Das hier ist die überarbeitete Version!
Guilty
3
Als ich kurz darauf in dem Klassenzimmer im 3. Stock, das Minerva uns für unsere Ermittlungen zu Verfügung gestellt hat, ankomme, treffe ich mein gesamtes Team dort an, in eine hitzig Diskussion vertieft.
„Und ich sage Ihnen, wir sollten sofort mit dem Verhör beginnen", sagt Hunt an Roger gewandt. „Wir haben seine Fingerabdrücke, das ist Beweis genug. Sie wissen doch genau, dass Papillarlinien einmalig sind."
Roger steht mit verschränkten Armen an einem der Tische, und Abby, die seine Haltung imitiert, steht neben ihm. Sie sehen beide etwas genervt aus, und daraus schließe ich, dass Hunt bereits sie Minuten auf sie einredet, und wieder einmal versucht, den Boss zu spielen. Ich weiß schon warum ich diese Frau nicht leiden kann, sie stört die Harmonie in meinem Team!
„Natürlich weiß ich das, Hunt, aber Sie leiten hier nicht die Ermittlungen, das macht immer noch Harry."
„Gut, dass wir in diesem Punkt einer Meinung sind", sage ich, und erst jetzt bemerken meine Kollegen, dass ich das Zimmer betreten habe.
Hunt, die gerade dabei war voll in Fahrt zu kommen, verstummt und presst die Lippen aufeinander. Roger grinst nur und wirft mir einen dankbaren Blick zu. Abby scheint sich von Hunt heute besonders angegriffen gefühlt zu haben, denn als sie mich sieht, tippelt sie mit ihren Plateauabsätzen auf mich zu und fällt mir um den Hals.
„Harry!"
Ich schüttle nur mit einem Grinsen den Kopf, als sie mich wieder los lässt. Abby ist manchmal wirklich nicht ganz dicht, aber vermutlich ist sie gerade deshalb so liebenswürdig.
„Also gut, alles der Reihe nach. Regt mich bitte nicht auf, ich hatte gerade eine zehn minütiges Gespräch mit unserer lieben Rita Kimmkorn hinter mir."
Allein die Erinnerung daran verursacht bei mir Kopfschmerzen und ich greife mir kurz an die Nasenwurzel.
Ich gehe zum Fenster hinüber und öffne es einen Spalt weit, dann lehne ich mich mit dem Rücken an das Fensterbrett. Es ist zwar ziemlich kalt draußen, aber die frische Luft tut unheimlich gut.
„Also Roger, du hattest die andere Hälfte der Zeugen, erzähl mir was."
„Megan Burke war ein ganz normales Schulmädchen, bei allen beliebt, gut in der Schule und hatte eine Affäre nach der anderen, bis sie vor einem halben Jahr mit ihrem Freund Luther Waisfield zusammen kam."
„Luther Waisfield? Ist das nicht der Sohn des Quidditchspielers Peter Waisfield?", fragt Abby aufgeregt und Roger und ich nicken beinahe synchron und in etwa mit dem gleichen nicht vorhandenen Interesse.
„Megan hatte keine Feinde, wenn man einmal von den Leuten absieht, die sie nicht wirklich leiden konnte, aber das wären zu viele, um sie aufzuzählen. Sie hat sich bemüht zu allen nett und freundlich zu sein, aber anscheinend haben mehr Leute ihr Spielchen durchschaut, als sie geahnt hat. Keiner von denen hat allerdings ein Motiv sie umzubringen. Vor einer Woche hat sie mit ihrem Freund Schluss gemacht. Sie hat das Gerücht in die Welt gesetzt, sie hätte eine Affäre mit Snape gehabt, ob das allerdings stimmt, darüber ist sich die Allgemeinheit noch nicht sicher - zutrauen würde man es ihr von mehreren Seiten. Es gab auch einen Zwischenfall im Unterricht, bei dem Snape Megan angefasst haben soll."
„Ja, das habe ich auch gehört", antworte ich. „Luther Waisfield steht noch ziemlich unter Schock, aber er ist sich sicher, dass Megan etwas mit Snape hatte. Er meint, sie hatten einen One-Night-Stand und Snape hat sie fallen lassen. Daraufhin hat Megan die Gerüchte in die Welt gesetzt, sie hätte eine Affäre mit Snape, damit er seinen Posten verliert, und Snape hat ihr gedroht."
Im Grunde haben wir gar nichts.
„Abby, sag, dass du etwas gefunden hast, bitte."
Abby grinst fröhlich. „Natürlich, Harry. Hab ich dich je enttäuscht? Das war eine rhetorische Frage, antworte also lieber nicht drauf. Also, Megan wurde, wie ich schon vermutet hatte, mit einem schnell wirkenden Gift ermordet: Imber Boloxin. Es wirkt innerhalb von etwa zwei Minuten. Die primäre Giftwirkung besteht in der Bildung eines Komplexes mit dem Eisen-III-Zentralion der Cytochrom-Oxidase in den Mitochondrien. Durch die Inaktivierung dieses Enzyms kommt die Zellatmung zum Erliegen, die Zelle kann den Sauerstoff nicht mehr zur Energiegewinnung verwerten und…"
„Abby!", unterbreche ich sie. Von diesen ganzen komischen Ausdrücken bekomme ich noch mehr Kopfschmerzen. „Bitte in einer Sprache, die ich verstehe."
Abby nickt und dann lächelt sie nachsichtig. „Sie ist erstickt", antwortet sie schlicht.
In Gedanken schüttle ich den Kopf. Warum einfach wenn es kompliziert auch geht.
„Danke Abbs. Weiter, bitte."
„Außerdem hat sie einen Schlag mit der Skelewachsflasche auf den Hinterhopf bekommen, der aber nicht zum Tode führte. Ich habe an den Glasscherben auf dem Boden einen roten Fussel gefunden, vielleicht von einem Wollpullover oder einem Schaal und Fingerabdrücke an der Skelewachsflasche und den Glasscherben. Die Scherben waren wahrscheinlich mal ein Glas, etwa 13 cm hoch, 8cm Durchmesser und 2,5 Millimeter dick, das weiß ich aber erst genau, wenn ich es wieder zusammengesetzt habe.
Also, meiner Meinung nach ist es so abgelaufen: Entweder hat Megan geschlafen oder sie hat sich erst gewehrt, nachdem sie das Gift bereits getrunken hatte und bemerkt hat, dass etwas nicht stimmt. Nehmen wir mal an, sie hat geschlafen - was sie meiner Meinung nach auch getan hat, es war schließlich 2 Uhr morgens. Also, der Mörder kam in den Krankenflügel, mit dem Glas mit Gift in der Hand. Imber Boloxin ist ein Pulver, das heißt er muss es in Wasser gelöst haben, was er auch getan hat. So ist Imber Boloxin völlig geschmack-, geruch- und farblos. Er ist an ihr Bett gegangen, und hat ihr das Gift eingeflößt. Dummerweise ist Megan aufgewacht und hat sich gewährt, was ihr aber auch nichts mehr genützt hat, da Imber Boloxin schon in sehr geringen Mengen wirkt. Das Glas ist auf den Boden gefallen und zersplittert. Der Mörder hatte Angst, dass das Geräusch jemanden auf sie aufmerksam machen könnte, und bevor Megan auch noch schreien würde, schlug er sie mit der Skelewachsflasche bewusstlos. Er hat die Flasche auf das Nachtkästchen zurückgestellt und ist gegangen. Zwei Minuten später war Megan tot."
Abby nickt bestätigend und grinst.
So könnte es gewesen sein, aber dann musste der Mörder ein ziemlich abgebrühter Kerl gewesen sein, oder ein totaler Schwachkopf, wenn er Megan vergiftet, dann erschlägt und das ganze Tatwerkzeug am Tatort zurück lässt. Entweder er stand unter Schock, weil er Megan erschlagen hat und nicht, wie vorgesehen, sauber vergiften konnte, und hat nur geschaut, dass er so schnell wie möglich da weg kommt, oder er hat die Flasche und die Scherben absichtlich am Tatort zurückgelassen.
„Und jetzt kommt das Schärfste", erzählt Abby weiter und grinst noch eine Spur breiter. „Die Fingerabdrücke auf den Glasscherben und der Flasche Skelewachs sind identisch, und jetzt halt dich fest, ich hab die Fingerabdrücke bereits mit der Datenbank des Ministeriums verglich und sie gehören Professor Severus Snape."
Interessant.
„Bist du sicher?"
Abby nickt. „Ja, ganz sicher, aber wenn du mich fragst, war er es nicht", meint sie und verschränkt die Arme.
„Also meiner Meinung nach ist er unser Hauptverdächtiger", meint Roger und Hunt nickt ebenfalls.
„Genau das Selbe denk ich auch. Er hatte ein Motiv, es war Gift im Spiel und seine Spuren sind am Tatort."
Abby schüttelt resigniert den Kopf.
„Eben deswegen! Wenn Snape tatsächlich was mit Megan hatte, dann hatte er auch klar ein Motiv, keine Frage, aber wenn er sie wirklich umgebracht hat, dann hätte er keine Spuren am Tatort zurückgelassen. Ich bitte euch, der Mann war Todesser, er war ein Profi - in gewisser Weise. Und außerdem, der Mann ist brillant! Imber Boloxin ist nicht gerade die perfekte Mordwaffe, es gibt bessere Gifte, die man nach kürzester Zeit nicht mehr nachweisen kann, oder die Organversagen auslösen, sodass der Tod vollkommen natürlich wirkt, oder …"
„Abby", unterbreche ich sie erneut und sie verstummt, und sieht mich fragend an. Ich hab wirklich kein Verlangen danach noch mehr zu hören. So wie sie von diesen Giften spricht wird sie mir richtig unheimlich.
„Danke."
Abby versteht den Wink und grinst.
„Aber genau das könnte unser Denkfehler sein", gibt Roger zu bedenken. „Snape könnte sie umgebracht haben und seine Spuren absichtlich am Tatort zurücklassen, um von sich abzulenken. Ihm war klar, dass wir Auroren, egal wen Singer schicken würde, seine Vorgeschichte bestens kennen würden, und wenn er schlampig arbeitet, würde ihn niemand verdächtigt, weil man von ihm einen perfekten Mord erwarten würde."
Abby holt Luft um zu widersprechen, doch dann fällt ihr anscheinend doch nichts mehr ein.
„Okay so könnte es auch gewesen sein", stimmt sie missmutig zu.
„Können wir irgendwie beweisen, dass Snape eine Affäre mit Megan hatte?", will ich wissen, aber Abby schüttelt den Kopf.
„Nein", antwortet sie und als ihr klar wird, dass wir gar nichts haben, macht sie ein gequältes Gesicht.
„Oh Harry, es tut mir so leid. Was wirst du Singer jetzt sagen?"
„Was wohl", entgegne ich missmutig, „dass wir noch nichts konkretes wissen, aber Snape verdächtigen."
„Und wir alle wissen, was dann passiert", antwortet Roger gedehnt, und ich nicke.
Singer mag Snape nicht besonders, und das ist noch maßlos untertrieben. Als einer der älteren Auroren hat er beide Kriege live miterlebt und war einer der Männer, die am liebsten alle Todesser ohne Prozess nach Askaban gesteckt hätten. Doch hinter Severus Snape stand damals Albus Dumbledore und so ging Snape, als einer der wenigen Todesser, nicht ins Gefängnis. Wenn jetzt bekannt wurde, dass er ein Verdächtiger in einem Mordfall war, bei dem das Opfer mit Gift ermordet wurde, würde eine Hexenjagd beginnen, und Singer würde mit der Mistgabel in der Hand vorne weg laufen - dicht gefolgt von Rita Kimmkorn.
„Gut, dass du schon vor unserer Besprechung mit Kimmkorn geredet hast, sonst hätte sie Morgen die Zeitungen mit Mordtheorien und Hetzparolen aufgemischt", meint Abby und da kann ich ihr nur zustimmen.
Aber diesen Gedanken schiebe ich lieber bei Seite. Jetzt interessiert mich erst mal etwas anderes.
„Was war eigentlich vorhin los, als ich reinkam?"
Roger grinst. „Ach, unsere liebe Hunt wollte Snape am liebsten noch heute Abend nach Askaban verfrachten", erzählt er und Hunt sieht mich trotzig an.
„Ich werde niemanden nach Askaban schicken, ehe die Ermittlungen abgeschlossen sind und ich nicht eindeutige Beweise, oder eine Geständnis habe", stelle ich klar, so sehr mir der Gedanken an Snape in einer Zelle auf gefallen würde…
„Und jetzt?", fragt mich Abby.
„Jetzt informiere ich Singer, und du versuchst das Glas zusammen zu setzen."
„Okay, aber vor Morgen früh werde ich damit wohl nicht fertig sein, ich kann es nicht mit einem Reparo wieder ganz zaubern, dabei könnten Spuren zerstört werden", gibt Abby zu bedenken.
„Beeil dich einfach", antworte ich.
Abby nickt und verlässt das Klassenzimmer.
Als sie die Tür öffnet, spüre ich einen eiskalten Luftzug hinter mir und als ich mich daran erinnere, dass das Fenster ja noch offen ist, wird mir schlagartig kalt. Ich drehe mich um, um es schnell zuzumachen, als mein Blick auf einen fetten, hässlichen Käfer fällt, der auf der Fensterbank hockt.
Im ersten Moment will ich das Vieh einfach verscheuchen und das Fenster schließen, doch dann fällt mich auf, was daran nicht stimmt. Ein Käfer im Winter?
Ich sehe genauer hin und bekomme den Schock meines Lebens. Dieses Insekt hat kleine, glitzernde Punkte auf seinen Fühlern, das Selbe Muster, dass Rita Kimmkorn auf ihrer bescheuerten Brille hat!
In einer Kurzschlussreaktion schlage ich mit der flachen Hand nach dem Käfer, erwische ihn aber leider nicht. Der Käfer hüpft zur Seite und grinst. Aus Frust schlage ich noch einmal zu, erwische aber wieder nur den kalten Stein der Fensterbank, und der Käfer spannt seine Flügel. Gerade als er los fliegen will, versuche ich noch mal nach ihm zu greifen, aber er rutscht mir aus der Faust und fliegt davon. Beim Versuch ihn doch noch zu erwischen, falle ich fast aus dem Fenster. Weg ist sie.
„Kimmkorn! Ich warne Sie, ich mach Sie fertig!", brülle ich durch das offene Fenster und fluche leise, als der Käfer außer Sichtweite ist.
Dieser miese, kleine Animagus, wenn sie es wagt, auch nur eine Silbe von unserem Gespräch in ihrem Käseblatt zu drucken, sorge ich dafür, dass sie nicht mal mehr für den Klitterer schreiben wird!
„Verdammt", fluch ich erneut, und als ich das Fenster schließe, und mich umdrehe, sehen mich Hunt und Roger an, als würden sie mich am liebsten sofort in die geschlossene Abteilung überweisen.
„Was?", frage ich verärgert, und sehe die beiden verständnislos an.
„Ähm Harry, bist du in Ordnung? Du hast gerade...", beginnt Roger.
„Ich weiß, was ich gerade getan hab und nein, ich bin nicht durchgedreht. Kimmkorn saß auf dem Fensterbrett."
Hunt schüttelt abfällig den Kopf und verschränkt die Arme vor der Brust. „Was Sie in ihrer Freizeit machen, Potter, ist ihr Problem, aber müssen Sie sich das Zeug auch noch während der Arbeit reinziehen?"
Ich übersehe sie gnädig.
„Roger, ich hab dir doch erzählt, dass die Kimmkorn ein Animagus ist und sich in einen fetten, schwarzen Käfer verwandeln kann. Eben dieser fette, schwarze Käfer saß gerade auf dem Fensterbrett."
„Bist du sicher?", fragt Roger.
„Sind sie jetzt vollkommen übergeschnappt?", fragt Hunt verwirrt.
„Ja - ich meine, nein", antworte ich und als mir klar wird, dass ich vollkommenen Quatsch rede, fange ich noch mal von vorne an.
„Ja, ich bin sicher, dass es Kimmkorn war, und nein, ich bin nicht verrückt. Rita Kimmkorn ist ein nicht gemeldeter Animagus und kann sich in einen fetten, schwarzen Käfer verwandeln. Wenn sie es wagt etwas von dem hier zu drucken, mach ich sie fertig."
„So sehr ich es hasse mit Ihnen einer Meinung zu sein", antwortet Hunt, „wenn das stimmt, und die Klatschtante wirklich morgen irgendetwas von dem hier druckt, dann helfe ich Ihnen."
Wow. Ich darf nicht vergessen, mir diesen Tag im Kalender rot anzustreichen, Hunt und ich waren einer Meinung, das muss für die Nachwelt bewahrt werden.
„Dann wäre das geklärt", antwortet Roger und Hunt und ich nicken.
Sie hat mir tatsächlich zugestimmt, wie unheimlich.
„Hunt, durchsuchen Sie Snapes Büro, Klassenzimmer und seine Lagerräume nach dem Gift und sonstigen Spuren. Sie wissen ja, nach was Sie suchen müssen. Roger, du bringst mir Snape in unser Verhörzimmer und lässt ihn da drin allein sitzen, bis ich komme."
„Weichkochen wird bei dem nicht funktionieren", gibt Roger und ich nicke. Das weiß ich auch - leider.
„Vermutlich nicht, nein. Denk dir was aus, du bist schließlich hier der Verhörspezialist, nicht ich."
Roger nickt und verlässt das Büro, während ich meinen Zauberspiegel aus meinem Umhang ziehe, um Singer zu informieren.
# # #
Zwanzig Minuten später stehe ich mit Roger vor der Tür des Klassenzimmers im zweiten Stock und sehe hindurch. Ich habe die Tür mit einem Durchsichtigkeitszauber belegt, der nur in eine Richtung funktioniert. Snape sitzt völlig gleichgültig auf einem Stuhl und sieht zu Tode gelangweilt an die gegenüberliegende Wand.
Roger hatte Recht, weich kochen funktioniert nicht. Das hatte ich aber auch nicht erwartet.
„Gut, was jetzt?", frage ich Roger und er denk kurz nach.
„Das wird nicht einfach. Wenn der nicht will, sagt er uns gar nichts, jedenfalls nicht, wenn wir bei den legalen Methoden bleiben - und selbst wenn wir das nicht tun, redet er vermutlich trotzdem nicht."
Zu dumm.
„Wir werden wohl hoffen müssen, dass er redet. Wenn er es nicht tut, bitte ich Singer um ein paar Tropfen Veritaserum."
Und wahrscheinlich würde er mir die sogar geben. Er klang vorhin ziemlich zufrieden, als ich ihm gesagt habe, dass wir Snape verdächtigen. Er wird Himmel und Hölle in Bewegung setzen, dass Snape diesmal nach Askaban wandert, dafür verwette ich mein Weihnachtsgeld.
„Also, dann wollen wir mal", sage ich, nehme den Zauber von der Tür, und öffne sie.
Snape grinst höhnisch, während er von seiner Uhr zu mir und Roger sieht.
„Was soll das werden, wenn es fertig ist, Potter? Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen Sie haben versucht mich weich zu kochen."
Arroganter Bastard.
Darauf bekommt er keine Antwort. Ich setze mich so lässig wie möglich an den Tisch, und versuche zu verbergen, dass mir das hier ausgesprochenes Vergnügen bereitet.
„Also Snape, es gab Gerüchte Sie hätten eine Affäre mit Megan Burke gehabt, wie viel Wahrheit steckt da drin?"
Snape zieht in seiner üblichen höhnischen Art eine Augenbraue hoch.
„Sind Sie wirklich schon so schwerhörig Potter? Das habe ich Ihnen doch bereits gesagt. Diese Gerüchte sind erstunken und erlogen."
„Bestreiten Sie auch Megan Burke während einer Unterrichtsstunde angefasst zu haben?", fragt Roger und die Kälte in seiner Stimme steht der Snapes in keinster Weise nach. Ich würde wirklich gerne sehen wer von den beiden am Ende gewinnen würde, wenn sie es drauf anlegen.
„Das muss ich mir nicht anhören", meint Snape abfällig und steht auf, doch bevor er einen Schritt gemacht hat, steht Roger vor ihm, eine Hand bereits in seinem Umhang.
„Oh doch, das müssen Sie."
Snape starrt ihn, als überlege er, ob er es wirklich darauf ankommen lassen sollte, entscheidet sich dann aber dagegen, und setzt sich mit einer gelangweilten Geste wieder hin.
„Ich werde Ihrer Erinnerung etwas auf die Sprünge helfen, Snape. Sie haben Megan Burke während des Unterrichts kurz vor Halloween an den Hintern gefasst, um ihr einen Zettel abzunehmen. Fällt es Ihnen wieder ein?", frage ich zuckersüß und Snape starrt mich kalt an.
„Anders, als meine geschätzten Kollegen, dulde ich keine Kindereien in meinem Unterricht, wie Ihnen noch gut in Erinnerung geblieben sein dürfte, Potter."
„Sie hätten sie auffordern können, den Zettel raus zu geben. Und falls Sie es noch nicht mitbekommen haben, Sie werden hier nicht mehr befragt, sondern verhört, Sie stehen und dem dringenden Verdacht Megan Burke ermordet zu haben", kläre ich ihn auf.
„Das ist vollkommen lächerlich."
„Und was sagen Sie dazu, dass ich Beweise dafür habe? Ich habe ihre Fingerabdrücke auf der Tatwaffe. Zufällig ist Megan vergiftet worden, was nun eindeutig Ihr Spezialgebiet ist. Ganz zu schweigen davon, dass sie ein Motiv haben."
Wieder verzieht er keine Miene, sondern hebt nur eine Augenbraue an. „Ach ja?"
„Ja. Sie hatte einen One-night-Stand mit ihr und als sie mehr wollte, haben Sie sie fallen gelassen. Und nach Meinung meiner Zeugen haben Sie ihr gedroht, als sie diese Gerüchte in die Welt gesetzt hat. Doch sie wollte damit nicht aufhören, sie war in Sie verliebt. Und deswegen musste sie sterben."
Snapes Lippen kräuselten sich zu so etwas ähnlichem, wie einem Grinsen. „Nette Geschichte Potter, die können Sie sich ja merken und dann später mal ihren Kindern erzählen."
„Ja, oder dem Ministerialanwalt. Der wird sie mit Sicherheit auch sehr interessant finden. Also, hatte Sie eine Affäre mit Megan Burke oder nicht?"
„Nein, und ich habe sie auch nicht getötet", antwortet Snape gelangweilt.
In dem Moment klopft es an der Tür und ich drehe mich um. Hunt kommt herein.
„Was ist denn?", frage ich ungehalten und sehe sie verärgert an. Sie weiß genau, dass ich es hasse, bei einem Verhör unterbrochen zu werden.
„Ich dachte, das könnte Sie interessieren", sagt sie und hält ein kleines Glasfläschchen mit einem Pulver darin hoch.
„Das ist Imber Boloxin. Ich habe es in Snapes persönlichem Zutatenschrank gefunden. Es stand ziemlich weit vorne. Außerdem waren vor kurzer Zeit noch etwa 10 Milligramm mehr drin."
Ich drehe mich wieder zu Snape.
„Ist das Ihres?", frage ich, und nicke in Richtung des Fläschchens.
„Ja, aber ich sage es Ihnen jetzt noch ein letztes Mal klar und deutlich, damit auch ihr beschränktes Hirn es versteht. Ich hatte weder eine Affäre mit Megan Burke, noch habe ich sie getötet."
Das war zu erwarten gewesen. Dann bleibt mir nicht anderes übrig.
„Professor Severus Snape, ich stelle Sie hiermit in ihren persönlichen Räumen, wegen des dringenden Tatverdachtes Megan Burke ermordet zu haben, unter Arrest."
Snapes Lippen verziehen sich zu einem spöttischen Grinsen.
„Macht Ihnen das Spaß, Potter? Warum werfen Sie mich nicht gleich nach Askaban? Das ist es doch, was sie wollen, nicht wahr?"
Ich muss mir auf die Zunge beißen, um ihm nicht die Genugtuung zu geben mich wütend zu machen.
„Passen Sie lieber auf Snape, schon allein für die Missachtung dieses Arrestes bekommen Sie drei Monate in Askaban. Roger, begleite ihn bitte nach unten."
Roger nickt und Snape lässt sich dazu herab aufzustehen und ihm zu folgen.
Gedankenversunken sehen ich ihm nach.
„Was glauben Sie, Hunt? Hat er sie umgebracht?", frage ich und drehe mich um.
„Ich verlasse mich bei einem Fall ausschließlich auf Tatsachen, nicht auf mein Gefühl", informiert sie mich. „Und bis jetzt sind die Beweise eindeutig."
# # #
+In den Drei Besen+
„Du hast tatsächlich Snape unter Arrest gestellt?", lachte Boots und diese Tatsache schien ihn unglaublich zu amüsieren. „Cool, davon hab ich auch schon immer geträumt", meinte er versonnen.
„Wir wollen gar nicht wissen, wovon du sonst noch so träumst", antwortete Zoe und die anderen am Tisch lachten ausgelassen.
Harry verzog jedoch das Gesicht, anstatt in das Lachen am Tisch einzustimmen.
„Das war nicht gerade lustig, kann ich dir sagen. Hast du schon mal jemanden unter Arrest gestellt oder nach Askaban überwiesen, von dem du nicht geglaubt hast, dass er schuldig ist?"
Das brachte Boots wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.
„Nein, noch nie. Und ich hoffe das werde ich auch nie müssen", antwortete er und leerte sein Glas Feuerwhisky.
„Hat die Kimmkorn eigentlich irgendetwas von eurem Gespräch gedruckt?", erkundigte sich Julia, und ich schüttelte den Kopf.
„So dumm ist sie auch wieder nicht. Sie weiß, wann es besser für sie ist, ihre Klappe zu halten. Aber eigentlich, hat sie sich nicht besonders zurück halten müssen, was zugegeben meine Schuld ist. Singer hat ihr noch am gleichen Tag mitgeteilt, dass wir Snape verdächtigen und ihn unter Arrest gestellt haben. Mit einzelnen Details hat er natürlich nicht um sich geworfen, aber Kimmkorn hat trotzdem einen saftigen Artikel daraus gestrickt. Als ich am nächsten Morgen...
+In Hogwarts+
..in die große Halle komme, ist es dort verhältnismäßig laut.
Abby hat die ganze Nacht versucht das Glas wieder zusammen zu setzen und hat heute früh gemeint, sie bräuchte noch etwa zwei Stunden.
Hunt hat sich noch einmal genauer in Snapes Räumen umgesehen und sich dabei vor allem den Schrank mit seinen privaten Zutaten zu Herzen genommen, auf dem sie sämtliche Fingerabdrücke gesichert hat. Das Glas, in dem der Mörder das Imber Boloxin gelöst hat, stammt eindeutig aus Snapes Räumen, so viel wissen wir auch schon.
Ich gehe nach vorne an den Lehrertisch und setze mich an die Ecke neben Roger, der ziemlich finster drein schaut.
„Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?", frage ich und greife nach der Kaffeekanne, um mir einzuschenken.
„Keine Laus, ein fetter, schwarzer Käfer mit Juwelen besetzten Fühlern", antwortet Roger und lässt die Morgenausgabe des Tagespropheten mit einem riesigen Bild von Hogwarts vorne drauf auf meinen Teller fallen.
tbc.
