Disclaimer:
Wetten was? Dass Harry Potter JKR gehört? Jederzeit.
Ich hasse dich.
Tun sie das nicht alle?
Schatten der Wahl
16. Denn sie wissen nicht, was sie tun
„Nein, nein, nein, du kleiner Tölpel." Der Mann vor ihm warf in einer ungeduldigen Geste sein lockiges braunes Haar zurück. „Steh auf! Steh auf, sage ich!"
Tigris stemmte sich mit zusammengebissenen Zähnen in die Höhe. Als Rabastan Lestrange hereinspaziert war, mit seinem Stab herumfuchtelnd wie ein Mädchen mit einem Triangelschlägel, hatte Tigris auf der Stelle entschieden, dass er nichts als ein aufgeblasener Pfau war, Gilderoy Lockhart in Schwarz. Das hatte sich als ein schwerwiegender Fehler herausgestellt.
Es musste angenehmere Arten geben, seine Ferien zu verbringen. Verdammt, er hatte gerade die Schule abgeschlossen. Als Schulabgänger sollte man Spaß haben, von Mädchen umschwärmt werden und die Kneipen in London unsicher machen. Nirgendwo stand geschrieben, dass man sich von einem Geck in Stiefeletten und Seidenhandschuhen verhexen lassen musste.
Andererseits, wahrscheinlich war es im Kleingedruckten, wenn man sich dem Dunklen Lord anschloss. Zu dumm, dass Tigris sich nie darum gekümmert hatte, den Vertrag zu lesen.
„Worauf wartest du?", rief Lestrange. „Auf den ersten Schnee? Weiter, weiter, weiter!"
Tigris unterdrückte ein genervtes Stöhnen, und versuchte sich an dem, worin er die letzten zwei Stunden spektakulär versagte – unsichtbar und unhörbar an Lestrange vorbei zu kommen, während dieser dabei war, ihn zu verhexen.
Tigris hatte genügend über die notwendigen Zauber gelesen, dass es ein leichtes sein sollte, aber leider war dem nicht so. Lestrange musste Werwolfsblut in sich haben oder so etwas. Es war einfach unnatürlich, wie er in der Lage war, jeden von Tigris' Zaubern zu umgehen. Es war, als ob er ihn riechen konnte.
Wo waren die Zeiten hingekommen, als Tigris mit seinem Unsichtbarkeitsmantel überall hin kam, wo er wollte?
Damals hatte es keine aufgeblasenen Zauberer gegeben, die unfairer Weise Dunkle Magie benutzten, von der Tigris noch nie im Leben gehört hatte. Denn das war die einzige Erklärung dafür, wie Lestrange es schaffte, jeden einzelnen seiner Zauber zu durchschauen.
Tigris konzentrierte sich. Er apparierte lautlos, etwas das ihm nach einer Stunde der Erkenntnis, dass Lestrange verdammt viel schneller war als die Schüler von Hogwarts, schließlich gelungen war. Zur selben Zeit rief er die Zauber auf, die alle Geräusche, Gerüche, magische Signaturen, alle verdammten Schwingungen der Luft die er erzeugte verschwinden ließen. Und ihn unsichtbar machten natürlich. Er sollte unsichtbar sein. Er sollte bei Merlin inEXISTENT sein.
Diesmal dauerte es drei Minuten, bis Lestrange ihn mit einem Fluch traf. Sein Rekord bisher.
„Hörst du überhaupt zu, was ich sage?", zeterte Lestrange. „Du musst dich anstrengen. Anstrengen! Warum unser Lord jemanden der so erbärmlich unfähig ist wie du in seine Dienste aufgenommen hat, übersteigt meine einfachen Begriffe!"
Tigris stemmte sich hoch – und fragte sich, ob der Dunkle Lord sehr unglücklich darüber wäre, wenn er ein Mitglied seines Inneren Kreises in einen Truthahn verwandelte, und die Hauselfen anwies, ihn zum Abendessen zu servieren.
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Sechs Wochen nach Litha fand Tigris endlich Gelegenheit, seinen neuen Status als Maturant zu genießen und Diagon Alley unsicher zu machen. Sein Vater hatte ein Verlies in Gringotts auf Tigris' Namen eingerichtet, und eine hübsche Menge Galleonen darin hinterlegt. Eigentlich war das Verließ dazu gedacht, Tigris' zukünftige Einkünfte aufzunehmen. Das Gold darin war nur ein Zeichen der Eitelkeit, da, wie sein Vater sagte‚ Malfoys keine leeren Verliese besaßen – und um die Kobolde wohlwollend zu stimmen. Wie auch immer, Tigris hatte endlich einen guten Batzen Geld zu seiner freien Verfügung, und er hatte vor, eine Menge davon auszugeben.
Seine Mutter gab Geld aus, wenn sie frustriert war, also warum sollte Tigris es nicht auch tun? Die letzten Wochen hatten ihm wahrlich allen Grund zur Frustration geliefert. Wenn er nicht Voldemorts Botenjunge spielte, diente er als Prügelknabe für die Todesser aus seinem Inneren Kreis. Da, wie der Dunkle Lord sagte, Tigris erst lernen musste nützlich zu sein, bevor er von ihm selbst unterrichtet wurde. Er nannte es Training. Tigris nannte es eine kreative Art der Folter. Oh, er lernte etwas, so war es nicht. Die meisten im Inneren Kreis waren nicht umsonst dort. Aber das Wichtigste, was sie ihm offenbar beizubringen versuchten, war, dass er ein kleines Nichts war, dessen Lebenszweck darin bestand, ihre Genialität und Überlegenheit zu bewundern. Spätestens am dritten Tag war Tigris von dem inbrünstigen Wunsch erfüllt gewesen, sie alle in die tiefsten Tiefen der Hölle zu schicken. Inzwischen war er soweit, dass er ernsthafte Pläne schmiedete, dies in die Tat umzusetzen.
Da dies jedoch einen heftigen Rückschlag für alle seine Pläne bedeutet hätte, musste er sich damit begnügen, seines Vaters Gold auszugeben – und auszuprobieren, wie viele Kneipen in Diagon und Knockturn man an einem Abend unsicher machen konnte, bevor man trotz einer Handvoll Galleonen hinausgeschmissen wurde. Jedenfalls hatte er das vor, als er mit zielstrebigen Schritten durch Knockturn Alley schritt.
Er hatte ein paar der obskureren Läden dort durchforstet, und war bisher recht zufrieden mit seinen Erwerbungen. Einige Bücher, die selten und unverschämt teuer gewesen waren – aber hey, es war seines Vaters Geld – und einige obskure Artefakte, welche, mochte man Borgin glauben, mit komplizierten Flüchen bedacht waren und aus der Keltenzeit stammten. Tigris freute sich schon darauf, sie genauer zu untersuchen.
Während Tigris noch nach der nächsten zwielichtigen Spelunke Ausschau hielt, fiel sein Blick auf das verwaschene Aushängeschild von ‚Gred & Forge's', und er hatte eine wahrlich brillante Idee. Etwas, was ihn noch mehr aufheitern würde, als sich ausgiebig zu betrinken und es auf das Titelblatt des Tattler zu schaffen, bevor sein Vater die Redakteure bestechen konnte.
Er grinste, sah sich kurz um, und öffnete dann zielstrebig die Tür.
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Der Raum den er betrat war düster. Die Regale an den Wänden wirkten schief und staubig, und merkwürdige, teils unheimliche Dinge türmten sich in ihnen. Die spinnenartigen Geräte in der obersten Reihe schienen boshaft auf Tigris hinunter zu starren, und wenn er genau hinsah, glaubte er sie in den Schatten an der Wand hinunter krabbeln zu sehen.
Entweder war dies die Quintessenz all dessen, was Knockturn Alley ausmachte, oder eine sehr subtile Verspottung davon. Wie er die Zwillinge kannte, vermutlich beides.
„Ah, ein Kunde.", sagte plötzlich eine hohle Stimme direkt über seiner Schulter.
Tigris fuhr zusammen, und unterdrückte einen sehr unmännlichen Aufschrei.
Jemand kicherte hinterhältig, als er sich nervös umdrehte.
Eine Gestalt löste sich aus den Schatten. „Ich sehe, dass dir etwas fehlt...", sagte die Stimme in einem ominösen Tonfall. „Du bist auf der Suche... nach deiner anderen Hälfte..."
„Traco!", rief Fred – oder war es George – der plötzlich hinter einem der Regale auftauchte, eine strassbesetzte lila Brille auf der Nase, die sich schmerzhaft mit seinen roten Haaren biss. „Der dabei ist Vater zu werden, haben wir gehört. Hast du eine Stellungnahme dazu abzugeben?"
„Wir werden es niemanden weiter erzählen..."
„...bis auf Luna und Linda..."
„... und unserer guten Freundin Rita..."
„... aber nur weil sie eine so gute Kundin unserer „Die absolute Wahrheit"- Griffel ist."
„Fred! George!", sagte Tigris halb verärgert, halb amüsiert.
„Ja, Mama?", erwiderten die beiden unschuldig.
Tigris seufzte. „Dieses dämliche Mädchen ist nicht schwanger, sie ist nur eine ruhmesgeile Pute. Wie Vater dem Prophet bereits sagte."
Fred – Tigris war sich ziemlich sicher, dass es Fred war – schlang einen Arm um seine Schultern. „Nun ja, du weißt schon, der Daily Profit... man kann nicht wirklich für bare Münze nehmen, was er schreibt."
„Es sei denn natürlich, unsere liebe Freundin Rita führt die Feder..."
„... sie ist so ein süßer kleiner Käfer..."
Die Zwillinge grinsten sich zu.
„Man möchte sie ins Regal stellen und niemals wieder gehen lassen."
„Aber wie dem auch sei..."
„Wo bist du gewesen?"
„Wir dachten schon, Lucius wäre dich schließlich leid geworden und wir müssten dich aus einem entlegenen Loch ausgraben..."
„Fred hat schon die Spaten besorgt."
„Sie leuchten im Dunkeln."
„Wegen den finsteren, finsteren Abgründen, in denen Old Lucy sich immer herumtreibt."
Tigris lachte wider Willen. „Es tut mir leid.", sagte er dann. „Ich wollte euch schreiben, aber alles war ein wenig hektisch, mit den NEWTs, und dann Litha, und die Bewerbung für den neuen Job... ihr wisst schon."
„Genaugenommen..."
„Nein."
„Da wir nie etwas von all dem getan haben."
„Aber es klingt stressig..."
„Also wollen wir dir mal glauben."
George seufzte trübsinnig. „All diese großartigen Pläne der Rache, vergebens…"
„...und dabei gefiel mir besonders dieser eine so gut, der Malfoy Manor, eine Reihe rosa Ballettröckchen und unsere ‚Farbenfrohen Feuerwerke für Freudlose' enthielt."
„Ah ja, der war wirklich wundervoll.", stimmte George wehmütig zu.
Sie starrten einen Moment lang gemeinsam theatralisch ins Nichts, dann richteten sie ihre Blicke mit einschüchternder Konzentration auf Tigris.
„Aber sag uns, Bewerbung, das hört sich spannend an. Ein wahres Abenteuer, für jemanden der es nie getan hat."
„Du musst uns aufklären. Erzähl uns alles..."
Die nächsten Stunden verbrachten sie damit, sich gegenseitig zu erzählen, was seit ihrem letzten Treffen alles geschehen war. Tigris blieb natürlich bei der zensierten Version der Ereignisse.
Das Geschäft der Zwillinge lief offenkundig hervorragend. Sie hatten vor kurzem Zonko's aufgekauft, und hatten nun ihr Augenmerk auf den Kontinent gerichtet, da Bills Verlobte Fleur jemanden in Paris kannte, der an Handel mit ihnen interessiert war.
Sie köpften einige Flaschen Elfenwein, die die Zwillinge in ihrem Büro aufbewahrten, und Tigris erfuhr, was ‚Mondschein' für Zauberer bedeutete.
„Also braucht ihr kein Geld.", sagte Tigris. „Ich frage, da ich welches über hätte, und ich habe mir gedacht..."
„Du willst dich einkaufen?", fragte George.
„Das ist eine brillante Idee!"
Tigris grinste. „Ja, das dachte ich mir auch. Es liefert mir den perfekten Vorwand, mit euch in Kontakt zu bleiben."
„Das wird deinen alten Herrn ganz schön sauer machen."
„Es ist mein Geld.", sagte Tigris selbstzufrieden. „Er kann nicht das Geringste dagegen tun." Nun, genaugenommen war es das nicht. Aber das machte das Ganze nur umso lieblicher.
„Wir werden dir einen guten Rabatt geben."
„Da wir bei dir das Gefühl haben, als wären wir schon immer Partner gewesen." Fred zwinkerte ihm zu.
„Du kannst alle Freunde von Daddy zu uns schicken. Wir versprechen auch, sie nicht zu verhexen..."
„Nicht allzu sehr jedenfalls..."
„Das tust du doch, oder, Partner?"
„Mal sehen.", entgegnete Tigris amüsiert.
So gab Tigris sein restliches Geld aus, um einen Anteil an dem Geschäft der Zwillinge zu erwerben, der ein Vielfaches dieser Summe wert war. Die Zwillinge waren offenkundig hoch erfreut darüber, ihm etwas von dem zurückzugeben, was sie glaubten ihm zu schulden.
„Es ist gut, dich mal wieder zu sehen.", sagte Fred mit uncharakterischem Ernst, als der Abend vorangeschritten war. „Die Dinge sind ziemlich angespannt in der letzten Zeit. Bekommst du irgendetwas mit in Malfoy Manor? Ich könnte mir vorstellen, du bist da noch viel näher dran als wir."
Tigris wusste auf der Stelle, was Fred meinte. Er schüttelte den Kopf. „Lucius behält das ziemlich für sich. Es ist schwer zu glauben, erinnert man sich, wie Draco sich in der Schule verhalten hat, aber er redet nicht wirklich über diese Dinge. Sicher, man merkt, dass etwas vor sich geht, aber ich kann ihn nicht gerade direkt fragen."
„Nicht einmal Vermutungen?", hakte George nach.
Tigris schüttelte den Kopf. „Vielleicht liegt es auch an mir. Aber ich denke, er will auch Mutter da raus halten. Sie mag es nicht, wisst ihr... aber sie macht beide Augen zu."
„Hm.", brummte George. „Sie ist eine Black, es ist schwer zu glauben."
„Sirius war auch ein Black."
„Ja, aber Sirius war die Ausnahme. Sie dir seine Mutter an."
„Kann es Narcissa nicht auch sein? Tonks ist ihre Nichte."
„Ja, aber sie hat Lucius geheiratet."
„Sie ist meine Mutter."
„Ja, aber du bist nicht wirklich ein Malfoy. Du bist mehr ein Weasley als ein Malfoy, wenn überhaupt."
Tigris lächelte. „Sie ist trotzdem meine Mutter."
„Ja...", meinte Fred unsicher.
„Die alte Truppe ist recht rege gewesen, in der letzten Zeit.", sagte George. „Sie haben uns schließlich reingelassen, nun, da wir auf eigenen Beinen stehen. Außerdem, wir haben gezeigt, dass wir mit den Schwarzkutten fertig werden, nicht, Fred?"
Fred nickte energisch. „Diese Feiglinge lassen den Fuchsbau in Zukunft in Ruhe, das ist mal sicher."
„Der Fuchsbau wurde angegriffen?", fragte Tigris alarmiert. Davon hatte er nichts gewusst.
„Sie haben es versucht. Ein paar Monate ist das her." Fred lachte beißend. „Aber da sind sie an die Falschen geraten. Direkt in eine Reihe unserer besten Produkte gelaufen sind sie, ein nettes kleines Feuerwerk ist das gewesen."
George nickte grimmig. „Nur schade, dass für die Auroren nichts mehr übrig war. Die Kutten haben Fersengeld gegeben, sowas hast du noch nicht gesehen. Für die Zukunft haben wir ein paar neue Überraschungen parat. Das nächste Mal kann sie sich das Ministerium bei uns abholen, verpackt und verschnürt."
„Die sind kein zweites Mal so dumm.", meinte Fred.
„Wer weiß." George lächelte boshaft. „Voldy Moldy sucht sie nicht gerade nach Intelligenz aus, oder?"
Fred lachte. „Nun, das ist wahr."
„Was ist mit Molly und Ginny?", fragte Tigris besorgt.
„Ginny war in Hogwarts.", wehrte Fred beruhigend ab. „Und Mum ist sicher im Potter-Haus. Das Ding hat so viele Schutzzauber, da trauen sie sich nicht ran. Dumbledore hat selbst noch mal nachgesehen."
„Das ist gut.", sagte Tigris, doch innerlich war er noch immer beunruhigt. Warum hatten sie die Weasleys überhaupt angegriffen? Er hoffte wirklich, es hatte nichts mit Rons törichtem Angriff auf Draco zu tun. Deans Familie war Blaises Idee gewesen. Aber Tigris wusste auch, die Thomases waren nicht seines Vaters erste Wahl, hätte er die Entscheidung getroffen.
„Gin kann auf sich aufpassen.", bekräftigte George. „Sie ist ein Heißsporn, das weißt du doch. Sie wird Ron bei den Auroren noch den Rang streitig machen, das kannst du wohl glauben. Sie hat den gleichen Ehrgeiz, aber sie hat mehr Grips."
„Ich wusste nicht, dass Ginny auch zu den Auroren will.", sagte Tigris überrascht und ein wenig beunruhigt. Ron störte ihn nicht sehr, Ron hatte er schon lange abgeschrieben, aber Ginny? Ginny wollte er gewiss nicht eines Tages gegenüberstehen.
„Oh ja, das hat sie schon seit einiger Zeit fest vor. Hermione ist davon zwar nicht so begeistert, aber in diesem Fall bleibt Gin hart."
Tigris presste die Lippen zusammen. George deutete seinen Gesichtsausdruck falsch.
„Unser Angebot steht noch immer.", sagte er. „Du kannst zu uns kommen, wenn du es leid bist. Wir nehmen sogar dein Anhängsel mit auf, wenn er sich überzeugen lässt."
„Es muss frustrierend sein, nach allem was du erlebt hast plötzlich auf die Zuschauertribüne verbannt zu sein."
„Nun ja...", murmelte Tigris. „Ich kann es nicht tun, das wisst ihr. Es ist nicht möglich. Außerdem, Draco würde niemals..."
„Ja, der Klotz am Bein.", sagte Fred missmutig.
„Er ist kein...", begann Tigris ärgerlich, dann unterbrach er sich. „Lasst uns einfach über etwas anderes reden, okay?"
Die Zwillinge sahen sich an. „In Ordnung.", sagte Fred dann. „Dumbledore denkt, Voldemort plant wieder etwas Großes in der nächsten Zeit. Er ist ziemlich lange ruhig gewesen nach dieser Aktion in Hogwarts. Es hat ein paar kleinere Anschläge gegeben, aber das waren wahrscheinlich nur Schwarzkutten, die sich langweilten. Nichts wirklich Organisiertes. Er versucht, es dem Ministerium begreiflich zu machen, aber die sind träge wie immer."
„Bones ist auf unserer Seite, aber sie ist noch immer nur provisorisch im Amt.", sagte George. „Eigentlich hätte es längst einen Termin für Neuwahlen geben müssen, aber jemand im Ministerium sperrt sich dagegen."
„Du hast nicht vielleicht mitbekommen, was Lucius da treibt?"
Tigris schüttelte den Kopf. Dies konnte er ganz ehrlich beantworten. „Ich habe keine Ahnung, was Vater im Ministerium macht. Offengestanden, es interessiert mich auch nicht besonders. Ich habe es nicht besonders mit Politik."
Fred lachte. „Nein, du warst schon immer mehr der handfeste Typ."
„Der Hippogreife befreit und eigenhändig das Ministerium stürmt."
Tigris grinste. „Ich bin vernünftiger geworden."
„Wie langweilig."
„Die Leute haben einfach keinen Spaß mehr. Es juckt uns schon seit langem in den Fingern, mal an ein paar strategischen Punkten etwas Chaos zu veranstalten, aber Dumbledore macht da nicht mit."
George verzog das Gesicht. „Er sagt, das ist nicht die Vorgehensweise des Ordens. Wir sind eine defensive Gruppe." Er verdrehte die Augen.
Tigris atmete tief durch. „Seht mal, ihr zwei, ich sag das nur einmal, okay? Es ist nicht, dass mich das nicht interessiert, aber ihr solltet vielleicht ein wenig zurückhaltender sein bei dem was ihr mir sagt. Ich bin nicht im Orden, ich bin ein Außenseiter."
Fred lächelte. „Sei doch nicht immer so verdammt nobel, Tigris. Wir wissen doch alle, wenn einer das Recht hat, Bescheid zu wissen, dann du. Dumbledore hat dich lange genug aus allem herausgehalten, wir waren nie wirklich einverstanden damit."
Tigris biss die Zähne zusammen. „Das ist es ja, ich bin nicht mehr so beteiligt wie früher. Ich bin offensichtlich nicht derjenige, für den Dumbledore mich gehalten hat. Ich kann nicht wirklich etwas für die Sache tun, vielleicht ist es wirklich besser, wenn ich ganz draußen bleibe. Ich bin ein Malfoy. Ich will damit nicht sagen... Ich meine, was, wenn mein Vater mich fragt, worüber ich mit euch geredet habe?"
„Du bist inzwischen ein guter Okklumens, oder?", entgegnete Fred. „Dieser Zauber, George und ich haben ihn getestet, und es gibt keinen Trank den wir kennen, der ihn aufheben kann, nicht mal Veritaserum. Also machen wir uns da keine Sorgen, wirklich."
George legte ihm die Hand auf die Schulter. „Hab mehr Selbstvertrauen, Tigris. Du hast ein Recht, Bescheid zu wissen."
Tigris seufzte innerlich. Die Zwillinge waren doch sonst so clever, warum mussten sie in seinem Fall so vertrauensselig sein? Er trank einen Schluck Wein. „Habe ich das? Wie ich schon sagte, ich bin ein Außenseiter."
„Aber du bist ein Sonderfall, Tigris. Wir wissen, dass wir dir vertrauen können."
Tigris trank einen weiteren Schluck Wein. „Fein. Aber sagt nicht, ich hätte euch nicht gewarnt."
Fred lachte und rubbelte ihm mit der Hand durch die Haare, wie einem kleineren Bruder. Tigris wurde mit einem Gefühl der Übelkeit bewusst, dass das wahrscheinlich wirklich war, als was die Zwillinge ihn sahen. Ihr kleiner Bruder, der nichts falsch machen konnte.
„Wenn sich herausstellt, dass du das ultimative üble Böse bist, versprechen wir dir, wir legen dir Fische in dein Bett und hexen deine Haare grün, großes Zigeunerehrenwort."
„Das ist beruhigend.", erwiderte Tigris sarkastisch, und leerte sein Glas in einem Zug.
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Die ersten Tage seiner Ausbildung waren hektisch. Tigris kannte natürlich bereits vieles von seinem Praktikum, und die Leute hatten sich nicht verändert. Nun hatte jedoch alles eine ernstere Note gewonnen, und er hatte entscheidende Aufgaben, welche ihn zum einen stolz machten die Verantwortung zu tragen, zum anderen aber auch nervös, weil er sich darüber klar wurde, wie viel von seiner Arbeit abhing. Nach den ersten Wochen gewöhnte er sich daran, und die Neugier auf die vielen neuen Dinge die er lernte begann zu überwiegen. Sally hatte eingewilligt, ihn in Sprachen und Schriften für seinen Magister zu unterrichten, und Tigris konzentrierte sich zunächst darauf, bevor er Snape für den Tränketeil aufsuchen würde.
Er hatte ohnehin nur wenig Zeit dafür, während er zum einen mit seiner Ausbildung beschäftigt war, und zum anderen noch immer viel Zeit in der Basis des Dunklen Lords verbrachte. Hier war er auch in diesem Moment, und hörte Cornelia Nerva zu, wie sie dem Lord über die Geschehnisse im Ministerium Bericht erstattete.
„Wie ich höre, diskutiert der Wizengamot wieder über Neuwahlen.", sagte der Lord mit einem ungehaltenem Unterton.
Nerva bebte kaum sichtbar, und Tigris war sicher sie schwitzte hinter ihrer Maske. „Lucius hat ein paar Probleme damit, seinen Einfluss auf den Wizengamot aufrecht zu erhalten, mein Lord. Dumbledore ist unermüdlich in seinem Drängen, und Moody hat sein übriges getan."
Alastor Moody war ein paar Monate zuvor von Ministerin Bones zurück in den aktiven Dienst beordert worden, und war nun Hauptverantwortlicher für die Ausbildung der Auroren, während sein Vorgänger eine der neuen Aurorenstaffeln übernommen hatte, die unter anderem Diagon Alley patrouillierten.
„Moody...", zischte der Dunkle Lord ärgerlich. „Er ist schon viel zu lange ein Stachel in unserer Seite."
„Ich werde ihn für euch erledigen, mein Lord.", verkündete Bellatrix eifrig.
Der Lord betrachtete sie nachdenklich. „Nein", sagte er dann. „Ich habe eine interessantere Aufgabe für dich, liebe Bella. Nein..." Sein Blick wanderte über die Anwesenden und blieb dann an Tigris haften.
Tigris gefror unwillkürlich.
„Ich möchte gerne sehen, wie mein kleiner Schüler sich an dieser Aufgabe bewährt. Ich bin sicher, Tigris, du brennst bereits darauf, zu beweisen, was du in den letzten Monaten gelernt hast."
Tigris neigte den Kopf. „Ich werde Euch nicht enttäuschen, mein Lord."
Der Dunkle Lord lächelte. „Ich erwarte auch nicht weniger."
Tigris unterdrückte den Schauder, der ihn durchlief. Er würde nicht versagen.
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„Warum bist du hier?", fragte Tigris ungehalten.
Lestrange grinste. „Keine Sorge Kleiner, ich werde mich schon nicht einmischen. Ich lehne mich ganz in Ruhe zurück und sehe zu. Zwing mich nicht mehr zu tun, indem du Mist baust."
Tigris warf ihm einen zornigen Blick zu. „Das hatte ich nicht vor."
„Gut!", sagte der braungelockte Mann bei Weitem zu fröhlich. „Ich freue mich schon auf das Feuerwerk."
Tigris verzog das Gesicht. „Bleib mir einfach aus dem Weg und lass mich meine Arbeit machen."
Lestrange verbeugte sich spöttisch, und verschwand. Tigris starrte einen Moment lang ärgerlich auf die Stelle, an der er verschwunden war, dann riss er sich zusammen und konzentrierte sich. Er hatte ein flaues Gefühl im Magen, aber davon ließ er sich nicht von seinem Ziel abbringen. Dies war nicht das erste Mal, dass er tötete. Gut, das erste Mal war Notwehr gewesen, und der Mann den er getötet hatte war ein buchstäblich besessener Verrückter gewesen, der im Grunde sein eigenes Ende herbeigeführt hatte... das zweite Mal war es nicht einmal ein wirklich lebendiger Mensch gewesen, nur eine Erinnerung. Aber er hatte zuvor getötet. Auch wenn dies das erste Mal war, dass er es plante, und wusste, dass es gelingen würde.
Tigris atmete tief durch, und apparierte.
Er trug eines der Amulette, die mit Blut gemacht waren. Der Zauberer, dessen Gesicht er trug war erst vor kurzer Zeit gestorben, ein Opfer eines der letzten Anschläge, und sein Tod war bisher nicht bekannt geworden. Moody würde ihn nicht wiedererkennen, aber Tigris hatte nicht viel Zeit, bevor der alte Auror merken würde, dass etwas nicht stimmte. Er war zuversichtlich, dass seine Verkleidung auch das magische Auge täuschen würde – schließlich hatte auch Dumbledore sie nicht durchschaut – aber Moody hatte einen überdurchschnittlichen Gefahreninstinkt. Deswegen war sein Plan einfach und schlicht.
Tigris ging zielstrebig den Weg zu dem schiefen alten Haus hoch und benutzte seine Okklumentik so gut er konnte, nichts als freundliche, unbedeutende Gedanken an der Vorderfront. Es würde seinen Plan vorzeitig zunichte machen, wenn Moody ihn in einem seiner vielen Feindgläser erblickte.
Er klopfte an der Tür und lauschte geduldig auf das Klopfen des Holzbeins auf den Dielen des alten Hauses, das auch bald ertönte.
Die Tür wurde ruckartig aufgerissen, und Alastor Moody starrte ihm misstrauisch entgegen. Tigris erinnerte sich plötzlich daran, wie der Auror mit ihm gemeinsam in der Küche von Grimmauld Place gesessen hatte, um ihm das Bild des alten Ordens zu zeigen. Ein Bild von Menschen, die nun fast alle tot waren. Heute würde es einer mehr werden.
„Mister Moody?", sagte Tigris auf eine unschuldige Weise. „Marcus Stebbins schickt mich, um Ihnen den Aufsatz von letzter Woche nachzureichen. Er konnte ihn leider nicht selbst abgeben, weil er krank war." Stebbins war tot, ermordet zusammen mit seiner Familie nicht einmal drei Tage zuvor, aber das konnte Moody nicht wissen. Seine Eltern hatten eine Eule mit einer Entschuldigung gesandt, bevor sie starben. Der Imperius war ein nützlicher Fluch.
„Ah ja, ich erinnere mich.", entgegnete Moody, zur Seite tretend um ihn einzulassen.
„Und Sie sind?"
„Ich bin Daniel, sein Bruder."
Moody musterte ihn kritisch. „Ja, ich sehe die Ähnlichkeit. Warum haben Sie es nicht in meinem Büro abgegeben?"
Tigris sah verlegen zu Boden. „Tut mir leid, er sagte, ich solle es an Sie geben, und man sagte mir, ich würde Sie hier erreichen, ich wusste nicht..."
Moody betrachtete ihn stirnrunzelnd. „Haben wir uns nicht schon mal getroffen, zum fünfundzwanzigjährigen Hochzeitstag deiner Eltern vor ein paar Jahren?"
Tigris sah ihn verwirrt an. „Das müssen Sie verwechseln, Sir. Meine Eltern feiern ihren Hochzeitstag nie." Wie gut, dass die Todesser ab und zu auch mal gründlich waren, wenn sie wollten. Rookwood hatte Tigris alles über die Stebbins beantworten können, was er hatte wissen wollen.
„Hmm...", brummte Moody.
Tigris zögerte nicht länger. Moody war bereits argwöhnisch, sonst hätte er nicht solch eine Frage gestellt. Je mehr Zeit er verschwendete, desto kritischer wurde es.
Er zog eine Pergamentrolle hervor und trat einen Schritt auf Moody zu, um sie ihm zu geben. Während er das noch tat, verwandelte er sie in ein Messer und sprang vorwärts, um es Moody in den Hals zu stoßen.
Der Auror war zu überrascht um zu reagieren, er hatte nicht mit einem körperlichen Angriff gerechnet. Die wenigen Sekunden des Zögerns waren sein Verderben, er hatte noch immer einen Ausdruck der Überraschung auf dem Gesicht, als das Messer seine Halsschlagader durchschnitt. Er fiel mit seinem Stab in der Hand.
Tigris fiel über ihn und Blut spritzte ihm ins Gesicht und auf seine Kleidung. Er unterdrückte den Würgereiz, der in ihm aufstieg. Er hatte nicht damit gerechnet, dass es so viel Blut geben würde. Dumm von ihm, wenn er genau darüber nachdachte. Tigris fummelte nervös nach seinem Stab, fand ihn schließlich und richtete ihn auf die Gestalt unter sich.
Moodys echtes Auge war bereits glasig, auch wenn sich das künstliche noch immer in seiner Höhle hin und her bewegte. Er war tot, doch Tigris wollte kein Risiko eingehen. „Avada Kedavra!", sagte er laut, mit so viel Überzeugung, wie er zustande brachte.
Grünes Licht brach aus seinem Stab hervor und durchfloss den Körper unter ihm. Plötzlich war die Übelkeit verschwunden und Tigris betrachtete nur noch fasziniert, wie sich Moody ein letztes Mal aufbäumte und für immer erschlaffte. Er hatte es geschafft. Der große Alastor Moody war nicht mehr. Tigris schloss die Augen und genoss das Gefühl der Dunklen Magie für einen Moment, aber er wusste dass er nicht lange bleiben konnte. Die Auroren würden nun spätestens alarmiert sein. Er zog das Messer aus Moodys Hals und wischte es an der Robe des Toten ab. Er würde es als Andenken behalten. Er grinste. Recht ironisch, wenn man genauer darüber nachdachte, dass er für seinen ersten wirklichen Mord die gleiche Waffe gewählt hatte, wie sein Vater. Aus einem plötzlichen Einfall heraus streckte er die Hand aus und griff nach dem sich noch immer drehenden Auge und steckte es in seine Tasche. Er war schon immer neugierig gewesen zu erfahren, wie es funktionierte.
Anschließend stand er auf und hob seinen Stab. „Morsmordre!"
Er sah gerade noch das erste grüne Schimmern des Dunklen Mals, bevor er apparierte.
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Draco war noch immer dabei, ein paar Slytherins und Gryffindors, die sich in die Haare geraten waren, zu verarzten, als die Sirenen ertönten. Er erstarrte, unwillkürlich daran erinnert, wie er sie das letzte Mal gehört hatte. Wurde Hogwarts erneut angegriffen? Wie war das möglich?
Es war nicht Hogwarts, wie sich herausstellte.
„Hogsmeade.", keuchte Madame Pomfrey. Ein paar ihrer Haare hatten sich aus der Haube gelöst und fielen ihr wild ins Gesicht. Irgendwie verstärkte das Dracos Gefühl der Panik mehr, als der Ausdruck in ihrem Gesicht.
Pomfrey schien seine Gefühle zu sehen, denn sie griff nach seinen Schultern und schüttelte ihn einmal, heftig. „Jetzt ist nicht die Zeit dafür. Pack deine Tasche zusammen. Es gibt Verletzte, wir haben keine Zeit zu verlieren."
Irgendwie durch ihre energischen Hände zur Handlungsfähigkeit zurückgebracht, atmete Draco tief durch und tat, was sie ihm gesagt hatte.
Die nächsten paar Stunden waren wie ein Rausch. Er dachte nicht nach, er handelte einfach. Halb Hogsmeade brannte. Die Auroren hatten das Feuer unter Kontrolle, und die Todesser hatten das Dorf längst verlassen, doch überall waren Verletzte und es stank nach verbranntem Fleisch und Tod. Überall schrieen Menschen. Manche, weil sie einen Heiler benötigten, andere aus reiner Panik. Draco konnte nicht allen helfen. Manche gab er einfach an die Heiler von St.Mungos weiter, als sie endlich eintrafen, für andere war es selbst für ihn zu spät. Er nutzte seine Fähigkeit so wenig er konnte, dennoch holte er an diesem Tag mehr als einen vom sicheren Tod zurück. Irgendwann waren die Tränke in seiner Tasche alle, und jemand füllte sie nach, er nahm es kaum wahr. Er spürte nicht, wie seine Kleidung von Blut und Staub besudelt wurde, wie er immer erschöpfter wurde. Er reagierte einfach, schleppte sich von einem Patienten zum nächsten, bis er nicht mehr weiter konnte, und jemand ihn auffing, als er fiel.
„Du hast genug für heute getan, Menschfohlen.", sagte Firenzes volltönende Stimme. Das war das letzte, was Draco hörte, bevor die Dunkelheit der Bewusstlosigkeit ihn umfing.
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„Es ist geschehen wie Ihr gewünscht habt, mein Lord." Als Tigris aufsah, sah er den Dunklen Lord zu ihm hinunter lächeln.
„Gut.", sagte der dunkle Magier zufrieden. „Ich wusste, ich kann mich auf dich verlassen." Er winkte ihm, aufzustehen und sah zu Bellatrix hinüber.
Die Hexe wirkte aufgekratzt. Sie tänzelte unruhig von einem Fuß auf den anderen und ihre Finger spielten unruhig mit ihrem Zauberstab.
Der Dunkle Lord lächelte erneut und winkte ihnen mit einer Handbewegung. „Begleitet mich, ihr beiden."
Er wandte sich ab in Richtung der Seitentür, aus der ihn Tigris schon mehrmals hatte auftauchen sehen, aber die er selbst noch nie durchtreten hatte. Zögernd folgte Tigris ihm. Er ignorierte den unfreundlichen Blick von Bellatrix, der offensichtlich nicht gefiel, dass Tigris nun ebenfalls dieses Privileg gewährt würde.
„Ich habe vor kurzen einige neue Schriftrollen aus dem Iran bekommen, auf die du einen Blick werfen sollst.", sagte der Dunkle Lord, während er eine schmale Treppe hoch ging, in respektvollem Abstand von Tigris und Bellatrix gefolgt. „Du wirst sie ohne Zweifel interessant finden, und wie ich hoffe hast du deinen aramäischen Wortschatz inzwischen erweitert."
„Ja, mein Lord.", erwiderte Tigris, den Gang den sie hochgingen mit verhohlener Neugier betrachtend. Die Wände waren schmucklos und aus unverkleidetem Stein, wie im Rest des Anwesens. Dennoch war etwas seltsam an ihnen. Tigris hatte den Eindruck, wenn er länger auf eine Stelle sah bewegte sich etwas in den Wänden, doch er hatte keine Zeit, dies länger zu beobachten, denn sie erreichten eine eisenbeschlagene Tür, die der Dunkle Lord öffnete.
Tigris zögerte einen Augenblick lang, bevor er dem Lord über die Schwelle folgte. Ihm war klar, dass dies die privaten Räume des Lords waren, ein Privileg das er niemals so früh in seiner Lehrzeit erwartet hatte.
Sie hatten einen breiten Flur betreten, von dem mehrere Türen abgingen. Die Räume hier waren offensichtlich magisch, da dies von unten als nicht mehr als ein schmaler Turm erschien.
Wenn Tigris jedoch etwas in der Art von Grimmauld Place erwartet hätte, wäre er enttäuscht worden. Die Dekoration passte eher zu einem reichen Adligen als zu einem Schwarzmagier. Dicke Teppiche bedeckten den Boden, die Tigris an seinen Besuch in Lybien erinnerten. An den Wänden standen Vitrinen aus Mahagoni, welche obskure, aber nicht auf den ersten Blick dunkelmagische Gegenstände enthielten. Zwei der abgehenden Türen standen offen, und gaben den Blick auf helle Räume mit großen Fenstern frei, von denen man das ganze Anwesen überblicken konnte.
Direkt gegenüber von der Tür, durch die sie hereingekommen waren befand sich ein mannshohes Gemälde eines tanzenden Bacchus, das Tigris auf den ersten Blick für ein Muggelgemälde hielt, bis er sah, wie die Weinranken sich bewegten.
„Attraktiv, nicht wahr?", meinte der Dunkle Lord mit einem amüsierten Unterton, neben das Gemälde tretend. „Es ist ein echter Caravaggio, ein Geschenk, das mir auf meiner letzten Italienreise von der Boneri Familie gemacht wurde. Mir wurde gesagt, es ist leicht, sich in seiner Schönheit zu verlieren." Er strich fast zärtlich mit seinen Fingern über die Leinwand. „So leicht, dass jene, die es ohne Erlaubnis betrachten, alles andere vergessen, wie Narcissus vor seinem Spiegelbild. Du kennst die Legende von Narcissus, nicht wahr, Tigris?"
„Ja.", brachte Tigris hervor, sich nur mit Mühe von dem Bild losreißend.
„Die Leute verwandeln sich natürlich nicht in Narzissen, wenn sie es betrachten. Sie werden zu Weinblättern stattdessen." Die Weinranken schienen unter den spinnengleichen Fingern die über sie glitten zu erbeben, und Tigris wandte hastig den Blick ab.
Der Dunkle Lord lachte. „Ich hatte schon immer eine besondere Leidenschaft für Dinge, die einzigartig, schön und zugleich gefährlich sind." Seine Hand lag noch immer auf dem Rahmen des Bildes, als er das sagte, aber sein Blick ruhte auf Bellatrix, die auf eine beunruhigende Weise lächelte, und wanderte von ihr zu Tigris.
Tigris sah zu Boden, verunsichert von dem Ausdruck der roten Augen. Er konnte ihn nicht deuten.
„Komm.", sagte der Dunkle Lord, winkend.
Sie betraten einen der angrenzenden Räume, in dem sich ein großer Schreibtisch befand und ein halbes Duzend Bücherregale, dicht gefüllt mit alten und neuen Bänden, Pergamentrollen und Schrifttafeln.
„Hier." Der Lord reichte Tigris ein paar Pergamentrollen. „Schreib dir auf, was dir daran nützlich erscheint. Du kannst die Bücher hier zu Hilfe nehmen, wenn du sie brauchst."
„Danke, mein Lord.", sagte Tigris, die Rollen in Empfang nehmend. Er sah zu dem Schreibtisch und zögerte. Es lagen ein offenes Buch und mehrere Pergamentrollen darauf, doch selbst wenn das nicht der Fall gewesen wäre, hatte er nicht das Gefühl, dass er das Recht hatte, ihn zu benutzen.
„Es ist jede Menge Platz auf dem Boden.", sagte der Lord etwas ungehalten.
Tigris kniete sich auf der Stelle hin. „Natürlich, mein Lord, wie gedankenlos von mir."
Der Lord schob Tigris' Kapuze zurück und vergrub seine kalten Finger in Tigris' Haaren, seinen Kopf schmerzhaft nach hinten ziehend. „Ich mag keine Gedankenlosigkeit bei meinen Schülern. Aber ich bin guter Laune heute, also will ich es vergeben." Er ließ ihn abrupt los.
„Du weißt, wo der Ausgang ist, wenn du fertig bist. Lass dich nicht durch Cecco ablenken."
Bellatrix kicherte.
Der Dunkle Lord machte einen Schritt zur Tür und hielt noch einmal inne. „Noch etwas... Du arbeitest in der Nähe von Percy Weasley, habe ich gehört?"
Tigris sah verwundert auf. Wie kam der Lord so plötzlich auf Percy? „Wir sehen einander hin und wieder in den Pausen."
„Gut, ich möchte, dass du ihn näher kennen lernst. Erwirb sein Vertrauen. Es sollte einfach sein, wie ich gehört habe ist der Junge nicht besonders intelligent."
Das war, wie Tigris wusste, nicht wirklich die Wahrheit. Percy mochte ignorant und blasiert sein, aber ein Dummkopf war er gewiss nicht. Ihm fielen noch etliche andere Gründe ein, warum das nicht funktionieren würde, die uralte Feindschaft zwischen Weasleys und Malfoys der herausragendste davon – oh, und dass er Percy auf den Tod nicht ausstehen konnte - aber er sagte sie nicht laut. „Wenn ihr es wünscht, mein Lord."
„Das sagte ich gerade, oder?" Der Lord winkte Bellatrix. „Komm Bella, wir haben viel zu besprechen."
Bellatrix grinste Tigris noch einmal über ihre Schulter hinweg zu, der Triumph in ihren Augen offensichtlich, auch wenn Tigris nicht wusste, warum sie triumphierte. Einen Augenblick später waren die beiden gegangen, und Tigris war allein im Arbeitszimmer des Dunklen Lords.
Vielen Dank für eure Reviews an: Dax, Reditus Mortis, Gandalf90, Crowman, Sancte Diabolus, strega79, schwarzeKatze, Saleru, Alter Muggel
A/N: Ich habe beschlossen, Fragen aus euren Reviews in Zukunft im Forum (findet ihr in meinem Profil) unter dem Thread „Reviewantworten" zu beantworten, da ich so ausführlicher darauf eingehen kann, ohne Ffnet zu verärgern. Ich bin der Meinung, alle sollten meine Antworten lesen können, schließlich haben vielleicht noch andere von euch die gleiche Frage, oder lesen einfach gerne was zum Hintergrund der Geschichte.
Weiterhin bin ich noch immer dankbar für eure Mithilfe, was Rechtschreib- und Grammatikfehler angeht, wenn ihr welche findet, bitte weist mich im Forum oder mittels Review darauf hin!
Nebenbei möchte ich mich mal an die etwas über 90 Prozent der Leute wenden, die mich auf ihrem Alert haben und nicht reviewen... ihr wisst, Autoren mögen Reviews lieber als Schokolade, nicht wahr? Je mehr ich bekomme, desto eher lasse ich mich überreden an SdW zu schreiben, anstatt für mein Examen zu lernen...
