They betrayed me
Kapitel 2 –Vergebung erlangen
Harry erwachte am nächsten Morgen aus einem seiner sehr selten gewordenen schönen Träume. Er hatte geträumt, dass Tonks gekommen wäre und sie Liebe gemacht hätten…
Die Sonne
fiel golden scheinend durch die Gardinen des Fensters, welches noch
offen in seinen metallenen Angeln hing und leise im Luftzug knarrte.
Er kniff kurz die Augen zusammen um sich an das grelle Licht zu
gewöhnen und seine Sicht zu klären.
Eine
sanfte Bewegung auf seiner Brust und in seinem Arm riss ihn aus
seiner Starre. Vorsichtig, beinahe ängstlich schaute er hinab
und riss dann geschockt die Augen auf.
In seinen Armen lag, den Kopf auf seiner nackten Brust gebettet, die Frau seiner Träume. Genauer gesagt, die Frau, mit der er gerade erst im Traum ge… hatte. Was war passiert?
Langsam, nur allmählich kamen ihm die Bilder an letzte Nacht wieder zurück ins Gedächtnis. Tonks auf einem Besen vor seinem Fenster…Tonks, in Tränen aufgelöst in seinen Armen… Sie hatte so lange und unkontrolliert geweint, bis sie mit den Worten „Bitte vergib mir Harry…ich will dich nicht verlieren." in seinen Armen eingeschlafen war. Harry hatte keine Ahnung, was er ihr vergeben sollte. „Frauen", dachte er „was haben die nur mit dem Heulen? Liegt's an mir oder warum weinen alle Frauen, die ich in den Armen halte?"
Erst jetzt kam ihm wieder in den Sinn, dass er nichts als Boxershorts trug und Tonks sich in seinen Armen eng an ihn gekuschelt hatte. Vorsichtig, darauf bedacht, sie nicht zu wecken, wagte er, ihr sanft eine Strähne ihres dunkelbraunen Haares aus dem Gesicht zu streichen. Sie war wunderschön, so wie sie sanft und friedvoll in seinen Armen schlummerte. Ihr sanftes, herzförmiges Gesicht mir den ebenmäßigen Gesichtszügen drückten eine Anmut aus, die er bei ihr noch nie gesehen hatte. Am vorigen Abend hatte er nicht darauf geachtet, aber jetzt, wo er sie näher betrachtete, fiel ihm auf, dass er sie noch nie mit dieser „normalen" Haarfarbe und noch nie mit diesem wunderschönen Gesicht gesehen hatte. Ihre hohen Wangenknochen, die perfekt zu ihren ideal geschwungenen Augenbrauen passten, gaben ihr ein leicht adliges Aussehen, ohne sie arrogant aussehen zu lassen. Ihre sanften, violetten Augen kannte er bereits… aus seinen Alpträumen als auch aus seinen schönen.
Mit unterdrückten Tränen dachte er daran, wie Sirius der rote Blitz in die Brust getroffen hatte und wie in Bellatrix Lestranges Augen kurz so etwas wie… Schmerz, Schuld oder Entsetzen aufgeflackert war, als er durch den Torbogen fiel. Hatte sie ihn nur schocken wollen? Oder hatte er sich dieses Aufblitzen in denselben violetten Augen, wie die von Tonks nur eingebildet?
Jäh wurde er aus seinen Gedanken über Sirius und Lestrange herausgerissen, als sich Tonks in seinen Armen rührte. Er schluckte schwer, als er versuchte, sich aus ihrer Umklammerung zu befreien und es nicht so aussehen zu lassen, wie es momentan aussah. Wer wusste schon, wie Tonks auf diese Situation reagieren würde? Im Endeffekt war sie immer noch ein Auror. Dass sie aus Protest gegen Fudge gekündigt hatte, konnte er nicht wissen.
„Mhm… nicht weggehen, Harry…", murmelte Tonks schläfrig, schloss den kleinen Abstand, den Harry hat entstehen lassen und kuschelte sich wieder an ihn heran. Harry ließ feuerrot an, legte seinen Arm dennoch enger um ihre Schulter und seufzte, beinahe schon genüsslich. Er warf einen kurzen Blick auf die Uhr und rieb sich dann die Müdigkeit aus dem Gesicht.
„Ich muss aufstehen, es ist jetzt 9 Uhr und heute ist es Sonntag. Die Dursleys werden ausrasten, wenn das Frühstück nicht fertig ist… ab und zu kann ich mir das Verweigern erlauben, aber nicht heute.", sagte er bedrückt und rieb sich unwissentlich die Wange. Dudley war ein lächerlicher Wicht in seinen Augen, mit zuviel Muskeln für das wenige Hirn. Doch Vernon war anders als Dudley. Skrupelloser, auffahrender und vor allem hatte er mehr Kontrolle über seine Bewegungen.
Tonks setzte sich plötzlich ruckartig auf und starrte ihn an. Wut und Entschlossenheit lagen in ihrem Blick, als sie ihm mit ihrem Zeigefinger gegen seine nackte Brust drückte.
„Ganz sicherlich nicht,Harry. Er hat dir genug angetan. Und damit meine ich nicht den Muggel Dursley. Wir verschwinden hier." Harry, völlig perplex und ahnungslos starrte sie nur fassungslos an, öffnete seinen Mund, überlegte es sich dann lieber anders und schloss ihn dann wieder.
„Nette Fischimitation, Harry. Jetzt lass uns packen und dann verschwinden." „Wohin gehen wir? Und warum hauen wir ab? Und warum bist du überhaupt hier?" Tonks hielt mitten in der Bewegung inne und zögerte einen Augenblick, bevor sie antwortete, „Harry…viele Menschen sind nicht so, wie sie scheinen. Und es ist das Beste, wenn du an einem Ort bist, wo sie dich nicht beeinflussen können." „Redest du von Dumbledore und die Dursleys? Ist das wieder einer seiner Schnapsideen? Dann vergiss es. Ich werde nie wieder irgendwas machen, was mir dieser alte Bastard vorschreibt. Hörst du? NIE WIEDER!"
Tonks Augen glänzten in dem goldenen Morgenlicht und ihre zarten, sanften Hände zitterten wieder. „Bitte, hör mich an-" „NEIN! Dumbledore hat mir genug in meinem Leben herumgepfuscht, das ist jetzt vorbei! Er kann mich mal, lieber lecke ich Snape die Stiefel, als mich jemals wieder von ihm manipulieren zu lassen! Siehst du das, Tonks? SIEHST DU DAS?", rief er, völlig außer sich vor Wut. Eine grüne Aura von brodelnder Magie umwob ihn, als er mit einem zitternden Finger auf seine Augen zeigte. „Jeden Tag sehe ich sie im Spiegel, Tonks. Und jeden Tag erkenne ich sie immer weniger wieder… Und es ist alleine seine Schuld! Hätte er mir Okklumentik beigebracht, wie es seine Pflicht als Schulleiter war, würde ich nicht jede Nacht die schrecklichsten Momente meines Lebens wieder durchmachen! Hätte er mich nicht bei den Dursleys ausgesetzt, dann wäre ich kein lächerlicher Wicht, sondern hätte gewusst, wer ich bin! WAS ich bin! Hätte er mir die Prophezeiung von Anfang an mitgeteilt, dann wäre Sirius niemals gestorben! Er allein ist-"
„Warte, Harry. Bitte!" Tonks verzweifelte Stimme war ein Betteln und Tränen der Wut und des Hasses auf Dumbledore kullerten ihr über das Gesicht. Plötzlich verschwand die Aura der berstenden Magie um Harry herum und schlagartig überkam ihm wieder der Ausdruck der Resignation.
„Tut mir Leid, Tonks.", murmelte er und sah weg. Er schämte sich dafür, sie angebrüllt zu haben. Schließlich war es alleine Dumbledores Schuld, und nicht die von Tonks. „Ich weiß, dass es nicht deine Schuld ist…nur, es ist nur, dass alles was mit Dumbeldore zu tun hat, bringt mich zum Bersten. Ich hätte dich nicht anbrüllen dürfen!"
„Harry, bitte. Hör mir bitte zu und lass mich ausreden. Ich flehe dich an!" Tonks sah mit bettelnden Augen in die beinahe leblosen von Harry, in denen sich nun dennoch ein Schimmer von Neugier spiegelte. Er nickte und deutete Tonks, fortzufahren.
„Ich bin
nicht mehr länger ein Agent des Ordens. Sie haben meine
Loyalität verspielt, als sie dich hintergangen haben. Und ganz
besonders Dumbledore… Du hast in allen Hinsichten auf ihn Recht, er
ist alt, manipulierend und kalt. Harry, bitte… verlier dich nicht
selbst! Ich könnte es nicht verkraften, auch noch dich zu
verlieren."
Soviel Ehrlichkeit, soviel Aufrichtigkeit und
soviel… Liebe… lagen in ihren Worten, dass Harry fühlen
konnte, wie die Flamme des Willens, des Lebens, wieder leise in ihm
zu knistern begann. Ohne zu wissen, was er tat, überbrückte
er den Abstand zwischen ihnen und umarmte sie liebevoll. Voller
Dankbarkeit murmelte er ihr ins Ohr und wischte unauffällig die
Träne fort, die ihm aus Rührung und Liebe entwichen
war.
„Danke."
„Nicht, dass ich mich beschweren würde, Tonks. Aber ich hab echt nicht gewusst, dass Mitflieger vor einem auf dem Besen sitzen müssen.", rief Harry grinsend, als er demonstrativ seinen Griff um den Besenstiel festigte und so Tonks enger an sich drückte. Sie saß vor ihm auf dem Besen und er hatte seine Arme um ihre Hüfte geschlungen und lenkte sie nun auf dem Besen hinauf in den Himmel, die Privet Drive hinter sich lassend.
Tonks grinste listig. Sie hatte darauf bestanden, dass sie in dieser „Stellung" fliegen würden. („Weißt schon, Harry…Flugverkehrsregeln, vom Ministerium festgelegt…") „Jetzt nach Westen!", rief sie gegen den pfeifenden Wind, der ihr Haar wundervoll wehen ließ und ihr erfrischend ins Gesicht blies. Das Haus mit der Nummer vier wurde immer undeutlicher und verschwand schließlich aus ihrer Sicht, als sie durch eine Wolke flogen.
„Wohin geht's überhaupt, Tonks?", rief Harry fragend. „Zum Haus meiner Eltern. s liegt an der Westgrenze zu Cambridge. ort können wir nicht gefunden werden. „Warum nicht?" „Meine Eltern sind nach ihrer Hochzeit aus der Zaubererwelt verschwunden. Die Eltern meiner Mutter haben einige Male vor der Hochzeit versucht, sie mit dem Imperius zu belegen und als sie aus den Flitterwochen zurückkamen, sollte Regulus, Sirius' Bruder, sie töten. Glücklicherweise hatte Sirius die Unterhaltung zwischen Regulus und seines Onkels mitgehört. Danach sind sie verschwunden und haben sich mit dem Fideliuszauber verborgen. Sirius war ihr Geheimniswahrer und niemand wusste davon."
Tonks schwieg einen kurzen Moment, tief in Gedanken versunken, während sie in sanften Gleitflug nur einige Meter über die Häuserdächer glitten. Harry hatte seinen Tarnumhang über sie geworfen, damit sie sich ungesehen verständlich unterhalten konnten, ohne den kalten und schneidenden Wind in großer Höhe.
„Die Zeiten damals waren gefährlich und schwer für meine Eltern. Besonders für meine Mutter… Regulus, ihr eigenes Blut, wollte sie umbringen! Danach hat meine Mutter nie wieder mit irgendeinem aus ihrer Familie gesprochen, mit Ausnahme von Sirius. Es hat sie schwer getroffen, dass er scheinbar deine Eltern verraten hat. Doch als ihr Fideliusschild bestehen blieb, wusste sie, dass Sirius unschuldig war. Aber wer hörte schon auf eine Hexe, die aus der magischen Welt geflohen war? Jedenfalls kann keiner aus der magischen Welt das Haus meiner Eltern entdecken. Der perfekte Ort."
Harry war tief in Gedanken versunken, als sie über die Campuswiesen der Universität flogen und nun in Richtung der Vororte flogen. Regulus hatte seine Cousine verraten und hatte sie töten wollen. Würde Dudley genauso weit gehen? Ihn an Voldemort verraten? Trauer erfüllte ihn, als er sich vorstellte, wie sich Andromeda Tonks, damals noch Black, genau so wie Regulus, gefühlt haben musste. Was war schlimmer, als von seinem eigen Fleisch und Blut nicht nur wegen einer Liebe zu einem nicht Reinblüter ausgestoßen, sondern auch noch gejagt zu werden?
Harry wagte nicht, sich diese Frage zu beantworten; die Antwort würde nur den Schmerz wieder hochbringen und halb- verheilte Wunden erneut aufreißen. Stattdessen atmete er tief den wunderbaren Duft von Tonks braunen, leicht lockigen Haaren ein. Süßer Atem von Frühling und Jugend gingen von der Flut ihrer Haare aus, die ihm im Wind sanft über das Gesicht strichen.
„Da unten ist es, Harry!" Tonks zeigte auf eine hölzerne Bruchbude, die nicht größer aussah als eine verlassene Gartenlaube. „Wunderschön, nicht wahr? Ich komme liebend gerne hierher.", sagte Tonks verträumt und legte ihre weichen Hände auf seine. Sanft, aber bestimmend drückte sie den Besenstiel hinunter und sie landeten lautlos auf der Wiese vor der Bruchbude, in der Tonks ihre Jugend verbracht haben soll.
„Äh, klar…wunderschön! Ich steh auf…äh…rustikales. Ich meine, in 'ner antiken Gartenlaube wohnt man ja nicht alle Tage," Harrys Stimme war fröhlich, tropfte dennoch nur so vor Sarkasmus. „Au! Was soll das Nymph? AU! Und wofür war das jetzt?" „Harry, erstens; mach dich nicht über das Haus lustig und zweitens, ich hasse den Namen, klar?" „Glasklar, Dora. AUU!" Tonks schüttelte nur den Kopf, während sich Harry grummelnd den Hinterkopf rieb. Mit fliegenden Händen zog sie ein Pergament aus ihrer Tasche, schrieb etwas auf und piekste sich dann mit der Feder in den Finger. Ein kleiner Blutstropfen perlte von ihrem Finger auf das Pergament und verschwand darin. Harry runzelte die Stirn, bevor er erneut aufschrie. „AUA! Verdammt, Tonks! Wieso tust du mir die ganze Zeit weh!"
Tonks hatte ihm mit einer schnellen Bewegung in den Handrücken gepiekst und drückte nun das Pergamentstück gegen den Blutstropfen, der nun aus der kleinen Wunde quoll.
„Hier, lies das.", antworte sie und überhörte lässig Harrys Beschwerde über seine physische Misshandlung.
Das
Haus von Ted, Andromeda und Nymphadora Tonks befindet sich in der
Abbey Road neben der Hausnummer 7. Die Einwohnerin und Erbin des
Hauses, Nymphadora Letitia Tonks,
erlaubt
hiermit bei ihrem Blute Harry James Potter bei seinem Blute das Haus
zu betreten.
„Cool.", sagte Harry und sah dann auf. Sein Atem stockte, als er auf die Stelle blickte, an der sich eben gerade noch das abbruchreife Haus befunden hatte. Stattdessen ragte nun eine anmutige Villa mit drei Etagen vor ihnen in die Höhe. Das sanfte braun der Wände, das reine weiß der Fensterrahmen und der Tür sowie die dunkelroten Balkons und deren Geländer hatten es Harry sofort angetan.
„Und das nennst du ein Haus! Das ist ja…. krass. Sieht es für sonst alle wie diese Bruchbude von vorhin aus?" „Nein, nur für die Zaubere. Muggel und Tiere sehen ein simples Ein- Familien Haus. Im Endeffekt leben meine Eltern jetzt ja in der Muggelwelt. Los komm, ich stell dir meine Eltern vor."
Andromeda Tonks lag auf der Couch in ihrem Wohnzimmer und las ein Klatschmagazin.
„Posh- Spice und David Beckham haben geheiratet.", murmelte sie die prangende Überschrift ihres Magazins, „The Mirror". Ein Klingeln an der Tür lenkte ihre Aufmerksamkeit von der Zeitschrift zum Flur.
„TEEEEED! Mach doch bitte mal auf!", rief sie und wandte sich dann wieder grinsend ihrer Zeitschrift zu. „Ja, Schatz.", drang es antwortet von oben hinunter und Momente später hörte sie, wie ihr Mann Ted die Treppe hinunterstieg um die Tür zu öffnen. Andromeda und Ted Tonks waren beide jung geblieben, in Aussehen als auch Verhalten. Nun ja, mit achtunddreißig Jahren war sie nicht wirklich alt, dennoch sah man ihr das Alter nicht an. Ihr Haar war noch immer voll und durchgängig Schwarz und ihre Figur hatte wenig an weiblicher Attraktivität verloren. Ihre violetten Augen blitzten nur kurz über die stark gestellt aussehenden Hochzeitsfotos auf der Titelseite.
Ted Tonks war genauso wie damals noch immer in gewisser Weise ein Kindskopf. Das spitzbübische Grinsen und die stylischen, lockigen dunkelblonden Haare gepaart mit seinen locker hängenden Jeans und Hemden mit hochgekrempelten Ärmeln ließen ihn wie einen Studenten erscheinen. Sein Verstand war zwar messerscharf und blitzschnell, genau wie ihrer, hatte dennoch nie auch nur einen Hauch am Spaß an Streichen verloren. Seinen Kollegen in der Redaktion des , denen er unter dem Namen Ned Flanders bekannt war, spielte er regelmäßigen Abständen harmlose, aber dennoch effektive Streiche.
Andromeda wurde aus ihren Gedanken gerissen, als ihr Mann nach ihr rief. Verwundert stand sie auf und ging auf die Tür zum Flur zu. Ihr Mann redete angeregt mit zwei Leuten, die gerade eingetreten waren und sich nun ihrer Jacken entledigten.
„Nymphadora!", rief sie erfreut aus, als sie ihre Tochter erkannte und wollte auf sie zustürmen um sie zu umarmen. Dann erblickte sie jedoch den jungen Mann an der Seite von ihrer Tochter und runzelte die Stirn. Nymphadora war in ihrer wahren Gestalt und eigentlich tat sie das nicht, wenn andere Menschen außer ihren Elter anwesend waren. Smaragdgrüne Augen blitzten ihr unter Strähnen von rabenschwarzem Haar entgegen. Er war ein wenig größer als Ted, ca. 1,89 m und athletisch gebaut. Schlank aber durchtrainiert stand er aufrecht neben Nymphadora und streckte seine Hand Ted entgegen zur Begrüßung aus. Der 18 oder 19- Jährige, wie Andromeda schätzte, stellte sich gewinnend lächelnd vor.
„Mein Name ist Harry… Harry Potter. Es ist mir eine Ehre, Mr. Tonks."
„Harry Potter? Wow, sie sehen älter aus, als erwartet. Nymphadora erzählt viel von ihnen. Trotzdem, sie sehen dennoch reifer aus als alle ihre Erzählungen es beschrieben hatten." Ted Tonks zwinkerte und nahm den beiden die Jacken an, um sie aufzuhängen. Andromeda räusperte sich und trat nun ebenfalls zu ihnen. „Hallo Mr. Potter-"„Harry, bitte." „Dann aber auch Andy." „Yeah, und Ted."
Nach der kurzen Vorstellungsrunde setzten sie sich in das gemütlich eingerichtete Wohnzimmer, und neugierig begann Andromeda zu sprechen.
„Was führt euch hierher? Nymphie (Harry grinste leicht bösartig und Tonks stieß ihm ein wenig doller als nötig in die Seite) meinte, du musst bei deiner Familie bleiben." Harry überlegte einen kurzen Moment, bevor er mit emotionsloser Stimme antwortete.
„Nun ja, wenn sie von den Dursleys sprechen, dann sollte das stimmen. Aber ich lasse mein Leben nicht mehr von alten manipulierenden Greisen lenken. Meine sogenannte Familie hat mich eher wie einen Hauselfen behandelt und nicht wie ein Familienmitglied. Bei allen Respekt, Dumbledore ist für mich auf ewig gestorben."
Ted hob eine Augenbraue und Andromeda zuckte zusammen. Dumbledore, der größte aller Zauberer neben dem Dunklen Lord selbst, sollte ein manipulierender Greis sein? Sicher, er war mit Sicherheit sehr auf Harrys Wohlbefinden fixiert, aber war er deswegen manipulierend?
„Was Harry sagt, ist wahr, Mum, Dad. Seine Verwandten haben ihn die letzten sechzehn Jahre misshandelt, physisch als auch psychisch und Dumbledore wusste immer davon. Immer. Ich kann euch nicht mehr erzählen, weil Harry das Recht hat, es zuerst und alleine zu erfahren, aber eins solltet ihr wissen. Die Dursleys, die Harry immer gehasst und als nicht lebenswert betrachtet haben, waren ein großer Bestandteil von Dumbledores Plan. Deswegen wollte ich euch bitte, ob wir beide den Rest der Sommerferien oder vielleicht auch länger hier bleiben können. Meine Wohnung ist ja leider dem Orden bekannt, dieses Haus jedoch nicht. Ich habe vor, Harry zu trainieren."
Ted zögerte keine Sekunde, sondern antwortete sofort und mit fester Stimme. „Natürlich könnt ihr hier bleiben, solange ihr wollt. Wir lassen nicht zu, dass man Harry missbraucht. Und Harry, wir haben von Sirius Tod gehört. Ich hatte nie viel mit ihm zu tun, aber uns tut es dennoch sehr Leid für dich. Er war ein guter Mann." Andromeda nickte zustimmend. „Ihr könnt die dritte Etage bewohnen. Dort ist genug Platz für euch. Es ist uns eine Freude, dir ein Zuhause geben zu können, Harry."
In der folgenden Woche lebte sich Harry bei den Tonks' ein. Da Ted und Andromeda vehement ablehnten, Miete von ihm zu nehmen, sah er das Kochen für die Familie als Teil einer Wohnungszahlung an. Jeden Morgen, wenn Ted, Andromeda und Nymphadora noch schliefen, stand er um 6 Uhr auf und begann seinen Tag mit einer Joggingrunde, die sich über siebeneinhalb Kilometer erstreckte. Wenn er nach einer knappen halben Stunde nach Hause kam, schliefen die Tonks noch immer. Nach seiner Dusche bereitete er mit Freuden jeden Tag das Frühstück, dessen verlockender Geruch die Tonks einen nach dem anderen aufweckte.
Als Harry das erste Mal gekocht hatte, waren Nymphadora und Andromeda zuerst misstrauisch gewesen, waren sie ja Katastrophen gewöhnt, die Ted in der Küche verursachte. Die Überraschung wurde nur von Begeisterung übertroffen, als sie die vom dem köstlichen Fischfilet probierten, die Harry bereits am ersten Abend zubereitet hatte.
Nach dem Frühstück begann für Harry und Tonks das Training, Andromeda und Ted gingen zur Arbeit. Für die Übungen, die sowie Raum als auch Freiheit benötigten, benutzten sie den großen Garten, der hinter dem Haus lag und, ähnlich wie bei den Weasleys, sich offen nach hinten zu einem Feld verlief. Jeden Morgen, bevor er seine Joggingrunde begann, genoss er den Anblick der aufgehenden Sonne, die den Horizont rot und orange färbte.
Die Gespräche mit Andromeda und Nymphadora über Sirius hatten ihn gelehrt, dass er seinen Tod nicht vergessen, jedoch aber nicht ewig darüber trauern sollte. Stattdessen war er dankbar, dass er Sirius als echten Menschen und nicht als Verbrecher und Mörder, wie ihn die Zeitungen bezeichnet hatten, kennenlernen durfte.
Oft saß er am Abend nach seinem Training, völlig erschöpft und ausgepowert, gemeinsam mit Tonks im Feld hinter dem Garten und betrachtete mit ihr den Sonnenuntergang. In diesen Momenten wurde beiden bewusst, dass sie etwas füreinander empfanden. Was sie füreinander empfanden. Doch keiner der Beiden wagte es auch nur einmal, seine Gefühle für den jeweils anderen zu offenbaren, verängstigt, unabsichtlich das zu zerstören, was sich zwischen ihnen entwickelt hatte. Dennoch, über die Woche hinweg lernten sie sich Tag für Tag immer besser kennen und die tröstenden Gespräche über Sirius waren nicht mehr die Hauptthemen ihrer Unterhaltungen. Mithilfe von Andromeda und Nym, wie er sie nun nennen durfte, fand Harry langsam aber sicher seinen Frieden.
„Nym, meinst du nicht, dass der Orden und das Ministerium mich suchen?", fragte Harry, während er einen Käfer von seinem Knie schnippste. Der erste Tag der zweiten Woche seines Aufenthalts bei Andromeda und Ted war vorbei gegangen und Harry und Nym saßen nebeneinander in dem hohen Gras des Feldes. Die Sonne ging nur gemächlich unter, als ob sie den beiden mehr Zeit in dieser romantischen Umgebung geben wollte.
„Mit Sicherheit. Wir haben Glück, dass hier in der Umgebung keine einzige Zaubererfamilie lebt und wir zudem noch von dem Fidelius geschützt werden." „Und dich? Der Orden wird dich nach deinem Abgang vielleicht fallen gelassen haben, aber das Ministerium, oder zumindest die Arurorenabteilung wird dich doch vermissen." „Nicht wirklich, nachdem ich einen ähnlichen Abgang wie bei Dumbledore auch in der Aurorenabteilung hingelegt habe." „Ähm, heißt das du bist kein Auror mehr?" „Nein, das heißt aber nicht, dass ich nichts mehr draufhab." „Darauf kannst du aber einen lassen."
Harry rieb mit schmerzverzerrter Miene den Rücken. Tonks hatten ihm beim Duellieren ordentlich in den Hintern getreten und ihn in Grund und Boden geflucht, nachdem sie hinter ihm appariert war und ihn mit einem Lähmzauber kampfunfähig gemacht hatte.
Jeder Tag sah ähnlich aus, wurde aber nie langweilig. Für keinen der beiden. Obwohl Tonks Auror war, oder gewesen war, passte sich Harry ihrem Niveau erstaunlich schnell innerhalb der ersten beiden Tage an, dachte er zumindest. Nachdem sie gefrühstückt hatten, begannen sie ihr Training mit Duellieren. Am ersten Tag hatte Tonks ihm bereits mit drei Schockzaubern erwischt, als er aus der Hintertür in den Garten kam.
Nach dem Duellieren, wenn er meistens völlig k.o. und außer Atem war, übten sie Okklumentik und Legilimentik. Mit einem freien Kopf, verursacht durch zwei Stunden Duellieren und die daraus resultierende Erschöpfung, gelang es Harry um einiges besser eine Gedankenbarriere zu errichten. Er hatte herausgefunden, dass wenn er sich darauf fixierte, seinen Kopf von Gedanken zu befreien, es nur schwieriger wurde. Stattdessen konzentrierte er sich auf einen einzigen, harmlosen aber auch schönen Gedanken, wie zum Beispiel die Sonnenuntergänge mit Tonks. Nachdem er die erste Stufe der Okklumentik nach drei Tagen gemeistert hatte (schließlich machte Tonks den „Unterricht" besser als Snape… sie sagte nicht „Gedanken klären Potter, Legilimens!") gingen sie zur Legilimentik über.
Mit durch Okklumentik geordneten Gedanken war es Harry um einiges leichter, die erste Stufe der Legilimentik zu erklimmen. Das einfach eindringen in einen Verstand ohne Okklumentikgegenwehr fiel Harry fast schon zu leicht. Als er Tonks am fünften Tage seines Aufenthalts darauf hinwies, grinste sie nur und deutete ihm, es erneut zu versuchen.
Als er versuchte, in ihren Verstand einzudringen, blieb er stecken, ein Bild von einer Eisenmauer vor Augen, auf der „Keep Out!" draufstand.
Anstatt zu üben, Okklumentikbarrieren zu durchbrechen, gingen sie nun zur zweiten Stufe der Okklumentik über. Statt den Legilimentiker einfach nur abzuwehren, ließ Harry nun Tonks in seinen Kopf eindringen und fütterte sie mit erfunden Bildern. So konnte er seine Gedanken schützen, den Angreifer jedoch nicht bemerkten lassen, dass er Okklumentik beherrschte. Um das zu meistern, benötigte er nur einen weiteren Tag, der intensiv auf Okklumentik ausgelegt war.
Die zweite Stufe der Legilimentik, Okklumentikbarrieren zu durchbrechen, meisterte er mit Leichtigkeit innerhalb eines halben Tages, da er das Wesen der Barrieren bereits in und auswendig kannte. Die dritte Stufe beider Künste, die für den Angreifer unbewusste Abwehr und das geheime Eindringen in den Gegner gleichzeitig als Gegenangriff erklomm er erst am Abend des achten Tages.
Duellieren war da jedoch ein anderes Ding. Als er am zweiten Tage dachte, dass er sich an ihre Angriffs- und Verteidigungstaktiken gewöhnt hatte, begann sie damit, ihre Flüche nur noch zu murmeln, sie unblockbar aneinander zu koppeln und wahre Stürme von Flüchen auf ihn niederprasseln zu lassen.
Sein Problem war es, dass er seine Flüche laut rief, den Gegner somit vorwarnte, welchen Fluch er benutzte und wartete, um zu sehen, ob der Fluch getroffen hatte. Tonks brachte ihm erst bei, die Flüche nur zu murmeln und sie dennoch nichts von Kraft und Geschwindigkeit einbüßen zu lassen.
Harry schien zum Duellieren geboren zu sein, denn unter den von Stolz erfüllten Augen von Tonks, lernte er mit unverständlicher Geschwindigkeit neue Flüche und Taktiken, die sie ihm beibrachte. Nachdem er das Murmeln der Flüche beherrschte, lehrte sie ihm mithilfe einiger Bücher, das Aneinanderklinken von Flüchen, so dass sie schwerer zu blocken waren.
Harry hatte entdeckt, dass wenn er Okklumentik benutzte um seine Gedanken zu ordnen, er sich hundertmal besser konzentrieren und seine Außenwelt ausblenden konnte, was an den Abenden sehr hilfreich war, wenn er sich in die kleine, aber gut ausgestattete „Bücherei" des Hauses zurückzog, in der, von Staubschichten überzogen, sich gut hunderfünfzig Bücher über Flüche, Schilde, Taktiken und ähnlichem in den Regalen stapelten.
Harry hatte gedacht, dass er an diesem Tage Tonks hätte besiegen können, mit seinem riesigen Arsenal an Flüchen, Schilden, Taktiken und Tricks, die er an den Abenden und zum Teil in den Nächten gelernt hatte. Dass er die Möglichkeit der Apparation außer Acht gelassen hatte, ärgerte ihn ein wenig, spornte seinen Willen jedoch nur noch weiter an, neues zu lernen. Am nächsten Tag würde er wieder mit neuen Tricks kommen, und dann würde ihm Tonks vielleicht nicht ein weiteres Mal um einen Schritt vorraus.
„Ich hoffe du kannst mir jemals vergeben, dass ich jemals für Dumbledore und in gewisser Weise „gegen" dich gearbeitet habe.", sagte Nym plötzlich und starrte bedrückt auf den Boden. Ihre dunkelbraunen sanften Locken fielen ihr lose über die Schultern und ihre sonst so anmutige echte Gestalt wirkte geknickt. Ja, Tonks, oder eher, Nym, war in keinster Weise tollpatschig sondern hatte in ihren getarnten Formen nur Schwierigkeiten mit dem Gleichgewicht. In ihrer wahren Gestalt jedoch bewegte sie sich in Harrys Augen wie eine Göttin.
„Nym", sagte er sanft und wandte sich zu ihr. Er legte seine Finger unter ihr Kinn und hob es an, um ihr in die Augen blicken zu können. Nun sah er, dass tatsächlich jene violetten Augen, die er zu lieben gelernt hatte, vor unterdrückten Tränen glitzerten.
In dem sanften Abendrot der Sonne lehnte er sich vor und legte zärtlich seine Lippen auf ihre. Momente in der Ewigkeit verbrachte er, während er sie küsste und sah, wie sie erst überrascht die Augen aufriss, dann sich jedoch entspannte und liebevoll das Zeichen der Zuneigung erwiderte. Niemals hätte er gedacht, dass sich ein Kuss so gut anfühlen konnte.
Sie küssten. Sie küssten sich solange, bis die Sonne lächelnd auf sie herabblickend endlich hinter dem Horizont verschwand und der Dunkelheit der Nacht Platz machte. Dann, als die Sterne bereits Zeugen ihrer Liebe waren, löste sich Harry endlich von ihr, festigte die Umarmung, in die sie während des Kusses, oder eher während der Küsse gefallen waren und barg sein Gesicht in ihren Haaren. Nym seufzte, legte ihren Kopf auf seine Schulter und schloß die Augen.
Unter der sternenklaren Nacht flüsterte ihr Harry so sanft und so liebevoll ins Ohr, dass Nym am nächsten Morgen denken würde, es war nur ein Traum gewesen.
„Niemals nie könnte ich dir nicht vergeben, Nym. Ich liebe dich."
Author's Note: Oh mann, hoffentlich war das nicht zu schmalzig. Ich jedenfalls, fands schön. (hehe) Ich antworte hier auf die Fragen, die ihr mir in den Reviews stellt. Musashi47 meinte, dass Harry nicht genug Willenskraft besitzen würde, um ein Muskelprotz zu werden. Er ist schlank, kein Schrank! Um athletisch gebaut zu sein, muss man nicht tonnen essen…außerdem muss er als „Haussklave" ja zum Beispiel die Gartenarbeit erledigen. Das in sengender Sonne ist verdammt Ausdauer fördernd. Nun ja, wegen der Willenskraft, da hast du in gewisser Weise recht, aber da er ja so verzweifelt auf der Suche nach Erschöpfung war, um Sirius' Tod aus seinem Kopf zu bekommen, denke ich schon, dass das genug war, um ein ordentliches Training hinzulegen. Und wie gesagt, da kam ja noch die Gartenarbeit hinzu.
An alle, die die FF kommentiert haben, danke! Bitte reviewt mir weiterhin, denn es ist einfach immer noch die beste Motivation, eine liebe review lesen zu können um dann das nächste chap zu schreiben. Das nächste Chap sollte in den folgenden Tagen kommen, ist ja Wochenende und ich werd wohl schon ein bisschen Zeit zum Schreiben finden. So, bis zum nächsten Chap,
greetz - moppl
