Disclaimer:
Ich bin deprimiert. In einem Augenblick bin ich vollkommen unglücklich damit, Schiffe einzuparken, im nächsten bin ich hier miserabel als Disclaimer. Erbärmlich, oder?
Darf ich fragen, wer du bist?
Schließlich ist es nicht so, als wenn es mich interessiert, dass Harry Potter JKR gehört. Ihr wisst das alle. Somit bin ich vollkommen überflüssig. Aber so ist das Leben, nicht wahr?
Mann, du bist wirklich eine fröhliche Person, nicht wahr?
Nein, bin ich nicht. Ich bin ein Roboter. Du brauchst nicht so zu tun, als wenn dich das interessiert. Ich weiß, das tut es nicht.
A/N: Endlich, ein neues Kapitel. Ah, ich muss sagen, ich war begeistert und sprachlos über eure nicht endende Unterstützung dieser Geschichte. Fast einhundert Reviews, Forenbeiträge und PMs – ihr habt alle an diesem Kapitel mitgeschrieben, ihr habt meine Flamme der Inspiration am Leben gehalten. Vielen, vielen Dank. Ein gutes, ein fantastisches neues Jahr euch allen!
Schatten der Wahl
26. Ecdysis
Hermione rannte. Sie fühlte jeden ihrer Atemzüge, die Luft, die ihre Lungen füllte, das Blut, das hinter ihren Schläfen toste, Energie in ihre Muskeln pumpte, während sie sich vorwärts bewegte. Die Zeit schien sich auf ein Schneckentempo verlangsamt zu haben, so dass jeder einzelne Moment sich kristallklar in ihr Bewusstsein einbrannte.
Sie hatte sich umgedreht. Zuerst war ihr nicht bewusst gewesen, dass etwas nicht stimmte, auch wenn sie es fühlte. Dieses Gefühl war es, weswegen sie sich überhaupt umgedreht hatte. Dann wurde ihr klar, dass sie Draco nicht sehen konnte. Kurz zuvor hatte er noch an der Klippe gestanden. Sie wusste sofort, was passiert war, auch wenn es keinen Beweis dafür gab. Er hätte noch immer dort sein können, nur ein paar dutzend Meter weiter hinten, außerhalb ihres Blickfelds. Sie wusste, es war nicht so. Vielleicht war er gestolpert, sagte ein Teil von ihr. Der Punkt an dem er gestanden hatte war gefährlich nah am Rand und das Moos war rutschig. Doch sie wusste, das war nicht der Fall. Sie wusste, er war gesprungen. Einige wenige Herzschläge lang hatte sie dort gestanden, eingefroren in Fassungslosigkeit. Dann hatte sie den Schrei gehört. Sie konnte sich nicht einmal daran erinnern, dass sie losgerannt war.
Hermione war geblendet von den Gefühlen die sie erfüllten. Unfassbar. Sie war immer rational, bewahrte einen klaren Kopf in den gefährlichsten Situationen. Das war ihre Stärke, der Grund, warum Dumbledore so sehr auf sie zählte. Sie reagierte nicht panisch und rannte blindlings los ohne zu überlegen.
Nun hörte Hermione einen weiteren Schrei, den Schrei ihrer Mutter, als das Bewegungsmoment sie über die Klippe trug. Ein paar weitere Herzschläge, kalte Seeluft, die ihre Lungen füllte, bevor Hermiones Schwebezauber sie auffing und sanft zu Boden gleiten ließ.
Ihre Füße setzten auf dem Strand auf und sie krabbelte über die Steine näher zu Draco, der ein wenig weiter oben auf einem Felsvorsprung lag. Spitze Steine gruben sich in ihre ungeschützte Haut, aber sie dachte nicht darüber nach. Seine Arme und Beine langen in einem unnatürlichen Winkel, und er blutete aus mehreren Wunden, aber er atmete noch. Hermione war so erleichtert, dass sie beinah losgeheult hätte. Sie schniefte und atmete ein paar Mal tief durch. Ruhig, ganz ruhig. Hermione wagte es nicht, Heilzauber anzuwenden, aus Furcht, innere Verletzungen zu verschlimmern, die Draco haben mochte. Er ist in Ordnung. Du kriegst das hin. Alles wird gut. Der eine Gedanke, der alle anderen verdrängte, war, dass sie es nicht ertragen würde, ihn zu verlieren. Sie würde es nicht verkraften, wenn ein weiterer Mensch unter ihrer Obhut starb. Es durfte einfach nicht geschehen.
Hermione schloss kurz die Augen und sammelte sich, dann holte sie ihr Handy aus der Tasche und wählte ‚999'. Ihre Stimme zitterte ein wenig, als sie der Telefonistin sagte, dass sie den Seenotdienst benötigte. Erst als sie dann endlich durchgestellt wurde, war ihre Stimme wieder ruhig und sachlich. „Hier ist Hermione Conté.", sagte sie. „Ich befinde mich an der Küste zwischen Birling Gap und Beachy Head. Mein Cousin ist von der Klippe abgestürzt. Ja, ich warte." Sie schloss erneut ihre Augen, als sie darauf wartete, dass ihr Handy geortet wurde, während die Telefonistin ihr zuredete, während sie die Situation genauer beschrieb. Erst als sie ihr sagten, dass ein Boot auf dem Weg sei, und dass sie zurückgerufen würde, erst als sie ihre Eltern angerufen hatte um ihnen zu erklären was passiert war und sie zu beruhigen, erst als sie ihr Handy zur Seite gelegt hatte und nichts anderes mehr tun konnte als warten, erlaubte sie es sich, zu weinen.
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Ginnys Augen waren verengt, als sie auf die unruhige See hinausblickte. Der Nebel verdichtete sich langsam, und sie konnte die weiter entfernt liegenden Riffe bereits nicht mehr erkennen. Die Gischt spritzte hoch und Tropfen von Salzwasser sprühten ihr ins Gesicht, während der Wind an ihren Haaren zerrte. Sie hatte ihre Kleidung mit einem Wärmezauber belegt, aber sie mochte das Gefühl der See auf ihrer Haut. Der Wind zerrte an ihr und sie stemmte sich ihm entgegen. Sie hätte für Stunden hier stehen können um auf die See hinaus zu starren, nur das Kreischen der Möwen und das Donnern des Wassers um sich. Es war friedlich, oder zumindest ihr erschien es so. Die See war mächtig und wild, aber nicht grausam wie Menschen es waren. Sie existierte einfach nur, riesig und unabänderlich.
Es war immer beruhigend für Ginny gewesen, daran erinnert zu werden, dass es größere Dinge gab, als sie selbst. Dinge, in deren Angesicht die meisten Probleme, die sie plagten, unbedeutend erschienen. Es waren Tage wie dieser, an denen sie darüber nachdachte, Britannien zu verlassen.
Der Gedanke war in den letzten vier Jahren öfter aufgetaucht, immer, seit ihr Vater gestorben war.
Sie war die endlosen Kämpfe müde, nicht nur die Kämpfe um sie herum, den alltäglichen Terror, der die Welt in der sie lebte gefangen hielt wie eine Schlinge, die sich täglich weiter zuzog, und Menschen die sie kannte in Karikaturen ihrer selbst verwandelte. Mehr noch war sie die Auseinandersetzungen innerhalb ihrer Familie müde, einer Familie, die sie mit aller Kraft versucht hatte zusammen zu halten, nachdem ihre Mutter es nicht mehr konnte. Tage wie dieser waren es, an denen Ginny sich eingestand, dass es ihre Kraft überstieg. Sie liebte alle ihre Brüder, aber sie verstand sie nicht länger. Am wenigsten Bill. Sie verstand die Wut der Zwillinge, die sie dazu brachte, sich Gefahren auszusetzen, die alle anderen in der Familie ängstigten. Sie verstand Rons Zorn, von dem er sich täglich mehr vereinnahmen ließ. Mehr als alles andere, weil es eine Zeit gegeben hatte, zu der sie es gerade noch geschafft hatte, einen anderen Weg einzuschlagen. Sie verstand Charlies Furcht, die ihn dazu brachte, sich in Rumänien zu vergraben. Sie verstand selbst Percys Ehrgeiz. Was sie nicht verstand, war, wie Bill nicht einmal versuchen konnte, sie alle zu verstehen. Es war, als ob seine Rolle als Familienoberhaupt ihn gegenüber den Schwächen seiner Familienmitglieder blind machte.
Man verlor in jedem Kampf irgendwann. Das war etwas, was Ginny schon früh gelernt hatte, als sie ihre Ausbildung als Aurorin begonnen hatte. Während sie keine Schwierigkeiten im offenen Kampf hatte, zog sie ihre Arbeit in der Ermittlungsbehörde der Abteilung für magische Strafverfolgung vor. Sie sehnte sich zurück in ihr kleines Büro.
Es war ein vergeblicher Wunsch, das Ministerium brauchte im Moment jeden ausgebildeten Auror im Feld, und Ginny war zu gut in dem was sie tat, auch wenn es ihr nicht gefiel.
Wie ihr letzter Kampf gezeigt hatte. Ginny presste bitter die Lippen zusammen. Was für ein glorreicher Sieg! Dean war tot. Merlin, Dean! Sie war einmal verliebt in ihn gewesen, und auch wenn das lange vorbei war, war sein Tod wie eine offene Wunde. Ron lag im Koma, und es war fraglich, ob er jemals aufwachen würde. Den Heilern war es gelungen, das Gift zu stoppen, welches an dem Messer gewesen war, das ihn verwundet hatte, aber es hatte bereits vielleicht irreparablen Schaden angerichtet. Ginny hatte noch nie zuvor in ihrem Leben solche Wut empfunden, wie in dem Moment, in dem dieses Messer ihren Bruder traf. Es war das erste Mal in ihrem Leben, das sie einen anderen Menschen wirklich hatte tot sehen wollen. In diesem Moment hätte sie diesen Todesser der verantwortlich war ohne Reue umgebracht.
Stattdessen hatte sie ihn nur betäubt, und nun war sie eine Heldin. Sie huldigten sie bereits als ihre neue Leitfigur. Es wäre schön gewesen, wenn sie es gewollt hätte, und wenn es nicht Rons Podest gewesen wäre, auf das sie geschoben wurde. Ron mochte es genossen haben, der Auror des Jahrzehnts zu sein. Ginny verabscheute es. Das Rampenlicht erweckte in ihr nur den Wunsch, im Erdboden zu versinken.
Das Monster, welches sie heldenhaft besiegt hatte, war derweil ohne das Wissen der restlichen Zaubererwelt im Abschnitt Sieben der Aurorenzentrale eingesperrt. Ihr Abteilungsleiter hatte darauf bestanden, die Sache erst einmal vor der Öffentlichkeit geheim zu halten. Abschnitt Sieben war das neue Hochsicherheitsgefängnis der Zentrale, das nach der Zerstörung von Askaban gebaut worden war. Die meisten Zauberer, eingeschlossen vieler Auroren, wussten nicht einmal, dass es existierte. Ginny, als Schwester von Scrimgeours Musterknaben, hatte dieses Privileg schon länger, da Ron dort schon viele Male gearbeitet hatte. Es war ein Gefängnis für besondere Gefangene, insbesondere die berüchtigteren Todesser.
Ginny glaubte nicht an Monster. Sie glaubte an Menschen, Menschen die von Motiven getrieben wurden. Das hatte sie zu einem der besten Ermittler ihrer Abteilung gemacht, und das war es, was sie für ihre nächste Aufgabe qualifizierte.
Ginnys Gedanken wurden unterbrochen, als sie fühlte, wie Walden, einer ihrer Mitarbeiter, sich näherte. Es erinnerte sie daran, dass dies nur eine kurze Erholungspause gewesen war, bevor der Alltag sie erneut einholte. Sie drehte sich um, nur flüchtig ungehalten darüber, dass sie gestört wurde. Sie wusste, dass es spät war.
„Inspektor Weasley, es ist Zeit, zu gehen.", sagte Walden, ein wenig außer Atem.
Ginny nickte nur, und folgte ihm, ohne zurückzusehen.
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Es war ein irritierendes Gefühl, so als hätte die Welt ihren Angelpunkt verloren und es sei unmöglich zu unterscheiden, ob alles sich bewegte, oder still stand. Es dauerte einige Herzschläge lang, bevor es von Schmerz verdrängt wurde. Draco stöhnte, als er die Wirkung von Schmerzmitteln der Muggel wieder erkannte. Er war nur zu offensichtlich nicht tot. Er wusste, was er sehen würde, wenn er die Augen öffnete, also ließ er sie geschlossen. Draco war sich nicht völlig sicher, was er fühlte. Tigris hatte verhindert, dass er starb, was hieß, dass sein Bruder wusste, dass Draco noch lebte. Was fühlte er bei dieser Erkenntnis? Erleichterung, Zorn, Furcht? Ein wenig von alledem, wahrscheinlich. Er war sich nicht einmal sicher, was es bedeutete. Er war nicht länger in der Lage, seinen Bruder einzuschätzen. Seine beste Vermutung war, dass Tigris Dracos fortwährende Existenz als eine Strafe für seinen Verrat betrachtete. Nicht den Verrat an Voldemort, sondern den Verrat an Tigris, etwas, was in den Augen seines Bruders ein mit Sicherheit sehr viel schwereres Vergehen darstellte.
Draco öffnete langsam die Augen. Das dumpfe Gefühl der Betäubung, das ihn erfüllte, hatte nichts mit den Schmerzmitteln zu tun.
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Severus schrie auf, aber schaffte es irgendwie, seine Hand ruhig zu halten. Er hatte den Ruf des Dunklen Lords bislang ignoriert. Der Fluch, der Lucius getroffen hatte, war bösartig, es war ein reines Wunder, das er überlebt hatte. Was immer Tigris getan hatte, hatte seinem Vater das Leben gerettet, aber es bestand noch immer die Gefahr, dass er eine lebenslange Behinderung davon trug. Selbst Severus' weit reichendes medizinisches Wissen stieß an seine Grenzen, aber er hatte getan, was er konnte. Bislang hatte er den Schmerz in seinem Arm dabei nicht beachtet, aber nun hatte er sich gerade vervielfacht, was bedeutete, dass der Lord den Ruf ganz auf ihn konzentrierte. Auf ihn und Lucius, da der bewusstlose Mann etwa zur gleichen Zeit in Krämpfe verfallen war. Severus drehte sich zu Narcissa um.
„Ich habe getan, was ich konnte. Ich muss gehen."
Sie nickte, blass im Gesicht. „Ich kümmere mich um ihn."
Severus taumelte, als er aufstand, aber schaffte es, trotz der Schmerzen zu laufen. Er apparierte, sobald er die Schutzschirme des Hauses verlassen hatte, und erschien einen Augenblick später auf einer Geröllhalde, kaum einen Meter von seinem Lord entfernt. Er hatte nicht einmal Zeit, auf die Knie zu fallen, bevor der Magier sich zu ihm umdrehte.
Severus war geübt darin, Furcht zu verdrängen, aber es war schwer, wenn er sich einem Dunklen Lord gegenüber sah, der außer sich war vor Wut. Als sein Fluch ihn traf, war er beinahe dankbar für den Schmerz. Er löschte jeden anderen Gedanken aus.
„Wo ist Luciusss?", war die erste Frage, als der Schmerz nachließ.
Severus zwang sich auf die Knie. „Er wurde von einem Magivescus-Fluch getroffen, mein Lord, und ist noch immer bewusstlos."
„Er hat überlebt?"
„Ja, aber nur knapp. Aqrab hat den Fluch aufgehalten, bevor er uns befahl, den Kampfplatz zu verlassen." Severus fragte sich, warum der Lord dies alles nicht bereits wusste.
„Das also ist der Grund, warum ihr euch entschieden habt, euren Anführer im Stich zu lassen."
Severus sah auf, schockiert von der Anschuldigung. „Lucius war bewusstlos. Aqrab hat mir einen klaren Befehl gegeben."
Die Legilimentik, die die Erinnerung aus seinem Bewusstsein holte, war weder sanft noch schmerzfrei. Severus war sich distanziert bewusst, dass er erneut schrie, während er die vergangene Stunde ein weiteres Mal durchlebte. Als seine Gedanken sich klärten, brauchte er all seine Konzentration, um den Schaden zu beheben. Ein geringer Okklumens wäre dem Wahnsinn verfallen. Was Severus wirklich entsetzte, war die Erkenntnis, dass es seinem Lord egal war. Er konnte nicht gewusst haben, dass Severus es überstehen würde. Bislang hatte Severus sich immer darauf verlassen können, dass der Schwarzmagier rational genug war, seine Leute am Leben zu lassen, wenn sie noch von Nutzem für ihn waren. Entweder war das nun Vergangenheit, oder Severus war in seinen Augen überflüssig geworden.
Severus zögerte einige Augenblicke, bevor er es wagte, sich vorsichtig umzusehen. Ihm wurde kalt, als er erkannte, dass sich um ihn herum die anderen Todesser befanden, die an diesem Anschlag teilgenommen hatten. Sie waren entweder in einem erbarmungswürdigen Zustand, oder tot. Plötzlich war er sich nicht mehr sicher, dass er diesen Tag überleben würde. Severus verdrängte mühsam die Panik, die in ihm hoch kroch. Wenn er noch eine Überlebenschance hatte, dann würde sie mit Sicherheit verschwinden, wenn er nicht ruhig blieb – und wenn er sterben sollte, dann wollte er zumindest wissen, warum. „Was ist geschehen?", brachte er hervor.
Der Lord starrte ihn an wie ein lästiges Insekt. „Ihr Idioten habt zugelassen, dass euer Anführer gefangen genommen wird!"
Tigris hatte den anderen ebenfalls befohlen, zu apparieren, vermutete Severus. Der Junge war arrogant genug, zu glauben, er könnte alleine gegen eine Übermacht aus Auroren und Phönixern ankommen, wie schon so oft zuvor. Irgendwann hatte das zu seinem Untergang führen müssen. Es spielte nun keine Rolle mehr, nichts davon. Dem Lord war es egal, wer die Verantwortung für dieses Desaster trug, in seinen Augen waren sie es alle, und sie alle würden darunter zu leiden haben. Noch während er seinen Zorn darüber niederkämpfte, erfüllten Severus Schuldgefühle. Wenn er dem Befehl nicht gehorcht hätte, wäre Lucius wahrscheinlich gestorben, aber das änderte nichts daran, dass er geschworen hatte, Tigris zu beschützen. Es war seine Schuld, dass es soweit gekommen war. Wäre er dort gewesen, er hätte zumindest sichergestellt, dass Tigris mit den anderen apparierte.
Der Dunkle Lord musterte ihn nachdenklich. Dann verfluchte er ihn erneut.
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Tigris' war übel, als er aufwachte. Es geschah abrupt. Noch bevor er die Augen aufschlug, wusste er, was geschehen war. Eine kristallklare Erinnerung, gefüllt mit Details. Er wusste, dass er gefangen genommen worden war. Er wusste, dass er seinen Stab verloren hatte. Er erinnerte sich an alles, bis hin zu der Sekunde, in der er es nicht mehr geschafft hatte, seine Armbänder zu lösen. Aus diesem Grund wusste er auch sofort, als er an die steinerne Decke des dunklen Raumes starrte, dass er sich in einer Gefängniszelle befand. Es dauerte einen Moment, bis die Gefühle aufholten.
Er hatte versagt. Die Unbestreitbarkeit dieser Tatsache war ein Schock. Tigris hatte es nicht erwartet. Er hatte mit vielen Dingen gerechnet, aber nicht damit, dass er von einem Haufen jämmerlicher Auroren überwältigt werden würde. Es war einfach etwas, das nicht passierte. Aber es war passiert. Es starrte ihn an, eine dumpfe, kalte Wahrheit, geschrieben in den Steinwänden eines kahlen, fensterlosen Raumes, an dessen einer Seite sich eine Gittertür befand. Das einzige Licht kam von einer Fackel in einer Wandhalterung auf der anderen Seite davon. Tigris konnte den Ruß des Feuers riechen, gemischt mit dem feuchten Kellergeruch unterirdischer Räume. Es war ein Gefängnis, aber Tigris hatte nicht die geringste Ahnung, wo es war. Er setzte sich langsam auf und atmete tief durch, als sein Magen protestierte. Er hatte hämmernde Kopfschmerzen.
Das Innere seiner Zelle bestand aus einer Toilette, einem Waschbecken, und dem Bett, auf dem er gelegen hatte. Die Kleidung die er getragen hatte, war verschwunden, ersetzt von einem orangenen Anzug, in die das Ministerium inzwischen Gefangenen kleidete. Tigris schob die Ärmel hoch, und war nicht wirklich überrascht, als er die Runen auf den schweren Handschellen sah, die seine Handgelenke umschlossen. Es war schließlich seine eigene Gesellenarbeit gewesen. Er musste es nicht einmal probieren, er wusste, dass er seine Magie nicht nutzen konnte. Seine Armbänder befanden sich schließlich nun unerreichbar unter den Fesseln.
Tigris ließ sich gegen die kalte Steinwand sinken und begann zu lachen.
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„Ich habe Ihnen die Unterlagen auf den Tisch gelegt. Es ist eine schreckliche Menge... Ich meine ein großer Stapel, Madam, Entschuldigung. Ich meine... Inspektor... Tut mir leid..." Die dunkelhaarige Aurorin erbleichte und biss sich auf die Lippen. Ginny hatte schon am ersten Tag nachdrücklich klar gemacht, dass sie es verabscheute, mit Madam angesprochen zu werden. Das war ein Wort für Frauen, die mindestens doppelt so alt waren, wie sie selbst.
Ginny seufzte innerlich. Die Frau war nervös gewesen, seit sie Ginny in Empfang genommen hatte. Ginny erinnerte sich daran, dass sie selbst auch einmal jung und unsicher gewesen war. Es schien lange Zeit her zu sein. In ihrem Job wurden Menschen entweder sehr schnell erwachsen, oder niemals. Es war natürlich nicht nur Unsicherheit, welche die Nervosität hervorrief. Es war die Tatsache, dass Ginny ein Idol war. „Ich pisse auch nur im Sitzen.", sagte sie mürrisch. „Also entspannen Sie sich, Auror."
Die Aurorin lief krebsrot an und sah beschämt zu Boden. Ginny stöhnte innerlich. „Gerade erst von der Akademie, hmm?", sagte sie in einem wie sie fand verständnisvollem Tonfall. Sie hatte von Beginn an nicht viel Verständnis für die lächerliche Idee aufbringen können, ihr eine Leibwächterin, nicht doch, Assistentin, zuzuteilen. Diese Frau machte es nicht gerade einfach, daran zu arbeiten.
Das Mädchen zuckte zusammen und sah mit großen Augen zu ihr hoch. „Ich bin jetzt drei Jahre im Dienst, Inspektor."
Ginny musterte sie kritisch. „Drei Jahre?", fragte sie etwas ungläubig. „Wie alt sind Sie?"
„Einundzwanzig, Inspektor." Die Frau hatte rote Flecken auf den Wangen. „Ich... ich entschuldige mich..." Sie flüchtete.
Ginny wurde verspätet klar, wie sie geklungen haben musste. „Hey, ich meinte das nicht so!", rief sie der Frau nach, aber die war schon außer Hörweite. Ginny fluchte leise und musterte dann den Papierstapel auf dem Tisch. Er war mindestens zweimal so dick wie das dickste Buch, was sie je gelesen hatte, und das war ‚Die Geschichte von Hogwarts' gewesen. Ginny hasste Papierkram. „Wunderbar.", murmelte sie. „Von hier an kann es nur besser werden."
Oben auf dem Stapel lag eine Pergamentrolle mit dem Siegel des Ministeriums. Sie brach das Siegel und überflog die gestelzten Worte. Wir, das Ministerium, erklären... bla, bla, bla. Das gewöhnliche Beamtengeschwafel. Schließlich kam sie zu dem wichtigen Teil, und sie las ihn zweimal, um sicher zu gehen, dass sie sich nicht verlesen hatte. Als sie es schließlich verstanden hatte, stieg brennende Wut in ihr auf. „Das kann nicht ihr Ernst sein...", zischte sie mit zusammengebissenen Zähnen. Sie musste sich zusammenreißen, um die Pergamentrolle nicht einfach in Flammen aufgehen zu lassen. Ihr ganzer Körper bebte. Sie wollte es nicht glauben. Niemand konnte allen Ernstes dermaßen idiotisch sein. Nicht einmal... Doch. Tief in ihrem Herzen wusste sie, wenn jemand so idiotisch sein konnte, dann Percy.
Ginny hieb mit der Faust auf den Tisch. „Percival Ignatius Weasley. Du unverbesserlicher Kretin!"
Ein paar Meilen entfernt, während der Minister in seinem Sessel saß und Tee trank, zuckte er plötzlich, ohne genau zu wissen warum, zusammen. Er schob es auf einen Krampf. Wie Marietta sagte, er arbeitete wieder einmal zuviel.
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Die dröhnenden Schläge hallten durch das Haus wie Trommelschläge und ließen die Hauselfen zusammenzucken. „Aufmachen!", folgte eine lautstarke Stimme. „Im Namen des Zauberreiministeriums!"
Dilly wich hastig zur Seite, als ihr Master an ihr vorbei schritt. Lucius Malfoy öffnete die Tür ärgerlich und blickte verächtlich auf die drei Auroren davor hinunter. „Was wollen Sie hier?"
Der vorderste Auror, Sidney McDougall, richtete seinen Stab auf den Mann vor sich. „Mister Malfoy, wir haben einen Haftbefehl gegen Sie. Tun Sie das Beste für alle Beteiligten und übergeben sie Ihren Stab ohne Widerstand."
Malfoy starrte ihn einen Moment an. „Lächerlich.", sagte er dann, trat einen Schritt zurück und wandte sich ab, um wieder ins Haus zu gehen.
McDougall folgte ihm, zusammen mit seinen Kollegen. Er wollte keinen unbewaffneten Mann von hinten angreifen, aber er hatte eine Pflicht zu erfüllen. Unentschlossen holte er die Pergamentrolle die seinen Auftrag bestätigte hervor und hielt sie Malfoy hin. Der Mann ignorierte seine ausgestreckte Hand einfach.
„Ich habe mir nichts vorzuwerfen. Dies ist ein reiner Akt der Willkür!"
„Dieses Dokument wurde von Viktoria Cadmus persönlich unterzeichnet.", erwiderte McDougall ruhig. Malfoy hatte sich bislang nicht offen feindselig ihnen gegenüber verhalten, und er wollte das Ganze so ruhig wie möglich über die Bühne bringen. Ärger mit den Malfoys war das letzte, was er und seine Familie gebrauchen konnten. Ihnen gehörte die Firma, in der sein Vater arbeitete. „Wenn die Anschuldigungen gegen Sie haltlos sind, wird es sich in wenigen Tagen aufklären. Bis dahin ist es in Ihrem eigenen Interesse, mit uns zu kooperieren."
Seine Kollegin neben ihm fuhr herum, als eine Seitentür in der Halle aufging. Ihre Reaktion war unbegründet, die braunhaarige Hexe, die heraustrat, war nur mit einer Aktentasche bewaffnet. Beim Anblick der auf sie gerichteten Zauberstäbe zog sie spöttisch eine Braue hoch. „Es scheint, ich bin gerade richtig gekommen. Mein Name ist Magister Zabini, ich bin Senioradvokatin am Institut für magisches Recht. Wie es aussieht, gibt es hier ein kleines Problem?"
McDougall nahm seine Hand herunter. Die Frau hatte das Lächeln eines Haifisches. Er war Leuten wie ihr schon öfter begegnet, und wusste, dass sie keine Chance gegen sie hatten. Sie würde die Gesetzbücher verdrehen und in ihrem Interesse umschreiben. Es war sicher kein Zufall, dass sie hier war. Malfoy hatte sie erwartet, aber sie würden es nie beweisen können. McDougall biss die Zähne zusammen. Eines war sicher, einfach würde er es ihr nicht machen.
Zehn Minuten später hatte Zabini die Pergamentrolle geöffnet und laut vorgelesen. „Sie können nichts hiervon beweisen.", sagte sie unbewegt. „Alles hierin beruht auf Hörensagen."
„Ich bin nicht der Wizengamot.", entgegnete McDougall. „Ich habe meine Befehle, das ist alles."
„Ihre Befehle entbehren einer Rechtsgrundlage."
„Sie vergeuden meine Zeit.", sagte Malfoy. „Meine Frau ist krank. Ich war die ganze Zeit hier."
„Wenn das wahr ist, haben sie sicher nichts dagegen, wenn ich einen Lokitempus auf Sie spreche.", sagte McDougall, langsam ärgerlich.
Zabini öffnete protestierend den Mund, aber Malfoy breitete einladend die Arme aus. „Bitte, wenn es sie glücklich macht. Ich bin diese Farce langsam leid."
McDougall schwenkte seinen Stab und definierte den Radius großzügig auf eine halbe Meile Umkreis. Ein Datum und eine Zeit erschienen in leuchtenden Lettern über Malfoys Kopf und zählten rückwärts, bis sie schließlich stehen blieben. McDougall runzelte ungläubig die Stirn. „Sie haben das Haus seit drei Tagen nicht verlassen? Haben Sie nicht Geschäfte zu führen?"
„Ich habe Ihnen bereits gesagt, dass meine Frau krank ist. Ich war bei ihr. Wie ich meine Geschäfte führe, ist nicht im Geringsten Ihre Angelegenheit, Auror."
McDougall musterte den blonden Zauberer. Er hatte keinen Zweifel daran, dass Malfoy den Zauber irgendwie getäuscht hatte, aber er wusste nicht wie. Somit hatte er dem Mann gerade ein Alibi geliefert.
„Das alles ist doch eine sinnlose Diskussion.", sagte seine Kollegin neben ihm. „Wir haben Befehl, ihn zu verhaften, alles andere ist Sache des Wizengamot."
„Hier irren Sie sich.", sagte Zabini. „Sie mögen den Befehl haben, ihn festzunehmen, aber dieser Befehl bemächtigt sie nicht, ihn mit Gewalt abzuführen. Sie mögen die Berechtigung haben, seinen Stab zu beschlagnahmen. Sie mögen die Bemächtigung haben, ihn unter Hausarrest zu stellen. Aber Sie haben kein Recht, ihn zu zwingen, Sie zu begleiten, wenn ihm keine Straftat nachweisbar ist. Versuchen Sie es, und Sie können sich nächste Woche nach einem neuen Job umsehen."
„Hören Sie mal zu, Mädchen..."
McDougall unterbrach seinen Partner mit einer Handbewegung. „Sie hat Recht.", sagte er ungehalten. „Ihr Stab, Malfoy. Sie werden dieses Haus bis zu Ihrer Verhandlung nicht verlassen."
Malfoy wechselte einen Blick mit Zabini, dann hielt er ihm widerwillig seinen Stab hin. McDougall steckte ihn ein. „Ihre Hand bitte." Er schloss das Sucharmband um Malfoys Handgelenk. „Wenn Sie sich dieser Anordnung widersetzen, werde ich sie mit Freuden zu ihrer Zelle begleiten."
Malfoy zog seine Hand zurück, als hätte er etwas Ekelhaftes berührt. „Es hält Sie nun nichts mehr davon ab, dieses Haus zu verlassen, nehme ich an. Auf Wiedersehen, Mister McDougall."
McDougall verspürte einen kurzen Anflug echten Ärgers, aber unterdrückte ihn schnell. „Mister Malfoy, Miss Zabini.", sagte er stattdessen. Dann ging er.
Als die Tür sich hinter den Auroren geschlossen hatte, ließ sich Lucius Malfoy mit einem Seufzer auf die Treppe sinken. „Merlin, was für ein Ärger!"
Blaise sah ihn überrascht an. „Ist alles in Ordnung Lucius?"
„Was für eine Frage!", rief er. „Natürlich nicht!" Er strich sich mit einer uncharakteristisch frustrierten Geste die Haare aus dem Gesicht. „Du verstehst nicht, ich bin nicht Lucius!"
Blaise schnappte nach Luft, als plötzlich alles mehr Sinn ergab. „Narcissa!"
Die verwandelte Frau seufzte erneut. „Natürlich, wer sonst? Lucius ist noch immer bewusstlos und ich habe jetzt ein weiteres Problem." Sie betrachtete das Sucharmband mit Abscheu.
„Keine Sorge." Blaise lächelte selbstzufrieden. „Ich weiß wie man es überträgt."
Narcissa sah auf. „Du bist wirklich Gold wert, Kind."
Die braunen Augen ihres Gegenübers waren nicht im Geringsten bescheiden. „Ich weiß."
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„Aufstehen! Hände an die Wand!"
Tigris sah auf. Vor der Gittertür standen zwei Auroren. Der kleinere von ihnen hatte den Befehl geschrieen. Sein Tonfall hatte einen gelangweilten Unterton, als wollte er ihn geradezu herausfordern, sich ihm zu widersetzen. Beide Auroren trugen Schlagstöcke, aber soweit er Tigris es sehen konnte, keine Zauberstäbe.
Tigris musterte sie einen Moment lang, dann gehorchte er. Er sah keinen Sinn darin, sie unnötig zu provozieren.
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„Die Akte, Inspektor." Die braunhaarige Aurorin begegnete Ginnys Blick mit trotzig gehobenem Kinn.
Ginny unterdrückte ein amüsiertes Schmunzeln. „Haben Sie ein Problem mit mir, Auror? Wenn ja, heraus damit."
Die Aurorin starrte sie einen Moment unbewegt an. „Bei allem Respekt, Madam.", sagte sie dann. „Sie mögen der neue Star in Ihrer Einheit sein, aber ich arbeite länger in dieser Abteilung als Sie. Ich brauche mich von Ihnen nicht wie ein dummes Mädchen behandeln lassen."
Ginny starrte zurück bis die Frau sich unter ihrem Blick zu winden begann. Offensichtlich war ihr das Ganze bereits unangenehm, aber sie wich nicht zurück. Ginny hatte keine Geduld mit unsicheren Mädchen. „Na endlich, Sie zeigen Rückrat!", sagte sie. „Das ist die Einstellung, die ich an meinen Mitarbeitern schätze!"
Die Frau blinzelte und sah sie einen Moment lang mit offenem Mund an. Dann verengten ihre Augen sich ärgerlich. „Waren Sie schon immer so oder haben Sie diese Art kultiviert?"
Ginny lachte. „Beides, Kleine. Gibt es auch einen Namen dazu?"
Einen Augenblick lang wusste die Aurorin offensichtlich nicht, was sie wollte. Dann wurde sie rot. „Kiahriah Tayyar. Und ich bin nicht Ihre ‚Kleine'!"
„Fein, Cherry." Ginny klemmte sich die Akte unter den Arm. „Los geht's."
„Khia-ri-ah!", rief die Aurorin ihr hinterher.
„Ach Quatsch, das kann doch kein Mensch aussprechen." Ginny hatte eine boshafte Freude daran, Menschen zu provozieren, die sich von unwesentlichen Dingen aus der Fassung bringen ließen. Sie wusste, es war kein netter Charakterzug, aber sie war auch der Meinung, dass sie es sich in ihrer Position leisten konnte.
Die junge Aurorin stampfte einmal wütend mit dem Fuß auf, aber verbiss sich offensichtlich eine zornige Erwiderung, bevor sie Ginny folgte.
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Der Durchgang zu Abschnitt Sieben war im Zentrum der Aurorenzentrale. Ginny und ihre Assistentin mussten mehrere Sicherheitsschleusen durchqueren, bis sie schließlich die Wachposten des Portals erreichten, wo sie ihre Stäbe abgeben mussten. Ginny wartete ungeduldig, während die Auroren sie überprüften. Khairiah schien das Ganze nichts auszumachen, was Ginny etwas Respekt abnötigte. Ginny fühlte sich äußerst unwohl bei dem Gedanken, ein Gebiet zu betreten, in dem Magie nicht funktionierte. Vielleicht war das für Muggelgeborene anders, aber Ginny war mit Magie aufgewachsen. Ohne sie fühlte sie sich nackt und blind.
Endlich waren die Tests abgeschlossen und sie konnten das Portal durchqueren. Das Portal an sich sah nicht anders aus als eine normale Tür, aber Ginny wusste, dass der Gang dahinter sich an einem völlig anderen Ort in Britannien befand. Sie wusste nicht genau wo. Es existierte das Gerücht, dass selbst die Erbauer es nicht mehr wussten, dass das Ministerium ihr Gedächtnis gelöscht hatte, sobald das Gefängnis fertig war. Es war tief unter der Erde, soviel wusste sie. Der Geruch war das erste, was ihr auffiel, als sie den Gang betrat. Ron hatte ihr erzählt, dass er von dem Petroleum kam, das die Lampen an den Wänden leuchten ließ. Trotz den Lampen war der Gang noch immer dunkel. Es war ein beklemmender Ort. Magie wirkte nicht, Elektrizität funktionierte nicht. Die Kälte und die grauen Steinwände ließen alles wie ausgestorben erscheinen.
Ginny wartete einen Moment, bis Khairiah ihr folgte, dann ging sie mit energischen Schritten vorwärts. Sie wusste nun, warum Ron diesen Ort so verabscheut hatte, obwohl er stolz darauf gewesen war. Sie würde sich davon nicht unterkriegen lassen. Es gab sehr viel beängstigendere Dinge auf der Welt. Was sie beunruhigte war schließlich nur ein uralter Instinkt, der ihr sagte, dass sie sich in einer Falle befand. In diesem Fall jedoch war es keine Falle für sie, sondern für ihre Gegner, und in diesem Sinn eine äußerst gute Sache. Während sie ihrem Ziel näher kamen fühlte Ginny bereits, dass es ihr besser ging.
Schließlich erreichten sie den Empfangsraum, der offenbar gleichzeitig der Pausenraum war. An einem Tisch an der Seite saßen einige Auroren und spielten Karten. An der Wand befand sich eine Karte von Britannien. Stecknadeln kennzeichneten Orte an denen Anschläge stattgefunden hatten. Rechts daneben hangen Muggelfotos bekannter Todesser, die noch immer auf freiem Fuß waren. Einer der Auroren stand auf, als sie eintraten.
„Inspektor Weasley?"
Ginny nickte und deutete zu Khairiah. „Meine Assistentin, Auror Tayyar."
Die Aurorin, die mürrisch auf den Boden gestarrt hatte, sah überrascht auf, so als hätte sie nicht geglaubt, dass Ginny sich ihren Namen gemerkt hatte. Ginny ignorierte sie für den Moment. Sie musste sich auf wichtigere Dinge konzentrieren.
Der Auror führte sie durch den Irrgarten von Gängen zu ihrem Zielort. Ginny nickte ihm zu, als sie den Raum erreicht hatten, dann trat sie ein.
Es war ein kahler, rechteckiger Raum, dessen eine Seite fast völlig von einem Spiegel eingenommen wurde. Ginny wusste, dass sich dahinter, von dem Raum selbst aus unsichtbar, Auroren befanden, die sie beobachteten. Zwei weitere von ihnen waren mit im Raum. Sie lehnten an der Wand gegenüber, und wirkten gelangweilt, ungefährlich. Ginny wusste, sie waren alles andere als das. Ihr geübtes Auge sah ohne Probleme die verborgene Anspannung unter der lässigen Fassade, die sie augenblicklich zur Tat schreiten lassen würde, wenn sie gebraucht wurden.
In der Mitte des Raumes befand sich ein breiter Tisch mit zwei Stühlen. In einem davon saß der Mann, wegen dem sie gekommen war. Er sah in dem Licht der Lampe an der Decke blass aus, beinahe kränklich. Das hinderte ihn nicht daran, arrogant zu wirken. Selbst in der Gefangenenkleidung und mit Handschellen um seine Fuß- und Handgelenke schaffte er es, mit seiner ganzen Haltung auszudrücken, dass er sich für etwas Besseres hielt. Ginny verabscheute diese reinblütigen Popanze.
Er hatte aufgesehen, als sie eintraten, und musterte sie und Khairiah mit einem durchdringenden Blick, der Ginny noch einige Jahre zuvor verunsichert hätte. Nun fühlte sie nur eine Mischung aus kaltem Zorn und Verachtung. Ginny spürte, wie Khairiah hinter ihr einen Schritt zurück wich. Die Augen des Gefangenen verengten sich leicht, so als versuche er sie einzuschätzen, aber als er dann sprach klang seine Stimme gelangweilt.
„Sieh einer an, wenn das nicht die feige Schlampe ist, die mich von hinten angegriffen hat."
Ginny lächelte kühl und legte ihre Mappe auf den Tisch. „Mister Malfoy, ich bin Inspektor Ginny Weasley. Ich arbeite für die Ermittlungsbehörde. Lassen Sie uns die Nettigkeiten überspringen." Die öffnete die Akte, auch wenn sie sie nicht brauchte. „Das letzte Attentat, bei dem Sie verhaftet wurden – vierfacher Mord, mindestens ein versuchter Mord, Gebrauch schwarzer Magie – es ist bereits genug um mehr als fünfmal die Höchststrafe zu verhängen. Selbst wenn die Mitglieder des Wizengamot Sie freisprechen wollten – ihnen bliebe keine Wahl. Wir brauchen nicht einmal über die Vergangenheit zu reden. Jedoch, dies alles bedacht, wäre es in Ihrem eigenen Interesse, wenn Sie reden würden."
„Entschuldigung, Inspektor..."
Ginny drehte sich ungehalten um. Ihre Assistentin war kreidebleich. „Ich fühle mich nicht gut. Kann ich gehen, bitte?"
Ginny machte eine unwillige, aber zustimmende Handbewegung und die Frau verließ den Raum hastig. Ginny sah ihr einen Augenblick halbwegs besorgt nach, aber sie war in erster Linie ärgerlich über die Unterbrechung. Dies, nachdem sie gerade begonnen hatte, ihre Meinung über das Mädchen zu ändern! Was für eine Versagerin!
Malfoy hatte sie beobachtet, aber sagte nichts zu Khairiahs Weggang. Als Ginny sich ihm wieder zuwandte, lehnte er sich in seinem Stuhl zurück. „Wie geht es deinem Bruder, Ginny? Ich kann dich doch Ginny nennen, oder? Wir kennen uns ja schließlich schon sehr lange."
Ginny unterdrückte ihren Ärger, aber konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme kälter klang als gewöhnlich. „Der Minister hat sich entschieden, Ihnen ein Angebot zu machen, und wenn Sie klug sind, dann nehmen Sie es an. Sie sagen uns alles was Sie wissen über Ihren Lord und wir ermöglichen Ihnen im Gegenzug ein komfortables Leben im Exil. Das war nicht meine Idee, das sage ich frank und frei. Wenn es nach mir ginge, und der Mehrheit der Bürger dieses Landes, dann würden wir Sie in die tiefste Zelle dieses Gefängnisses stecken und den Schlüssel wegwerfen."
Der grauhaarige Mann breitete die Hände aus, soweit es ihm die Fesseln erlaubten. „Ich bin zutiefst getroffen, Ginny. Was soll ich nur ohne deine Liebe und Anbetung machen? Davon abgesehen, ich glaube, dass du dich in den Bürgern dieses schönen Landes irrst." Er lachte. „Der gute alte Percy, nun möchte er also, dass ich über den Dunklen Lord rede. Welch interessante Abwechslung, das Ministerium will, dass ich die Wahrheit sage. Bist du sicher?"
„Es käme Ihnen zu Gute, wenn sie das Ganze ernster nehmen würden.", entgegnete Ginny kühl.
„Ich versuche es. Es ist, ich muss es zugeben, nicht leicht."
Ginny setzte sich und lehnte sich in dem hölzernen Stuhl zurück. Der Stuhl war unbequem, aber sie begrüßte das. Es half ihr, konzentriert zu bleiben, und bei ihrem Gegenüber konnte sie sich nichts anderes leisten als absolute Konzentration. Sie war sich wohl bewusst, dass Tigris Malfoy ein gefährlicher Gegner war, der sie manipulieren konnte und würde, wenn sie es zuließ. Sie hatte nicht vor, es zuzulassen. Sie war vertraut mit Menschen wie ihm, und sie wusste auch, dass hier in diesem Raum die Macht auf ihrer Seite war.
„Sie sind offenbar leicht zu amüsieren.", sagte sie. „Vielleicht kann ich Sie noch mehr amüsieren mit einer Geschichte, die mich selbst äußerst erheitert hat. Ist Ihnen klar, dass Sie bei Ihrem letzten Anschlag erwartet wurden? Mein Bruder mag gelegentlich ein wenig heißblütig sein, aber er ist auch ein äußerst gescheiter Kerl. Der Platz auf dem gekämpft wurde war mit Zaubern übersäht, die magische Signaturen einfangen. Eine recht simple Runenmagie. Die meisten Ihrer Leute sind direkt hineingerannt, sie haben sie nicht einmal wahrgenommen. Es war geradezu lächerlich einfach, sie zu identifizieren. Wir haben natürlich nicht lange gewartet, sie festzunehmen."
Sie beobachtete ihn eingehend und war befriedigt davon wie sich seine Augen kaum merklich verengten und sein Kiefer sich anspannte. Es dauerte nur einen Augenblick, bevor er sich wieder entspannte. „Magische Signaturen?", sagte er mit offener Verachtung. „Jedermann weiß, dass es sich dabei um unzuverlässige Kinderzauberei handelt. Sie wird vor dem Wizengamot niemals als Beweis dienen."
Ginny lehnte den Kopf zurück und lächelte. „Ah, natürlich. Es scheint, das Humoristische des Ganzen entgeht Ihnen. Es wundert mich nicht. Schließlich wissen Sie ja nicht das Beste daran, die Pointe des Witzes, wenn Sie so wollen." Sie richtete sich gerade auf und sah ihn an. „Wir versuchten, sie ausfindig zu machen. Es stellte sich heraus, dass wir es nicht brauchten. Die meisten von ihnen sind tot." Er zuckte kaum sichtbar zusammen. Ginny entspannte sich wieder und lehnte sich vor, als wolle sie einem Freund ein Geheimnis anvertrauen. „Solche Runenmagie ist unzuverlässig, da haben Sie Recht. Vielleicht ist es nur Zufall, vielleicht sind diese Zauberer und Hexen unabhängig voneinander erkrankt und kuriosen Unfällen zum Opfer gefallen. Es ist im Rahmen der Möglichkeiten. Ich kann mir jedoch nicht helfen, ich glaube nicht daran. Nein, ich denke jemand war sehr, sehr unglücklich über den Ausgang dieses Kampfes. Jemand, der nicht die Gewohnheit hat, Entschuldigungen zu akzeptieren." Ihre Stimme wurde kalt als sie fortfuhr. „Ich denke, es wird Zeit, dass Sie darüber nachdenken, mit wem Sie sich verbünden, Malfoy. Wir halten Ihnen unsere Hand hin, während Sie über einem Abgrund hängen. Sie sollten sie ergreifen, oder Sie werden fallen, und das sehr schnell und sehr tief."
Einige Augenblicke lang starrten sie sich an. Ginny konnte den stillen Kampf in seinen Augen sehen. Er dachte über das nach, was sie gesagt hatte. Einen Moment lang glaubte sie sogar, dass er ihr Angebot ernsthaft in Erwägung zog. Dann lehnte er sich abrupt zurück und lachte, mit einem Hohn für den sie ihn liebend gerne geschlagen hätte. Sie tat es natürlich nicht. Sie hatte zuviel Selbstachtung dafür.
„Sehr... bewegend gesprochen.", sagte er spöttisch. „Hast du die Nacht dafür wach gelegen, oder hast du nur das schlaue Schlammblut um Hilfe gebeten, mit dem du in Hogwarts gevögelt hast?"
Einer der Auroren bewegte sich, nur ganz kurz, aber Ginny sah es aus den Augenwinkeln. Sie brauchte Malfoy nicht zu schlagen, dachte sie. Sie konnte es die Auroren erledigen lassen, sie würden es wahrscheinlich genießen. Nur ein Wink von ihr wäre genug. Niemanden würde es kümmern, nicht hier. Der Gedanke half ihr, ruhig zu bleiben.
Sie musterte ihr Gegenüber. Er war nur ein Jahr älter als sie, machte sie sich bewusst. Er wirkte älter, überlegen, aber das war nur eine Illusion. Sie durfte sich nicht davon vereinnahmen lassen. Es fiel ihm leicht, sie zu provozieren, wurde ihr klar. Er schien genau zu wissen, was er sagen musste, um sie auf die Palme zu bringen. Sie runzelte ungehalten die Stirn. Warum aber tat er das? Es wäre einfach für ihn, eine Weile mitzuspielen, selbst wenn er nicht die Absicht hatte, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Es war in seinem besten Interesse, sie sich gewogen zu halten. Stattdessen tat er genau das Gegenteil. Er stachelte sie bewusst an, schürte ihre Wut, so als wollte er, dass sie ihn hasste. Wollte er sie dazu bringen, in ihrer Wut etwas Unbedachtes zu tun? Was war der Sinn dabei? Manche Todesser genossen es zu provozieren um der Provokation willen. Es gab ihnen ein Machtgefühl, zu sehen, wie andere auf sie reagierten. War das sein Grund?
Malfoy begegnete ihrem Blick, denn Kopf in einer arroganten Pose zurückgelehnt, die beabsichtigt sein musste. Nein, er war nicht der Typ dafür. Er war jemand, der sich manchmal zu dummen, übereilten Aktionen verleiten ließ, aber tief drinnen war er ein Planer, jemand der Dinge aus einem tieferen Grund heraus tat.
Vielleicht hatte er Angst davor, dass sie ihn überzeugen könnte. Solange sie ihren verbalen Schlagabtausch fortführten, solange ihre Gedanken mit seinen Beleidigungen beschäftigt waren, solange übte sie keinen Druck auf ihn aus.
Sein Bruder war übergelaufen, rief sie sich ins Gedächtnis. Hatte Tigris vielleicht mit ähnlichen Gedanken gespielt? Es schien unwahrscheinlich. Andererseits, er war selbst ein beachtenswerter Schwarzmagier, und er schien nicht blind vor Loyalität zu sein wie Bellatrix. Voldemort war ein schwieriger Meister, und vielleicht war Tigris seiner Knechtschaft hin und wieder überdrüssig.
„Sie mögen lachen, aber Sie wissen, dass ich die Wahrheit sage.", sagte sie laut. „Sie sind am Ende, und ihre Familie mit Ihnen. Wir wissen, dass Ihr Vater dort war. Dieses Mal kann er sich nicht herausreden."
Malfoy verzog abfällig das Gesicht. „Mein Vater? Das zeigt nur, dass Sie nicht das Geringste wissen. Mein Vater ist ein Mann, der glaubt, man könne Veränderungen mit Geld und Worten erreichen. Er ist viel zu sehr in seinen Griffel verliebt, um seinen Schreibtisch zu verlassen. Er redet zwar, aber das Handeln überlässt er gerne anderen."
„Eine fast glaubhafte Lüge. Zu dumm dass ich genau weiß, dass es gelogen ist. Ich erinnere mich daran, wie er seinen Stab zu gebrauchen weiß. Der Imperius führt nicht dazu, dass jemand seine Flüche genießt."
„Ich bin sicher, du weißt alles darüber."
Ginny konnte es nicht verhindern, dass die Erinnerung sie eine Sekunde lang vereinnahmte. Erinnerungen eines elfjährigen Mädchens, die sie noch immer manchmal in ihren Alpträumen heimsuchten. Ja, sie wusste, wie es war, gegen seinen Willen gezwungen zu sein, andere zu verletzen. Genau aus diesem Grund würde sie niemals glauben, dass ein Fluch notwendig war, um Lucius Malfoy dazu zu bringen.
„Arbeiten Sie mit uns zusammen.", sagte sie, äußerlich ruhig. „Sie könnten damit anfangen, mir ein paar Namen zu nennen. Fühlen Sie noch immer Solidarität zu den Todessern? Sie haben Sie dort alle im Stich gelassen, das ist Ihnen bewusst, oder? Was schulden Sie diesen feigen Ratten?"
Malfoy sah auf den Tisch. „Nichts. Ich habe nie etwas für sie empfunden. Sie sind wie eine Horde hungriger Wölfe, die übereinander herfallen, sobald sich die Gelegenheit ergibt."
„Wenn Sie so denken, dann kann es Ihnen doch egal sein, was mit ihnen passiert. Geben Sie uns ein paar Namen, ein paar Adressen, und alle auf die es ankommt sind glücklich."
Er schloss einen Moment die Augen. Plötzlich sah er noch kränklicher aus als zu Beginn, und sehr müde. „Überlassen wir die Entscheidung doch einfach dem Wizengamot.", sagte er. „Ich würde gerne mit einem Rechtsbeistand reden."
„Nein.", sagte sie schlicht.
„Ich habe ein Recht darauf."
Ginny lachte heiser. „Sie sind schnell darin, Recht und Gesetz zu zitieren, wenn es Ihrem Vorteil dient. Wenn Sie danach gelebt hätten, hätten sie jetzt vielleicht Anspruch darauf. So wie es steht – nein, Mister Malfoy. Sie haben nicht das Recht. Sie haben überhaupt keine Rechte. Hier sind wir das Recht."
Malfoy starrte sie an und sein Gesicht verzerrte sich einen Moment lang zu einer Grimasse des Abscheus. „Fühlst du dich dabei nicht ein wenig wacklig in deiner moralischen Überlegenheit?", zischte er.
„Nein.", entgegnete sie ungerührt. „Nicht im Geringsten."
Nach einem Augenblick angespannter Stille lehnte Malfoy sich zurück, sein Gesicht erneut kalt und unleserlich. „Wenn du glaubst ich würde den Dunklen Lord für ein paar lächerliche Versprechungen verraten, bist du dümmer, als ich gedacht habe. Wenn er glaubt, dass ich einen Fehler begangen habe, dann akzeptiere ich sein Urteil. Das Urteil des Ministeriums interessiert mich nicht im Geringsten. Ihr seid unbedeutend im Vergleich zu ihm. Er wird siegen. Fakt ist, er hat bereits gesiegt, ihr wisst es nur noch nicht. Wenn er mich befreien will, werden mich diese Türen nicht lange hier halten und ihr alle werdet sehr bald tot sein. Genau wie dein Ex und dein Bruder."
Es fühlte sich an, als wäre eine Tür zugefallen. Ginny wusste nicht genau, was passiert war, aber ihr war klar, dass sie nicht viel mehr erreichen würde. Nicht diesmal. „Ich gebe Ihnen etwas Zeit, um über unser Angebot nachzudenken.", sagte sie, aufstehend. „Was immer Sie sich vormachen, wenn Sie nicht kooperieren, werden Sie eine sehr lange Zeit hier verbringen. Willkommen in der Realität, Mister Malfoy."
Sie sah nicht zurück, als sie den Raum verließ. Nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, lehnte sie sich gegen die kalte Steinmauer und atmete einmal tief durch. Was sie nun brauchte, war eine verdammt lange, heiße Dusche. Die letzte Stunde hatte ein Gefühl der Übelkeit in ihrem Magen hinterlassen. Wenn es ihr wieder besser ging, würde sie Ron einen Besuch abstatten. Sie musste sehen, dass er noch atmete, oder sie würde verrückt werden.
„Abwarten, Malfoy.", murmelte sie grimmig. „Du wirst schon bekommen, was du verdienst." Diesmal versuchte sie nicht einzudämmen, wie sehr sie ihn hasste. Es war befreiend.
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Ron sah dünn und blass aus in den weißen Kissen. Ihre Mutter hatte einen bunten Quilt über das Fußende des Bettes gelegt, und die kräftigen Farben machten es umso deutlicher, dass Ron keine Farbe in sich hatte. Die Zauber auf dem Bett brachten die Luft darüber zum Schimmern, wenn das Licht in einem bestimmten Winkel fiel. Ron atmete nicht. Das erste Mal, als Ginny es gesehen hatte, hatte sie beinahe einen Nervenzusammenbruch erlitten, bevor die Heiler ihr erklärten, dass sie die Zeit für seinen Körper angehalten hatten. Es waren Zauber, die nahezu außer Gebrauch gekommen waren, da niemand Temporalmagie vollständig einschätzen konnte, aber ihnen war keine Wahl geblieben. Das Gift in seinem Körper war zu schnell vorangeschritten, und Ron war beinahe gestorben. Nun forschten sie fieberhaft nach dem Gegengift. Es war ein kompliziertes Gift, hatten sie Ginny erklärt. Eine Mischung aus unterschiedlichen Bestandteilen, die sie noch immer nicht alle kannten. Die ersten zwei Tests mit ihren Gegenmitteln waren bereits fehlgeschlagen, und nun zögerten sie, Ron ein weiteres Mal aus der Stasis zu holen. Jedes Mal brachte ihn dem Tod ein wenig näher.
Nun, da sie so kurz davor stand, ihn zu verlieren, dachte Ginny einmal mehr über ihr Verhältnis zu ihrem älteren Bruder nach. Ron war nie ihr Lieblingsbruder gewesen, im Gegenteil. Vielleicht gerade weil sie fast gleich alt waren hatte Ginny ihn immer kritischer betrachtet als alle ihre anderen Brüder.
Als Kind hatte Ginny Ron und was er tat nie verstanden. Obwohl sie Geschwister waren, waren sie sehr unterschiedlich aufgewachsen. Ginny war das Nesthäkchen der Familie gewesen, das Mädchen, das ihre Mutter immer gewollt hatte. Ron war nur der sechste Sohn nach fünf anderen, die alle auf ihre Weise herausragend waren, während er sich immer als mittelmäßig empfunden hatte. Manche hatten gelästert, dass dies der einzige Grund für Rons Freundschaft mit Harry Potter gewesen war, der Abglanz des Rampenlichts. Ginny wusste, dass das nicht stimmte. Ron hatte Harry dafür verehrt, dass er, der Held der Zaubererwelt, ihn zu seinem Freund erkoren hatte, trotz Rons Armut, seiner Mittelmäßigkeit und seinen vielen Fehlern. Er hatte Harry geliebt weil dieser Ron immer vergeben hatte, auch wenn er sich idiotisch verhalten hatte. Harry hatte Ron das Gefühl gegeben, etwas Besonderes zu sein, nicht weil er der Freund des Jungen-der-lebte war, sondern einfach er selbst. Wenn Harry noch am Leben wäre, hätte Ron vielleicht nie mehr gewollt, er wäre zufrieden damit gewesen, der Patroklos zu Harrys Achilles zu bleiben. Erst Harrys Tod hatte ihn dazu getrieben, über sich hinauszuwachsen, und auf seine eigene Weise zu etwas Herausragendem zu werden. Ginny hatte eine ganze Weile gebraucht, bis sie zu dieser Erkenntnis gelangt war. Sie hielt das Ganze im Grunde für sehr traurig.
Ron und Ginny waren beide Auroren geworden, aber aus sehr unterschiedlichen Motiven heraus. Für Ginny war es ein Abenteuer gewesen, und zudem etwas, für das sie Talent hatte. Ron mochte auch Talent besitzen, aber er hatte diesen Beruf gewählt, um sich zu beweisen, dass er in Harrys Fußstapfen treten konnte. Sein Ziel war es, Harrys Bestimmung für ihn zu erfüllen. Wie ironisch, dass Ron auf diese Weise seine eigene Größe erreicht hatte, ohne es selbst zu bemerken. Er sah sich selbst noch immer als mittelmäßig, den ewigen Zweitbesten.
„Du schaffst das.", flüsterte Ginny, auf Rons geschlossene Augen hinunter blickend. „Du bist immer ein Kämpfer gewesen, du kannst jetzt nicht aufgeben und diesen Abschaum gewinnen lassen! Bleib bei uns, Ron." Ginny betrachtete ihn noch einen Augenblick lang, dann wandte sie sich abrupt ab und ging, bevor ihre Gefühle sie überwältigen konnten. Sie musste noch ein weiteres Mitglied ihrer Familie besuchen, eines, dem sie mit mindestens ebenso gespaltenen Gefühlen begegnete.
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Percy schob die Kartoffeln auf seinem Teller hin und her, und jedes Mal wenn er die Gabel bewegte wuchs Ginnys Verlangen danach, ihn dafür zu ohrfeigen. Bisher hatte noch nie jemand etwas an den Kochkünsten ihrer Mutter auszusetzen gehabt, und die Elfen im Ministerium mussten schon begnadete Meisterköche sein, um sie zu übertreffen.
„Möchtest du noch etwas Fleisch, Percy?", fragte ihre Mutter besorgt. „Du bist so dünn geworden. Wenn ich gewusst hätte, dass du keine Kartoffeln magst, hätte ich etwas anderes gekocht." Sie war so froh darüber, dass Percy ausnahmsweise einmal die Zeit gefunden hatte, sie zu besuchen, dass sie ihn von vorne bis hinten bemutterte.
„Nein, es ist schon gut, Mama.", antwortete Percy mit seinem patentierten Lächeln, einem lügenden Gesicht das er so perfektioniert hatte, dass Ginny es nicht länger von einem wahrhaftigen unterscheiden konnte. „Ich habe nur nicht viel Appetit."
„Mir würde auch der Appetit vergehen, wenn ich meinen Tag damit verbringen würde, Kriminelle vor ihrer gerechten Strafe zu schützen.", sagte George bissig. Er war seit dem Überfall sehr schweigsam gewesen. Er und Fred waren nur knapp mit dem Leben davongekommen, sie waren die einzigen der abtrünnigen Mitglieder des Phönixordens, die das Ganze überlebt hatten. Fred war von Malfoys Fluch gestreift worden und befand sich noch immer in St. Mungos. Wenn er nicht viel Glück hatte, würde er sein linkes Bein nicht mehr gebrauchen können. Ginny war von Anfang an wütend auf die Zwillinge gewesen, weil sie sich Diggory angeschlossen hatten, und einem Teil von ihr bereitete es grimmige Genugtuung, dass sie nun die Folgen ihrer Torheit erlebt hatten. Dumbledore hatte sie schließlich gewarnt. Andererseits hatte sie auch Mitleid mit ihnen. Sie hatten sich schon immer leicht zu übereiltem Handeln hinreißen lassen, und sie hatten nur das getan, was sie für richtig hielten.
„Wirklich?", meinte Percy, ihn über den Tisch hinweg musternd. „Ich nehme an Nepotismus ist eine Sünde. Heißt das, ich sollte dich und Fred verhaften lassen? Es würde sicherlich ein Exempel statuieren. Das Ministerium kann es sich nicht leisten, Selbstjustiz zu tolerieren. Wir haben schon genug Probleme."
„Komm von deinem verdammten hohen Ross herunter.", zischte George. „Ihr konntet sie gut genug tolerieren, solange sie euch nützlich war."
„Noch immer uneinsichtig, wie ich sehe." Percy schüttelte mit milder Bekümmerung den Kopf. „Nach allem, was passiert ist, finde ich es beeindruckend, dass du glaubst, mir Ratschläge geben zu können, wie ich die Dinge handhaben soll. Überlass diese Sachen lieber mir und Ginny, wir wissen, was wir tun."
„Dessen bin ich mir nicht so sicher, was dich betrifft.", sagte Ginny ungehalten. „Was hast du dir dabei gedacht, Malfoy dieses Angebot zu machen? Er ist ein Todesser durch und durch, er hatte seinen Spaß daran, mich damit in die Wüste zu schicken."
„Ich habe den Bericht gelesen.", erwiderte Percy. „Es ist erstaunlich gut gelaufen, versuch es nur weiter. Ich hatte nicht erwartet, dass er schon beim ersten Mal darauf eingeht." Er lachte. „Ginny, Ginny... Du hast doch wohl nicht geglaubt, dass wir dieses Versprechen einhalten. Lächerlich. Er ist einer der berüchtigtsten Todesser, die Öffentlichkeit würde mich steinigen. Das ändert jedoch nicht daran, dass wir auf die eine oder andere Weise an Informationen kommen müssen. Mach es dir bewusst, sein Wissen könnte den Krieg zu unseren Gunsten entscheiden."
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Einer der Wärter stieß Tigris vorwärts und er taumelte. Die Fesseln hinderten ihn daran, sein Gleichgewicht wieder zu gewinnen und er prallte frontal gegen die Gitterstäbe seiner Zelle, schaffte es nicht, sich wieder aufzurichten und fiel auf die Knie.
„Steh auf."
Als er nicht sofort reagierte, trat ihn der zweite Auror in den Bauch, so dass er auf die Seite fiel. „Hast du nicht gehört? Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit."
Tigris biss die Zähne zusammen und packte mit beiden Händen einen der Gitterstäbe, um sich so gut es ging daran hoch zu ziehen. Die Handfesseln banden seine Hände eng zusammen, und die Kette, die sie mit den Fußfesseln verband, verhinderte, dass er sie höher heben konnte als hüfthoch. Er schaffte es jedoch irgendwie, auf die Füße zu kommen.
Die Auroren stießen ihn in die Zelle und schlossen die Gittertür. Erst dann lösten sie die Fesseln.
Einige Stunden später wälzte Tigris sich schlaflos von einer Seite zur anderen. Das Licht der Öllampen im Gang leuchtete hell in seine Zelle. Irgendwo draußen tropfte Wasser monoton und stetig auf den Steinboden. Die Nacht zuvor hatte es Tigris nicht gekümmert, er hatte es nicht einmal bemerkt, aber nun machte es ihn geradezu verrückt. Er zog die Decke über seinen Kopf, aber hörte es immer noch, wenn auch leiser. Die blauen Flecken von vorher schmerzten und seine Kopfschmerzen schienen von Minute zu Minute zuzunehmen.
Er wollte nicht über seine Situation nachdenken, über Ginny, oder über die Zukunft. Seine Gedanken kamen aber unabänderlich darauf zurück. Tigris hatte Ginny gesagt, dass Voldemort ihn befreien würde, aber er war sich nicht sicher, ob er es selbst glaubte. Nun ertappte er sich dabei, dass er es erhoffte. Seine Kopfschmerzen hinderten ihn daran, Legilimentik zu benutzen, oder die Verbindung zu Voldemort zu öffnen, aber was immer der Schwarzmagier vorhatte, Tigris hoffte er tat es bald.
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Ginny lehnte sich müde in ihrem Stuhl zurück. Eine ganze Woche, und keinerlei Fortschritt. Malfoy spielte nur mit ihr. Tagtäglich sah er kränker aus, und die dunklen Ränder unter seinen Augen deuteten darauf hin, dass er nicht genug schlief. Ginny fragte sich gelegentlich, was es damit auf sich hatte. Der Heiler hatte ihr erklärt, dass manche Zauberer auf den andauernden Entzug von Magie schlecht reagierten, vielleicht war Malfoy einer davon.
Sie hätte schwören können, sie sah fast genauso schlecht aus wie er. In der Nacht hatte sie regelmäßig Albträume. In den letzten zwei Nächten hatte sie sich einfach in einen Sessel gesetzt, und WWN gehört, bis sie einschlief. Die Erinnerungen, die sie verfolgten, waren nur manchmal alte Erinnerungen aus ihrer Kindheit. Andere waren neuer, ihre Erfahrungen im Krieg, Menschen um sie herum, die getötet wurden, ohne dass sie es verhindern konnte. Ihre Brüder, weiß und durchsichtig, wie sie vor ihren Augen in St. Mungos starben. Sie verabscheute Malfoy dafür. In gewisser Weise war es einfach, sich vorzustellen, dass es alles seine Schuld war.
Nein, es war nicht ganz richtig, korrigierte sie sich selbst. Es gab Momente, in denen sie das Gefühl hatte, dass sie zu ihm durchdrang. Seine provozierenden Bemerkungen waren seltener geworden, oder zumindest schien es ihr so. Manchmal schwieg er einfach nur, so wie gerade, und dachte über das nach, was sie gesagt hatte.
„Wie viele Unschuldige sollen noch für den Größenwahn eines Einzelnen sterben?", verfolgte Ginny ihren vorherigen Ansatz weiter. „Haben Sie nicht bereits genug Blut an den Händen? Sie könnten uns wenigstens helfen, in Zukunft Leben zu retten." Ginny fühlte sich fast lächerlich dabei, an das Gewissen eines Todessers zu appellieren, aber sie hatte bei ihren vorherigen Gesprächen gemerkt, dass es auf ihn wirkte. Er hatte heftig darauf reagiert, als sie unterstellt hatte, dass bei seinen Anschlägen sehr viele Zivilisten, auch Frauen und Kinder, gestorben waren. Es schien fast, als glaubte er an seine Behauptung, dass vorwiegend Auroren dabei betroffen waren. Die Realität war jedoch anders, wie sie ihm gerne vorrechnete. Auroren mochten seine vorwiegenden Ziele sein, aber es hatte fast immer auch zivile Opfer gegeben, etwas das unvermeidlich war, wenn die Kämpfe in Wohngegenden stattfanden. Besonders, wenn viele breit gestreute Flüche wie der Patanterital benutzt wurden, für die Malfoy solch eine Vorliebe hatte. „Jeder Tag, der vergeht, ist ein weiter Tag, der Todessern wie Bellatrix Lestrange ermöglicht, Amok zu laufen!"
Malfoy sah ruckartig auf, nach einer ganzen Weile, in der er überhaupt nicht reagiert hatte. „Bellatrix ist wieder da?"
Ginny musterte ihn prüfend. „Mir war nicht bewusst, dass sie jemals weg war, aber die letzten Anschläge tragen eindeutig ihre Handschrift, ja. Wo war sie denn?"
„Abwesend." Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und grübelte mit düsterer Miene vor sich hin.
Ginny wartete noch einige Minuten, aber als keine Reaktion mehr kam, stand sie frustriert auf. „Ich bin gleich wieder da."
Sie verließ den Raum, um sich etwas zu trinken zu holen. Im Pausenraum lehnte sie sich gegen die Wand und massierte mit einer Hand ihren steifen Nacken, während sie in der anderen das Wasserglas hin und her drehte.
„Kein Fortschritt?", fragte einer der Auroren, die am Tisch saßen.
Ginny schüttelte den Kopf. „Ich habe das Gefühl, ich komme langsam an ihn heran, aber es ist nur ein schleichender Prozess. Wenn es so weitergeht, kann es noch Wochen dauern."
„Was haben Sie erwartet?", entgegnete der Auror. „Das ist einer aus dem Inneren Kreis. Verdammt sture Hurensöhne, ich erinnere mich daran, wie es im letzten Krieg war. Sie können ihn nicht mit den Mitläufern vergleichen, die wir normalerweise kriegen. Um so weit zu kommen, muss er schon verflucht fanatisch sein. Bringt sich wahrscheinlich lieber um, als seinen Lord zu verraten." Der Auror spuckte abfällig auf den Boden.
„Vielleicht haben Sie Recht.", sagte Ginny. Sie machte nicht den Versuch, ihm zu erklären, dass sie das Gefühl hatte, dass Malfoy anders war. Stattdessen starrte sie auf den Boden, als könnte er ihr die Fragen des Universums beantworten. Sie wusste nicht weiter, wenn sie ehrlich war. Sie wusste nicht, was Malfoy antrieb, und sie hatte nur eine blasse Ahnung von seinen Schwachstellen. Es war zu einem Tauziehen geworden, das noch Ewigkeiten anhalten konnte, bis einer von ihnen zusammenbrach. Zu Beginn war sie überzeugt davon gewesen, dass er das sein würde. Nun war sie nicht mehr so sicher.
„Hallo, Ginny."
Ginny sah auf und ließ beinahe ihr Glas fallen. „Ron!" Sie stellte das Glas hastig ab und fiel ihm um den Hals. „Merlin, Ron, als ich dich das letzte Mal gesehen habe, warst du dem Tode nahe! Was ist passiert?"
Er zuckte leicht zusammen, als sie ihn umarmte, und sie trat hastig einen Schritt zurück. Sein rechter Arm war in einer Schlinge, und er war noch immer blass, aber sonst sah er gesund aus.
Ron grinste schief. „Ich bin noch immer etwas schwach auf den Beinen, aber sonst geht es mir gut. Sie haben endlich das Gegengift gefunden. Ich muss in den nächsten Tagen noch ein paar Tränke schlucken, aber dann bin ich wieder voll im Dienst."
„Merlin sei Dank! Was tust du hier? Du solltest dich ausruhen!"
Ron schüttelte den Kopf. „Unsinn, ich bin wieder fit genug, das hab ich Percy schon gesagt. Ich übernehme Malfoy von jetzt an."
„Was?" Ginny sah ihn einen Augenblick schockiert und ungläubig an. „Das kannst du nicht machen, es ist mein Fall!"
Ron lächelte verständnisvoll. „Ich weiß, Ginny. Du hast dein Bestes getan, dessen bin ich mir sicher, aber Percy hätte dir das niemals aufbürden dürfen. Ich habe ihm schon deutlich meine Meinung dazu gesagt. Geh nach Hause und ruh dich aus. Mama und die Zwillinge brauchen dich mehr im Moment. Ich kann dir ansehen, dass es dir nicht gut geht."
„Das spielt keine Rolle!", rief sie empört. „Du kannst mir nicht einfach meinen Fall wegnehmen!"
„Ich kann es tun, und ich habe es schon getan.", entgegnete er ruhig. „Mach es nicht unnötig schwierig. Es ist nur zu deinem Besten."
„Fein!", rief Ginny wütend. Sie hatten offenbar schon alles entschieden, hinter ihrem Rücken. Das war so typisch! „Tu was du willst! Ich wasche meine Hände in Unschuld!"
Sie stürmte aus dem Raum. Als sie durch das Portal stolperte musste sie sich jedoch eingestehen, dass ein Teil von ihr erleichtert aufatmete. Auch wenn sie wütend auf ihre Brüder war, ein Teil von ihr war froh darüber, sich nicht mehr damit befassen zu müssen und diesen Ort zu verlassen.
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