Disclaimer:
Ich bin der Schatten der die Nacht durchflattert...
Du bist wer?
Ich bin der Schrecken der dich verfolgt, weil du Joanne K. Rowlings Schöpfungen klaust...
Aha, ich weiß... Du bist Batman!
/greift sich an den Kopf /Schatten der Wahl
9. Wind of Change
Die Burg war leerer, als sie zurückkehrten. Die Tische in der großen Halle hatten sich gelichtet und die Zurückgebliebenen waren ernster und weniger unbekümmert als zuvor. Ein unbestimmter Bann schien alle dazu zu bewegen, mit gedämpften Stimmen zu reden, als schliefe unter den vertrauten Steinen etwas Unbekanntes, Bedrohliches, was man mit Trubel und Gelächter aufwecken könnte. Viele zuckten bei plötzlichen lauten Geräuschen zusammen. Eines Nachmittags stießen sie auf Professor Sprout, die Peeves verhexte, weil er eine der Ritterrüstungen in der Eingangshalle umgestoßen hatte. Etliche der Anwesenden waren schockiert, als die mütterliche kleine Frau plötzlich in Tränen ausbrach und Professor Vector sie ins Lehrerzimmer geleiten musste, weil sie sich nicht beruhigen konnte. Es war, als hätte sich ein dunkler Schatten über alle Bewohner von Hogwarts gelegt.
Auch Slytherin blieb von dieser Atmosphäre nicht unberührt. Im Haus der Schlange waren noch die meisten, die versuchten so zu tun, als sei alles normal, aber ihr Gelächter hallte in der Stille der Großen Halle wie in einer Krypta, und der Zorn der anderen über ihre scheinbare Ausgelassenheit hang dick und giftig in der Luft.
Die einzigen, die die düstere Stimmung zu genießen schienen, waren die Geister, welche nun zahlreicher und häufiger in allen Ecken der Burg auftauchten. Der Blutige Baron schwebte düster durch die Gänge und flüsterte mit hohler Stimme unheilvolle Voraussagen in die Ohren aller, die töricht genug waren ihm zuzuhören. Sir Nicholas ließ seinen Kopf zur Seite fallen und verkündete, dass glorreiche Schlachten ins Haus ständen. Die Graue Dame schwebte nur stumm aus Wänden hervor und verschwand wieder in ihnen, die Vorübergehenden mit traurigen Blicken bedenkend. Selbst Professor Binns wirkte aufgeweckter als sonst, und schwebte mehr als einmal zum Slytherintisch hinunter. Es schien immer, als sei er kurz davor etwas zu sagen, bevor er es sich anders überlegte und verschwand, die Schüler durch die er hindurch glitt zitternd zurücklassend.
Zu Beginn fühlte Tigris sich stolz, dass er es war, der diese Veränderung bewirkt hatte. Er wollte wie ein König durch die Korridore von Hogwarts schreiten und sich über die Furcht der Ahnungslosen lustig machen. Es war ein erhebender Gedanke, dass er allein dies geschafft hatte, so viele Menschen beeinflusst hatte, und sie wussten es nicht einmal. Sie versteckten sich vor einem Schatten, den es nicht wirklich gab, dem Schwarzen Mann, der in ihrer Phantasie immer unheimlicher und unbezwingbarer wurde. Er wollte ihnen ins Gesicht lachen und ihnen sagen, was für Narren sie doch waren.
Doch als die Zeit voran schritt, wurde der Geschmack der Macht bitter und Tigris begann, die heimelige Wärme dieses Ortes zu vermissen, den er einst sein einziges Zuhause genannt hatte. Das Hogwarts, in dem er vor langer Zeit seine Zuflucht gefunden hatte, war Vergangenheit, und zurück blieb ein kalter und trostloser Ort. Er hatte nie zuvor erkannt, wie sehr der Lebensgeist der Burg von den Hoffnungen und Träumen ihrer Bewohner bestimmt wurde. Nun, wo Angst und Hoffnungslosigkeit sie heimsuchten, war es, als sei die Burg selbst in eine tiefe Depression verfallen. Die Treppen hatten vor langer Zeit aufgehört, sich zu bewegen, und Tigris ertappte sich dabei, wie sein Blick immer häufiger zu den Feuern in der Großen Halle wanderte, nur um sicherzustellen, dass sie noch brannten.
Mehr denn je wünschte er sich das Ende des Schuljahres herbei, an dem er seinen Abschluss in den Händen halten würde und frei wäre, Hogwarts für immer zu verlassen. Aber noch war es lange vor Mittwinter.
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Tigris hatte seinem Vater geschrieben, denn er hatte das Problem mit dem Yuleritual nicht vergessen. Sein Vater schrieb zurück, dass er eine Lösung für dieses Problem habe, über die Natur dieser Lösung schwieg er sich allerdings aus.
Tigris hatte noch immer regelmäßigen Briefkontakt mit Polydora Ringwood und den Weasley-Zwillingen. Letztere waren außerordentlich betroffen von den Vorgängen in der Burg, und Tigris fand es schwer, seine frühere Persönlichkeit ihnen gegenüber aufrecht zu erhalten. Es war, als spiele er eine Rolle, die ihm nicht mehr passte.
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Seit dem Halloweenfest hatte er Snape nicht mehr aufgesucht. Tigris wusste selbst nicht genau warum. Sein Argwohn gegenüber dem Tränkemeister hatte nicht abgenommen, ebenso wenig wie seine Neugier über die Motive seines Vaters. Zudem war da noch die Stimme der Logik, die ihm sagte, dass er die Angelegenheit nicht zu lange schleifen lassen durfte. Sicher, Snape hatte ihm sein Wort gegeben, aber Tigris vertraute dem listigen Mann nicht. Jemand, der sowohl Dumbledore als auch den Dunklen Lord für so lange Zeit hinters Licht geführt hatte war nun einmal nicht vertrauenswürdig. Dennoch stattete er Snape keinen erneuten Besuch ab.
Tigris machte sich nicht allzu viele Gedanken um seinen plötzlichen inneren Widerstand. Schließlich hatte er mehr als genug zu tun. Neben seinen Pflichten als Schulsprecher trainierte er noch immer die Schattengemeinschaft, half manchen der Slytherins mit ihren Hausaufgaben und lernte für sein eigenes Examen. Wenn er dann einmal Zeit hatte, verbrachte er sie weitaus lieber mit Blaise als mit einem griesgrämigen alten Tränkemeister.
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In Verwandlungen hatten sie nun endlich mit dem Zusatzkurs begonnen, der sich mit der Ausbildung zum Animagus beschäftigte. Alle Mitglieder des NEWT-Kurses hatten sich dafür gemeldet, also fand der Unterricht während der normalen Kurszeit statt. Natürlich war alles nur strickt theoretisch, McGonagall sagte ihnen ganz klar, dass nur sehr wenige Zauberer diese Verwandlung hinbekamen. Sie lernten, zu meditieren, um sich auf ihr ‚Seelentier', wie McGonagall es nannte, zu konzentrieren. Blaise war hell begeistert von dem Ganzen, und fest davon überzeugt, dass sie es bis Ende des Jahres schaffen würde, zum Animagus zu werden. Tigris hatte keinen Zweifel daran, dass er es auch schaffen würde, aber es war nicht das Wichtigste in seinen Gedanken. Er fragte sich nur manchmal, was für ein Tier er werden würde. Eines war jedenfalls sicher – ein Hirsch war es nicht. Draco war ganz offensichtlich neidisch, als er hörte, was sie lernten, und fragte Tigris nach allem, was McGonagall ihnen beibrachte. Tigris sagte ihm gerne alles, was er wusste. Im Stillen fragte er sich, ob Draco noch immer vorhatte, ein Heiler zu werden, aber sein Bruder schwieg sich darüber aus.
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Tigris war überrascht, als Snape ihn nach einer seiner Tränkestunden bat, zurückzubleiben. Der Tränkemeister hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, ihm aus dem Weg zu gehen, wo er nur konnte, und es verwunderte ihn, dass Snape ihm von selbst alleine gegenübertrat.
Er packte seine Sachen langsam, während die anderen den Klassenraum verließen. Draco warf Snape einen fragenden Blick zu, bevor er ging, den dieser nur mit einem leichten Kopfschütteln erwiderte.
Tigris musterte den Professor neugierig. Snape wartete, bis alle anderen den Raum verlassen hatten, dann schwenkte er seinen Stab und Tigris spürte, wie die Abschirmzauber in Kraft traten.
„Sie wollten mit mir sprechen, Professor?", fragte er, scheinbar unberührt.
Snape verzog amüsiert die Lippen, als würde Tigris ungeduldig auf und ab hüpfen, anstatt ihn nur unbewegt zu mustern.
„Das ist richtig, Mister Malfoy, ich habe etwas mit Ihnen zu besprechen." Er wandte Tigris den Rücken zu, um die Tür seines Tränkeschranks zu öffnen, und nahm etwas aus einem der darin enthaltenen Gefäße, was er mit einer Bewegung seines Zauberstabs vergrößerte. Es war ein rechteckiges Bündel, eingewickelt in Pergament. „Oder vielmehr, jemand der uns beiden bekannt ist hat mich gebeten, Ihnen dies hier zu geben."
Tigris machte einen eifrigen Schritt auf Snape zu und streckte die Hand aus, um nach dem merkwürdigen Paket zu greifen, aber Snape hielt es aus seiner Reichweite.
„Nicht so schnell, Mister Malfoy. Ein paar Worte hätte ich zuerst noch für Sie."
Tigris betrachtete das Paket enttäuscht, dann sah er zu Snape auf. Dessen schwarze Augen glitzerten mit einem Tigris unbekanntem Gefühl. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er denken, dass Snape sich über ihn lustig machte.
„Der Dunkle Lord... ja, Mister Malfoy, ich hatte angenommen, Sie hätten sich das inzwischen gedacht..."
Tigris' Überraschung musste offensichtlicher gewesen sein, als er angenommen hatte.
„Also, wie ich schon sagte...", fuhr Snape fort. „Unser Lord wünscht, dass ich Ihnen dies hier gebe. Es sind Bücher, aber nicht irgendwelche. Sie gehören zu den verbotenen Büchern, also brauche ich Ihnen wohl nicht zusätzlich sagen, dass Sie vorsichtig damit umgehen sollten. Wenn ich darüber nachdenke, ich werde es Ihnen dennoch sagen. Schließlich muss ich den Tag erst noch erleben, an dem eins von euch Kindern von selbst Schwierigkeiten aus dem Weg geht. Dies sind verbotene Bücher. Nicht zugangsbeschränkte Bücher, wie die in der verbotenen Abteilung, sondern vom Ministerium verbotene Bücher. Wenn Sie jemand damit sehen sollte, der nicht auf unserer Seite steht, kann Sie das nach Askaban bringen. Also lassen Sie sich nicht damit sehen."
„Ich weiß, was verbotene Bücher sind, Sir.", sagte Tigris ein wenig gereizt. Snape schien dazu zurückgekehrt zu sein, ihn wie einen Idioten zu behandeln. Das konnte der Mann mit Erstklässlern aus Gryffindor machen, aber wenn er sich Tigris gegenüber weiter so verhielt, würde er es bereuen.
„Gut.", sagte Snape seidig. „Ich würde unserem Lord nur ungern erklären müssen, warum einer seiner vielversprechendsten Rekruten unter meiner Aufsicht verhaftet worden ist. Er will, dass Sie dies lesen. Außerdem wünscht er Sie in der nächsten Zeit zu sehen. Ich werde Ihnen Bescheid sagen wann."
Damit überließ er Tigris endlich das Paket.
„Danke, Professor.", sagte er, das Pergament hastig auseinanderfaltend. Darin befanden sich tatsächlich zwei Bücher. Beide hatten einen dunklen Einband aus, wie es schien, Leder. Keines hatte einen Titel. Tigris strich neugierig mit der Hand über das oberste Buch. Es fühlte sich seltsam an, fast, als würde es unter seinen Fingern beben. Er erwartete beinahe, dass es kreischte wie manche Bücher aus der verbotenen Abteilung, als er es öffnete, aber es verhielt sich nicht anders als ein gewöhnliches Buch. Die erste Seite war schwarz. Er strich stirnrunzelnd mit der Hand über das Papier und zog sie dann hastig zurück, als ein Stich durch seine Fingerspitzen fuhr. Seine Fingerkuppen blieben verfärbt, so als hätte er auf Kohle gefasst. Die Seite schlug um, als hätte sie ein plötzlicher Windzug ergriffen. Die nächste Seite war aus normalem Pergament, doch ebenfalls blank. Verwirrt blätterte er sie um. Erst dachte er, das gesamte Buch wäre leer, doch sobald er das Pergament mit seinen schwarzen Fingern berührte, breitete sich plötzlich dunkle Schrift über der Seite aus. Er blätterte weiter und beobachtete fasziniert, wie sich das Buch mit jeder Seite, die er umblätterte, mit Buchstaben füllte. Schließlich blätterte er zur Titelseite zurück und las die krakelige Überschrift.
„Versteckte Kreaturen und wie man nach ihnen sucht", von Tebo Verrier.
Das klang nicht besonders gefährlich. Er klappte das Buch zu und öffnete das andere, es mit einem Fluch fallen lassend, als es nach nach seinem Handgelenk schnappte und ihn biss. Man hätte denken sollen die Jahre mit Hagrid als Lehrer hätten ihn etwas gelehrt.
Tigris betrachtete die zwei Bissstellen an seinem Handgelenk mit einem missmutigen Blick, dann versuchte er das Buch erneut zu öffnen, diesmal vorsichtiger.
Überraschender Weise war es nun zahm, und ließ sich ohne Probleme anfassen. Er fragte sich, warum der dunkle Lord wollte, dass er ein Buch las, das eine Frau namens Elizabeth Bathory über „Jungbrunnen der nördlichen Länder" geschrieben hatte.
„Wenn Sie bezüglich dieser Bücher Hilfe brauchen, stehe ich Ihnen jederzeit zur Verfügung.", sagte Snape, der Tigris bei seinem Tun beobachtet hatte. Dann hielt er ihm einen Tiegel hin. „Ich würde ihnen raten, dies für Ihr Handgelenk zu benutzen."
Tigris tauchte gedankenlos seine Finger in den Tiegel und schmierte eine reichliche Menge der Salbe auf sein Handgelenk. Im nächsten Moment schrie er auf und umklammerte seinen rechten Unterarm, der sich anfühlte, als flösse Säure seine Adern hinauf.
„Verdammt, Snape, was haben Sie mir da gegeben?"
Snape grinste mitleidlos. „Ein Gegenmittel zu dem Gift, mit dem das Buch Sie infiziert hat. Wenn es sich ein wenig unangenehm anfühlt, heißt das nur, dass es sich schon ein Stück in ihrem Blutstrom ausgebreitet hat."
„Oh, hervorragend!", sagte Tigris sarkastisch. „Sie konnten mich nicht vielleicht vorher warnen, oder?" Es kostete ihn eine Menge Selbstbeherrschung, Snape nicht zu verhexen.
Snape zog eine seiner Brauen hoch. „Ich habe angenommen, Sie würden wissen, dass man ein verbotenes Buch nicht einfach so anfassen sollte. Offensichtlich habe ich mich geirrt."
Tigris murmelte einen Fluch und massierte seinen Arm, wo das Brennen einem dumpfen Pochen gewichen war.
„Herzlichen Dank für Ihre Hilfe, Professor."
„Gern geschehen.", erwiderte Snape, Tigris' Zynismus ignorierend. „Wie Sie wissen bin ich immer da, wenn meine Schüler Hilfe brauchen."
„Ha, ha.", murmelte Tigris, aber leise genug, dass Snape es nicht hörte. „Warum sind Sie plötzlich so versessen darauf, dem Dunklen Lord zu helfen?"
Snape neigte den Kopf etwas zur Seite. „Ich dachte, Sie wollten, dass ich zu ihm loyal bin."
Tigris hatte genug. Er hatte nicht vorgehabt, einen Blick in Snapes Gedanken zu werfen, aber der Mann forderte es geradezu heraus. Tigris war verärgert, sein Arm tat weh, und er hatte keine Geduld mehr. „Legilimens!", sagte er zornig.
Zu seiner Enttäuschung fand er nicht das geringste Anzeichen, dass Snape gelogen hatte. Das einzige, was er herausfand, war, dass Dumbledore dem Tränkemeister gegenüber weitaus misstrauischer geworden war seit dem Vorfall an Halloween.
Tigris fragte sich, ob der Dunkle Lord ungehalten darüber war, dass sein Spion einen Teil seines Nutzens verloren hatte. Das würde erklären, warum er ihm giftige beißende Bücher schickte. Andererseits, dies war der Dunkle Lord. Er hielt es vermutlich für einen guten Scherz.
Er bohrte ohne wirklichen Enthusiasmus tiefer, mehr aus Gewohnheit, als weil er wirklich in Snapes Erinnerungen kramen wollte. Deshalb überraschte es ihn, als er ziemlich schnell eine Erinnerung an die Oberfläche zerrte, eine, die kurz nach derjenigen, die er das letzte Mal gesehen hatte stattgefunden haben musste.
Sein Vater schritt fieberhaft in der Eingangshalle von Snape Hall auf und ab. Von seinem Aussehen her schätzte Tigris, dass dies unmittelbar nach dem Tod von Neleus Snape sein musste. Lucius rieb sich in einer unbewussten Bewegung den linken Unterarm. Von Neleus Leiche war keine Spur mehr zu sehen. Severus stand einige Meter von seinem Cousin entfernt und beobachtete ihn regungslos.
„Du bist gut im Tränkebrauen, nicht wahr, Severus?", sagte Lucius plötzlich. „Horace hat mir von dir erzählt, er sagt, du bist brillant."
„Ich habe eine gewisse Begabung.", erwiderte Severus mit nur einem Hauch von Stolz.
„Bist du so gut wie Neleus?", fragte Lucius, ohne ihn anzusehen.
Ein kaum merkliches Grinsen zuckte um Severus' Lippen. „Ich ziehe es vor zu denken, ich bin besser."
Lucius biss sich auf die Lippen und fuhr fort, auf und ab zu gehen. Er rieb sich noch immer über den Unterarm, es wirkte, als wäre es eine Art psychotischer Tick.
„Sag mir doch einfach, was du von mir willst, Lucius.", sagte Severus nach einigen Minuten angespannter Stille. „Dieses Mal hätte er mich umgebracht, das weißt du so gut wie ich. Ich weiß, er hatte bereits erfahren, was nach den OWLs geschehen ist. Ich schulde dir mein Leben. Es gibt nichts, was du mich fragen könntest, was ich nicht tun würde."
Lucius Kopf fuhr herum und er fixierte Severus mit seinem Blick. „Ich will dich nicht benutzen, Severus, das will ich wirklich nicht… Du musst mir glauben…"
Severus lächelte gutmütig. „Sprich es doch einfach aus, Cousin."
Lucius gesamtes Verhalten veränderte sich in einem Augenblick. Er atmete durch und richtete sich auf. Er war nun wieder der aristokratische Politiker, der das Ministerium manipulierte, nicht länger der verzweifelte Mann, der er noch Sekunden zuvor gewesen war. „Also gut. Du musst dir klar sein, Severus, dass viele das als eine Ehre betrachten würden…"
Severus Augen verengten sich ein wenig vor Missbilligung, ansonsten veränderte sich seine Miene kein bisschen. Er schwieg jedoch.
Tigris hatte kein Interesse daran, die Werbeansprache seines Vaters für den Dunklen Lord zu hören, was dies offensichtlich war. Zum einen hatte er sie bereits einmal gehört, zum anderen konnte er die Verachtung des jüngeren Snape deutlich spüren, und dieses Gefühl irritierte ihn. Er ließ Snape gehen.
Der Tränkemeister war gegen die Wand gesunken, aber wirkte ansonsten unbeeinträchtigt.
„Sie waren niemals loyal zu unserem Lord.", sagte Tigris anschuldigend.
Snape verzog die Lippen. „Das liegt im Sinne des Betrachters. Ich war offensichtlich loyal genug, um in seine Reihen aufgenommen zu werden. Oder glaubst du, es könnte einem Sechzehnjährigen gelingen, den Dunklen Lord so sehr zu täuschen?"
Tigris starrte Snape an. „Nein."
Snape lächelte. „Ich habe dir gesagt, warum ich mich entschieden habe, ihn zu verraten. Ich habe meine Meinung darüber nicht geändert. Aber ich werde mein Versprechen dir gegenüber halten. Versprechen innerhalb der Familie sind weitaus schwerwiegender, als Schwüre zu einem Fremden. Ich nehme an, Lucius hat dir das beigebracht."
Das hatte er nicht. Aber es ergab Sinn. „Ich werde trotzdem sicher gehen.", sagte Tigris.
Snape neigte kaum merklich den Kopf. „Natürlich."
Tigris schlug die Bücher wieder in das Pergament ein, und verwandelte das Paket in einen Federkiel, den er in seine Tasche packte. „Wenn ich Fragen zu den Büchern habe, werde ich mich an Sie wenden." Es war ein schmächtiges, aber ehrliches Friedensangebot. Er hatte nicht vor, die Erinnerungen des Professors weiter zu plündern. Er hatte alles erfahren, was er wissen wollte – zumindest soweit Snape es wusste. Er war noch immer neugierig, was genau zwischen seinem Vater und Neleus Snape vorgefallen war, aber er wusste, dass sein Vater es Snape nie gesagt hatte. Er würde seinen Vater selbst fragen müssen.
Snape nickte, die Worte als das akzeptierend, was sie waren.
„Du weißt ja, wo du mich findest."
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Nach seinem Gespräch mit Snape dachte Tigris zum ersten Mal darüber nach, wie er aus der Burg gelangen würde, wenn der Dunkle Lord ihn das nächste Mal rief.
Am Freitagmorgen saß er im Vorraum zu Slytherins Kammer in einem bequemen Sofa, das er sich herbeigezaubert hatte, und betrachtete nachdenklich die Karte, die vor ihm an der Wand hing. Es war nicht mehr die ursprüngliche Karte der Marauder. Jene hatten schließlich nur den Teil von Hogwarts kartiert, den sie kannten. Die Slytherins hatten inzwischen noch einiges hinzugefügt, Geheimnisse der Kerker, die den Gryffindors verborgen geblieben waren. Es gab mehr geheime Gänge und Räume in Hogwarts, als die Marauder gewusst hatten, aber wie es schien, führten nur die sieben, die bereits auf der ursprünglichen Karte gewesen waren, aus Hogwarts hinaus. Fünf davon kannte Dumbledore. Einer führte nach Honeydukes. Die Zwillinge hatten ihn oft benutzt und waren inzwischen im Orden, das hieß er war Dumbledore inzwischen vielleicht auch bekannt. Der letzte schließlich war eingestürzt.
Tigris studierte den eingestürzten Gang nachdenklich. Die Frage war, WO dieser Gang eingestürzt war. Wie die anderen Gänge auch, führte dieser Gang nach Hogsmeade. Er begann hinter einem Spiegel im vierten Stock. Tigris stand auf und tippte nachdenklich mit seinem Stab auf die Karte. Die Karte veränderte sich, und zeigte die Umgebung der Burg. Wie es schien war der Gang an sich bereits ziemlich magisch, denn er durchzog die Burg in keinem sinnvollen Muster. Außerhalb der Burg allerdings wirkte er wie ein gewöhnlicher Tunnel. Wie die Zwillinge gesagt hatten, ging er geradewegs nach Hogsmeade, aber Tigris war überrascht zu sehen, dass es eine Abzweigung gab. Sie war nicht weiter gezeichnet, also war es vielleicht ein blindes Ende, aber es war nichts desto trotz interessant. Tigris hatte sich diesen Tunnel nie zuvor genauer angesehen, da die Zwillinge ihm gesagt hatten, dass er unbrauchbar war. Abgesehen davon hatte der Gang nach Honeydukes für seine Zwecke vollkommen ausgereicht. Vielleicht sollte er sich diesen Gang einmal genauer ansehen. Selbst wenn die Abzweigung nirgendwohin führte, vielleicht war der Tunnel noch so weit gangbar, dass er über die Grenze der Apparierbarriere hinaus kam.
Ja, er beschloss, dass er das gleich an diesem Abend tun würde. Schließlich hatte er keine Nachhilfe mehr, Draco hatte noch immer Heilkunst bei Firenze, und Blaise übernahm die Schattengemeinschaft.
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Es war bereits nach dem Abendessen, und die Gänge waren leer, als Tigris den Spiegel erreichte. Es war ein antiker, bis zum Boden reichender Spiegel, zu dessen beiden Seiten Porträts hingen. Die Porträts sahen ihn nicht, da Tigris unter dem Atrazauber verborgen war, aber sie würden es gewiss bemerken, wenn er etwas mit dem Spiegel anstellte. Tigris warf ihnen einen ungehaltenen Blick zu. Vielleicht wusste Dumbledore doch von diesem Gang? Aber wenn, dann war dem Schulleiter sicher auch klar, dass der Gang eingestürzt war.
„Inopinans!", murmelte Tigris, zu den Porträts gewandt. Es war ein Verwirrungszauber, von dem er wusste, dass er auch auf magische Objekte wirkte, wenigstens für kurze Zeit.
Der dicke Zauberer in dem linken Porträt schnarchte laut und wachte auch nicht auf. Die mittelalterlich gekleidete Hexe auf der rechten Seite sah sich kurz aufgeschreckt um, dann wanderte sie aus ihrem Porträt hinaus.
Tigris grinste und tippte mit seinem Stab auf den Spiegel, wie es ihm die Karte gezeigt hatte. „Perforo!"
Er blinzelte verblüfft, als anstelle der Dunkelheit, die sein Spiegelbild war, plötzlich ein spinnwebenverhangener Gang sichtbar wurde. Er zögerte nur einen Augenblick, bevor er einen Schritt vorwärts machte und durch den Spiegel hindurch trat.
Der Gang war trocken und staubig. Tigris unterdrückte ein Husten, bevor er weiterging. Ein beiläufiger Lumos erhellte seinen Weg. Bisher war von dem Einsturz noch nichts zu sehen. Der Gang fiel bereits nach kurzer Zeit steil ab. Als er wieder gerade wurde, sah Tigris die Wurzeln von Bäumen aus der Decke ragen, er musste also bereits außerhalb der Burg sein. Er wartete darauf, die Abzweigung zu sehen, die auf der Karte eingezeichnet war, aber sie kam nicht. Stattdessen ging er ein langes Stück, bis er sicher war, dass er das Gebiet der Burg bereits weit hinter sich gelassen hatte. Er versuchte zu apparieren, aber vergeblich, die Barriere war noch in Kraft. Schließlich wurde der Gang zunehmend niedriger, bis er letztendlich an die Stelle kam, von der die Zwillinge gesprochen hatten. Der Gang war offensichtlich eingebrochen, und hatte sich noch ein gutes Stück vor der Einsturzstelle mit Geröll gefüllt. Wie die Zwillinge gesagt hatten, war daran nichts mehr zu machen. Enttäuscht wandte Tigris sich um. Wie es schien war die ganze Unternehmung umsonst gewesen. Nicht nur folgte die Apparierbarriere dem Gang bis außerhalb von Hogwarts, der Gang endete auch im Nichts.
Während Tigris zurück ging, erinnerte er sich an die mysteriöse Abzweigung, von der auf dem ganzen Weg nichts zu sehen gewesen war. Auf der Karte war sie bereits sehr nah an der Burg gewesen, in der Nähe des Sees. Er runzelte die Stirn. Vielleicht war sie versteckt?
Er verwandelte ein herumliegendes Wurzelstück in einen längeren Stock und schlug damit während er ging gegen die Wände des Ganges. Gleichzeitig sprach er deillusionierende Zauber darauf. Eine lange Zeit passierte nichts, und Tigris wurde zunehmend frustriert. Ihm war klar, dass es eine Menge Möglichkeiten gab, diese Abzweigung zu verstecken, und die meisten würde er mit der Methode, die er anwandte, nicht entdecken. Doch der Gang war lang, und ihn in seiner Gesamtheit mit stärkeren Zaubern zu untersuchen wäre sehr zeitaufwendig und mühselig gewesen. Er würde es tun, wenn er nichts fand, an einem anderen Tag, aber es war keine schöne Aussicht.
Ehrlich gesagt rechnete er nicht mehr wirklich damit, etwas zu finden, deshalb kam es überraschend, als er mit einem besonders ärgerlichen Schlag gegen eine der Wände plötzlich ins Leere schlug. Die unvorhergesehene Wucht der Bewegung riss ihn mit sich und er taumelte in die Wand hinein, die nicht wirklich eine Wand war. Tigris fiel zu Boden und die falsche Wand brach über ihm zusammen, ihn mit einem Regen von Erde und Wurzelstücken bedeckend.
Tigris hustete und spuckte, und kämpfte sich nach einem Moment der Desorientierung frei. Was er entdeckt hatte war ein simpler Vorhang, allerdings schlau mit Erde und Wurzeln getarnt. Er vermutete, es hatte ein Bemerk-mich-nicht-Zauber darauf gelegen, denn beim genauerem Hinsehen war die Täuschung doch ziemlich offensichtlich. Der Gang dahinter war kaum mehr als eine Spalte, Vincent und Gregory hätten nicht hindurchgepasst. Tigris allerdings war schlank genug, um es zu versuchen. Er betrachtete den Gang einen Moment unschlüssig, dann entschied er, dass er nicht so weit gekommen war, um jetzt aufzugeben.
Er warf den Stock beiseite und zwängte sich durch die Spalte hindurch. Für eine Weile sah es nicht so aus, als würde der Gang jemals breiter werden, und Tigris befürchtete ein paar Mal, er würde stecken bleiben, aber schließlich wichen die Wände zu seiner Erleichterung auseinander. Der Gang war noch immer niedrig, aber Tigris konnte, wenn auch gebückt, normal gehen. Je weiter er kam, desto mehr nahmen die Wurzeln die in den Gang hinein ragten zu, bis sie ein fast undurchdringliches Gestrüpp bildeten, dass er mit einem Zauber zerschneiden musste, um weiter zu kommen. Er wagte es nicht, Dahana zu benutzen, da er nicht wusste, welchen Effekt das auf die Bäume über ihm haben würde. Eine Reihe verkohlter Baumstümpfe würde Dumbledore mit Sicherheit misstrauisch machen. Schließlich gelangte der Gang zu seinem Ende, und wie Tigris es befürchtet hatte, endete er blind. Vielleicht war er vor langer Zeit einmal angefangen und nicht zuende gegraben worden.
Tigris sah nach oben. Die dicken Wurzeln legten die Vermutung nahe, dass sich der Gang nicht weit unter der Oberfläche befand. Es mochte einen Versuch wert sein... Er dachte nicht weiter nach, bevor er einen Zauber auf die Decke des Ganges vor ihm sprach. Ein dumpfes Grollen zeigte ihm kurz darauf, dass dies keine gute Idee gewesen war. Er wich hastig zurück und schaffte es gerade noch rechtzeitig, bevor der Gang vor ihm einstürzte. Zum Glück hatte er sich auf der Seite des Einsturzes befunden, auf der sich der Ausgang befand.
Eine kleine Stimme in seinem Inneren sagte ihm, dass es wahrscheinlich weise wäre, umzukehren, aber seine Neugier war stärker. Er wollte wissen, ob er bis zur Oberfläche durchgebrochen war. Vorsichtig kletterte er auf den Erdhügel, sich dabei an den etwas dickeren Wurzeln festhaltend. Plötzlich gab das lockere Geröll unter seinen Füßen nach und er rutschte ab, dankbar für die dicke Wurzel, die er gerade in den Händen hielt. Die Wurzel allerdings war nicht ganz so stabil, wie er gedacht hatte. Es gab das zweite unheilverkündende Geräusch in dieser Unternehmung, und Tigris rollte den Erdhügel hinunter, die Wurzel mit sich nehmend. Tigris war ziemlich überrascht, als die Decke über ihm sich plötzlich hob, aber die Freude über den erscheinenden Himmel wurde im selben Augenblick getrübt, als er den Baum sah, der dabei war auf ihn zu fallen. Er hatte keine Zeit zu reagieren, insbesondere da er noch immer inmitten von Erde und Wurzeln gefangen war. Einen Moment lang war er sicher, er würde erschlagen werden, bevor der Stamm kaum einen Meter über ihn zum Halt kaum.
Tigris rang keuchend nach Luft, sich zum ersten Mal bewusst werdend, dass er den Atem angehalten hatte. Als sein rasender Herzschlag sich beruhigt hatte, kämpfte er sich mühsam ins Freie, um herauszufinden, was passiert war. Er war im verbotenen Wald. Recht tief, wie es schien, aber von den Acromantulas war zum Glück nichts zu sehen. Etwas vor sich sah er die Senke im Boden, wo der Gang durch seinen Zauber eingestürzt war. Neben dieser Senke hatte offenbar ein großer Baum gestanden, den der Einsturz ins Wanken gebracht hatte. Tigris' Ziehen an der Wurzel hatte ihn wohl völlig zu Fall gebracht, und dort wo der Baum gestanden hatte war nun ein Loch in der Decke des Ganges. Tigris nahm an der zweite Baum, jener der ihn fast erschlagen hatte, war mit dem anderen an den Ästen verwachsen gewesen, und so durch dessen Umsturz mitgerissen worden. Das Gute daran war, dass der zweite Baum die Öffnung in den Gang vor neugierigen Blicken gut verbarg.
Er betrachtete die Verwüstung und atmete tief durch. Zumindest hatte er erreicht, was er wollte. Entweder war die Apparierbarriere hier bereits zuende, oder es war nicht weit bis zu ihrer Grenze. Dies gab ihm die Möglichkeit, nach der er gesucht hatte, unbemerkt zu Voldemort zu gelangen. Tigris war klar, dass er sein Geheimnis eventuell mit Draco und Blaise würde teilen müssen, aber im Moment war er einfach nur selbstzufrieden, dass er diesen Weg entdeckt hatte. Nicht einmal die Zwillinge hatten ihn gefunden. Darauf konnte man sich etwas einbilden!
Schließlich klopfte er seine Robe aus und machte sich auf den Weg zurück nach Hogwarts, nicht ohne die Öffnung zum Gang zuvor mit Zaubern zu belegen, um unerwünschtes Getier fern zu halten. Schließlich wollte er nicht, dass eine einsame Wildkatze oder gar eine der Acromantulas seinen Geheimgang zu ihrem neuen Zuhause erklärte.
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Bisher hatte der Dunkle Lord Tigris keine Nachricht zukommen lassen, also nutzte er das Wochenende, um die Bücher zu lesen, die Snape ihm gegeben hatte. Er nutzte dazu den Vorraum zu Slytherins Kammer, da er keine Lust hatte, nur um zu lesen ganz nach unten in die Kammer hinunter zu steigen, aber der Raum auch abgeschirmt genug war, dass niemand Unerwünschtes ihn überraschen würde. Der Raum den er sich mit Draco teilte war zwar auch abgeschirmt, aber das schützte ihn nicht vor neugierigen Besuchern oder den Hauselfen. Er hatte nicht vor, etwas in seinem Besitz zu haben, was ihn nach Askaban bringen konnte, wenn es sich vermeiden ließ.
Er begann mit dem Buch über versteckte Kreaturen, da es weitaus interessanter klang als das andere – außerdem hatte es ihn nicht gebissen.
Die Kreaturen, die das Buch beschrieb, waren alles andere als die vergleichsweise harmlosen magischen Kreaturen, die er kannte. Er fand auch einige der Wesen, über die er in Newt Scamanders Buch gelesen hatte, so wie den Lethifold, den Nundu oder die Rotkappen. Sie waren allerdings weit mehr im Detail beschrieben als bei Scamander, eingeschlossen die Art wie man sie fing und zerlegte, mit Hinweisen darauf in welchen Tränken und Ritualen ihre Bestandteile von Nutzen waren. Tigris las über den Allghoi Khorkoi, eine in der Wüste Gobi beheimatete Schlange, deren Gift die Fähigkeit besaß, Stein aufzulösen. Der Allghoi Khorkoi lebte in den Felsengebieten der Wüste, wo er mit seinem Gift Tunnel grub. Nach Aussage des Buches genügte allein die Berührung der Wände dieser Tunnel, um einen Menschen zu töten. Verrier warnte davor, die Schlange selbst zu fangen, da sie nicht nur sehr aggressiv war, sondern auch taub, also würde selbst ein Parselmund ihrer nicht Herr werden. Anstelle dessen empfahl Verrier, die Steine aus den frisch gegrabenen Tunneln zu sammeln, und fuhr damit fort, wie man diese zur Herstellung von Giften verwenden konnte. Es waren Gifte, für die es kein Gegenmittel gab, da das Gift des Allghoi Khorkoi den menschlichen Körper langsam, aber unaufhaltsam zersetzte.
Der Allghoi Khorkoi war nur das erste der Wesen, von denen Tigris nie zuvor gehört hatte. Es gab andere, wie den Chupacabra aus Südamerika und den Mokele-mbeme aus Afrika, die nicht gefährlicher waren als ein Nundu oder Basilisk, aber deren Bestandteile für Nekromantik verwendet wurden. Wenn Tigris gewusst hätte, dass das Blut eines Basiliken eines der beliebtesten Hilfsmittel zur Vismutation war, hätte er vielleicht noch einmal nachgedacht, bevor er Ceridwens Trunk braute. Nicht dass Tigris wusste, was Vismutation war, aber er würde es noch herausfinden. Verrier behauptete jedenfalls, dass Basiliskenblut dafür verwendet wurde, weil der Basilisk eine Maus war, was immer das auch heißen mochte.
Neben diesen Wesen, die offensichtlich Tiere waren, gab es noch andere, die Intelligenz besaßen, aber dafür in dem Buch nicht anders abgehandelt wurden. Werwölfe und Vampire kannte Tigris natürlich – er hatte nicht gewusst dass Werwolfsklauen zum Bannen von Poltergeistern nützlich waren und er hatte es auch nicht wirklich wissen wollen – aber es gab eine Reihe von Wesen, die er nicht kannte. Die Dunkelelben wurden nur kurz erwähnt, als zu gefährlich um nach ihnen zu jagen. Die Kallikantzaros waren mit den Goblins verwandt, aber weitaus feindseliger, und die Pucks erinnerten ihn an die irischen Leprechauns, abgesehen davon, dass sie einen Ziegenkörper besaßen und die Opfer ihrer Scherze meist weit weniger gut davon kamen, als bei ihren sanftmütigeren Vettern. Dann gab es eine Reihe Wesen, die weder Geister noch wirklich Kreaturen waren, Folgen von erfolgreicher oder fehlgeschlagener Nekromantik, wie das Buch erklärte. Die Dementoren gehörten dazu, der Lethifold ebenso wie die Korrigans, Malphasi und Lemuren, Kreaturen die die Muggel ohne zu zögern als Dämonen bezeichnet hätten.
Als Tigris das Buch beendet hatte, fühlte er sich ein wenig mulmig, und es blieben noch einige Fragen offen. Er dachte darüber nach, ob er zuerst nachforschen sollte, was er von Verriers Erklärungen nicht verstanden hatte, oder ob er besser mit dem zweiten Buch beginnen sollte. Während er darüber nachdachte, fielen ihm ein paar Spinnen auf, die auf der anderen Seite des Raumes an der Wand entlang von ihm weg krabbelten, und er verhexte sie um sich abzulenken.
Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als die Tür des Raumes aufging. Tigris war überrascht, Draco zu sehen.
„Ich habe mich schon gefragt, wo du bist.", sagte sein Bruder. Er ließ sich neben Tigris auf das Sofa fallen. „Wie lange bist du schon hier?"
Tigris zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, seit kurz nach Mittag. Wie spät ist es?"
„Das Training fängt in einer halben Stunde an."
Tigris stöhnte. „Ich könnte wirklich mal eine Pause von der Schattengemeinschaft gebrauchen. Als wir angefangen haben, dachte ich, drei Trainingseinheiten pro Woche sind nicht viel, aber inzwischen finde ich es doch ziemlich stressig." Er verhexte eine weitere Spinne und sah fasziniert zu, wie sie zuckte und schließlich zu Boden fiel.
„Nun, das wundert mich nicht.", sagte Draco. „Du hast dir ein wenig viel aufgehalst. Vielleicht solltest du..." Er unterbrach sich. „Was tust du da?"
„Was?", fragte Tigris verwirrt. Dann fiel sein Blick auf die Spinnen. Es waren eine ganze Menge, nun wo er genauer hinsah. „Ach das. Nur ein paar Spinnen. Wo kommen die überhaupt her?"
Draco starrte ihn an. „Du kannst nicht einfach... Was, wenn einer von den anderen früher gekommen wäre?"
Tigris runzelte die Stirn. „Ich habe keine Ahnung was du hast. Es sind doch nur Spinnen."
Draco warf ihm einen ungläubigen Blick zu. „Es sind vielleicht nur Spinnen, aber du kannst trotzdem nicht einfach Unverzeihliche benutzen, wie Dumbledore Bonbons verteilt. Wir haben eine Viertklässlerin in dieser Gruppe!"
Tigris sah die Spinnen verblüfft an. „Ich habe keine...", begann er automatisch. Doch dann, mit einem Gefühl der Übelkeit, erkannte er, dass er die Spinnen mit Unverzeihlichen verhext hatte, ohne es überhaupt bewusst wahrzunehmen. „Ich... Es tut mir leid.", sagte er, keine Worte findend. Als er Draco ansah, hatte sein Bruder erneut diesen Ausdruck morbider Faszination im Gesicht, den er bereits schon einmal bemerkt hatte.
„Du hast es nicht einmal gemerkt.", stellte sein Bruder sachlich fest.
Er schüttelte nur den Kopf. Was sollte er auch dazu sagen? „Es wird nicht wieder passieren.", versprach er.
„Das hoffe ich.", sagte Draco. „Für dich hoffe ich das. Die meisten Zauberer finden es nicht zum Lachen, wenn jemand die Unverzeihlichen als Zeitvertreib benutzt."
Tigris öffnete den Mund, um zu protestieren, und schloss ihn wieder, denn das war genau das, was er getan hatte. Ihm war plötzlich kalt. Er griff nach den Büchern, die neben ihm auf dem Sofa lagen, aber als sein Blick darauf fiel drehte sich sein Magen um, und einen Moment lang war er sicher, er würde sich übergeben. Dann fühlte er Dracos warme Hand auf seinem Rücken und die Übelkeit verschwand.
„Du bist wie die Harfe, die ich von Großmutter geschenkt bekommen habe.", sagte sein Bruder, während er ihm über den Rücken strich. „Jede Saite ist perfekt, und doch klingen sie nicht harmonisch. Ich weiß nicht, was ich tun kann."
Tigris lachte trocken. Dracos Berührung war sehr angenehm, warm und entspannend, als würde sich ein dunkler Nebel um seine Gedanken lichten. „Ich bin keine Harfe!"
„In gewissen Sinn ist jeder Mensch eine.", sagte Draco, seine Hand zurückziehend.
Tigris wollte nicht zugeben, wie sehr er sie vermisste. Die Stelle wo sie gelegen hatte fühlte sich kalt an.
„Besser?", fragte sein Bruder.
Tigris nickte. Er verwandelte die beiden Bücher in einen Federkiel zurück und steckte ihn ein.
Draco sah ihm neugierig zu. „Was hast du gelesen?"
„Damnati.", antwortete er, keinen Sinn darin sehend, Draco anzulügen. Schließlich hatte er seinem Bruder bereits gesagt, dass der Dunkle Lord ihn als Lehrling angenommen hatte.
Draco verzog das Gesicht. „Kein Wunder, dass du dissonant bist."
Tigris lachte. „Ich bin nicht dissonant."
Sein Bruder zog eine Braue hoch. „Oh doch, das bist du. Du solltest etwas dagegen tun, es ist nicht gut für dich."
Er betrachtete Draco amüsiert. „Und was sollte ich dagegen tun? Mich stimmen lassen? Hmm, vielleicht würde sich Blaise dieser Aufgabe annehmen..."
Draco schüttelte den Kopf. „Ich werde nachsehen, was du tun kannst. Ich denke, es gibt da ein paar Kräuter, die nützlich sind. Chrysanthemum vielleicht, oder Sylibum..."
Tigris erinnerte sich vage, dass Sprout diese Pflanzen einmal erwähnt hatte, aber ihm fiel nicht mehr ein, was ihr Trivialname war. Wenn sie etwas mit Heilung zu tun hatten, vielleicht würden sie ihm im Laufe dieses Jahres in Zaubertränken wieder begegnen, denn dort nahmen sie gerade Heiltränke durch.
„Wie auch immer...", sagte Draco. „Was ich vorhin sagen wollte, bevor du angefangen hast unsere achtbeinigen Freunde umzubringen, ist, dass du vielleicht anfangen solltest, mehr zu delegieren. Wir alle, meine ich, nicht nur du. Wir werden schließlich nicht für immer hier sein, und ich nehme an, dass die Schattengemeinschaft dem Haus erhalten bleiben soll."
Er nickte nachdenklich. Draco hatte recht, der Gedanke war ihm auch schon gekommen. Tigris ging in Gedanken die Mitglieder der Fortgeschrittenengruppe durch, die nicht in der siebten Klasse waren. Da war Stephen, der ihnen bereits bei der zweiten Gruppe assistierte, Helena, Clarissa und Evan, die alle in der sechsten Klasse waren. Lydia und Charles waren in der fünften Klasse, und schließlich Fiona aus der vierten Klasse. Es widerstrebte Tigris, jemanden zu nehmen, der in der sechsten Klasse war, schließlich würde der auch nach einem Jahr wieder gehen. Charles und Lydia waren beide sehr gut, aber sie hatten unterschiedliche Stärken und Schwächen. Wenn er wirklich darüber nachdachte, dann wäre Fiona ihm als Nachfolgerin am Liebsten. Sie war begabt, sie war intelligent, und sie hatte das Talent Leute anzuführen. Das einzige Problem mit ihr war, dass sie noch sehr jung war. Würden die älteren Mitglieder der Gemeinschaft auf sie hören? Charles war auch keine schlechte Entscheidung. Er würde noch eine Weile darüber nachdenken müssen.
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„Der Dunkle Lord wünscht Sie Freitagabend zu sehen.", sagte Snape am Dienstag, nach seiner Tränkestunde. Es überraschte Tigris nicht sehr. Das kommende Wochenende war ein Hogsmeade-Wochenende, und Kräuterkunde fiel aus, also hatte er den gesamten Samstag zu seiner freien Verfügung.
„Haben Sie ihre Bücher bereits gelesen?"
„Das habe ich, Professor.", antwortete Tigris. Er hatte auch herausgefunden, dass das Buch über ‚Jungbrunnen in nordischen Ländern' in Wahrheit ein ausgesprochen magenunfreundliches Buch über Vampire und deren Blutrituale war.
„Und, haben Sie Fragen?", fragte der Professor.
Tigris dachte flüchtig an all die Dinge, die er noch nicht verstanden hatte, aber er beschloss, sie lieber selbst nachzuschlagen, als Snape seine Schwächen aufzuzeigen. „Nein, Professor, aber danke für Ihr Angebot."
Snape musterte ihn prüfend. „Sie haben alles verstanden, was in den Büchern stand?"
Tigris überlegte flüchtig, was die beste Antwort darauf war. Wenn er bejahte, würde Snape entweder glauben, dass er log, oder ihm noch mehr misstrauen. Wenn er verneinte... würde Snape ihn nur für einen Idioten halten, was er ohnehin tat. „Nein.", sagte er. „Aber ich ziehe es vor es selbst nachzuschlagen."
„Wenn es das ist, was Sie wollen.", sagte Snape unverbindlich.
Er nickte nur, und wandte sich zu Tür.
„Noch eine Sache, Tigris...", sagte Snape, als Tigris' Hand bereits auf der Türklinke lag.
Tigris drehte sich geduldig um. „Ja, Professor?" Er war ein bisschen irritiert davon, wie Snape immer zwischen persönlicher und formeller Anrede hin und her wechselte. Wenn er Legilimens auf den Tränkemeister sprach, hatte der Mann zumindest eine Entschuldigung, aber gerade im Moment gab es keinen ersichtlichen Grund dafür. Es war nicht so, dass er es absolut ablehnte, sich von Snape duzen zu lassen, Snape war schließlich sein Patenonkel. Er wünschte sich nur, er würde sich irgendwann entscheiden. Ihm war auch klar, dass Snape ihm das Du angeboten hatte, und er es nie benutzte, aber das war etwas anderes.
„Ich habe da ein paar Gerüchte gehört, und ich frage mich, ob du als Schulsprecher sie bestätigen kannst."
„Gerüchte?", fragte Tigris zurückhaltend.
„Ja." Die schwarzen Augen des Tränkemeisters bohrten sich in ihn. „Ich habe gehört, es gäbe eine Art Organisation in meinem Haus, etwas wie eine geheime Verbindung. Du weißt nicht vielleicht etwas darüber?"
Tigris brauchte all seine Selbstbeherrschung, um sich nichts anmerken zu lassen. „Eine Organisation?", fragte er verwundert. „Ich hätte nie gedacht, dass sie etwas auf solche wilden Gerüchte geben, Professor."
Snape lächelte dünn. „Man kann nie wissen, Mister Malfoy. Aber ich dachte mir schon, dass nichts weiter daran ist. Sollte es schließlich eine solche... Gemeinschaft... in meinem Haus geben, würde ich als Hausvorstand sicherlich davon wissen, denken Sie nicht?"
Tigris schluckte unwillkürlich. „Natürlich, Professor."
Snapes Lächeln zeigte einen Hauch seiner Zähne. „Es freut mich, dass wir uns verstehen, Mister Malfoy. Das wäre alles. Einen schönen Abend noch."
„Ihnen ebenso, Professor.", antwortete Tigris. Als er den Klassenraum verlassen hatte, atmete er einmal tief durch. Das war erschreckend knapp gewesen. Ein weiteres Problem auf seiner Liste. Wundervoll.
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Tigris sagte Blaise und Draco, dass er am Freitag, und möglicherweise auch am Samstag, abwesend sein würde. Zum einen mussten sie die Gruppen der Schattengemeinschaft übernehmen, mit denen er in dieser Woche an der Reihe war, zum anderen mussten sie ihn decken, falls er am Samstagmorgen nicht zurück war. Draco wusste ohnehin Bescheid, und Blaise vertraute er ebenfalls. Tigris verließ die Burg nach dem Abendessen, da er wusste, dass er eine Weile brauchen würde, bis er das Ende des Tunnels erreichte. Dennoch überraschte ihn der Ruf, während er gerade aus dem Tunnel an die Oberfläche kletterte. Er erkannte schnell, dass er direkt vom Ausgang des Tunnels nicht apparieren konnte. Ein schneller ‚Zeig-mir'-Zauber klärte ihn auf, in welcher Richtung sich Hogwarts befand, und er ging in die entgegengesetzte Richtung, bis er das Ende der Barriere spürte. Tigris prägte sich den Ort an dem er stand ein und disapparierte, nachdem er seine Kleidung verwandelt hatte.
Er apparierte zu seiner Überraschung in einer großen Halle, deren rohe Steinmauern aus einem vergangenem Jahrhundert zu stammen schienen. Die Halle war leer bis auf die prasselnde Feuerstelle, über der ein großer, gusseiserner Kessel hing. Spitz zulaufende Fensterbogen an der Seite erinnerten Tigris an eine Kirche.
„Sehr aufmerksam."
Tigris fuhr herum und sah sich dem Dunklen Lord gegenüber, der durch eine der Seitentüren eingetreten war. Er fiel auf die Knie. „Mein Lord..."
Der Dunkle Lord wartete, bis Tigris den Saum seiner Robe geküsst hatte, dann ging er zur Mitte der Halle und deutete auf ein paar Steine, die aus der Mitte der Wand hervorragten. „Dieses Haus war einmal ein Kloster, bevor es im sechzehnten Jahrhundert von Henry VIII. geschlossen und an Privatleute verkauft wurde. Ein Teil der ursprünglichen Gebäude wurde eingerissen, aber diese Halle ist erhalten geblieben. Sie war früher das Refektorium der Mönche. An der Wand kannst du noch immer sehen, wo sich früher die Kanzel befand."
Tigris fragte sich zum einen, was ein Refektorium war, zum anderen, warum der Dunkle Lord sich in einem Kloster befand, aber er schwieg. Der rotäugige Magier betrachtete ihn amüsiert.
„Der Speisesaal, Junge. Es ist der Speisesaal. Und wie ich sagte, dies war einmal ein Kloster, ein Kartäuserkloster um genau zu sein, gebaut im dreizehnten Jahrhundert. Davor befand sich eine Eremitage an dieser Stelle – aber ich nehme nicht an, dass dir bewusst ist, welche Bedeutung das hat. Seit der Schließung des Klosters hat das Gut seine Eigentümer mehrfach gewechselt, und befindet sich seit dem siebzehnten Jahrhundert im Besitz der Familie Black. Warum ich hier bin? Da du meine Vergangenheit kennst, weißt du ja, dass die Liegenschaften der Bators im letzten Krieg zerstört wurden. Meine alte Freundin Cassiopeia, die die Älteste in ihrem Zweig der Familie war, hat sich nie entschieden zu heiraten – stattdessen vermachte sie mir ihr Vermögen, als sie starb. Sie war deine Großtante, wie du sicher weißt."
In diesem Moment wurde Tigris klar, was dies für ein Ort war. Er befand sich im Hauptquartier des Dunklen Lords. Ehrfürchtig sah er auf. Er hatte nicht damit gerechnet, dass der Dunkle Lord ihn hierher holen würde. Nicht jetzt, nicht für eine lange Zeit. Er hatte gedacht, die einzigen, die dieses Haus betreten durften, waren Mitglieder des Inneren Kreises.
Der Dunkle Lord trat zu Tigris und strich mit dem Finger sein Gesicht entlang. „Es stimmt, ich gestatte nur wenigen hier Zutritt... aber als mein Lehrling hast du dieses Privileg. Steh auf, wir haben ein langes Wochenende vor uns."
Tigris kam zögernd auf die Füße. „Das gesamte Wochenende, mein Lord?"
„Ja. Und nun sorgst du dich, dass deine kleinen Freunde merken werden, dass du weg bist."
Der Dunkle Lord winkte ihm und ging ihm voran durch eine weitere Tür hindurch, die sich in einen langen Gang öffnete.
„Das wird nicht passieren, weil du eines deiner interessanten Amulette für mich herstellen wirst – und wenn du gerade dabei bist, kannst du gleich mehrere machen. Meine treuen Gefolgsleute waren so freundlich, dir die nötigen Zutaten zu beschaffen."
Sie gelangten schließlich in ein Tränkelabor, wo bereits mehrere Kessel vorbereitet waren. In den Regalen an der Seite stand eine lange Reihe Glasfläschchen, in denen eine rote Flüssigkeit enthalten war.
„Vergiss nicht, sie zu kennzeichnen.", sagte der Dunkle Lord, auf einen Tisch mit einem Korb voller Halsketten deutend, alle von unterschiedlicher Machart und Qualität. „Sag mir Bescheid, wenn du fertig bist. Oh, und hinterlass das Labor aufgeräumt. Severus ist in dieser Hinsicht ein wenig empfindlich."
„Ja, mein Lord.", sagte Tigris, und zuckte zusammen, als die Tür hinter dem älteren Magier ins Schloss fiel.
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Es war keine schwierige, aber eine zeitraubende Arbeit. Für jedes der Fläschchen, die natürlich Blut enthielten, musste eine der Halsketten mit Runen beschriftet werden. Jemand hatte ihm bereits die Basis des Trankes vorgelegt, aber Tigris musste noch immer die letzten Schritte selbst machen, und das für jedes Amulett, das er herstellte. Er erschuf das mit seinem eigenen Blut zuerst, sich ein wenig unwohl fühlend, als er das tat. Professor Hatkees Unterricht hatte ihm eingeprägt, das ein Zauberer niemals leichtfertig etwas von seinem Blut hergab. Allerdings hatte er wohl kaum eine Wahl.
Er brauchte eine lange Zeit, und als er schließlich mit dem letzten Amulett fertig war, hatte er das Gefühl, er könnte auf der Stelle ins Bett fallen und tagelang schlafen. Doch Tigris wusste, das er diese Wahl nicht hatte. Er musste den Dunklen Lord finden, um ihm zu sagen, dass er fertig war. Müde stieß er die Tür auf und ging die Treppe nach oben. Über dem Labor befand sich ein schmuckloser Raum mit einem Schrank und einem Bett, von dem drei Türen abgingen, eine welche sich in den langen Gang öffnete, der zu dem Refet... wie auch immer, dem Speisesaal führte. Schließlich fand Tigris sich in der leeren Halle wieder, ohne eine Ahnung wohin er sich wenden sollte. Er hätte sich keine Gedanken machen müssen.
„Wie ich sehe, bist du fertig.", sagte der Dunkle Lord, durch eine Seitentür eintretend. „Gut." Er winkte jemandem, und hinter ihm trat ein anderer Todesser ein. Der Dunkle Lord legte eine Hand auf die Schulter des Mannes und lächelte. „Lucius hier wird deinen Platz einnehmen, während du hier bist. Ich nehme an, er kennt dich gut genug, aber du wirst ihm trotzdem noch einmal sagen, was er beachten muss, damit er nicht auffällt."
Tigris betrachtete den Mann an der Seite des Dunklen Lords überrascht. Er hatte seinen Vater nicht erkannt, und selbst wenn er es hätte, er hatte nicht erwartet, dass sein Vater eine Aufgabe wie diese für ihren Lord erledigte.
„Tu das, gib ihm das Amulett, und dann leg dich schlafen. Es gibt ein Bett in dem Raum neben dem Labor.", fuhr der dunkle Magier fort. Er verzog das Gesicht. „Das Verlangen nach Schlaf ist eine lästige menschliche Schwäche, ganz wie der Tod, aber ich vermute, ihr könnt nichts dafür. Ich bin jedenfalls froh, dass ich beides vor langer Zeit hinter mir gelassen habe." Mit diesen Worten ging er, Tigris mit seinem Vater allein in der Halle zurücklassend.
Sie starrten sich einen Augenblick lang an, dann nahm sein Vater seine Maske ab. „Nun, worauf wartest du?"
Tigris zuckte unwillkürlich zusammen. Er war erschöpft, und hatte kein so dickes Fell wie sonst. „Komm mit.", sagte er müde. „Ich habe das Amulett unten im Labor."
Als sie im Labor angekommen waren, gab er seinem Vater das Amulett und ließ sich in einen der Stühle fallen. „Ich schlage vor, du fragst Blaise oder Draco nach allem, was du nicht weißt, da sie wissen, wo ich bin." Außerdem war es äußerst wichtig, dass sie seinen Vater nicht für ihn hielten. Das würden sie ohnehin nicht, wurde Tigris klar, und er rieb sich unbewusst über sein Handgelenk. Es gab ein eindeutiges Merkmal, das sie beide unterschied, auch mit dem Amulett. Er war sich nicht ganz sicher, ob sein Vater auch das Mal der Schattengemeinschaft haben würde, da das Amulett die magische Signatur mit einschloss, aber er würde es ganz sicher nicht sehen – und nicht fähig sein, die Räume der Gemeinschaft zu betreten.
„Unser Lord hat nie etwas davon gesagt, dass ich jemand anderen einweihe.", sagte sein Vater, das Amulett umlegend.
Es war eigenartig, sich selbst gegenüber zu stehen. Ein flüchtiger Blick auf das Handgelenk zeigte Tigris, dass es überaus wichtig war, dass sein Vater die Beiden einweihte – denn die kleine grüne Schlange wand sich wie bei ihm selbst um das Handgelenk der Illusion. Draco war kein großes Problem, aber der Rest der Schattengemeinschaft. Tigris konnte nicht riskieren, dass sein Vater etwas überhörte oder sah was nicht für seine Ohren und Augen bestimmt war.
„Ich kann dir versichern, Vater, dass sowohl ich als auch Mutter sehr unglücklich sein werden, wenn du Blaise nicht sagst, wer du wirklich bist.", sagte er. „Außerdem wird Draco es sofort merken. Er ist sehr aufmerksam, was solche Dinge angeht, und er kennt mich besser als seine Harfe." Tigris lächelte über seinen privaten Witz, aber er wusste, sein Vater würde verstehen, was er meinte. „Ich verbringe den größten Teil meines Wochenendes mit Lernen, also solltest du keine Schwierigkeiten haben, mich zu imitieren. Dracos und mein Raum ist abgeschirmt, also kannst du dort frei reden. Das Passwort ist Hyoscyamus. Wie kommst du nach Hogwarts?"
„Über Severus' Feuerstelle natürlich. Wie bist du hierher gelangt?"
Tigris unterdrückte ein Gähnen. „Professor Snapes Feuerstelle? Wird sie nicht überwacht?"
Sein Vater warf ihm einen Blick zu, der Tigris klar sagte, für wie dumm er ihn hielt. Erstaunlich, wie er das selbst von seinem eigenen Gesicht ablesen konnte. „Severus hat sie selbstverständlich abgeschirmt."
„Und Dumbledore erlaubt das?", fragte er skeptisch.
„Dumbledore weiß nichts davon.", sagte sein Vater stirnrunzelnd.
Das war höchst zweifelhaft, und Tigris wollte das Risiko lieber nicht eingehen. „Ich bin über einen Geheimgang aus dem Schloss gekommen, er befindet sich im verbotenen Wald. Es ist mit Sicherheit besser, wenn du diesen benutzt. Nichts gegen Professor Snape, aber ich traue Dumbledore nicht, und der Schulleiter wird sich wundern, warum ich aus Snapes Büro komme, wenn ich in meinem Zimmer sein sollte. Ich habe Atra benutzt, um zu dem Gang zu gelangen."
Sein Vater nickte nachdenklich. „Wahrscheinlich hast du Recht."
Tigris seufzte unhörbar. „Sprich Legilimens auf mich, und ich zeige dir, wohin du apparieren musst. Sei vorsichtig am Ende des Ganges, da sind zwei Porträts, die du zuerst verhexen musst. Das Passwort für den Ausgang ist Perforo."
Der Rest verlief ohne Schwierigkeiten, und Tigris war froh, als er endlich in das Bett fallen konnte, um zu schlafen.
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Lucius hatte es geschafft, unbehindert in den Slytheringemeinschaftsraum zu kommen, wie Tigris es ihm beschrieben hatte. Der Gemeinschaftsraum war leer, da es tief in der Nacht war. Es war eigenartig, nach so langer Zeit wieder als ein Schüler hier zu sein. Seine eigenen Erinnerungen an diese Räume waren nur noch skizzenhaft, aber als er nun wieder in dem alten Gewölbe stand, nahmen sie Gestalt an. Der Raum hatte sich seit damals nicht viel verändert. Die gleichen Lampen, die gleiche Feuerstelle – sogar die gleichen Bilder an den Wänden. Er ging zu den Jungenschlafräumen und wanderte an den vielen Türen entlang, bis er schließlich vor der stand, die die Namen seiner Söhne trug.
„Hyoscyamus.", murmelte er. Die Tür ging auf und er trat ein. Die Vorhänge beider Betten waren zugezogen, und Lucius hielt inne, sich bewusst werdend, dass er nicht wusste, welches Bett wem gehörte. Er betrachtete die offene Truhe auf der einen Seite des Raumes missbilligend. Bücher und Kleidungsstücke lagen davor auf dem Boden verteilt, und auf dem kleinen Tisch daneben stand ein offenes Tuschefass mit mehreren unbeendeten Pergamentrollen. Die Truhe auf der anderen Seite war geschlossen, und der Tisch neben ihr war akribisch aufgeräumt. Es war die neuere der beiden Truhen, also musste diese Seite Tigris gehören, während die Unordnung im Raum auf Draco zurückzuführen war. Lucius runzelte die Stirn. Ihm war nie zuvor aufgefallen, dass Draco so nachlässig mit seinen Sachen umging. Andererseits, in Malfoy Manor kümmerten sich die Hauselfen um solche Dinge. Offensichtlich waren die Elfen in Hogwarts nicht so gut ausgebildet.
Lucius streckte sich. Er hatte einen anstrengenden Tag hinter sich, und dieser neuste Auftrag des Dunklen Lords war unerwartet gewesen. Er wäre weitaus lieber in seinem Bett zuhause bei Narcissa, aber wer war er, seinem Lord zu widersprechen? Insbesondere seit sein neugewonnener Sohn ihn in der Gunst des Lords zu einem nie dagewesenen Tief gebracht hatte. Lucius verzog das Gesicht. Er hätte auf seine Mutter hören sollen. Keine gute Tat bleibt unbestraft. Die Frau hatte nie viel zu ihm zu sagen gehabt, aber sie hatte eine realistische Lebensphilosophie besessen. Er betrachtete das Bett sehnsüchtig. Er hätte sich gerne einfach hingelegt, um zu schlafen, aber ihm war klar, dass es wichtig war, zuerst mit Draco zu reden. Bevor sein Sohn am nächsten Tag aufwachte und ihn für jemanden hielt, der er nicht war.
Lucius seufzte und trat zu dem zweiten Bett, um Draco zu wecken. Er war offengestanden überrascht, dass Draco bereits schlief. Zugegeben, es war spät, aber er war in diesem Alter weitaus länger wach gewesen. Besonders an einem Samstag. Doch vielleicht stimmte es ja, was alle über die Siebziger sagten, und die heutige Jugend war da anders.
Er zog den Vorhang zurück und hatte plötzlich, bevor er wusste was geschah, eine hübsche kleine Brünette in den Armen, die einen entsetzten Schrei von sich gab. Lucius öffnete den Mund, um eine amüsierte Bemerkung von sich zu geben, aber hielt mittendrin inne, als ihm klar wurde, dass er keine Ahnung hatte, was Tigris in dieser Situation sagen würde.
Er hatte die leise Vermutung, als er in das verärgerte Gesicht seines jüngeren Sohnes sah, dass Tigris wahrscheinlich nicht in dieser Situation wäre.
„Tigris!", sagte Draco ärgerlich. „Was bei Mordraud soll das? Verzieh dich zu Blaise, sie wartet schon auf dich."
Lucius zog unwillkürlich eine Braue hoch. „Ich muss mit dir reden."
Die Brünette war zu Draco zurückgekrabbelt und warf ihm zornige Blicke zu.
„Das hat sicher noch eine Stunde Zeit.", gab Draco patzig zurück. Offensichtlich hatte er ihn in einem schlechten Moment erwischt. „Wir sind beschäftigt, wie du siehst. Und versuch nicht Vater nachzumachen, es steht dir nicht."
Draco riss den Vorhang aus seiner Hand und zog ihn wütend zu.
Lucius sah eine Sekunde lang ungläubig auf das Bett. Was bildete Draco sich ein, mit wem er redete? Für einen Augenblick war er versucht, seinen Stab zu ziehen und seinen unverschämten Welpen zu verhexen, bis er sich erinnerte, dass er sich nicht in seinem eigenen Körper befand.
„Was man nicht alles tun muss...", murmelte er ärgerlich, und zog den Vorhang ein zweites Mal zurück, energischer diesmal. „Ich muss mit dir reden, Draco.", sagte er scharf. „Jetzt."
Etwas in seinem Tonfall schien Draco darauf hinzuweisen, dass es ernst war, den er ließ sich mit einem ärgerlichen Geräusch in sein Kissen zurückfallen. „Also gut. Es tut mir leid, Athena..."
Die Brünette starrte ihn mit offenem Mund an. „Du schmeißt mich raus?"
Draco rieb sich mit der Hand über die Stirn. „Was immer er will, es ist offensichtlich wichtig." Er warf Lucius einen Blick zu, der eindeutig besagte: Es ist hoffentlich enorm wichtig. „Es tut mir sehr leid, ich mach's wieder gut, okay?"
Die Brünette kochte, und zog sich ihre Robe über, die sich in dem Haufen Kleidung neben Dracos Bett befand. „Du gibst dir hoffentlich viel Mühe dabei, Draki mein Lieber. Ich bin keins deiner Flittchen."
„Natürlich nicht, Athena..."
Das Mädchen schnaubte wütend. Sie hatte inzwischen ihre Sachen zusammengerafft. Als sie an Lucius vorbeikam, schubste sie ihn gegen den Bettpfosten. „Arsch."
Sie knallte die Tür hinter sich zu und Draco zuckte zusammen.
Lucius sah ihr anerkennend nach. „Wie biestig und profan. Erstaunlich."
Draco stöhnte. „Was willst du, Tigris? Ich nehme an es hat etwas mit deinem Treffen zu tun. Ich hoffe für dich, es ist wichtig."
Er erinnerte sich an das, was Tigris über Dracos Harfe gesagt hatte, und streckte seine Hand aus.
Draco sah sie verwirrt an, dann griff er sie zögernd. Einen Augenblick später zuckte er zurück und lief rot an. „Vater?", stammelte er unsicher.
Lucius grinste unwillkürlich. „Ich muss sagen, dies ist mein bislang interessantester Besuch hier."
Draco schluckte. „Ich... ähm... such mir was anzuziehen."
„Oh, mach dir keine Mühe.", konnte Lucius sich nicht enthalten zu sagen. „Es gibst nichts, was ich nicht schon gesehen habe, als du ein Baby warst."
Draco wurde wenn möglich noch röter, ein Rot das von seinem Gesicht über seinen gesamten Oberkörper lief. Es war ein äußerst amüsanter Anblick.
Lucius war allerdings überrascht, als sein Sohn seinen Blick auf das andere Bett richtete. „Genug Spaß für heute. Komm raus da, Blaise, oder ich schwöre ich verhexe dich grün und blau."
Der Vorhang des zweiten Bettes wurde zurückgezogen und offenbarte Blaise Zabini, die Tränen in den Augen hatte vor Lachen.
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Schmerz. Jede Faser seines Körpers war erfüllt von Schmerz, und er schrie, mit einem dumpfen Aufprall auf einen harten Boden aufprallend, ohne sich wirklich klar zu sein, was passierte. Als der Schmerz schließlich erlosch kam er keuchend zu sich, und sah zu dem grinsenden Gesicht von Bellatrix Lestrange hoch.
„Unser Lord wünscht dich zu sehen.", sagte sie mit unverhohlenem Vergnügen. „Auf mit dir."
Tigris stemmte sich mühsam hoch und biss die Zähne zusammen, als seine Muskeln protestierten. Sein von Schlaf und Schmerz noch immer benebeltes Gehirn klärte sich nur langsam, aber es war offensichtlich, dass Bellatrix nur auf eine Gelegenheit wartete, ihn erneut zu verfluchen. Taumelnd folgte er ihr in den Gang hinaus. Nach ein paar Schritten gewann er schließlich seine Haltung zurück und schwenkte seinen Stab, um seine Robe in einen angemessenen Zustand zu bringen und seine Maske aufzusetzen.
Bellatrix lachte leise. Eine Welle von Hass durchlief Tigris, und er musste sich gewaltsam beherrschen, um sie nicht zu verfluchen. Mit dem Cruciatus geweckt worden zu sein verbesserte seine Laune nicht gerade. Er schwor sich, nie wieder Schutzzauber zu vergessen, bevor er einschlief, egal wie müde er war.
Der Dunkle Lord wartete in der Halle auf sie. Er ließ seinen Blick über Tigris wandern und sah Bellatrix dann ein wenig missbilligend an. „Bella, Kätzchen... habe ich dir nicht gesagt du sollst nicht mit ihm spielen?"
Bellatrix verbeugte sich in schlecht gespielter Reue. „Vergebt mir, mein Lord. Ich habe ihn geweckt, wie ihr mir aufgetragen habt."
Die Lippen des Dunklen Lords kräuselten sich amüsiert. „Ja, du bist immer sehr eifrig darin, meine Aufträge zu erfüllen, Bella." Er winkte mit der Hand. „Du kannst gehen."
Tigris sah etwas in Bellatrix' Augen aufblitzen, aber es war so schnell verschwunden, wie es erschienen war. „Ja, mein Lord." Sie ging, durch die Tür durch die der Dunkle Lord eingetreten war.
Der Dunkle Lord musterte Tigris. „Hast du genug geschlafen?"
Tigris senkte den Kopf. „Ja, danke, mein Lord."
„Gut. Dann hält dich nichts davon ab, mir deine Aufmerksamkeit zu schenken, wenn wir uns über die Bücher, die ich dir geschickt habe, unterhalten."
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Es war spät in der Nacht, als Tigris nach Hogwarts zurückkehrte. Der verbotene Wald war stockdunkel, und die Geräusche der Waldbewohner machten ihn unruhig. Zwischen den Zweigen der Bäume heulte der Wind, und weit entfernt hörte man Donnergrollen. Wie es schien zog ein Unwetter herauf. Tigris' Lumos erleuchtete nur einen kleinen Bereich um ihn herum, und in der Nacht erschien der schmale Pfad, der zu der Einsturzstelle führte fremd und unheimlich. Tigris' Gedanken kreisten noch immer um all die Dinge, die der Dunkle Lord ihm erzählt hatte, und die er mit einer Mischung aus Bewunderung und Abscheu in sich aufgenommen hatte.
Voldemort hatte einen klanlosen Vampir gefangen, an dem er Tigris die Zauber demonstriert hatte, die in Verriers Buch gestanden hatten. Es war kein sehr alter Vampir gewesen, selbst Tigris' noch ungeübte Zauberer hielten ihn leicht in Schach, und Voldemort tötete ihn schließlich, indem er den Zauber beendete, der den Vampir vor dem Sonnenlicht schützte. Sie hatten in dem Hof von Voldemorts Anwesen mit ihm experimentiert – der Bereich war von den Gebäuden eingeschlossen, und ein Teil war der frühere Friedhof des Klosters, wovon die verwitterten Grabsteine zeugten. Tigris erinnerte sich noch immer an die Panik in den Augen der bleichen Kreatur, als sie sie nach draußen unter den freien Himmel zwangen. Der Vampir hatte gewusst, dass er den Tag nicht überleben würde – aber dennoch hatte er gegen sie angekämpft, solange er konnte.
Ein Fauchen riss Tigris aus seinen Erinnerungen, und er fuhr erschrocken herum, einen Fluch auf den Lippen. Einen Moment lang wusste er nicht, woher das Geräusch gekommen war, dann leuchtete das Licht seines Stabes zwischen die Zweige eines nicht weit entfernten Baumes, und wurde von den Augen eines Nachtwesens zurückgeworfen, die in der Dunkelheit glühten.
Tigris' Herz schlug unwillkürlich schneller. Zögernd trat er näher, und sah schließlich auf die hässlichste Katze, der er je im Leben begegnet war. Ihr schwarzes Fell war struppig und gesträubt. An einigen Stellen war es ausgefallen. Von einem ihrer Ohren waren nur noch Fetzen übrig. Sie saß auf einen der tiefer gelegen Äste des Baumes und starrte bedrohlich auf Tigris herunter. Als er noch näher trat, fauchte sie erneut und zeigte eine Reihe messerscharfer Zähne.
Tigris wich ein Stück zurück. Das Wesen war ihm nicht geheuer. Vielleicht war es nur eine Katze, aber dies war kein Wald, in dem einem normale Tiere begegneten. Tigris' Gedanken waren noch immer angefüllt von den dämonischen Kreaturen, von denen er gelesen und gehört hatte. Vielleicht war sie in Wahrheit eine der Korrigans, welche die Gestalt von Tieren und Pflanzen annahmen, um unachtsamen Wanderern aufzulauern. Über sich hörte er erneut Donner grollen, und wich weiter zurück, den Blick nicht von der unheimlichen Kreatur lösend. Schließlich stolperte er über eine Wurzel, und als er wieder aufblickte, war die Katze verschwunden. Er schauderte und eilte weiter den Pfad entlang, bis er die umgefallenen Bäume erreichte. Er war gerade in den Gang hinunter geklettert, als der Regen mit schweren Tropfen auf die Blätter des Waldes zu prasseln begann. Tigris atmete tief durch und machte sich auf den langen Weg nach Hogwarts zurück.
Vielen Dank für eure Reviews an: Sancte-Diabolus, Hexe-Chan, SoleilNoir, Feles Argentea, 22vampire1989, Real Indy, Tri-Edge, alge28, Imortalis, spellwinder, Lain, Carina26, Saleru, Astarioth
Die Muse Thalia schlendert nichtsahnend über eine Wiese, als plötzlich ein junger Mann aus dem Gebüsch springt und sie an den Haaren zieht. Ärgerlich dreht sie sich um. „Wenn man vom Teufel spricht! Wo hast du deine Ziegenbeine gelassen?"
Der junge Mann, der niemand anders ist als Robin Goodfellow, grinst sie an. „Hatte heute keine Lust auf sie. Wollen wir anfangen?"
Die Muse kämmt sich grummelnd... /Szene unterbrochen/
Die Muse pflückt einen Apfel und bietet ihn Robin an. Dann sieht sie sich verwirrt um. „Was ist denn jetzt passiert?"
Robin sieht auf sein PDA. „Die Matrix wurde geändert. Hast du die Katze dort drüben nicht gesehen?"
Die Muse sieht ihn verwirrt an.
Robin seufzt. „Pilarius mag uns nicht mehr, wir wurden editiert."
Thalia richtet sich empört auf. „Was soll das denn? Ich möchte dir sagen, dass ich hier die Muse bin, ja!" Hält einen Moment inne, während sich von ihr unbemerkt eine Katze vorbeistielt. „Also gut. Was gibt es denn?"
Robin tippt auf seinem Computer herum. „Wir haben ein Bild bekommen, und man kann es auch bereits auf unserer Homepage bewundern, zusammen mit allen anderen Fanarts. Außerdem wollen noch immer alle wissen, woher der Name Tigris kommt." Er murmelt zur Seite geneigt. „Ich möchte dazu auch auf Kapitel 3 verweisen." Er richtet sich auf. „Jedenfalls gibt es Spekulationen. Spekulationen über des Pudels Kern, den Stein der Weisen, den springenden Punkt, den Grund dafür, warum Tigris Tigris heißt und nicht Hinz oder Kunz oder Edward Brian Caligula Nymphadora der Dritte!" Robin sieht sich nervös um, dann grinst er triumphierend. „Ha, ich habe meinen Satz behalten! Erste Spekulation: Bedeutet Tigris vielleicht Tiger auf lateinisch?"
Thalia nickt bedächtig. „In der Tat. Wie zuvor beobachtet von Feles Argentea. Trotzdem, kein Pudel oder Punkt."
„Dann ist es aber ganz sicher der Name eines Hundes von Aktaion."
„Sehr wahr. Wie Hermy bereits vor einigen Kapiteln sagte. Immer noch kein Pudel."
„Nun denn... es ist ein Fluss in Mesopotamien!"
„Der Nil ist ein Fluss in Ägypten...ähem... habe ich euch schon von diesem Zauberer in Hessen erzählt, der seine Kinder Isar, Iller, Lech und Inn nannte und dann seine Meinung änderte und seinen jüngsten Sohn Albrecht taufte?" Sie bekommt einen Räusperanfall. „Ist ja gut! Nein, kein Kern, weder Kirsch noch Pudel!"
„Wir haben noch viel mehr Fragen. Pilarius' Stil hat sich geändert. Nicht mehr so verwirrend mit den er's und so."
„Ja, ich habe mir sagen lassen, pilarius versucht den Stil dieser Geschichte zu verbessern. Diese Gans allerdings..."
„Welche Gans?"
Thalia sieht verwirrt auf die Stelle, wo sich noch weniges zuvor ein spiegelnder See befunden hat. „Oh. Wie schade. Mutter Grammatika kann bisweilen so nützlich sein, wenn sie nicht gerade eine Gans ist..."
„Aber lassen wir das. Wie lang wird das hier denn noch?"
„Keine Ahnung. Was wolltest du denn noch alles fragen?"
„Die Wette. Snape hätte eigentlich nicht verkleidet sein dürfen oder?"
Thalia sieht Robin verwirrt an. „Wieso?" Sie holt einen Stapel Papiere hervor und kramt darin herum. „Gleich... Wo war es... Ah ja... „Ich wette dagegen, da ich dieses Kostüm nicht tragen werde!", fauchte Snape." Sie sieht auf. „Nein. Der Grund dafür, warum Snape gegen Tigris wettet, hat nichts mit der Wette zu tun. Wenn ich sage: ‚Ich wette, dass du diesen Apfel pflücken wirst.' und du antwortest: ‚Ich wette dagegen, weil ich nicht auf diesen Baum klettern werde.' und du kletterst dann doch auf den Baum und pflückst den Apfel, hast du die Wette trotzdem verloren. Tja, so ist das."
„Ich liebe Äpfel! Ich hole nur zu gerne einen für dich!"
„Wie du bereits sagtest. Und ich nehme an, ich muss diesen Strauß Baldrian nehmen?"
Robin grinst. „Du weißt doch, Kontinuität und so."
Thalia seufzt. „Fein. Bis demnächst." Sie winkt, und verschwindet. Die Katze grinst.
