Autor: Wölfchen Beta: Scooter-XP
Bemerkung:
Erst mal sollte ich mich wohl wieder mal entschuldigen, dass ich immer so lange brauche.
Als nächstes will ich mich für eueren netten Kommentare bedanken!
mirata: Danke und viel Spaß beim Weiterlesen!
blut: Du hast Recht: Harry wird sicher einige Zeit brauchen bis er alles gelernt hat...
mandarine: Auch dir ein herzliches Dankeschön!
Kapitel 5
Wie sollte sich eine arme, kleine Schlange bitte innerhalb von so vielen Gerüchen ruhig verhalten?
Momentan war es eben der einzige Sinn, mit dem er halbwegs klar kam. Seine Augen funktionierten nicht, die angebliche Infrarotsicht von Schlangen konnte er noch nicht nutzen und Informationen, die er aus Vibrationen gewann, machten für ihn noch nicht wirklich viel Sinn.
Voldemort hatte ihm darüber hinaus noch nahe gelegt ‚lieb' zu sein.
Das schloss beißen, Beleidigungen und ähnliches aus – schließlich war er nicht lebensmüde!
Kurz dachte er an die letzen Minuten zurück. Durch die Magie des dunklen Lords schwebend, hatte er wieder einmal die Hand Voldemorts im Nacken gespürt und war aus Reflex herumgefahren, die Giftzähne schon bereit.
Doch noch ehe er dazu gekommen war diese einzusetzen, hatte ihn eine Art elektrischer Schlag wieder zurückzucken lassen. Natürlich gab es keine Elektrizität in der Welt der Magie, es handelte sich hierbei u wohl m einen Schutzzauber, der zwar nicht lange zu wirken schien, aber einen Angreifer doch etwas verletzen konnte. Allerdings hatte dieser wahrscheinlich nur die Aufgabe ihn daran zu erinnern sich an die Regeln zu halten. Als Nächstes hatte Voldemort ihm ruhig erklärt, dass er mittlerweile nicht nur immun gegen so ziemlich jedes Gift war, sondern seine Haut durch mehrere Rituale auch noch undurchdringlich für Schlangenzähne gemacht hatte.
„Klar", hatte er gezischt und sein Unglaube war deutlich zu erkennen gewesen.
Doch auch hierauf hatte der dunkle Lord eine Antwort: „Meinst du wirklich ich würde mich sonst der Gefahr aussetzen in der Nähe von absolut tödlichen Tieren zu sein ohne ständige Schutzmaßnahmen? Nein, mit Sicherheit nicht! Mein Körper wurde längst durch dutzende Zauber, Tränke und Rituale übermenschlich gemacht, also unterschätze mich niemals. Noch ist das keinem gut bekommen."
Eine Gefühlsregung war aus der Stimme nicht zu entnehmen und das Gesicht blieb Harry verborgen. Die streichelnde Hand auf seinem Körper verriet nur so viel, dass sich der Schwarzmagier sicher war.
Selbst wenn es keine Drohung war, so nahm es sich der Junge in Schlangengestalt doch zu Herzen.
Noch in der Erinnerung an das kalte Zischen, lief ein unangenehmer Schauer durch Harrys Körper. Er wusste immerhin aus eigener schmerzhafter Erfahrung, was Voldemort anrichten konnte.
Momentan blieb ihm nichts anderes übrig, als das Vertrauen dieses Monsters mehr oder weniger zu erringen, möglichst viele Informationen zu sammeln und gleichzeitig seine Kräfte zu schulen, damit er bald wieder menschlich werden konnte.
Blieb nur zu hoffen, dass die Schlange ihm dabei die Wahrheit gesagt hatte.
Er war seinem Ziel, den Tod seiner Eltern zu rächen so nah – und gleichzeitig so fern. Selbst wenn sein Gift, entgegen der Worte Voldemorts, doch wirkte, würde dieser ja doch nicht sterben. Auch die Idee mit dem Erwürgen war ihm heute nicht nur einmal gekommen. Er war zwar keine Würgeschlange, doch hätte er es wohl gekonnt. Hier war das Risiko eines endgültigen Versagens jedoch noch größer… Erst müsste man die Horkruxe vernichten, erst dann brachte ein Mordversuch etwas…
Irgendwie hatte das kalte Schlangenblut einen besänftigenden Einfluss auf sein sonst so heißes Gryffindortemperament und brachte ihn dazu, ersteinmal abzuwarten. Oder besser gesagt, kühlte es seinen Verstand, denn ihm blieb eh nichts anderes übrig.
Trotz dieses Entschlusses war er nicht glücklich, als er seinen reptilischen Instinkten und seiner Neugierde nachgab…
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Doch er war nicht der einzige, der mit seinem Schicksal haderte.
Einem schwarzhaarigen Mann gingen ebenfalls depressive Gedanken durch den Kopf…
Schon längst wusste er, dass man weder bessere noch leichtere Arbeiten bekam, wenn man in der Gunst des dunklen Lords stand.
Eben dies wurde ihm und den beiden besten Heilern des Lords wieder bewusst, als sie auf das Reptil vor ihnen auf dem Untersuchungstisch sahen. Dieses strahlte eine nur zu deutliche Bedrohung aus, auch wenn es vom Wesen her eher kindlich und neugierig zu sein schien. Trotzdem schien leichtes Misstrauen in jeder Bewegung zu liegen, während die gespaltene Zunge alle paar Sekunden in schnellen Bewegungen aus dem Mund glitt.
Er verstand nur zu gut, weshalb die beiden Männer zunächst gezögert hatten sich dem geschuppten Jäger zu nähern. Erst nach einigen harschen Worten des Meisters hatten beide den Befehl ausgeführt. Dabei waren sie aber jeden Moment darauf bedacht augenblicklich zurückzuspringen.
Snape konnte es ihnen nicht verübeln, auch wenn das Reptil wohl schneller zugebissen hätte, als die Männer hätten ausweichen können. Er selbst war nur froh, dass er lediglich die Körperflüssigkeiten untersuchen musste und daher einen guten Grund hatte nicht zu nah hin zu gehen…
Die schöne grün-silberne Schlange blieb zu alledem keinen Moment ruhig. Eigentlich grenzte es an ein Wunder, dass noch kein Angriff erfolgt war. Doch die Verteidigung des Tieres alleine machte es schon unmöglich es zu untersuchen. Die kräftigen Windungen bewegten sich immer wieder übereinander und machten es den Heilern unmöglich seine Augen zu untersuchen.
Ein fesselnder, oder erstarrender Zauber hätte dies zwar verhindert, aber es gab erheblich angenehmere Todesarten als ein Haustier Voldemorts zu verhexen bzw. zu verletzen. Doch eben dieser wurde langsam ungeduldig. Nicht mit dem Tier, sondern mit den beiden Männern, die sich seiner Meinung nach so anstellten.
Das schlangengleiche Gesicht zeigte keine Regung, trotzdem griff die Furcht unter den drei Gefolgsleuten um sich. Ein tobender Lord war eine Sache, aber ein ruhiger war eher die Gewissheit, dass ein Unheil nahte.
Die Männer standen vor einer Zwickmühle, denn Schlangen standen schon immer hoch in der Gunst ihres Meisters. Außerdem war dieses Tier mit Sicherheit magisch und bei denen konnte ein Biss außergewöhnliche Folgen haben. Und nicht immer war es der Tod des Opfers. Hinzu kam noch, dass sie mit die einzige Schlange war, die je an einer Todesserversammlung teilgenommen hatte, wenn man von Nagini absah.
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Während nun also zwei Heiler halb verzweifelten, ein Tränkemeister versuchte nicht im Weg zu stehen und Aufmerksamkeit zu erregen, amüsierte sich eine Schlange. Harry hatte schon längst beschlossen die Heiler nicht zu töten. Es wäre ganz leicht gewesen, doch wollte er keine weiteren Tode durch sein Verschulden auf seine Seele laden, drückten ihn seine Erinnerungen doch jetzt schon in alte Verhaltensmuster depressiver Gedanken. Schlimm genug, dass ihn sein Schicksal dazu zwang einmal zu töten, da wollte er unnötige Tode möglichst vermeiden.
Für einen Moment wurde die Erinnerung an seine verlorenen Freunde und Gefährten übermächtig und er hörte erneut die letzten Sätze Dumbledores, als eine kalte, mit geschupptem Leder geschützte Hand erneut nach seinem Kopf griff.
Er HASSTE das, was er auch mit einem drohendem Zischen und dem Aufrichten des Kopfes zeigte.
Irgendwie war er dem Heiler zwar fast dankbar, dass er ihn aus seinen Gedanken gerissen hatte, denn bald wäre er wieder in Schuldgefühle abgedriftet, trotzdem, alles ließ er sich nicht gefallen.
Die Angst des Arztes war kurz darauf auch in seinem Geruch zu bemerken und Harry gab seine drohende Haltung auf. Zugebissen hätte er zwar nicht, doch das hieß nicht, dass er die beiden nicht etwas ängstigen konnte. Also zuckte er mit seinem Kopf immer wieder scheinbar aggressiv gegen einen der beiden, wenn sie versuchten ihn zu untersuchen.
Ihr Angstschweiß überlagerte alle anderen Gerüche und lenkte ihn so von der dritten Person am anderen Tisch ab. Die vierte Person – Voldemort selbst – wollte und konnte er nicht ignorieren. Ob dieser sich wohl über ihn oder sein Tun amüsierte? Mit Sicherheit…
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Wie Recht Harry hatte, sollte er nicht erfahren, aber ein zutiefst grausames Lächeln spielte über das Gesicht, in dem die Nase zu fehlen schien. Zwei Schlitze ersetzten diese, die den Anblick noch furchteinflößender gestaltete. Schon längst hatte er gemerkt, dass sein neues Haustier einen ausgeprägten Spielsinn hatte.
Es spielte mit den Angsthasen, die es untersuchen sollten, wie die Katze mit einer Maus. Ein wahrlich erhebender Anblick, vor allem, wenn man die Bemerkungen verstand, die es nach besonders ‚mutigen' Aktionen immer wieder zischelnd hagelte.
Natürlich dachten die Beleidigten an Drohungen und waren daraufhin noch vorsichtiger – ein Teufelskreis…
Ein Teufelskreis, den er schließlich unterbrach, da ihn der Geruchssinn seines neusten Studienobjekts interessierte: „Sag, was kannst du außer der Angst dieser Schwächlinge hier noch wahrnehmen?"
Nur widerwillig erhielt er Antwort, aber es bestätigte sich erneut, dass das Tier sehr ungewöhnlich war, denn es erkannte auch Gerüche von Zutaten, denen eine wild lebende Schlange sicher nicht begegnet wäre.
Erst die bittende Stimme von einem der Männer brachte die Aufmerksamkeit des Lords wieder zurück. „Mylord, könnten Sie das Tier vielleicht bitte kurz ruhig halten, damit wir es untersuchen können?", erklang eine zögerliche und sehr eingeschüchterte Stimme.
Der folgende Crucio kam nicht wegen der schlechten Laune Voldemorts, sondern einfach deswegen, weil er fand, dass er dies seinem Ruf schuldig war. Wenn seine unfähigen Untertanen schon ohne Aufforderung um Hilfe baten, stand es um den Respekt gegenüber seiner Person wohl nicht mehr allzu gut.
Doch die eben ausgeteilte kleine Strafe würde wohl weitere Belästigungen in Zukunft seltener machen – hoffte er zumindest…
Langsam dauerte ihm das Schauspiel aber zu lange – schließlich hatte er heute noch mehr vor. Also fixierte er mit aufblitzenden roten Augen die Schlange: „Süße, willst du nicht mal ruhig halten, damit meine Untertanen dir helfen können?", fragte er etwas ungehalten über das nächste Ausweichmanöver.
Zunächst kam keine Reaktion, doch nach einem ungeduldigen, drohenden Zischen wandte sich der Kopf und smaragdgrüne Augen bohrten sich in rote. Zumindest hätten sie dies wohl getan, wären sie nicht blicklos gewesen.
Noch einen Moment wartete der Lord, dann war seine Geduld am Ende. Niemand, auch nicht ein außergewöhnlich schönes Tier, missachtete seine Befehle.
Einen Zauberspruch murmelnd, beschwor er Bänder, die den Schlangenleib fest an den Tisch zurrten. Dabei wählte er diese Art der Fesselung, weil ein Zauber direkt auf die Schlange ausgesprochen wohl nicht die erwünschte Wirkung gebracht hätte und diese Schmach konnte er sich in Gegenwart seiner Todesser nicht leisten.
Nur dem Kopf allein ließ er etwas Bewegungsfreiheit. Dieser wandte sich in seine Richtung und eine wütende, aber trotzdem leicht schmollende Antwort erklang: „Ich bin ein Junge und nicht süß!" Damit hatte das Tier auf seine Art seine Unterlegenheit eingestanden.
„Dann eben Süßer…", amüsiert erklang die Erwiderung und brachte Harry dazu sich den Heilern zuzuwenden und den Rotäugigen zu ignorieren.
„Könnt ihr mir verraten, warum ihr so schaut und nicht längst die Untersuchungen durchführt?", fauchte er seine Untergebenen an und wurde auch prompt von aufkommender Geschäftigkeit belohnt. Vor allem der unter den Auswirkungen des letzten Fluches leidende Mann, gab sein bestes. Zufrieden registrierte er dies. Strafen hoben eben doch die Leistung an. 'Vielleicht sollte er noch mehr unbegründete unter seinen Gefolgsleuten verteilen', dachte er böse grinsend.
Kurz betrachtete der mächtige Schwarzmagier das schmollende Tier, ehe er sanft begann über dessen Rücken zu streichen. „Du bist also männlich? Und wie heißt du?", zischte er für ihn untypisch sanft.
Ein Zucken der Schlange, aber auch der Männer, zeigte ihm, das alle vier sehr wohl bemerkten, was er machte. Doch seine Männer würden sich hüten irgendetwas zu sagen oder zu fragen.
Nur gut, das sich für seine Untertanen Parsel immer gleich anhörte, sonst wäre er gezwungen Gefühle aus der Stimme zu halten, doch die Tiere hätten dies wohl nicht verstanden. Und in diesem Fall wollte er das Tier an sich binden. Auch wenn es zu gehorchen hatte, sollte es lernen, dass er seine Haustiere nicht grundsätzlich schlecht behandelte. Auf eine Antwort wartend, schwieg er, bis er sich schließlich entschied: „Nun gut, wenn du mir deinen Namen nicht verraten willst, nenne ich dich Sal. Salazar Slytherin war ein mächtiger Zauberer und mein Vorfahre, der deine Farben wählte. Der Name passt also, denn ich glaube, dass du noch sehr viel versteckst Kleiner…"
Kurz zuckten die Schuppen unter den liebkosenden Fingern, doch eine Stimme lenkte schließlich die Aufmerksamkeit beider auf einen der Heiler: „Mylord, das Tier steht unter einem mächtigen Bann, der die Wahrnehmung verzerrt. Scheinbar kämpft der Körper selbst dagegen an, was allerdings vom Unterbewusstsein ausgeht. Doch das Ganze dürfte sich nur in einer Sehschwäche äußern… allerdings pulsiert noch ein mächtiges Gift durch die Adern des Tieres – ob eigenes oder fremdes, wissen wir noch nicht – dass ebenfalls gegen den Bann ankämpft.
Dadurch ist das Augenlicht komplett blockiert, auch Teile der Magie und der anderen Sinne sind geschwächt. Bannbrecher und Stärkungstränke könnten den Kampf beschleunigen, aber ihr wisst, wie gefährlich so etwas sein kann. Vor allem, da wir den genauen Bann und das Alter von diesem nicht feststellen konnten…"
Die eben erhaltenen Neuigkeiten stimmten den dunklen Lord, aber auch Harry nachdenklich.
Während der Schwarzmagier eher die Risiken und Vorteile abwog, dachte Harry hauptsächlich daran, dass er sein ganzes Leben lang beeinträchtigt gewesen war. Das Gift in seinen Adern kam wohl von der Geisterschlange und half ihm. War er deswegen vielleicht eine Schlange geworden?
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Im Ministerium erreichte eben die Nachricht von Harrys Verschwinden auch den Minister.
Zu der Frage, warum er solch wichtige Informationen erst am Schluss erhielt, bekam er zunächst keine Antwort, doch das Zusammenzucken des Mannes verriet ihm, dass selbst dieser nur aus Pflichtgefühl und nicht aus Überzeugung zu ihm gekommen war. Unglücksbotschaften überbrachte niemand gerne.
Mit wütendem Blick schritt der offiziell mächtigste Mann Englands gereizt in seinem Büro auf und ab. Einmal mehr glich er einem Löwen. Obwohl er nun schon einige Zeit Minister war, staunte er manchmal noch immer über die Inkompetenz mancher Beamter. So war es kein Wunder, dass das Parlament, allen voran Fudge, solange die Rückkehr Voldemorts verdrängt hatte.
Aus diesem Grund war ihm auch verständlich, das Harry nicht mit diesen Idioten zusammen arbeiten wollte. In den letzten Jahren hatte er ja viele schlechte Erfahrungen gemacht. Was nicht hieß, dass er sie billigte. Mit der Kooperation des Jungen wäre die verunsicherte Bevölkerung leichter zu lenken gewesen.
Nun gut: Der Schaden war angerichtet, nun konnte man nur noch die Auswirkungen begrenzen.
Mit kalter Stimme verlangte er die genaue Aufzählung der schon eingeleiteten Maßnahmen und auch sämtliche Berichte über die Vorkommnisse vor, während und nach dem Angriff.
Natürlich konnte ihm der zitternde Mann erneut nicht alles sagen, was er wissen wollte und für kurze Zeit verstand er seinen Gegenspieler. Bei solchen Mitarbeitern half wohl wirklich nur der verbotene Schmerzfluch. Warum war er nur von lauter schleimenden, inkompetenten Idioten umgeben?
Mit steinerner Miene jagte er den Mann aus dem Büro und rief über das Feuer, dass ständig im Kamin brannte, nach einigen seiner Männer. Diese waren ihm treu ergeben und legten notfalls auch das Gesetz zu ihren Gunsten aus um seine Wünsche zu erfüllen. Und sein Wunsch lautete: Bringt mir Potter…
Nach der Unterredung setzte er auch noch einige Auroren auf die Suche an, die aber angewiesen wurden keinen Wirbel zu machen. Noch war es nicht so weit, als dass er auf eine Massenpanik vorbereitet wäre.
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Fred und George standen gerade hinter der Theke ihres Scherzartikelladens und machten die Abrechnung nach einem langen Tag, als plötzlich die Tür mit einem Klingeln geöffnet wurde.
Eine elegante Frau mit silberblonden Haaren schritt herein und sah sich mit einem Nasenrümpfen um, ehe sie zu den Zwillingen trat: „Man hat mir gesagt, dass ich hier ein Paket abholen kann, dass leider falsch abgeliefert wurde."
Die beiden Rotschöpfe warfen sich bezeichnende Blicke zu, ehe sich einer von ihnen ins Lager begab und bald darauf mit einer großen, schwarzen Schachtel wiederkam.
Mehrere Galleonen wurden achtlos auf den Tresen geworfen, wovon zwei auf den Boden weiterrollten, während eine leichte Bewegung des Zauberstabs von Narzissa Malfoy die Kiste zum Schweben brachte. Mit einem stolzen Neigen des Kopfes, verschwand die anmutige Schwarzmagierin aus dem Geschäft und apparierte kurz hinter der Tür, die Kiste mit sich nehmend.
„Zu schade... Eigentlich wollten wir ja"
„…nach der Abrechnung versuchen"
„…diese gleich zu öffnen. Was da wohl drin war"
„Keine Ahnung… Die Analysezauber haben ja kein Ergebnis gebracht… Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass der Inhalt noch wichtig werden wird…"
Sein Zwilling stimmte zu, ehe sie den Laden verschlossen und sich zu den anderen aufmachten.
Aus Sicherheitsgründen übernachteten sie wieder bei ihrer Familie. Das Risiko am Tag überfallen zu werden, war noch kalkulierbar, überwachten doch Auroren die Winkelgasse – des Nachts nicht mehr.
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Voldemort saß an seinem Schreibtisch und überdachte die neuesten Entwicklungen.
Nach einigen Meldungen waren verstärkt Auroren auf der Suche nach etwas – oder jemanden?
Der Orden des Phönix zeichnete sich zwar durch Aktivität aus, doch so planlos wie sie vorgingen, waren sie höchstens ein etwas schwer einzuschätzender, aber trotzdem vernachlässigbarer, Störfaktor.
Nicht mehr lange und sein Plan würde von Erfolg gekrönt sein. Dumbledores Tod hatte seinen Gegnern mächtig die Flügel gestutzt. Auch seine anderen Pläne gingen auf. Das Vertrauen in das Ministerium schwand weiter, trotz der Neuwahl im Sommer.
Den letzten Bericht mit einem bösartigen Lächeln zur Seite legend, lehnte er sich zurück und betrachtete gedankenversunken Sal. Dieser räkelte sich gerade unter der Wärmelampe, schien sich aber sonst zu langweilen. Am heutigen Tag war Sal sehr folgsam gewesen. Sein Wesen war zwar etwas eigensinnig, aber die Schlange hatte nun verstanden, dass sie seinen Befehlen unterstand. Dadurch konnte er das Tier nun auch liebevoller behandeln, ohne dass dieses dadurch den Respekt verlor.
Ohne Vorwarnung erhob er sich und trat an das Terrarium.
Ein Gähnen unterstrich den Eindruck der Langweile, der von Sal ausging, und brachte ihn zum Schmunzeln.
„Sal, heb deinen Kopf, damit ich dich hochheben kann.", zischte er um zu testen in wie weit der Kleine ihm schon gehorchte und wurde von der Antwort überrascht. Die bis eben noch folgsame Schlange, zischte ihn wütend an und hob den Kopf. Das war zwar das, was er gewollt hatte, aber nicht, dass sie es in Angriffsstellung tat. Weshalb war sie nun aggressiv?
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Die Antwort war so einfach, und doch für Voldemort total unbegreiflich: Harry hatte nachgedacht. Seit Tagen war er nun schon im Besitz Voldemorts und hatte einiges über diesen gelernt. So zum Beispiel, dass er keinerlei Widerspruch und Versagen duldete und beides ohne zu zögern bestrafte.
Doch das war nicht was ihn störte: Ihn störte es, dass er zu seinem Gefühl von Angst und Hass immer mehr auch Faszination hinzukam. Der dunkle Lord war ein Gesprächspartner, der es hervorragend verstand, seinen Gegenüber zu überzeugen und von sich einzunehmen. Nun wusste er, warum Voldemort zu seiner Schulzeit so beliebt war und so schnell Anhänger gefunden hatte.
Und deswegen war er wütend auf sich selbst. Diese Wut veranlasste ihn auch zu der unüberlegten Situation, dass er sich aufrichtete und eben die Ursache seines Gefühlschaos bedrohte.
Schon rechnete er mit Strafe, aber als diese nicht sofort kam, versuchte er sich rauszureden: „Ich mag nicht – dann hältst du mich wieder fest und ich kann gar nichts tun!"
„Was willst du denn tun"
Die Antwort kam prompt: „Zaubern lernen!"
Im selben Moment wäre er gerne von der nächsten Brücke gesprungen, wenn ihm das möglich gewesen wäre. Jedoch machte er etwas anders.
Er unterstrich stattdessen seinen Satz mit einem Blick, der bei einem Hund sicher zu Begeisterungsausrufen geführt hätte. Bei einer Schlange, die offensichtlich blind war, funktionierte es auch, zumindest was den Erben Slytherins anging.
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Mit einem Griff hob er Sal nun doch heraus und überlegte sich schon, wie er ihm erklären konnte, dass das leider nicht ging… Bis sich eine Idee in ihm breit machte, als er seinen Kleinen am Bücherregal vorbei trug. Vor einiger Zeit hatte er doch etwas über einen Spruch gelesen, der das Potential von Zauberern anzeigte. Ob dieser bei Reptilien wirkte, wusste er zwar nicht, aber einen Versuch war es wert.
Mit schnellen Schritten eilte er zur Bibliothek, denn an den genauen Wortlaut konnte er sich nicht mehr erinnern. Früher hatte er mit der Idee gespielt, so die Mitglieder seines innersten Kreises auszuwählen. Doch nach dem Verrat eines Todessers des inneren Kreises hatte er begonnen nach Erfolgen und Treue seine Gunst zu verteilen, nicht nach Macht.
Noch heute – über fünfzehn Jahre später – stieg Wut in ihm auf, wenn er daran dachte, was er damals verloren hatte. Der Verräter hatte zwar mit seinem Leben bezahlt, doch wäre es wohl nie zu diesem Potter-Schlamassel gekommen ohne diese Ablenkung…
Die dunklen Gedanken abschüttelnd, stieß er mit Schwung die Tür auf und betrat mit energischen Schritten den großen Raum. Der Geruch von Büchern und ein leichter Hauch Zitrone begrüßten ihn.
Der tropische Geruch überraschte ihn, ehe er die Quelle sah. An einem der Tische saß der junge Malfoy in eine gelbliche Wolke gehüllt, fast panisch in einem Buch suchend. Mehrere schon durchsuchte Bücher lagen um ihn verteilt. Ob er wieder jemanden mit seiner arroganten Art gereizt hatte und deshalb verflucht worden war? Es war allgemein bekannt, das die empfindlichen Sinne seiner Schlangen zu starke Gerüche nicht ertrugen – deshalb waren solche Duftwolken relativ gefährlich in seiner Gegenwart.
Alle Anzeichen sprachen dafür. Normalerweise hätte er ihn nur bestraft und dann hinausgeworfen damit sich dieser dem Spott der anderen stellen konnte, doch hatte er gerade einen anderen Plan.
Mit einem spöttischen Lächeln schritt er in seinen typischen, gleitenden Schritten auf Malfoy zu. Dieser merkte wohl durch die Verbindung über das Mal seine Annäherung und fuhr herum. Leise hob er den Fluch auf und begegnete dann mit kaltem Blick den grau-blauen Augen. Angst stand in diesen, als der junge Malfoy erkannte, wer hinter ihm stand. Noch immer dachte er mit Schaudern an die Strafe zurück, die er bekommen hatte, weil wegen ihm Professor Snape seinen Spionageposten verloren hatte. Voldemort wusste längst: Ein wahrer Todesser würde dieser Reinblüter nie werden, aber sowohl seine Mutter als auch Snape taten alles um ihn zu schützen, somit war er wenigstens als Druckmittel zu verwenden.
Mit einem Zischen wies er Sal an sich von seinem Arm zu lösen, um den er sich geschlungen hatte um mehr Wärme zu bekommen und zu dem Blonden zu gleiten. Mal schauen, ob sich die beiden verstanden. Falls ja, würde er den Blonden anweisen auf die grün-silberne Schlange aufzupassen, während er sich um die Ausführung seines nächsten Planes kümmerte. Aber zuerst wollte er nun das besagte Buch suchen.
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Eilige Schritte verklangen in den Weiten des Raumes und Harry konnte kaum glauben was er wahrnahm. Nun begegnete er schon dem dritten Menschen, den er hasste wie die Pest. Fehlte nur noch Bellatrix und er war gezwungen auch diese nicht sofort zu töten.
Doch neben dem so verhassten Geruch, bemerkte er noch etwas anderes: Draco hatte Angst vor ihm – Todesangst! Das schöne daran war: Er war ihm hilflos ausgeliefert – also würde er ihn mal erschrecken.
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Durch einen Schrei und Poltern eines umkippenden Stuhles merkte Voldemort dass Sal wohl wieder etwas angestellt hatte. Als er Momente später den Ort des Geschehens erreichte, fand er ein Bild zum Lachen vor. Natürlich zeigte er dieses Gefühl nicht, schließlich hatte er einen Ruf zu wahren.
Der junge Todesser lag in den Überresten des Stuhls, Sal auf ihm zusammen gerollt. Das dieser Feigling sich keinen Millimeter zu rühren wagte, überraschte ihn nicht.
Mit einer wohl durchdachten Geste hob er den Zauberstab.
Vor Angst graue Augen betrachteten ihn panisch und eine Schlangenzunge nahm Witterung in seine Richtung auf…
Doch keiner der beiden rührte sich, während er den Zauber wob.
Das Ergebnis überraschte ihn sehr…
Mehr gibt's beim nächsten Teil, den ich hoffentlich schneller online stellen kann.
Cu Wölfchen
