3. Kapitel
Das Ministerium
Gott im Himmel, war das voll hier.
Sie hatte nicht mehr viel Zeit und die Telefonzelle war ständig besetzt. Meredith war froh in London zu leben. Da hatte sie den Weg bis zur Winkelgasse nicht ganz so weit.
Das nächste Problem ergab sich im Hinterhof des tropfenden Kessels.
Wie war die Kombination noch mal?
Glücklicherweise kam in diesem Moment noch jemand heraus und tippte die Steine an, worauf sich der Weg erschloss.
Sie war schnell zu Gringotts gegangen und musste zugeben, es war ein gutes Gefühl mal wieder mit richtigen Münzen zu bezahlen und nicht mit diesen Plastikkarten, bei denen man gar nicht mitbekam, wie viel man schon ausgegeben hatte. In einer sündhaft teuren Boutique hatte sich passend angezogen. Ein Schwarz-grünes Kleid mit reich-verziertem Umhang, welches sie nun auch trug.
Die Blicke, die ihr die anderen Hexen und Zauberer zuwarfen, anscheinend in Erkenntnis wer sie war, während sie auf die Telefonzelle zusteuerte, störten sie nicht weiter
Nun wartete sie schon geschlagene zwanzig Minuten vor dieser verdammten Telefonzelle, die sie zum Ministerium bringen sollte.
Fein, sie war dran.
„Bitte Namen und Grund ihres Besuches angeben." Ertönte eine Frauenstimme unter irgendwelchen Pseudo-Supermarkt-Singsang.
„Meredith Temper. Anhörung von Lucius Malfoy." Sie schluckte. Das erste Mal seit Jahren, dass sie diesen Namen laut aussprach.
Eine Plakette mit der Aufschrift MEREDITH TEMPER
ANHOERUNG LUCIUS MALFOY
Fiel in den Wechselgeldschacht.
„Bitte drücken Sie gewünschte Etage. Danke."
Meredith pinnte sich die Plakette auf ihren Umhang und drückte ungeduldig auf die „9" .
Die Zelle setzte sich lautstark in Bewegung und trat ihren Weg ins Erdreich an.
Bald fühlte sie sich wie in einem Fahrstuhlschacht. Nach endlosen fünf Minuten Fahrt öffnete sich die Tür und sie stand wirklich und wahrhaftig im Ministerium für Hexerei und Zauberei. Nach so langer Zeit.
Severus saß mit dem Rücken zu ihr und sah immer wieder auf die große Standuhr vor ihm. Er hatte die gleichen Zweifel gehabt wie sie. Sie näherte sich ihm langsam und legte ihm die Hand auf die Schulter.
„Danke, dass du auf mich gewartete hast, Severus. Du kannst dir gar nicht vorstellen wie viel heute in der Winkelgasse los ist..." sagte sie lächelnd.
Doch das schien ihn nicht wirklich zu interessieren. Nach dem ersten Schock sie wirkich vor ihm sehen, stand er auf und, er konnte nicht anders, nahm sie in die Arme.
„Wa... was? Ist ja gut. Ich hab dir doch mein Wort gegeben, dass ich komme, oder?"
Er lies sie los.
„Dein Wort in Merlins Ohr, Merri." Er versuchte ernst zu klingen, doch seine Mundwinkel zuckten verdächtig. „Ich hätte es dir wirklich nicht übel genommen. Na komm."
Er nahm ihre Hand und zog sie hinter sich her in einen der vielen Korridore. Dieser hier führte nach einer Zeit weiter abwärts, Stufe für Stufe. Sie sah Türen rechts und links an sich vorbeiziehen. Einige dieser Türen standen offen und man konnte in die riesigen Anhörungsräume hineinblicken. Sie waren angeordnet wie römische Kolosseen. In der Mitte, tief unter den Zuschauern, stand die Anklagebank, wo man den Löwen zum Fraß vorgeworfen wird. Diese Säle gab es in verschiedenen Größen, doch jeder für sich war enorm.
Sie kannte diese Säle. Sie selbst saß vor Jahren schon mal dort, auf so einer Zeugenbank.
Severus verringerte sein Tempo nun langsam. Sie sah, wie er immer wieder auf die Uhr sah.
„Wenn wir hineinplatzen, ist es zu auffällig. Wir müssen dort sein, bevor sie Lucius hineinführen." Schnaubte er.
Sie bogen um eine Ecke und standen vor einer Tür mit der Aufschrift: Anhörung : Das Ministerium für Hexerei und Zauberei vs. Lucius Malfoy Vorsitz: Cornelius Fudge Öffentlichkeit und Presse zugelassen. (Außer Rita Kimmkorn)
„Hoffentlich..." raunte Severus als er die Tür öffnete.
Es war ein großer Saal für mindestens 500 Personen, der schon halb besetzt war.
Die Anklagebank in der Mitte war noch leer.
Instinktiv zog sie sich die Kapuze ihres Umhangs über den Kopf, sodass man nur noch ihren Mund sehen konnte. Severus schob sie mit sanfter Gewalt durch die Tür.
„Da oben sitzt Narcissa." Flüsterte Severus ihr zu und zeigte, so unauffällig wie möglich, mit dem Finger auf eine in schwarz gekleidete, blonde, schöne Frau auf mittlerer Höhe der rechten Seite der Tribüne.
Sie sah Severus und nickte ihm kurz zu. Ihre Augen musterten Meredith und sie spitze ihre Lippen als ob sie gerade in etwas Bitteres gebissen hätte.
Meredith hätte sie überall wieder erkannt.
Narcissa Black. Narcissa Malfoy.
Tja, nun hatte sie anscheinend bekommen, was sie über Jahre hinweg versucht hatte ihr Eigen nennen zu können. Neben ihr saß ein blonder Junge. Die aschblonden Haare streng nach hinten gekämmt. Er hätte sehr hübsch ausgesehen, hätte er nicht den Kopf so hoch getragen. Es erweckte fast den Eindruck, er stehe über allen Dingen und es wäre nicht sein Vater, der dort angeklagt wäre.
Denn wahrhaftig, das war er.
Draco sah Lucius vielleicht nicht so ähnlich, wie sie es erwartete hatte, dennoch, Dracos ganze Körperhaltung glich dem seines Vaters bis auf's Haar.
„Komm schon, Merri. Setzen wir uns."
„Sie weiß nicht, dass ich hier bin, oder?" hielt sie Snape zurück. „Ich meine, sie weiß nicht, dass ich das bin."
Narcissa sah immer noch zu ihnen hinunter. Und auch Draco erwürdigte sich ihnen seiner Aufmerksamkeit.
„Nein, aber...Meredith, sie wird es verstehen. Du bist hier um ihn raus zu holen. Jetzt setz dich." Leicht verzweifelt versuchte er sie am Umhang die Tribüne rauf zu ziehen.
„Ja, ich setze mich. Aber nicht neben Narcissa. Ich schwöre dir, sobald sie mich erkennt, wird sie hysterisch werden und mich beschuldigen ihr ihren Mann ausspannen zu wollen. Da möchte ich auf keinen Fall in ihrer Nähe sein." Sie zog ihre Kapuze noch tiefer ins Gesicht.
Snape verdrehte die Augen. „Ach komm schon. Diese Streiterein sind Jahre her."
„Severus, Menschen ändern sich nie. Narcissa bleibt Narcissa. Egal ob Black oder Malfoy. Du kennst sie. Und solange sie immer noch einen Herzkollaps bekommt, sollte man es WAGEN sie zu kritisieren oder ihr zu widersprechen, dann, mein Freund, mal dir aus was passieren wird, wenn die Ex von ihrem Mann neben ihr sitzt, ihre Maske lüftet, sich die volle Aufmerksamkeit von der trauernden Ehefrau auf die verschollengeglaubte Magierein richtet und diese dann erzählt...tja, wir werden sehen."
„Vielleicht hast du Recht." Sagte er verunsichert.
Er wusste nicht wohin. Sie musste lächeln.
Sie klopfte ihm auf die Schulter. „Sev, setz du dich zu ihr, ich nehm' mir einen Platz gegenüber."
Snape zog die Brauen hoch. „Glaubst du, Narcissa wäre es zu peinlich einmal um die Tribüne herum zu laufen und dich DANN vor Zeugen zu erwürgen?"
Meredith sah hoch zu Narcissa die Draco mittlerweile lautstark darüber ausfragte, ob dieser sich denn auch seine Zähne ordentlich geputzt habe.
„Der doch nicht." Sie lächelte Severus zu und schickte ihm einen Handkuss. Er verschwand am unteren Ende der Sitzplätze und tauchte Sekunden später neben Narcissa wieder auf.
Meredith hatte mittlerweile auch ein Plätzchen gegenüber von ihnen gefunden.
Der Raum füllte sich langsam. Viele der Journalisten waren nicht dabei. Um so besser.
Ein Mann betrat den Raum. Die Zuschauer standen auf.
Er ging ganz gemächlich auf einen Stuhl zu, der der Anklagebank gegenüber stand. Es war ein reich-verzierter Stuhl und neben ihm standen zu jeder Seite noch eine kleinere Ausgabe des Großen.
Der Mann war klein und dicklich. Er trug eine gepuderte Perücke.
Meredith kannte ihn. Es war Cornelius Fudge. Der Minister für Hexerei und Zauberei persönlich.
Fudge setzte sich auf den großen Stuhl. Niemand rührte sich.
„Ähem, ähem. Meine Damen und herren. Da ich hier heute zur Außnahme im Vorstand sitzte, stehen mir zur Unparteilichkeit gebunden, zwei Rechtpfleger zur Seite."
Aus der Tür hinter ihm kamen zwei ältere Herren. Der Eine, der sich nun links neben Fudge setzte, hatte eine Glatze aber dafür einen sehr langen Bart. Und der Andere, rechts von Fudge hatte kurzrasiertes graues Haar und eine Narbe auf der Stirn.
„Mr. Ichabold Crueswood (der Glatzkopf nickte) und Mr. Bartholomew Crane." Das Narbengesicht nickte militärisch.
„Bitte setzen Sie sich." Kurzes Geschiebe von Stühlen ertönte.
„Ich ermahne die Presse nun, bevor wir den Angeklagten hineinbringen lassen, dass Fotos strengstens untersagt sind. Und and die Zuschauer: Jäglicher Zwischenruf kostet sie 160 Knuts. Verstanden?" Er sah in die Runde. „Gut. Bringen Sie den Angeklagten herein."
Sie wusste es. Ihr Herz pochte bis zum Hals als die Tür sich langsam öffnete.
Zwei große klobig aussehende Wächter schoben sich durch die Eingangstür.
Sie verdeckten den Blick auf den Mann der zwischen ihnen ging. Doch als sie ihn bis zum Stuhl geleitet hatten und umkehrten, sah sie ihn.
Er WAR älter geworden. Sie kannte ihn nur als jungen Mann mit Pferdeschwanz. Der sich hinter einer Hecke versteckte und Gryffindors erschreckte. Was sie nun vor sich sah war ganz anders.
Ein ca. 1,80 cm goßer Mann stand vor Cornelius Fudge. Die Hände vor seiner Brust in Fesseln. Seine blonden Haare heilt eine schwarze Schleife. Seine Garderobe: Perfekt. Schwarz-dunkelgrüne Weste zu schwarzem Anzug. Seine Körperhaltung war stolz, genau wie Draco schien er viel zu würdig zu sein um ein Wässerchen zu trüben. Doch Meredith wusste es besser.
Oh ja, Lucius war alles andere als brav und unschuldig. Sie erinnerte sich noch genau an damals...
