31. Kapitel

Legenden und Mythen

Nach vielen Minuten des Wanderns in leeren Gängen stoppte die Wache vor einer Holztür aus dicken Bohlen und verabschiedete sich, nachdem Sirius den schwer gepanzerten Mann mit einigen Metallmünzen für seine Dienste entlohnt hatte. Ein kleines Schild neben der Tür wies auf einen Miun-Gei, Enchanter, hin. Sirius klopfte vorsichtig, nach wenigen Sekunden öffnete sich die Tür einen Spalt und ein hellgrünes Eidechsengesicht erschien.

"Ihr wünschen?", zischelte Miun-Gei mit misstrauisch verengten Augen. Severus war neugierig, wie sie den Echsenmann dazu bringen wollten, die Tür zu öffnen. Andererseits war es ihm eigentlich auch egal, er wollte nur noch seine Ruhe haben. Er hätte niemals gedacht, dass ihm Schlafentzug jemals grausamer vorkommen könnte als ein Cruciatus, aber allmählich näherte er sich diesem Punkt immer mehr.

Ajira murmelte einige Worte, welche den Argonier offensichtlich von ihrer Ehrlichkeit überzeugten, öffnete er doch mit einigen weiteren misstrauischen Blicken schließlich die Tür. Schnell huschte die kleine Gruppe durch die Tür, welche von Miun-Gei schnell wieder verriegelt wurde. Es schien wirklich keine gute Zeit für Argonier zu sein...

Severus´ erster Gedanke zu Miun-Gei war der eines alternden, freundlichen Dinosauriers in slytheringrünen Roben. Spitze Zacken liefen über die Echsennase über den Kopf den gesamten Rücken hinunter und beulten an einigen Stellen die Kleidung aus, genau wie der lange, peitschenartige Reptilienschwanz. Rote Fleck am Kinn in einem ansonsten vollkommen mit bleichen Schuppen bedeckten Gesicht verliehen ihm einen permanent erstaunten Gesichtsausdruck.

"Ajira, ich sehr erfreuen, dich zu sehen wieder. Du haben versprochen, oftmals zu besuchen mich.", zischelte Miun-Gei, nachdem er Ajira mit einer fast rituell wirkenden Geste begrüßt hatte. "Wen du mitgebringen haben?"

Die kleinen, funkelnd schwarzen Augen des Argoniers sahen seine Besucher der Reihe nach an, als Ajira ihre Begleiter vorstellte. Ein leichtes Lächeln begann seine Lippen zu umspielen, als T´Jen ihm artig die Pfote reichte. Sirius und T´Lina grinsten sich nur an, sogar Severus fühlte sich leicht amüsiert, was seine Haut sofort zum Anlass nahm, hellviolett zu werden. Eine Tatsache, die ihm die Laune so sehr vermieste, dass er fast sofort wieder grau-weiß, die Farben der Erschöpfung und Resignation, annahm.

"Ich euch auf das Freundlichste begrüßen tun in meine kleinen Geschäft. Ich euch anbieten Nahrung, dann wir reden.", bestimmte der recht kleine (er reichte Severus lediglich bis knapp unter das Kinn) Argonier und bewegte sich recht schnell und elegant in einen kleinen Nebenraum.

"Ihr müsst seine Sprechweise entschuldigen, er ist bereits recht alt und weigert sich, das imperiale Idiom ausführlicher als unbedingt notwendig zu erlernen. Er versteht jedoch alles, was wir sagen, wir müssen also nicht unsere Argonischkenntnisse bemühen.", flüsterte Ajira.

"Ich haben hören das, junge Kajiit. Ich alt, aber nicht nicht hörend.", spottete Miun-Gei gutmütig und lachte leise, als Ajira offensichtlich verlegen zu Boden sah. "Aber du haben richtig, ich verstehen, was ihr sagen. Doch nun kommen ihr, ihr haben müssen Hunger."

Miun-Gei wies seinen Gästen jeweils einen Platz auf niedrigen, japanisch anmutenden und mit bunten Stickereien verzierten Kissen in einem weiteren Nebenraum zu, die in einem Halbkreis um verschiedene Schüsseln mit diversen Inhalten verteilt waren. Sirius, T´Lina und Ajira ließen sich fröhlich nieder, offenbar vollkommen entspannt trotz der langwierigen Siltstriderreise und den Ereignissen, die zu ihrem überstürzten Aufbruch von Balmora geführt hatten. Severus jedoch konnte nicht so leicht vergessen, mochte es am Schlafmangel liegen oder aber an der Tatsache, dass er Abende, wie den letzten in Balmora bereits gewöhnt sein müsste: Er fühlte sich erschöpft, vollkommen ausgelaugt und er konnte sich beim besten Willen nicht dazu durchringen, Miun-Gei zu vertrauen. Er kannte ihn ja nicht einmal ansatzweise...

Nun, dann musste er halt stellvertretend für die gesamte Gruppe die Augen offen halten, auch wenn er das Gegenteil zur Zeit absolut vorgezogen hätte. Sorgfältig achtete er darauf, nur jene Speisen zu sich zu nehmen, die auch Miun-Gei wählte, genauso sorgfältig behielt er den greisen Argonier im Auge. Er wusste nicht, ob die argonische Gestik mit der menschlichen übereinstimmte, aber er würde einen Verrat schon irgendwie erkennen. Hoffte er zumindest, von seinen Kameraden konnte er ja kaum Unterstützung erwarten...

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Nach einer knappen Stunde hatten sie ihr spätes (oder frühes? Severus hatte vollkommen das Zeitgefühl verloren) Mahl beendet und Miun-Gei hatte die leeren Teller mit einer beiläufigen Handbewegung zur Seite schweben lassen. Severus wollte bereits nach seinem Zauberstab greifen, doch da weder Sirius noch T´Lina oder Ajira Anzeichen der Beunruhigung zeigten, beließ er es doch nur bei einer leichten Gewichtsverlagerung, um im Notfall leichter an seinen Zauberstab heranzukommen. Zumindest bei Zaubern Morrowinds gestand er dem Rest der Gruppe mehr Erfahrung und Wissen zu...

Miun-Gei begann ihn allmählich an Albus zu erinnern, lächelte der Argonier doch schon wieder leicht hintergründig. Irgendwie hatte Severus die dumpfe Ahnung, dass dieses alte Echsenwesen wie Albus genau wusste, wie es in seinem Innersten aussah. Vielleicht waren es diese verflucht wissend aussehenden Augen. Oder die Neigung, sich harmloser zu stellen, als man es in Wirklichkeit war. Oder beides.

"Nun wir haben essen, nun wir reden. Du noch immer kämpfen gegen Dunklen Gott, Sirius?"

Das Gesicht des Animagus war Gold wert. Solche Verblüffung hatte Severus das letzte Mal im Gesicht des Dunklen Lords gesehen, als dieser von der Lage seiner wahren Loyalität erfahren hatte. Wie sich die Ereignisse doch immer wieder glichen... Nur komme ich dieses Mal vielleicht mit dem Leben davon, fügte er in Gedanken zynisch lächelnd hinzu.

"Wie ihr ihn besiegen wollen?"

"Wenn wir das bereits wüssten, wären wir nicht hier, sondern längst auf der Suche nach diesem Möchtegernwelteroberer!", meldete Severus sich scharf zu Wort. Was ging es diesen Pseudomagier an, wie ihre Pläne aussahen? Er sollte sie lediglich unterstützen...

"Du nicht werden unhöflich, junger Magier. Du nehmen diesen Trank gegen Schlaflosigkeit, dann du schlafen zehn Stunden und dann wir werden reden weiter und ich euch sagen, wie Dunkler Gott sterben kann.", erwiderte Miun-Gei lediglich, reichte Severus eine kleine, bauchige Phiole und verließ das Zimmer. Ajira warf Severus einen bösen Blick zu und folgte ihm eilig.

"Hast du ja ganz toll hinbekommen, Snivellus. Kannst du deine miese Laune nicht wenigstens einmal zurückhalten?", fauchte Sirius ihn an, die Hände zu Fäusten geballt, so als ob er ihn am liebsten schlagen wollte. T´Lina hatte ihn ebenfalls schon mal freundlicher angesehen, ihr Gesicht hatte überwältigende Ähnlichkeit mit der finsteren Miene Mrs. Norris´, wenn ihr mal wieder ein Schüler entwischt war. Auch Severus fühlte Wut in sich aufsteigen, zusammen mit seiner Erschöpfung hatte er einfach keine Lust mehr, sich zu beherrschen. Seine Haut war inzwischen leuchtend rot mit aggressiv schwarzen Flecken. Schwarze Flecken sah er auch vor den Augen, vorsichtshalber stellte er die kleine Flasche auf einem Regal ab.

"Mein Name ist Professor Snape, Straßenköter. Ich weiß ja, dass Gryffindors leichtsinnig alles und jedem vertrauen, wenn ich da an eine gewisse Ratte erinnern dürfte. Ich jedoch ziehe es vor, meinen Gegenüber kennen zulernen, bevor ich ihn in geheime Pläne einweihe. Woher wollt ihr wissen, dass er kein Dunkler Bruder ist?"

"Miun-Gei? Ein Dunkler Bruder? Vergiss es, er ist genauso wenig einer wie du oder ich! ER ist ein ARGONIER, falls dir das entfallen sein sollte, und die Dunkle Bruderschaft nimmt nur DUNMER auf! Er wäre nie im Leben zu einem Verrat fähig.", mischte T´Lina sich wütend fauchend ein, noch bevor Sirius auch nur den Mund zu einer Erwiderung geöffnet hatte. Sie kochte vor Wut, ihr pelziger Schwanz schwang aggressiv, ihre Ohren waren eng an den Schädel gepresst.

"Nicht zu einem Verrat fähig? Woher willst du das wissen? Gewisse Leute waren auch der Meinung, Gryffindors wären dazu nicht fähig und heute sind sie tot. Du verstehst, dass ich ihr Schicksal nicht unbedingt teilen möchte?", fuhr Severus sie an. Konnten sie denn nicht verstehen?

Sirius schien sich endlich von seinem Schock erholt zu haben. "Lass gefälligst Pettigrew und James da raus, Severus. Deine Anschuldigungen sind einfach nur Schwachsinn und das weißt du auch. Irgendjemandem müssen wir notgedrungen vertrauen und Miun-Gei scheint mir aufrichtig zu sein. Ich würde es also wirklich vorziehen, wenn du deinen verfluchten Todesserinstinkten ein wenig die Zügel anlegen würdest, damit wir hier endlich weitermachen können. Du musst in Sachen Vertrauenswürdigkeit nicht immer von dir auf andere schließen, verstehst du? Nur weil du ein Verräter der Dunklen Seite bist, heißt dass noch lange nicht, dass alle anderen ebenfalls Verräter sind. Vielleicht denkst du ein wenig darüber nach, während du schläfst..."

Sirius hatte mit leiser, fast flüsternder Stimme gesprochen. Er sah Severus auffordernd an und verließ ohne ein weiteres Wort das Zimmer; T´Lina knurrte ihn noch einmal an und folgte ihm. Severus hört, wie die Tür von außen verriegelt wurde. Er war allein. Und gefangen. Verdammt. Wütend tigerte Severus von einer Wand zur anderen, die Hände krampfhaft zu Fäusten geballt. Was bildete sich dieser bessere Bettvorleger eigentlich ein, so mit ihm zu sprechen? Und was sollte das heißen, dass er immer von sich auf andere schloss? Es war lediglich eine Überlebensstrategie, absolut notwendig, wenn man als Spion unter Todessern den nächsten Tag erleben wollte...

Gereizt schlug er mit der Faust gegen die Wand, befriedigt sah er Risse wie lange Spinnenbeine im Putz verlaufen. Sofort fühlte er sich ein wenig besser. Der rote Nebel der Wut legte sich langsam, ließ die Rationalität wieder zum Vorschein treten. Bei näherer Betrachtung erschien es ihm selbst unlogisch, dass er Miun-Gei als Dunklen Bruder verdächtigt hatte, aber es hätte theoretisch sein können...

Zum Glück hatte Sirius ausnahmsweise mal etwas richtig gemacht und hatte ihn gestoppt, bevor er großen Schaden hätte anrichten können. Überhaupt Sirius... Er hatte sich verändert in den zwei Jahren, die er in Morrowind verbracht hatte. Viel von seinem überheblichen Gryffindorgebaren war einer ruhigen Würde gewichen, man konnte direkt mit ihm reden, wenn er nicht gerade mit T´Lina herumturtelte oder aber schlecht gelaunt war. Und auch die kleine Episode von eben... Der alte Sirius hätte ihm ohne zu Zögern einen Fluch an den Hals gehext und ihn anschließend ausgiebigst beschimpft. Vielleicht hätte er das auch schon vorher getan.

Alles in allem war ihm der neue´ Sirius direkt sympathisch... Eine Erkenntnis, die ihm in Hogwarts höchstens ein müdes Lächeln und einen sarkastischen Kommentar entlockt hätte... Doch hier? Hier schien es ihm eher als eine logische Konsequenz... Er hatte sich ebenfalls verändert, schon lange hatte er nicht mehr das Bedürfnis verspürt, seine Mitmenschen
(bzw. -argonier und -kajiit) mit verletzenden Bemerkungen von sich zu stoßen. Wenn... wenn die Ereignisse in Balmora nicht gewesen wären, hätte er sich in Morrowind direkt glücklich fühlen können, doch so brannte der Wunsch nach Rache nur noch heißer in ihm. Und wenn die Vernichtung Vivecs und des Dunklen Lordes (er konnte ihn noch immer nicht beim Namen nennen) erforderte, dass er einem alten Argonier vertraute, der viel zu viel über ihn zu wissen schien und ihn an Albus erinnerte, so sei es.

Sein Blick blieb auf der kleinen Flasche hängen, vorsichtig nahm er sie in die Hand, entstöpselte sie und roch neugierig an den aufsteigenden Dämpfen. Der vage Geruch nach etwas Kokosähnlichem schlug ihm entgegen, allein der Duft des Trankes machte ihn schläfrig. Nun, das Elixier konnte auf keinen Fall schaden, noch miserabler konnte er sich bald nicht mehr fühlen...

Mit einem kräftigen Schluck leerte er die kleine Flasche, sofort schien seine gesamte Umgebung in weiße Watte gehüllt zu sein. Seine Gliedmaßen wurden immer schwerer, nur mit äußerster Willenskraft konnte er seine Augen offen halten. Die Kissen sahen wirklich ausgesprochen bequem aus...

Er war eingeschlafen, noch bevor er richtig niedergesunken war.

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Etwas Haariges kitzelte ihn an der Nase, riss ihn recht hartnäckig aus seinem friedlichen Schlaf. Murrend drehte Severus sich um, doch das Haarige folgte ihm unbarmherzig. Mit einem unwilligen Knurren fegte er das Haarige mit der Hand beiseite, in der Hoffnung, endlich seine Ruhe zu haben. Nun, er hatte sich zu früh gefreut, das Pelzige sandte ihm nämlich ein Gedankenbild voll überschäumender Munterkeit und identifizierte sich somit eindeutig als T´Linas kleiner Nager...

"Verdammt, T´Jen, lass mich in Ruhe.", murmelte Severus schlaftrunken, er weigerte sich auch nur daran zu denken, die Augen zu öffnen. Dafür war die Dunkelheit viel zu angenehm...

"Hey, Severus, du Schlafmütze, wach endlich auf. Es gibt Frühstück."

Sirius. Viel zu laut und munter. Hatte er gestern Abend (heute früh?) etwa wirklich geglaubt, ihn jemals zu mögen? Verdammte Frühaufsteher...

Ein weiteres haariges Kitzeln sagte ihm, dass er allzu bald wohl nicht in Ruhe gelassen wurde und er genauso gut aufstehen könnte. Noch immer schlaftrunken erhob er sich und wankte in das kleine angrenzende Bad (1).

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Nach einer halben Stunde fühlte er sich wieder annähernd wie ein Mensch und betrat das Eingangszimmer, welches gleichzeitig als Verkaufsraum zu dienen schien. Ein umfangreiches Frühstück war auf dem Verkaufstresen aufgebaut worden, die anderen waren bereits am Essen. Severus setzte sich auf den einzigen freien Stuhl, welcher sich ausgerechnet direkt neben Ajira befand, und griff nach etwas, was wie Brot aussah und nach dem ersten Bissen auch so schmeckte.

"Darf ich dir ein wenig dieses wunderbaren Mazte anbieten?", fragte Sirius unverhohlen grinsend und schenkte ihm ein, ohne auf eine Antwort zu warten. "Kein Angst, man kann es trinken."

Severus funkelte ihn an, beschloss jedoch, nichts zu erwidern. So früh am Morgen fühlte er sich einfach nicht in der Lage dazu... Vorsichtig nippte er an seinem Getränk, sofort fühlte er sich belebt und fast munter. Ein wenig mehr des Mazte und die Morgenmüdigkeit war verschwunden. Ganz offensichtlich hatte er das morrowind´sche Äquivalent für sehr starken Kaffee entdeckt. Ganz spontan kürte er es zu seinem Favoriten, besser als Sujamma war es allemal.

"Du jetzt munter und friedlich?", fragte Miun-Gei mit der ihm eigenen Zischelstimme. Severus nickte leicht und beschloss, Sirius´ breites Grinsen zu ignorieren. Er war nun mal kein Morgenmensch...

"Dann ich euch erzählen von Weg, wie ihr können töten Dunklen Gott. Alte Legende meines Volkes berichten von Götter, die verlassen ihren Platz und sterben. Das nicht sein erstaunlich, wir haben viele Legenden. Aber sein erstaunlich, dass Kajiit und Orc und Dunmer und Altmer und Bosmer haben gleiche Legende. Genau wie Redguard und Nord. Das sein sieben von elf Rassen Morrowinds. Fehlenden vier ich können nicht fragen, sie nicht reden mit mir. Platz von Göttern sein an unserem Sternenhimmel, nicht in fremden Welten spazieren gehen. So Götter sein sterblich, wenn sie verlassen Morrowind und angestammten Platz.", schloss Miun-Gei unüberhörbar zufrieden mit sich.

Flüchtig sah Severus sich um, Sirius und T´Lina schienen genauso verblüfft zu sein wie er. Konnte es wirklich so einfach sein?

"Wir müssen also Vivec nur auf die Erde locken, irgendwie ebenfalls dorthin gelangen und dann können wir ihn einfach so besiegen?", fragte er ungläubig.

Miun-Gei nickte, freudig lächelnd bot er Ajira etwas Brot an. Es war offensichtlich, dass er sich über einen Sieg gegen Vivec auch sehr freuen würde, aus welchen Gründen auch immer. T´Jen sprang zu Ajira und brach sich kleine Stücke aus ihrem Kanten Brot.

"Ja, dann... das ist ja direkt ein Kinderspiel.", murmelte Severus. Etwas lauter fragte er: "Und wie bitte schön sollen wir zur Erde kommen? Uns bei Vivec an den Rockzipfel hängern?"

"Ich nicht wissen, wie ihr kommen können zu... ihr nennen es R.D.? (2)", Miun-Gei sah Sirius fragend an. "Erde.", erklärte dieser.

"Ihr da jemand anderen fragen müssen, darüber Legenden sagen nichts zu mich. Ihr aber euch beeilen müssen, da Dunkler Gott tun viele böse Sachen in Balmora, ich haben hören."

Schwer lastete die plötzliche Stille in dem kleinen Raum, wie ein kalter Wasserguss waren die Morde in Balmora wieder in ihr bewusstes Denken getreten.

"Das werden wir, Miun-Gei. Das schwöre ich.", versprach Ajira dem alten Argonier. Entschlossenheit funkelte in ihren Augen, verlieh ihnen neues Leben, die schlummernde Apathie in ihr war endlich geschwunden. Sie ist schön.´, dachte Severus und verbot sich solche Gedanken sofort. Wenn er sie schon nicht in Sicherheit zurücklassen konnte, so wollte er sie nicht mehr in Gefahr bringen als nötig. Was hieß, dass er endlich diese lästigen Grünfärbungen seiner Haut unter Kontrolle bringen sollte.

"Ihr fragen können alten Buchhändler Jobasha, er vielleicht wissen andere Legenden. Ihr ihn finden zwei Gänge weiter, ihr müssen gerade aus und dann links.", riet der alte Argonier und ließ erneut mit einer Handbewegung die Überreste des Frühstücks fortschweben.

"Wir danken dir vielmals, Miun-Gei. Du hast uns sehr geholfen, ich werde dich besuchen, wenn wir Vivec besiegt haben und dann werde ich dir alles erzählen, damit du einige neue Legenden schaffen kannst.", verabschiedete Ajira sich von dem Argonier, auch Sirius und T´Lina dankten ihm. Severus wollte sich ebenfalls zu einem Dank durchringen, als er von Miun-Gei unterbrochen wurde, noch bevor er richtig begonnen hatte.

"Du vielleicht lernen haben vieles jetzt. Ich hoffen, dass du finden richtigen Weg für dich und du können lernen mögen grüne Haut. Ich wünschen, dass du Ajira beschützen und helfen, wann du können. Du verstanden?", fragte er streng. Severus nickte wie betäubt, zum Glück waren seine drei Begleiter bereits auf den Gang hinausgetreten und hatten hoffentlich nichts gehört. Woher wusste dieser alte Mann nur davon?

"Ich alt, aber nicht nicht sehend. Mögen unsere Weg sich kreuzen erneut.", lächelnd verabschiedete Miun-Gei den Tränkemeister mit einer kompliziert wirkenden Geste, bevor er die Tür hinter ihm schloss.

(Du kannst jetzt herauskommen, meine Liebe, sie sind fort.), forderte Miun-Gei schmunzelnd eine vermeintliche leere Ecke im zischenden, farbenprächtigen Dialekt seines Schwarzsumpfclanes auf.

Die schlanke Gestalt Lady Mephalas materialisierte sich schimmernd. Die Göttin begrüßte Miun-Gei in alter Argoniertradition, bevor sie sich an den Tresen setzte und sich die letzten Frühstücksreste vornahm.

(Du hast sie informiert? Wie haben sie reagiert, besonders der schlechtgelaunte Tränkemeister?), fragte sie in Argonian und zerbröselte ein Stück Brot in ihren Händen.

(Nana, das ist aber nicht nett, Mephala. Du bist viel zu neugierig. ), tadelte Miun-Gei, (Ganz abgesehen davon, so schlechtgelaunt ist er gar nicht mehr, er ist sich nur noch nicht bewusst, dass er Ajira nicht beschützen muss. Wird aber schon noch werden, die beiden ergänzen sich recht gut. Ich habe sie zwar zu Jobasha geschickt, aber wenn Eno pünktlich war -und wir wissen beide, dass er das immer ist-, dürften sie bereits festgestellt haben, dass ihr Weg nicht dorthin führt.)

(Sehr gut. Und nun lass uns von erfreulicheren Dingen reden. Was macht die Verzauberung dieses alten Zwergenkurzschwertes? Hast du es schon mit Gold Kanet versucht?)

Schnell verloren die beiden ungleichen Freunde sich in einer anspruchsvollen Diskussion über Zaubermaximalwerte, Zauberkraftstärke sowie Maximale Ladekapazitäten...

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"Ja, dann sollten wir uns wohl auf die Suche nach Jobasha machen, nicht wahr?", meinte Sirius, um die ratlose Stille zu überbrücken.

"Solltet ihr euch bewegen, wäre ich leider gezwungen, euch mit Lähmpfeilen ruhig zu stellen. Es käme eurer Gesundheit sehr zugute, solltet ihr euch dafür entscheiden, mir zu folgen und die Hände von euren Waffen zu lassen."

Eine hochgewachsene, schlanke Gestalt in schwarzen Roben, welche nichts vom Gesicht erkennen ließen, richtete eine beeindruckende Armbrust auf sie. Hinter dieser Gestalt standen vier weitere schwarze Kutten, jede mit einem gespannten magieschimmernden Bogen.

"Oh verdammt.", fluchte T´Lina.

Severus stimmte ihr im Stillen zu. Sie saßen in der Falle.

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(1) Mit den Bädern verhält es sich im Spiel ähnlich wie in Daily Soaps. Sie glänzen lediglich durch Abwesenheit...

(2) okay, das mit dem R.D. ist übernommen aus Lilo&Stitch. Ich find´s lustig „g"