Nachdem Ves mit Vernon gesprochen und ein wenig Salbe von Keira für ihre blauen Flecken und Kratzer erhalten hatte, verzog sie sich nach draußen. Ihr Bedürfnis Dampf abzulassen, hatte sich kaum merklich verringert. Sie schritt die Umgebung der Burg ab.
Kaer Morhen war schon beeindruckend, dass musste sie zugeben. Zwar war sie nicht zur Wache eingeteilt, aber es war ja wohl nicht verboten, spazieren zu gehen, oder?
Sie dachte über das „Training" nach. Wie schnell der Königsmörder sie bezwungen hatte. Scheiß auf Magie!

Sie kämpfte seit Jahren an Roches Seite, Auge in Auge mit dem Feind, dem menschlichen Feind! Schutzblasen, Verlangsamungsfallen, Tränke, Magieblitze und -bomben… Das alles war ihr nicht geheuer. An die Elfenmagie ihrer Gegener wollte sie gar nicht erst denken.
Wie sollten Vernon und sie, die einfache Soldaten waren, etwas gegen diese Freaks ausrichten?
Und, ob sie wollte oder nicht, Letho hatte schon irgendwie recht. Der König der Wilden Jagd würde kaum auf Schwächen seiner Gegner Rücksicht nehmen. Sie blieb seufzend stehen und ließ ihre verspannten Schultern- und Nackenmuskeln kreisen. Verdammt, dieser klobige Mistkerl hatte sie ganz schön hart angefasst. Ein klein wenig mehr, und sie hätte ihren Dolcharm jetzt in einer Schlinge. Sie hatte nur auf das Geräusch des auskugelnden Gelenks gewartet. Sie stapfte weiter durchs Unterholz. Murmelte wütende Worte in ihren Nichtvorhandenen Bart und mähte das hohe Gestrüpp mit ihrem Schwert nieder.
„Ts, ts, ts", schnalzte plötzlich jemand direkt vor ihr. Sie riss erschrocken ihren Kopf hoch, nahm sofort eine Verteidigungshaltung ein. „Du beschädigst dein Schwert."
Der Königsmörder. Natürlich. Wieso hatte sie ihn nicht bemerkt? War sie so unachtsam? Ein schwerer Kerl wie er konnte sich unmöglich so leise bewegen!
„Verpiss dich!", fauchte sie ihn wütend an. Er grinste schief, hopste von dem umgefallenen Baumstamm. Sie wich einen halben Schritt zurück, mehr ließ ihr Stolz nicht zu.
Letho bemerkte das Zittern, dass durch ihren Leib ging. Sie war so unglaublich sauer auf ihn. Wellen von Zorn, Wut und purem Hass versüßten ihren Duft. Gewürzt mit einem Hauch von Scham.
„Wieso schleichst du hier herum? Was soll das?", verlangte sie zu wissen.
Wieder dieses unglaublich arrogante Schulterzucken. „Hab Wachdienst."
War ja klar. Wolfsgeheul erklang in der Ferne.
„Es wird dunkel. Kein Ort für kleine Ladys hier draußen. Ich eskortier´ dich besser zurück", konnte er sich nicht verkneifen zu sagen. Er wusste ganz genau, was das mit ihr machte.
Sie schaffte es, ihn noch zorniger anzufunkeln.
„Kleine Ladys? Willst du mich verarschen?" Sie stürmte auf ihn zu und boxte mit ihrer kleinen Faust gegen seine Brust. Ihr Schwert benutzte sie nur Geralt zuliebe nicht. „Hältst du mich für dumm? Ein schwaches Mädchen, die sich nur für Klunker und Heldengeschichten interessiert?"
Noch ein Schlag gegen seine Brust. Er zuckte nicht einmal. „Ich kämpfte schon länger in diesem Krieg, als ich Titten habe, verdammt nochmal!"
Noch ein Schlag. „Wag es ja nicht, mich noch einmal mit diesen dummen Gänsen-…"
Noch ein- Diesmal fing er ihre Faust auf, zog sie fest an sich heran und umklammerte sie mit seinen abartig breiten Armen. Ihr Gesicht wurde gegen seine Brust gedrückt, die schwarzen Haare, die aus seinem Hemd herausragten, kitzelten ihre Nase. Ihr fiel erst jetzt auf, dass er seine Lederrüstung nicht trug. Und sein Hemd – wie ihres – nicht ordentlich verschlossen war. Die kalte Schnalle seines Gürtels presste sich in ihren nackten Bauch. Er war so verflucht riesig.
„Gib es endlich auf, Schätzchen. Du hast nicht den Hauch einer Chance gegen mich." Oh wie sie es hasste, so genannt zu werden.
Er wirbelte sie herum und drückte sie gegen einen Baum, zwang ein breites Bein zwischen ihre, hob das Knie und schob sie so am Baum hoch. Sie war zwischen seinem massigen Körper und dem Baum eingeklemmt. Und saß auf seinem Knie. Wie ein kleines Mädchen. Eine seiner riesigen Hände griff in ihre kurzen, hellen Haare und zwang ihren Kopf nach hinten. Sie hatte versucht ihn zu beißen.
In dieser Position war es ihr nicht möglich, ihn zu treten. Er hielt sie so fest, dass ihre Arme taub wurden. Das nutzlose Schwert fiel zu Boden.
„Lass mich runter verdammt!"
Sie spuckte ihm ins Gesicht. Er verstärkte seinen Griff in ihrem Haar. Sie zischte schmerzerfüllt auf. Scheiße tat das weh! Ihre Augen füllten sich gegen ihren Willen mit Tränen.
„Roche wird dir dafür die Haut abziehen!", fauchte sie und schluckte die aufkeimende Angst hinunter. Sie hasste es, ihm so ausgeliefert zu sein.
„Wofür?"
„Für das, was du vorhast."
„Was hab ich denn vor?" Er vergrub seine Nase an ihrem Hals, wischt sich dabei sein Gesicht an ihrer Schulter trocken und atmete ihren Duft ein. Sie roch so unglaublich gut. Sie erschauderte.
„Schön, du hast gewonnen. Hast mich besiegt, bist stärker als ich, Freak. Jetzt lass mich runter… Bitte."
„Es geht nicht ums gewinnen."
„Worum dann?"
„Kleine Lektion gegen Selbstüberschätzung."
„Pft, klar. Ich weiß genau, was du willst. Ich kann deinen Ständer spüren, du Arsch."
Er presste unwillkürlich seine Hüfte gegen sie.
„Mhm." Dieses gutturale Seufzen vibrierte bis in ihre Brust. Sie schloss ihre Augen. Eine einzelne Träne lief ihre Wange hinab. Er fing sie mit einem erstaunlich sanften Kuss auf ihre Wange auf. Dann ließ er sie abrupt los. Sie landete auf dem weichen Waldboden und hob sofort ihr Schwert vom Boden auf. Er saß wieder auf dem Baumstamm.
Sie wischte über ihre Augen und wandte sich zum Gehen. Auf gar keinen Fall würde sie vor ihm weinen!

„Ich könnte es dir zeigen", sagte Letho lockend.
Obwohl alles in ihr nach Flucht schrie, blieb sie stehen.
„Was zeigen?", fragte sie, ohne sich umzudrehen.
„Wie man Freaks besiegt."
„Ich hatte einen von euch schon am Boden, kein Bedarf!", keifte sie.
„Mhm mhm, und Eskel hat dich sicherlich nicht nur gewinnen lassen, um deine Titten ins Gesicht zu kriegen", erklärte Letho süffisant. „Kein einzelner Mensch besiegt einen Hexer, Schätzchen. Niemals. Nicht mal eine Kampf-Lady. "
Ves wandte sich knurrend ab. Es hatte einfach keinen Sinn mit ihm. Sie beschleunigte ihren Schritt.
Die Abenddämmerung war fast vorbei und sie wollte wirklich nicht hier draußen übernachten. Ihre Gedanken kreisten in ihrem Kopf. Hatte Eskel sie auch verarscht? Er wirkte so… höflich. Ganz anders als der andere. Lambert, glaubte sie sich zu erinnern. Und erst recht ganz anders als der-
Sie näherte sich der Burggrabenbrücke und erschrak heftig, als die dort angebrachten Fackeln plötzlich mit einem Schnipsen entfacht wurden. Sie sah die Flammenreste, die in Lethos Hand erloschen. Beschissene Magie!

„Ves! Verdammt nochmal, wo… Was hat er getan?!", rief Vernon von seinem Beobachtungsposten auf der Mauer hinab, als er Letho erkannte.
„Ich kann auf mich selbst aufpassen, verfickt nochmal!", brüllte sie wütend zurück und stürmte in den großen Saal der Festung. Vernon versuchte Letho mit Blicken zu erdolchen, doch das beeindruckte den Hexer kein bisschen.

„Letho!"
Der Angesprochene folgte Geralts Ruf und setzte sich neben ihm an ein kleines Lagerfeuer in der Nähe der Stallungen.
„Was ist das mit dir und Ves?", fragte der Weiße Wolf.
Schulterzucken. „Nichts. Ich necke sie nur."
Geralt seufzte. „Vernon ist kurz davor, uns mit ihr zu verlassen. Er traut dir nicht weiter, als er dich werfen könnte."
Letho schnaubte verächtlich auf. Als ob ihn jemand werfen könnte…
„Was hat er denn, er fickt sie doch gar nicht."
„Ves ist für ihn wie eine kleine Schwester. Und glaub mir, er hat Übung darin, Männer von ihr fernzuhalten."
„Sie kommt allein klar."
„Warum dann so provozieren?", hakte Geralt nach.
„Es ist dumm einen Gegner zu unterschätzen. Aber noch dümmer ist es, sich selbst zu überschätzen", erklärte Letho schlicht. „Der Kampf wird hart, sie muss wissen, worauf sie sich eingelassen hat."
„Sie zu belästigen, wird ihr kaum im Kampf gegen die Hunde der wilden Jagd helfen."
„Spielverderber", sagte Letho schlicht, legte sich nach hinten und verschränkte die mächtigen Arme unter seinem Kopf.
Sie saßen noch eine Weile am Feuer, bis es schließlich Zeit wurde, zu Bett zugehen. Noch drei Tage, wenn die Vorzeichen stimmten.

-oOo-

Kurz nach Mitternacht.

Ves setzte sich seufzend auf. Sie konnte einfach nicht einschlafen. Nicht nur, dass ihr alles weh tat, ihre Gedanken kreisten zunehmend um den Königsmörder. Wieso hatte er sich zurückgehalten? Er hätte sie mühelos mit Haut und Haaren verschlingen können.
Ob es ihr gefiel oder nicht, sie hatte wirklich nicht den Hauch einer Chance gegen so ein Monster von einem Mann.
Sie hatte auf ihren Reisen durch kriegsgeschädigte Dörfer in so viele seelenlosen Augen von Opfern der Soldaten geblickt. Bäuerinnen, Mägde, Mütter, Töchter, in denen jegliche Lebensfreude erloschen war, nachdem die Nilfgaarder über sie hergefallen waren.
Und sie hatte sich geschworen, niemals eine von ihnen zu werden.
Wenn die Situation aussichtslos werden würde, oder sie in Gefangenschaft geriet, würde sie sich kurzerhand umbringen.
Wenn sie auch nur ein einziges Mal respektloses Verhalten einer ihrer Männer gegenüber irgendeiner Frau mitbekam, verprügelte sie den Betroffenen eigenhändig. Sie verachtete Männer, die sich einfach nahmen, was sie wollten.
Verdammt, ihre Schulter schmerzte!
Sie schlüpfte in ihre blaugestreifte Hose und verließ ihre Kammer. Bestimmt hatte Keira noch etwas Stärkeres als diese übelriechende Salbe. Sie tapste barfuß den steinernen Flur hinunter, stieg die Treppe hinab und hob die Hand, um an die Tür der Zauberin zu klopfen.
Holz, das rhythmisch gegen die Wand schlug, Stöhnen und klatschende Leiber hinderten sie im letzten Moment daran.

„Fester, Lambert… ja… nicht aufhören…"

Errötend drehte sie sich um und schlich zurück zu ihrem Zimmer.
Verdammt, die rechte oder die linke Treppe? Sie versuchte sich krampfhaft zu orientieren, doch alle Kerzen und Fackeln waren zu solch später Stunde längst erloschen und diese Festung glich einem Labyrinth. Sie trat auf ein spitzes Steinchen oder eine Scherbe und fluchte leise, aber herzhaft.
Sie hielt sich den verletzten Fuß, auf einem Bein hüpfend. Dabei rempelte sie mit dem Ellbogen gegen eine Tür, die wenige Sekunden später unwirsch aufgerissen wurde. Sie verlor das Gleichgewicht und kippte zur Seite, wurde aber von einer warmen Hand am Oberarm stabilisiert.
„Na, na, so stürmisch?" Entsetzt erkannte sie die rauchige Stimme des Königsmörders.
„Halt die Klappe", zischte sie. Sie stellte den verletzten Fuß auf den Boden, zuckte aber sofort zurück. „Verdammte Scheiße!
Er atmete hörbar ein. „Du blutest."
Ein Arm wurde unter ihre Knie geschoben und sie fühlte sich in die Luft gehoben. Sie klammerte sich reflexartig an seinem Stiernacken fest und fluchte erneut, weil sie absolut gar nichts sehen konnte in dieser Finsternis. Sie wurde auf etwas weiches gesetzt und ein paar Kerzen wurden entfacht. Der riesige Hexer stand nur mit einer dünnen Hose bekleidet vor dem Bett, auf das er sie gesetzt hatte. Im Kerzenschein erkannte sie, dass Blut von ihrem Fuß tropfte.
„Mist", schimpfte sie und versuchte sich die Wunde auf ihrer Fußsohle anzusehen. Letho drehte ihr den Rücken zu und kramte in einer seiner Satteltaschen, die er achtlos auf eine kleine Kommode geworfen hatte. Sie starrte auf seinen breiten Rücken und die deutlich sichtbaren Narben.
Zwar hatte er nicht so viele wie Geralt, was daran lag, dass Letho schon lange keine Monster mehr jagte, doch schmerzhaft sah es allemal aus. Er drehte sich um und kniete sich vor ihr auf den Boden. Selbst jetzt war er größer als sie.
Sie hob den Blick und sah ihm in die glühenden Katzenaugen.
Er legte sich ihren Fuß auf den Schoß und strich mit einem warmen Finger sachte über ihre Sohle. Gänsehaut breitete sich auf ihrem Körper aus.
„Hast dir ne Scherbe eingetreten", murmelte er kurz.
„Bemüh dich nicht, ich…" Sie zog scharf die Luft ein. Er hatte mit einer Hand ihren Fußballen umschlossen, mit der andren ihre Ferse und den weichsten Teil ihrer Fußsohle gegen seinen Mund gedrückt. Er saugte fest an ihrer Wunde und spuckte das Blut auf den Boden. Es klickerte leise, offenbar hatte er den Übeltäter erwischt. Er presste seine rauen Lippen erneut gegen ihre Haut und strich mit seiner geschickten Zunge prüfend über die Wunde. Eine heiße Welle der Erregung durchfuhr ihren Körper und staute sich zwischen ihren Schenkeln.
Sie konnte sich nicht erinnern, jemals so zärtlich berührt worden zu sein.
Seine Nasenflügel bebten und seine dank des schummrigen Lichts bereits vergrößerten Pupillen weiteten sich noch mehr. Er senkte den Kopf, den konzentrierten Blick auf ihren Fuß gewandt und bestrich die Wunde mit Salbe, bevor er sie geschickt mit einem langen Stoffband verband. Als er fertig war, streichelte sein Daumen über ihren Knöchel.
„Siehst du, ich kann auch nett sein."

Sein neckender Ton riss sie aus ihrer Starre. Sie räusperte sich verlegen, entzog ihm ihren Fuß und stellte ihn vorsichtig zurück auf den Boden. Letho blieb vor ihr knien und sah sie einfach nur an. Dann glitt sein Blick an ihr hinunter und ihm entfuhr ein gequält klingendes Seufzen. Sie folgte seinem Blick und verschränkte verärgert die Arme vor der Brust. So ganz ohne ihre Weste und ihre gepolsterte Lederjacke kam sie sich doch sehr nackt vor nur mit der dünnen Leinenbluse bekleidet.
Plötzlich schien die kleine Kammer zu eng für zwei Personen, erst recht, wenn einer davon die Statur des Giganten hatte. Sie erhob sich zeitgleich mit ihm und ärgerte sich sofort darüber, wie gut seine Hand sich anfühlte, die sie am Ellbogen stütze.
„Schon gut. Lass mich."
Sie wand sich aus seinem Griff und fasste nach dem Türknopf. Sie drehte ihn, zog die Tür einen Spalt auf und ... schloss sie schnell wieder.
Geralt und Yennefer tauschten wilde Küsse einige Schritte den Flur hinunter aus. Ves hatte keine Lust, sich beim Verlassen von Lethos Zimmer erwischen zu lassen. Wie sah das denn bitte aus!
Sie schlug fluchend ihre Stirn gegen die Holztür. Lethos leises Lachen verärgerte sie noch mehr.
„Das kann dauern. Hexer sind… ausdauernd." Er grinste vor sich hin. Ves ging die wenigen Schritte zurück zum Bett und setzte sich wieder darauf. Letho nahm vor ihr auf dem Boden Platz und verschränkte die muskulösen Beine. Er lehnte sich zur Seite und langte nach einer großen Karaffe. Er goss Wein in ein großes Glas und reichte es ihr.
„Sieht aus, als könntest du einen Drink gebrauchen."
„Willst du mich abfüllen, damit ich mich dir an den Hals werfe?", fauchte sie.
Er betrachtete sie einen Moment. Dann leerte er selbst das Glas in einem Zug und stellte es zurück auf die kleine Kommode. Er war verärgert, das konnte sie an dem lauten Klong erkennen, er hatte das Glas etwas zu hart abgestellt.
Er veränderte die Position seiner Beine und nahm eine kniende Haltung ein, legte die schweren Hände auf die Oberschenkel, die Handflächen nach oben.

„Schlaf, wenn du kannst, oder lass es", knurrte er und schloss die Augen. Er atmete ein paar Mal tief ein und aus und schließlich nur noch ganz flach.
Ves saß immer noch wie angewurzelt auf seinem Bett und nutze seine Meditation, um ihn genau zu betrachten. Der kahlrasierte Schädel betonte die Narbe, die ein Gabelschwanz auf seiner Stirn hinterlassen hatte, wie sie von Geralt wusste. Sie wusste auch, dass Geralt ihm damals das Leben gerettet hatte und Letho ihn wiederum beim nächsten Kampf verschonte.
Ihr Blick wanderte von den unglaublich breiten Schultern zu den noch breiteren Armen.
Was wohl der Grund für diese Statur war? Die anderen Hexer waren zwar auch muskulös, Geralt und Eskel noch mehr als Lambert, den sie eher als drahtig bezeichnen würde, wie Vernon, doch keiner hatte solch riesigen Muskelberge wie Letho.
„Der Königsmörder!", verbesserte sie sich in Gedanken. „Nur nicht zu vertraut werden!", ermahnte sie sich selbst. Er war ein hochgefährlicher Mutant, ein perfekt ausgebildeter und trainierter Attentäter, Spion und Verräter. Niemand, dem man vertrauen sollte und konnte. Und frau erst recht nicht. Andererseits hatte er sich bisher noch nicht genommen, wonach ihm – wie allen Männern – der Sinn stand.
Müdigkeit überkam sie und sie unterdrückte ein Gähnen. Das Gestöhne im Flur ebbte nicht ab. Ves sah ein wenig sehnsuchtsvoll zum Kissen in Lethos Bett. Ob sie es wirklich wagen sollte hier zu schlafen?
Sie trug natürlich keine Waffe bei sich, nicht mal das kleine Stilett, was sie normalerweise um ihren Oberschenkel schnallte. Sie gähnte erneut und gab auf. Das Bett knarzte, als sie sich hinlegte mit dem Rücken zur Wand und dem Kissen vor sich. Kaum berührte ihr Kopf die Matratze, schlief sie auch schon ein.