Disclaimer:
Kathryn. Wie wäre es mit Kathryn? Kathryn magst du doch, oder?
Ah, aber Kathryn kümmert sich gerade um q. Nein, ich bin froh hier zu sein. Außerdem brauchst du noch immer jemanden, der sagt, dass Harry Potter JKR gehört.
Hmpf.
Schatten der Wahl
18. Atri Ianua Ditis
Teil 2
"The truth is a beautiful and terrible thing, and should therefore be treated with great caution."Albus Dumbledore (Joanne K. Rowling, PS)
Die Geschehnisse des Abends hatten Tigris mit Unbehagen und Abscheu erfüllt. In der vertrauten Umgebung seines Zimmers und Blaise bei sich fielen diese Gefühle langsam von ihm ab und er konnte wieder klar denken. Sie hatten langsamen, zärtlichen Sex, und es war wie eine Dusche nach einem stickigen, staubigen Sommertag – befreiend. Danach genoss er das Gefühl, wie ihre Finger über seine Brust strichen, und dachte darüber nach, wie er den neuesten Wunsch Voldemorts erfüllen sollte. Percy war ein machtgieriger kleiner Bürokrat, doch war er machtgierig genug etwas so Ungeheuerliches zu tun, wie als Minister zu kandidieren? Vielleicht, wenn er ernsthaft glaubte, gewinnen zu können.
„Was denkst du?", fragte Blaise, die Augen halb geschlossen. Sie wirkte, wie eine satte, zufriedene Katze.
Tigris fuhr mit den Fingern durch ihre Haare. „Ich denke nur an einen Auftrag, den unser Lord mir erteilt hat."
Blaise gähnte. „Es gab eine Zeit, da hast du an nichts anderes gedacht als an mich, wenn wir zusammen im Bett waren."
Tigris sah stirnrunzelnd auf ihren Kopf hinunter, aber sie hatte das Gesicht von ihm abgewandt.
„Ich denke immer noch jede Menge an dich."
„Aber die meiste Zeit haben andere Dinge den Vorrang."
„Bist du unzufrieden?", fragte Tigris verwirrt. Sie hatte bisher nie diesen Eindruck auf ihn gemacht. Im Gegenteil, sie hatte ihn immer bestärkt, wenn er eine seiner anderen Verantwortungen vor ihre Beziehung stellte.
Sie wandte sich zu ihm um. „Nein. Aber ich denke, wir sind nicht mehr das, was wir mal waren. Es ist alles so alltäglich geworden. Wir treffen uns, wir haben Sex, und dann leben wir unsere eigenen Leben weiter. Ich weiß nicht mal, wie deine Kollegen alle heißen, und ich wette, du kennst meine auch nicht."
Tigris versuchte sich an die Namen ihrer Kollegen zu erinnern, aber musste zugeben, dass sie recht hatte. Sie hatten sich einfach nicht genug darüber unterhalten, als dass es ihm im Gedächtnis geblieben wäre.
„Was sollen wir dann deiner Meinung nach ändern? Ich erzähle dir gerne etwas über meinen Beruf, und höre dir ebenso gerne zu."
„Aber es wird dich nicht wirklich interessieren. Die Wizengamot-Verwaltung hat nur mit Politik und Arithmantik zu tun, und ich weiß das langweilt dich. Zugegeben, alte Artefakte faszinieren mich auch nicht gerade." Blaise seufzte. „Aber das ist auch gar nicht der Punkt. Ich denke, vielleicht sollten wir diese Beziehung zuende gehen lassen, solange alles noch so gut zwischen uns läuft."
„Du willst mit mir Schluss machen." Tigris fühlte sich surreal, als wäre er plötzlich in eine andere Realität gewechselt, wo nichts mehr Sinn ergab.
Blaise lächelte. „Ich mag dich, Tigris, wirklich. Ich hoffe, wir können trotzdem immer Freunde bleiben. Aber das Feuer in dieser Beziehung ist einfach nicht mehr da, und ich denke nicht, dass es noch Sinn macht, so weiter zu machen."
„Wie kannst du das sagen!", rief Tigris, von einen Moment auf den anderen ärgerlich. „Nach all der Zeit die wir zusammen sind, wie kannst du da einfach so sagen, es macht keinen Sinn mehr? Was immer das Problem ist, ich bin sicher, wir können es klären, mit ein wenig Arbeit. Wie kannst du einfach sagen, das ist es nicht wert?"
Blaise setzte sich auf. „Weil ich nicht denke, dass es das ist.", sagte sie ruhig. „Ich mag dich Tigris, aber ich fühle mich noch nicht alt genug um zu heiraten. Ich war verliebt in dich, aber ich liebe dich nicht. Vielleicht heiraten wir ja trotzdem irgendwann, aber bis dahin möchte ich noch etwas vom Leben mitbekommen."
Sie küsste ihn auf die Stirn. „Sei nicht zornig. Ich bin sicher, du wirst schneller als du denkst jemand anderes finden. Ich will nicht im Streit auseinander gehen."
Tigris atmete tief durch und ballte die Fäuste. „Ich denke, es ist besser, wenn du gehst.", sagte er, bemüht, nicht in seiner Stimme mitklingen zu lassen, wie verletzt er war. Blaise war immer so verdammt logisch, man konnte einfach nicht gegen sie ankommen ohne wie ein Narr zu erscheinen. Aber in diesem Moment hatte er keine Lust vernünftig zu sein. Er wollte sie anschreien und verhexen und festhalten und anflehen zu bleiben. Letztendlich tat er nichts von alledem, sondern schloss nur die Augen und wartete, bis sie gegangen war.
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„Nein, ich habe keine Zeit zu quatschen!", schnappte Tigris, bevor seine Kollegin überhaupt etwas sagen konnte. „Geh und verplempere deine Zeit anderswo, ich habe zu arbeiten!"
Er sah sich nicht zu ihr um und dachte, sie wäre gegangen, bis sie eines seiner Bücher vor seiner Nase zuknallte und es vor ihm auf den Tisch schlug.
„Was zum Hades soll das!", schrie er. „Das sind empfindliche Sachen die ich hier mache, wegen dir kann ich jetzt wahrscheinlich wieder von vorne anfangen!"
„Halt für zwei Minuten mal die Klappe und hör mir zu was ich sagen will!", schrie sie zurück.
Tigris war so verblüfft, dass er genau das tat.
„Ich arbeite normalerweise gerne mit dir zusammen.", sagte sie, ihre braunen Augen ärgerlich funkelnd. „Aber seit einigen Tagen verhältst du dich wie ein verdammter Bastard und das muss aufhören. Es ist mir egal was passiert ist, ich will es auch gar nicht wissen. Wir sind eine Arbeitsgruppe. Wir arbeiten zusammen. Du kannst nicht auf allen anderen herumtrampeln, nur weil du dich mies fühlst. Ich hätte darauf warten können, bis Polly dir was sagt, und sie ist drauf und dran dir 'ne Verwarnung zu geben, nur dass du es weißt – aber ich hab einfach genug von deinem Gehabe. Was immer es ist, reiß dich endlich zusammen, Ti. Du bist hier nicht auf einem Schulausflug."
Tigris öffnete den Mund um etwas Zorniges zu erwidern, aber dann sackte er in sich zusammen, als er erkannte dass sie Recht hatte. Er atmete tief durch und fuhr sich mit den Händen über das Gesicht. „Merlin. Es tut mir leid, Mandy. Ich hätte dich nicht anschreien sollen. Was wolltest du denn?"
Mandys ärgerlicher Gesichtsausdruck wich Besorgnis. „Ich wollte nur fragen, wie es dir geht. Du bist in den letzten Tagen nicht du selbst gewesen."
Er seufzte. „Ich bin in Ordnung. Nur ein paar private Probleme. Ich hätte es nicht an euch auslassen dürfen."
Mandy setzte sich auf einen der Bücherstapel in Tigris' Büro. Es war nicht groß, nur ein Schreibtisch und ein paar Bücherregale, und die Materialien, die er für seine Experimente brauchte. Mit zwei Leuten wirkte es bereits überfüllt.
„Du weißt, dass du mit allen von uns reden kannst, nicht wahr? Sally hätte dich als nächstes gefragt, das sehe ich ihm an."
Tigris sah zu Boden. „Fein, ich vermute, ich schulde es euch. Es ist eigentlich lächerlich. Meine Freundin hat mit mir Schluss gemacht. Wir waren drei Jahre zusammen, und auf einmal entscheidet sie, dass uns ‚das Feuer fehlt' und dass es das Ganze nicht wert sei." Er wusste, er klang bitter, aber für den Moment war es ihm egal. „Drei Jahre, und sie verabschiedet sich einfach so." Er schnippte mit den Fingern. „Ich verstehe diese verdammte Frau nicht."
„Ich denke nicht, dass es lächerlich ist.", sagte Mandy. „War es die große Liebe?"
„Ja... Nein. Ich weiß nicht." Tigris seufzte. „Es ist nur... es waren drei Jahre. Wir waren ein wirklich gutes Team, und ich dachte, alles wäre okay. Der Sex war phantastisch. Ich dachte wir machen einfach so weiter und eines Tages tauschen wir Ringe aus und setzen ein paar Kids in die Welt." Tigris hatte sich das vorher so nicht eingestanden, aber nun wurde er sich bewusst dass es wahr war. „Sie war einfach eine Konstante in meinem Leben. Ich hab nie damit gerechnet, dass es einfach so zuende sein kann."
„Sex ist nicht alles.", sagte Mandy.
„Ich weiß. Aber wir waren seit der Schule zusammen, wir haben uns immer gut ergänzt. Ich dachte da wäre mehr. Offensichtlich war das für sie nicht so."
„Anscheinend." Mandy musterte ihn. „Hey, ich weiß wie ich mich fühlen würde, wenn Daniel Schluss machen würde. Nicht dass er es wagen würde, er weiß ich würde ihn kreischend und heulend bis in die Hölle verfolgen und zurückzerren."
Tigris lachte unwillkürlich und Mandy grinste.
„Wie wär's wenn wir uns heute Abend in den Dancing Imp zusammen setzen und ein paar gute Feuerwhiskys killen? Nichts treibt den Liebesschmerz so gut aus wie eine Nacht in der man sich besoffen vollkommen lächerlich macht und der Kater danach. Wenn du danach nicht weißt, dass sie den Katzenjammer nicht wert ist, ist dir auch nicht mehr zu helfen. Glaube mir, ich spreche aus Erfahrung."
Tigris grinste zurück. „Würde ich zwar gerne, aber ich muss heute pünktlich zuhause sein. Aber es tat gut mit dir zu reden, danke dir."
Mandy klopfte ihm auf die Schulter. „Dafür sind Pseudo-Verwandte doch da."
Das war ein ständiger Witz zwischen ihnen, da Mandys Nachname Black war. Ihre Eltern waren jedoch Muggel, so dass sie nicht die geringsten Beziehungen zur Black-Familie besaß, auch wenn sie dummen Fragern gerne mal erzählte, die verschollene Tochter des berüchtigten Sirius Black zu sein. Mandy hatte eine Vorliebe für alles Dunkle und Mysteriöse, und der Gedanke mit einem bekannten Schwerverbrecher verwandt zu sein kam ihrem Gefühl des Romantischen gerade entgegen. Tigris dachte manchmal bei sich, dass sie ironischerweise sehr enttäuscht wäre, würde sie erfahren, dass Sirius unschuldig gewesen war.
„Nur denk daran, reiß dich zusammen. Glaub mir, du willst Polly nicht sauer machen. Sie ist eine Harpie."
Die Vorstellung davon, wie die zierliche alte Frau sich in eine wütende Harpie verwandelte brachte Tigris erneut zum Lachen. Polly mochte es wohl fertig bringen, sie war eine patente Persönlichkeit.
„Ich verspreche es.", sagte er.
„Gut." Mandy stand auf. „Und falls du es dir doch noch anders überlegen solltest – mein Angebot steht."
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„Hast du bei dem Auftrag den ich dir erteilt habe einen Fortschritt erzielt?", fragte der Dunkle Lord.
Tigris senkte den Blick. „Ich hatte bisher keine Gelegenheit, mit Percy zu reden.", antwortete er. Dies war mehr als eine Halbwahrheit, aber Tigris hoffte, dass er diesmal damit durchkam. Er hatte in den letzten Tagen zu sehr in seinem Unglück geschwelgt, um an Percy zu denken. Percy erinnerte ihn an seine letzte Unterhaltung mit Blaise, und das erinnerte ihn an Blaise, etwas woran er sich ganz und gar nicht erinnern wollte. Folglich hatte er Percy erfolgreich verdrängt. Es kam Tigris nun zu Bewusstsein, dass das alles andere als schlau gewesen war.
„Ich erwarte demnächst etwas Besseres zu hören!", fauchte der Dunkle Lord ärgerlich. Er schwenkte seinen Stab ungehalten, aber verhexte Tigris nicht, was recht erstaunlich war.
„Du hast dich sehr früh von der Feier deiner Tante verabschiedet.", sagte der Lord etwas ruhiger. „Ich dachte, du würdest dich ihrem Steifzug anschließen."
Tigris versteifte sich. Das war eine trickreiche Frage, aber er hatte sie erwartet. „Meine Tante mag das anders sehen, aber ich ziehe es vor die Gesellschaft von Muggeln zu meiden wenn es geht.", sagte er kühl. „Ich will so wenig wie möglich mit diesem Ungeziefer zu tun haben."
Der rotäugige Schwarzmagier musterte Tigris nachdenklich. „Eine Meinung, die nur wenige meiner Gefolgsleute teilen. Du hast es von deiner Mutter schätze ich? Nein? Sie hat jedenfalls auch diese Phobie. Es spielt keine Rolle. Du wirst froh sein zu hören, dass dein nächster Auftrag nicht das Geringste mit Muggeln zu tun hat."
Der Lord trat einen Schritt zurück und ließ seinen Blick über die restlichen Todesser schweifen, die ein wenig von ihnen entfernt knieten. Dies war eine große Versammlung.
„Ich war zufrieden mit der Arbeit, die du mit Moody geleistet hast. Was ich nun von dir möchte, stellt eine etwas größere Herausforderung dar. Ich möchte, dass du Arthur Weasley für mich tötest."
Tigris fühlte, wie das Blut in seinen Adern gefror. Alle Geräusche schienen plötzlich lauter und die Farben ihrer Umgebung unnatürlich grell. Er schloss die Augen und atmete tief durch. Eine winzige Stimme in seinem Inneren trommelte an ihre Kerkerwände und schrie, aber Tigris ignorierte sie und öffnete die Augen, um seinem Lord weiter zuzuhören.
„Ich möchte, dass es wie ein Unfall aussieht.", sagte der dunkle Magier. „Du sollst es nicht sofort tun. Ein oder zwei Monate vor der Wahl, denke ich, sind ein guter Zeitpunkt. Das gibt dir genug Zeit, alles vorzubereiten."
„Ja, mein Lord.", sagte Tigris heiser.
„Gut. Und Aqrabi..."
„Ja?"
Der Lord schwenkte nachlässig seinen Stab und Tigris schrie, als Schmerz ihn durchfloss.
„Das nächste Mal erwarte ich Ergebnisse von dir."
„Ja, mein Lord."
Der Dunkle Lord winkte, und Tigris rappelte sich auf und apparierte zurück in den Kreis.
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Als die Besprechung zuende war, kam einer der anderen Todesser auf ihn zu, und Tigris fragte sich ungehalten, was er wollte. Er hatte sich bisher abgesehen von dem Inneren Kreis nicht viel mit den übrigen Todessern abgegeben. In den unteren Rängen waren eine Menge dumme, aggressive Fanatiker, von denen Tigris sich abgestoßen fühlte. Wenn es auch andere gab, hatte er sich bisher nicht darum gekümmert, sie zu finden.
„Einige von uns wollten etwas trinken gehen, hast du Lust, dich uns anzuschließen?", fragte der Mann.
Tigris runzelte die Stirn. Der Mann hatte einen groben, aber effektiven Okklumentikschild. Tigris konnte ihn durchbrechen, aber es lohnte sich nicht wirklich für eine so simple Angelegenheit. Er fühlte sich unentschlossen. Er hatte keine Ahnung, warum dieser Mensch ausgerechnet ihn fragte, aber wahrscheinlich war es nur Schleimerei. Einer der Favoriten des Lords zu sein brachte Tigris die Aufmerksamkeit der seltsamsten Leute ein.
Tatsache war, er könnte einen guten Schluck vertragen. Schließlich traf Tigris eine spontane Entscheidung und nickte.
„Großartig. Kannst du mir folgen, wenn ich appariere?"
„Natürlich.", sagte Tigris ein wenig beleidigt. Was dachte dieser Typ, wer er war? Neville Longbottom?
„Es tut mir leid.", sagte der Mann hastig. „Das war nicht böse gemeint."
Tigris' Stirnrunzeln verstärkte sich etwas. Die Art des Mannes kam ihm irgendwie bekannt vor.
Der Mann apparierte, und Tigris folgte ihm. Während er das tat, ließ er seine Todesserrobe verschwinden und aktivierte einen aussehensverändernden Zauber. Er würde den meisten Prüfzaubern nicht standhalten, und die meisten fähigeren Zauberer würden auch wissen, dass er sein Aussehen verändert hatte, aber darauf kam es Tigris ja diesmal nicht an. Er wollte nur nicht, dass diese Gruppe Todesser, wer immer sie waren, seinen Namen erfuhr.
Als Tigris auftauchte, sah er, dass der andere Mann das Gleiche getan hatte. Sie waren am Rande eines kleinen Dorfes, und nicht weit vor ihnen war eine erleuchtete Kneipe, über deren Tür ein schiefes Schild hing, auf dem ‚Countess Goldsmith' stand.
„Ich bin übrigens Loki.", sagte der Mann. „Wir kennen uns ja schon. Ich habe gehört deine Hummel ist abgeflogen, vielleicht wird's ja doch noch was mit uns?"
Tigris starrte ihn mit offenem Mund an. Sein erster Impuls war es, sich einfach umzudrehen und zu gehen, aber schließlich zog er einfach seinen Stab stattdessen. „Wenn du es fertig bringst, den Rest des Abends das Maul zu halten und dich so weit wie möglich von mir fern zu halten, kann ich mich vielleicht beherrschen und verhexe dich nicht auf die Thickey Station.", zischte er.
Loki erblasste unter seinem Illusionszauber und trat einen Schritt zurück. „Ist ja gut. Nicht gleich ausflippen, okay?"
Tigris wandte sich nur ab und betrat die Kneipe. Es war eine verräucherte, düstere Spelunke mit einer niedrigen Decke und verschachtelten Ecken, in denen roh behauene Holztische mit langen Bänken standen. Die einzigen Gäste waren eine Gruppe Zauberer, von denen nur zwei sich nicht darum gekümmert hatten, ihr Aussehen zu verstecken. Dies waren Reginald Nott und Gilbert Goyle. Tigris schloss daraus, dass es sich bei der Wirtin um eine Mitläuferin handeln musste, da die beiden gesuchten Todesser sonst wohl kaum ihre Gesichter so offen zeigen würden.
Er setzte sich mit an den Tisch und stellte zufrieden fest, dass Loki sich an dem anderen Ende nieder ließ.
Die Wirtin, eine breitschulterige, rothaarige Frau, servierte ohne große Worte allen Krüge mit einem warmen, dunklen Gebräu. Es schmeckte würzig recht stark für ein Bier.
„Du hast es also geschafft, ihn mitzuschleifen. Einen Freund hast du dir damit aber anscheinend nicht gemacht, was Loki?" Goyle lachte rau.
Loki lächelte schwach und nippte an seinem Krug. „Solange du deinen Spaß hast, Gilbert."
Tigris lehnte sich zurück und trank schweigend sein Bier, während die anderen sich unterhielten. Sie schienen zu merken, dass er in schlechter Stimmung war, denn keiner von ihnen versuchte, ihn in die Unterhaltung mit einzubeziehen.
Es war ziemlich trivial, worüber sie redeten. Nott beschwerte sich darüber, dass er seine Frau so selten sah, und ein paar der anderen diskutierten über die Ergebnisse der letzten Quidditchspiele. Die Chudley Cannons hatten am Tag zuvor nur knapp gegen die Kestrels verloren, und einer von ihnen war der Überzeugung, dass sie auf dem Weg zu einer Gewinnserie waren. Die meisten der anderen lachten ihn aus und meinten, die Kestrels hätten nur einen schlechten Tag gehabt.
Tigris' Gedanken drifteten ab. Die Leute am Tisch waren alle nicht intelligent genug, als dass er sich hätte besonders in acht nehmen müssen. Loki war der einzige von ihnen, der Okklumentik benutzte, und sein jämmerlicher Gebrauch bezeugte, dass Legilimentik seine Fähigkeiten überstieg.
Arthur Weasley. Tigris hatte immer gewusst, dass der Tag kommen würde, an dem er Menschen die ihm etwas bedeuteten für seine Ziele würde opfern müssen, aber er hatte nicht gedacht, dass es so schnell und so nachhaltig geschehen würde. Arthur war immer der Vater gewesen, den Tigris nie gehabt hatte. Er hatte Tigris bei sich aufgenommen, als er eine unerfahrene Waise gewesen war, ihm Familie gegeben als die einzige Familie die Tigris kannte diese Muggel waren, die ihn hassten. Obwohl er bereits Schwierigkeiten hatte, seine eigenen Kinder zu ernähren hatte er nie gezögert, Tigris mit einzubeziehen und ihm das Gefühl zu geben, daheim zu sein. Tigris hatte ihm dafür seine Liebe und Dankbarkeit gegeben, und daran hatte sich nichts geändert.
Der erste Gedanke der Tigris kam war natürlich, ob es eine Möglichkeit gab, Arthurs Leben zu retten. Doch je mehr er darüber nachdachte, desto mehr wurde er sich bewusst, dass es unmöglich war. Wenn Tigris es nicht tun würde, würde ein anderer an seine Stelle treten. Das einzige was es ihm einbringen würde war Voldemorts Ungnade. Wenn er es schaffte, den Orden zu warnen, und Arthur in Sicherheit gebracht wurde, würde Voldemort sofort wissen, wer der Verräter war. Tigris war der einzige, der von diesem Auftrag wusste, und Arthur war nun eine sehr bekannte Persönlichkeit. Im Rahmen des Wahlkampfes hatte er fast wöchentlich öffentliche Auftritte. Er konnte nicht einfach unauffällig verschwinden. Wie Tigris Arthur kannte, würde er es womöglich nicht einmal wollen, und stattdessen aus falschverstandenem Pflichtgefühl einfach weiter machen wie bisher. Snape würde Voldemort ohne Zweifel mitteilen, dass der Orden alarmiert worden war, Tigris hatte selbst dafür gesorgt. Das wäre das Ende von allem, worauf Tigris hingearbeitet hatte.
Tigris dachte selbst darüber nach, sich an die Zwillinge zu wenden, doch das war ebenso unmöglich. Wenn er ihnen sagte, dass er es nur überhört hatte, würde sich das gleiche Problem ergeben, wie zuvor. Wenn er ihnen die Wahrheit sagte, würden sie ihm im besten Fall nicht glauben, im schlimmsten würden sie ihn an das Ministerium ausliefern. Tigris machte sich keine Illusionen darüber, dass sie Todesser hassten, ein Hass der ihre Loyalität zu ihrem alten Freund Harry Potter allemal übertraf. Vielleicht würden sie sich einreden lassen, dass Tigris gezwungen worden war, oder dergleichen. Aber sie würden darauf bestehen ihm Veritaserum zu geben, und wenn herauskam, das Tigris Moody getötet hatte und für den Anschlag auf Hogwarts verantwortlich war – er brauchte gar nicht weiter zu denken.
Am Ende gab es nur einen logischen Schluss – er musste tun, was Voldemort von ihm verlangt hatte. Das einzige, was er für Arthur tun konnte, war, es schnell und schmerzlos geschehen zu lassen. Das würde ein anderer Todesser wohl kaum tun.
Tigris trank einen tiefen Schluck aus seinem Krug. Er wollte dies nicht tun. Aber er hatte seine Entscheidung getroffen und konnte nun nicht zurück. Fast unbewusst spielten seine Finger mit dem Ärmel, unter dem sich das Dunkle Mal befand, im Moment verborgen von einer Tarnsalbe, die Snape ihm großzügig zur Verfügung gestellt hatte. Wenn du mit Wölfen jagst, darfst du nicht um Lämmer weinen. Tigris hatte vergessen, wo er das gelesen hatte, aber es war wahr. Tigris hatte sich entschieden ein Wolf anstelle eines Schafes zu sein, und nun musste er die Konsequenzen dafür tragen, so sehr er es auch hasste. Er hasste Voldemort dafür, dass er ihm diese Wahl aufzwang. Aber er konnte sich ebenso gut selbst dafür hassen, dass er sie zu Beginn getroffen hatte. Es würde nichts ändern.
Die Unterhaltung am Tisch hatte sich inzwischen politischeren Themen zugewandt. Tigris sprach beiläufig einen Nüchternheitszauber auf sich. Er bemerkte mit ein wenig Bedauern, wie sich die angenehme Betäubung, die sich bereits eingestellt hatte, lüftete. Er hätte sich liebend gerne sinnlos betrunken, aber dies war nicht die geeignete Gesellschaft dafür. Loki hatte die ganze Zeit die Augen nicht von ihm abgewandt, und es war offensichtlich, dass er nur darauf wartete, dass Tigris seine Hemmungen etwas verlor.
„Ich frage mich, was unser Lord vorhat.", sagte Nott gerade missmutig. „Seit Monaten sitzen wir nur sinnlos herum, oder jagen irgendwelchen nutzlosen alten Folianten nach."
Zu Tigris' Bedauern wusste Nott nicht einmal, was für ohne Zweifel alles andere als nutzlose alte Folianten das waren.
„Es ist nicht an dir, unseren Lord in Frage zu stellen.", schnappte Tigris; die ersten Worte, die er an diesem Tisch sprach. Als Konsequenz hatte er sofort ungeteilte Aufmerksamkeit. „Seine Pläne sind nicht für dich bestimmt. Er befielt, und du gehorchst, so einfach ist das."
Tigris konnte spüren, dass seine Worte Unwillen hervorriefen, aber keiner traute sich, etwas zu sagen. Ja, die Wahrheit war bitter, nicht wahr?
„Nur du und ihr anderen Typen vom Inneren Kreis seid die Ausnahme, ja?", sagte einer der anderen Zauberer ärgerlich. „Ihr seid schließlich was Besseres als wir dummen Lakaien."
„Wir sind alle seine Diener, und wir erfahren, was er für richtig hält.", antwortete Tigris kühl. „Was immer er wünscht ist unser Wunsch, oder hast du vergessen, was du geschworen hast?"
„Nein, natürlich nicht.", erwiderte der Mann missmutig.
„Wir fragen uns nur, wann wir endlich einmal etwas von all dem sehen, was er versprochen hat.", sagte ein anderer der Männer. „Ich habe mich ihm angeschlossen, weil er etwas gegen das verdammte Ministerium unternehmen wollte, und die Schlammblütler die unsere Welt verpesten. Zwanzig Jahre, und es ist schlimmer als je zuvor. Meine Tochter muss sich mit einem Job als Hilfsarbeiterin begnügen, wenn ihr als reinblütigem Mädchen etwas viel Besseres zustünde. Ich gehe durch Diagon Alley und sehe Muggel, die herumstolzieren und ihre Bälger in Samt und Seide kleiden. Das ist nicht die Welt, für die ich meine Haut aufs Spiel gesetzt habe."
Tigris schlug auf den Tisch. „Willst du dir anmaßen, dem Dunklen Lord vorzuschreiben, was er zu tun und zu lassen hat?", zischte er. „Du hast deine Loyalität nicht deinen egoistischen kleinen Vorstellungen geschworen, du hast dein Leben und deine Seele EINEM Mann gegeben. Wenn sein einziges Ziel in dieser Welt ist, Albus Dumbledore zu töten, dann wirst du alles dafür tun, damit es sich erfüllt, und du wirst es mit Freuden tun. Es steht dir nicht zu, Forderungen zu stellen!"
„Er will Albus Dumbledore töten?", fragte Goyle verblüfft.
„Natürlich, aber das war nur ein Beispiel, du Idiot.", sagte Tigris in einem verärgerten Tonfall.
Die Männer am Tisch murmelten ungehalten, aber entgegneten nichts laut. Tigris konnte bereits spüren, wie sich Unwillen in ihnen ausbreitete und festsetzte. Es gefiel ihnen nicht, zu erkennen, wie sklavisch sie den Launen ihres Lords in Wirklichkeit ausgeliefert waren. Es war so einfach. Tigris fragte sich, warum er dies nicht früher getan hatte. Als die dummen Herdentiere die sie waren, würden sie ohne Zweifel weitererzählen, was er gesagt hatte. Sei es auch nur, um ihre falsche Untertänigkeit zu bekunden. Unzufriedenheit war ein Unkraut, was eifrig wuchs und schnell Nährboden fand. Es erfüllte Tigris mit diebischer Freude, diese Samen auszustreuen. Das Beste daran war, niemand konnte ihm irgendetwas zum Vorwurf machen. Er hatte nur die Wahrheit gesagt. Es war nicht seine Schuld, dass nicht alle dem Lord so ergeben waren wie er selbst.
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Die Männer tranken mehr nach diesem Gespräch und redeten weniger. Sie alle brüteten über ihren eigenen Gedanken, und Tigris hatte kein Problem damit. Er brütete über seinen. Über den Auftrag, den er nicht wollte, und über Blaise, mit der er weitaus lieber diesen Abend verbracht hätte. Mordraud wusste, wo die dumme Gans nun war. Vielleicht hatte sie ja bereits jemand neues gefunden, der ihr das ‚Feuer' gab, das sie so vermisste. Je mehr Tigris darüber nachdachte, desto mehr wuchs in ihm das Bedürfnis, etwas zu zerschlagen.
„Wisst ihr, dass sie jetzt Auroreneinheiten in der Nähe von Dörfern platzieren, in denen Schlammblütler wohnen?", fragte Nott plötzlich.
„Was?", rief einer der anderen Männer empört. „Haben sie nichts Besseres im Sinn um unser Geld zu verschwenden?"
„Ja, ich habe es auch im Prophet gelesen.", sagte einer der anderen. „Das Ministerium will vorbeugen, wegen den Anti-Apparier-Zaubern, die wir letztes Mal auf Huffleigh hatten. Sie sagen, das ist der Grund, warum die Blaumäntel letztes Mal so spät kamen."
„Haben immer noch genug Schaden angerichtet.", brummte Goyle.
„Wisst ihr, was ich gern tun würde?", fragte Loki. „Ich würde gerne mal diesen Blaunasen zeigen, mit wem sie es wirklich zu tun haben."
Ob es nun das Bier war, oder nur seine allgemeine Stimmung, Tigris entschied spontan, dass dies eine hervorragende Idee war. Die anderen am Tisch standen um nichts zurück.
Ein Dorf, das mit einem solchen Aurorenstützpunkt bedacht war, war schnell gefunden. Der Daily Prophet hatte sie freundlicher Weise alle aufgelistet. Nicht nur das, er hatte sogar eine Karte abgedruckt, wo genau sie waren. Um, so schrieb Daisy Witless, besorgte Zauberer und Hexen aufzuklären. Wie gut, dass es eine solch informative Presse gab.
Vielen Dank für eure Reviews an: roman, PadfootLi, Reditus Mortis, Fairylein, Imobilus, Dax, Gandalf90, Giftschnecke, Leila, Die Happy, Saleru, vege
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