Fünfzehntes Kapitel: Nass bis auf die Knochen
Es regnete immer noch in Strömen. Und Lara war bis auf die Knochen nass. Doch das störte sie nicht im geringsten, es war eher die Tatsache, dass Alucard ihr auf seine ganz eigene Art unauffällig versuchte zu folgen. Sie hatte Seras abschütteln können mit der Begründung sie hätte noch was zu erledigen und sie solle mit einem der Reinigungsteams zurück zur Hellingvilla fahren, doch diesen aufdringlichen Blutsauger konnte sie nicht abschütteln. So entschloss sich die Schwarzhaarige in die Offensive zu gehen, sie parkte ihr Auto am Rande der Einbahnstraße in der sich ihre Ziel Adresse befand und stieg aus dem Wagen.
„Alucard bist du dir dafür nicht zu schade mir hinterher zu jagen?", fragte sie verächtlich. Zuerst sah Lara nur Alucards grinsen als Antwort, doch auch der dazugehörige Rest trat schließlich aus dem Schatten einer Laterne. Der Vampir wartete anscheinend darauf, dass Lara noch etwas sagen würde, doch diesen Gefallen tat ihm diese nicht. Sie drehte sich in Richtung der Einbahnstraße und ging die Straße hinunter. Alucard folgte ihr mit nachdenklichem Gesichtsausdruck. Auf der gegenüber liegenden Straßenseite befand sich einer der zahlreichen öffentlichen Parks in dieser Gegend Londons. Als sie schließlich an der Adresse ankamen, war Lara doch etwas überrascht. Es handelte sich bei der Adresse nicht um eine Wohnadresse, sondern um ein kleines japanisches Geschäft auf deren Außenscheibe groß Japan Express stand.
Unschlüssig stand die junge Frau und somit auch ihr neuer "Begleiter" einige Minuten vor dem Shop. Was sollte sie mit Alucard machen? Sie konnte ja schlecht sagen „Hey warte hier ich hol schnell meinen Sarg!" sagen. Nein das konnte sie definitiv nicht. Aber was dann? Wie sollte sie ihr Heiligtum eigentlich unbemerkt in die Hellsingvilla bringen? „Verdammt", stieß sie dann aus und ernte einen belustigten Blick von Alucard. Jetzt war es eh zu spät um sich noch großartig Gedanken zu machen. Sie war hundemüde und würde hier gleich im Stehen weg pennen und vermutlich nicht wieder aufwachen, wenn sie noch weiter hier so unschlüssig rum stand.
Zielstrebig ging sie auf die Türe zu und öffnete sie selbstsicher. Im Laden war kein einziger Einkäufer zu sehen bis auf einen Mann mittleren Alters mit japanischen Aussehen und augenscheinlich seiner Frau, die hinter der Kasse standen. Alucard war ihr in den Laden gefolgt, was Lara ihm irgendwie nicht so recht verübeln konnte, bei dem Wetter draußen. „Was können wir für Sie tuen?", fragte der Mann sofort. „Mein Name ist Lady Crosswell, Sie sind informiert?", fragte Lara auf japanisch und der Mann sah seine Frau verwirrt an. „Sie hat gesagt, dass ihr Name Lady Crosswell ist und ob du informiert bist", übersetzte seine Ehefrau. „Es tut mir leid Lady Crosswell aber mein Mann spricht kein Japanisch, er ist gebbürtiger Engländer müssen Sie wissen", richtete sich die Frau auf englisch an Lara. „Auch egal. Sie wissen aber hoffentlich warum ich hier bin?", antworte Lara. Bei diesem Satz begann der Mann sichtlich nervös zu werden. „Ja schon, aber... Bitte einen Moment", bat er und verschwand hinter einem Vorhang und auch seine Frau folgte ihm hastig. Als er zwei Minuten später wieder heraus trat. Hatte er nichts weiter als einen großen blauen Beutel unterem Arm, den er Lara mit zitternder Hand reichte.
Lara war sprachlos. Ihr Gegenüber hatte ihr einen Beutel voll mit Asche, Holzsplittern und einem großen gusseisernen Kreuz gereicht. Das konnte doch unmöglich ihr SARG sein! Wie betäubt entglitt Lara der Beutel und fiel seinen ganzen Inhalt auf dem Boden vor Alucards Stiefeln verteilend, zu Boden. In diesem Moment war Lara alles egal, weder die erneute Anwesenheit der Frau noch Alucard konnten, verhindern dass Lara den Mann am Hals packte und ihn sehr ungestüm an die Wand drücke, wo sie in einige Zentimeter über dem Boden baumeln ließ. „Was soll das bedeuten? Was habt ihr Idioten mit meinem Sarg gemacht!", schrie sie ihn an und schlug ihm mit der Fast in das verängstigte Gesicht. Der Mann schrie kurz auf und seine Nase begann zu bluten. „Es ist an der GrenGrenze passsssiiert, das LieferLieferfahrzeug", stotterte er und geriet mächtig ins schwitzen. „Sie haben es es überfffallen und all allalles wwwas sich dddarauf befand in bbbrannd gesteckt", schloss er ab. „Alestard!", flüsterte Lara. Der Mann nickte nur. Laras Kraft war erschöpft, sie konnte den Mann nicht länger halten und ließ in mit einem Ruck zu Boden fallen.
Sie starrte auf ihre Hände die mit dem Blut des Mannes befleckt waren. „Alles aus", dachte sie. Wo sollte sie um diese Zeit jetzt einen Sarg herbekommen? Es war unmöglich, sie konnte nicht einfach auf einen Friedhof gehen und sich den erstbesten krallen. Diese ganzen Erkenntnisse brachten Lara an den Rande eines Nervenzusammenbruchs. Sie drehte sich wie in Trance um und ging nach draußen. Und über die Straße hinüber in den Park, in dem sie um eine Ecke bog und verschwunden war. Doch als Alucard ihr folgen wollte, wurde er von einer hektisch schimpfenden Frau zurückgehalten. Die ihm zu verstehen gab das sie nie wieder auch nur in die Nähe ihrer Familien kommen sollten.
In Alucards Gehirn arbeitete es auf Hochtouren. Lara brauchte einen Sarg, doch wozu? Sie war doch ein Mensch, dass hatte er die ganze Zeit gespürt. Wäre sie etwas anderes egal ob Dämon oder Vampir hätten seine Sinne es im verraten. Doch wenn er so überlegte waren da doch eine Menge Ungereimtheiten. Als er sie damals in der alten Villa angeschossen hatte, hatte Doktor Hennings gesagt, dass sie ihren Arm nie wieder gebrachen können würde und nun? Sie bewegte ihn wie eh und je. Auch war von der Verletzung nicht die geringste Spur zu sehen gewesen, als er sie unter der Dusche überrascht hatte. Er hatte die Lady auch bis jetzt noch kein einziges Mal schlafen sehen seit sie in der Hellsing Villa war, wenn man auf das künstliche Koma mal absah. Laras Erscheinung warf immer mehr fragen auf. Warum hatte er das nicht bemerkt? „Weil du so von ihr angetan bist", sagte Alucards kleine Stimme im Kopf.
Er war gerade um die Ecke geschritten an der Lara verschwunden war, als er sie auch schon auf einer Bank sitzen sah. Ihr Blick war leer. Es regnete jetzt noch stärker und Alucard konnte erkennen, dass Lara stark zitterte. Ihre langen schwarzen Haare hingen ihr in dichten Strähnen ins Gesicht. Der Vampir blieb stehen, es waren noch gut drei Meter bis zur Bank normalerweise hätte er Laras Aura oder ihre Lebensenergie von hier aus spüren müssen. Doch da war nichts. Er ging raschen Schrittes auf sie zu, doch sie registrierte ihn überhaupt nicht. Das Blut was an ihren Händen geklebt hatte war mittlerweile vom Regen fort gewaschen worden, doch sie starrte immer noch geistesabwesend auf ihre Hände. Ihr Zustand war besorgniserregend und ihr Herz schlug sehr langsam und unregelmäßig. Kurz blieb der Untote stehen und betrachtete die junge Frau vor ihm, sie war leichenblass und völlig durchnässt. Schnell zog er seinen Mantel aus und wickelte Lara darin ein. Dann hob er sie sanft hoch. Sie kuschelte sich in Alucards Mantel und legte mit immer noch leeren Augen ihren Kopf an seine Brust. Das zittern, welches die junge Frau gerade noch heftig geschüttelt hatte ebbte zu einem leichten beben ab, sie schloss die Augen und war wenige Sekunden später eingeschlafen. Sie war ja so erschreckend leicht, stellte er zum wiederholten male fest und verschwand mit ihr im aufsteigenden Nebel.
Als sie der Nebel lichtete hatte sich die Umgebung verändert. Sie waren jetzt in einem Zimmer. Genauer gesagt waren sie in Alucards Zimmer des Hellsinganwesens. Die Einrichtung des Raumes war sehr spartanisch und der Raum hatte keine Fenster. Wie sollte es auch, das Zimmer des Untoten befand sich schließlich im Untergeschoss der Hellsing Organisation. Es befanden sich nur ein kleinem Holztisch mit einem dazugehörigen Stuhl und ein Kleiderschrank die Alucards wenige Habseeligkeiten beinhalteten darin. Außerdem war im hinteren Teil des Zimmer ein großer schwarzer Sarg zu erkennen. Langsam schritt der Vampir der immer noch Lara in seinen Armen trug in Richtung des Sarges, dort angekommen legte er die ziemlich geschwächte Lara behutsam auf den Deckel des Sarges. Sogleich begann Lara wieder stärker zu zittern, sodass Alucard entschied sie ihrer nassen Kleidung zu entledigen.
Genüsslich knöpfte er die schwarze Bluse die Lara unter ihrem eigenem schwarzen Mantel an hatte, Knopf für Knopf, auf. Darunter kam ein hauch von einem Seiden BH zum Vorschein, der Laras gutgeformte weibliche Reize nicht verdecken konnte. Auch diesen öffnete der No life King geschickt und fuhr zärtlich mit dem Fingern die Linie ihres Brustbeins nach. Um sich dann an ihrer Hose, die wie konnte es anders sein ebenfalls schwarz war, gütlich zu tun und ihr diese ebenfalls ab zu streifen. „Du bist einfach wunderschön", murmelte Alucard, als er Lara auch noch ihres Slips entledigt hatte. Schnell holte er aus seinem Schrank eines seiner weißen Hemden und zog es der immer noch schlafenden Lara an. „Es passt zwar nicht ganz an einigen Stellen", dachte Alucard breit grinsend, während er einige der oberen Knöpfe zu schließen versuchte, was bei Laras Oberweite aber scheiterte. „aber es ist besser als gar nichts", stellte er zufrieden fest. Erneut hob er Laras Körper sachte in die Höhe und öffnete den Deckel des Sargs. Vorsichtig legte er die Schwarzhaarige in den Sarg und betrachtete sie noch einmal. Lara wirkte so zerbrechlich und schwach, dass war das erste mal das der Vampir sie so sah. Nicht einmal als sie im Koma gelegten hatte, hatte sie so kraftlos, so verloren gewirkt. Leise schloss er den Deckel.
Mit einem erneuten grinsen verschwand der Vampir in der Mauer und trat aus Walters Wand wieder her vor. „Ah Meister Alucard, was kann ich für sie tuen?", fragte Walter eifrig. „Lady von Crosswell wünscht in nächster Zeit nicht gestört zu werden. Die anderen Einheiten sollen sich um eventuelle Notfälle kümmern", antwortete er mit seidiger Stimme und war auch schon wieder in der Mauer verschwunden.
