Disclaimer:

Die Affen rasen durch den Wald...

Wurden singende Zwerge nicht für illegal erklärt?

...von überall ihr Ruf erschallt...

Diese Flügel, ich bin sicher, die verstoßen gegen die Luftverkehrs-Ordnung.

Potter gehört JKR, Potter gehört JKR, Potter gehööört JK Errrr...


Schatten der Wahl

19. Sein liebster Diener

Teil 2

St. Mungos war voll am Sonntagnachmittag. Die Eingangshalle war voll mit Besuchern. Mittendrin befanden sich ein paar unglückliche Patienten, unter ihnen ein Zauberer, der es irgendwie geschafft hatte, seinen Kopf in den eines Gockels zu verwandeln. Als Tigris die Tür zum vierten Stock öffnete, stolperte er beinahe über eine schwarze Katze, die zwischen seinen Beinen hindurch ins Treppenhaus rannte. Er verfluchte sie beinahe, aber dann musste er lachen. St. Mungos konnte ein rechtes Irrenhaus sein.

„Kann ich Ihnen weiterhelfen, Magister?", fragte die Stimme seines Bruders amüsiert. „Sind Sie hier wegen einer ernsthaften Krankheit, oder kommen Sie nur um unsere wertvolle Zeit zu vergeuden?"

„Manche sagen, ich hätte als Kind einen Fluch an den Kopf bekommen, aber der Beweis steht bis jetzt noch aus.", gab Tigris grinsend zurück.

„Nun, das ist ein äußerst schwerer Fall.", sagte Draco ernsthaft. „Ich denke, ich werde meine Kollegen konsultieren müssen."

„Warum?", scherzte Tigris. „Haben sie in der letzten Minute doch erkannt, welch einen Flegel sie da in ihre Zunft lassen, oder hast du es durch ein Wunder geschafft durch all deine Prüfungen zu fallen?"

„Nun, ehrlich gesagt...", begann Draco mit einer niedergedrückten Stimme, „...hielten sie meine Ergebnisse für so schlecht, dass sie mir gleich die Leitung der Merwyn Station übertragen haben."

„Du Bastard.", lachte Tigris. „Für einen Moment dachte ich fast, du bist durchgefallen. Gratuliere! Ich meine Smethwyk, dafür dass er dich los ist."

„Sei vorsichtig, oder ich verfluche dich, und ich habe gute Beziehungen zu dem zuständigen Heiler.", drohte Draco.

„Hast du nicht einen Eid geschworen keinen Schaden zuzufügen oder so was?", gab Tigris zurück.

„Nein.", sagte Draco. „Das gilt nur für Patienten, nicht für dahergelaufene Unruhestifter."

„So so. Nun, dann habe ich wohl keine andere Wahl, als dir zu gratulieren." Tigris zog Draco in eine Umarmung. „Herzlichen Glückwunsch. Sie haben dir wirklich gleich die Stationsleitung gegeben?"

„Ja." Draco grinste. „Heiler Prunus hatte schon seit einiger Zeit vor in Ruhestand zu gehen, und da ich Galenus ohnehin schon oft assistiert habe..."

„Das ist großartig. Feiern wir heute Abend?"

Draco zögerte einen Moment. „Ehrlich gesagt, ich bin ziemlich beschäftigt. Ich muss mich in die Leitung einarbeiten... und ich hatte schon ein paar meiner Kollegen versprochen, dass wir heute Abend feiern."

„Oh." Tigris hoffte, seine Enttäuschung war ihm nicht zu deutlich anzusehen, er hatte sich den Abend extra frei gehalten. Seinen Magister hatten sie schließlich auch in Malfoy Manor gefeiert. „Nun, das macht nichts, wir können es ja immer noch später irgendwann feiern."

„Tut mir wirklich leid, aber das war wirklich schon seit einer Weile besprochen...", sagte Draco bedauernd. „Wie wäre es mit nächstem Wochenende? Ich habe Samstag frei."

„Ich weiß, aber nächstes Wochenende geht nicht, ich treffe mich mit ein paar alten Freunden."

Tigris hasste es, zu sehen, wie Dracos Gesicht sich verschloss. Er hatte seinen Bruder nicht daran erinnern wollen, dass das nächste Wochenende ein Anschlag geplant war, aber Draco hatte das gewusst! Tigris sagte es ihm immer im Voraus, da Draco schon so Probleme hatte, Voldemorts Rufe mit seinen Schichten zu vereinbaren.

Nachdem Tigris ihn aufgefordert hatte, an den Anschlägen teilzunehmen, hatte Draco sich dazu durchgerungen, auch wenn es ihm nicht gefiel. Trotz seines Widerwillens war er jedoch einer von Tigris' besten Kämpfern, und Tigris war nicht bereit, auf ihn zu verzichten. Draco benutzte nur selten Dunkle Magie, er zog nichtmagische Waffen kombiniert mit Verteidigungsmagie vor, aber genau das erwarteten die Auroren von einem Todesser nicht.

„Wir finden schon noch einen Zeitpunkt.", sagte Draco. „Hör zu, ich habe mich wirklich gefreut, dass du gekommen bist, aber ich habe noch Patienten..."

„Ja, in Ordnung.", sagte Tigris, und lächelte. „Eine schöne Feier heute Abend. Wenn Mädels dabei sind, brauche ich dich wohl morgen früh beim Frühstück nicht erwarten, oder?"

„Eher nicht." Draco grinste. „Da ist diese kleine Brünette aus der Unfallaufnahme..."

Tigris lachte. „Na dann viel Glück."

Sie verabschiedeten sich. Als Tigris ging, fühlte er seine gute Laune schwinden. Warum musste alles zwischen ihnen immer so kompliziert sein? Warum waren sie nicht wie die Weasleyzwillinge, die sich gegenseitig in allem ergänzten? Doch nein, stattdessen mussten Draco und er immer wie Spiegelbilder sein, die sich nicht miteinander in Einklang bringen ließen.

o

Ein Zelt neben Tigris explodierte, und er fluchte lautlos, als sein Schild der magischen Eruption fast nicht standhielt. Dies war der bislang schlimmste Kampf, in den er verwickelt war.

Tigris hätte auf Blaise hören sollen, als sie ihm von diesem Ziel abgeraten hatte. Als Tigris gesehen hatte, dass die Auroren wieder anfingen, außerhalb der Dörfer ihre Stützpunkte aufzubauen, hatte er sofort einen von diesen ausgewählt. Er wollte keine unschuldigen Zivilisten in Gefahr bringen, wenn es sich irgendwie vermeiden ließ. Nicht im Traum war ihm der Gedanke gekommen, dass die Auroren dies erwartet hatten. Das Ganze war eine Falle gewesen. Als er mit seinen Leuten aufgetaucht war, hatte Tigris zwölf magische Signaturen festgestellt, von denen zwei leitende Auroren waren, die übliche Einheit also. Sobald sie angegriffen hatten, tauchten jedoch aus dem Nichts zwei weitere Einheiten auf, die es irgendwie geschafft hatten, Tigris' Scan zu entgehen. Nun waren Tigris' Leute hoffnungslos in der Unterzahl, und der Anti-Apparier-Zauber zehrte an seinen Reserven.

Tigris kniff die Augen zusammen und konzentrierte sich. Der Zauber war stark, aber nicht stark genug für ihn. Der Dunkle Lord hatte ihm schon vor einer Weile gezeigt, wie er mit Hilfe von Okklumentik den Anti-Apparier-Zauber durchbrechen konnte. Es war jedoch alles andere als einfach.

Tigris apparierte in die Mitte des Kampfgeschehens, etwas über dem Boden, und blieb dort für einen Augenblick schweben. Es stellte sicher, dass alle seine Leute ihn sahen, machte ihn aber auch gleichzeitig zu einem perfekten Ziel. Tigris verließ sich darauf, dass seine Schilde stark genug waren.

„Zurückziehen!", schrie er, verstärkt durch einen Sonorus. „Nehmt die Gefallenen mit euch!"

Tigris tötete einen Auror, der dabei war, einen seiner Leute von hinten zu betäuben, und disapparierte, bevor sein Schild noch weiter strapaziert wurde.

Als Tigris wieder auftauchte, sah er, dass nur etwa die Hälfte der Todesser ihm gehorcht hatte. Die anderen waren zu sehr in Kämpfe verwickelt, als dass sie den Fokusstein hätten greifen können, der es ihnen zu apparieren ermöglichte. Ärgerlich verfluchte Tigris eine Gruppe Auroren mit Vahvisatkar, aber nur bei der Hälfte durchbrach er ihren Schild. Sie hatten dazugelernt. Er warf ein vergiftetes Wurfmesser nach einem der beiden Übriggebliebenen und traf ihn in die Schulter. Der Auror schrie, und lenkte seinen Kollegen lange genug ab, dass er Tigris' Avada Kedavra zu spät bemerkte. Vier erledigt, noch zwanzig übrig, und Tigris hatte nur noch sechs Todesser zur Verfügung, von denen einer gerade durch einen Blitzschlag zu Boden ging.

Tigris apparierte erneut und stolperte fast über zwei weitere Gefallene, die er zuvor nicht bemerkt hatte. Zwei seiner Todesser hatten sich freigekämpft, warum apparierten sie nicht? Diese Narren!

„Verschwindet hier!", rief Tigris. Er apparierte zwischen die drei anderen Todesser und schaltete ihre Gegner mit einem weitgestreuten Schockzauber aus. Es würde die Auroren nur kurz kampfunfähig machen, aber durchbrach ihren Schild. Einer der Todesser apparierte sofort, nachdem er frei war. Tigris hatte immer gewusst, das Asmodeus ein Feigling war.

„Lamiah, Turdus!", wandte er sich an die zwei restlichen Kämpfer. „Dort drüben sind noch zwei von unseren Leuten, nehmt sie euch und weg hier." Die beiden gehorchten auf der Stelle.

Sie waren kaum verschwunden, als ein heftiger Fluch Tigris Schild traf, und ihn mehrere Meter durch die Luft schleuderte.

Er traf hart auf dem Boden auf und brauchte einige Sekunden, bis er wieder auf die Beine kam. Glücklicherweise war er zu Füßen eines seiner zwei verbleibenden Todesser gelandet, der ihm die Auroren vom Leib hielt.

„Apparier endlich!", schrie Tigris Draco an, sobald er wieder stand. „Oder ich schwöre, ich spreche den Cruciatus selbst!"

Er hatte keine Zeit, sich darum zu kümmern, ob sein Bruder auf ihn hörte, denn sein Gegner hatte ihn eingeholt.

„Dieser Tag ist dein Ende!", rief Ron Weasley, ein triumphierendes Grinsen im Gesicht.

„Nur in deinen Träumen, Weasley!", gab Tigris zurück, und sprach einen Dahana, den Ron mit Leichtigkeit blockte. Verdammt, der Bastard war gut geworden. Wie es schien, hatte er sogar irgendwann in den letzten Jahren Okklumentik gelernt.

„Adduco Maske!", rief Ron, einen Zauber aussuchend, der weitaus stärker war als Accio.

Tigris lachte. „Haben sie dir in der Aurorenakademie nicht beigebracht, dass das nicht funktioniert?", spottete er. „Crucio!"

Die Maske eines Todessers war kein wirklicher Gegenstand. Wie die gesamte Todesserkleidung bestand sie aus mit dem Dunklen Mal verbundener Magie. Man konnte sie nicht herbeirufen oder sonstwie verschwinden lassen.

Ron wich Tigris' Fluch aus und sprach einen Blitzschlagzauber, der nur weniges neben Tigris einschlug. Es war Zeit, dass Tigris hier verschwand, aber er konnte keinen seiner Leute zurücklassen.

Ein Auror fiel tot neben Tigris zu Boden, und der letzte noch kämpfende Todesser trat neben ihn, Tigris den Rücken deckend. „Ich habe euch befohlen zu apparieren!", schrie Tigris. Er konnte die Antwort des anderen unter dem Zischen der Flüche um sie herum nicht verstehen.

Tigris blockte einen weiteren von Rons Flüchen und warf ein Wurfmesser nach ihm, Ron nur knapp verfehlend. Offenbar hatte Ron noch immer nicht gelernt, nichtmagische Attacken abzuwehren.

Plötzlich wurde Tigris von hinten gepackt, und bevor er reagieren konnte, spürte er das vertraute Gefühl des Apparierens.

Sobald sie auftauchten stieß Tigris den Todesser hinter sich von sich. „Wie kannst du es wagen!", schrie er. „Da war noch immer einer von unseren Leuten übrig! Crucio!"

Der Mann brach zusammen und schrie.

Als Tigris den Fluch beendete nahm der Mann schwer atmend seine Maske ab und Tigris starrte in das Gesicht seines Vaters. „Belais ist sehr wahrscheinlich tot, Sir.", sagte er. „Und wenn ich uns nicht da rausgeholt hätte, dann wären wir beide es jetzt auch."

Tigris atmete tief durch und versuchte, sich wieder in den Griff zu bekommen. Wie konnte Lucius es sich anmaßen... dies war Tigris' Kommando gewesen, er hatte kein Recht... Ein scharfer Schmerz durchzuckte Tigris' linken Arm und er zischte ärgerlich. Der Dunkle Lord war nicht glücklich.

„Ich befasse mich später mit dir!", fauchte er, und disapparierte.

Tigris apparierte auf einer Lichtung. Nur der Dunkle Lord und ein weiterer Todesser waren anwesend, er wusste nicht, ob das ein gutes oder schlechtes Zeichen war. Tigris brach in die Knie. Er fühlte sich schwindelig von dem Rausch Dunkler Magie und der Erschöpfung durch den Kampf. „Mein Lord."

„Komm her, Aqrabi.", zischte der Dunkle Lord.

Tigris kroch zu ihm. Der Lord hatte ihm nicht befohlen aufzustehen, und das war ein schlechtes Zeichen. Er wusste nur noch nicht, wie schlecht.

„Wie ist der Kampf ausgegangen?", fragte der Schwarzmagier in einem fast neutralen Tonfall.

„Einer meiner Leute wurde zurückgelassen. Ich weiß nicht, ob er noch am Leben ist. Etwa zehn Verluste auf der Gegenseite, ich weiß die genaue Anzahl nicht." Tigris war noch glücklich, dass der zurückgelassene Todesser Belais war. Belais war ein niederrangiger Todesser, der nicht genug wusste, um großen Schaden anzurichten, wenn er redete.

„Du weißt es nicht.", sagte der Dunkle Lord kühl. „Vielleicht weißt du ja stattdessen, warum du meine Todesser in eine Falle geführt hast?"

„Ich... Was?", stammelte Tigris schockiert. „Mein Lord, ich habe es nicht gewusst! Ich konnte zwei zusätzlichen Einheiten nicht erfassen, und als ich merkte dass sie da waren, war es bereits zu spät!"

„Warum hast du dieses Ziel überhaupt ausgewählt?", zischte der Lord. „Ist es dir nicht in den Sinn gekommen, dass es eine Falle sein könnte?"

„Ich hielt es für besser, wenn uns keine Zivilisten in den Weg kommen. Die Dörfer sind unübersichtlicher und bieten mehr Fluchtmöglichkeiten. Ich habe nicht gedacht..."

„Du hast nicht gedacht.", unterbrach ihn der Dunkle Lord. „Ja, das vermute ich auch. Hatten wir diese Unterhaltung nicht schon einmal, Tigrisss?"

Tigris zuckte zusammen. Der Zorn des dunklen Magiers war beinahe schmerzhaft, und er würde mit Sicherheit noch sehr buchstäblich schmerzhaft für ihn werden, bevor der Tag zuende ging.

„Ich frage mich nur, wie groß deine Idiotie tatsächlich ist.", zischte der Dunkle Lord. „Ich frage mich, würdest du mich anlügen, Aqrabi? Denn mir wurde gesagt, du hast einen anderen Grund für deine Entscheidung, einen Grund der meine Geduld sehr viel mehr auf die Probe stellt. Ich habe deine Schwäche für Schlammblütler bisher toleriert. Es gefällt mir jedoch nicht zu hören, dass dieses fehlgeleitete Mitgefühl deine Entscheidungen beeinflusst!"

„Was?", brachte Tigris hervor, vollkommen überrascht. Wer in aller Welt erzählte dem Dunklen Lord so etwas? „Ich habe nicht... Ich würde nie... Mein Lord, ihr wisst, wie sehr ich Muggel verabscheue! Ich ziehe nicht gerne Zivilisten in meine Kämpfe mit hinein, aber das hat nichts mit irgendeiner Sympathie für Schlammblütler zu tun."

Der Dunkle Lord starrte auf Tigris herunter. „Also stimmt es nicht, dass du Zweifel an unserem Ziel hegst? Dein Bruder scheint kein Problem damit zu haben, sich mit Schlammblütlern und Muggeln zu umgeben, es fällt nicht schwer zu glauben, dass es dir ähnlich geht."

Furcht stieg in Tigris auf und umklammerte ihn wie ein eisiger Krake. Was in aller Welt hatte Draco getan? Dieser Idiot, wie oft hatte Tigris versucht ihm klar zu machen...

„Du hast mir schließlich selbst gesagt, dass du meine Meinung über Schlammblütler nicht teilst. Ich habe zu diesem Zeitpunkt nicht angenommen, dass das eine große Rolle spielt, hat sich das geändert?"

„Stellt Ihr meine Loyalität in Frage, mein Lord?", fragte Tigris heiser.

„Ja, das tue ich.", zischte der Dunkle Lord.

Tigris sah auf und starrte in die roten Augen, in denen Zorn loderte. Tigris fühlte eine antwortende Wut in sich aufsteigen, Wut auf die Person, wer immer es war, welche die Dreistigkeit besaß, diese Zweifel zu erregen. „Wer immer euch gesagt hat, dass ich nicht an unsere Sache glaube, ist ein Lügner.", sagte Tigris. Er machte sich nicht die Mühe, seinen Zorn zu verbergen. „Ihr kennt mich, mein Lord. Ihr kennt mich besser als irgendjemand sonst. Ich habe Euch noch nie belogen, egal was mich die Wahrheit gekostet hat. Ich bin loyal. Ich habe bei dieser Mission versagt, das weiß ich. Ich hätte auf Lamiah hören sollten, sie hat mich gewarnt, aber ich war überzeugt sie irrt sich. Das ist mein Fehler und dafür verdiene ich eine Strafe, aber ich habe nicht aus mangelnder Loyalität versagt! Sagt mir, wer Euch etwas anderes erzählt hat, und ich werde Euch beweisen, dass er lügt!" Tigris' Stimme war mit jedem Satz lauter geworden. Er bebte vor Zorn. Seine Finger gruben sich in die steinige Erde. Die Erschöpfung und die dunkle Magie die Tigris benutzt hatte, gemischt mit seiner Wut, trommelten in ihm wie Flutwellen, die höher und höher schlugen. Er konnte fühlen, wie seine Magie kurz davor war außer Kontrolle zu geraten.

Tigris wusste nicht, woher er es wusste, aber plötzlich war ihm alles klar, er wusste, WER versucht hatte ihn in Ungnade zu bringen. Er fuhr mit einem Schrei herum und stürzte sich auf den Todesser hinter ihm, ihm die Maske vom Gesicht reißend. Es hätte nicht möglich sein sollen, aber wen kümmerte das? Tigris' Magie prickelte um ihn herum, unkontrolliert und wütend.

„Du!", schrie Tigris und grub seine Fingernägel in das Gesicht des anderen. „Du verlogener, hinterhältiger, niederträchtiger Wurm!"

Der andere Mann schrie, aber der Dunkle Lord tat nichts um einzuschreiten. Tigris kümmerte es in diesem Moment auch nicht das Geringste, was er wollte.

„Warum hast du das getan?", schrie Tigris, unbekümmert von der Tatsache, dass der Körper unter ihm unter einem Cruciatus zuckte, mit dem er ihn nicht einmal bewusst belegt hatte. „Wer hat dich dazu überredet? Denn ich glaube nicht eine Minute, dass ein Feigling wie du den Nerv hat, so etwas alleine durchzuziehen!"

Tigris brach wie eine Naturgewalt durch die schwachen Okklumentikschilde seines Gegners. „Sag die Wahrheit!"

„Bellatrix Lestrange!", schrie Asmodeus. „Bitte, es tut mir leid! Hör auf, bitte, hör auf!"

„Es wird dir noch sehr viel mehr leid tun!", zischte Tigris, schwer atmend. „Nun sag die Wahrheit, die ganze Wahrheit!"

„Sie sagte, sie würde wissen, dass du nicht loyal wärst.", schluchzte Asmodeus. „Sie sagte, sie bräuchte nur ein paar Beweise... Sie sagte, wenn ich ihr helfen würde, würde sie mir eine bessere Position verschaffen, mich zum Truppenführer machen. Aber ich konnte nichts finden, nicht wirklich. Sie war wütend auf mich deswegen, aber sie sagte, wenn ich unserem Lord nur sagen würde, welchen Verdacht wir hegen... Wenn sich eine Gelegenheit ergibt... Sie sagte, sie würde es wissen!"

Tigris rollte sich angewidert von Asmodeus herunter und blieb neben ihm liegen, plötzlich erschöpft. Er schloss die Augen und atmete tief durch. Hass erfüllte ihn. In diesem Moment wusste er mit einer eisig kalten Sicherheit, dass er Bellatrix umbringen würde. Nicht heute. Nicht einmal morgen, falls der Lord ihr vergab. Aber eines Tages, wenn ihr Nutzen für den Dunklen Lord sich erschöpft hatte, würde er sie in winzig kleine Stücke schneiden und jeden ihrer Schreie genießen.

„Wie wirklich interessant zu erfahren." Der Dunkle Lord trat neben Asmodeus und ging neben ihm in die Hocke, zu ihm herunter lächelnd. „Ich mag keine Lügner." Er strich mit einem Finger über Asmodeus' Hals und Tigris konnte den Terror fühlen, der den Mann erfüllte. Er hatte kein Mitleid mit ihm. „Wenn nur Unrat aus deinem Mund kommt, solltest du am Besten aufhören zu reden. Wie es scheint, ist dein Inneres bereits verrottet."

Asmodeus begann plötzlich zu würgen und seine Augen weiteten sich panisch. Der Dunkle Lord stand auf.

Tigris wich hastig zur Seite, als Asmodeus in Krämpfe verfiel und begann, Maden auszuspucken. Er verfärbte sich langsam blau.

Tigris wandte das Gesicht ab, bis nach einer halben Ewigkeit der Körper neben ihm aufhörte zu zucken und in einer unnatürlich verrenkten Form leblos liegen blieb. Die Leiche war aufgedunsen, als hätte sie schon Tage dort gelegen, und Ungeziefer umschwärmte sie.

„Steh auf.", befahl der Dunkle Lord. Tigris gehorchte so schnell er konnte und brachte so viel Abstand wie möglich zwischen sich und den Leichnam. Ihm war schlecht.

„Gib mir deinen Arm."

Tigris streckte seinen linken Arm aus. Er hatte keine Ahnung, was nun geschehen würde.

Der Lord berührte Tigris' Mal mit seinem Stab, und ein scharfer, doch erträglicher Schmerz schoss durch Tigris' Arm. Einen Augenblick später erschien eine Gestalt auf der Lichtung. Sie kam ein paar Schritte auf sie zu und verharrte, als sie die Leiche sah.

Tigris erkannte mit Genugtuung, dass es Bellatrix Lestrange war.

Sie fiel auf die Knie. „Ihr habt mich gerufen, mein Lord."

„Ja, Bella." Der Lord ging zu ihr hinüber und zog ihr die Kapuze vom Kopf, dann ließ er ihre Maske verschwinden.

Sie sah mit großen Augen zu ihm hoch.

„Bella, Bella, Bella... du enttäuscht mich."

„Mein Lord!", rief sie. „Ich wollte..."

„Schsch...", sagte der Dunkle Lord. „Ich weiß, was du wolltest, Bella. Dummes Mädchen, du hast nachgelassen. Von wertlosen Geschöpfen wie diesem dort deine Arbeit machen zu lassen... du bist einmal klüger gewesen. Hast du Angst, zu verlieren, meine Liebe? Und wenn es so ist, wie kannst du es wagen mich eines Dieners zu berauben, der offensichtlich nützlicher ist als du selbst?"

Bella zuckte zurück wie ein getretener Hund. „Er ist nicht loyal mein Lord, das weiß ich!", rief sie. „Ich kann es nicht beweisen, aber ich fühle es! Mein Gefühl hat mich noch nie getäuscht!"

„Hältst du dein Urteilvermögen für besser als mein eigenes?"

„Ich..." Bellatrix senkte den Kopf. „Nein, natürlich nicht, mein Lord."

Der Dunkle Lord beugte sich zu ihr hinunter. „Ich will kein Wort mehr davon hören, Bella, nicht ein Wort. Von diesem Moment an habe ich genug von deiner kindischen Eifersucht. Offensichtlich kann ich dir nicht so sehr vertrauen, wie ich gedacht habe."

Tränen stiegen Bellatrix in die Augen. „Es tut mir leid, mein Lord, vergebt mir! Ich werde mich bessern, das schwöre ich! Schickt mich nicht weg!"

„Wie du weißt, habe ich schon mehrmals Boten zu den Werwölfen gesandt, aber bislang haben sie mir keine Ergebnisse liefern können.", sagte der Lord kalt, und ignorierte Bellatrix' Schluchzen. „Ich möchte, dass du Deargnos Kinslayer davon überzeugst, sich mir anzuschließen, Bella. Zeig mir, dass du noch einen Nutzen für mich hast. Offensichtlich kann ich dich nicht mehr meine loyalste Dienerin nennen."

„Ja, mein Lord, was immer Ihr wünscht.", sagte Bellatrix. Sie sah vollkommen niedergeschmettert aus.

„Oh, und Bellatrix..."

Die Frau sah mit rotgeweinten Augen auf.

„Wenn du noch einmal bei einem meiner Todesser den Eindruck hinterlässt, du hättest irgendeinen Einfluss darauf, welchen Rang ich ihm gebe, werde ich dich über dem Eingang meines Hauses kreuzigen und Nagini deine Reste überlassen. Crucio."

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Als Bellatrix verschwunden war, trat der Dunkle Lord zu Tigris. „Komm mit mir.", sagte er.

Sie apparierten, und erschienen im Hauptquartier. Tigris sah sich unsicher um.

Der Dunkle Lord machte eine Handbewegung, und Tigris' Todesserkleidung verschwand. Er legte seine Hände auf Tigris' Schultern.

„Ich hätte nicht auf diesen nichtigen Dummkopf hören sollen, bevor ich in deine Gedanken gesehen habe.", sagte er, beinahe bedauernd.

Tigris starrte den Lord mit großen Augen an, unfähig zu glauben, was er hörte. Hatte er sich gerade entschuldigt? Bei ihm?

„Du musst wissen", fuhr der Lord fort, „von all meinen Dienern warst du mir von Anfang an der liebste. In dem Moment in dem ich dich das erste Mal sah wusste ich, dass du etwas Besonderes bist. Es existiert eine Verbindung zwischen uns... wir haben viele Ähnlichkeiten, weißt du? Wir beide sind unter Muggeln aufgewachsen, ohne von unserem Erbe zu wissen. Beide hassen wir unsere Väter. Beide sind wir mächtig geworden in Slytherin. Oh, und da ist so viel rohe Macht in dir, mein Junge, ich kann sie unter meinen Fingerspitzen fühlen, wenn ich dich berühre. Es war weise von dir dich mir anzuschließen, denn ich kann dir helfen große Dinge zu erreichen." Er fuhr mit seinen Fingerspitzen über Tigris' Gesicht und Tigris wurde zunehmend unruhig. In den roten Augen, die ihn anstarrten, war ein Hunger, den Tigris zuvor nie wahrgenommen hatte – oder vielleicht hatte er ihn nur nicht als das erkannt, was er war. „Du und ich, wir werden die Welt nach unserer Vorstellung gestalten.", sagte der Dunkle Lord. „Komm mit mir."

Tigris folgte dem Dunklen Lord unsicher, als sie in den Turm des Hauses hoch gingen. Er hatte ein ungutes Gefühl, der Lord verhielt sich eigenartig. Ein Teil von ihm sagte Tigris, er sollte wissen, was das zu bedeuten hatte. Tigris' Blick blieb einen Moment lang an dem Bild von Cecco hängen, das in der Eingangshalle hang, aber der Lord schob ihn weiter, auf ein ihm unbekanntes Zimmer zu.

„Ich sollte dich für dein Versagen bestrafen.", sagte der Dunkle Lord. „Aber stattdessen habe ich beschlossen, dich zu belohnen. Du bist schließlich mein loyalster Diener, und ich belohne Loyalität."

Die Tür zu dem Zimmer öffnete sich und Tigris fuhr beinahe zurück, aber fing sich noch rechtzeitig. Die ganze schreckliche Wahrheit seiner Situation wurde ihm mit einem Mal bewusst und er wollte sich umdrehen und wegrennen, doch er konnte nicht. Der Dunkle Lord stand genau hinter ihm und legte seine Hände auf Tigris' Schultern.

Tigris war es in diesem Moment egal, ob Voldemort merkte, dass er Okklumentik benutzte, er konnte das was er fühlte nicht durch etwas ersetzen, was dem Schwarzmagier besser passen würde. Die einzige Chance die er hatte war, seine Okklumentikschilde so dicht zu schließen wie er konnte und zu versuchen, nicht in Panik zu geraten. Tigris starrte auf das dunkle Schlafzimmer vor sich.

Töte ihn! Töte ihn jetzt! schrie seine innere Stimme. Aber Tigris wusste nicht wie! Wenn er es jetzt versuchte, würde Voldemort nur wieder auferstehen, boshafter und mächtiger als zuvor. Wie eine Hydra, der man einen Kopf abschlug, nur damit ihr zwei neue wuchsen. Übelkeit stieg in ihm auf, und Tigris kämpfte sie mit Macht nieder. Er hatte so viel geopfert, um zu dem Punkt zu kommen, an dem er jetzt war. Er war geworden, was er immer gehasst hatte. Alles was er getan hatte... Alle Menschen die er geopfert hatte... Er hatte nicht das Recht, nun aufzugeben, wo er dem Ziel so nahe war. Es konnte nicht schlimmer sein, als das, was er mit Asmodeus getan hatte, und Asmodeus hatte es gemocht, oder zumindest so getan, nicht wahr?

„Wenn du es vorziehst es als deine Strafe zu sehen, kannst du das natürlich auch tun.", sagte Voldemort hinter ihm. Seine kalten Hände strichen über Tigris' Nacken. Wie die Finger einer Leiche. Tigris schauderte erneut.

„Es tut mir leid, mein Lord.", brachte Tigris mühsam hervor. Er versuchte verzweifelt seine Gefühle zu unterdrücken. Tigris hatte es zuvor getan. Sie tief in sein Unterbewusstsein gedrängt, weit weg, bis zu einem Zeitpunkt, zu dem er mit ihnen umgehen konnte. Oder vielleicht auf ewig.

„Das muss es nicht." Der Dunkle Lord klang amüsiert. „Ich weiß, was du fühlst. Du musst dich nicht vor mir verstecken. Es kümmert mich nicht."

Tigris bezweifelte sehr, dass Voldemort wusste, was er fühlte. Wenn Voldemort es wüsste, hätte er Tigris in dem Moment umgebracht, in dem er ihn das erste Mal zu Gesicht bekam. Er schaffte es gerade noch, nicht hysterisch aufzulachen. Er musste dies tun. Er konnte dies tun. Endlich schaffte Tigris es, seine Gedanken einigermaßen zu ordnen und vergrub die meisten seiner Gefühle tief genug, dass er seine äußeren Okklumentikschilde wieder senken konnte. Er ließ nur die Furcht und einen Teil seines Widerwillens an der Oberfläche. Es wäre lächerlich gewesen, sich nicht zu fürchten.

„Es tut mir leid, mein Lord.", wiederholte Tigris, und fühlte Beschämung dafür, dass er nicht sein konnte, was sein Lord von ihm wollte.

„Du bist ganz genau was ich will.", sagte sein Lord. „Jetzt zieh deine Robe aus."

Tigris' Finger bewegten sich fast von selbst.


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A/N: Als kleines Weihnachtsgeschenk habe ich die Charakterseite auf meiner Homepage geupdatet. Einiges was ihr dort findet, ist euch sicher schon bekannt, aber anderes ist bisher noch nicht in der Story aufgetaucht...