They betrayed me

Kapitel 16 – Einsame Wölfe

Ein Insekt, von Azkabans bösem Willen grotesk verformt und verändert, krabbelte auf dem schmutzigen Steinboden der Zelle umher, indem Regulus auf seiner Pritsche saß und in Gedanken versunken war. Die Schreie der anderen Gefangenen störten ihn nicht mehr, zu sehr hatte er sich an sie gewöhnt, zu lange "lebte" er schon in diesem Loch. Er wunderte sich, wie sich Bellatrix fühlen musste... obwohl, nein, eigentlich wusste er ganz genau, wie sich Bellatrix fühlen musste.

Er selbst hatte es in seiner Brust gespürt, als ihn die Auroren aufgesammelt hatten, ihn mit Blicken bedacht hatten, die nichts als Abscheu und Hass fortgaben.

Es war an dem Tag geschehen, an dem er wohl eine der wenigen richtigen Entscheidungen seines Lebens getroffen hatte. Unbewusst strich er mit seinem Zeigefinger um die hässliche Tätowierung, die auf seinem Unterarm prangte. Der bös grinsende Totenkopf mit der Schlange, die ihm aus der Mundhöhle quoll, brannte wieder einmal – zwar mit Abstand nicht so schmerzhaft, wie in den Tagen nach seiner Gefangennahme, doch noch immer schwerzhaft genug, um ihn daran zu erinnern, dass er auch noch fühlen konnte... und dies gab ihm Kraft.
Zu wissen, dass er noch fühlen konnte, noch Emotionen hatte, ein Ziel vor Augen... dies alles gab ihm Kraft, Kraft, wie er sie seit langen Jahren nicht mehr gespürt hatte. Er nannte sie Hoffnung.

Die Dementoren, die sich vor seiner Zelle versammelt habten, versuchten vergebens, an seinen Gedanken zu laben, ihm die Flamme zu ersticken, die ihm die Kraft gab, ihnen zu widerstehen.

Er fühlte sich stark, neu, hoffnungsvoll. Damals, als er eines der Horcrux' von Voldemort zerstört hatte, verlor er mehr als nur seine Freiheit. Die Zerstörung des Artefakts hatte ihm einen Teil der Seele zerfetzt, doch er nahm diesen Preis willentlich in Kauf, um den Schaden, den er als närrischer Junior – Todesser verursacht hatte, wieder zum Teil gutzumachen.

Dort, in der Zelle, umgeben von eklen Kreaturen schwor er sich selber, dafür zu sorgen dass Bellatrix nicht das Schicksal wiederfahren würde, dass bereits so viele der Gefangenen des letzten Traktes vernichtet hatte.


1996 nach Chr. - Oktober

Der zunehmende Mond stand hell und deutlich am Nachthimme, verlieh der Gruppe von Menschen, die sich unter ihm auf einer Waldlichtung versammelt hatte, Kraft und Frische. Stolz standen sie in einem Kreis, in ihrer Mitte ein großer Brocken aus dem Gestein, dessen Licht sie am meisten ausgeliefert waren.

Ihre Gesichter waren von den schweren Kapuzen ihrer Roben, die schäbig und billig aussahen, verdeckt, doch Augen, gelb, golden oder bersteinfarben leuchteten in der Dunkelheit. Trotz der schäbigen Kleidung, die sie trugen, erschienen diese Menschen nicht verwahllost, nein, sie sahen eindrucksvoll aus, authoritär.

Einer der sechs verhüllten Gestalten trat vor, in die Mitte des Kreises und die verbliebenen fünf stellten sich so auf, dass sie einen Kreis um ihn bildeten.

Sie waren die sechs Herren und Herrinen der Werwolfclans.

„Brüder und Schwestern", sagte der Mann in ihrer Mitte „ich habe um dieses Treffen gebeten, um eine Allianz zwischen den sechs Clans zu schaffen. Die aktuellsten... Umstände... erlauben es nicht, dass die Werwölfe nicht geeint gegen die aufgekommende Bedrohung kämpfen." Seine Stimme war ruhig, doch eine Spur von Traurigkeit und Bitterkeit schwang in ihr mit. Ein anderer der sechs sprach auf.

„Ach. Und wen würdest du vorschlagen, diese Allianz zu führen? Du weißt ganz genau, dass es noch nie eine Allianz gegeben hat, die unter mehr als einem Führer länger als einen Monat gehalten hat."

Der Mann in der Mitte schnaubte. „Mich natürlich, Beorn. Wen würdest du denn sonst vorschlagen? Ich hätte Tyr bevorzugst, aber da ich weiß, dass er aus Ehrengründen ablehnen würde, werde ich mich als Führer dieser Allianz vorschlagen. Die Werwölfe dürfen weder unter dem Banner Voldemorts noch auf der Seite des Ministeriums untergehen. Wir Werwölfe müssen für uns, aber geeint kämpfen!"

Einer der anderen Werwölfe ließ ein Knurren verlaufen.

„Niemals! Ich werde keiner Allianz zustimmen, die dich als Führer akzeptiert, Verräter! Voldemort ist weit mächtiger als du glaubst, und wir werden durch ihn, zu was wir erschaffen wurden: Zu wirklichen Jägern; zu den Wesen, die über Leben und Tod der dummen Schafe entscheiden!"

Der Mann in der Mitte wandte sich um und starrte mit leuchtenden bernsteinfarbenen Augen dem Clanchef ins Gesicht, der gesprochen hatte.

„Ach wirklich, Fenrir? Nur weil auf deinem Unterarm bald eine Tätowierung prangen wird, heißt das nicht dass du weißt, wer oder was später Herrscher sein wird! Denke nach, bevor du deine Stimme gegen mich erhebst und hör auf aus Missmut gegen mich zu handeln! Du hast mich zwar geschaffen, doch dass ich mehr Unterstützung unter den Werwölfen innehabe liegt alleine daran, dass du stets nach deinen dämlichen Sehnsüchten handelst! Du bist nicht würdig, einer der sechs Clanchefs zu sein!" Seine Augen blitzten gefährlich, während er sprach und die Nackenhaare aller Anwesenden stellte sich auf. Sie spürten, das ein Kampf auszubrechen drohte. Beide Männer ließen ein Knurren entweichen, und Fenrir nahm einen Schritt nach vorne, auf seinen Kontrahenten zu.

„Schluß damit!", blaffte nun eine dritte, weibliche Stimme. Die Person, zu der sie gehörte, war die schmalste unter den sechs, doch strahlte sie nicht weniger Authorität aus, als der größte unter ihnen.

Als Fenrir einen weiteren Schritt in die Mitte machte, setzte die einzige Frau unter den sechs dazu an, Fenrir zurückzuweisen, doch Beorn, weit größer als sie, hielt sie zurück.

„Nein... tu das nicht, Louvé.", sagte er sanft, aber bestimmt. Man würde nicht erwarten, dass solche ein großer Mann eine derart sanfte Stimme haben könnte...

Ein weiterer der sechs nickte zustimmend und sagte, „Beorn hat Recht, Louvé. Nur weil Fenrir älter als unser Freund ist, hat er noch lange nicht das Recht, ihn anzuzweifeln. Ich denke J. hat sich oft genug bewiesen und ich bin der Idee, eine Allianz zu bilden, nicht abgeneigt. Aber das wird nicht gehen, sollte einer unter den mächtigsten sechs den Obersten anzweifeln."

Louvé schien einen Moment zu zögern, doch dann nickte sie und trat zurück.

„Vielleicht hast du Recht, Huan. Vielleicht sollte dieser Streit ein für alle Mal ein Ende finden."

Fenrir indessen umrundete J., der ruhig drei Meter von ihm entfernt stand und ihn beobachtete.

Der letzte der Anwesenden nickte schließlich auch.

„Sollte J. aus diesem Kampf siegreich hervortreten, werde ich mich dieser Allianz anschließen. Wenn nicht, bleiben meine Leute und ich neutral."

Fenrir blieb stehen und starrte ihn ungläubig an.

„Tyr! Du von uns allen, der am meisten über uns Werwölfe weiß, solltest doch wissen, wie dumm es wäre sich nicht Voldemort anzuschließen!"

Tyr schnaubte ungläubig.

„Du weißt nicht wovon du redest, Fenrir. Als sich deine Blutwölfe das letzte Mal im ersten Krieg Voldemort angeschloßen haben, wurden sie nach seinem Sturz beinahe ausgerottet! Meine Entscheidung steht fest, wenn J. siegt, werden die Grauwölfe ihm folgen. Wenn du siegst, werden sie neutral bleiben. Keiner der Grauwölfe wird jemals unter Voldemorts Banner kämpfen!"

Fenrir verengte seine gelben Augen zu Schlitzen und bleckte seine schmutzigen, scharfen Zähne, die nun auch in dem Schatten seiner Kapuze blitzten.

„Nun gut – dann bleibt mir nichts anderes übrig, als J. zu töten, was ich sowieso vorhatte."

J., der noch immer seelenruhig dastand und ihn anstarrte, lachte verbittert auf.

„Du kannst mich nicht töten, Fenrir. Ich habe in der letzten Zeit zu viel verloren, was ich liebte. Da kann mich ein lächerlicher Todesser- Wolf wie du nicht verängstigen."

Tyr, Huan, Louvé und Beorn blickte sich kurz an, nickten und traten zurück, um den beiden mehr Platz zu lassen. Keinen der vier war Fenrir sympatisch... zu sehr war er darauf fixiert, zu töten und zu verwandeln. Er war nicht auf das Wohl seines Clans, der Blutwölfe, bedacht.

J. legte sich in dessen in aller Ruhe seine Roben ab, doch in der Dunkelheit war sein Gesicht nicht zu erkennen, nur das Leuchten seiner bersteinfarbenen Augen. Fenrir, obgleich weit weniger ruhig und elegant wie J. legte ebenfalls seine Kleidung ab.

Die beiden Kontrahenten verbeugten sich knapp voreinander, beide auf der Spitze ihrer Kräfte durch das volle Mondlicht, das auf sie hinunterfiel.

J. schloß die Augen und konzentrierte sich auf den Wolf, den er tief in seinem Innern gebannt und gelernt zu kontrollieren hatte. Mit einem Schrei krümmte er sich und begann die Transformation. Schnell, wie in Zeitraffer, schien schwarzes Fell überall an seinem Körper zu wachsen, während sich sein Gesicht solange in die Länge zog, bis es eine Schnauze bildete. Aus seinen Augenwinkeln, die bereits wölfisch waren, konnte er sehen, wie Fenrir die selbe Verwandlung durchlief.

Die sechs Clanchefs wurden nicht umsonst am meisten respektiert. Jeder einzelne von ihnen gehörte zu den sehr sehr wenigen seines jeweiligen Clans, die die Transformation nach Wunsch beherrschten. Zwar hatte jeder Werwolf einige Fähigkeiten, wie zum Beispiel die verbesserte Sicht und das präzise Gehör, sowie der beinahe perfekte Geruchssinn, doch die obersten sechs waren die mächtigsten unter den Werwölfen durch ihre Fähigkeit, den Wolf in ihnen kontrollieren zu können.

Nach einigen eher schmerzhaften Momenten schloßen Fenrir und J. ihre Verwandlungen ab und standen sich nun in ihren Werwolfsformen gegenüber.

Fenrir, einst von einem Blutwolf gebissen und damit zu einem von ihnen gemacht, hatte zwei lange, blutrote Streifen auf dem Rücken und auf seiner Stirn prangte das Mal der Blutwölfe, ein roter Punkt in Form eines Bluttropfens.

J., der Oberste der Schwarzwölfe stand ihm gegenüber, sein Fell schwarz wie die Nacht. J. war der einzige Werwolf seit mehreren Dekaden, der sich von seinem Ursprungsclan losreissen und sich selber zu einem Schwarzwolf machen konnte. Die Blutwölfe, immer hungrig und mordlustig, waren bekannt für ihre Unbarmherzigkeit, während die Schwarzwölfe die Werwölfe waren, die am seltensten irgendwo auffielen.

Beide knurrten sich an, umkreisten sich und warteten den richtigen Moment ab, den anderen anzugreifen. Um sich auf Wunsch verwandeln zu können, musste man sich damit abfinden, ein Werwolf zu sein. Mehr noch, man musste stolz und authoritär, sowie ehrenvoll und stark sein, um die Bestie, die in einem hauste, bändigen zu können. Nur jene, die bereits als Zauberer und Hexe außergewöhnlich begabt waren oder einen starken Charakter besaßen, besaßen die Kraft dazu, diese legendären Verwandlungen zu vollziehen.

Mit einem Schrei stürzte sich Fenrir schließlich mit gebleckten Zähnen und entblößten Krallen auf J., erpicht, seinen Feind in Stücke zu zerfetzen, wie er es bereits mit vielen Männchen aus seinem Clan getan hatte, die ihn herausgefordert hatten.

J. knurrte, sprang in die Luft und landete elegant hinter Fenrir.

Das besondere an Werwölfen war, dass sie außergewöhnliche Körperkontrolle besaßen und sich mit einer gewissen Eleganz bewegen konnten, wenn sie denn wollten. Nicht umsonst war eine Werwolf eine Fusion zwischen Mensch und Wolf.

Wütende Schreie und Gejaule schallte durch die Nacht, als sich die beiden Kontrahenten mit Zähnen und Klauen bekämpften. Ein Passant wäre am Bild, das ihm geboten würde, wohl in Ohnmacht gefallen, sah man doch nicht alle Tage zwei gewaltige Wölfe, die miteinander wüteten.

Fenrir versengte seine Reißzähne tief in J.'s Schulter und J. entwich ein gepeinigter Schrei, bevor er mit seiner Klaue Fenrir am Nacken packte und von sich losriss. Mit einer kraftvollen Bewegung schleuderte er Fenrir gegen eine nahe stehende Eiche. Ohne Fenrir auch nur eine Chance zu lassen, stürzte er ihm hinterher und hieb immer und immer wieder auf seinen Gegner ein, bis Fenrir schließlich aufgab sich zu verteidigen und sich auf dem Boden zusammenrollte, erbärmlich um Gnade winselnd.

J. stand schwer atmend auf seinen Hinnterbeinen und starrte auf seinen geschlagenen Feind hinunter. Er spürte noch immer die Blutlust, den Drang, Fenrir zu töten wie heißens Feuer, dass ihm den Verstand versengte. Mit einem letzten Knurren schüttelte er den Kopf und packte Fenrir mit seinen Klauen an den Schultern, um ihn rüde hochzuheben und ihn in den Wald zu schubsen.

Fenrir warf ihm noch einen letzten, hasserfüllten Blick zu, dann verschwand er in der Dunkelheit des Waldes.

Binnen weniger Sekunden hatte J. sich zurückverwandelt und wandte sich nun um. Die vier verbliebenen Ältesten nickten ihm zu, gaben ihm ihr Einverständis und akzeptierten ihn auch als Führer ihrer Allianz.

Mit einem gemeinsamen Geheul, dem zunehmenden Mond zugewandt, verschwanden schließlich die Obersten der Werwölfe in den Schatten der Nacht.


994 nach Chr. - März

Einen Monat später

Harry lag an diesem Morgen in seinem Himmelbett, den Blick auf das dunkelblaue Tuch gerichtet, das über die vier großen Bettpfosten gespannt war. Er war nun bereits länger als ein halbes Jahr in diesem Teil der Zeit, in der Vergangenheit. Der Verrat, den seine „Freunde" an ihn begangen hatten, schmerzte zwar noch ein wenig, doch da er nun an einem völlig anderen Ort, oder eher Zeitpunkt war, konnte er den langsam verheilenden Riss in seinem Herzen leichter ignorieren. Er hatte in den letzten vier Wochen gemerkt, wie Sophie zwar schüchtern, aber dennoch bemerkbar versucht hatte, sich ihm zu nähern. Doch jedes Mal, wenn sie ihn massierte, wenn sie sich unterhielten oder sie ihm ein Stück näher war als unbedingt nötig, spürte er wie er abblockte, unbewusst aber bestimmt. Er fragte sich, ob es daran lag dass er Angst davor hatte, ein weiteres Mal betrogen, verraten zu werden.

Damals, als er gesehen hatte wie Nym Dawlish geküsst hatte, war ein Teil in ihm gestorben, und es war kein unwichtiger Teil gewesen. Er selbst hatte es gemerkt, vielleicht auch nur er. Vielleicht war es genau das, was Dumbledore beabsichtig hatte... dass er sich langsam aber sicher in die Waffe verwandelte, die er seit seiner Geburt war.

Ein Klopfen an der Tür weckte seine Aufmerksamkeit und er drehte seinen Kopf, um zu sehen, wer durch die Tür getreten kam.

„Hallo Harry.", grüßte ihn die ruhige, leise, aber dennoch verführerische Stimme von Sophie. Ihre Haare, die noch ein wenig feucht von ihrem morgendlichen Bad waren, hingen ihr lose über ihre schmalen Schultern und ein zartes Lächeln umspielte ihr Gesicht. Harry wusste es nicht, aber jede andere junge Mann auf der Burg hätte alles getan, um solche ein Lächeln von Sophie geschenkt zu bekommen. Sophie war sonst nicht der Mensch, der lächelte, der warm war. Nicht der Mensch, der Zuneigung zeigte.

„Guten Morgen.", grüßte er sie zurück, als sie sich an den Rand seines Bettes setzte. Als Harry aufblickte, sah er Wärme und Zuneigung in ihren tiefblauen Augen funkeln und er widerwillig musste er akzeptieren, dass ihr Lächeln sein Herz ein wenig erwärmte.

Er richtete seinen Blick wieder an die Decke und atmete tief durch. In den letzten Wochen hatte er viel von Dorian gelernt. Unter anderem auch, was es hieß, ein Sohn der Schatten zu sein und welche Fähigkeiten dies mit sich brachte.

Sie wusste es nicht, doch Harry konnte deutlich beobachten, wie sie sich auf die Unterlippe biss, scheinbar im Zwiespalt, was sie tun sollte. Eine der Fähigkeiten, die er erlernt hatte war, dass er nun nicht nur auf den Mittelpunkt seines Blickfelds fokussieren konnte. Für eine normale Person schien es, als würde er nach vorne sehen, doch Harry war im selben Augenblick auch in der Lage, nach links oder rechts zu sehen, ohne dass die Person es merken würde.

Sophie versuchte so unauffällig wie möglich ihre Hand über die Decke in Richtung seiner Hand zu schieben. Er konnte mit leichten Amüsement sehen, wie sich ein leichter Rot- Ton auf ihre sonst blassen Wangen schlich, was sie trotzdem nur noch attraktiver machte.

Als ihre Hand seine sanft berührte, wandte er sein Gesicht ihr zu und blickte ihr in die Augen. Hoffnung und Zärtlichkeit blickten ihm so verlockend entgegen, dass er nicht anders konnte als zu lächeln. Er ergriff nicht ihre Hand, doch sie schien vorerst damit zufrieden zu sein, als sie, ermutigt durch sein Lächeln, damit begann sein Haar aus seiner Stirn zu streichen.

Langsam aber sich begann der Riss in seinem Herzen sich zu schließen, doch Harry war sich nicht sicher, ob er jemals wieder in der Lage sein würde, zu lieben.


Juni - Vier Monate später

Der Raum war beinahe stockduster, wurde er doch nur von einigen, schwachen Kerzen erleuchtet und dennoch konnten die beiden Gestalten, die sich darin befanden, einwandfrei sehen. Immer wieder blitzte Metall, das Licht der Kerzen nur für kurzen Augenblicke reflektierend, in der Dunkelheit auf, unterlegt von dem scharfen Sirren einer Klinge und dann dem lauten Klang, das ertönte wenn Stahl auf Stahl traf. Wie von Geisterhand schienen die beiden Schwerter durch den Raum zu schneiden, doch fanden sie trotz der verschluckenden Schwärze immer wieder den Kontakt.

Der Raum roch noch nebulösen Düften, in Trance versetzende Schwaden lagen in der Luft des Raums, dessen Wände aus Stein gefertigt waren.

Mit einem Mal entzündeten sich Dutzende Fackeln entlang der Wände, erhellten dem Raum, so dass man sehen konnte, wie groß er tatsächlich war. Einige Meter hoch prangten an der Decke kunstvolle Verzierungen, an den Wänden standen Rüstungen von fremder Herkunft, Schwerter, dessen Formen noch nie in England geschmiedet wurden und Waffen, deren Funktion ein Bauer nicht hätte verstehen können, so kunstvoll geschaffen waren sie.

In der Mitte des nun erhellten Raumes war der Boden einigen Meter vertieft, so dass eine Art Feld einige Zentimeter tief in den Boden eingelassen war.

Harry und Dorian fochten verbittert um die Oberhand, als sie sich Schlag auf Schlag mit ihren Trainingsschwertern duellierten, die dennoch scharf wie Rasierklingen waren. Schließlich holte Dorian weit aus, schwang seine Schwert im Halbkreis und brachte es sirrend an die Seite von Harry, der den Angriff nur mühsam parieren konnte. Doch der Fuß, der ihm gleichzeitig in die Kniekehle traf, konnte er nicht mehr abwehren.

Harry verlor das Gleichgewicht und sackte auf ein Knie, während er mit seinen Armen herumfuchtelte um wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Dorian grinste, wirbelte herum und trat Harry das Schwert aus der Hand.

Erleichtert die Luft ausatmend setzte er Harry die Klinge an die Brust.

„Ein sehr guter Kampf, Harry.", sagte er schwer atmend. Er war klar deutlich aus der Puste, und er wunderte sich, als Harry fies grinste, was denn daran so lustig war.

„Noch nicht fertig, alter Mann!", rief Harry, während er sich zurückfallen ließ, dabei sein Bein hochschnellte und nun Dorian das Schwert aus der Hand trat. Das Schwert flog hoch in die Luft und Harry sprang auf, machte einen Seitwärtstritt und verfrachtete Dorian auf den Boden, bevor er das Schwer aus der Luft auffing und es nun Dorian an die Brust setzte.

„Jetzt war es ein guter Kampf.", verkündete er amüsiert grinsend. Dorian stöhnte und rappelte sich auf, während er sich den Hintern rieb.

„Weißt du Dorian", fuhr Harry munter fort, während er das Schwert in einen der vielen Ständer stellte „manchmal denke ich du bist wirklich ein alter Sack."

Harry blickte Dorian breit grinsend ins Gesicht, und wie er erwartet hatte, brach Dorian in schallendem Gelächter aus.

Jedem auf der Burg LaNoir war es aufgefallen, dass Dorian weit fröhlicher und lustiger geworden war, auch in der Öffentlichkeit. Harry war, nach anfänglichem Zögern, sehr gut in die „Burggesellschaft" integriert worden und war nun, ebenso wie Dorian, sehr beliebt, egal ob unter den Männern, Frauen oder auch den Mädchen.

Im Laufe der vergangenen Monate hatte er vieles gelernt – nicht nur das Schwertkämpfen. Jeden Tag hatte er hart mit Dorian oder anderen Trainern, die extra wegen ihm auf der Burg residierten, geübt und trainiert. Er beherrschte nun auch das Bogenschießen sehr gut, das Reiten leidlich und das Weintrinken... nun ja, das war eine andere Sache.

Sophie und er hatten langsam aber sicher eine vorsichtige Freundschaft aufgebaut, nur eine Freundschaft, weil Harry spürte, dass er zu mehr noch nicht bereit war. Wenn er und Sophie gemeinsam aßen oder sich unterhielten, konnte er immer spüren, wie sehr er ihr ans Herz gewachsen war, wie viel sie in seiner Gegenwart lächelte, war sie doch sonst immer als kühl und distanziert bezeichnet worden.

Durch seine Legilimentik konnte er spüren... wissen, wie echt ihre Gefühle waren oder ob sie ihm alles nur vorspielte und wie stark ihre Gefühle tatsächlich waren, schockte ihn. Von vielen Leuten, die auch auf der Burg lebten, hatte er erfahren, dass Sophie sonst immer unglaublich kühl war, fast wie eine Eiskönigin und es überraschte viele, dass Sophie tatsächlich lächeln konnte. Und es überraschte sie noch weit mehr, wieschön sie lächeln konnte.


Harry seufzte, während er in Gedanken versunken an der langen Tafel saß und seinen Eintopf löffelte. Er fragte sich, wie lange er wohl hier in der Vergangenheit zu bleiben hatte, und ob er jemals wieder in seine Zeit zurückkehren würde. Ihm kümmerte die dortige Welt eigentlich einen feuchten Dreck, doch er sah es als seine Pflicht, Voldemort zu vernichten. Ob Sirius ihn schlußendlich wieder zurück holen würde?

Seine Gedanken wurden unterbrochen, als sich Sophi sich gegenüber an die Tafel setzet und sich einen Becher mit Saft heranzog.

„Hi!", grüßte sie ihn enthusiastisch. Als sie ihn strahlend angrinste, konnte er nicht anders als zurückzugrinsen und ebenso enthusiastisch mit „Hallo!" zu antworten.

Sophie giggelte, bevor sie ihn besorgt anblickte. Seine Trainigskleidung war an einigen Stellen zerfetzt und an seinem Ellbogen war eine Schürfwunde. Ohne ein Wort zu sagen stand sie auf, ging um den Tisch herum und setzte sich neben ihn.

„Das sieht... nicht gut aus, Harry. Du solltest ein wenig vorsichtiger sein.", flüsterte sie, während sie ihren Zauberstab unbeobachtet aus ihrem Ärmel zog.

Harry betrachtete ihren Zauberstab sehnsüchtig. Dorian meinte, Harry würde seinen Zauberstab dann bekommen, wenn er sein eigenes Schwert schmieden würde. Doch das Training, das Harry jeden Tag erhielt laugte ihn jedes Mal so auf, dass er den Hammer kaum heben konnte und somit das Schwert quälend langsam entstand.

Nicht dass er zu diesem Zeitpunkt einen Zauberstab brauchte – Harry hatte seine Kontrolle über die passive Magie beinahe komplett gemeistert und seine psionischen Fähigkeiten auf den Höhepunkt gebracht, auch wenn das niemand wusste, trainierte sie er doch nur wenn er alleine war.

„Schon in Ordnung.", sagte er und schloß kurz die Augen. Er war an derartige kleine Verletzung bereits so sehr gewöhnt, dass er sie gar nicht mehr wahrnahm. Mit einem kurzen Gedankenimpuls floss ein kleiner Teil seiner Magie wie ein Strom zu seinem Ellbogen und vor Sophies verwunderten Augen schloß sich die Wunde wieder.

Harry grinste Sophie nur neckisch an, und bevor sie etwas sagen konnte, räusperte sich Dorian am Kopf der Tafel.

„Nach einem harten Arbeitstag", verkündete er „ist es nur gerecht, wenn wir heute Abend alle ein wenig ausspannen können."

„Oh nein...", stöhnte Harry und ließ seinen Kopf auf die Tischplatte fallen. „Nicht noch einmal..."

„Lasst das Fest beginnen!"

Bevor Harry auch nur protestieren konnte, hatte ihn Sophie bereits auf die Tanzfläche gezogen. Er hätte nicht gedacht dass ein sonst ruhiges Mädchen wie Sophie derart viel lachen konnte und im Laufe des Abends musste er doch zugeben, dass ihm ihre Körpernähe nicht unangenehm war.


Author's Note:

Frohes Neues wünsch ich euch, Leute! Hoffe ihr habt Silvester gut überstanden und nicht zu viel getrunken :P Hat mich schon erstaunt, dass mehr oder weniger der Großteil bemerkt hat, woher der Name Utumno kommt ;) Bin ganz vernarrt in die Namen aus dem Silmarillion oder aus HdR ;) Naja, jedenfalls hoffe ich, dass euch das Chap genug gefallen hat, um mir ne Review zu hinterlassen, ich bin ganz süchtig danach:P Achja... die nächsten Chaps werden immer düsterer und wahrscheinlich auch blutiger... ist nicht umsonst M.

REVIEWS! -gaaah-

Danke an – Supersnik(sry, aber des is Voldi numal), Adsartha1(sehr vorbildlich;)), Rudi, Elektra v. Helsing, Roter Draconis, Jolinar89, Casija, teddy172(-zurückknuddel-;)), Fidi, Master(hoffe das chap hat deine Fragen beantwortet), Marry Hiwatarie, blab und silvertrust (warten Kumpel, warten ;))

tschöö - moppl