Das hier ist die überarbeitete Version!


Complicated

2

+In den Drei Besen+

„Mich wundert es, dass die Kimmkorn noch nicht bei euch auf der Matte gestanden ist. Normalerweise ist sie doch sonst immer sofort zur Stelle, wenn man sie am wenigsten gebrauchen kann. Wisst ihr, manchmal glaube ich sogar ernsthaft sie hat unseren Kamin angezapft", meinte Zoe, und legte nachdenklich einen Finger ans Kinn.

„Keine Sorge, Zoe", antwortete Harry, und stürzte den Rest seines Feuerwhiskys in einem Zug hinunter. „Unsere Liebe Rita Kimmkorn ist schon auf dem Weg - leider. Aber zu erst….

+drei Jahre zuvor+

..… beginnen Roger und ich mit der Befragung aller für diesen Mordfall relevanten Zeugen. Und das sind eine Menge.

Als ich Minerva nach Megans Sturz auf der Treppe gefragt habe, hat sie leider gesagt, dass sie den Vorfall nichts selbst beobachtet hat. Sie ist lediglich kurz danach hinzugekommen, und hat Megan in den Krankenflügel gebracht. Zu Schade, ich hätte Minervas Aussage mehr Glauben geschenkt als irgendjemandem sonst, aber da kann man nichts machen. Jetzt muss ich mit den Schülern vorlieb nehmen, die bei dem Sturz dabei waren.

Minerva hat uns zwei Klassenzimmer im zweiten Stock zur Verfügung gestellt, damit wir in aller Ruhe die Zeugen befragen können. Abby und Hunt sind unterdessen unten in den Kerkern, und untersuchen die Spuren, die sie an der Leiche gefunden haben.

Roger hat die Ehre die eine Hälfte der Schüler zu befragen, während ich die Andere übernehme. Natürlich hätte ich ihn auch allein die ganze Arbeit machen lassen können, immerhin bin ich der Boss, und er muss tun, was ich sage, aber obwohl ich Zeugenbefragungen nicht besonders gerne übernehme, wollte ich mir dieses Mal doch selbst ein Bild von Megans Freundeskreis machen. Also sitze ich jetzt, mit einer magischen Feder auf einem Protokollpergament neben mir, einem zierlichen Mädchen mit blonden Locken gegenüber.

„Also Kim, du warst Megans beste Freundin?", frage ich freundlich, und die Kleine, die nervös auf ihrem Stuhl sitzt, nickt schüchtern.

Den ganzen Zirkus mit Tisch, zwei Stühlen und am Besten noch eine Lampe, um dem Zeugen richtig fies ins Gesicht zu leuchten, ist für eine andere Liga von Verdächtigen vorgesehen. Zur Abschreckung bringt das sogar meistens tatsächlich was, und wenn nicht, dann muss man noch eine Etage höher greifen. Mein alter Vorgesetzter Gibbs hat mir da einige äußerst wirkungsvolle Methoden beigebracht.

Bei Kim ist so etwas aber wie gesagt gar nicht nötig, die Kleine ist so bleich, dass ich beinahe Angst habe, dass sie mir vom Stuhl kippt. Sie kommt ganz bestimmt nicht auf die Idee mich anzulügen. Der Tod ihrer besten Freundin scheint sie wirklich ziemlich mitgenommen zu haben.

„Ja, das war ich. Wir kannten uns seit unserem ersten Tag in Hogwarts, und wir waren sofort die besten Freunde. Sie war wie eine Schwester für mich und wir konnten über alles reden. Ich kann noch gar nicht glauben, dass sie tot ist…"

Ihre Stimme versagt, und als sie abbricht, sieht sie zu Boden.

„Du wusstest doch sicher von dem Gerücht, dass sie eine Affäre mit Professor Snape gehabt haben soll, nehm ich an?"

Kim sieht mich an. „Ja, aber das ist kein Gerücht, ich habe ihr geglaubt."

Für einen kurzen Moment frage ich mich, ob ich in der letzten Klasse auch so naiv gewesen war. Mit Sicherheit nicht.

„Hatte Megan einen Freund?"

„Ja, Luther Waisfield aus Slytherin. Sie waren ein halbes Jahr zusammen, bis Megan vor etwa einer Woche Schluss gemacht hat."

„Sie hat sich von ihm getrennt?", frage ich verblüfft.

„Ja", bestätigt Kim.

Also wenn meine Freundin das Gerücht verbreitet hätte, sie wäre mit unserem Professor im Bett gewesen - egal mit welchem - dann hätte ich ihr hochkant den Laufpass gegeben.

„Was kannst du mir über Luther Waisfield erzählen?", frage ich.

„Nicht viel, wie schon gesagt, er ist in Slytherin. Er ist der Sohn des Quidditchspielers Peter Waisfield von den Holyhead Harpies. Megan hat sich meist mit ihm allein getroffen, aber so weit ich ihn kenne, finde ich ihn ziemlich arrogant."

Langsam bekomme ich den Eindruck, dass Megan ihren Freund loswerden wollte und diese Gerüchte nur deshalb in die Welt gesetzt hat.

„Du warst dabei, als Megan auf der Treppe gestürzt ist. Kann es vielleicht sein, dass sie jemand gestoßen hat?"

Kim sieht mich geschockt an. Sie hat wirklich ein geradezu unschuldiges Gemüt.

„Nein, warum sollte jemand so etwas tun? Wir kamen gerade mit den Slytherins aus Verwandlung und wollten in die Kerker runter. Megan hat nicht auf die Stufen geachtet und ist gestürzt."

Ich denke nicht, dass es ziemlich viel Sinn hat mir diesen Mordfall weiter durch Kims rosarote Brille anzusehen. Vielleicht habe ich mit dem nächsten Zeugen mehr Glück. Außerdem gibt es ja immer noch Roger.

„Ich danke dir Kim, du hast mir wirklich sehr geholfen. Du kannst jetzt wieder in deinen Unterricht zurück gehen."

Kim nickt noch ein letztes Mal, dann steht sie auf, und verlässt ohne ein weiteres Wort das Klassenzimmer.

# # #

Vier Zeugen später bin ich immer noch nicht schlauer, als zuvor. Kims rosaroter Sicht der Dinge ist noch eine vor Neid giftgrüne, und mehrere vollkommen desinteressierte, farblose hinzugekommen. Niemand, abgesehen von dieser entzückenden jungen Dame mit den kurzen, roten Haaren, der ich das aber nicht wirklich zutraue, schien ein Interesse daran gehabt zu haben, Megan umzubringen. Sie war meist freundlich zu allen, wenn auch nicht unbedingt hilfsbereit, aber an Sonsten gut in der Schule, und bis auf die Tatsache, dass sie wohl geheime Fantasien für Snape gehegt hat, durchaus bei Verstand. An diesen Gerüchten ist definitiv mehr dran, auch wenn ich noch nicht weiß wie viel mehr genau.

Auf meiner Liste stehen jetzt noch eine Klassenkameradin von Megan, und anschließend noch der ominöse Luther Waisfield, bei dem ich mittlerweile gewisse Parallelen zu Draco Malfoy ziehen kann, jedenfalls was den Status Einzelkind und Alleinerbe betrifft. Hoffentlich haben Abby und Hunt nachher ein paar handfestere Hinweise für mich.

Die Tür geht auf, und die nächste Schülerin kommt herein. Sie hat lange, glatte, schwarze Haare und im Gegensatz zu allen anderen vorher, macht sie selbstbewusst die Tür hinter sich zu, und geht beinahe gelangweilt zu dem Stuhl. Sie setzt sich lässig hin, und schlägt die Beine übereinander.

„Du bist…", ich werfe einen Blick auf meinen Notizblock, „Anna Mae Lamb."

Sie nickt nur.

„Warst du eng mit Megan Burke befreundet?", frage ich und schlage ebenfalls die Füße übereinander, während ich meine magische Feder wieder auf den Stapel Pergament stelle.

„Nun ja, ich würde nicht unbedingt sagen, dass wir befreunde waren. Ich bin seit diesem Jahr Kapitän der Cheerleader von Ravenclaw und deswegen hat sie mich ihre Hausaufgaben abschreiben lassen und war immer nett und freundlich zu mir, weil sie in die Mannschaft wollte. Sie hatte ja eigentlich eine gute Figur, aber sie war nicht besonders sportlich und seit ich ihr gesagt habe, dass sie das mit dem Quidditch vergessen kann, war ich Luft für sie. Sie hat sich nur bemüht nett zu sein, wenn sie etwas haben wollte, und da sie ja nicht wusste, wen sie brauchen könnte, hat sie versucht niemandem in die Quere zu kommen."

Na hoppla. Da sind ja mal ganz andere Töne, die ich hier von Anna zu hören bekomme, und ich muss sagen, dass ich das, was sie zu sagen hat, äußerst interessant finde.

„Du scheinst nicht gerade eine hohe Meinung von ihr gehabt zu haben", stelle ich fest und verschränke die Arme vor der Brust.

Anna zuckt mit den Schultern. „Meine beste Freundin war sie mit Sicherheit nicht. Aber hey, ich hatte kein Motiv sie umzubringen", ergänzt sie schnell, und hebt abwehrend die Hände.

Ich grinse. „Natürlich nicht, dass ist hier auch kein Verhör, sondern eine Befragung. Du hast doch sicher von dem Gerücht gehört, die es bezüglich Megan und Snape hab? Professor Snape…", korrigiere ich schnell, aber der Faux pas ist nicht mehr rückgängig zu machen.

„Sie scheinen Snape auch nicht sonderlich zu mögen, hab ich Recht?", fragt sie hinterlistig und grinst mich wissend an.

Die Kleine ist gut, ich sollte ihr eine Laufbahn als Auror vorschlagen. Als Nachfolgerin von Rita Kimmkorn wäre sie aber bestimmt auch nicht schlecht.

„Ich stelle hier die Fragen, klar? Also, was ist jetzt mit dem Gerücht?"

„Natürlich hab ich davon gehört, jeder in Hogwarts, der nicht taub oder schwerstens hörgeschädigt war, hat davon gehört. Ob da allerdings was dran ist, kann ich Ihnen nicht sagen, aber ich würde es Megan und auch Snape zutrauen, dass sie was miteinander hatten. Und außerdem gab es da ja auch noch die Geschichte an Halloween."

Ich sehe Anna fragend an, als sie nicht weiter spricht. Anscheinend denkt sie ich weiß worauf sie anspielt. Doch dummerweise habe ich keine Ahnung.

„Was? Das hat Ihnen noch niemand erzählt? Oh Mann, entweder haben Sie sich die falschen Zeugen rausgesucht oder Sie stellen die falschen Fragen", meint sie verständnislos und dabei sieht sie mich an, als würde sie ernsthaft an meiner Intelligenz zweifeln. Dieses kleine Biest.

„Das lass mal meine Sorge sein", antworte ich mit einem geradezu freundlichen Lächeln. „Was war an Halloween?"

„Snape hat Megan angefasst. Sie und Sue hatten im Unterricht Zettelchen geschrieben", Anna verdreht die Augen, „und als Snape es gemerkt hat, und ihr den Zettel abnehmen wollte, hat sie ihn in die hintere Tasche ihres Rockes geschoben. Snape hat es sichtlich Spaß gemacht, seine Hand langsam von ihrer Hüfte, unter ihren Umhang und zu ihrem Hintern gleiten zu lassen. Er hat den Zettel dann einfach in Flammen aufgehen lassen und ihr nicht mal Nachsitzen gegeben. Anscheinend war er froh, dass sie ihm keine geklebt hat."

Das ist ja interessant, die alte Fledermaus hat tatsächlich eine Schülerin angefasst. Ich bin gespannt ob es versuchen wird es zu leugnen, wenn ich ihn nachher darauf anspreche.

„Was kannst du mir über Megans Freund, Luther Waisfield, erzählen?"

„Er ist in Slytherin, was soll ich ihnen da noch groß erzählen? Megan hat vor einer Woche mit ihm Schluss gemacht. Ich glaube sie war nur mit ihm zusammen, weil sein Vater berühmt ist."

Diese Kleine gefällt mir, ich liebe Zeugen die radikal die Wahrheit sagen.

„Was ist mit Megans Sturz von der Treppe? Hast du was gesehen?"

Leider schüttelt Anna den Kopf. „Nein, ich war ein paar Meter hinter ihr. Ich hab nur gesehen, wie sie gefallen ist."

Zu schade.

„Okay danke. Du kannst gehen."

Während Anna aufsteht und das Klassenzimmer verlässt, gehe ich in Gedanken noch einmal das durch, was ich in den letzten beiden Stunden alles erfahren habe, und ich komme nicht umhin mir meinen Hauptverdächtigen bereites auszusuchen. Snape. Wenn er wirklich was mit Megan hatte, dann hatte er ganz klar ein Motiv.

Noch ein Zeuge.

# # #

„Dein Name ist Luther Waisfield."

Der Junge nickt, und rein vom Aussehen her war ich mit Einzelkind und Alleinerbe gar nicht mal so verkehrt.

„Du warst Megans Freund?"

Wieder ein Nicken.

„Erzähl mir von ihr", fordere ich ihn auf, aber er zuckt nur schwach mit den Schultern.

„Ich kann noch gar nicht glauben, dass sie tot ist", antwortet Luther leise und schaut zu Boden. Entweder das Ganze nimmt ihn wirklich ziemlich mit oder er ist ein hervorragender Schauspieler. Ich will ihn schon noch einmal auffordern, weiter zu reden, aber nach einer kurzen Pause spricht er tatsächlich von selber weiter.

„Sie war immer so liebenswürdig und hilfsbereit und es gab niemanden, der sie nicht gemocht hat. Warum sollte sie jemand umbringen?"

„Um das herauszufinden, bin ich hier", versichere ich ihm. „Wie lange wart ihr zusammen?"

„Ein halbes Jahr etwa."

„Wer hat Schluss gemacht?", will ich wissen.

„Megan. Wissen Sie, es gab da diese Gerüchte…"

„Sie wäre mit Snape im Bett gewesen", helfe ich nach und Luther nickt wieder.

„Genau."

Ich hasse diese Art von Zeugen. Man muss ihnen wirklich alles aus der Nase ziehen. Aber die Taktik ist raffiniert. Wenn man nichts sagt, kann man sich auch nicht versehentlich verplappern.

„Und steckt da mehr dahinter?"

„Ich glaube - ich glaube das Schwein hat sie erpresst."

„Bitte?", frage ich verdutzt. Ich kann nicht anders. Warum sollte Snape Megan erpressen? Und vor allem womit? Jetzt bin ich aber gespannt.

„Nun ja, es war kein Geheimnis, dass Megan auf Snape stand. Ich hab das nicht ernst genommen. Das war Wunschdenken. Ich meine, seien Sie ehrlich, was sollte Snape an Megan finden?"

Jetzt bin ich wirklich neugierig. Die Frage lautet meiner Meinung nach eher, was Megan an Snape finden sollte.

„Ich glaube Snape hat mit ihr geschlafen, als sich ihm eine günstige Gelegenheit geboten hat. Und dann hat er sie fallen gelassen. Vermutlich hat Megan versucht sich zu rächen und deswegen diese Gerüchte verbreitet. Er hätte seinen Posten verloren, wenn jemand die Wahrheit herausgefunden hätte."

Von der Seite hab ich das Ganze noch gar nicht betrachtet, wahrscheinlich weil ich dafür hätte vorrausetzen müssen, dass dieses Mädchen tatsächlich in Snape verknallt war, und das kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen. Ich finde es hochinteressant was mir dieser Junge hier erzählt, aber wie ich es auch drehe und wende, ich habe immer noch nichts weiter als Vermutungen.

„Was war mit Megans Sturz auf der Treppe? Du warst doch auch dabei, oder?", will ich wissen.

„Ja. Sie stand an dem Tag ziemlich neben sich, ich denke sie hat eine Stufe übersehen und ist gefallen."

Einen Moment lang sieht er mich an, doch dann scheint ihm wieder einzufallen, dass er den betroffenen Ex-Freund mimen muss.

„Ich glaub das alles noch nicht", sagt er rau und sieht zu Boden.

Irgendwas gefällt mir an dem Jungen nicht.

# # #

Fürs Erste sind wir mit den Befragungen fertig, die Lehrer kommen später an die Reihe. Jetzt will ich erst mal wissen, was meine gute Abby für mich hat, dann sehen wir weiter. Ich hab das bestimmte Gefühl, dass sie etwas herausgefunden hat, irgendwie hab ich ein Talent dafür immer genau zu wissen, wann Abby etwas findet, das mir mein Monatsgehalt rettet. Ohne sie würde ich echt Probleme bekommen.

Nach den Befragungen wollten wir uns wieder alle im ersten Stock treffen, um die Lage zu besprechen und genau dahin bin ich gerade auf dem Weg, als etwas in der Tasche meines Umhangs vibriert. Mein Zauberspiegel. Wahrscheinlich ist es Singer, er hat die Nerv tötende Angewohnheit immer genau dann nach dem Stand der Ermittlungen zu fragen, wenn ich selber noch gar nichts weiß, und das kommt meistens nicht gut an. Es könnte aber auch Roger sein, der sich fragt wo ich bin, und keine Lust hat mich im ganzen Schloss zu suchen.

Als ich den silbernen, ovalen Spiegel aus meiner Tasche ziehe und aufklappe, muss ich, wie immer, wenn ich das Ding in der Hand habe, an ein Muggel Handy denken, nur dass unsere Zauberspiegel keinen Klingelton haben. Eigentlich schade.

Im oberen Teil des Spiegels erscheint Singers Gesicht.

„Potter - haben Sie schon eine heiße Spur?", fragt er in seiner üblichen, unfreundlichen Art.

„Nicht direkt, Sir…", beginne ich, werde aber prompt unterbrochen. Wie immer hat er mich genau dann erwischt, wenn ich noch keine Ahnung habe, was ich ihm erzählen könnte.

„Was heißt hier nicht direkt? Ich habe gesagt ich möchte den Fall am Sonntagmorgen auf meinem Schreibtisch liegen habe, geklärt, verstanden, Potter?"

„Selbstverständlich, Sir."

„Rita Kimmkorn wird in 5 Minuten bei Ihnen sein, ich will, dass Sie ihr einen ausführlichen Bericht geben, und passen Sie ja auf was Sie sagen, aber um Merlins Willen reden Sie mit ihr. Sonst steigt mir der Tagesprophet aufs Dach."

„Ja, Sir, selbstverständlich", antworte ich artig.

„Sie informieren mich sofort, wenn Sie mit ihr geredet haben, verstanden?", befiehlt Singer.

„Ja, Sir."

„Gut."

Damit verzerrt sich das Bild, verschwimmt, und mein geliebter Chef verschwindet aus dem Zauberspiegel.

Das hat mir gerade noch gefehlt, Rita Kimmkorn hier in Hogwarts, in 5 Minuten. Ich muss all meine Willensstärke aufbringen, um umzudrehen und in Richtung Eingangshalle zu gehen. Ich lege meine Hand auf den Spiegel und einen Moment später erscheint Rogers Bild darin.

„Was gibt's Boss?", fragt er.

„Kimmkorn ist im Anmarsch, ich komme 10 Minuten später."

„Willst du nicht erst zur Besprechung kommen? Du weißt doch noch gar nicht was Abby Schönes für dich hat", meint Roger verwundert, und ich sehe ihn mit einem Grinsen an.

„Ich denk ja nicht im Traum daran. Glaubst du, ich sag der Kimmkorn irgendwas Wichtiges? Sie ist selber Schuld, wenn sie unbedingt jetzt mit mir sprechen will."

Roger grinst, als bei ihm der Sickel fällt. Dann verschwindet sein Bild aus dem Spiegel.

# # #

Ein paar Minuten später komme ich gerade die große Treppe in die Eingangshalle hinunter und meine Lieblingsreporterin steht schon neben Minerva in der Halle.

„Oh, hier hat sich gar nichts verändert. Ich war schon lange nicht mehr in Hogwarts. Wie lange ist es jetzt her? Oh, es muss am Trimagischen Turnier gewesen sein, genau."

Minerva sieht aus, als würde sie sie am liebsten umbringen oder in ein kleines, schleimiges Etwas verwandeln, und auch wenn mir dieser Gedanke unheimliche Freude bereitet, würde mich Singer wahrscheinlich umbringen, wenn ich das zulassen würde.

Als mich Kimmkorn die Treppe hinunter gehen sieht, breitet sich ein fieses Grinsen auf ihrem Gesicht aus, von dem sie wohl glaubt, dass es anzüglich aussehen soll. Mittlerweile hat sie es mit jeder Taktik ein Mal versucht, aber ich frage mich ernsthaft ob sie wirklich noch glaubt, dass sie irgendwann Erfolg haben könnte.

„Oh Harry Potter, lovely. Direktor Singer hat mir gar nicht gesagt, dass Sie diesen Fall übernommen haben."

Ich glaube ihr kein Wort. Sie wusste ganz genau, dass ich hier bin. Wenn nicht, hätte sie ja auch ihre nervige Kollegin Carla schicken können, aber das hat sie Angesichts meiner Gegenwart wohl nicht übers Herz gebracht. Es scheint so was wie Sport für sie zu sein, mich zu nerven.

„Guten Tag, Miss Kimmkorn. Ich habe Anweisung, mit Ihnen über den Fall zu reden, damit Sie einen Artikel für den Tagespropheten schreiben können."

„Ja, wirklich? Sehr gut, Mister Potter. Also dann, wo können wir in Ruhe reden?"

„Wir werden genau hier bleiben. Ich lasse Sie nicht hier in Hogwarts herumlaufen, damit Sie sämtliche Schüler, die Ihnen über den Weg laufen, befragen, und vermutlich noch wichtiges Beweismaterial zerstören. Also, ich nehme an, Sie kennen das Spiel. Fragen Sie - ich antworte."

So hat das bis jetzt eigentlich immer am Besten funktioniert, ich bin ziemlich redegewandt wenn ich will und meistens schaffe ich es, ihr mit geschickten Antworten eigentlich überhaupt keine Informationen zu geben. Sie liebt mich dafür.

„Oh gut. Gut, gut", antwortet sie, aber sie klingt nicht besonders glücklich, während sie an ihrer lächerlichen Krokodillederhandtasche herumnestelt und einen Block und ihre widerliche, ätzende, giftgrüne Flotte-Schreibefeder heraus zieht, kurz an der Feder nuckelt und sie dann auf das Pergament setzt.

Oh Merlin, sie sieht wirklich sauer aus.

„In Ordnung, Mister Potter, dann legen wir los, wie? Ähm, was genau ist hier vorgefallen?"

Auf die Frage werde ich antworten müssen.

„Es gab einen Mord", sage ich charmant, aber das war auch schon alles was ich darauf antworte. Wenn sie mehr wissen will, soll sie fragen. Kimmkorn sieht mich an, als würde sie mich am liebsten in der Luft auseinander nehmen, aber an Sonsten ist sie ihr Nerv tötendes Selbst.

„Oh, oh, ja ähm, ja sehr gut. Wer wurde ermordet?"

„Eine Schülerin der 7. Klasse, Megan Burke."

Ich bin mir sicher sie würde sich wünschen, dass ich mal zwei Sätze hintereinander sage, aber den Gefallen tue ich ihr vorerst nicht. Ich grinse nur auf ihren ärgerlichen Gesichtsausdruck hin. Wie schon gesagt, sie liebt mich dafür.

„Oh, Mister Potter, lassen Sie sich doch nicht alles aus der Nase ziehen. Sie wissen ganz genau, dass Sie mir auf alle meine Fragen antworten müssen. Sie haben einen Befehl von Singer. Tun Sie uns beiden einen Gefallen und erzählen Sie mir was hier passiert ist, dann sind Sie mich in 5 Minuten wieder los."

Das ist zugegeben eine verlockende Aussicht, aber es macht einfach viel zu viel Spaß sie zu ärgern.

„Also, haben Sie schon einen Verdächtigen?", fragt sie gelangweilt.

„Nein, den habe ich noch nicht. Wir sind seit 4 Stunden hier, wir haben gerade mal die Spuren am Tatort gesichert, und ein paar von Megan Burkes Freundinnen befragt. Wir haben noch keinen Verdächtigen und auch keine eindeutigen Spuren. Sie sind 5 Minuten zu früh gekommen."

„Oh Mister Potter, das glaube ich Ihnen nicht. Sie müssen doch irgendeinen Verdächtigen haben, oder?"

Natürlich habe ich den, aber das binde ich der nicht auf die Nase.

„Nein, tut mir Leid", entgegne ich so überzeugend wie möglich.

Ich schiele verstohlen zu der giftgrünen Schreibefeder, die übers Papier gleitet, als würde ich hier gerade meine Memoiren zum Besten geben. Wie gerne würde ich dieses Ding in Flammen aufgehen lassen…

„Oh gut, gut, ähm, was für ein Team haben Sie dabei?"

„Abbigail Fox, Loren Hunt und Roger Wright."

„Oh, Abbigail Fox, das ist doch diese junge Kleine, die Snape seinen Titel als jüngsten Zaubertrankmeister abgenommen hat, nicht wahr?", fragt Kimmkorn, obwohl sie genau weiß, dass es so ist. Vermutlich hört sie sich einfach gern reden.

„Ja, aber wagen Sie es nicht eine Story daraus zu stricken."

„Oh, oh nein, niemals. Das würde ich doch nie tun. Aber Mister Potter, wieder zurück zu unserem Fall, nicht?", fragt sie lachend und hebt ihre Hand mit ihren knallroten, langen Fingernägeln.

„Es ist mein Fall, Kimmkorn", stelle ich ungerührt klar.

„Wie auch immer", antwortet sie gedehnt. „Was haben Sie für Spuren am Tatort gefunden? Und wie ist die Schülerin ermordet worden?"

„Genaues kann ich Ihnen leider noch nicht sagen, aber wir vermuten, dass sie vergiftet wurde. Am Tatort wurden lediglich die Leiche und ein paar Glasscherben, von dem Glas in dem sich das Gift befand, gefunden."

„Haben Sie schon Fingerabdrücke gefunden?"

„Bis jetzt noch nicht, meine Mitarbeiter sind gerade dabei."

„Also gut Mister Potter, Sie haben wirklich noch keinen Verdächtigen? Das kann ich mir bei einem Auror von ihrer Qualität gar nicht vorstellen", fragt Kimmkorn hinterlistig und grinst.

„Meine Qualität in allen Ehre, nein."

„Oh, Sie müssen doch eine Ahnung haben, ich sehe es Ihnen an, Harry. Sie wissen wer die Schülerin umgebracht hat. Kommen Sie schon, teilen Sie ihr Wissen mit mir und meinen Lesern."

„Miss Kimmkorn, ich sage es Ihnen noch ein Mal, ich habe keinen Verdächtigen. Es ist richtig, dass ich einen ersten wagen Verdacht habe, aber ich will niemanden aufschrecken und deswegen mache ich dazu vorläufig keine Angaben. Ich versichere Ihnen jedoch, dass wir den Fall bald gelöst haben werden, und jetzt verschwinden Sie hier und schreiben Sie Ihren verdammten Artikel."

Kimmkorn presst ihre rot geschminkten Lippen zusammen. Sie weiß, dass ich ihr nichts mehr sagen werde. Wir hatten diese Unterredung schon ein Mal. Ich sagte sie soll gehen, sie hat es nicht getan, und ihr Notizblock ist auf unerklärliche Weise in Flammen aufgegangen. Für sie war die ganze Geschichte mindestens genauso unangenehm wie für mich, sie hatte keinen Artikel, den sie schreiben konnte, und ich habe eine Verwarnung bekommen.

Aber das war es Wert.

„Na gut, na gut Potter, Sie wollten es ja nicht anders", droht sie und nimmt ihren Notizblock aus der Luft.

„Miss Kimmkorn, ich habe alle Fragen beantwortet, die Sie mir gestellt haben. Ich bitte Sie nun, lassen Sie mich meine Arbeit machen, dann ist der Fall morgen Abend gelöst."

„Nun gut Potter. Ich wünsche Ihnen noch viel Glück bei Ihrer Arbeit. Ich werde meine mit Sicherheit gewissenhafter erledigen, als sie die ihre."

Damit nimmt sie ihre Schreibefeder ebenfalls aus der Luft, steckt Feder und Block in ihre widerliche Krokodillederhandtasche, grinst, macht auf dem Absatz kehrt und verschwindet durch die Eingangstür.

„Sehr gut Harry, ich danke dir, dass du diese… Person, nicht in meinem Schloss herumlaufen hast lassen. Ich bitte dich, klär diesen Mord auf, es ist sowieso schon alles sehr, sehr unangenehm für Hogwarts", sagt Minerva, die Kimmkorn nicht eine Minute aus den Augen gelassen hat.

„Ich verspreche es dir Minerva. Morgen Abend sitzt der Mörder von Megan Burke in Askaban."

„Gut, gut Harry. Dann will ich dich nicht von deiner Arbeit abhalten. Ich bin sicher, du hast wichtige Beweise, denen du nachgehen musst. Ich wünsche dir viel Glück."

Das werde ich auch brauchen können, denn Kimmkorns letzte Worte haben sich überhaupt nicht gut angehört.

tbc.