Disclaimer:
/springt von einem Baum herunter/ Doooobby...
/eine kleine Gestalt mit großen Augen erscheint/ Ja, pilarius?
Ich weiß etwas, was du nicht weißt...
/große Augen blinzeln verwirrt/
Du bist ein Heinzelmännchen!
Ist Dobby nicht, Dobby ist ein Hauself!
Bist
du wohl! JKR hat dich von den Gebrüdern Grimm geklaut! Du
stammst aus „Der Schuhmacher und die Heinzelmännchen". Die
Briten haben einen Elf aus dir gemacht. Ha! Männchen! Wichtel!
/sich schlapp lacht/
/schmollt/
Schatten der Wahl
8. Eritis sicut deus
Der Mond stand hoch über den Wipfeln des Waldes, und erleuchtete die Schlucht mit seinem fahlen Licht. Tigris' Vater hatte ihn und Draco über das Wochenende nach Hause gerufen. Die ‚besorgniserregenden Vorfälle' in Hogwarts hatten ihm die perfekte Entschuldigung geliefert, seine Söhne in seiner Nähe haben zu wollen. Immerhin hatten andere Eltern die kürzlichen Ereignisse als Anlass gesehen, ihre Kinder vollständig aus der Schule zu nehmen. Die Bänke von Hogwarts hatten sich geleert, und im nächsten Schuljahr würde es wahrscheinlich noch mehr der Fall sein. Eine neue Generation von Zauberern, welche in Unwissenheit heranwuchs, beklagenswert unvorbereitet auf den Krieg, der ihnen bevorstand. Muggelgeborene, welche ihre Fähigkeiten ignorierten und sich unter die Muggel zurückzogen, in der trügerischen Hoffnung, dass sie dort von dem Terror, der die Zaubererwelt heimsuchte, unbehelligt bleiben würden. Der Dunkle Lord war mehr als zufrieden.
Tigris betrachtete die dunkle Silhouette seines Meisters verhalten. Er war seit dem frühen Morgen auf den Knien, während die anderen Todesser ihre Berichte ablieferten. Die Todesserrobe hielt die Kälte des nassen Novembertages nicht ab. Tigris fror, und sein leerer Magen knurrte missgestimmt. Er grinste humorlos hinter seiner Maske. Wie verwöhnt er geworden war. Angepasst an die Bequemlichkeiten des Luxuslebens, das der Reichtum seiner Familie ihm bot. Als er noch bei den Muggeln gelebt hatte, hätte er nicht über ein wenig Kälte und den Mangel eines ausgiebigen Mittagessens gejammert.
Inzwischen hatte der Versammlungsort sich geleert. Zurzeit unterhielt sich der Dunkle Lord mit ein paar Todessern die standen, anstatt zu knien – sein Innerer Kreis vermutlich. Sie waren zu weit entfernt, als dass Tigris hören konnte, was sie sagten. Schließlich apparierten auch diese, und nur Wurmschwanz blieb zurück.
Tigris' Mal flammte auf, und er fragte sich flüchtig, ob der Dunkle Lord trotz allem Anlass hatte, wütend auf ihn zu sein. Es war unwahrscheinlich – aber der Lord behandelte ihn nicht wie jemanden, der in seiner Gunst stand. Tigris versuchte, aufzustehen, aber ein stechender Schmerz in seinen Knien brachte ihn davon ab. Er hatte so lange gekniet, dass seine Beine ihm den Dienst verweigerten. Eine weitere Schwäche, die ihn ärgerte. Anstatt aufzustehen, apparierte er direkt vor die Füße seines Lords und küsste den Saum seiner Robe.
Der dunkle Magier sah amüsiert auf ihn herunter. „Es scheint dir nicht gut zu gehen, Tigris. Hätte ich dich vielleicht früher rufen sollen? Ich habe wohl vergessen, dass jemand wie du, der erst so kurz in meinem Dienst steht, noch nicht an die Ansprüche einer so langen Versammlung gewöhnt ist."
„Ich erwarte nicht, dass Ihr Rücksicht auf meine Unzulänglichkeit nehmt, mein Lord.", erwiderte Tigris ruhig. In Momenten wie diesen fand er den Dunklen Lord völlig unvorhersagbar, und das beunruhigte ihn über alle Maßen. Er klammerte sich an die Gewissheit, dass es trotz allem einen groben Rahmen für alle seine Handlungen gab. Sehr wahrscheinlich spielte der sadistische Magier nur mit ihm.
„Sehr weise.", sagte der Dunkle Lord spöttisch, und streckte die Hand aus. „Du hast noch etwas, das mir gehört."
Tigris griff hastig in seine Tasche und reichte dem Dunklen Lord das Amulett. Der Lord ließ flüchtig seine Finger darüber gleiten, dann ließ er es mit einer Bewegung seiner Hand in Rauch aufgehen.
„Eine beachtliche Leistung, für einen Schüler. Schlicht und zugleich brillant. Es erinnert mich fast an mich selbst, als ich in deinem Alter war. Ich hätte gerne das Gesicht des alten Mannes gesehen… Hast du deine kurze Zeit in meiner Gestalt genossen?"
Tigris wählte seine Worte sehr sorgfältig. Es war schwer zu ermessen, was der Dunkle Lord hören wollte. Vielleicht war in diesem Fall die Wahrheit das Beste? „Es war eine unvergleichliche Erfahrung, mein Lord. Ich bin geehrt, dass Ihr mir dieses Privileg gewährt habt."
„Das will ich hoffen." Der Dunkle Lord lachte leise. „Offensichtlich ist es dir gelungen, nahezu jedermann zu täuschen, auch wenn Severus mir berichtet, dass der alte Mann argwöhnisch ist."
Dumbledore war argwöhnisch? Tigris konnte seine Enttäuschung nicht ganz verbergen. Er war überzeugt gewesen, seine Darbietung wäre perfekt gewesen! Nicht einmal Draco hatte etwas bemerkt!
Der Dunkle Lord lachte erneut, ein beklemmender, zischender Laut, und tätschelte Tigris' Kopf. „Sei nicht so unglücklich, Junge. Der alte Mann ist gerissen und ein paar Dekaden älter als du. Es würde mir Anlass zur Besorgnis geben, wenn es dir so ohne weiteres gelänge, ihn hinters Licht zu führen."
Oh. Vielleicht war es dann besser, dass Dumbledore weniger senil war, als er gedacht hatte.
„Er hat allerdings nicht dich in Verdacht." Der Dunkle Lord musterte ihn. „Ich frage mich warum. Gibt es etwas, was du mir verschwiegen hast?"
Tigris sah schockiert auf. „Ich…" Er schluckte. „Ich weiß nicht warum. Vielleicht, weil er mich für ein Halbblut hält? Oder vielleicht glaubt er, ich hätte Sympathie für Muggel, weil ich mit ihnen aufgewachsen bin? Er hat versucht, mich über meinen Vater auszuhorchen, aber ich bin niemals auf ihn eingegangen. Ich habe ihm allerdings auch gesagt, dass ich nicht mit den Ansichten meines Vaters übereinstimme und neutral bin. Ich habe nicht gedacht, dass er mir geglaubt hat."
„Hmm.", meinte der Dunkle Lord unverbindlich. „Wir werden sehen. Falls es so ist, ist er ein größerer Narr als ich dachte, aber es kann sich in Zukunft nur als nützlich erweisen."
Der Dunkle Lord trat ein paar Schritte von Tigris weg und blickte nachdenklich in die Schlucht hinunter, wo Wurmschwanz sich wie ein Schatten zwischen den Steinen hin und her bewegte. Das Mondlicht tauchte ihn in einen silbernen Glanz und das Spiel der Schatten verbarg den Ausdruck in dem schlangengleichen Gesicht. „Du bist unter Muggeln aufgewachsen. Empfindest du Sympathie für sie?"
„Sympathie?", spie Tigris ohne Nachzudenken. Sein Magen krampfte sich zusammen und er schmeckte den bitteren Geschmack von Galle auf seiner Zunge. „Wie könnte ich irgendetwas anderes als Abscheu für diese Kreaturen empfinden? Allein der Gedanke, dass ich einige von ihnen jahrelang für mein Fleisch und Blut gehalten habe widert mich an. Ich würde sie mit Freuden umbringen, wenn sie nicht bereits tot wären."
„Warum?"
„Warum?", wiederholte er überrascht. „Weil sie widerliche, abstoßende Kreaturen waren, die mich als Missgeburt bezeichneten, weil ich Zaubererblut in mir habe. Sie hatten Angst vor Magie, also haben sie versucht, sie mir auszuprügeln. Sie waren die schlimmste Art Muggel, die man sich vorstellen kann, und die Vorstellung, dass ich etwas von ihnen in mir haben könnte macht mich krank."
„Ah. Ich kann dieses Gefühl nachvollziehen. Das weißt du natürlich. Schließlich weißt du von meiner Vergangenheit."
Tigris fühlte sich plötzlich kalt, und diese Kälte hatte nichts damit zu tun dass es November war und die Temperatur seit Einbruch der Dunkelheit um mehrere Grad gefallen war.
„Ich weiß, dass Ihr einer der ältesten und nobelsten Blutlinien der Zaubererwelt angehört.", sagte er.
Der Dunkle Lord lachte beißend. „Ja, die noble und uralte Blutlinie Slytherins. Und würde sich mein Vorfahr nicht im Grabe umdrehen, wenn er wüsste, wie meine Mutter sich entschieden hat sein Blut zu besudeln?"
Tigris hatte nicht die leiseste Idee, was er darauf antworten sollte, also schwieg er.
Der Dunkle Lord trat zu ihm und zog ihm die Maske vom Gesicht. „Es scheint dich nicht zu stören, dass mein Blut nicht so rein ist wie das deine."
Tigris atmete tief durch. Vielleicht würde sein Bruder am Ende doch recht behalten – der mächtigste Zauberer der Welt mochte es nicht, an seine Wurzeln erinnert zu werden, welchen Vorteil er auch immer davon erhalten mochte. Er hatte das gewusst. Er hatte sich nur entschieden, es nicht zu beachten. Warum nicht? Weil er es nicht wirklich als wichtig erachtete. Vielleicht hatte er seine Ansicht und die des Dunklen Lords miteinander vermischt. Seltsam, er hatte keine Angst. Wenn der Dunkle Lord ihn nun töten würde, dann würde es schnell geschehen. Er hatte keine Angst vor dem Tod.
„Nein, es kümmert mich nicht.", sagte Tigris ruhig. „Ich verabscheue Muggel, und jene Zauberer, welche gezwungen sind, unter ihnen aufzuwachsen, haben mein Mitgefühl. Ich bemitleide sie, wenn die Unzulänglichkeit ihrer Herkunft sie unfähig macht, ihr wahres Potential zu erreichen. Ich verachte sie, wenn sie unwillig sind, die Vorurteile und Engstirnigkeit, die ihnen aus ihrer Kindheit mitgegeben wurden aufzugeben. Aber ein Zauberer, dem es gelingt, über seine Herkunft hinauszuwachsen und auch ohne die Unterstützung seiner Familie selbst jene, die den Vorteil reinblütig zu sein auf ihrer Seite hatten, zu übertreffen, verdient umso mehr meine Bewunderung. Ich weiß, dass viele aus den alten Familien anderer Ansicht sind. Sie glauben, dass es Muggelblut allein ist, was einen Zauberer minderwertig macht. Dieser Meinung bin ich nicht. Ich bin der Überzeugung, dass allein der Wille eines Zauberers, sich von seiner Herkunft versklaven zu lassen oder nicht, darüber entscheidet, welchen Respekt er verdient."
Der Dunkle Lord starrte ihn an. Es war wie der Blick einer Schlange, Tigris hatte das Gefühl, er hätte nicht wegsehen können, wenn er gewollt hätte. Die rubinroten Augen schienen von ihm fasziniert zu sein. Es überraschte ihn. Tigris hatte nicht erwartet, dass ein Magier, der siebzig Jahre lang einer unumstößlichen Ideologie gefolgt war, ihm wirklich zuhören würde, wenn er ihren Kern in Frage stellte.
Der Dunkle Lord packte plötzlich Tigris' Kinn in einem schmerzhaften Griff. „Ich bin kein Narr.", zischte er. „Ich wäre wohl kaum dort, wo ich heute bin, wenn ich nicht hin und wieder auch denen zuhören würde, die ich als mir weit unterlegen betrachte."
Tigris begriff mit einem Gefühl der Übelkeit, dass sein Lord ihm nah genug war, um jeden seiner oberflächlichen Gedanken wahrzunehmen, und dass er wahrscheinlich alles gehört hatte, was er seit er ihn angesehen hatte gedacht hatte. Er schloss die Augen, reflexartig, obwohl er wusste, dass es eine dumme Handlung war. „Es tut mir leid, mein Lord."
„Du bist ein anmaßendes, überhebliches Kind. Selbst dein Vater war sich in deinem Alter seiner Schwächen mehr bewusst. Sei froh, dass ich einen Sinn für Humor besitze."
Tigris starrte zu Boden.
„Sieh mich an.", sagte der Dunkle Lord ungehalten. „Glaubst du, du kannst mich auf diese lächerliche Art aus deinen Gedanken heraushalten? Wenn ich wollte, könnte ich deine beschämendsten Geheimnisse aus deinem hübschen Köpfchen ausgraben, aber die meiste Zeit bin ich nicht an dem Unsinn, der hinter deiner Stirn vor sich geht, interessiert."
Tigris sah auf. Er musste zugeben, dass es ihn ärgerte, wie verächtlich der dunkle Magier klang. Er hatte schließlich bewiesen, dass er mehr als Unsinn im Kopf hatte, oder nicht? Vielleicht war der Dunkle Lord nicht bereit, ihn für seine Leistung zu entlohnen, weil er nicht mit seiner Vergangenheit zu Recht kam, aber er konnte sie zumindest anerkennen. Wenn die übrigen Todesser ein wenig mehr von dem in ihrem Kopf hätten, was der Lord nun als Unsinn bezeichnete, vielleicht wäre ihr Lord seinem Sieg ein wenig näher.
Der Dunkle Lord lachte. „Erfrischend. Du erwartest eine Belohnung? Dafür, dass deine Freundin uns dieser nervtötenden Seherin entledigt hat, nehme ich an. Oh, und weil du es geschafft hast, Dumbledore in Misskredit zu bringen. Nicht zu vergessen den Schaden, den der Mythos des uneinnehmbaren Hogwarts erlitten hat. Meinetwegen. Ich nehme an, ich könnte dich dafür belohnen. Also, was willst du?"
Er betrachtete den Magier unsicher. War dies eine ernst gemeinte Frage? Tigris wusste natürlich, was er wollte, aber er hatte nicht erwartet, auf diese Weise gefragt zu werden.
„Nun?" Der Dunkle Lord machte eine ungeduldige Handbewegung. „Sicher willst du etwas, bei all der Mühe, die du dir gegeben hast, es zu erreichen. Soll ich es selbst herausfinden, oder sagst du es mir?"
„Ihr wisst, was ich will.", sagte Tigris widerstrebend. „Ich will, dass Ihr mir beibringt, was Ihr wisst."
Der Dunkle Lord grinste. „Ah ja, ich erinnere mich. Du willst also, dass ich dir etwas beibringe. Es gibt tatsächlich etwas sehr Wertvolles, was ich dir mit Freuden beibringen will. Willst du wissen was?"
Er war hin und hergerissen. „Ich werde gerne lernen, was immer Ihr bereit seid mich zu lehren.", antwortete er schließlich zurückhaltend.
Das Grinsen des dunklen Zauberers gewann einen boshaften Ton. „Gut. Es ist etwas, was du wirklich nötig brauchst, mein anmaßender Junge. Demut."
Tigris hatte nur den Bruchteil einer Sekunde, sich zu wappnen, während die Lippen des Dunklen Lords sich zu einem sadistischen Lächeln verzogen.
„Crucio."
Er hatte vergessen, wie es sich anfühlte. Der Fluch seines Vaters war nicht im Entferntesten mit diesem zu vergleichen. Es war wie ein Nadelstich im Vergleich mit einem brennenden Arm. Tigris' ganzes Ich war angefüllt von Schmerz. Es war heiß und kalt, stechend und dumpf, jede Art von Schmerz die er jemals in seinem Leben erfahren hatte um das hundertfache verstärkt und in jeder einzelnen Faser seines Körpers. Das einzige, was in seinem Gedanken Bestand hatte, war der Wunsch, dass es aufhörte. Es war egal, ob er starb, oder seine tiefsten Geheimnisse verriet, er wünschte sich nur, dass es ein Ende hatte.
Als der Schmerz schließlich erlosch konnte er verstehen, warum dieser Fluch Menschen wahnsinnig machen konnte. Er lag auf dem Rücken und schaffte es irgendwie, sich wieder auf die Knie zu ziehen. Alle seine Muskeln protestierten.
„Willst du noch immer mein Lehrling werden?", erklang die amüsierte Stimme des Dunklen Lords von über ihm.
„Ja, mein Lord.", brachte Tigris hervor. Er war heiser. Er hatte nicht einmal gemerkt, dass er geschrieen hatte.
„Wie es aussieht, bist du obendrein auch noch stur. Also gut, du wirst diese Eigenschaft in Zukunft gut gebrauchen können. Ich akzeptiere dich als meinen Lehrling."
Tigris sah fassungslos auf. Das war es? Nach dieser ganzen Diskussion akzeptierte er ihn einfach? Das war zu gut um wahr zu sein. „Danke, mein Lord.", sagte er dennoch.
Der Dunkle Lord lächelte boshaft. „Was immer du willst, mein arroganter kleiner Schüler. Vergiss nicht, dass du es dir gewünscht hast. Ich werde es mit Sicherheit genießen." Der Lord lachte erneut, und disapparierte.
Erst da wurde Tigris bewusst, dass er noch immer auf einem eisig kalten Felsen im Nirgendwo kniete, und vor Schmerzen kaum die Hand bewegen konnte. Doch das spielte keine Rolle, weil er so müde war, dass er sich am liebsten wo er war zusammengerollt hätte um zu schlafen.
Eine penetrante kleine Stimme in seinem Inneren bestand jedoch darauf, dass er apparieren musste. Er wollte nicht, er war zu müde, aber die Stimme war hartnäckig. Schließlich gab er nach und schaffte es irgendwie, seinen Stab zu greifen, und nach Hause zu apparieren. Er apparierte an einen Ort, wo es noch immer kalt war, aber zumindest kein Wind mehr wehte. Die Stimme war noch immer da, und befahl ihm aufzustehen und zu laufen, aber diesmal hörte er nicht auf sie. Diesmal tat er, was er schon die ganze Zeit hatte tun wollen – er rollte sich zusammen und schlief.
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Tigris erwachte in einem warmen, kuscheligen Bett. Der Geruch sagte ihm, dass er zuhause in seinem Zimmer war. Er seufzte zufrieden, dann erinnerte er sich an die letzten Ereignisse und öffnete verblüfft die Augen. Ungefähr zur selben Zeit wurde ihm klar, wie erstickend heiß es eigentlich in diesem Bett war, und er wollte die Bettdecke zur Seite schieben.
Eine sanfte Hand hinderte ihn daran. Er wusste, dass es seine Mutter war, aber er musste ein paar Mal blinzeln, bevor sich das Bild vor seinen Augen klärte.
„Trink.", sagte sie, ihm eine Phiole hinhaltend.
Er gehorchte, und schmeckte den typisch widerlichen Geschmack von Pepper Up. Er hustete, nachdem er den Inhalt hinuntergewürgt hatte, und kleine Dampfwolken formten sich in der Luft.
„Mein dummer Junge.", schalt seine Mutter liebvoll. „Den ganzen Tag in der Kälte zu knien. Hast du nicht daran gedacht, dass du ein Zauberer bist?"
Er starrte sie an, dann stöhnte er und ließ seinen Kopf in die Kissen zurückfallen. Kein Wunder, dass der Dunkle Lord ihn für einen Idiot hielt. Er war einer.
„Na na.", sagte sie, ihm das Haar aus der Stirn streichend. „Nimm es dir nicht so zu Herzen. Wir alle vergessen mal etwas. Ich wünschte nur, es wären nicht immer gleich die lebenswichtigen Dinge, die du vergisst. Schlaf noch ein wenig. Und vergiss nicht, deinem Bruder dafür zu danken, dass er dich zurückgeholt hat."
„Ja, Mutter.", murmelte er, zu müde, um wirklich über ihre Worte nachzudenken.
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Als er das zweite Mal aufwachte, fühlte er sich, als wäre nichts geschehen. Das Fieber – ihm war nun klar dass es Fieber gewesen war – war verschwunden und selbst der Muskelkater, den er nach dem Cruciatus erwartet hatte war nicht vorhanden. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass es Zeit zum Frühstück war. Hatte er einen ganzen Tag verschlafen, oder war es wirklich nur eine Nacht gewesen?
Nachdem er aufgestanden war erinnerte er sich an das, was seine Mutter gesagt hatte. Draco hatte ihn zurückgebracht? Also war Draco wohl diese hartnäckige kleine Stimme gewesen. Was von seiner Unterhaltung mit Voldemort hatte sein Bruder noch mitbekommen? Als Tigris ihre Verbindung benutzt hatte, um seinen Bruder zu helfen, hatte er sie für großartig gehalten, aber am anderen Ende war es ein wenig beunruhigend. Er hatte nicht einmal gemerkt, dass Draco hinter seine Okklumentik-Schilde gekommen war. Fein, er war nicht gerade in der besten Verfassung gewesen. Dennoch... Es war kein angenehmer Gedanke.
Tigris duschte, zog sich an und ging hinunter zum Speisesaal. Als er hinunter kam, war sein Vater bereits da und las den Prophet. Seine Mutter und Draco schliefen anscheinend noch.
Tigris streichelte Sarin geistesabwesend. Er hatte sie am Tag zuvor nicht mitgenommen, weil er wusste, dass es bei diesem Treffen kalt sein würde, und Schlangen mochten keine Kälte. Es war wirklich zum Lachen – oder Weinen, je nachdem von welcher Seite man es betrachtete. Er konnte Wochen damit verbringen, einen Plan auszuhecken, um den mächtigsten weißen Magier Britanniens hinters Licht zu führen, aber er vergaß einen simplen Wärmezauber. Traurig. Er fragte sich, ob sein Vater ihn dafür auspeitschen würde. Für die sinnlose Verschwendung von Heiltränken. Verdient hätte er es.
Sein Vater senkte die Zeitung und sah ihn an. „Guten Morgen, Tigris. Willst du dich nicht setzen?"
„Ähm... ja." Tigris wurde klar, dass er gedankenverloren in der Mitte des Raumes stand. „Danke, Vater. Guten Morgen."
Sein Vater lächelte flüchtig, und fuhr fort zu lesen.
Tigris setzte sich und trank einen Schluck Tee. Sein Vater faltete schließlich seine Zeitung zusammen und betrachtete ihn. „Du bist offenbar schnell genesen."
„Dann war es nur eine Nacht.", stellte er fest. „Ja, Mutters Tränke wirken wieder einmal Wunder."
„Vergiss nicht die Fähigkeiten deines Bruders. Cruciatus mit ausgekühlten Muskeln ist normalerweise alles andere als angenehm. Ich vermute deshalb ist er heute morgen so müde."
„Ah.", sagte er. „Darum also. Ich hatte mich schon gewundert."
Sein Vater grinste flüchtig. „Ich nehme an, dein Gespräch mit unserem Lord ist nicht ganz so verlaufen wie geplant."
Draco hatte also nichts Entscheidendes mitbekommen – oder zumindest nichts weitererzählt.
„Doch.", erwiderte er ruhig. „Ich habe ihn lediglich ein wenig verärgert. Es scheint eine Eigenschaft zu sein, von der ich mich nicht trennen kann."
„Leute zu reizen?", meinte sein Vater. „Oh ja, ganz bestimmt."
Tigris musterte seinen Vater forschend. „Hast du vor, mich zu bestrafen? Für meine Dummheit, meine ich. Mutter hat mich daran erinnert, dass ich einen Wärmezauber hätte benutzen sollen."
Sein Vater zog eine Braue hoch. „Du bist erwachsen, mein Sohn. Ich befürchte, nun ist es nicht mehr an mir, die Konsequenzen für deine Dummheiten festzulegen. Eltern ersetzen das Leben nur bis zum siebzehnten Geburtstag."
Tigris war zu seiner Überraschung ein wenig enttäuscht. Er war sich nicht ganz sicher warum. Vielleicht, weil das der einzige Zeitpunkt war, an dem sein Vater nicht so distanziert erschien. Er erinnerte sich an das eine Mal, das sein Vater ihn umarmt hatte. Absurd. Er musste dennoch grinsen. „Ich denke, Mutter wird niemals damit aufhören."
Sein Vater lächelte, und es erschien ehrlich. „Vermutlich nicht. Aber das ist wohl in der Natur von Müttern. Ich weiß es zwar nicht, aber man sagt es."
„Ja.", sagte er. Zum ersten Mal seit langer Zeit erinnerte er sich daran, wie wunderbar es wirklich war, eine Mutter zu haben. Sie mochte nicht so perfekt sein wie Lily Potter. Aber die Lebenden waren immer weit weniger perfekt als die Toten – und sie hatten einen entscheidenden Vorteil gegenüber Letzteren: Sie waren am Leben.
Als die beiden restlichen Familienteile schließlich auftauchten, entschuldigte Tigris sich bei ihnen. Draco winkte lediglich ab und häufte seinen Teller voll Essen. Er schien ausgehungert zu sein.
Seine Mutter bedachte ihn mit einem ernsten Blick. „Tu es nicht wieder." Dann seufzte sie. „Merlin, ich wünschte, du wärst als ein Zauberer aufgewachsen. Aber es hat nun einmal nicht sollen sein. Vielleicht hat dir diese Zeit ja auch etwas mitgegeben. Ich habe keine Ahnung was. Aber wer weiß – die Moiren sind launisch."
„Ich denke er macht sich ganz gut.", meinte sein Vater. „Abgesehen von dem ein oder anderen Rückschlag. Was wolltest du eigentlich erreichen? Aus unserem früheren Gespräch schließe ich, dass du es erreicht hast."
Er öffnete den Mund, dann schloss er ihn wieder. „Ich weiß nicht, ob ich darüber reden darf."
Seine Mutter musterte ihn forschend. „Tatsächlich?"
„Hat es etwas mit uns zu tun?", fragte sein Vater.
„Nein. Es betrifft allein mich und unseren Lord."
„Aha." Die Neugier in der Stimme seiner Mutter war unüberhörbar, aber sie fragte nicht nach.
„Ich werde ihn fragen, wenn ich ihn das nächste Mal treffe. Ich habe nicht daran gedacht, ihn zu fragen." Er war mit ein paar anderen Dingen beschäftigt gewesen – wie dem Cruciatus Fluch. Aber das zu sagen, würde wahrscheinlich den spekulativen Ausdruck aus dem Gesicht seines Vaters vertreiben, und Tigris genoss ihn gerade.
Dracos Ausdruck war auch spekulativ, aber Draco sah danach aus, als würde er herausfinden was er wissen wollte. Er schuldete Draco etwas. Tigris seufzte innerlich. Die Hoffnung, dass sein Bruder das nicht ausspielen würde, war wohl vergebens.
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„Heraus damit." Sie waren in Dracos Zimmer, ein vergessenes Spiel Backgammon zwischen sich. „Ich will wissen, was du gemacht hat, und was du dafür bekommen hast."
„Ziemlich direkt heute, Draco. Wie ungewohnt."
Sein Bruder grinste wölfisch. „Ja, ich bin neugierig, mein lieber Bruder, den ich gestern mit ernormen Einsatz vor dem Kältetod bewahrt habe. Ich bin sicher, du brennst darauf, deinem Zwilling alles zu erzählen. Insbesondere da sich dieser Zwilling mit einem extrem sauren Dumbledore abgeben musste, und das war keine schöne Erfahrung. Ich hoffe, was immer du bekommen hast war es wert. Dieser kleine Cruciatus gestern hat mich ein wenig unglücklich gemacht."
„Eine unwichtige Nebensache."
„Aha. Von was? Du kannst mich nicht davon abbringen, du bist in meiner Schuld."
Er betrachtete Draco abschätzend. „Weißt du, du könntest warten bis unser Lord mir gesagt hat, dass ich es ohnehin allen erzählen kann. Dann würdest du es wissen und könntest mir diese Schuld die ich bei dir habe für ewig vorhalten."
Draco schien einen Moment darüber nachzudenken. „Weißt du, das ist keine schlechte Idee. Ein wirklich schöner Gedanke. Aber ich will es jetzt wissen."
Tigris seufzte. „Fein." Er zog seinen Stab. „Dissimula ex toto."
Draco zog eine Braue hoch.
„Ich habe zugestimmt es dir zu erzählen, nicht Vater."
„Wer sagt, dass ich es ihm nicht weitererzähle?"
„Ich. Du wirst es keinem erzählen. Es ist streng geheim. Also werde ich dich mit einem Bann belegen, nachdem ich es dir gesagt habe."
Er erwartete, dass Draco protestieren würde, aber sein Bruder seufzte nur spöttisch. „Zu schade. Also?"
„Was ich gemacht habe, oder was ich bekommen habe?"
„Fang damit an, was du gemacht hast."
Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und dachte an Halloween zurück. „Ich habe ein zweites Set Amulette hergestellt. Erinnerst du dich, wie du mich gefragt hast, ob man mit diesen Amuletten auch die magische Signatur verändern könnte?"
Draco nickte. „Du sagtest man kann, aber man braucht etwas von der Person, die man nachmachen will."
„Genau. Und das ist es, was ich getan habe. Ich habe die zweiten Amulette mit dem Blut des Dunklen Lords und von Bella erstellt. Ich musste sie natürlich in seiner Gegenwart herstellen, er würde niemandem sein Blut anvertrauen, nicht einmal einem Todesser. Auf diese Weise konnten Blaise und ich Dumbledore hinters Licht führen."
Dracos Augen hatten sich verengt. „Also wart das wirklich ihr beide? Ihr habt euch ziemlich eigenartig benommen."
„Natürlich. Es war wichtig, dass alle glaubten sie wären es wirklich, was wäre sonst der Sinn gewesen? Wir konnten es dir nicht sagen, Dumbledore hat uns die ganze Zeit beobachtet. Deine Reaktion war unser bestes Alibi." Was er Draco nicht bereit war zu sagen, war, dass die Amulette einiges dazu beigetragen hatten. Zaubererblut in Tränken oder Artefakten hatte immer einige sehr unvorhersehbare Effekte. Er hatte Voldemort nicht belogen, als er ihm sagte, es sei eine unvergleichliche Erfahrung gewesen.
„Ah ja, Alibi. Wie habt ihr das gemacht? Habt ihr einen Zeitumkehrer benutzt?"
Tigris schüttelte den Kopf. „Nein. Ein guter Gedanke, aber dann hätten wir ja mit uns selbst im gleichen Raum sein müssen, und das ist unmöglich. Das war tatsächlich das Komplizierteste an der Ganzen Sache. Wir haben es ein paar Mal vorher ausprobiert. Tatsache ist, wir waren gar nicht da. Es war nur eine Illusion. Du magst lachen, aber ich bin durch die Muggel mit denen ich gelebt habe auf die Idee gekommen, oder vielmehr durch ihre Obsession mit Fernsehen. Muggel haben nämlich auch einen Weg Gebäude zu überwachen, und zwar mit solchen elektronischen Kameras, die Bilder aufzeichnen, ähnlich wie Dumbledores Fenster. In den Kriminalfilmen, die die Muggel angeschaut haben, haben die Einbrecher diese Kameras immer in eine Feedbackschleife geschalten – das bedeutet, das die Kamera immer das gleiche Bild wiederholt, während in Wirklichkeit etwas ganz anderes passiert. Das konnten wir natürlich nicht machen, es wäre Dumbledore aufgefallen. Aber es gibt ein magisches Artefakt, was einen Teil eines Raumes aufzeichnet und später diese Aufzeichnung als Illusion wieder abspielt. Auroren benutzen es recht häufig, habe ich mir sagen lassen. Das haben wir benutzt. Wir haben zuerst eine Aufzeichnung von dem leeren Raum – beziehungsweise Bett - gemacht. Dann haben wir die Szene mit uns schlafend im Bett aufgezeichnet, während Dumbledore nur den leeren Raum sah, und schließlich diese Szene abgespielt, während das Bett tatsächlich leer war. Wir haben einen Portschlüssel benutzt um von dem Bett in die untere Kammer, wo sich die Schattengemeinschaft trifft, zu kommen.
Du weißt natürlich, dass nur Dumbledore Portschlüssel in Hogwarts hinein und aus Hogwarts heraus erstellen kann, es sei denn man benutzt eine Menge dunkle Magie. Aber das gilt nicht für Portschlüssel innerhalb von Hogwarts. Die Kammer ist nicht wirklich Teil der Burg, was die Überwachungszauber betrifft, aber sie ist auch nicht außerhalb."
Er vermied es, näher zu erklären, woher er das wusste. Tatsache war, er hatte es gesehen, als die Wirkung von Ceridwens Trunk eingetreten war. Tigris hatte zu diesem Zeitpunkt ganz deutlich Slytherins Erdmagie in der Kammer gesehen, die diese vor äußeren Einflüssen schützte. Professor Binns hatte das später bestätigt, als er ihm sagte, dass die Geister und Porträts nicht in diesen Teil von Hogwarts gelangen konnten. Der Dunkle Lord hatte zum Glück nicht so genau nachgefragt, wie er die Sache mit den Portschlüsseln hinbekommen hatte. Tigris hatte es klingen lassen, als wenn sie einfach einen anderen abgeschirmten Raum innerhalb von Hogwarts benutzt hätten. Das wäre vielleicht auch gegangen, aber er war sich nicht sicher, ob Dumbledore das nicht irgendwie hätte zurückverfolgen können. Slytherins Magie hatte mit Sicherheit alle Spuren ihrer Aktion verwischt.
„In der Kammer haben wir die Amulette gegen zwei andere ausgetauscht, uns neue Zauberstäbe geholt und einen weiteren Portschlüssel zurück benutzt.", fuhr er fort. „Von der großen Halle sind wir wieder zu der Kammer zurück, haben die Amulette gegen das erste, welches von Dumbledores Zauber unbetroffen war ausgetauscht und sind von dort aus schließlich wieder in unser Zimmer gelangt. Uns genauso hinzulegen wie in der Illusion, das war nicht einfach. Aber zum Glück waren ja die Vorhänge halb zu. Das war ein Kompromiss. Schließlich musste Dumbledore uns im Bett sehen, aber wir wussten, dass es mit dem Ende der Aufzeichnung schwierig werden würde, wären wir ganz zu sehen gewesen."
Draco sah ihn an. „Okay… Ich denke, ich muss noch ein, zwei Mal darüber nachdenken, bevor ich es vollkommen verstanden habe, aber es war offensichtlich kompliziert. Wie es scheint habt ihr alle die euch gesehen haben getäuscht."
Tigris grummelte ein wenig. „Dumbledore wohl doch nicht ganz. Er hat anscheinend einen Verdacht. Aber er verdächtigt nicht mich. Also weiß ich nicht, welchen Verdacht er hat."
Draco schnaubte. „Nur du kannst ernsthaft enttäuscht sein, dass du einen Magier der 140 Jahre älter ist als du und einen guten Teil davon Kriegserfahrung hat beim ersten Mal nicht völlig hereingelegt hast."
„Unser Lord hat etwas Ähnliches gesagt.", murmelte er.
Draco schüttelte fassungslos den Kopf. „Du hast ihm das selbe gesagt wie mir? Kein Wunder, dass er dich mit dem Cruciatus bedacht hat."
„Das hat er amüsant gefunden.", sagte Tigris verteidigend. „Er mochte es nicht, dass ich seine Vergangenheit ausgegraben habe."
„Was du nicht sagst." Draco sagte nicht ‚Ich hab's dir ja gesagt', aber er sah ein wenig selbstzufrieden aus.
„Er fand außerdem ich wäre arrogant. Findest du, ich bin arrogant? Ich denke, es gibt eine Menge Leute, die viel arroganter sind als ich." Schließlich kannte er seine Fehler, nicht wahr? Erst heute hatte er sich für einen entschuldigt. Es gab eine Menge Leute, die sich nie für ihre Fehler entschuldigten. Überhaupt, wenn jemand arrogant war, dann war es der Dunkle Lord selbst. Voldemort war die personifizierte Arroganz. Es war ziemlich kleinkariert von ihm, sie einem anderen zum Vorwurf zu machen. Selbst wenn er Recht hätte und er arrogant wäre. Na gut, vielleicht war er ein wenig arrogant. Aber hatte er nicht das Recht dazu? Schließlich hatte er nicht nur mehr erlebt, er hatte auch mehr Fähigkeiten als die meisten um ihn herum.
Draco warf ihm einen seltsamen Blick zu. „Ich bin sicher, es gibt einige Leute, die arroganter sind als du.", sagte er dann.
Tigris nickte zufrieden. „Siehst du, du bist meiner Meinung."
„Vielleicht solltest du unserem Lord gegenüber ein wenig... zurückhaltender sein, wenn er dich für arrogant hält. Er ist schließlich der Dunkle Lord."
Tigris seufzte. „Vermutlich." Obwohl er noch immer nicht genau wusste, was er falsch gemacht hatte, abgesehen davon Voldemorts Vergangenheit auszugraben. Wahrscheinlich war der Dunkle Lord bei diesem Thema einfach ein wenig empfindlich. Sicher, er war dreist gewesen. Aber ohne diese Dreistigkeit hätte er niemals bekommen was er wollte. Tigris wusste, warum er solche Dinge lieber Blaise überließ. Sie verstand Menschen einfach besser als er.
„Er hat dich also verflucht, weil er dich für arrogant hält, aber du hast trotzdem von ihm bekommen, was du wolltest. Was war es denn?"
Tigris tauchte aus seinen Gedanken auf. „Er hat mich als seinen Lehrling angenommen."
„Was?" Draco starrte ihn mit offenem Mund an. „Bist du verrückt?"
Er sah seinen Bruder überrascht an. „Nein. Das war es, was ich von Beginn an wollte. Lernen, was er weiß."
Draco schüttelte den Kopf. „Dir ist schon klar, dass Tante Bella dich umbringen wird, sobald sich die nächste Gelegenheit ergibt, nicht wahr?"
„Wieso?", fragte er neugierig. Wenn was er getan hatte Bellatrix gegen den Strich ging, umso besser.
„Weil sie der erste und einzige Lehrling ist, den unser Lord je hatte. Es ist nicht Zufall, dass sie der einzige ist."
„Oh." Darüber hatte er nicht im Geringsten nachgedacht. „Stört es den Dunklen Lord nicht, wenn sie seine potenziellen Lehrlinge umbringt, weil sie keine Konkurrenz verträgt?"
Draco sah ihn an als hätte er etwas sehr Dummes gesagt. Vielleicht hatte er das, wenn er darüber nachdachte. „Ich denke, er sieht es mehr als... wie sagt man... das Überleben der Besseren."
„Dann kümmert es ihn wohl auch nicht, wenn er einen seiner früheren Lehrlinge verliert.", meinte er nachdenklich. Es war ein recht zufriedenstellender Gedanke. Tigris erinnerte sich an die Idee mit Sarin, die er bei seinem letzten Zusammentreffen mit der Hexe gehabt hatte.
„Du bist verrückt.", erwiderte Draco. „Vollkommen verrückt."
Für einige Augenblicke herrschte Stille.
„Ich habe noch eine Frage.", sagte Draco dann.
Tigris seufzte. „Ja?"
„Warum Sybill Trelawney? Ich meine, warum nicht McGonagall, oder Fides – selbst Hagrid? Warum die vertrottelte alte Schachtel?"
Tigris unterdrückte ein Lachen. Es war gemein, die Frau war immerhin tot. Anderseits, er hatte zu ihrem Tod beigetragen, also konnte er wohl kaum eine Kerze für sie anzünden. Schließlich wurde er ernst. „Sie mag eine vertrottelte alte Schachtel gewesen sein, aber sie hat zwei echte Prophezeiungen von sich gegeben. Zumindest zwei, die für echt gehalten wurden. Ich denke, unser Lord wollte nicht abwarten, bis sie eine dritte ausspuckt, die Dumbledore befähigt seinen Plänen aufs Neue in die Quere zu kommen." Er hielt inne, unsicher ob er es sagen sollte, aber fuhr schließlich fort. „Außerdem wird gesagt, dass innerhalb einer Lebenszeit nur ein echter Seher existiert, dessen Prophezeiungen den Verlauf der Geschichte beeinflussen können. Unser Lord hofft, dass, gesetzt sie war ein echter Seher, der nächste Seher auf unserer Seite ist. Selbst wenn nicht, es würde uns einen deutlichen Vorteil verschaffen, wenn wir ihn vor Dumbledore finden."
Draco starrte ihn an, dann runzelte er die Stirn. „Das ist... ziemlich mager als Grund um jemanden umzubringen. Ich meine, selbst wenn es diesen neuen Seher gibt, könnte er nicht überall auf der Welt sein? Und wäre er nicht erst ein Baby, wenn er überhaupt schon geboren ist?"
Tigris streckte sich und gähnte. Er war noch immer ziemlich müde, auch wenn er sich erholt hatte. „Keine Ahnung. Unser Lord hat einen Weg, ihn zu finden, denke ich. Ich weiß nicht, ob dieser Seher ein Baby ist oder ob seine Fähigkeit erst durch Trelawneys Tod erweckt wird. Ist aber doch auch egal. Wir haben das Ganze schließlich nicht wegen Trelawney veranstaltet. Sie war nur die, die unser Lord von allen in der Halle am liebsten loswerden wollte. Abgesehen von Dumbledore natürlich, aber der hat ja überlebt."
Draco starrte ihn mit einer morbiden Faszination an, wie ein Mensch der sich nicht von der Szene eines fatalen Unfalls losreißen kann. Dann blinzelte Tigris und der Ausdruck war verschwunden, als hätte es ihn nie gegeben. Sein Bruder beugte sich vor und schüttete die Backgammonsteine auf das Brett. „Rot oder Weiß?"
„Weiß.", antwortete Tigris, und fragte sich, ob das Bild nicht nur ein Produkt seiner Phantasie gewesen war.
Vielen Dank für eure Reviews an: Cat, lain, Dax, Sancte-Diabolus, Avallyn Black, SoleilNoir, dat-vege, Little Lion, Anna, Morgenstern, alge28, Feles Argentea, babada, Reditus Mortis, Tora-Kokoro und Cici
Eine Frau wandert über eine grüne Wiese und betrachtet die Apfelbäume, als plötzlich ein seltsames Wesen hinter ihr hergerannt kommt, das einer Ziege verblüffend ähnlich sieht. Erst als es näher kommt, ist zu erkennen, dass es einen Männerkopf hat. Als es zu ihr aufgeholt hat setzt es sich atemlos auf seine Hinterbeine und holt eine Panflöte hervor. Die Frau betrachtet das Wesen mit Widerwillen.
„Was machst du denn hier?"
Das Wesen grinst. „Gestatten, Robin Goodfellow ist mein Name."
Die Frau – die, wie ihr sicher schon vermutet habt, die Muse Thalia ist – rollt mit den Augen. „Ich weiß wer du bist. Ich habe schließlich zu deiner Kreation beigetragen, falls du es vergessen hast. Aber was tust du hier?"
Robin zuckt mit den Schultern. „Vermutlich ist es einfacher, Dialog zu schreiben, als Monolog. Oder vielleicht bist du nicht inspirierend genug."
Die Muse schnieft gekränkt. „Es ist nicht meine Schuld, wenn pilarius sich mehr für die Arbeit interessiert als für Geschichten. Immer nur lernen hier, Vorträge halten da... keine Zeit für die schönen Dinge des Lebens. Da macht es keinen Spaß eine Muse zu sein, das sage ich dir."
„Aber pilarius will mindestens einmal im Monat ein neues Kapitel ins Netz stellen, also hast du noch etwas zu tun, nicht wahr? Und sieh dir all die netten Leute an, sie schreiben Reviews, und zeichnen Fanarts... Was wünschen sich ein Autor und seine Muse mehr?"
Thalia betrachtet mit künstlichem Interesse einen Käfer der an ihr vorbei krabbelt. „Na ja. Ich weiß wirklich nicht mehr, ob ich die Richtige für diesen Job bin. Vielleicht wäre meine Schwester Melpomene besser geeignet."
Robin bläst in seine Panflöte und ein schräger Ton kommt heraus. Er schlägt die Flöte gegen den nächsten Baum und probiert es erneut. Diesmal ertönt eine liebreizende Melodie. „Jetzt komm schon, die Leute haben nicht den ganzen Tag Zeit. Außerdem bin ich Oberons Hofnarr, ich habe keine Zeit für deprimierte Musen. Aber wenn du einen Eselkopf haben willst, damit kann ich dienen."
Die Muse wirft ihm einen bösen Blick zu. „Du bist ein unhöflicher Wicht. Ich weiß nicht, warum ich Bill geholfen habe, dich zu erfinden. Also gut... Wo ist das Skript?"
„Du bist eine Muse und du brauchst ein Skript? Was für eine Art Muse bist du?"
„Eine deprimierte. Ah, da ist es. Wissen wir, woher der Name Tigris kommt?"
„Nun, du weißt es, du bist die Muse."
Thalia grinst. „Richtig, aber ich verrate es nicht. Leute können es erraten, wenn sie an Rätseln interessiert sind."
Robin bläst einen schrillen Ton auf seiner Flöte. „Das ist aber ziemlich gemein gegenüber den Lesern."
Thalia wedelt mit dem Skript. „Wo wären wir, wenn ich alles verraten würde? Ich könnte sogar das allerletzte Kapitel verraten, wenn ich wollte. Soll ich?"
Robin sieht sie entsetzt an. „Nein!"
„Da siehst du's. Tipps für's Schreiben... Sei immer nett zu deiner Muse. Mach dir einen Plan, wie deine Geschichte ausgehen soll, sonst bleibst du vielleicht mittendrin ratlos hängen. Google und das Harry Potter Lexicon sind dein Freund..."
„Weise Worte, oh Muse."
„Ach, sei still. Die meisten Leute schreiben eh, was sie wollen. Und das ist auch das Beste, je mehr man schreibt, desto besser wird man. Wenn man ganz furchtbar ist... dann reißen einem die Reviewer den Kopf ab."
„Hör auf die armen Leute zu erschrecken, das stimmt ja überhaupt nicht. Es gibt nur nette Reviewer hier. Aber wir fühlen uns geehrt, das man uns für qualifiziert hält, Tipps übers Schreiben zu geben, wirklich. Jetzt mach mal weiter, Thalia mein Liebes. Woher wusste Voldi denn, was in Hogwarts passiert ist?"
„Die Kinder haben es ihren Eltern geschrieben! Und Voldi hat seine armen Gefolgsleute damit verwirrt, dass sie ihm erzählen mussten, was er in Hogwarts gemacht hat. Vergesst nicht, Tigris und Blaise tanzen in Slytherins Kammer, es ist also schon einige Zeit seit dem Fest vergangen (ein paar Stunden)."
„Noch etwas?"
„Ja, ob wir Fanarts wollen. Natürlich! Pilarius liebt Fanarts! Und alle gesammelten Fanarts findet man auf pilarius' Homepage, zusammen mit ein paar anderen Bildern von Schatten der Wahl. Jetzt ist es aber genug, sonst wird fanfbla böse mit uns. Bis zum nächsten Mal! Eure Muse."
„Und Robin Goodfellow, euer allzeit good fellow. Einen Apfel für den, der meinen Namen errät! Denn ach wie gut, dass niemand weiß, dass ich nicht immer Robin heiß..."
Und dann tanzen sie zu zweit... aber das ist eine andere Geschichte und soll ein anderes Mal erzählt werden.
