Disclaimer:

Q, du bist hier in meiner Geschichte. Hier bin ich die allmächtige Wesenheit, also nimm dich in Acht!

Ich schlottere vor Angst. Du magst mich viel zu sehr, sonst wäre ich nicht aufgetaucht. Außerdem brauchst du jemanden, der sagt dass Harry Potter JKR gehört...

Du nervst.

Und genau deshalb lieben sie mich alle, hab ich nicht recht?


Schatten der Wahl

17. Unheilbar

Teil 1

Es war ein grauer, nasskalter Regentag in London. Der Sprühregen hatte die Pflastersteine in Diagon Alley mit einem feinen Wasserfilm überzogen, der die Schuhe der hastig dahineilenden Passanten zum Ausgleiten verleitete. Trotz des ungemütlichen Wetters hatte sich auf dem Marktplatz vor Gringotts, wo sich Diagon und Knockturn kreuzten, eine Menschentraube angesammelt. Da die Versammelten Zauberer waren, ließen sie sich durch den stetigen Regen nicht stören, und unterhielten sich angeregt, auch wenn der ein oder andere missmutige Blick zu dem grauen Himmel hoch ging. Eine ältere Frau fuchtelte wild gestikulierend mit ihrem Regenschirm, und traf beinahe ein kleines Mädchen mit einem Pudel im Arm. Das Mädchen wich ihr hastig aus und warf ihr einen bösen Blick zu, ihren Hund fester umklammernd, der protestierend aufheulte. Die Dame reichte der ihrem Schlag Entkommenen schuldbewusst ein Bonbon, welches das Mädchen missmutig in den Mund steckte, ohne sich zu bedanken. Zwei jüngere Zauberer waren in der Nähe in eine heftige Diskussion vertieft, die sie immer wieder unterbrachen, um einen Blick in Richtung der Bank zu werfen. Direkt neben ihnen machte sich eine Frau mit einer großen rosa Brille Notizen auf einem Schreibblock.

Von einem Augenblick zum nächsten kam Bewegung in die Menge, und die Ursache für den Menschenauflauf offenbarte sich.

Für den heutigen Tag war eine Rede der Zaubereiministerin zu der aktuellen Lage angekündigt, und die Versammelten beobachteten mit Spannung, wie sich die Ministerin von mehreren Auroren begleitet ihren Weg von der Zaubererbank zu dem hölzernen Podium bahnte, welches zu diesem Zweck auf dem Platz errichtet worden war.

Unvermittelt trat Schweigen ein, und alle sahen erwartungsvoll zu dem Rednerpult hoch.

Nur die ältere Frau hatte anscheinend von dem Ganzen nichts bemerkt, denn sie diskutierte immer noch lautstark über die Stärken und Schwächen von Gilderoy Lockharts neustem Buch, ‚Mein langer Wanderweg durch die Höhen und Tiefen eines brillanten Geistes zu mir selbst'.

Erst als ihr einige der Nebenstehenden ungehalten zuzischten, still zu sein, hielt sie inne, und schwenkte erschrocken ihren Schirm herum, als sie die Ministerin bemerkte. Diesmal fegte sie dem kleinen Mädchen zielsicher den Hut vom Kopf. Dieses schrie empört und erschrocken auf und ließ ihren Pudel fallen, der mit einem Aufquietschen auf dem Boden landete. Er sauste in Panik durch die Menge der Umstehenden, geradewegs auf das Podium zu, auf dem die Ministerin geduldig wartete, bis Ruhe einkehrte.

„Komm zurück, Pinky!", rief das Mädchen aufgebracht, aber ihr erschreckter Hund hörte nicht auf sie, sondern schaffte es irgendwie auf das Podium zu springen, wo er von der amüsierten Ministerin aufgefangen wurde.

Das Mädchen drängte sich zu dem Podium vor. „Es tut mir leid, Madam!", rief sie. „Es ist alles ihre Schuld!"

Sie deutete auf die ältere Dame, die tief errötete und nach Luft schnappte.

Der Hund wand sich in den Händen der Ministerin, und, als das nicht genügte zu entkommen, biss sie herzhaft in die Hand. Die Ministerin ließ ihn mit einem überraschten Aufschrei fallen, und der Hund raste erneut los, durch die Beine der Umstehenden hindurch. Das Mädchen rannte ihm nach, und schon bald waren die beiden in einer der Seitengassen verschwunden.

Die Ministerin hielt sich ihre blutende Hand und seufzte. Die bebrillte Frau murmelte aufgeregt vor sich hin, während sich ihr Griffel von allein weiterbewegte. Die Auroren versuchten, die aufgeregte Menge zu beruhigen. Die ältere Dame brach in Tränen aus, als mehrere der Anwesenden sie mit Vorwürfen überschütteten. Die beiden jüngeren Zauberer schüttelten missbilligend die Köpfe.

Einer der Auroren versuchte, das Mädchen zu verfolgen, aber sie war nicht mehr aufzufinden.

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Vor einer heruntergekommenen Hütte in Bodmin Moor wurde ein Fuchs aus seiner Mittagsruhe gerissen, als plötzlich aus dem Nichts zwei Frauen auftauchten. Die Jüngere der beiden wischte sich mit einem Taschentuch angewidert über den Mund.

„Das war..."

„Hervorragend, Kindchen.", unterbrach sie die Ältere. „Gib mir das." Sie riss der Jüngeren das Taschentuch aus der Hand und verzog ihren sinnlichen Mund zu einem hässlichen Lächeln.

„Narren.", sagte sie gedehnt, sich über die Lippen leckend. „Alles Narren. Komm, wir haben keine Zeit zu vertrödeln."

Die Jüngere zog eine Grimasse, aber nickte, und so schnell wie sie erschienen waren, waren sie wieder verschwunden.

Der Fuchs lugte aus seinem Versteck hervor und, sein Vertrauen in dieses Quartier erschüttert, machte sich auf dem Weg, sich einen neuen Schlafplatz zu suchen.

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„Percy? Percy Weasley?"

Percy kam gerade von einer sehr wichtigen Besprechung mit Ministerin Bones, und war ganz und gar nicht in der Stimmung, sich mit einem der Ministeriumsmitarbeiter, die sich bei ihm einschleimen wollten, zu beschäftigen, oder, Merlin bewahre, Reportern. Dennoch blieb er stehen, als sein Name gerufen wurde, denn man konnte nie wissen, es mochte jemand wichtiges sein. Selbst wenn nicht, eine der wichtigsten Leitlinien in allen Karriereführern, die er gelesen hatte war, dass man immer Kontakte zu allen in seiner Firma haben sollte, vom Pförtner bis zum Chef. Also lächelte Percy den grauhaarigen Jungen vor sich an und versuchte sich krampfhaft zu erinnern, wo er sein Gesicht schon einmal gesehen hatte. Denn dass er ihn schon einmal gesehen hatte, dessen war sich Percy sicher. Er hatte ein gutes Personengedächtnis. Verdammt, warum fiel ihm der Name nicht mehr ein?

„Tigris Malfoy.", erlöste ihn der Junge, die Hand ausstreckend.

Percy atmete innerlich auf. Natürlich, Lucius' adoptierter Sohn, sie hatten sich vor zwei Jahren auf der Malfoy-Weihnachtsfeier getroffen. Wie hatte er ihn vergessen können?

„Natürlich, ich erinnere mich an Sie.", sagte er, die Hand ergreifend. „Sie arbeiten in der Abteilung für Artefaktkunde, nicht wahr?" Wie gut, dass Lucius so viel redete!

Ein flüchtiger Ausdruck der Überraschung huschte über das Gesicht des Jungen, bevor er nickte. „Ja, woher wussten..."

„Nenn mich doch Percy.", unterbrach ihn Percy. „Tigris... Ich darf dich doch Tigris nennen, nicht wahr?"

„Natürlich.", entgegnete Tigris etwas überrumpelt.

„Natürlich." Percy lächelte breit. „Wir sind schließlich Kollegen, oder? Du warst auf dem Weg zur Kantine, nehme ich an?"

Tigris nickte erneut.

„Warum gehen wir nicht zusammen? Ich wollte auch gerade etwas essen. Stressiger Tag heute, ich komme gerade von der Ministerin..."

Es konnte nie schaden, die Beziehungen zu denen die an den Hebeln der Macht saßen etwas enger zu knüpfen. Auch wenn Percy die Hoffnung bei seiner Familie aufgegeben hatte, war der schnellste Weg in die Herzen und vor allem Erinnerung der meisten Zauberer und Hexen noch immer über ihre geliebten Söhne und Töchter. Percy hatte die Edgecombes auf diese Weise eingenommen, und nun war er einer der engsten Vertrauten der Ministerin. Lucius Malfoy war ein Königsmacher, dass hatte Percy schon gewusst, als er ihn das erste Mal gesehen hatte. Der politische Hintergrund des Mannes kümmerte ihn nicht viel. Sein Vater hatte immer zuviel Wert darauf gelegt, und man sah ja, wohin es ihn gebracht hatte. Percy hatte aus den Fehlern seiner Familie gelernt. Es kümmerte ihn nicht, was ein Mann dachte, sondern allein, was ein Mann bewegen konnte. Heute aß er mit einem kleinen unbedeutenden Lehrling der Abteilung für Artefaktkunde zu Mittag – und morgen, wer weiß, würde er vielleicht hinter dem Schreibtisch des Ministers sitzen.

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Draco schickte die zwei Hufflepuffs, die sich in Kräuterkunde zu nah an die Spuckende Wasserlilie gewagt hatten zurück in ihren Gemeinschaftsraum und lachte leise, als sie aus der Krankenstation flüchteten. Die Gryffindors und Ravenclaws hatten sich im Laufe des letzten Jahres schnell an ihn gewöhnt, aber manchen Hufflepuffs war er noch immer unheimlich, wie es schien. Er schüttelte amüsiert den Kopf und verschloss den Topf mit Heilsalbe, den er gebraucht hatte, um ihn wieder zurück in den Schrank zu stellen. Er war fast alle. Er würde Severus bei Gelegenheit bitten müssen, neue herzustellen. Draco hätte es auch selbst tun können, aber er war einfach zu beschäftigt, nun da Mme. Pomfrey immer regelmäßig in Hogsmeade war. Er hätte vorher nie gedacht, dass in diesem kleinen Schloss an einem Tag so viele Unfälle passierten. Mittlerweile war er ein eifriger Befürworter von Argus Filchs Bannliste für gefährliche Scherzartikel.

Ein Hüsteln riss ihn aus denn Gedanken und er drehte sich um und versteifte sich. In der Tür stand Minerva McGonagall. An ihrer gegenseitigen Abneigung hatte sich in dem Jahr, das er nun in Hogwarts arbeitete, nicht viel verändert. Sie war die einzige im Kollegium, die ihm nicht das Du angeboten hatte, und hatte von Beginn an keinen Hehl daraus gemacht, dass sie seine Anwesenheit missbilligte. Das, und die Feindseligkeit einiger der Slytherins, die offenbar von seiner Auseinandersetzung mit dem Dunklen Lord gehört hatten, war das einzige, was Draco die Freude an seiner Arbeit getrübt hatte.

„Kann ich Ihnen irgendwie helfen, Professor?", fragte er kühl.

McGonagall sah ihn unbehaglich an. „Ist Mme. Pomfrey nicht da?"

„Sie ist in Hogsmeade.", erwiderte Draco ein wenig ungehalten.

„Oh... in Ordnung.", sagte McGonagall steif. „Dann werde ich später wiederkommen."

Sie wandte sich ab um zu gehen, und Draco fiel auf, dass sie den rechten Arm merkwürdig an die Brust gedrückt hielt.

„Sind Sie verletzt, Professor?", fragte er alarmiert, ein paar Schritte auf sie zugehend.

McGonagall wich zur Seite. „Es ist nichts, nur ein kleiner Unfall. Es kann ruhig noch eine Weile warten."

„Seien Sie nicht töricht, Professor.", sagte Draco ärgerlich. „Wenn Sie verletzt sind, dann werde ich Sie auch behandeln. Setzen Sie sich hin!"

Irgendwie schaffte Draco es mit seinem energischen Tonfall, McGonagall dazu zu bringen, dass sie ihm gehorchte.

„Was haben Sie denn gemacht?", fragte er ungläubig, als er einen Diagnosezauber gesprochen hatte. „Ihre Hand ist ja gebrochen! Und Sie wollten weiter so herumlaufen! Nicht zu glauben!"

„Eins der Kinder ist auf meine Pfote getreten, als ich in Katzenform war.", sagte sie verteidigend. „Es ist wirklich nicht so schlimm..."

„Sie haben sich mit einer gebrochenen Hand verwandelt!", rief Draco entsetzt. „Wissen Sie denn nicht, wie gefährlich das ist? Und lassen Sie mich mal entscheiden, wie schlimm das ist, ich bin hier schließlich der Heiler von uns beiden, nicht wahr?"

„Was hätte ich denn tun sollen?", fragte McGonagall indigniert. „In Katzenform hierher humpeln? Wer weiß, Sie hätten mich wahrscheinlich gar nicht erkannt!"

„Ich kenne nur eine Tabby in diesem Schloss, deren Musterung wie eine Brille aussieht!", rief Draco aufgebracht. „Halten Sie mich für minderbemittelt? Nein, beantworten Sie das nicht. Hier, trinken Sie das."

Er drückte ihr einen Trank in die Hand, der eine Blutvergiftung verhindern würde. Die törichte Frau! Man sollte meinen, sie wäre lange genug ein Animagus, um die Gefahren zu kennen!

„Was ist das?", fragte McGonagall misstrauisch.

„Ein Heiltrank!", sagte Draco, und rollte mit den Augen. „Glauben Sie mir, wenn ich Sie vergiften wollte, gäbe es einfachere Methoden das zu tun. Ich könnte Sie zum Beispiel einfach wegschicken, und den Dingen ihren Lauf lassen, nachdem Sie sich mit einer GEBROCHENEN HAND VERWANDELT haben!" Er hob fassungslos die Hände zum Himmel.

Jedenfalls brachte das McGonagall dazu, den Trank ohne weitere Widerworte zu trinken.

Draco richtete die Knochen mit einem Zauber, schiente die Hand und gab ihr dann einen Trank, um die Knochen zu heilen.

„Legen Sie sich hin.", sagte er. „Sie können heute ohnehin nicht mehr unterrichten. Ich werde Sie bei Albus entschuldigen." Er drückte Sie sanft aber bestimmt auf die Liege.

Sie grummelte etwas, aber ließ es sich schließlich gefallen. Die Tränke begannen bereits, sie müde zu machen. „Sie sind genauso schlimm wie Poppy.", murmelte sie.

Draco grinste. „Das sehe ich als Kompliment."

„Hm.", brummte sie, und nahm etwas umständlich mit ihrer linken Hand die Brille ab. „Ich halte Sie nicht für minderbemittelt, wissen Sie? Das war nicht der Grund, warum der Meinung war, dass Sie nicht zum Heiler geeignet sind."

„Ich weiß sehr gut, was Ihre Meinung ist und worauf sie basiert, Professor.", sagte Draco mit unterdrücktem Zorn. Diese Frau würde niemals wissen, wie viel Schaden sie mit ihren verdammten Vorurteilen angerichtet hatte. Wenn sie nicht wäre, wäre Draco jetzt in St. Mungos angestellt, und hätte sich niemals den Unwillen des Dunklen Lords zugezogen. Er wäre niemals mit dem Cruciatus verflucht worden. Er würde seinem Bruder nicht sein Leben schulden. Draco ballte hinter seinem Rücken die Fäuste, und versuchte, seinen Gesichtsausdruck neutral zu halten.

Wie sehr er sich wünschte, sie einfach wegzuschicken, oder sie tatsächlich zu vergiften, wie sie es von ihm erwartete. Aber da er nicht der Mensch war, für den sie ihn hielt, tat er es nicht. Er fühlte sich nicht besser deswegen.

Sie sah ihn an, öffnete den Mund und schloss ihn wieder. „Ich bin müde.", sagte sie schließlich. „Danke für Ihre Hilfe, Mister Malfoy. Ich hatte sie nicht erwartet."

„Als wenn ich das nicht wüsste.", murmelte Draco, sich abwendend. Er ging ärgerlich in sein und Poppys Büro und widerstand der Versuchung die Tür hinter sich zu zuknallen. Er ließ sich in den Sessel fallen. „Missgünstige alte Schabracke."

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„Jeder Muggelgeborene, den wir unvorbereitet in Hogwarts aufnehmen, kostet unsere Kinder ein Jahr ihrer Ausbildung. Zum Zeitpunkt seines Abschlusses hat er die Zaubererwelt fünftausend Galleonen gekostet, und er wird fortfahren, unser Geld und unsere Ressourcen zu verbrauchen, bis er einen Arbeitsplatz erhält, für den unsere Söhne und Töchter in dieser Zeit hart gearbeitet haben."

Tigris bahnte sich seinen Weg zwischen den Tischen des Clubs hindurch und hielt nach seinem Vater Ausschau. Schließlich sah er ihn an einem Tisch mit ein paar Leuten, die Tigris vage aus dem Ministerium kannte. Eine war die Leiterin der Abteilung für magische Strafverfolgung, wenn Tigris sich richtig erinnerte.

Sein Vater winkte ihn hinüber und Tigris gesellte sich zu ihnen. „Das ist mein älterer Sohn, Tigris.", stellte er ihn vor. „Tigris, dies ist Ronald Hardwick, Vorsitzender des Wizengamot-Verwaltungsdienstes."

„Freut mich, Sie kennen zu lernen." Tigris schüttelte dem dicklichen, dunkelhaarigen Mann die Hand.

„Sandra Kowalski, Mitglied des Ausschusses zur Beseitigung gefährlicher magischer Geschöpfe." Tigris begrüßte die hochgewachsene blonde Frau ebenfalls.

Sein Vater stellte auch die restlichen Anwesenden am Tisch vor. „Du bist spät dran.", sagte er dann. „Die Reden haben bereits angefangen."

„Ja, tut mir leid." Tigris setzte sich und warf einen Blick zu der schlanken kleinen Frau am Rednerpult. „Ich wurde auf der Arbeit aufgehalten."

„Schön, mal einen pflichtbewussten jungen Mann zu treffen.", sagte ein älterer Zauberer, den sein Vater als den Leiter des Besenregulationskontrollamtes vorgestellt hatte. „Das ist heutzutage so selten geworden."

Sein Vater lächelte.

„Ich sage nicht, dass wir keine Muggelgeborenen in Hogwarts aufnehmen sollen.", sagte die Hexe auf dem Podium.

Einige im Publikum murmelten unwillig.

Sie hob die Hände. „Nein, das sage ich nicht. Aber ich bin in der Meinung, wir müssen endlich anfangen, neue Standards zu setzen. Es kann nicht sein, dass es auf dem Rücken aufrechter Zauberer und Hexen ausgetragen wird, dass Muggel sich weigern ihren Kindern vor Schulbeginn auch nur eine minimale Ausbildung angedeihen zu lassen. Es kann nicht sein, dass es elfjährige Schulanfänger in unserer Welt gibt, die keine Vorstellung davon haben, was Quidditch ist!"

Einige an ihrem Tisch klatschten. „Recht hat sie.", sagte die blonde Frau. „Ein Unding ist das. Meine Tochter sagte mir, in ihrer Klasse hatten drei der Kinder keine Ahnung, wie man einen Besen richtig hält! Können Sie sich das vorstellen? Das ist doch traurig, einfach nur traurig."

„Das Ministerium redet immer von Integration. Aber die Muggelgeborenen wollen sich ja gar nicht in unsere Welt integrieren. Sie wollen, dass wir uns in ihre integrieren. Ich hatte eine muggelgeborene Mitschülerin in meiner Klasse, wissen Sie, was sie sagte? Sie sagte, die Zaubererwelt wäre PRIMITIV, aber es wäre ihr Ziel, darauf hinzuarbeiten, das zu ändern."

Ein Raunen der Empörung lief durch den Saal.

„Muggelgeborene müssen endlich begreifen, dass sie keine Missionare einer fortgeschrittenen Kultur sind, sondern dass ihnen das Privileg gewährt wird, Teil einer Welt zu werden, die sehr alte und erprobte Werte besitzt, und die hervorragend so ist, wie sie ist. Die Zaubererwelt hat sich vor fünfhundert Jahren von der Muggelwelt abgespalten."

„Und zu Recht.", rief jemand im Publikum.

„Und zu Recht!", wiederholte die Hexe nickend. „Wollen wir heute anfangen, das zu ändern? Seit vor fünfzig Jahren die unbeschränkte Eingliederung von Muggelstämmigen in unsere Gesellschaft Gesetz wurde, hat sich die Kriminalitätsrate im magischen England um fünfzehn Prozent erhöht. Ja, es gibt heute Verbrechen in unserer Welt, die man vorher nicht einmal kannte! Die Muggelwelt ist die primitive Welt. In dieser Minute werden in dieser sogenannten fortschrittlichen Welt Menschen umgebracht, nur weil sie eine andere Hautfarbe haben, einen anderen Glauben, weil sie aus einem anderen Land stammen als die Mörder, oder einfach, weil sie jemanden lieben, der das gleiche Geschlecht hat wie sie selbst. Wollen Sie in solch einer Welt leben? Ich nicht. Eine solche Welt hat keinen Platz für Zauberer, und Zauberer stehen über solch einer Welt. In diesem Moment arbeiten Muggelgeborene in UNSEREM Ministerium darauf hin, Gesetze zu schaffen, welche die Aushöhlung unserer Werte und Traditionen weiter vorantreiben. Wir, die wahren Hexen und Zauberer, wollen und brauchen solche Gesetze nicht. Muggelgeborene müssen lernen, das zu akzeptieren, und wenn sie das nicht können, müssen geeignete Maßnahmen getroffen werden, um sie dazu zu zwingen!"

Aus dem Publikum erklang Beifall.

„Ich danke Ihnen.", sagte sie. „Damit möchte ich diese Rede abschließen." Erneut erklang Beifall, und sie verließ das Pult.

„Eine energische junge Frau.", sagte Lucius anerkennend.

„Kennen wir sie näher?", fragte Tigris. Es war eine dezente Umschreibung der Frage, ob sie zu den Todessern gehörte.

„Nein, aber ich bewundere ihre Überzeugungskraft. Es ist gut, dass es noch junge Leute gibt, die sich trauen, ihre Meinung laut zu sagen. Das sehe ich immer wieder gerne."

„Das ist wahr.", stimmte ein braunhaariger Mann mittleren Alters zu, den Lucius als den stellvertretenden Leiter der Regulierungsbehörde für Handel und Gilden vorgestellt hatte.

Ein anderer Redner trat an das Pult, aber er sprach langsam und behäbig, und schon bald hatte sich die Aufmerksamkeit des Publikums anderen Dingen zugewandt.

„Du bist sehr beschäftigt gewesen in letzter Zeit, habe ich mitbekommen.", meinte Mrs. Kowalski zu Lucius gewandt. „Wie es aussieht hat es der Quibbler ja doch noch mal geschafft. Es war ein so schönes Manöver, ich hätte es dir gegönnt, dass du ihn bekommst. Warum du ihn allerdings wolltest, habe ich noch immer nicht verstanden."

Lucius lächelte. „Es ist ein Schandblatt, was nichts als Lügen und Unsinn publiziert. Ich wollte der Zaubererwelt einen Gefallen tun, in dem ich die Leitung der Redaktion jemandem mit Kompetenz übergebe."

„Ich muss zugeben, ich kaufe die Zeitschrift auch, aber nur, weil ich gerne mal etwas zu Lachen habe.", meinte der braunhaarige Mann. Bobin, erinnerte sich Tigris. „Niemand glaubt schließlich wirklich, dass das Ministerium einen Basilisk in der Mysteriumsabteilung versteckt, oder dass sich ein Fenriswolf in Baskerville herumtreibt. Aber es ist amüsant."

„Das mag ja sein, aber es gibt einige Menschen da draußen, die diesen Schund tatsächlich für bare Münze nehmen.", sagte Lucius. „Außerdem, es würde mir gefallen, hin und wieder ein wenig mehr Einfluss auf die heimische Presse zu nehmen."

„Um Gegendarstellungen zu den Vaterschaftsklagen gegen deine Rabauken drucken zu können?", fragte Bobin amüsiert.

„Hey!", protestierte Tigris. „Gegen mich wurde niemals eine Vaterschaftsklage eingereicht. Sowieso, das ist ein Jahr her, und die Frau war eine Scharlatanin."

Bobin lachte. „Ich glaube dir Junge, aber dein Bruder steht nicht gerade im Ruf, zölibat zu leben, wenn du verstehst, was ich meine. Ich habe volles Verständnis dafür, schließlich war ich auch mal jung. Merlin weiß, ich habe in diesem Alter nichts anbrennen lassen."

„Lass das nur nicht Majorie hören.", meinte Hardwick schmunzelnd.

„Oh, meine Majorie ist da sehr pragmatisch."

„Hat sie überhaupt Geld bekommen?", fragte Mrs. Kowalski interessiert.

„Natürlich nicht.", sagte Lucius indigniert. „Ihr Vater hat UNS Schadensersatz wegen übler Nachrede bezahlt. Leider waren die Medien daran weit weniger interessiert, als an der vorhergehenden Geschichte."

„Ich kann verstehen, dass dir Einfluss auf die Presse gut gefallen würde.", sagte Hardwick erheitert.

„Es geht um mehr als solche Trivialitäten.", sagte Lucius ernst. „Ich will, dass die Informationslandschaft ein wenig ausgeglichener wird. Menschen wie Miss Chamberlain benötigen eine Stimme. Wir müssen den Menschen deutlich machen, dass es auch noch andere Meinungen als den Daily Prophet in unserer Welt gibt."

„Der Prophet war doch bisher immer recht zuverlässig.", warf Bobin ein.

Lucius machte eine ungeduldige Handbewegung. „Ja, aber es gibt einfach Sachen, die ein Blatt was dem Ministerium so nahe steht nicht drucken kann. Nehmen wir das, was Miss Chamberlain gesagt hat. Wir alle hier wissen, dass es die Meinung einer Mehrheit ist. Zauberer und Hexen würden sich wünschen, es schwarz auf weiß zu sehen. Aber solange prominente Stimmen wie Bones und Dumbledore sich dagegen aussprechen, wird es nie im Prophet stehen. Ein kleineres Blatt mit unabhängigeren Geldgebern hat da mehr Möglichkeiten."

„Warum nicht eine eigene Zeitschrift etablieren?", fragte der ältere Mann.

„Der Quibbler hat bereits eine Stammleserschaft. Ich sagte nie, ich wollte nicht auch von diesem Unternehmen profitieren." Lucius grinste, und trank einen Schluck.

Die Anwesenden lachten.

„Wo wir gerade von Bones reden...", sagte Hardwick. „Wieso bist du so gegen Neuwahlen? Du weißt, ich unterstütze dich darin, aber ich würde gerne genauer wissen warum. Bones ist unfähig, das hat das letzte Desaster in Diagon Alley wieder mal eindeutig bewiesen."

Lucius drehte sein Glas in der Hand. „Sie hat ihre Schwierigkeiten, aber bisher hat sie den Posten erstaunlich gut gemeistert. Ich denke, der Zeitpunkt für Neuwahlen ist falsch gewählt. Wir befinden uns zur Zeit in einer Krise. Wir brauchen einen Minister, der handlungsfähig ist. Bones hat bereits langjährige Erfahrung mit dem Regierungsapparat. Während der Wahlen und der Einarbeitungszeit, die ihr Nachfolger benötigen wird, verlieren wir kostbare Zeit, die besser darauf verwendet wird, sich auf die aktuelle Lage zu konzentrieren. Außerdem, wen würdest du zur Wahl aufstellen? Hier am Tisch wird es keiner machen, und sonst? Es gibt niemanden."

„Warum machst du es nicht?", fragte Mrs. Kowalski. „Du bist kompetent genug. Meine Unterstützung hättest du."

Lucius lachte. „Ich würde es tun, wenn ich glauben würde, gewinnen zu können. Aber wir alle wissen, Dumbledore würde das nie zulassen. Er würde sich eher selbst zur Wahl stellen, bevor er der alten Welt ihre Stimme wieder gibt. Er weiß, seine neumodischen Ideen hätten keine Chance mit mir als Minister."

„Es wäre auch höchste Zeit, dass jemand einschreitet.", brummte Hardwick.

„Da sind wir sicher alle einer Meinung, aber die Realität steht dem leider im Wege."

Es wurde reihum etwas getrunken und alle am Tisch hörten beiläufig dem aktuellen Redner zu, der etwas von Handelsbeziehungen und dem Einfluss des Ölmarktes auf den Goldpreis erzählte.

„Wann hast du eigentlich mal wieder Zeit für ein Spiel?", fragte Hardwick Lucius. „Ich bin selbst sehr beschäftigt gewesen, aber wir sind schließlich nicht nur des Namens wegen Mitglied in diesem Club hier. Du kannst deine Söhne mitbringen." Er sah Tigris an. „Spielst du Gobstones, Tigris?"

Tigris schüttelte zögernd den Kopf. „Ich bin eher ein Quidditchspieler."

„Draco spielt.", warf Lucius ein. „Er ist allerdings zur Zeit sehr beschäftigt mit seiner Ausbildung."

„Zu schade.", meinte Hardwick. „Dennoch, Lucius, meine Einladung steht. Ich erwarte, dass du sie demnächst einmal annimmst."

Lucius lächelte. „Ich werde sehen, was ich tun kann."

„Ich wünsche dir viel Erfolg.", sagte Bobin sarkastisch. „Ich versuche schon seit Monaten, ihn dazu zu bekommen, aber Lucius ist ein eiserner Geschäftsmann, Arbeit kommt vor Vergnügen. Was waren das noch für glorreiche Tage, als wir jung waren, und nichts im Kopf hatten als Wein, Weib und Gesang!"

Hardwick lachte leise. „Wein hat Lucius zu genüge, wenn ich mich richtig erinnere hat er vor kurzem eins der exklusivsten französischen Weingüter aufgekauft. Antonio Fiorelli war ganz und gar nicht glücklich darüber, nicht wahr, Lucius? Was das Weib betrifft, da hat er denke ich auch an einem mehr als genug."

„Und ich wollte es auch nicht anders haben.", sagte Lucius sein Glas hebend. „Auf Narcissa, die einzige Blume im Garten, an der sich meine Augen ergötzen, denn sie ist die schönste von allen."

„Hört hört.", sagte Mrs. Kowalski. Sie stießen an.

„Du bist ein beneidenswerter Mann, Lucius."

Lucius grinste. „Ich weiß."

„Dennoch, es ist ein trauriger Tag, wenn ein Mann heiratet.", sagte Bobin. „Der Spaß unserer Junggesellenzeit ist vorbei. Bei Pumphutt, ich wünschte mir diese Tage zurück! Du bist doch auch mal jung und unvernünftig gewesen, Lucius."

„Lucius war niemals unvernünftig.", sagte Mrs. Kowalski ernsthaft. „Ich wette er hat schon auf dem Schoss seiner Mutter begonnen, sein erstes Empire zu planen."

Lucius lächelte nur.

„Es muss in der Familie liegen.", sagte Bobin wehmütig. „Zumindest investiert sein Sohn in etwas, das mit Spaß zu tun hat. Das ist beruhigend."

Tigris konnte den genauen Augenblick benennen, in dem sich die kameradschaftliche Fassade seines Vaters in richtige Aufmerksamkeit verwandelte. Wie bei einer dösenden Katze, die das Geräusch von Beute gehört hatte, änderte sich seine Haltung nicht im Geringsten, und dennoch war es unübersehbar. Tigris fluchte innerlich. Er hatte gedacht, Lucius hätte schon vor einer Weile davon erfahren.

„Ist das so?", fragte Lucius in einem uninteressiert scheinenden Tonfall.

Bobin nickte, ohne etwas von der Veränderung zu bemerken. „Ich muss zugeben, aus geschäftlicher Sicht ist Weasleys' Wizard Wheezes eine hervorragende Wahl. Sie sind ein aufsteigender Stern in der Geschäftswelt, das ist mal sicher. Eine der lohnenswertesten Anlagen im Moment auf dem Markt. Was Prestige betrifft... nun ja... Aber das ist das Recht der Jugend, nicht wahr?"

Tigris begegnete dem Blick seines Vaters, und bemühte sich, nicht zusammen zu zucken. Er konnte den Sturm fühlen, der sich zusammenbraute. Plötzlich war er sehr froh, dass er an diesem Abend noch eine dringende Verabredung hatte, mit jemandem, dem auch sein Vater nicht absagen konnte.


Vielen Dank für eure Reviews an: Giftschnecke, strega79, Gandalf90, Dax, vege, Inopia, Saleru, Reditus Mortis, ebbie

A/N: Aha, da tauchen ja doch ein paar neue Namen auf... Hat mich sehr gefreut, macht weiter so! An die, die schon länger Reviews schreiben, euch liebe ich natürlich ebenso... ;)

Saleru hat mich freundlicherweise darauf hingewiesen, dass das Forum in meinem Profil nicht richtig verlinkt war, ich habe das inzwischen nachgebessert. Der Link funktioniert jetzt. Ich habe übrigens viel Spaß an eurer Diskussion, ich hoffe, sie wird noch mehr in Fahrt kommen! Alle sind herzlich eingeladen.

An alle Liebhaber der dunklen Seite: Keine Sorge, es wird noch reichlich Böses auf uns zukommen. Muhahaha... (für alle, die es nicht erkannt haben: sehr böses Lachen) Ähem. Allerdings, wie wir wissen gibt Dumbledore jedem eine zweite Chance. Jedem? Wir werden es noch sehen...