen in einem mickrigen Schuppen zu verbringen?"
"Gut, wie du willst", antwortete er und grinste, "ich glaube, die da vorne ist schon etwas geräumiger."
"Weißt du, dass manche Leute ihre Häuschen in ihrem Schrebergarten besser ausstatten, als ihre Wohnzimmer?", erzählte Jenny.
Dann zog sie Sirius an näher zu sicher heran und küsste ihn. "Es ist... unsere erste Nacht... miteinander", flüsterte sie ihm ins Ohr, "also lass uns das perfekte Häuschen finden!"
