Schlangentanz
Autor: Wölfchen
Bemerkung: gewidmet meinen Kommi-Schreibern und meiner tollen Beta Scooter-XP
Kapitel 1
Mit lockeren, beschwingten Schritten ging Harry aus seinem Zimmer. Da das Bad erfahrungsgemäß noch einige Zeit besetzt sein würde, wollte er erst einmal sein Gepäck nach unten bringen und frühstücken.
Außerdem war es Zeit sich von seinen Verwandten zu verabschieden und sich für ihre Gastfreundschaft zu bedanken.
Ein Schlenker seines Zauberstabes, ein geflüstertes Wort und schon schwebte sein Gepäck hinter ihm her die Treppe hinunter. Etwas, das Hedwig zu einem gereizten Schuhuen veranlasste.
Nicht nur, dass ihr Herrchen sie in den kleinen Reisekäfig gesteckt hatte, nun schwebte sie auch noch so unsicher durch die Luft.
Ein pferdeartiges Gesicht, mit den Resten einer (nutzlosen) Schönheitsmaske, sah aus der Tür des Bades und stieß einen spitzen Schrei aus, als der Käfig mit der beleidigt aussehenden, aufgeplusterten Eule ihr Blickfeld kreuzte.
Dieser Schrei und das nachfolgende Gekeife, riefen auch die restlichen Hausbewohner auf den Plan, was zu unterschiedlichen Reaktionen der beiden neu dazugekommenen führte.
Angst huschte über das Gesicht des jüngeren „Nilpferdes", während dessen Hände aus Reflex zu seiner Sitzgelegenheit glitten. Das Gesicht seines Onkels wiederum, nahm eine schon beängstigende Rottönung an, die sich scheinbar nicht nur auf dem Gesicht befand, sondern auch über seinen Hals sich nach unten hin ausbreitete.
„Wie kannst du es wagen, du Freak? In meinem Haus! Unter meinem Dach erlaube ich so etwas nicht! Du wirst von deiner Beklopptenschule fliegen! Und…"
Der ruhige, spöttische Ausdruck auf dem Gesicht des Jungzauberers und dessen weiterhin selbstbewusste Haltung, brachten Vernon noch weiter in Rage, bis er darauf kam, dass etwas anders war.
„Ich nehme an, du hast vergessen, welcher Tag heute ist? Ich bin nun 17 und somit volljährig! Also kann ich zaubern, wann und wo ich will! Aber keine Angst. Ich werde nicht länger hier bleiben. Noch heute breche ich nach Godric's Hollow auf."
Noch während er dies sagte, hoffte er dass die Aufbauarbeiten schon so weit fortgeschritten waren, dass er dort relativ ungestört leben konnte. Aber nach seinen letzten Informationen, müsste es möglich sein.
Die Spannung in der Luft nahm zu, während ein drohendes Funkeln in die kleinen Schweinsäuglein Vernons trat: „Mach Frühstück du Freak!"
Eine eindeutig spöttische Verbeugung seitens Harrys folgte, ehe er weiter nach unten schritt.
Der große Wandkoffer, der Eulenkäfig und zwei weitere Taschen folgten ihm erneut schwebend.
Eine Ader begann auf der noch immer dunkelroten Stirn seines Onkels zu pochen. Doch bevor der befürchtete Ausbruch kam, senkten sich die Gegenstände vor der Haustür und ein gewisser grünäugiger Jungendlicher begab sich am Wandschrank vorbei in Richtung Küche.
Seine Verwandten sahen ihn noch halb im Gang, als schon das erste Topfgeklapper zu hören war.
Nun kam Bewegung in die wohl „normalste" Familie des Ligusterweges.
Noch immer in Nachtkleidung hetzte Petunia in ihr Reich und trieb Harry wieder hinaus.
Frühstück würde sie heute selber machen!
Leise lachend, trat Harry zurück und überließ ihr das Feld, während er selbst beschloss nun doch zu duschen. Schließlich hatte er heute noch einiges vor und da die sonst einstündige Badblockade seiner Tante ausfiel…
Ein Wink mit dem Zauberstab und schon schoss Waschzubehör und Kleidung auf ihn zu.
Ein Quieken, das zeitgleich sein Ohr erreichte, wie seine Sachen seine Hand, lenkte Harrys Aufmerksamkeit auf seinen Cousin.
„Was ist denn Duddy-Spätzchen? Hast du etwa Angst vor mir?", fragte Harry mit einem Grinsen, das jedem Slytherin Ehre gemacht hätte und ging auf den um einiges größer und breiter gebauten Jungen zu.
„Warum bloß?", gespielt nachdenklich kratzte er sich am Hinterkopf, bis er seinen Zauberstab plötzlich erhob und in Richtung seiner männlichen Verwandtschaft zeigen ließ.
Augenblicke später erschütterte der Aufprall eines schweren Körpers das Haus.
Dudley war schlicht und einfach in Ohnmacht gefallen.
Die Vorstellung, was mit ihm alles geschehen hätte können, hatte ausgereicht…
Mit einem verächtlichen Lachen trat Harry an ihm vorbei, seinen Onkel nicht beachtend.
Diesem gefiel dies allerdings ganz und gar nicht und mit einem lauten Schnauben ergriff er das T-Shirt, das noch zu den alten gehörte und der Reißprobe nicht Stand hielt.
Den halben Oberkörper entblößt, drehte sich Harry mit blitzenden Augen um, als plötzlich eine Bewegung aus dem Augenwinkel seine Aufmerksamkeit erregte.
Das Abbild einer Schlange kroch gerade von irgendwo unter seiner Bauchgegend aufwärts und zischte dann seinen Onkel von der Schulter aus an.
Fast wären dem Schwarzhaarigen nun die Gesichtsmuskeln entglitten.
Es war kein Traum gewesen… Und außerdem – er verstand die gezischten Beleidigungen des Tattoos.
Obwohl, war Tattoo das richtige Wort? Schließlich war die Schlange eindeutig magisch und nicht auf herkömmlichem Wege entstanden… Nachdenklich drehte er sich zurück zur Tür und warf über seine Schulter hinweg nur den Satz, „Du hast schon nichts dagegen mich heute nach London zu fahren", zurück zu dem kreidebleich gewordenen Muggel.
---
Das Frühstück genießend, sah Harry im Türrahmen lehnend zu, wie sein Onkel sich damit abmühte den großen, unhandlichen Schrankkoffer in den Wagen zu laden. Die bösen Blicke von seiner Tante ignorierend, biss er erneut in das Marmeladebrot und sorgte absichtlich dafür das einige Brösel auf dem Boden landeten.
Die Taschen und Hedwig blockierten nämlich bereits die Rückbank. Trotzdem war es nicht besonders viel Gepäck, wenn man bedachte, dass er sein gesamtes Besitztum eingepackt hatte.
Nachdenklich fuhr er mit seiner Hand zu seiner Schulter, wo vor kurzem noch die Schlange gewesen war und seinen Onkel angezischt hatte. Noch während dem Duschen war sie verblasst, trotzdem hatte er das Gefühl dass sie alles andere als harmlos war.
Aber das war nun erst mal nicht das wichtigste.
In drei Stunden hatte er seine Apparierprüfung, danach konnte er direkt vom Ministerium nach Hause – das klang herrlich! – apparieren.
Das es ihm gelang, stand für Harry außer Frage.
Woher er dieses Selbstbewusstsein hatte, wusste er selbst nicht, doch es war da und das war alles was für ihn im Moment zählte…
---
Gut zwei Stunden später, er und sein Onkel waren im Zentrum von London, stieg er in einer Nebenstraße aus und verabschiedete sich.
„Leb wohl… und viel Spaß mit meinem Abschiedsgeschenk!"
Mit einem Lachen wandte er sich um. Sein Gepäck hatte er bereits mit einem Illusions- und Schwebezauber ausgestattet, sodass es ihm folgte ohne, dass Nichtmagier Anstoß daran nehmen konnten. Diese sahen nämlich nur einen großen Schäferhund, der brav neben ihm hertrottete.
Das Einzige das das Bild störte, war ein leises Schuhuen…
Er folgte alleine der Seitestraße weiter, die laut geschrieenen Fragen seines Onkels überhörend, der es aber schließlich doch nicht wagte ihm weiter zu folgen. Ob es daran lag, dass die Häuser kleiner wurden, oder dass die Illusionen von herumlungernden Jugendlichen waren, die Muggel daran hindern sollten weiter zu gehen, konnte Harry nicht sagen.
Nur Zauberer und magische Wesen sahen was diese ‚Gang' wirklich war: Eine Ansammlung von alten Dosen.
Schließlich erreichte er die alte, rote Telefonzelle, die vor einer mit Graffiti bedeckten Mauer stand und der einige Scheiben fehlten – den Besuchereingang des Ministeriums…
Nach dem Öffnen der Tür der Telefonzelle überkam Harry ein seltsames Gefühl. Scheinbar kam seine Aufgeregtheit nun doch noch. Egal… Mit ruhigen Fingern wählte er… 6 … 2 … 4 … 4 … 3 …
Die Wählscheibe surrte sanft zurück, und in der Telefonzelle ertönte eine kühle Frauenstimme. „Willkommen im Zaubereiministerium. Bitte nennen Sie Ihren Namen und Ihr Anliegen."
Gerade wollte Harry seinen Namen nennen, als im klapprigen Gebilde der Telefonzelle schon eine Plakette mit seinem Namen und seinem Anliegen auftauchte. Scheinbar wurde er schon erwartet… Na ihm konnte es Recht sein.
Doch in dem Moment, als er die Plakette berührte, wusste er, dass er einen Fehler gemacht hatte, denn die Frauenstimme erklang erneut: „Hallo?"
Ein Reißen unter seinem Bauch setzte ein und die gefälschte Plakette, oder eher der Portschlüssel, brachte ihn weg…
Cu Wölfchen
