Disclaimer:
Hi. Wir...
...sind hier...
... um dir zu sagen, das Harry Potter JKR gehört.
Oh nein, Eichhörnchen! Weg, verschwindet, husch! Ich hol meine Katze!
Wir sind keine Eichhörnchen.
Wir sind Streifenhörnchen.
Das sieht doch jeder.
Egal. Husch!
Aber...
... wir sind Chip und Chap!
HUSCH!
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A/N: Da mehrere Leute Probleme hatten, dieses Kapitel aufzurufen, habe ich es ein zweites Mal hochgeladen. Ich vermute, dass dies mit dem Serverausfall auf ffbla zusammenhängt.
Aktuelle Kapitel kann man weiterhin auch auf meiner Homepage finden. Wer feststellt, dass manche Kapitel dort noch nicht angezeigt werden - die existieren bisher nur als Titel. Ich bin nur zu faul, jedesmal die DropDown-Leiste zu aktualisieren ;) .
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Schatten der Wahl
14. Aufbruch
Draco lag mit ausgebreiteten Armen auf dem Bett, die Augen geschlossen. Er sah entspannt aus, und dies war einer der wenigen Momente in denen es Tigris bewusst wurde wie angespannt sein Bruder die meiste Zeit über war. Als befände er sich auf einer nur für ihn sichtbaren Bühne, deren Publikum sein Schicksal entschied. Es war seltsam, ihn einmal völlig unbekümmert zu erleben.
Draco legte den Finger auf die Lippen, als Tigris etwas sagen wollte, ohne auch nur die Augen zu öffnen.
Tigris schloss neugierig die Tür hinter sich.
Draco tippte nachlässig mit seinem Stab auf ein in Leder gebundenes Buch, das neben ihm auf dem Bett lag, und von einem Moment zum nächsten erfüllte Musik den Raum. Tigris vermutete, zuvor hatte allein Draco sie hören können. Er öffnete den Mund, um zu fragen was los war, dann entschied er sich anders, setzte sich auf sein Bett und hörte einfach nur zu.
Es war klassische Musik, nicht das Tigris viel davon verstand. Petunia hatte die ein oder andere Langspielplatte besessen, kostbare Reliquien welche bei besonderen Anlässen auf Vernons eintausend Pfund teurem Plattenspieler ihre Kreise drehen durften. Tigris hatte dies nur sehr selten miterleben können, doch im Vergleich mit der nun spielenden Musik wirkten die Klänge in seiner Erinnerung tot und blass. Wenn er die Augen schloss, war es leicht sich vorzustellen er säße in einem Konzertsaal und das Orchester befände sich direkt vor ihm. Es überraschte ihn nicht wirklich. Schließlich war dies Magie.
Schließlich verklangen die letzten Töne des Stückes und Tigris, der sich auf seinem Bett zurückgelehnt hatte, drehte sich zu Draco um.
Sein Bruder lächelte. „Schwer zu glauben, dass Muggel etwas derart Schönes zu schaffen vermögen, nicht wahr?"
„Wieder ein Muggelkomponist?"
„Ja, Beethoven. Es ist eine Aufnahme des Londoner Symphonie Orchesters."
Tigris nickte etwas verwirrt. „Was ist der Anlass?"
Draco zuckte mit den Schultern. „Mir stand einfach der Sinn danach. Manchmal ist es Zeit, einfach mal etwas zu genießen." Er stützte sich auf einen Ellenbogen auf. „Ist dir klar, dass es nur noch ein Monat ist, bis wir Hogwarts verlassen?"
Tigris nickte nachdenklich. Die Zeit war rasend schnell vergangen. Der Unterricht für die Siebtklässler war seit einer Woche beendet. Nicht mehr lange bis zu den NEWT-Prüfungen, und die meisten in ihrem Jahrgang waren schon seit Tagen nervös. Es war schwer, sich nicht davon anstecken zu lassen, auch wenn Tigris wusste, dass er sich keine Gedanken zu machen brauchte.
Die meisten Kurse hatte er mit einem guten Gefühl abgeschlossen. Das einzige Fach, das Tigris auf dem Magen lag war Verwandlungen. Er war der Einzige, der keine Punkte für das Zusatzprojekt bekommen hatte, der Einzige! Es spielte keine Rolle, dass die Einzige, die es tatsächlich geschafft hatte, die Animagusverwandlung zu Ende zu bringen, Daphne war – und was für ein Hohn was DAS – selbst wenn sie ein gottverdammter Molch war. Wie er ihr das gönnte, der hochnäsigen Schnepfe, Miss ‚Ich werde ein Delphin', ha!
„Unser letztes Quidditchspiel, morgen.", sagte er, um seine Gedanken in eine andere Richtung zu lenken.
Draco grinste selbstzufrieden. „Es ist nur Hufflepuff. Wir werden gewinnen. Was sage ich, wir werden sie in den Staub spielen! Slytherin wird dieses Jahr den Hauspokal mit fliegenden Fahnen gewinnen. Wir liegen hundertfünfzig Punkte vor den Gryffis, diesen Verlierern. Nicht mal der alte Ziegenbock kann uns diesmal daran hindern, uns den Pokal zu holen. Die große Halle wird grün und silbern sein bei unserer Abschlussfeier. So wie es sein sollte. Wir verabschieden uns mit dem passenden Fanfarenschall."
Tigris grinste. Draco war geradezu kindlich begeistert von dieser Vorstellung, und warum auch nicht? Er hatte es sich redlich verdient. Kaum einer hatte dazu soviel beigetragen wie er. Blaise schien inzwischen zu der Überzeugung gelangt zu sein, dass Draco der Teufel in platinblonder Gestalt war – oder vielleicht nur dem Wahnsinn verfallen, der allen Quidditchcaptains anzuhaften schien – zumindest, wenn Tigris den Flüchen glauben schenkte, die sie sicher außerhalb von Dracos Hörweite vor sich hinmurmelte. Dafür hatte sich Dracos Team sehr wahrscheinlich gleich neben den Broadmoor-Brüdern und Charlie Weasley in –zumindest die Hogwarts – Legende gespielt. Wenn Tigris nicht sehr irrte, war es ein Werber von den Harpies, der sich während ihres letzten Spiels mit Clarissas Vater unterhalten hatte.
Tigris wurde ernst. „Es gibt noch immer etliche unerledigte Dinge, die zu Ende gebracht werden müssen."
Tigris dachte da vor allem an die Schattengemeinschaft. Er würde die Zeremonie durchführen müssen, die Fiona die Leitung übertrug. Dann war da Barny Dunstan. Der Junge war inzwischen aufgewacht, aber er war verängstigt genug, dem Schulleiter aus dem Weg zu gehen. Er mied auch so gut er es konnte seine Hausgenossen, welche so taten als verstünden sie nicht, was los war. Tigris hatte seinen Unwillen sehr deutlich gemacht, nachdem Barny einige merkwürdige Unfälle zugestoßen waren, als er nach Slytherin zurückkehrte. Sie mussten vor den anderen Häusern und Dumbledore Einigkeit zeigen. Nicht nur das, Professor Snape würde es auch sehr missbilligen, wenn er erfuhr, dass ein Mitglied seines Hauses schikaniert wurde. Nichts desto trotz, es musste etwas unternommen werden wegen Barny. Aber Blaise hatte recht – es würde nichts bringen, den Jungen zu zwingen, in die Gemeinschaft zurück zu kommen. Tigris würde warten, bis er von selber zu ihm kam.
Snape, das war sein letztes und größtes Problem. Tigris hatte nicht einmal mitbekommen, wie es kam, dass die Meinung des Mannes plötzlich eine so große Rolle spielte. Er hatte damit gerechnet, dass die Mitglieder der Schattengemeinschaft ihren Hausvorstand willig aufnehmen würden, aber der Professor war schnell zu einer Autorität geworden, der sie vertrauten und auf die sie sich verließen. Warum nur? Der Mann war so griesgrämig und unfair wie immer. Na gut, das war nicht ganz gerecht... Snape war gewöhnlich fair zu den Slytherins. Aber er war unfreundlich und gehässig, Tigris konnte nicht verstehen, warum die Slytherin ihm so viel Verehrung entgegen brachten. Leider war es unbestreitbar, dass sie es taten. Tigris hatte Snape niemals zu einem seiner Anführer gemacht, dennoch fand er sich plötzlich auf Zusammenarbeit mit ihm angewiesen. Es gefiel ihm nicht. Er hatte nichts dagegen, seine Position zu teilen, aber er tat es lieber zu seinen eigenen Bedingungen.
„Ein Knut für deine Gedanken.", sagte Draco.
Tigris grinste schief. „Du kennst mich doch. Es ist nichts Wichtiges."
„Natürlich nicht.", sagte Draco von oben herab. Dann sah er Tigris ernst an. „Bleibt dir genug Zeit?"
Tigris nickte, auch wenn er noch keine Ahnung hatte, was er wegen all dem tun würde. „Keine Sorge. Vergiss nicht, wir haben die letzte Woche frei, bis die NEWTs bewertet sind. Genug Zeit, ein paar letzte Dinge zu klären."
Draco zog eine Braue hoch. „Wie du meinst. Ich denke, ich gehe in die Bibliothek und lerne. Kommst du mit?"
Tigris zögerte einen Moment, dann setzte er sich auf. „Sicher." Er mochte die O's für seinen zukünftigen Job nicht brauchen, aber sie würden sich gut in seiner Urkunde machen. Außerdem, wie sagte Blaise immer so schön? Politik.
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„Bitte, Primus..." Der kleine Junge wirkte gebrochen und erbärmlich. „Bitte...", schluchzte er. „Es tut mir leid."
Tigris sah auf sein verlorenes Schaf hinunter. Eine Welle der Zufriedenheit durchlief ihn. Er hatte gewusst, dass der Junge schließlich zur Vernunft kommen würde. „Du bittest mich um Vergebung?", fragte er. Er war ein wenig amüsiert von dem Ganzen, aber der größere Teil von ihm war noch immer verärgert. Tigris wusste, das war eine gefährliche Mischung, und er sollte seinen Gefühlen nicht so einfach nachgeben, aber im Moment war es ihm egal.
„Ja!"
„Ah... aber ich bin es nicht, den du um Vergebung bitten solltest.", sagte Tigris mit einem Lächeln. „Ich bin es nicht, dem du Unrecht getan hast. Es ist dein Schwur zu dieser Gemeinschaft, den du gebrochen hast." Er deutete zu den anderen im Raum, die ihnen zusahen. „Sie sind es, die du verraten hast. Ihnen schuldest du deine Entschuldigung."
Barny sah sich um und schniefte. „Es tut mir leid.", wiederholte er hilflos. Sie alle hatten dem Jungen den Rücken zugewendet, sobald er die Halle betreten hatte. Tigris hatte ihnen verboten, Barny außerhalb dieser Räume zu bestrafen, aber hier hielt sie nichts davon ab, ihre Abneigung zu zeigen. Es war nur ein kleiner Teil der Slytherins, der heute hier war. Die Gruppe, zu der Barny einmal gehört hatte.
Tigris konnte sich gut vorstellen, dass es verletzend genug war. Barnys Freunde waren unter ihnen. Aber der Junge hatte es verdient. Er hatte sie zuerst damit verletzt, das er sie hinterging.
„Ich denke nicht, dass das genug ist.", sagte er.
Barny holte zitternd Luft. „Ich war im Unrecht, das habe ich jetzt eingesehen. Was kann ich denn noch tun um euch zu beweisen, dass es mir leid tut?"
„Es uns beweisen... das ist eine wirklich gute Idee." Tigris musterte Barny, der seinen Blick verwirrt erwiderte. „Ich denke, du solltest allen hier zeigen, wie leid es dir tut." Tigris richtete sich auf. „Wenn du wirklich wieder dazu gehören willst, wirst du sie um Verzeihung bitten. Jeden einzelnen von ihnen. Du wirst erst wieder hier willkommen sein, wenn jeder von ihnen dir vergeben hat."
Barny sah ihn ungläubig an.
Tigris lächelte kühl. „Es steht dir natürlich frei, diese Gemeinschaft zu verlassen. Du musst mich nur darum bitten."
Der Junge schluckte und sein Blick wanderte zu seinen Freunden zurück, die ihn alle ohne Mitgefühl musterten. „Das ist keine wirkliche Wahl!", rief er schließlich. „Sie werden mich alle hassen!"
„Das hast du dir selbst zuzuschreiben.", entgegnete Tigris. „Du hättest zu mir kommen können. Du hättest uns vertrauen können. Aber das hast du nicht. Nun bist du auf dich allein gestellt."
Barny ballte die Fäuste und schloss die Augen. „Fein. Ich tue es. Aber danach will ich nichts mehr hiermit zu tun haben!"
„Das ist deine Entscheidung.", sagte Tigris unbeteiligt, auch wenn er lieber etwas anderes gehört hätte. Er hatte ihnen versprochen, sie gehen zu lassen. Er würde dieses Versprechen nicht brechen. Er machte eine beiläufige Bewegung mit seinem Zauberstab.
Barny zuckte leicht zusammen, als ein glitzernder Nebel ihn umgab und verschwand.
„Denk nicht, dass du jemanden auslassen kannst.", sagte Tigris. „Ich werde es wissen. Dir ist sicher klar, dass es keinem hier gefallen wird, wenn du mich anlügst."
Barny nickte mit zusammengepressten Lippen. Dann stand er auf und ging entschlossen zu dem Mädchen hinüber, das ihm am nächsten stand. „Es tut mir leid, Sabina."
Sabina Fiorelli war keine Person, die lange einen Groll hegen konnte. Sie sah Barny einen Moment lang an, dann nickte sie. „Ich vergebe dir."
Barny lächelte erleichtert und ging zu dem nächsten in der Gruppe. Die meisten vergaben ihm bereitwillig, aber es sollte nicht für immer so einfach bleiben.
Es war einer der Zweitklässler, der kleine Bruder von Lavender Brown, der dem Größeren zuerst mit nichts als einem hässlichen Lächeln begegnete. „Nicht gut genug für mich.", sagte er, und verschränkte die Arme. „Ich bin sicher, das kannst du besser."
„Ich bitte darum, dass du mir verzeihst, Keith.", sagte Barny mit zusammengebissenen Zähnen.
Wenn überhaupt wurde das Lächeln des Kleineren noch hässlicher. „Das hört sich nicht sehr reuevoll für mich an.", sagte er, von dem Kichern seiner Klassenkameraden begleitet. „Wie wäre es, wenn du mir zeigst, wie schön du betteln kannst."
Barny starrte auf den Kleineren hinunter, dann biss er die Zähne zusammen und ging in die Knie. „Ich bitte dich, mir zu vergeben, Keith."
Keith grinste und tätschelte großmütig Barnys Kopf. „Wenn es denn sein muss – meinetwegen, ich vergebe dir."
„Wozu die Mühe?", sagte eine der Fünftklässlerinnen, als Barny in ihre Richtung sah und aufstehen wollte. „Du kannst gleich bleiben, wo du bist."
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„Ich habe etwas mit Ihnen zu bereden, Mister Malfoy."
Tigris klappte sein Buch zu und sah zu Snape auf. „Natürlich, Professor." Er wechselte einen Blick mit Draco, aber dieser zuckte nur leicht mit den Schultern. Sein Bruder wusste auch nicht, was ihr Hausvorstand wollte.
„Gut, folgen Sie mir."
Tigris stand auf und folgte Snape aus dem Gemeinschaftsraum. Er hatte ein wenig Schwierigkeiten, mit den langen Schritten des Mannes mitzuhalten. Es wurde schnell klar, dass sie in Richtung von Slytherins Kammer gingen. Also wollte Snape etwas die Gemeinschaft betreffend mit ihm besprechen? Tigris war verwirrt.
Als sie den Vorraum betreten hatten schlug Snape die Tür mit einem Knall hinter sich zu, und Tigris zuckte unwillkürlich zusammen. Knallende Türen würden für ihn immer mit den Wutausbrüchen seines Onkels verknüpft sein, wie alt er auch wurde. Der Gedanke verdross ihn. Er sollte dazu fähig sein, die Vergangenheit hinter sich zu lassen.
„Was zum Hades denken Sie sich eigentlich?", zischte Snape wütend.
Tigris runzelte die Stirn. „Ich habe keine Ahnung, worüber Sie reden."
„Ach nein?" Snape gestikulierte ärgerlich. „Als ich herausgefunden habe, dass Sie der Anführer dieser Gemeinschaft sind, habe ich angenommen, Sie wären fähig diese Verantwortung zu übernehmen. Offensichtlich habe ich mich geirrt."
„Geht es um Barny?", fragte Tigris, noch immer nicht sicher, warum Snape sich so aufregte.
„Geht es um Barny?", echote Snape aufgebracht. „Natürlich geht es um Barny. Sind Sie von Natur aus so schwer von Begriff, oder bedarf es Übung?"
„Seien Sie vorsichtig, wie Sie mit mir reden.", erwiderte Tigris kühl. „Ich bin keins Ihrer ungezogenen Gören."
Snapes Blick machte es klar, was er von dieser Behauptung hielt, nämlich nichts. „Wirklich? Ihr Verhalten lässt mich anderes denken."
Tigris zögerte einen Moment, dann ohrfeigte er den Mann. Snape war für einen Moment schockiert genug um sprachlos zu sein.
„Du wirst nicht in diesem Ton mit deinem Anführer reden.", sagte Tigris zornig. Er hatte seit Tagen auf eine Gelegenheit gewartet, Snape in seine Schranken zu weisen, und nun war er ärgerlich genug, es zu tun. Es wurde Zeit, dass der Mann einsah, dass er hier keine Autorität besaß.
„Ich habe nicht geschworen, dir zu Füßen zu kriechen.", sagte Snape gefährlich leise. „Mein Eid betrifft die Interessen der Gemeinschaft und nichts anderes."
Tigris ballte zornig die Fäuste. „Als ein Mitglied dieser Gemeinschaft schuldest du mir Respekt! Diese Gemeinschaft baut auf Loyalität auf, gegenüber allen anderen Mitgliedern, und gegenüber deinen Anführern! Ich werde nicht zulassen, dass du meine Autorität untergräbst, egal was du außerhalb dieser Räume bist!"
„Ah, darum geht es.", sagte Snape, die Arme verschränkend. „Du hast Angst um deine Position. Wie... kindisch. Ebenso kindisch, wie der Missbrauch dieser Position um einen deiner Hausgenossen zu quälen. Ich sollte nicht überrascht sein. Ich nehme an, als unser Anführer stehst du über dieser großartigen Loyalität zu allen anderen? Oder wird sie nur anders definiert? Ansonsten fällt es mir schwer zu erklären, wie es dazu kommt, dass einige meiner Slytherins nichts besseres zu tun haben, als sich gegenseitig zu übertreffen einen der ihren zu demütigen. Es ist ein großartiger Spaß, wie es scheint."
„Ich habe Barny nicht dazu gezwungen.", entgegnete Tigris ärgerlich. „Er hat seine Strafe freiwillig akzeptiert."
„Spiel mir nicht vor so ignorant zu sein.", sagte Snape eisig. „Er hat drei weitere Jahre in dieser Schule vor sich. Drei Jahre in denen er in seinem eigenen Haus zum Ausgestoßenen würde, ohne sich zu erinnern warum. Das ist keine Wahl."
„Er hatte eine Wahl, als er sich entschlossen hat uns zu verraten!", schrie Tigris. „Er hatte eine Wahl als er zu Dumbledore ging und alles in Gefahr gebracht hat, was ich... was wir hier aufgebaut haben. Denken Sie das war einfach? Wir haben es für sie getan, es war harte Arbeit, und das einzige was wir im Gegenzug dafür erwartet haben war ein wenig Dankbarkeit. Aber dieser undankbare kleine Wicht konnte seine große Klappe nicht halten, und nun kann ich mich mit den Konsequenzen herumschlagen. Als wenn ich nichts Besseres zu tun hätte! Die anderen können ihn dazu zwingen einen Bauchtanz aufzuführen und ihnen die Füße zu küssen, es kümmert mich nicht. Er hat es verdient!"
„Ich verstehe.", sagte Snape.
Tigris atmete tief durch.
„Du bist enttäuscht. Du fühlst dich nicht genug anerkannt. Deswegen ist es nur recht und billig, wenn einer deiner Schützlinge von den anderen terrorisiert wird. Ganz egal, dass du eine Verantwortung hast. Deine verletzten Gefühle sind um so viel wichtiger. Oh ja, ich verstehe. Entschuldige, wenn ich als der Vorstand dieses Hauses diese Ansicht nicht teilen kann."
Tigris verspürte ein sehr intensives Verlangen danach, den Mann zu verhexen.
Snape lächelte triumphierend. „Wie erbärmlich du bist.", zischte er, einen Schritt auf Tigris zutretend. Seine schwarzen Augen glitzerten mit boshaftem Genuss. „Ein gedankenloses, verwöhntes Kind. Sag mir, fühlst du dich nicht genug gewertschätzt? Wie konnte dieser wertlose kleine Wicht es nur wagen, dir nicht mit der gleichen geistlosen Bewunderung zu folgen wie der Rest deiner seligen Verehrer? Das allein ist eine Sünde die Strafe verdient, ist es nicht so? Oh bewahre, jemand hat Tigris Malfoy unterstellt er wäre ein gewöhnlicher Sterblicher wie der Rest von uns und sich nicht bei dem Anblick seiner Werke vor Ehrfurcht überschlagen! Ich bin sicher, das hat furchtbar weh getan."
„Sei still!", rief Tigris ärgerlich. Er fühlte, wie Wut in ihm aufflammte, und mit jedem von Snapes Worten mehr und mehr brannte.
Snape betrachtete ihn eisig, hasserfüllt. „Warum? Kannst du mit meinem Mitgefühl nicht umgehen? Wie merkwürdig, ich dachte, dass wäre genau das, worauf du es abgesehen hast – Mitleid und kriecherische Scheinheiligkeit... oh, und natürlich die Demütigung derer, die das Spiel nicht mitspielen."
Tigris stieß einen Schrei aus, als sein Zorn gleich einem weißglühenden Funkenregen explodierte. Er hatte nicht einmal bewusst wahrgenommen, dass er die Hand in Snapes Richtung zum Schlag gehoben hatte, bis der Mann von einer unsichtbaren Kraft quer durch den Raum geschleudert wurde. Snape traf die Wand zwischen den leeren Porträtrahmen mit einem dumpfen Schlag, und zuckte, nicht viel anderes als die Spinnen die Tigris verhext hatte, wirklich, bis er schließlich regungslos zu Boden fiel.
„Ich habe dir gesagt du sollst still sein!", rief Tigris ärgerlich, tief durchatmend. Er schloss die Augen und wartete, bis der Zorn nachließ. Als er sie öffnete, hatte Snape sich noch immer nicht bewegt. Ein ungutes Gefühl befiel Tigris. „Snape?", sagte er unsicher. „Professor? Kommen Sie, das ist nicht lustig, stehen Sie auf."
Er erhielt keine Antwort und machte einen unsicheren Schritt auf Snape zu. Dann sah er das Blut auf dem Boden und ihm wurde kalt. „Oh, Mordred verflucht."
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Der Dunkle Lord hatte wieder einmal einen schlechten Tag gehabt. Das war das erste, was Snape in den Sinn kam. Jede Faser seines Körpers schmerzte, und die Mutter aller Kopfschmerzen tobte hinter seiner Stirn. Er war verflucht worden, was hieß, er musste so schnell wie möglich wieder auf die Beine kommen, wenn er überleben wollte. Snape versuchte sich aufzusetzen und fand, dass er auf etwas überraschend weichem lag. Einen Moment lang war er verwirrt, dann fielen ihm die letzten Ereignisse wieder ein und er stöhnte.
Merlin, nachdem er so lange überlebt hatte sollte er langsam gelernt haben, seinen Mund zu halten. Aber nein, wie es schien hatte er noch immer die Begabung, psychotische und geistig instabile zu mächtige Zauberer zu provozieren. Severus Snape, du bist ein Idiot, sagte er sich selbst. Dann öffnete er die Augen und blinzelte in dem zu hellen Licht.
Der reuevolle Junge in dem Stuhl neben ihm sah weder psychotisch noch besonders mächtig aus. Das bewies nur, wie sehr Äußerlichkeiten in die Irre führen konnten. Wenn einer das wissen sollte, dann Snape.
Snape schloss die Augen und dachte darüber nach, was er als nächstes tun sollte. Mächtig oder nicht, ihm war nicht danach, vor einem verzogenen Kind zu Kreuze zu kriechen... und er hatte in dieser Hinsicht jedes Wort gemeint, was er gesagt hatte. Es war nur nicht immer klug, zu sagen, was man dachte. Als wenn er das nicht wüsste. Andererseits, die Schmerzen die ihn durchzuckten und sein sehr aktiver Überlebensinstinkt rieten ihm dazu, sich mit diesem kleinen Monster gut zu stellen. Er zog innerlich eine Grimasse. Vielleicht gab es ja eine Möglichkeit, das zu tun, ohne den letzten Krumen Würde zu verlieren.
„Sie sind wach.", sagte eine zurückhaltende Stimme.
Snape öffnete widerstrebend die Augen. Es war sinnlos, der Sache aus dem Weg gehen zu wollen. Er hatte keine Wahl, als es hier und jetzt zu klären. Wie er sein Leben manchmal hasste. Das Schlimmste daran war, er hatte es sich selbst eingebrockt. Irgendwo da oben waren Götter die ihn hassten, und er war verflucht immer die falschen Entscheidungen zu treffen. Wie erbärmlich, dachte er angewidert. Er verabscheute Selbstmitleid, am meisten bei sich selbst.
„Ja.", sagte er heiser. Er stellte mit Widerwillen fest, dass seine Stimme zu einem Krächzen verzerrt war. „Was wollen Sie?" Er gab sein Bestes sich davon zu überzeugen, dass er nicht resigniert klang. Er war kaum fähig, seine Arme zu heben. Was immer Tigris wollte, er würde seinen Willen bekommen, was Snape davon hielt zählte nicht.
„Es tut mir leid.", sagte der Junge. „Ich wollte nicht... Ich... Sie haben mich so wütend gemacht."
Snape fühlte sich plötzlich an einen älteren Malfoy erinnert, und unterdrückte einen abfälligen Laut. Es war keine Absicht, Severus, ich war nur so wütend... Was hast du deinen Söhnen noch vererbt, abgesehen von deinen Schwächen, Lucius?Er hasste es, wenn Geschichte sich wiederholte. Es war ein Testament menschlicher Idiotie. Die Malfoys waren schon immer höchst begnadete Idioten gewesen. Dass er unfähig war, sich von ihrem Charme zu lösen, machte ihn zu nichts anderem.
„Ich bitte demütig um Vergebung.", antwortete er sarkastisch. „Es war nicht meine Ansicht, Ihre sensiblen Gefühle in Aufregung zu versetzen, aber ich habe die Folter so vermisst."
Tigris stieß zischend die Luft aus. „Was ist es nur mit Ihnen, was in mir das Bedürfnis erweckt, Sie gleich noch mal gegen eine Wand zu schleudern?"
Snape starrte an die Decke und fragte sich stumm, ob er ein wenig zu hart auf dem Kopf aufgetroffen war, oder warum zum Hades sein Mund ein Eigenleben zu haben schien. „Ich weiß nicht, wahrscheinlich ist es meine bestechende Persönlichkeit."
„Oder vielleicht haben Sie tatsächlich Sehnsucht nach Schmerzen."
„Oh ja, brillant, Mister Malfoy. Es ist mein geheimer Ergeiz, von unbeherrschten Halbstarken wie Ihnen gequält zu werden, deswegen bin ich überhaupt nur Lehrer geworden, konnten Sie sich das nicht denken?"
Tigris starrte ihn an, dann lachte er plötzlich. „Sie sind unfassbar, Snape. Haben Sie nicht den geringsten Respekt?"
„Vor Ihnen?" Snape verzog abfällig den Mund. „Niemals. Ich bin zu vielen weiseren und beeindruckenden Zauberern in meinem Leben begegnet. Sie sind nur ein Kind, das mit dem Feuer spielt."
„Es könnte Sie sehr leicht verbrennen."
Snape zuckte mit den Schultern und verkrampfte sich unwillkürlich, als Schmerz sein Rückrad entlang schoss. „Das wird es ohnehin. Ich denke kaum, dass es einen Unterschied macht, was ich sage."
„Hmm." Tigris musterte ihn nachdenklich. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie das wirklich glauben."
„Vielleicht nicht. Aber ich weigere mich, Sie zu respektieren. Gerade im Moment sind Sie nicht mehr als ein aus den Strängen geschlagener Schulrowdie, und ich weigere mich... ich weigere mich Sie in Ihren Allüren noch zu unterstützen."
Tigris presste die Lippen zusammen.
Snape hatte inzwischen Gelegenheit gefunden, sich zu orientieren. Er war in dem Seitenraum der Halle, in der sich die Schattengemeinschaft traf. Tigris musste ihn hier hinunter gebracht haben. Es ergab Sinn, da Tigris seinen Vorrat an Heiltränken hier aufbewahrte. Snape fragte sich beiläufig, ob er irgendwann einen davon bekommen würde, oder ob er darum betteln musste. Wie um seine Stimmung zu betätigen nahmen seine Kopfschmerzen noch einen Schlag zu.
Eine Weile herrschte schweigen und Tigris atmete lang und tief. „Ich verabscheue Sie.", sagte er dann. „Ich habe Sie von dem Moment an verabscheut, and dem ich Sie das erste Mal gesehen habe. Sie schaffen es jedes Mal, mich zur Weißglut zu bringen. Aber ich kann nicht abstreiten, dass Sie ein verdammt intelligenter Bastard sind, und Draco mag Sie. So ungern ich es auch eingestehe, Sie mögen Recht haben. Ich habe überreagiert. Mit Barny... und mit Ihnen wohl auch. Aber es ist jetzt zu spät, etwas zu ändern."
Snape lachte heiser. „Was für ein herzergreifendes Geständnis. Glauben Sie mir, diese Gefühle beruhen auf Gegenseitigkeit."
„Man sollte glauben, Sie hätten einen gewissen Selbsterhaltungstrieb. Ansonsten wundert es mich, dass Sie noch immer über der Erde sind.", sagte Tigris ruhig.
Snape grinste ironisch. „Oh, aber wie Sie sagten, mag Draco mich. Sie würden ihn nicht verärgern wollen, indem Sie mich umbringen."
„Vielleicht. Aber er wird darüber hinweg kommen, wenn ich Sie nur ein wenig foltere und verstümmele."
Snapes Grinsen erlosch. „Führt diese Unterhaltung irgendwohin? Wenn nicht, dann würde es mich freuen, wenn Sie mit dem fortfahren würden, was Sie zu tun beabsichtigen. Das, oder Sie geben mir einen Ihrer Heiltränke. Ich habe gelogen, wissen Sie. Ich finde Schmerzen nicht wirklich erbauend."
Tigris zögerte einen Moment, dann öffnete er den Vorratsschrank an der Seite und reichte Snape eine der enthaltenen Phiolen. Snape versuchte, sie zu greifen, und verzog das Gesicht, als er erfolglos war. Was immer es war, womit Tigris ihn verhext hatte, es war ein hässlicher Fluch.
Tigris öffnete das Fläschchen, und Snape ließ es widerstrebend zu, dass der Junge ihm den Trank einflösste. Wärme durchströmte seinen Körper und er fühlte mit Erleichterung, wie seine verkrampften Muskeln sich lockerten und wieder auf seine Anweisungen reagierten. Er setzte sich schwerfällig auf. Einen Augenblick lang drehte sich alles, und er schwankte, bis die Welt wieder ins Gleichgewicht geriet.
„Besser?", fragte Tigris.
Snape griff wortlos nach einem Kopfschmerztrank und nahm einen tiefen Schluck. Der Nebel hinter seiner Stirn klärte sich. Es machte es sehr viel einfacher, zu denken.
„Was nun?", fragte er, den Jungen vor sich musternd.
„Ich habe versucht, mich bei Ihnen zu entschuldigen, aber offenbar war ich erfolglos damit.", sagte Tigris. „Ich hatte nicht vor, Sie anzugreifen, und ich habe es auch jetzt nicht vor."
„Es würde Ihre Entschuldigung glaubhafter machen, wenn es Ihnen wirklich leid täte.", sagte Snape. Er hob die Hand, als Tigris etwas entgegnen wollte. „Sagen Sie nichts. Sie waren so herzerfrischend ehrlich gerade eben, es wäre traurig, das mit durchsichtigen Lügen zu zerstören." Er stand schwankend auf und stellte zufrieden fest, dass er sich auf den Füßen halten konnte. „Sie vertragen keine Kritik, soviel ist offensichtlich, und ich hätte das voraussehen sollen. Es gibt wirklich nicht viel mehr dazu zu sagen."
„Vielleicht brauche ich jemanden, der mich kritisiert.", sagte Tigris ernsthaft. „Jemand, der nicht zu rücksichtsvoll oder zu ängstlich ist die Wahrheit zu sagen."
Snape sah ihn ungläubig an. „Und dafür verhext wird? Nein danke, jemand anderes kann diesen Job haben."
„Ich will, dass Sie die Leitung der Gemeinschaft zusammen mit Fiona übernehmen."
„Was?" Snape war sich sicher, er hatte sich verhört.
„Sie sind die logische Wahl. Die Slytherins vertrauen Ihnen, und Sie werden länger hier sein als die paar Jahre bis zum Anschluss, wie Fiona und jeder andere, der den Posten übernehmen könnte."
„Sie verabscheuen es, wie sehr die Slytherins sich an mich wenden.", sagte Snape.
„Ja, und vielleicht ist das der allerbeste Grund. Ich habe diese Gemeinschaft nicht für meinen persönlichen Nutzen gegründet, wissen Sie? Ich tat es für Slytherin. Sie hatten Recht mit Barny, sosehr ich es auch hasse das zuzugeben. Ja, sehen Sie ruhig selbstzufrieden aus. Ich habe diesen Posten von Anfang an nicht gewollt. Ich... ich hätte diese Sache nicht so außer Kontrolle geraten lassen sollen. Ich bin mir nicht sicher, ob Sie dieser Aufgabe besser gewachsen sind als ich. Um ehrlich zu sein, es fällt mir schwer zu glauben, dass Sie sehr viel besser mit Autorität umgehen können, aber ich hoffe, Fiona hat genug Selbstbewusstsein, Ihnen Paroli zu bieten. Ich muss zugeben, ich bin froh, dieses Jahr zu gehen. Sie mögen es nicht glauben, aber ich kenne meine Schwächen."
Snape war überrascht. Er hatte nicht so viel Einsicht von dem arroganten Jungen erwartet, aber dann, es war leichter, Fehler einzusehen die offensichtlich geworden waren. Dennoch, es überraschte ihn um so mehr, welche Konsequenzen Tigris daraus gezogen hatte. Er machte sich nichts vor, Tigris hatte allen Grund zu glauben, dass er seine Position missbrauchen würde. Er hatte es in der Vergangenheit getan. Aber niemals gegenüber seinen Slytherins, und er hatte nicht vor, das zu ändern. Er sprach den letzten Gedanken laut aus.
Tigris nickte. „Ja, Sie sind fair uns gegenüber, auch wenn es nicht immer leicht fällt das einzusehen." Er sah Snape nachdenklich an. „Ich... brauche Sie, Professor. Ich verabscheue Sie, und ich respektiere Sie nicht sonderlich, nicht offensichtlich zumindest, aber... vielleicht kommt das daher, dass Sie so verdammt ehrlich mit dem sind, was Sie denken. Ich brauche jemanden, der ehrlich zu mir ist."
Snapes Mundwinkel zuckten. Tigris glaubte, er wäre ehrlich ihm gegenüber? Ja, vielleicht hatte er ihm Grund gegeben, das zu glauben. Es gab ohne Zweifel Dinge, bei denen er ehrlich war. Wenn der Junge jedoch wirklich glaubte, er könnte ihm vertrauen, war er ein unglaublicher Narr. Selbst Lucius wusste es besser. Aber wer war er, zu protestieren, wenn es zu seinem Vorteil war? Es war schließlich immer die Dummheit anderer gewesen, die ihm half zu Überleben.
„Ich denke, diesen Gefallen kann ich Ihnen tun.", sagte Snape. „Ich habe sicherlich kein Problem damit, Ihnen zu sagen, was für ein Idiot Sie sind."
Tigris lachte trocken. „Glauben Sie ja nicht, das gibt Ihnen das Recht, mich ungestraft zu beleidigen, wann immer sie wollen. Ich weiß es besser, als Sie davon abhalten zu wollen, aber Sie wissen ja, wir haben genug Heiltränke hier."
Snape zog eine Braue hoch. „Leere Drohungen. Sie müssen noch üben in der Rolle des narzisstischen kleinen Despoten, aber Sie sind auf einem guten Weg dahin."
Tigris verzog das Gesicht. „Sie haben im nächsten Jahr genug Gelegenheit, mir ein Vorbild zu geben. Schließlich gefallen Sie sich doch schon seit Jahren in dieser Rolle, oder nicht?"
„Nein, das ist Lucius. Ich begnüge mich mit der des verbitterten, griesgrämigen Mitläufers am Seitenrand. Die Aufmerksamkeit die man dadurch erregt ist weitaus ungefährlicher."
Tigris warf ihm einen misstrauischen Blick zu, dann lachte er. Bedauerlich. Ein zu kleiner Fisch. Snape hatte nichts anderes erwartet.
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Die NEWTs verstrichen wie ein Traum, alles woran sich Tigris später erinnern würde, war die allumfassende Anspannung, die ihren ganzen Jahrgang beherrschte, das Brüten über noch immer unvollständig erscheinenden Unterlagen und fieberhafte Diskussionen darüber, was wohl gefragt werden würde, und „hast du dich mit diesem Thema schon beschäftigt? Bei Merlin, denkst du wirklich, das wird drankommen?" – und dann war es vorbei. Ein paar Stunden des Schreibens ellenlanger Pergamentrollen, bis seine Hand sich um den Griffel verkrampfte, die skeptischen Blicke uralt erscheinender Zauberer und Hexen, die sich langsam zu Anerkennung verformten, und alles was übrig blieb war das Warten auf die Entscheidung, die ihrer aller weiteres Schicksal bestimmen würde. Dumbledore zwinkerte seelenruhig vor sich hin, während die Zukunft in der Schwebe hing, und Tigris nahm sich vor, wenn er Tracey noch einmal mehr sagen hören würde „Ich habe es verhauen. Ich weiß die Prüfer hassen mich.", würde er sie mit bloßen Händen erwürgen, in der Mitte der großen Halle, vor aller Augen.
Dann schließlich kamen die Eulen des Verhängnisses zu ihnen allen herabgeschwebt, und als er die ungebrochene Reihe der „Ohnegleichen" sah, die seine und Dracos Urkunden zierte, sagte Tigris im Brustton der Überzeugung, dass er die ganze Zeit nichts anderes erwartet hatte. Er glaubte es beinah selbst.
Dennoch konnte er es nicht über sich bringen, Tracey für lächerlich zu halten, die ihre Pergamentrolle glücklich schluchzend an sich klammerte, und dabei strahlte wie ein Honigkuchenpferd.
Selbst Vincent und Gregory präsentierten jeder ihre drei NEWTs mit Stolz und es gab zumindest in Slytherin keinen, der nicht mit vollem Herzen die Party mitfeierte, die bis in die späten Morgenstunden dauerte. Dass die große Halle tatsächlich in Grün und Silber hervorragend aussah, war nur der letzte Schliff an einem der großartigsten Tage seines Lebens. Tigris würde ihn für immer in Erinnerung behalten.
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Mme. Pomfrey rückte ihren Kittel zurecht, auf seltsame Weise besorgt und selbstzufrieden zugleich. „Sind Sie sicher?", fragte sie zum wohl tausendsten Mal.
Draco sah sie mit trockenem Amüsement an. „Sind Sie denn sicher, Madame? So oft wie Sie fragen könnte man zu dem Schluss kommen..."
„Natürlich bin ich sicher.", unterbrach sie ihn beleidigt. „Ich habe mir schließlich nicht umsonst Arm und Bein ausgerissen, oder? Ich schwöre, wenn ich nur noch eins dieser furchtbaren Zitronenbonbons essen muss..."
Draco lachte leise. „Sehen Sie. Wie könnte ich mich da widersetzen?"
Sie bedachte ihn mit einem prüfenden Blick und er seufzte. „Ich bin erwachsen, Mme. Pomfrey. Ich weiß, was ich tue, und ja, ich bin sicher. Machen Sie sich keine Sorgen, es wird alles gut verlaufen, glauben sie mir."
Draco setzte seine Unterschrift schwungvoll und ohne zu Zögern auf das Pergament und fragte sich, ob er es selbst glaubte.
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Zwinkernde blaue Augen betrachteten Tigris über die Ränder einer halbmondförmigen Brille und es gab ihm ein grenzenloses Gefühl der Befriedigung, dass dies sehr wahrscheinlich das letzte, allerletzte Mal war, dass er in diesem verdammten Büro saß. Der alte Mann vor ihm war ein Relikt, und schon bald würde er ihn hoffentlich vergessen.
„Weißt du bereits, was du nun tun wirst, nach dem du Hogwarts mit so hervorragenden Noten abgeschlossen hast?", fragte Dumbledore.
„Oh, ich weiß nicht...", sagte Tigris leichthin. Er konnte es nicht über sich bringen, diese Gelegenheit ungenutzt verstreichen zu lassen. „Ich hörte, Mister Borgin ist auf der Suche nach einer Aushilfskraft, vielleicht hat er Interesse an mir."
Dumbledores Zwinkern ließ ein wenig nach. „Das wäre eine wahrhafte Vergeudung deines Potentials.", sagte der alte Zauberer.
Tigris verzog das Gesicht. „Will ich wissen, was Sie für einen geeigneten Einsatz dieses Potentials halten würden? Ich denke nicht, oder? Nicht dass es Sie etwas angeht, aber Mme. Ringwood hat mir einen Lehrlingsvertrag angeboten. Ich habe mich entschieden, bei ihr für meinen Meisterbrief in Artefaktkunde in die Lehre zu gehen, und vielleicht einen Magister, wenn Meister Akela sich bereitfindet."
„Ein ehrgeiziger Vorsatz." Es war nicht zu sagen, ob Dumbledore erfreut darüber war oder nicht.
„Nun, ich bin nicht umsonst ein Slytherin.", erwiderte Tigris mit Unwillen.
„Du wirst einen Meister in Tränkekunde brauchen, wenn ich mich nicht irre.", sagte Dumbledore zwinkernd. „Kann ich dann damit rechnen, dich in Zukunft öfter hier zu sehen?"
Tigris versuchte sich krampfhaft an die sehr seltenen Momente zu erinnern, in denen er den einmischungsfreudigen alten Greis vor ihm nicht hasste. „Wir werden sehen."
„Ich denke, es ist anzunehmen, dass du deinen Bruder hin und wieder besuchen wirst."
Tigris sah Dumbledore verwirrt an. „Was meinen Sie damit?"
„Oh, hat er es dir nicht gesagt?", fragte Dumbledore reuelos. „Nun dann, es ist nicht an mir, es dir mitzuteilen, ich entschuldige mich."
„Mir was mitzuteilen?", fragte Tigris mit zusammengekniffenen Augen. „Was haben Sie diesmal getan, alter Mann?"
Dumbledore begegnete ihm mit einem langen, betrübten Blick. „Es gab einmal eine Zeit, in der du wusstest, dass du mir vertrauen kannst."
„Und welch ein Narr ich war.", entgegnete Tigris mitleidslos. „Sie wollen es mir nicht sagen? Fein, ich bin sicher, Draco sagt es mir selbst. War das alles, weswegen Sie mich hergerufen haben? Wenn ja, ich versichere Ihnen, ich kann es nicht erwarten zu gehen."
Dumbledore seufzte. „Ich wollte nur, dass du weißt, dass meine Tür dir immer offen steht, Har... Tigris. Du magst bestrebt sein, die Vergangenheit zu vergessen, aber ich werde sie immer in Ehren halten... für uns beide."
„Wie rührend von Ihnen." Tigris erhob sich. „Ich verabschiede mich. Ich muss gestehen, ich sage ohne Bedauern nicht ‚Auf Wiedersehen'."
Er ging.
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An dem Tag, an dem sie Hogwarts verließen war strahlender Sonnenschein. Es war, als wollte sich die alte Burg noch einmal in ihrem schönsten Licht präsentieren. Tigris war überrascht, dass er am Ende doch einen Funken Wehmut fühlte. Dumbledore hatte Recht, er würde zurückkehren. Snape hatte eingewilligt, ihn für den Tränketeil seiner Magisterarbeit zu unterrichten. Tigris war sehr zufrieden darüber, es würde ihm die Möglichkeit geben, die Schattengemeinschaft im Auge zu behalten. Hogwarts war Schauplatz einiger der schönsten und der schlimmsten Ereignisse in seinem Leben gewesen, es verwunderte wohl nicht, dass er ein wenig traurig war, es zu verlassen.
Ein neuer Abschnitt seines Lebens begann, und er wusste noch nicht genau, wohin er ihn führen würde. Aber Tigris wusste, damals, als er als Elfjähriger das erste Mal diese Mauern betreten hatte, hätte er sich was immer ihn erwartete niemals vorgestellt.
Tigris' Blick ging unwillkürlich zu seinen alten Freunden hinüber, die mit ihnen zusammen auf den Zug warteten. Ron und Dean begannen ihre Aurorenausbildung, das wusste er. Die beiden hatten lautstark genug davon berichtet. Wie sie es all den dunklen Zauberern so wie Tigris zeigen würden. Es schien, sie wollten eigenhändig die Zaubererwelt von allem Übel befreien. Nun, man würde sehen.
Ginny und Hermione standen in einer engen Umarmung und flüsterten sich gegenseitig Worte zu, die nur sie hörten. Es war das erste Mal, dass Tigris die beiden so offensichtlich zusammen sah. Es überraschte ihn. Hermione war schließlich muggelgeboren, und er hatte oft genug die Vorurteile von Ihresgleichen mitbekommen. Aber wie es schien, war Hermione wie immer die Ausnahme. Tigris lächelte unwillkürlich. Sie begann eine Karriere im Ministerium, in der Abteilung für internationale Zusammenarbeit. Sein Vater hatte sich darüber aufgeregt, wie sehr die Standards im Ministerium nachließen. Anscheinend wurmte es Lucius, dass eine Muggelgeborene eine Stelle erhielt, mit der er einmal angefangen hatte. Bekommen hatte er sie offensichtlich nur durch Geld und Beziehungen, aber Hermione brauchte das alles nicht. Sie war Hexe genug, um es selbst zu erreichen.
Tigris war dankbar, dass sie in Reichweite bleiben würde. Im Ministerium würde sie sicher sein... so sicher zumindest, wie eine muggelgeborene Hexe mit Beziehungen zu den Phönixern in diesen Zeiten sein konnte.
Er verlor die beiden Mädchen aus den Augen, als der rote Zug einfuhr, und alles zu den Einstiegen drängte. Tigris hatte Draco noch immer nicht zu seiner Unterhaltung mit Dumbledore gefragt. Er hoffte, sein Bruder hatte nichts Törichtes getan. Aber das hatte Zeit, bis sie zuhause ankamen.
Tigris warf einen letzten Blick zu der Burg zurück und bestieg den Hogwartsexpress zum allerletzten Mal, als seine Schulzeit wirklich zuende ging.
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„Ah, Fragen! Fragen!" Die Muse Thalia hüpft aufgeregt auf und ab und schwenkt einen dicken Stapel Papier.
Robin betrachtet sie amüsiert. „Komm zur Sache, Liebes. Gib mal her." Er nimmt ihr den Stapel aus der Hand und beginnt zu lesen.
„Nummer eins: Hat Tigris diesen allergischen Schock bekommen, da der größte Feind eines Basilisken ein Hahn ist? Ich hab mal gelesen dass ein Basilisk nur durch den Schrei eines Hahnes getötet werden kann und da passt Hahnenzunge ja sehr gut..."
Thalia betrachtet interessiert eine Wolke die strategisch günstig über ihr schwebt. „Ah, was für eine SCHÖNE Frage..." Sie pfeift vor sich hin.
Robin zieht eine Braue hoch, und liest weiter.
„Nummer zwei: Das mit der Animagusverwandlung wird aber noch oder?"
Thalia schüttelt heftig ihren Kopf und ihre langen Haare klatschen Robin ins Gesicht. „Nein, das ist nichts, das war nichts und das wird auch nichts."
Robin grummelt und reibt sich die Augen.
„Nummer drei: Wie kommt es, dass der sonst so sichere Tigris, der immer alles unter Kontrolle hatte, und vor allem sich selber, scheinbar mehr und mehr diese Kontrolle zu verlieren scheint?
Natürlich, er wird dabei auch wieder menschlicher, aber das ändert ja nichts daran, dass er oft unvorbereitet von absehbaren Ereignissen überrascht wird. Liegt es daran, dass er sich immer seltener in einen Basilisken verwandelt?"
Thalia klatscht in die Hände. „Ah, welch eine wunderbare und komplizierte Frage. Es liegt vielleicht daran, dass er sich nicht in einen Basilisken verwandelt. Aber die entscheidenderen Gründe sind denke ich andere. Der wichtigste ist, dass ihr ihn nun öfter aus den Augen von anderen seht. Wenn man im Nachhinein auf die Ereignisse im Teil eins zurückblickt, hatte Tigris wirklich alles so unter Kontrolle? Sind die Ereignisse jetzt wirklich alle für Tigris so absehbar? Es ist ein gewisses Dilemma, vor dem man als Autor steht. Vor einiger Zeit hat mir jemand geschrieben, es passieren in dieser Geschichte oft Dinge, für die man die Erklärung erst viel später erfährt, und das ist frustrierend. Das kommt unter anderem vor allem daher, dass Tigris sie nicht kennt. Aber wenn man als Leser weiß, was Draco, Lucius oder Snape denken, dann sieht man Tigris ein wenig anders als er sich selbst... Denk mal darüber nach. Schließlich, aber nicht letztlich, gibt dann noch den Spruch vom Raben, der unter Spatzen König ist. Tigris hat seine Karten gegenüber Lucius und Snape inzwischen ziemlich offengelegt, sie werden ihn kaum erneut unterschätzen. Er beginnt nun langsam, mit den großen Jungs zu spielen... auch wenn er selbst denken mag, dass er das schon lange meisterhaft kann."
Robin blättert.
„Und noch eine: Warum kommt denn Sarin, unsere Lieblingsschlange, nur noch so nebensächlich vor?"
Thalia sieht schuldbewusst drein. „Weil, ich muss es zugeben, sie keine wichtige Rolle in der Handlung spielt. Man wird wieder mehr von ihr sehen, wenn sich das ändert. Es ist nichts anderes als mit Sceolaing. Sie sind da, Tigris sieht sie auch, aber mehr ist eben nicht." Sie zuckt entschuldigend mit den Schultern.
„Okay, weiter: Woher kommt der Name Tigris denn nun?"
Die Muse grinst unwillkürlich. „Das wurde noch nicht erraten. Auch wenn wir so viele schöne Vorschläge bekommen haben. Tja... Aber wenn ich mich richtig erinnere ist HermyBookworm der Sache schon einmal sehr nahe gekommen."
„Hier ist die nächste: Wie hat es Voldemort geschafft, unsterblich zu werden?"
Thalia sieht Robin lächelnd an. „Ah, das ist die Frage, nicht wahr? Er hat mit Sicherheit etwas getan."
Robin sieht sie etwas frustriert an, aber blättert weiter. „Okay, etwas weniger ernstes: Wie sind denn Hermione und Ginny zusammengekommen?"
„Hermione hat Ginny zu sich eingeladen und sie haben die Sommerferien in Frankreich verbracht. Es steht in Teil 1, wenn auch nur am Rande."
„Okay, letzte Frage. Wann benutzt Harry endlich mal wieder seine coolen Fähigkeiten? In anderen Worten, kommt demnächst mal wieder ein wenig Aktion?"
Thalia kichert. „Keine Sorge, das kommt alles. Vielleicht anders als ihr erwartet, aber wer weiß. Im Augenblick erinnert er noch an ein großes, ungelenkes Fohlen. Aber er wird bald laufen lernen."
Robin verbeugt sich schwungvoll. „Nun dann, bis zum nächsten Mal. Hoffentlich früher als dieses Mal, aber versprechen können wir nichts. Ihr seid die Besten! Auf bald!"
Er hakt sich bei Thalia ein und die Beiden verschwinden mit einem „Popp".
