A/N: Spoileralarm bei der Beschreibung hinzugefügt. Es werden hier einige – nicht alle – möglichen Unterstützer während der Schlacht um Kaer Morhen genannt. Da ich noch nicht weiß, ob die Geschichte bereits vor der Schlacht enden wird, oder erst danach, füge ich hiermit auch einen Spoileralarm über mögliches Ableben und den Ausgang der Schlacht. Außerdem bitte ich mir Freiheiten bezüglich des Settings zu erlauben, natürlich weiß ich, dass die Festung nicht unzählige Zimmer hat und richtige Betten schon gar nicht im Überfluss vorhanden sind. Auch verknüpfe und verändere ich die Specialeffects, die die Zeichen oder Tränke haben, ein wenig. Diese Geschichte nimmt sich selbst nicht so ernst.
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„Wieso genau begleitet er uns?", fragte Ves am nächsten Morgen genervt.
Denkst du mir gefällt das?", zischte Roche zurück.
„Als ob wir ein Kindermädchen brauchen. Wir sind Elitesoldaten verdammt nochmal!"
„Angeblich wimmelt es hier von Monstern, Ves. Vesemir hat in der Festung zu tun, Geralt hilft Eskel und Lambert bei irgendwas und dann muss Eskel seine eigenen Fallen aufstellen und Lambert irgendwelche Bomben bauen. Deswegen das Kindermädchen.", erklärte Roche, der Ves´ Hitzköpfigkeit nur zu gut kannte. Wenn sie die Geduld verließ, konnte sie gut alles hinschmeißen und sich irgendwo verstecken, um alleine auf die Feinde zu warten und sie ganz persönlich dafür bestrafen, dass sie ihretwegen gezwungen war, durchs Dickicht zu kriechen.
Mit ihm im Schlepptau.
„Ist es nicht irgendwie peinlich, dass ausgerechnet hier so viele Monster sind? In einem Gebiet, in dem es eine Hexerfestung gibt?!" Sie lachte hämisch.
Roche schnaufte genervt, musste ihr aber heimlich auch ein bisschen Recht geben.
„V, sie haben eben andere Sachen im Moment zu tun. Die Suche nach Ciri hat alle mehr Kraft und Nerven gekostet, als sie zugeben wollen. Außerdem wohnen sie nur im Winter hier."
Roche hatte in der letzten Woche mehr über Zauberinnen und Hexer gelernt, als er sich jemals würde merken können.
„Wo lang?", fragte Ves, sich streckend nach der Lichtung umsehend, auf der Geralt das Erscheinen der Wilden Jagd vermutete. Der Wald war aber so dicht, dass sie keine fünf Meter weit hineinsehen konnte. Roche, der eine Handbreit größer als sie war, reckte sich ebenfalls.
„Ich wette Eskel muss sich nirgends durchquälen", meckerte sie.
„Er ist bestimmt schon halb fertig mit seinen Fallen. Eskel kennt die Gegend wie seine Westentasche. Wie steht´s mit dir, Kindermädchen?", fragte Roche nach hinten gerichtet.
„Bin nie hier gewesen."
Ves drehte sich um und schenkte dem locker hinterherschlendernden Letho einen vernichtenden Blick.
„Solltest du dann nicht… keine Ahnung… voraus gehen und den Weg sichern?", fragte sie über ihre Schulter.
„Kann von hier hinten alles sehen."
Vor allem ihren prächtigen Knackarsch, dachte er und beobachtete wieder den wiegenden Gang, der durch ihre hohen Stiefelabsätze und die enganliegende Hose betont wurde. Roche räusperte sich und sah ihn drohend an. Letho zuckte nur mit den Schultern.
Komm schon, als ob du nicht hinsehen würdest, versuchte er Roche seine Gedanken zu senden.
Roche, der das Baumaterial trug, wechselte die Position und ging nun zwischen Ves und Letho, um sie von seinen Blicken abzuschirmen.
Letho rollte mit den Augen.
Wie ritterlich. Er musste fast Lachen beim Gedanken an Ritter Vernon, der bei Ves´ Beitritt bestimmt versucht hatte, die Augen seiner gesamten Truppe von der einzigen Frau der Eliteeinheit abzulenken. Die wahrscheinlich genau deswegen diese hautenge Hose trug und ihre Bluse nie zuschnürte. Ves, die, wie er am eigenen Leib erlebt hatte, sehr gut auf sich aufpassen konnte, brauchte nun wirklich keinen Beschützer. Scheußliches Geräusch, wenn die Kanten ihrer Rüstung, die ihre Ellbogen schützten, auf eine Nase treffen. Ganz wirksame Taktik, die Gelenke mit knochenbrechendem Stahl zu versehen. Er hatte von Glück reden können, nicht auch von ihrem Knie dort getroffen worden zu sein, wohin sie gezielt hatte, nachdem er sie überwältigt hatte.
Er zupfte seine Hose zurecht. Die Erinnerung daran, sie bereits zweimal wehrlos in den Armen gehabt zu haben, reizte ihn mehr, als er verbergen konnte.
Erneutes Räuspern von Roche.
Letho überlegte angestrengt, wie er es schaffen könnte, Roche loszuwerden. Er könnte ihn mit Axii zurück zur Festung schicken, aber die anderen Hexer würden es bemerken, sofern Roche überhaupt auf den Zauber reagieren würde. Und was sollte er Ves erzählen…
„Sagst du nicht immer, du bist kein Hexer mehr?", riss sie ihn aus seinen Überlegungen. „Weißt du überhaupt noch, wie man Monster tötet? Hab gehört, Silberschwerter sind ganz nützlich."
Letho drehte seinen schweren Stahlzweihänder, den er locker über die Schulter gelehnt trug, ein paarmal in der Handfläche.
„Damit krieg ich alles klein. Mach dir nicht ins Höschen."
Erneuter vernichtender Blick von Ves und Roche.
Klar, er hätte auch eins der unzähligen Silberschwerter nehmen können, die in Kaer Morhen herumlagen. Aber es gefiel ihm, wie Ves seine Arme anstarrte, wenn er etwas Schweres trug.
Außerdem führte er natürlich seine Dolche mit sich, die besser waren als jedes Silberschwert, was er je in der Hand gehabt hatte. Ein Runenschmied aus Zerrikanien hatte die beiden Klingen bestehend aus Dimeritium und Silber so bearbeitet, dass es ihm möglich war, verschiedene Öle aufzutragen, die gegen verschiede Gegner wirksam waren, ohne, dass er ständig neues Zeug einreiben musste. Er war also bestens gewappnet für jegliche Art von Feind.
„Du könntest wenigstens das Gestrüpp abfackeln", schimpfte Ves und hackte mit ihrem eigenen Schwert im Geäst herum.
Roche setzte zum Schimpfen an, wurde aber unsanft von Letho zur Seite geschoben. Der Hexer legte seine Hand auf den schwingenden Arm der Soldatin. Sie holte tief Luft, um ihn zurecht zu weisen, da fielen ihr seine geweiteten Pupillen auf. Und seine angespannte Haltung. Er legte seine freie Hand auf seine Lippen und gab den beiden Soldaten das Zeichen leise zu sein. Er drehte sein riesiges Schwert nach vorne und verschwand im Gestrüpp.
Vernon und Ves fielen sofort in Kampfmodus, Roche hatte seine Last abgelegt und ebenfalls sein Schwert gezückt. Ves und er warteten Rücken an Rücken, gespannt darauf, was Letho aus dem Dickicht scheuchen würde.
Eine Weile hörten sie trotz angestrengtem Lauschen gar nichts. Plötzlich donnerte eine Druckwelle über ihre geduckten Köpfe hinweg, gefolgt von dem lauten Knall, den ein ausgelöstes Quenzeichen fabrizierte. Sie vernahmen deftiges Fluchen, dann raschelten über ihnen die Blätter.
Fasziniert und gleichzeitig entsetzt sah Ves, wie ein stark blutendes, riesiges Vieh mit roten Lederschwingen versuchte an einem der größeren Bäume hinaufzuklettern, um eine besserer Startposition erreichen zu können.
Sie konnte einen guten Blick auf den stachelbesetzten, zweigeteilten Schwanz erhaschen, der sich haltsuchend um den Baumstamm wandte. Hellrotes Blut lief an besagtem Stamm herunter, das Biest war offensichtlich schwer verletzt. Anscheinend hatte Letho es geschafft, den einen Hinterlauf der Länge nach aufzuschlitzen. Das verletzte Biest rutschte ab, drehte sich im Fall und landete fauchend vor Ves und Roche. Beide rollten sich ab, um den klauenbesetzten Schwingen und dem peitschenartig geschwungenen Schwanz auszuweichen.
Roche schaffte es, den linken Flügel zu touchieren, das Vieh schrie auf und stürzte sich auf die Quelle des Schmerzes. Doch Roche war längst zurückgewichen, also wandte sich das Biest Ves zu, die näher stand. Die Spitze des gegabelten Schwanzes schlug Ves ihr Schwert aus der Hand. Erschrocken wappnete sie sich gegen den nächsten Schlag, kauerte sich zu einer Kugel zusammen. Sie erschrak noch mehr, als sie im Augenwinkel etwas Großes auf sie zurasen sah.
Sie wurde solcher Wucht von hinten in eine feste Umarmung gezogen, dass ihr kurz die Luft wegblieb. Warmes Blut tropfte auf ihren Hals. Mit vor Entsetzen geweiteten Augen sah sie den Schwanz erneut nach ihr schlagen, Lethos massiver Körper, der sie umhüllend umschloss, spannte sich an und sie sah merkwürdige Handbewegungen. Eine orangegoldene Kuppel umhüllte beide. Das waidwunde Biest schlug in Todesangst unfassbar schnell hintereinander kraftvolle Schläge auf die am Boden Kauernden. Sie hörte und spürte Lethos angestrengtes Knurren und bemerkte, dass die bläulichen Wellen, die bei jedem Schlag sein Schild durchzogen und dem Biest Schmerzen zufügten, von Schlag zu Schlag schwächer wurden.
Plötzlich brach der Schild zusammen, Letho wirbelte herum und schleuderte Flammen und seine beiden Dolche gegen die Brust des wutschnaubenden, hoch aufgerichteten Monsters. Beide Dolche blieben tief in seiner Brust stecken. Roche steckte zusätzlich sein Schwert in den Rücken des drachenähnlichen Viehs. Endlich brach es mit einem markerschütternden Todesschrei zusammen. Roche stürmte auf Ves zu und half ihr aufzustehen.
„Alles noch dran?", fragte er besorgt, doch Ves wandte sich aus seinem stützenden Griff und trat an den keuchenden Hexer heran. Sie presste ihre kleine Hand auf ein tiefes Loch knapp unterhalb seines Schlüsselbeins.
„Was zur Hölle ist das?", fragte Roche, vorsichtig gegen die Schnauze des Monsters tretend.
„Ein Gabelschwanz. Ein roter, wenn du es genau wissen willst", antwortete Letho sich erhebend und versuchte seine Wunde zu betrachten. Schwankte er?
„Alles in Ordnung?", fragte Ves, die trotz des vielen Monsterblutes, oder war es sein eigenes? Sehen konnte, dass der wuchtige Hexer zunehmend erblasste. Seine Knie gaben ein wenig nach und er stützte sich schwer auf die unverwundete Soldatin. Sie hörte deutlich das beunruhigende Fiepen seiner Atmung.
„Es hat seine Lunge getroffen!", erkannte sie und sah Vernon an.
„Wo hast du deine Tränke?", fragte Vernon, der oft genug mit Geralt gekämpft hatte, um zu wissen welche Wunder diese Heiltränke vollbringen konnten.
„Hose", schaffte Letho noch zu sagen, bevor er nach Luft schnappend zu Boden sank und sich auf dem Rücken ausstreckte. Er drehte den Kopf weg und hustete hellrotes Blut auf Vernons Stiefel.
„Scheiße", fluchte Roche und wich zurück. „Durchsuch ihn!"
Ves ließ längst ihre Hände über die Kleidung des Hexers wandern. Seine Atmung klang immer schwerer, ihr blieb nicht wirklich viel Zeit. Sie tastete mutiger unter seiner Rüstung und Kleidung nach den Phiolen, fand einige versteckte Wurfmesser aber keine Tränke.
„Verdammt nochmal, Letho! Wo?", brüllte sie den Hexer an und schüttelte ihn an den Schultern.
„Wenn ich´s dir verrate, hörst du auf mich zu massieren", beschwerte er sich.
Ves blinzelte.
Das konnte er doch nicht ernst meinen? Ging es ihm wirklich schlecht oder schauspielerte er wieder?
Sie setzte ihr Abtasten fort, fand endlich die kleine Ledertasche mit den kleinen Fläschchen und riss sie aus seiner Beinmanschette. Während sie sich aufrichtete, stützte sie sich mit mehr Kraft als nötig mit der Faust gegen seinen Schritt ab, was ihm ein schmerzhaftes Grunzen entlockte und dazu führte, dass er sich auf die unverletzte Seite drehte. Sie warf ihm die Tasche vors Gesicht und gesellte sich zu Vernon.
Letho fummelte eine Weile herum und trank schließlich das Fläschchen mit der karmesinroten Flüssigkeit aus. Er legte sich wieder auf den Rücken und krümmte sich vor Schmerzen. Ves sah fasziniert zu, wie all seine Adern dunkler wurden und der Trank seine Wunden verschloss. Er keuchte und hustete noch ein wenig, holte eine Menge blutigen Rotz hoch, den er ausspuckte und rappelte sich schließlich wieder auf.
Vernon reichte ihm die Hand und mühte sich ab, den schwereren Mann hochzuziehen. Letho atmete ein paarmal tief durch und entfernte sich ein kleines Stück, um sein verlorenes Schwert zu holen.
Wie dämlich in solch platzarmer Umgebung ein so riesiges Schwert mitzuführen. Aber immerhin hatte er jetzt etwas Schwereres zum Tragen und Ves beeindrucken. Er kehrte zu dem Gabelschwanz zurück, zog seine Dolche aus der Dragonidenbrust, zückte sein Jagdmesser, schlitzte dem Monster den Wanst auf und trennte Leber und Herz heraus. Schließlich schlug er ihm noch den großen Kopf ab und lud sich alles auf die Schultern. Endlich fanden sie die Stelle, die Geralt gemeint hatte. Vernon und Ves beeilten sich die Fallen aufzustellen und endlich konnten sie sich auf den Rückweg machen. Ves hatte einiges von seinem Blut und dem des Gabelschwanzes abbekommen, vielleicht würde sie ja heute mit ihm zusammen im See baden.
