Ein leises Plopp riss Sirius hoch. "Vater!" Er starrte wie gelähmt auf den großen Mann, der plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht war.

Jenny erhob sich mit zitternden Knien. Die Jacke rutschte von ihrer Schulter und fiel zu Boden. Mit weit aufgerissenen Augen verfolgte sie, wie der Unbekannte in die Tasche seines schwarzen Umhangs griff und seinen Zauberstab zückte.

"Du wagst es, dich den Anordnungen deines Vaters zu widersetzen!", schrie er Sirius an.

"Wir lieben uns, Vater", beteuerte dieser, "bitte, lass sie gehen."

"Crucio!", schrie der ältere Zauberer und schleuderte einen gewaltigen Fluch auf den Jüngeren. Dieser brach, am ganzen Körper zuckend zusammen; so als würde er von innen heraus verbrannt.

"Du unwürdiger Wicht!", tobte der Alte, "wie kannst du die Ehre der Familie mit einem solchen Blutsverrat besudeln!"

"Bitte, Vater...", bettelte Sirius, zusammen gekrümmt am Boden liegend, "lass uns..."

"Schweig!", brüllte sein Vater und erhob den Zauberstab erneut gegen seinen Sohn.

"Nein!", schrie nun Jenny und stürzte auf den Zauberer los, "sie dürfen im nicht noch einmal wehtun...!"

"Avada Kedavra!" Eine grüne Stichflamme schoss aus seinem Zauberstab auf das Mädchen zu, das leblos zusammenbrach und dumpf auf den Boden aufschlug.

"Neeeeeeiiiiinn!", schrie Sirius und stürzte zu ihr hin, als wolle er ihren Körper vor weiteren Angriffen schützen.

Noch ehe Sirius erkannte, dass er nur noch ihren toten Körper in den Armen hielt, disapparierte sein Vater und war verschwunden.

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Der Anblick ihres jugendlichen Körpers hatte all seine magische Schönheit verloren und Sirius hatte das plötzliche Gefühl, versagt zu haben, weil er sie in ihrer Verletzlichkeit nicht hatte schützen können.

Eine ganze Weile hielt er sie nur in seinen Armen, dann hob er sie auf seine Schulter und machte sich auf den Weg zurück in die Stadt. Ihr Körper lastete schwer auf seinen Schultern, doch Sirius hielt das aus. Es war das letzte, was er für sie tun konnte und er würde sie wieder zurück bringen.

Langsam senkte sich die Nacht über dem Land und um Sirius kehrte Ruhe ein, doch in seinem Herzen tobte ein Sturm, der ihm die Kraft gab, weiter zu gehen. Er wartete auf Tränen, doch er konnte nicht weinen, noch nicht.

Endlich erreichte er die Hauptstraße. Einige Wagen wichen ihm aus, als er versuchte, ein Auto anzuhalten. Dann endlich ein Blaulicht, Martinshörner zerrissen die Stille wie Heuler und abrupt war er zurück in der Welt, aus der sie beide gekommen waren.

Man nahm ihm den Leichnam aus den Händen und schob ihn in einen Polizeiwagen. Der Beamte war freundlich, man bot ihm warmen Kaffee aus einer Thermoskanne an. In einem engen Raum eines unbedeutenden Dorfreviers stellten sie ihm Fragen über Fragen, doch in ihren Ohren machten alle Antworten keinen Sinn.

Gerade als sie ihm den Haftbefehl vorlasen, wurden sie von zwei Angestellten des Zaubereiministeriums unterbrochen, die ihn nach einem kurzen Wortwechsel mit dem Dienststellenleiter der Muggelpolizei mit sich nahmen. Weitere Verhöre folgten und erst der "Prior Incantado"-Spruch bewies, dass Sirius keine Schuld an dem Mord hatte.

Erst spät in der Nacht ließen sie ihn gehen, und Sirius war dankbar, dass James und seine Eltern auf ihn warteten und ihm für die nächsten Tage einen Zufluchtsort gaben.