Disclaimer und so ist ja nun hinreichend bekannt, ansonsten s. alle Kaps davor...
Taipan: freut mich, dass ich die Atmosphäre erfolgreich rüberbringen konnte. Ich hoffe, ich schaffe das auch in den nächsten kaps. „g"
Pemaroth: ich hoffe, meine mail hat dir wenigstens ein bissel geholfen... wenn du weitere Fragen hast, immer her damit, okay? „lieb schau"
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14. Kapitel
Regen
Severus erwachte am nächsten Morgen schweißgebadet aus einem düsteren Alptraum, nur undeutlich konnte er sich an schwarze Schatten, sich bewegend und windend in einer noch schwärzeren Finsternis, erinnern. An mehr WOLLTE er sich wahrscheinlich gar nicht erinnern...
Er fühlte sich nicht sehr ausgeschlafen, sämtliche Muskeln schienen sich durch das auf dem Boden schlafen verkrampft zu haben. Ihm tat einfach alles weh. Mit einem leisen Stöhnen erhob er sich, wankte hinter einen Busch und kümmerte sich erst mal um seine dringendsten Bedürfnisse am Morgen.
Sich zumindest ein wenig besser fühlend ging er anschließend leise zu einem der kleinen Tümpel am Rande der Lichtung. Mit einem Blick auf das trübe Wasser beschloss er die Morgentoilette heute ein wenig abzukürzen, er hatte nichts davon, wenn sich die Kratzer entzündeten.
Es war noch
immer schwül-warm, aber es schien hier trotz der Tümpel
keine Mücken zu geben. Wenigstens ein Pluspunkt für
Morrowind.
Ein Blick in den Himmel zeigte ihm graublaue Wolken,
schwer und tief hingen sie drohend am Himmel, versprachen Regen und
Kühle.
Aber nachdem er sich nun zumindest ein wenig wacher fühlte -er war absolut kein Frühaufsteher-, fiel ihm auch auf, dass die Lichtung abgesehen von ihm und T'Jen, der sich neben dem heruntergebrannten Feuer zusammengerollt hatte, leer war. T'Lina war verschwunden, auch ihre Waffen waren fort. Ein kleiner Zettel mit fremdartigen Buchstaben war mit einem Messer an einem Baum befestigt worden, offenbar hatte sie ihm eine Nachricht hinterlassen.
Das Dumme war nur, er konnte sie nicht lesen. Die einzelnen Buchstaben waren verschnörkelt mit vielen Punkten, erinnerten ihn vage an japanische Schriftzeichen. Der Zauber für die Übersetzung von Schriftzeichen war zwar recht ungenau -er hatte es schon öfter erlebt, dass dieser Zauber das Kraut Wolfswurz mit Wolfspelz übersetzt hatte- aber eine vage Übersetzung würde ihm auch schon genügen.
Allerdings benötigte dieser Zauber genau wie der Translato' zumindest eine Basis, auf deren Grundlage er arbeiten konnte. Konzentriert sah sich Severus die Nachricht noch einmal an, ganz am Ende fielen ihm fünf relativ einsam stehende Zeichen auf. Wenn er davon ausging, dass T'Lina auch in ihrer Sprache mit fünf Zeichen geschrieben wurde... Nun ja, probieren konnte er es ja. Der Zauber würde mit so wenig Ausgangsmaterial sehr viel Zeit zum Übersetzen benötigen, aber er hatte ja heute sowieso noch nichts weiter vor. Und länger als die Übersetzung der Abhandlung eines thailändischen Zauberers aus dem Mittelalter über die Folgen unreifer Ginsengwurzeln in Schlaftränken konnte dies auch nicht dauern. Damals hatte er nach zwei Wochen immerhin ein paar Seiten lesen können...
Mit einem flüchtigen Lächeln erinnerte er sich an Dumbledores Verwunderung, als er ihm erklärt hatte, weshalb er sich so sehr für Thailand interessiert hatte. Manchmal war Dumbledore wirklich amüsant gewesen...
Er hoffte nur, dass Potter nicht schon wieder eine seiner Visionen gehabt hatte und der liebenswürdige, wenn auch manchmal anstrengende Direktor -der so nebenbei auch der einzige Mensch war, der seine abweisende Haltung nicht nur ertrug, sondern es auch schaffte, hinter die Fassade zu sehen- ihn für tot hielt. Dumbledore würde sich garantiert Vorwürfe machen und sich an allem die Schuld geben, obwohl er genau wusste, dass es seine eigene Entscheidung gewesen war, wieder für den Phönixorden zu spionieren. Severus musste zurück in seine eigene Welt...
Der Zauber arbeitete zufriedenstellend, die einzelnen Buchstaben wirbelten durcheinander, ordneten sich neu an und stoben wieder auseinander. Die Übersetzung würde wirklich eine ganze Weile dauern...
T'Jen starrte die ganze Zeit wie hypnotisiert auf den Zettel, ließ die Buchstaben nicht aus den Augen. Irgendwie war der Kleine niedlich... Oha, diese Welt hatte wirklich keinen guten Einfluss auf ihn. Hatte er soeben wirklich gedacht, T'Jen wäre NIEDLICH! Irgendwie schaffte er es hier beim besten Willen nicht, seine Maske aus Sarkasmus, Zynismus und ein wenig Gemeinheit aufrechtzuerhalten. Wenigstens konnten seine Schüler ihn nicht so sehen...
Auch wenn Dumbledore immer das Gegenteil behauptete, er war der festen Überzeugung, dass die Schüler streng behandelt werden mussten. Wie sollten sie als Erwachsene in der großen, weiten Welt überleben, wenn sie als Kinder nur nachgiebig und sanft behandelt worden waren? Wie sollten diese Kinder im Kampf gegen Voldemort überleben, wenn sie von allen nur mit Liebe und Güte während der Schulzeit behandelt werden? Er wusste, dass die Schüler ihn entweder respektierten (die Slytherins) oder aber hassten (alle anderen Häuser), aber damit konnte er leben, es gab Schlimmeres.
Zum Beispiel Voldemort samt Anhängern. Das Dunkle Mal leuchtete noch immer an seinem Arm, erinnerte ihn in aller Deutlichkeit an seine Fehler. Was würde geschehen, wenn der Dunkle Lord ein neues Treffen einberufen würde? Würde er den Ruf auch hier in Morrowind spüren und was würde geschehen, wenn er ihm nicht nachkommen konnte?
Schnell verdrängte Severus diese Gedanken, damit würde er sich auseinandersetzen, wenn es soweit war. Er konnte seinen Aufenthalt in Morrowind ja als eine Art Ferien von allem ansehen...
Ein Regentropfen, dem sehr schnell sehr viele weitere folgten, riss ihn aus seinen Gedanken. Die graublauen Wolken waren inzwischen fast schwarz geworden, tief hingen sie am Himmel, schienen fast den Boden zu berühren.
Ein schneller Blick zeigte ihm, dass T'Lina den Lagerplatz ausgezeichnet gewählt hatte, die großen Pilzbäume hielten den senkrecht fallenden Regen wie überdimensionale Regenschirme ab. T'Jen hatte sich bereits auf einen Ast begeben, beobachtete mit seinen schwarzen Knopfaugen Severus.
Der Regen fiel immer dichter, kalter Wind kam auf, trieb die Regenschauer in die seltsamsten Richtungen. Schnell griff Severus nach seiner Kleidung, klemmte sie sich zusammen mit T'Linas Decke unter den Arm, mit der freien Hand riss er den Zettel mit den noch immer wirbelnden Buchstaben vom Messer. Dann eilte er unter den Baum, auf dem auch schon T'Jen saß, zog sich sein Hemd und seine Robe wieder an, zog den breiten Kragen als eine Art Kapuze über den Kopf. Mit einem gemurmelten Impervius' versiegelte er den Stoff gegen das Wasser, ließ die Tropfen einfach an seinem Umhang abperlen.
Mit um die Knie geschlungenen Armen setzte er sich auf die Decke, genoss die Wärme der Roben, die den größten Teil des kalten Windes abhielten. Stumm sah er in den Regen hinaus, betrachtete die fast waagerechten Schauer. Der Himmel lag wie eine schwarze Bleiplatte über ihm, nur ab und zu zuckten grellweiße Blitze durch den Sturm.
Die Stürme waren eindeutig heftiger als in England.
Nach einiger Zeit sprang T'Jen vom Baum, kroch zitternd zu Severus unter den Umhang. Der kleine Nager war von den hin und her irrlichternden Böen bis auf die Haut durchnässt, die ehemals buschigen Haare an seinem Schweif hingen tropfend herab.
Gemeinsam warteten sie auf das Ende des Regens...
OoO
Nach einer halben Ewigkeit -so kam es den beiden durchnässten Gestalten wenigstens vor- ließ der Regen endlich nach, nur noch vereinzelt kamen kürzere Schauer herunter. Die dichte Wolkendecke riss auf, offenbarte einen leuchtend blauen Himmel. Es wurde langsam wieder heller, die Sonne schaffte es endlich, sich gegen die Wolken durchzusetzen. Während der stärksten Phasen des Sturmes war es dunkler als in der Nacht gewesen, T'Jen hatte diese Dunkelheit offenbar sehr beängstigend gefunden, er war nicht einen Schritt von Severus' Seite gewichen. Nun schoss der kleine Nager auf die Lichtung, schüttelte sich kräftig das Wasser aus dem Pelz. Hinterher sah er zwar nicht mehr wie ein nasser Pudel -beziehungsweise eben nasses Eichhörnchen- aus, aber dafür wie ein riesiges Wollknäuel. Mit aufgeplustertem Fell rannte T'Jen auf der Lichtung herum, freute sich, dass die Sonne herauskam.
Der Impervius'-Zauber war irgendwann nicht mehr mit den Wassermassen fertiggeworden, sodass Severus sich nicht sehr viel wohler fühlte als T'Jen. Er konnte das Wasser leider nicht einfach von sich schütteln, sodass ihm nichts anderes übrig blieb als seine nassen Kleider über die Büsche und Felsen zum Trocknen auszubreiten. Mit freiem Oberkörper -die ebenfalls nassen Hosen behielt er erst mal an, er wusste nicht, wann T'Lina zurückkehren würde- wrang er das Wasser aus seinen Haaren, er fand das ständige Tropfen höchst unangenehm.
Wenigstens wusste er jetzt wieder, warum er Wasser hasste, die feuchten Hosen fühlten sich klamm auf seiner Haut an, zogen die Körperwärme aus ihm heraus. Severus konnte die drohende Lungenentzündung jetzt schon anklopfen hören.
Er hoffte, dass T'Lina es ihm nicht übel nehmen würde, aber vielleicht hatte sie in ihrer Kiste ja trockene Kleidung. Er hatte nämlich nicht die geringste Lust, hier nackt herumzulaufen.
Die Truhe hatte zwar ein recht massiv aussehendes Schloss, war jedoch nicht verriegelt. Langsam stemmte er den schweren Deckel hoch, ein schneller Blick ins Innere zeigte ihm, dass der Inhalt trocken geblieben war.
Unter ein paar sehr gefährlich schimmernden Dolchen fand er eine Hose aus einer Art Wildleder, die hellbraune Farbe wurde durch ein perlmuttfarbenes Schimmern noch verstärkt. Fasziniert versuchte Severus die Ursache für dieses Schimmern zu entdecken, doch jedes Mal, wenn er den changierenden Stoff näher betrachtete, schien das Funkeln zu verblassen. Er konnte dieses Perlmuttartige nur sehen, wenn er sich entweder nicht darauf konzentrierte oder aber nur aus den Augenwinkeln ansah. Interessant...
Ein leichter Wind fegte noch immer über die Lichtung, verbiss sich in seiner nassen Kleidung. Entschlossen schob er die Dolche beiseite, zog die Hose aus der Kiste. Sie hatte genau die richtige Länge und würde ihm sicher passen -zumindest solange, bis seine eigene wieder trocken war.
Schnell zog er sich um, die Hose passte sogar hervorragend, wie für ihn gemacht. Seine eigene hängte er zu seinen anderen Sachen.
Nach einer kurzen Untersuchung der Truhe schloss er den Deckel wieder, außer ein paar eng beschriebenen Zetteln -die er selbst dann nicht gelesen hätte, wenn er es vermocht hätte, schließlich gab es da noch so etwas wie Privatsphäre-, einem Tintenfass samt Federkiel und einem kleinen Säckchen mit Metallstücken -wahrscheinlich die hiesige Währung- war die Truhe leer gewesen.
"Wow, ich hätte nicht gedacht, dass du diese Hose anziehen könntest. Die Magie darin ist manchmal etwas... sagen wir mal eigenwillig. Sieht aber echt nicht übel aus..."
Erschrocken wirbelte Severus herum, er hatte T'Lina nicht kommen gehört. Mit einem breiten Grinsen, auf der Schulter ein erlegtes Tier, den Bogen in der Hand stand sie am Rande der Lichtung und amüsierte sich prächtig über ihn.
"Wo warst du eigentlich?"
Ein abrupter Themenwechsel schien ihm angesichts des belustigten Funkelns in T'Linas Augen mehr als angebracht. Außerdem interessierte ihn diese Frage wirklich, der Zettel war noch immer nicht übersetzt und T'Lina sah im Gegensatz zu ihm und T'Jen nicht so aus, als hätte sie sich stundenlang in einem der Tümpel aufgehalten.
"Ursprünglich war ich auf der Jagd, da ich getrocknetes Kagouti-Fleisch nicht besonders gern mag und ich glaube, dass auch du schon Besseres gegessen hast. Das hatte ich dir aber geschrieben. Als es dann zu regnen anfing, wollte ich den Sturm unter einigen Büschen abwarten und habe dabei eine alte Schmugglerhöhle entdeckt. Ich kann dir dann jetzt also frisches Kagouti-Fleisch mit Sujamma anbieten."
Sie reichte ihm eine dickbauchige Tonflasche, deponierte drei weitere Flaschen in ihrer Kiste. Vorsichtig öffnete Severus den Stopfen der Flasche, fächelte sich mit der flachen Hand den Geruch zu. Alkohol. Der strenge Geruch vergorenen Zuckers biss ihm in die Nase, dieses Sujamma schien wenigstens 40 Volumenprozente zu haben. Sehr starkes Zeug also.
"Außerdem habe ich Pflanzenfasern zum Nähen organisiert, wir müssen uns nämlich jetzt um deine Wange kümmern. Mit dem Sujamma kann ich die Wunde dann auch gleich desinfizieren und in ein paar Wochen wird davon nichts mehr zu sehen sein, außer ein paar dünnen Narben vielleicht."
Leicht unbehaglich sah Severus, wie T'Lina das erlegte Wesen auf einen der Felsen legte. Er konnte es nicht anders beschreiben, der tote Kagouti besaß nur zwei Beine mit sehr langen gebogenen Klauen an einem massigen, überaus kräftigen Körper, auf dem ein großer dreieckiger Schädel mit Knochenplatte zum Schutz des Nackens und zwei riesigen, säbelzahntigerähnlichen Hauern saß. Der ganze Kagouti war von dreieckigen Schuppen mit Widerhaken -ähnlich der Raspelhaut von Haien und Rochen, nur sehr viel größer und gefährlicher aussehend- bedeckt. Lediglich das Gesicht war frei von Widerhaken, dort hatten die Schuppen mehr Ähnlichkeit mit denen T'Linas.
Alles in allem wollte Severus keinem Kagouti unbewaffnet gegenüberstehen.
T'Lina war offenbar derselben Meinung, sie hatte nicht nur ihren Bogen dabeigehabt, sondern auch noch ein Messer und eine Art Kurzschwert. Nach und nach verschwanden die Waffen in der Truhe, der Bogen wurde entspannt und auf die Kiste gelegt. Mit einer dünnen Nadel in der einen und ein paar Fäden in der anderen Hand drehte sie sich schließlich wieder zu Severus um.
Er atmete tief durch, stellte sich innerlich auf das nun Folgende ein, setzte sich auf einen der Bäume. Er wusste nicht, ob seine Knie ihn tragen würden, wenn die Nadel sich unter seiner Haut bewegte, den Faden durch sein Fleisch zog...
Wenn er wieder in seiner Welt war, würde er als Allererstes ein wenig Unterricht bei Madam Pomfrey in Sachen Heilsprüche nehmen...
OoO
Tief atmete T'Lina durch, das Ganze würde nicht sehr angenehm werden. Die Wunden waren dick mit Blut verkrustet, vor dem Nähen würde sie das Blut entfernen müssen. Sie tränkte einen weiteren Fetzen ihrer Decke -die inzwischen reichlich zerfranst aussah, der Regen hatte ihr ebenfalls nicht gerade gut getan- mit Sujamma und begann vorsichtig, den Schorf zu lösen.
Nur Snapes mühsam gleichmäßiger Atem zeigte ihr die Schmerzen, die er haben musste. Sie versuchte so sanft wie möglich zu arbeiten, dennoch konnte Snape mehrmals ein unterdrücktes Stöhnen nicht verhindern.
Sie hatte ihre eigenen Kratzer immer entweder mit Heiltränken sofort geheilt oder sie sofort vernäht, sodass sie noch nie bereits verschorfte Wunden erneut hatte öffnen müssen. Leider hatte sie keine Heiltränke für ihren Auftrag mitgenommen, es war ihr nicht nötig erschienen. Nun bedauerte sie ihren Leichtsinn, sie hätte ihm das Ganze hier ersparen können. Und ihr selbst ebenfalls.
Endlich begann wieder Blut zu fließen, zeigte ihr, dass sie endlich nähen konnte. Snape war ein wenig bleicher geworden als er so schon war, schien sich aber noch ganz gut zu halten. Bewunderung stieg in ihr hoch, er musste wirklich eine außergewöhnliche Selbstbeherrschung haben. Aber sonst hätte die magische Hose ihm wohl auch nicht erlaubt, sie überzuziehen... Schnell richtete sie ihre Konzentration wieder auf Snape, um die magische Bekleidung ihres Patienten konnte sie sich später noch kümmern.
T'Lina gab es nicht gerne zu, aber sie hasste es, Wunden nähen zu müssen. Sie hatte es zwar schon öfter getan, aber sie fand den Anblick der knöchernen Nadel in blutunterlaufenem Fleisch einfach nur widerlich. Snape schien ähnliche Gedanken zu hegen, er hatte zu Beginn schnell zwei, drei Schlucke des hochprozentigen Sujammas genommen und dann die Augen geschlossen.
Die ersten Stiche waren problemlos verlaufen, sie hatte sich Mühe gegeben, die Übelkeit zu unterdrücken und eine gerade Naht zu ziehen. Snape hatte sich nicht bewegt, hatte regungslos dem widerlichen Geräusch der sich bewegenden Pflanzenfaser unter seiner Haut gelauscht, hatte regungslos die kleinen Blutstropfen seine Wange hinunterlaufen lassen. Seine Finger versuchten sich in das Holz des Baumes zu graben, seine Knöchel waren ganz weiß. Dennoch bewegte er sich nicht, saß starr wie ein Stein, erleichterte ihr die Arbeit so weit wie möglich.
Doch nun hingen Snapes Haare immer wieder in die blutenden Wunden, behinderten ihre Arbeit. Sie konnte nicht gleichzeitig die Nadel halten, die Wunden zusammendrücken und Snapes Haare aus seinem Gesicht ziehen. Sie sandte einen gedanklichen Hilferuf an T'Jen, erleichtert vernahm sie seine beruhigenden Bilder. Dafür würde sie Lamal noch einmal umbringen und wenn er dann schon wieder aufstand, dann halt solange, bis er liegen blieb...
T'Jen sprang auf Snapes Schulter, mit seinen kleinen Zähnen hielt er ein kurzes Stück einer Liane. Snape war nur kurz zusammengezuckt, als er plötzlich das Gewicht des Nagers auf seiner Schulter verspürte, schien aber Vertrauen zu ihr zu haben und öffnete seine Augen noch immer nicht. Offenbar wusste er, dass es noch nicht vorbei war...
Mit einem flauen Gefühl im Magen griff T'Lina nach der Liane, sofort klafften die Kratzer wieder auseinander. Mit einem unterdrückten Stöhnen griff Snape an seine Wange, drückte die Wundränder wieder zusammen. Schnell band T'Lina ihm die Haare zusammen, zog die Strähnen aus dem Blut, zwang sie in einen Zopf.
Die Übelkeit verstärkte sich, sie sollte ihre Aufgabe besser schnell beenden...
Vorsichtig nahm ihre Linke den Platz von Snapes Hand ein, griff an seine klebrige Haut. Der starke Kupfergeruch seines Blutes biss in ihre Nase, stellte ihre Selbstbeherrschung auf eine harte Probe. Mit zusammengebissenen Zähnen, entschlossen der Übelkeit nicht nachzugeben, nähte sie weiter, versuchte das Blut in ihrem Pelz zu ignorieren. Sehr erfolgreich war sie nicht. Ohne T'Jens beruhigende Hilfe hätte sie sich schon längst hinter irgendeinem Busch zusammengerollt und sich die Seele aus dem Leib gewürgt.
Mühsam verdrängte sie die aufsteigende Magensäure, zwang sie dorthin zurück wo sie hingehörte.
Endlich konnte sie den letzten Stich setzen, ein letztes Mal fuhr die Nadel unter die blauschwarze Haut, zog die Ränder zusammen. Endlich konnte sie den Knoten setzen, den Faden abtrennen.
Die Welt begann sich vor ihren Augen zu drehen, ihre Selbstbeherrschung versagte, nun, da alles überstanden war. Ihr Magen kroch schon wieder ihre Kehle hinauf. Ein kleiner Blutstropfen fiel von ihrer Hand, fiel auf den Baumstamm, spritzte in alle Richtungen. Das war endgültig zuviel für sie, die Übelkeit überspülte ihre gesamte Wahrnehmung.
Nur undeutlich spürte sie, dass ihre Beine sie nicht mehr trugen, noch undeutlicher spürte sie schlanke Arme, die sie auffingen, die sie davor bewahrten, auf dem Boden zusammenzubrechen.
Dann spürte sie nichts mehr...
OoO
Severus war mehr als nur erleichtert, als T'Lina den Faden endlich abtrennte. Die ganze Prozedur war zwar nicht unbedingt schmerzhaft gewesen -zumindest nicht nach seinen Maßstäben-, aber das Gefühl der Pflanzenfaser, die durch seine Haut gezogen wurde, war mehr als nur unangenehm gewesen. Offenbar ging es ihr genauso, ihr Atem war immer hektischer geworden bis sie beinahe hyperventilierte, mehrmals schluckte sie schwer. Er hatte die Augen geschlossen gehalten, hatte sich von der Schwärze beruhigen lassen, sodass er ihr nicht ins Gesicht hatte sehen können. Dennoch war er sich sicher, dass der Katzenfrau übel war, dass sie sich genauso -wenn nicht noch schlimmer- unwohl fühlte wie er.
Er öffnete die Augen, sah direkt in ihr verzerrtes Gesicht, die Augen hatte sie weit aufgerissen. Sie schwankte, kleine Blutstropfen flogen von ihrer Hand. Panisch folgte ihr Blick ihnen, ein trockenes Würgen stieg ihre Kehle hoch.
Sie schwankte stärker, schien sich nur noch mühsam auf den Beinen halten zu können. Ihr Blick verschleierte sich, ihre Knie gaben nach.
Er konnte sie gerade noch auffangen, bewahrte sie davor, auf dem Baumstamm aufzuschlagen. Voll Mitleid hielt er sie fest, hielt sie aufrecht. Es war offensichtlich, dass das Nähen zuviel für sie gewesen war. Offenbar war sie doch nicht die harte Kriegerin, die zu sein sie vorgab...
Sanft legte er T'Lina auf den Boden, legte ihr die inzwischen nur noch feuchte Decke unter den Nacken.
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Und bitte sagt mir wieder, wie ihr's fandet, ja? „lieb schau" der erste Absatz ist übrigens sehr stark inspiriert von der Hexer-Saga von Wolfgang Hohlbein... Ich bin gerade fleißig dabei, den dritten Band zu lesen, das hat wohl etwas abgefärbt „g"
Übrigens hab ich mich beim Wetter vom Blick aus meinem Fenster inspirieren lassen... Sehr faszinierend, irgendwie sehen die Wolken ein wenig... gelb aus. Sieht so aus, als ob mal wieder der Acker unterwegs wäre. Wenigstens weiß ich angesichts der Sandhäufchen auf meinem Fenster jetzt wieder, warum ich Fensterputzen als überaus überflüssig erachte. den sich anbahnenden Sandsturm überaus faszinierend find
Ich hoffe, die Szene mit dem Nähen war nicht allzu schlimm... Aber irgendwann mussten sie es ja mal machen... und bitte dreht mir aus meinen nichtvorhandenen medizinischen Kenntnissen keinen Strick „lieb schau"
