Egal wie viele Aufzüge das Gebäude des Daily Planet jemals haben würde, es wären immer zu wenige. Jedenfalls früh morgens, wenn alle an ihren Arbeitsplatz zurückkehrten.
Lois stand eingequetscht in der hinteren Ecke der viel zu vollen Kabine zwischen einer Frau, die nach billigem Parfüm roch und einem dicken Mann der trotz der Enge versuchte den Sportteil des Planet zu lesen.
Es waren mindestens 15 Menschen um sie herum, aber alle schwiegen eisern und starrten entweder die Stockwerkanzeige über den Türen oder etwas anderes an. Nur die übliche Fahrstuhlmusik vertreib die Stille. Lois war mit ihren Gedanken schon bei ihrer Reportage über das Stromnetz der Stadt, als eine bekannte Melodie aus den Lautsprechern ertönte
Fly me
to the moon sang Julie London and let me play among the
stars
Lois dachte augenblicklich an ihren letzten Aus-Flug mit
Superman zurück: Nachts, über den Wolken, die Lichter von
Metropolis nur noch zu erahnen, über ihr den Mond, hell und
kreisrund...
let me
see what spring is like on Jupiter and Mars
…sie selbst in
Supermans Armen, eingewickelt in seinem Umhang...
Oh jaaa, bei der Erinnerung an den Kuss begann ihr ganzer Körper zu kribbeln
Fill my
heart with song and let me sing forever more
Lois ertappte
sich dabei, wie sie fast laut mitgesummt hätte
you are
all I long for all I worship and adore
Der Mann mit der
Zeitung drehte sich etwas und gab Lois den Blick frei auf die andere
Ecke des Fahrstuhls. Zwischen Zeitung und anderen Fahrgästen
erblickte sie... Lois erstarrte.
in
other words please be true in other words I love you
Superman!
Ihr Herzschlag setzte fast aus, die Zeit stand still. Da stand
er, seitwärts zu ihr gedreht, leicht lächelnd mit
geschlossenen Augen. Er hatte seine Brille hochgeschoben, um sich den
Nasenrücken zu reiben.
Moment. Seine Brille?
Der Sportteil schob sich für Sekunden vor ihr Gesicht und als Lois wieder freie Sicht auf die andere Ecke hatte rückte Clark Kent gerade die Brille zurecht, das Lächeln verschwand und wich dem Clarktypischen Gesichtsausdruck.
Lois fühlte sich wie leergefegt, laut dröhnten das Lied in ihrem Kopf, als wenn Julie ihr etwas sagen wollte.
…in other words please be true in other words I love you
Clark?
Ein lautes PLINK ertönte, die Türen schoben sich zur Seite und alle Fahrstuhlinsassen strömten aus der Kabine auf den Flur.
„Oh, guten Morgen Lois." ertönte es neben ihr und Lois war zurück auf der Erde.
Sie versuchte Clark auf die übliche Weise anzulächeln, was misslang „Morgen Clark" krächzte sie.
Augenblicklich trat Sorge in seinen Gesichtsausdruck „Alles in Ordnung, Lois?"
Sie sah ihn an. Die Brille verändert irgendwie die Farbe seiner Augen, dachte sie, die sehen eher braun aus, als stahlblau. „Ähhh, was? Doch, doch, mir geht es gut. Ich habe noch nichts gefrühstückt."
Sie hatten die Redaktionstür erreicht und Clark hielt sie für Lois auf „Wie wäre es dann mit einem Kaffee zum Anfang?"
Ihr Blick war auf seine Hand an der Tür gerichtet „Kaffee wäre super!" sagte sie gedankenverloren und trat dann durch die Tür.
Clark legt kurz den Kopf schief „Wirklich alles in Ordnung?" Lois erreichte ihren Tisch, stellte die Tasche ab und nickte. Jetzt klappte das übliche Lächeln. „Alles bestens. Ich bin nur an einer Story dran..." Sie hatte sich im Griff.
„Nun gut" er erwiderte ihr Lächeln, diesmal allerdings auf Clark-Art „ich hole uns dann mal einen Kaffee". Er verschwand Richtung Küche und Lois ließ sich in ihren Stuhl fallen.
Clark Kent ist Superman, dachte sie. Ihr Herz antwortete ihr und schlug schneller.
„Du liebe Güte..." flüsterte sie.
