Disclaimer etc. wisst ihr doch, gebt´s zu... „g"

Isaldaria: Hey, danke für dein Review. Freut mich, dass es mir gelungen ist, dass ganze etwas anschaulich zu gestalten „strahl"

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16. Kapitel

Hla Oad

Mehrere Stunden später erreichten sie die zwei Dutzend schäbigen, auf Pfählen stehenden Fischerhütten. Ein grob gewebtes Tuch von schmutzigbrauner Farbe wehte leicht in der salzgeschwängerten Luft des Meeres. Die Ortsflagge wies alle Wanderer darauf hin, dass sie das Fischerdorf Hla Oad, unter dem Schutz des Handelshauses Hlaalu stehend, erreicht hatten.

Erschöpft sah Severus sich um, die Hütten drückten tiefste Armut und Rückständigkeit aus. Vor einigen Hütten standen große Holzfässer, ein penetranter Fischgeruch wehte aus ihnen herüber. Im Wasser dümpelten mehrere winzige Boote, ein kleines Segelschiff ankerte an einem klapperigen Holzsteg. Unterwegs waren die riesigen Pilzbäume schlanken, blattlosen Baumriesen gewichen, Lianen hingen auch hier zu Boden, fielen an manchen Stellen ins Wasser. Zahllose Pilze wuchsen an diesen Bäumen, vermutlich ersetzten sie die fehlenden Blätter, versorgten an ihrer Stelle die Bäume mit Nährstoffen.

T´Lina war stehen geblieben, der weite Weg schien sie nicht übermäßig angestrengt zu haben. Aber vermutlich war sie, im Gegensatz zu ihm, solche Strecken gewohnt. Ein zynisches Lächeln kräuselte seine Lippen, er wusste schon, warum er zurück nach Hause wollte. Dort gab es für so etwas Besen.

Und außerdem gab es dort keine vorwitzigen Eichhörnchen, die ständig eine Antwort verlangten. Er hatte irgendwann sein Schilde wieder aufgebaut, er glaubte T´Lina nicht so recht, wenn sie sagte, dass T´Jen keine Gedanken lesen konnte. Und so sehr der fast magische Moment auf der Lichtung ihn auch berührt hatte, er vertraute auch T´Lina nicht. Schließlich kannte er sie erst seit -wie lange war er jetzt eigentlich schon hier?- ein paar Tagen und wusste so gut wie nichts über sie. Er wusste ja noch nicht einmal, WAS sie war...

Ein lauter Ruf ließ ihn aufsehen, T´Lina stand neben einem, in eine lange braune Robe –ähnlich der mittelalterlicher Mönche- gekleideten Menschen, winkte ihn heran.

„Das hier ist Relien Rierne –" ein grüßendes Nicken des Fremden, knapp erwiderte Severus es- „er ist ein Mönch in Diensten Maras, wir können in seiner Hütte übernachten und von ihm Vorräte kaufen. Ich schlage vor, dass wir uns zunächst ein wenig ausruhen und wir frühestens morgen nach Vivec aufbrechen. Heute wird Baleni Salavel nicht mehr in See stechen, dazu ist es schon zu spät."

„Willkommen in Hla Oad. Es ist zwar nur ein kleiner Fischerort, aber wir alle freuen uns, Euch zu Diensten zu sein. Solltet Ihr irgendwelche Probleme haben, wendet Euch entweder direkt an mich oder an die beiden Hlaalu-Wachen. Wir werden dann alles in unserer Macht stehende tun, Euch zu helfen. Möge Mara Euch segnen."

Der Mönch verbeugte sich leicht, händigte sowohl ihm als auch T´Lina einen kleinen Schlüssel aus und ging fort.

„Möge Mara uns segnen...?"

Leiser Spott schwang in seiner Stimme mit, er hatte Religion und Götterglaube noch nie sehr ernst nehmen können... Andererseits hatte er bereits schmerzlich erfahren müssen, dass es zumindest zwei Götter wirklich gab... Entschlossen verdrängte er diese Gedanken, er wollte jetzt nicht darüber nachdenken.

„Angeblich ist Mara eine Untergebene Azuras, eine niedere Göttin der Heilung. Es hat sie noch niemand gesehen, aber das hindert diese verrückten Imperialen nicht daran, sich ihrem Kult anzuschließen. Und warum soll man ihre Lehre der Nächstenliebe und Hilfe nicht ausnutzen?"

Auch sie konnte die Religion nicht so ganz ernst nehmen, ein breites Grinsen war auf ihrem Gesicht erschienen.

„Na los, lass uns unser neues Heim beziehen."

Mühsam versuchte Severus seine gewohnt grimmige Miene aufrechtzuerhalten, konnte jedoch ein amüsiertes Funkeln in den Augen nicht verhindern.

Was soll´s.

Imaginär die Schulter zuckend folgte er T´Lina zu einer kleinen Hütte am Rande des Dorfes, die recht massive Tür wurde von T´Lina mit dem kleinen Schlüssel geöffnet und gemeinsam betraten sie die Holzhütte.

Ein helles Feuer brannte in einem kleinen Steinkreis, flackernd erhellten die Flammen den kleinen Raum. Zwei Matratzen lagen neben dem Feuer, eine Hängematte war im hinteren Teil des Raumes gespannt. Drei Fässer standen neben mehreren Leinensäcken, enthielten vermutlich Lebensmittel. Die linke Seite des Raumes wurde von einem wuchtigen Holztisch eingenommen, mehrere Teller standen sauber gestapelt auf seiner Oberfläche, ein dickes Buch mit wertvoll aussehendem Einband lag daneben. Eine Angel lehnte an der Wand, die gefangenen Fische trockneten an der Wand hinter dem Feuer, ein starker Fischgeruch erfüllte die Hütte.

T´Lina legte ihre Waffen ab, griff nach ihrer geschrumpften Truhe, stellte sie auf den Boden und sah ihn auffordernd an. Ein wütendes Funkeln unterdrückend –schließlich hatte er ihr das Angebot gemacht- griff er nach seinem Zauberstab, ein flüchtiger Schlenker und die Truhe stand in Originalgröße vor ihm. Allmählich wurde es wirklich eng in dem Raum, die Truhe nahm ziemlich viel Platz weg. T´Jen sprang von seinem Stammplatz auf T´Linas Schulter und sah sich neugierig in der Hütte um.

Seine eigenen, ebenfalls wieder vergrößerten Sachen legte er ordentlich neben dem Feuer zusammen, ganz trocken war der schwere, schwarze Stoff noch immer nicht.

T´Lina hatte währenddessen die Tonnen geöffnet, untersuchte jede von ihnen sorgfältig. Schließlich drehte sie sich mit einem Topf und mehreren Pflanzen in der Hand zu ihm um.

„Ich werde mir eine Gemüsesuppe kochen. Möchtest du auch etwas?"

Er nickte, ihre letzte Mahlzeit lag nun schon einige Zeit zurück und Gemüsesuppe hörte sich nicht allzu übel an. T´Lina hing den Topf über das Feuer, schnappte sich einen Eimer und ging mit schnellen Schritten aus der kleinen Hütte. Wahrscheinlich wollte sie Wasser holen, vermutlich würde die Suppe durch das Salzwasser sehr... würzig werden. Er hoffte von ganzem Herzen, dass sie nicht auf die Idee kam, das Wasser aus einem der Tümpel zu holen. Mit dieser Dreckbrühe konnte man sich seiner Meinung nach nicht einmal die Hände waschen, geschweige denn, dass man es trinken konnte...

Vielleicht konnte er sie ja davon überzeugen, dass sie das Wasser vor dem in die Suppe gießen wenigstens abkochte. Sicherlich würde das ihre Überlebenschancen rapide erhöhen...

Was für eine rückständige Welt!

Freudlos die Lippen kräuselnd warf er einen kurzen Blick auf T´Linas Nachricht. Die Buchstaben hatten sich endlich beruhigt, offenbar war der Zauber vollendet. Allerdings war der Zauber noch immer so ungenau, wie er ihn in Erinnerung hatte. Laut den kleinen, schiefen Worten war T´Lina zum Jagen ihrer Großmutter gegangen und würde vor drei Tagen wieder kommen...

Nun ja, auch nicht schlimmer als Wolfspelz´ für Wolfswurz...

Er machte sich eine gedankliche Notiz, dass er T´Lina später noch nach der korrekten Übersetzung fragen musste. Vielleicht konnte er den Zauber etwas optimieren, wenn er ihm eine breitere Arbeitsbasis gab. Obwohl die Vorstellung eines Kagoutis, wie es T´Lina freudestrahlend mit den Worten „Freut mich, dich zu sehen, geliebte Enkelin" empfing, schon amüsant war. „Großmutter, warum hast du so große Zähne" (1) bekam da eine ganz neue Bedeutung...

Er wusste nicht, wann T´Lina zurückkehren würde (er hoffte noch immer, dass es hier in der Nähe einen einigermaßen sauberen Fluss gab), er konnte die Zeit also auch sinnvoll nutzen. Neugierig hob er das Buch auf, verblüffend schwer lag es in seinen Händen. Der Einband war aus einer Art Leder gefertigt, jedoch war das Leder sehr viel dicker als alles was er kannte.

Die akkuraten Zeichnungen exotischer Pflanzen und Früchte erregten seine Aufmerksamkeit, die einzelnen Bestandteile waren ausführlich mit für ihn unlesbaren Buchstaben beschriftet. Schlagartig vergaß er seine Erschöpfung, dieses Werk hatte große Ähnlichkeit mit seinen Zaubertrankbüchern, daran änderten auch die fremdartigen Lettern nichts. Und ein wenig Zeit sowie der Übersetzungszauber sollten dieses Problem lösen können.

Die Buchstaben wirbelten erneut durcheinander, aber anders als bei dem kleinen Zettel konnte er hier bereits nach wenigen Sekunden erste Erfolge sehen. Dieses Mal würde die Übersetzung nur wenige Minuten dauern und keine Stunden.

Entspannt setzte Severus sich an den Tisch, das Buch aufgeschlagen vor ihm. Nach einiger Zeit begann er fasziniert zu lesen.

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Gelangweilt sah T´Jen auf den großen, gebeugt dasitzenden Mann. Snape las nun schon seit Stunden in dem uninteressanten Alchemiebuch, immer wieder murmelte er dabei die einzelnen Eigenschaften der Pflanzen vor sich hin, er schien sie auswendig zu lernen. T´Jen fand diese Handlungsweise absolut unverständlich, für ihn war das einzig Interessante an Kräutern und Pflanzen, ob man sie essen konnte und wie sie schmeckten.

Er hatte die Zweibeiner noch nie verstanden... Sirius hatte so etwas nie getan, mit ihm war es immer lustig gewesen. Irgendwie konnte T´Jen noch immer nicht wirklich glauben, dass Sirius getan haben sollte, was T´Lina ihm unterstellte.

Aber ihm war so langweilig, T´Lina würde auch erst in einiger Zeit zurückkommen, sie musste erst zu dem kleinen Bach im Gebirge, ein recht weiter Weg. Noch einmal warf er Snape einen prüfenden Blick zu, der große Zweibeiner hatte sich noch immer nicht bewegt. Vielleicht war es ja draußen interessanter...

Er hatte nicht vor, Hla Oad zu verlassen, die Fleischfresser der Bitter Coast Region verschmähten auch kleine Nager nicht. Aber vielleicht würden die Hlaalu-Wachen mit ihm reden...

Fröhlich schickte er Snape ein Bild, zeigte dem Mann, wie er die Hütte verließ und draußen herumlief. Ein leises, unwilliges Brummen ertönte, seine Nachricht war also angekommen. Snape mochte ihn nicht besonders, sein Körpergeruch drückte absolute Ablehnung aus. Dies war nicht immer so gewesen, T´Jen war sogar der Meinung, dass Snape ihn mal sehr gern gehabt hatte, doch das war gewesen, bevor er ihn über die Argonier hatte aufklären wollen. Dabei hatte er Snape doch nur zeigen wollen, was es mit den Kiemenschlitzen bei T´Lina auf sich hatte, er hatte nie beabsichtigt, dem Mann in irgendeiner Form wehzutun. Und doch musste er es getan haben, auf dem Weg nach Hla Oad hatte Snape seine seltsamen Mauern wieder errichtet, hatte ihm einfach nicht mehr zugehört. Er verstand diesen Mann einfach nicht... Traurigkeit stieg in ihm hoch, T´Lina hatte ihn sofort gern gehabt. Aber T´Lina war ja auch etwas Besonderes...

Durch ein kleines Astloch entwischte er nach draußen, die kühle Abendluft kitzelte seine Nase, zahllose Geräusche stürmten auf ihn ein. Er schüttelte sich einmal kräftig durch, der Pelz kam luftig leicht wieder zum Liegen. Er fühlte sich einfach nur wohl.

Schnell rannte er um die Hütte, rannte auf die beiden Hlaalu-Wachen zu. Ihr stechender Schweißgeruch drang trotz der Entfernung bis zu ihm durch, offenbar trugen sie ihre Rüstungen schon recht lange. Der Geruch wurde immer intensiver, biss seine empfindliche Nase. Ekel stieg in ihm hoch, er hatte gewusst, dass nicht alle Zweibeine so reinlich wie er oder T´Lina waren, aber das war wirklich zuviel. Spontan änderte er die Richtung, sprang in Richtung Meer davon. Die zwei Zweibeine sollten sich erst mal waschen, bevor er mit ihnen reden würde...

Die kühle Meeresluft roch beruhigend neutral, lediglich eine leichte Salznote hing im Wind. Doch da war noch etwas... Etwas... Vertrautes, gut Bekanntes. Diese ungewöhnliche Mischung aus Hund und Zweibein... Dieses immer etwas streng, aber niemals schlecht Riechende... Er war hier... Sirius war hier irgendwo... Er musste ihn nur finden...

Voll Vorfreude verfolgte T´Jen die schwache Spur, erreichte Okurs Haus, der schwache Duft Sirius´ wurde fast vom animalischen Argoniergeruch Okurs überdeckt. Sirius war dort drinnen, fröhlich schickte T´Jen ein Begrüßungsbild. Die Antwort kam sofort, voll Verwunderung und Schrecken. Natürlich, er musste ja glauben, dass T´Lina ebenfalls vor der Tür stand und vermutlich konnte er sich noch immer recht gut an ihre letzte Begegnung erinnern. Sie hatte damit geendet, dass T´Lina ihre langen Raubkatzenkrallen in seinem Arm versenkt hatte und ihn zum Gehen aufgefordert hatte...

Eilig sandte T´Jen ein beruhigendes Bild, zeigte Sirius, dass er allein war. Die Tür wurde geöffnet, eine starke Brise frischen Sirius-Duftes wehte ihm entgegen. Geschwind sprang T´Jen durch die Tür, sprang auf die Schulter der großen, durchtrainierten Gestalt.

„Hallo, T´Jen. Schön dich wiederzusehen."

Die Stimme klang noch immer so freundlich wie damals...

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Severus fand die Pflanzenwelt Morrowinds überaus faszinierend, fast jedes Gewächs besaß hier wenigstens eine magische Eigenschaft, die meisten wirkten in Kombinationen immer wieder auf verschiedene Art und Weise. Dagegen waren die Wirkungen der Kräuter „seiner" Welt richtig übersichtlich und einfach.

Er war so vertieft in sein Buch, dass erst der verlockende Duft kochender Gemüsesuppe ihn aufsehen ließ. T´Lina hockte neben dem Feuer, rührte in dem kleinen Topf herum. Sie gab Severus einen kleinen Wink, sofort stand er auf und reichte ihr die Teller. Er hatte gar nicht bemerkt, wie hungrig er inzwischen war...

Gemeinsam setzten sie sich mit gefüllten Tellern an den Tisch, sorgfältig schob Severus das Buch beiseite.

Die Suppe schmeckte überraschend gut, der scharfe Geschmack des Fleisches harmonierte sehr gut mit dem würzigen Aroma des Gemüses. Auf diese Art zubereitet schmeckte Kagouti-Fleisch eindeutig besser als getrocknet...

Während des Essens fragte Severus T´Lina immer wieder über verschiedene Pflanzen aus, er war sich nicht sicher, ob der Übersetzungszauber korrekt gearbeitet hatte. Er konnte es sich zum Beispiel nur sehr schwer vorstellen, dass die Schuppen der Slaughterfische jemanden über Wasser gehen lassen konnten... (Dann würde Jesus ja auch aus Morrowind stammen...)

Enttäuscht vernahm er T´Linas Geständnis, dass sie von Alchemie nur wusste, dass es Leute gab, die diese Kunst beherrschten. Sie selber hatte nicht die geringste Ahnung von dieser Form der Magie... Sie war sowieso überaus magieunbegabt, dass einzige, was sie zustande brachte, waren Schriftrollenzauber und nicht einmal da konnte sie alle anwenden...

Ein weiblicher Longbottom. Genau das hatte ihm zu seinem Pech noch gefehlt, nicht nur, dass er hier erst mal fest hing... Wenigstens sah sie ihr Unvermögen ein und versuchte sich nicht an Dingen, die sie nicht beherrschte. Er wusste nicht, ob er das überstanden hätte...

Würde er sich halt allein informieren müssen. Mit beherrschter Stimme fragte er T´Lina nach weiteren Informationsquellen. Die Antwort gefiel ihm nicht besonders, wahrscheinlich würde er bis Vivec warten müssen, da Buchhändler recht selten waren und wahrscheinlich wären gute Bücher so teuer, dass sie sich diese nicht leisten könnte.

Mit aller Mühe hielt er einen bissigen Kommentar zurück, löffelte schweigend seine Suppe. T´Lina sah ihn immer wieder ratlos an, offenbar wusste sie nicht, was sie von seinem plötzlich so abweisenden Verhalten denken sollte. Nun, ihr Problem. Sie hatte ihm schließlich wieder deutlich aufgezeigt, wie rückständig und archaisch diese Welt war. Bei Merlin, diese Ignoranten lebten ja noch wie Muggel im Mittelalter! Bildung war unnötig, das einzig Wichtige waren starke Waffen... Barbaren.

Ein zaghaftes Räuspern ließ ihn aufsehen.

„Es geht mich ja eigentlich nichts an, aber..."

T´Lina atmete tief durch, ruhig sah er sie an, wartete auf ihre Frage.

„Woher hast du die Kratzer in deinem Gesicht? Es ist wichtig..."

Diese Frage hatte er nun wirklich nicht erwartet, er hatte die vernähten Schlitze schon fast wieder vergessen. Unbehaglich erinnerte er sich an die dunkle Nacht, an die Lichtung, an...

„Lamal. Er hieß Lamal und stammte von Morrowind. Warum -"

„Nicht so wichtig. Es... interessierte mich halt."

Abrupt wandte sie sich ab, doch Severus hatte die Gefühle in ihrem Gesicht schon gesehen. Angst, Entsetzen und Hass. Insbesondere Hass, kalte, verachtene Abscheu.

Ihre leicht zitternden Schultern sagten ihm, dass er besser nicht nachfragen sollte. Doch er würde den Zwischenfall nicht vergessen...

Ein lauter Schrei von draußen riss ihn aus seinen düsteren Grübeleien. Irgendjemand rief laut nach Wasser, starker Rauchgeruch zog plötzlich durch die Ritzen der Wände. Sofort sprang T´Lina auf, Severus folgte ihr nur unwesentlich später. Schnell klemmte er sich das Buch unter den Arm, vergewisserte sich, dass sein Zauberstab in seiner Hosentasche steckte und rannte mit langen Schritten hinter T´Lina aus der Tür.

Der beißende Rauch trieb ihm die Tränen in die Augen, leuchtender Flammenschein erhellte den inzwischen schon recht dunklen Himmel. Die Hütte neben ihnen brannte lichterloh, schier überwältigende Hitze drang zu ihnen herüber, obwohl sie mehrere Meter vom Brandherd entfernt standen. Die Einwohner Hla Oads bildeten eine Eimerkette zum Meer, doch sogar Severus konnte sehen, dass die Hütte nicht mehr zu retten war. Sie konnten nur noch verhindern, dass das Feuer auf andere Häuser übergriff und nicht einmal dies schien sicher.

Dunkle Rauchschwaden quollen aus den Ritzen in den Wänden, der gesamte Raum musste sich in eine riesige Räucherkammer verwandelt haben.

Plötzlich sah Severus einen sich bewegenden Schatten vor der hellen Kulisse der Flammen, eine schlanke Gestalt krümmte sich zusammen, versuchte den Weg aus dieser Hölle auf Erden zu finden.

Eine zweite Gestalt mit seltsamen Proportionen tauchte neben dem ersten Schatten auf, half ihm wieder auf die Beine, gemeinsam taumelten sie von den Flammen weg.

Auch andere hatten inzwischen bemerkt, dass noch jemand im Haus war, sofort verdoppelten die Männer ihre Löschbemühungen.

Sie würden es nicht schaffen!

Die Hitze war überwältigend, die beiden wären verbrannt, bevor auch nur ein Bruchteil der Flammen gelöscht wäre. Entschlossen zückte Severus seinen Zauberstab, ein einfacher Flammengefrierzauber würde ihnen etwas mehr Zeit verschaffen, würde den zwei Personen vielleicht die Flucht ermöglichen.

Die Flammenzungen leckten noch immer hoch zum Himmel, doch sie waren nicht mehr gefährlich, hatten ihre beißende Gewalt verloren. Lediglich die Rauchschwaden hatten durch den Zauber ihre Gefährlichkeit nicht verloren, noch immer konnten die Eingeschlossenen an Rauchvergiftung sterben, Severus wagte es zu bezweifeln, dass die nötige medizinische Hilfe zur Verfügung stehen würde.

Schnell drückte er der entsetzt auf das Inferno starrenden T´Lina das Buch in die Hand, hielt den Zauberstab fest in der Hand, atmete tief durch und... trat geradewegs durch die Flammen. Wie aus weiter Ferne hörte er T´Linas angsterfüllten Aufschrei, Stimmengewirr hinter seinem Rücken. Vermutlich hinderte die Löschmannschaft T´Lina daran ihm zu folgen, sie konnten ja nicht wissen, dass die Flammen nicht mehr brannten, dafür umso stärker juckten und kitzelten...

Der Rauch brannte, kratzte in seinen Lungen, erschwerte ihm das Atmen. Er hatte nicht viel Zeit.

Mühsam den Hustenreiz unterdrückend, die Augen schützend zusammengekniffen wankte er weiter in das Flammeninferno, Funken und brennendes Holz regneten auf ihn hinab.

Er konnte kaum noch atmen, die Luft selbst schien zu kochen, nicht einmal der Flammengefrierzauber wurde vollkommen mit den höllischen Temperaturen hier drin fertig. Hustend sah er sich nach den beiden Gestalten um, ein dunkler Schatten vor leuchtend gelben Hintergrund führte ihn zu ihnen. Die Hitze nahm immer weiter zu das war kein normal brennendes Holz, solche Temperaturen waren ohne Hilfsmittel nicht möglich´ der Gedanke schoss flüchtig durch seinen Kopf.

Vorsichtig tastete er sich weiter, die rußverschmierte, keuchende Gestalt griff nach seinem Arm, zog sich mühsam wieder auf die Beine. Schwer stützte der hustende Mann sich auf Severus, immer wieder flackerte sein Blick panisch über die Flammen. Sein bloßen Arme waren übersät von Brandblasen, blutende Kratzer zogen sich über sein Gesicht, die langen Haare hatten begonnen zu schwelen. Der Mann musste so schnell wie möglich aus der brennenden Hütte heraus, entschlossen wiederholte Severus den Flammengefrierzauber.

Die Proteste des Mannes ignorierend zerrte er die Gestalt durch die Flammen, schob sie durch die Tür in die kühle Nacht hinaus, wo sie schon von T´Lina und anderen hilfreichen Fischern erwartet wurden. Der Gerettete war hustend und um Atem ringend zusammen gebrochen, krümmte sich keuchend auf dem Boden. Er sah Severus direkt in die Augen und irgendwas im Gesicht der Gestalt kam ihm sehr bekannt vor. Er wusste nicht, was es war, aber er hatte das überwältigende Gefühl, den Mann zu kennen...

„Verdammt... Okur... sie ist... noch immer... Flammen..."

Die Worte waren kaum zu verstehen gegen das Prasseln der Flammen, aber es war trotzdem klar, was er damit sagen wollte: Es war noch jemand in der Hölle, in die die Hütte sich verwandelt hatte.

Mit einem entsetzten Knurren fuhr Severus herum, stürmte mit langen Schritten durch die Flammenwand, versuchte diese Okur´ zu entdecken. In der hinteren Ecke, von Feuerzungen umgeben entdeckte er schließlich eine zusammengerollte, offensichtlich bewusstlose Gestalt.

So schnell er es wagen konnte –inzwischen regneten immer mehr brennende Deckenstücke auf ihn nieder-, ging er zu dem schwarzen Schatten, kniete neben der, klugerweise in eine Decke gewickelten, Gestalt nieder. Vorsichtig nahm er sie auf die Arme, für ihre geringe Größe war diese Person verblüffend schwer.

Schnell verließ er mit Okur die Hütte, hinter ihm stürzten Balken und Bretter zu Boden, die ganze Hütte verlor den Kampf gegen die Flammen, mit einem lauten Krachen stürzte alles in sich zusammen. Die Flammen hatten trotz der verzweifelten Bemühungen der Fischer auf die Nachbarhütten übergegriffen, flüchtig dachte Severus an T´Linas und seinen Besitz, der nun ebenfalls ein Opfer des Feuers werden würde.

Hilfreiche Hände nahmen ihm die eingewickelte Gestalt ab, erleichtert ließ er sich zu Boden sinken, rang nach Atem. Seine Lungen kratzten, ein dumpfer Druck lastete auf seiner Brust. Jemand reichte ihm eine Holzkelle mit Wasser, gierig trank er das erfrischende Nass, spürte die kühlenden Tropfen den Hustenreiz lindern. Ein Tropfen fiel auf seine Hand, überrascht hob er den Kopf zum Himmel. Dunkle, schwere Wolken hingen tief vom Himmel herab. Sekunden später begann es wie aus Eimern zu schütten, Wassermassen stürzten vom Himmel, ertränkten die Flammen, ließen rauchgeschwärzte Ruinen zurück. Genauso schnell wie der Regen begonnen hatte, endete er auch wieder. Es schien fast so, als hätte das Wetter auf die Gebete der um ihr Dorf fürchtenden Fischer reagiert... (2) Zur Rettung ihrer Habseligkeiten kam der Regen zu spät, aber immerhin bestand nun nicht mehr die Gefahr, dass das gesamte Dorf abbrannte.

Dank des Flammengefrierzaubers hatte er keine Brandverletzungen erlitten, jedoch hatte sich der Ruß mit dem Schweiß zu einer klebrigen Schicht vermischt, seine Haut juckte und brannte.

Eine ebenfalls rußverschmierte Gestalt baute sich vor ihm auf, erschöpft hob Severus den Kopf, sah ihr ins Gesicht.

„Snape!"

Diese arrogante Stimme hätte er überall wiedererkannt.

„Black!"

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(1) Rotkäppchen, Grimms Märchen, aber das wisst ihr doch sicher auch...

(2) Das ist übrigens wirklich so da. Innerhalb von Sekunden zieht sich der Himmel zu, dann regnet es ein paar Minuten wirklich so, dass man fast nichts mehr sieht und innerhalb von Sekunden klart der Himmel wieder auf...

Pemaroth (falls du noch mitlesen solltest): Jetzt ist auch klar, warum die ganze Story auf das Suchwort Sirius B. reagiert, nicht wahr? „g"

Also, ich würd mich über eure Meinung zu dem Kap riesig freuen „lieb schau"