Disclaimer:

Grund 5 der Gründe warum Harry Potter Joanne K. Rowling gehört und nicht pilarius:

Wenn pilarius versuchen würde, kleinen Kindern Harry Potter vorzulesen, würden sie anfangen zu weinen.

A/N: Ich wünsche euch allen einen wunderbaren 2. Advent.


Schatten der Wahl

Teil 2

32. Der Skorpion

Voldemort hob seinen Stab und Tigris zuckte zusammen, aber der Schwarzmagier verfluchte ihn nicht erneut. Er lachte. „Du warst früher nicht so schreckhaft, Aqrabi."

Tigris drehte sich langsam auf dem Bett um. „Ihr wart früher nicht so großzügig mit dem Cruciatus, mein Lord."

Voldemort sah nachdenklich auf seinen Stab hinunter, dann steckte er ihn ein. „Vielleicht. Du bist zu lange weggeblieben. Ich habe mich gelangweilt, und deine Kollegen sind so unerträglich unfähig." Er ging auf und ab und starrte ihn an. „Ich hätte dich hier behalten sollen." Seine Augen verengten sich und er betrachtete Tigris nachdenklich, dann wandte er sich ruckartig ab, füllte ein Glas mit Bourbon und trank es in einem Zug aus.

Es verblüffte Tigris. Er konnte sich nicht erinnern, dass er ihn jemals zuvor in seinen eigenen Räumen Alkohol hatte trinken sehen. Voldemort trank gelegentlich in Gesellschaft, ja, aber er hatte Alkohol jeder Art immer verabscheut.

Der Schwarzmagier fuhr herum und drückte ihn auf das Bett. „Was ist es, das dich so anders macht?", zischte er in Parsel. „Warum fühle ich mich so, wenn du hier bist?" Er fuhr mit seinen Fingernägeln über seine Arme, blutige Kratzer hinterlassend. „Du bist nichts Besonderes!"

Die Zeit wurde langsam knapp, dachte Tigris. Es war gut, dass er seine Entscheidung getroffen hatte. „Ich bin was Ihr wünscht, das ich bin, mein Lord", sagte er, den Schmerz ignorierend.

„Ja." Voldemort starrte auf ihn herunter. Dann grinste er. „Ich genieße es noch immer, dich schreien zu hören."

.

Tigris schwamm an die Oberfläche, als er spürte, dass jemand durch die Feuerstelle gekommen war. Er verwandelte sich als das Wasser flacher wurde, und betrat den Strand. Es gefiel ihm nicht, das Meer verlassen zu müssen, aber es war Zeit.

Severus und sein Vater warteten auf der Terrasse des Hauses auf ihn.

„Ich bedaure es ein wenig, dass ich nie zuvor hier war", sagte Tigris. „Es ist ein wunderbarer Ort."

„Das ist es", sagte Lucius mit einem nostalgischen Lächeln. „Deine Mutter und ich haben unsere Hochzeitsreise hier verbracht."

„Ich weiß." Tigris lächelte, als er sich an die Fotos erinnerte, die er gesehen hatte. Die beiden hatten so jung und unbekümmert ausgesehen. Sein Vater war älter geworden, dachte er als er ihn ansah. Zauberer alterten langsamer als Muggel, aber er sah müde aus. Hagerer. Grauer.

„Hat er dich gerufen?"

Lucius legte eine Hand auf seinen Unterarm. „Ständig."

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Der Junge hatte sich verändert, dachte Severus. Er war älter geworden, distanzierter auf eine zugleich positive und besorgniserregende Weise. Früher war er arrogant gewesen, so offensichtlich überzeugt dass er besser war als alle um ihn herum und unfähig zu verlieren. Seine Gefangennahme und die sieben Jahre in denen er um die Welt gereist war hatten das geändert. Nicht die Arroganz… aber die offensichtliche Überheblichkeit. Severus hatte das Gefühl Tigris kannte nun seine Grenzen – sie waren ihm auf einprägsame Weise aufgezeigt worden, und er würde immer an sie erinnert werden wenn er in den Spiegel sah. Dennoch, Tigris' Grenzen hoben sich ab von denen der meisten anderen Zauberer und Hexen, und das wusste er offensichtlich ebenfalls sehr gut. Tigris hatte immer zu viel rohe Macht besessen, und einen Verstand sich enormes Wissen anzueignen, aber nicht die Weisheit all das zu nutzen. Hatte er inzwischen diese Weisheit gewonnen, mit all dieser Zeit sie zu lernen? Es war lange her seit Severus das letzte Mal sein Seelentier hatte sehen können. Er wusste nicht genau was es bedeutete, außer dass Tigris Malfoy nicht mehr in der Lage war einen Patronus zu formen. Es gab ein paar derartige Zauberer und Hexen – Bellatrix war eine davon gewesen, und der Dunkle Lord war ein weiterer. Er mochte nicht zu sehr darüber nachdenken, was die Gemeinsamkeiten waren.

Tigris sah sich um und Severus fühlte wie die verbliebenen Schutzzauber um das Gelände zum Leben erwachten. Er war auch vorsichtiger geworden, bedächtiger. Wie oft in der Vergangenheit hatten er und Lucius ihm den Rücken freigehalten weil er sich ohne Nachzudenken in Gefahr brachte, absolut überzeugt dass er unantastbar war? Severus war sich ziemlich sicher Tigris hatte nie gemerkt wie viel von seinem Erfolg von Glück abhing und wie viel nicht davon abhing. Severus hatte es immer gehasst, aber er hatte geschworen ihn zu beschützen. Er hatte geschworen, seiner Seite zu dienen. Zwei Eide, die ihm mehr als einmal schlaflose Nächte bereitet hatten. Wie dem auch sei, er hatte bereits bei Draco versagt, er konnte nicht auch noch das letzte seiner Patenkinder verlieren… ganz egal wie unwürdig dieser Loyalität es manchmal erschien.

„Es wird Zeit, dies zu beenden", sagte Tigris, und Severus schauderte trotz der Wärme.

„Was zu beenden?", fragte Lucius. Der Karakal neben ihm kauerte sich zum Sprung zusammen und legte seine Ohren zurück. Die Katze verriet meistens was Lucius wirklich dachte, selbst wenn der Mann seine Mimik perfekt beherrschte. Lucius war nie sehr gut darin gewesen, all seine Gedanken zu kontrollieren. Seine Gefühle brodelten ständig unter der Oberfläche, was sie oft genug für jeden offensichtlich werden ließ. Narcissa hingegen… ihr Seelentier war meistens beunruhigend still, wenn er sich überhaupt sehen ließ. Severus dachte an ihre letzte Begegnung zurück. Vielleicht war das ganz gut so. Es war nicht leicht die Ruhe zu bewahren wenn man von einem 90 kg schweren Berglöwen aus nächster Nähe angefaucht wurde, selbst wenn man wusste dass ihn niemand sonst sehen konnte.

Tigris schwenkte seinen Stab in Lucius' Richtung, aber es war nicht ersichtlich, welchen Zauber er gewirkt hatte.

„Zeit, eine Prophezeiung zu erfüllen."

Tigris hatte über vieles mit Severus geredet: seine Zweifel, und die Entscheidungen die er plante zu fällen. Er hatte niemals gesagt, was genau er tun wollte, und Severus hatte Lucius zu ihm gebracht ohne zu wissen wohin das führen sollte. Er runzelte die Stirn. „Die Prophezeiung trifft nicht länger zu. Du bist nicht wirklich Harry Potter."

Lucius zuckte zusammen und sah ihn schockiert an. „Severus weiß Bescheid?"

Severus konnte nicht verhindern, dass seine Lippen sich verächtlich kräuselten. All die Jahre, und sein Cousin hatte niemals aufgehört ihn zu unterschätzen. Noch immer war er so überrascht wenn Severus Dinge wusste, die er für sein Geheimnis hielt. Es hatte sich oft als nützlich erwiesen, aber es war auch… enttäuschend.

Tigris nickte. „Dein schlauer Freund hat es vor einigen Jahren herausgefunden, aber glücklicher Weise erfuhr ich davon, bevor er Schaden anrichten konnte."

Er biss die Zähne zusammen als er an diesen Moment zurückdachte. Die Selbstzufriedenheit des Jungen zehrte noch immer an seinen Nerven.

Tigris hatte offensichtlich gemerkt was er dachte, denn er grinste und setzte sich in einen der Stühle. „Ich habe lange darüber nachgedacht, und mir ist klar geworden, dass wir uns alle geirrt haben. Die Prophezeiung handelte niemals von Harry Potter oder Neville Longbottom. Wie hätte ich sie in der Mysteriumsabteilung von ihrem Regal nehmen können, wenn das so gewesen wäre? Die Prophezeiung war immer über mich. Geboren denen, die sich ihm dreimal widersetzt haben. Weder die Potters noch die Longbottoms haben sich dem Dunklen Lord nur dreimal widersetzt. Sie haben sich ihm unzählige Male widersetzt, sie waren im Phönixorden! Du und Mutter dagegen, ihr habt euch ihm beide genau dreimal widersetzt, bevor ich geboren wurde."

Als allererstes verspürte Severus Ärger. Natürlich schaffte es Tigris wieder einmal alles so hinzudrehen, dass er der Mittelpunkt aller Ereignisse war! Dann erstarrte er als ihm klar wurde, dass der Junge Recht hatte. Wie hatte er es nicht früher sehen können? Wie hatte Lucius es übersehen können? Zugegeben, Lucius wusste nichts von Narcissas Geheimnis…

Lucius erbleichte. „Wie meinst du das?"

Tigris deutete auf ihn. „Du hast Snapes Vater umgebracht, das war das erste Mal. Mutter ist ein zweites Mal schwanger geworden und weigerte sich, die Schwangerschaft abzubrechen, eure gemeinsame Entscheidung. Das war das zweite Mal. Schließlich habt ihr beide geheim gehalten, dass Mutter Zwillinge bekam, und entschieden, mich vor ihm zu verbergen. Das dritte Mal. Ich weiß, was ihr euch nun fragt… was war Mutters erstes Mal? Das hat mir auch eine Weile Kopfzerbrechen bereitet, aber dann habe ich mich daran erinnert, dass sie es mir gesagt hat. Sie hat es mir gesagt, aber ich dachte, sie wäre nicht bei klarem Verstand. Sie hat mir gesagt, sie hätte ein großes Geheimnis, ein Geheimnis das niemand je erfahren würde. Sie sagte mir das gleich nachdem sie mir erzählt hatte wie sehr sie ihre Schwester Andromeda liebt."

Severus sah den Augenblick in dem Lucius begriff wovon sein Sohn redete. Seine Augen weiteten sich und er rang nach Luft. Er bemitleidete ihn beinahe. Es war nicht so, dass Lucius Narcissa unterschätzte… er wusste sehr gut wozu seine Frau fähig war und dass das Bild das sie der Welt bot nur eine ausgefeilte Illusion war. Er nutzte es oft genug zu seinem Vorteil. Es war nur so, dass Lucius nicht erwartete dass sie Geheimnisse vor ihm haben würde, oder dass sie ihre Fähigkeiten jemals gegen ihn einsetzen würde. Er hatte sie immer für selbstverständlich hingenommen, und Narcissa hatte ihm nie Anlass gegeben etwas anderes zu denken. Es war eine der Schwächen seines Cousins dass er seinen scharfen Verstand nicht auf die anwandte die ihm am nächsten standen.

Tigris lächelte. „Ich sehe, du hast es erraten. Andromedas Haus ist seit Jahren unter dem Fideliuszauber, weil sie wusste, dass Bellatrix versuchen würde, ihren Mann und ihre Tochter umzubringen, und der Dunkle Lord hat ihr mehr als die Erlaubnis dazu gegeben, er hat es ihr befohlen. Trotzdem hat Mutter ein Foto von Andromeda, ihrem Mann und der kleinen Nymphadora, wie sie vor ihrem Haus stehen. Wer hat dieses Foto gemacht? Tonks ist ein Schlammblut, sie haben keine Hauselfen. Mutter hat dieses Foto selber gemacht. Sie konnte das, weil sie die Geheimnisbewahrerin ihrer Schwester ist. Das erste Mal, dass sie sich dem Dunklen Lord widersetzt hat." Tigris hob die Hände. „Ich bin das Kind der Prophezeiung. Tigris Malfoy, dessen Eltern sich dem Dunklen Lord dreimal widersetzt haben. Tigris Malfoy, der von dem Dunklen Lord als sein Gleichgestellter gezeichnet wurde. Tigris Malfoy, der eine Macht besitzt, die der Dunkle Lord nicht kennt. Geboren, den Dunklen Lord zu vernichten." Er lachte.

Lucius schwankte und setzte sich in den Sessel ihm gegenüber. Er sah aus als wäre ihm übel.

Severus konnte das gut nachvollziehen. Ihm wurde plötzlich klar, dass Lily Potter völlig umsonst gestorben war. Alles was er getan hatte… „Die Potters hätten nicht sterben müssen", sagte er heiser. „Sie waren nie…"

„Sie mussten sterben. Wenn der Dunkle Lord damals nicht zu ihnen gekommen wäre, und Lily Potter nicht für mich gestorben wäre, hätte er mich nicht als seinen Gleichgestellten gekennzeichnet. All diese Dinge sind so passiert, wie die Prophezeiung sie vorhergesehen hat, eine einzigartige Verkettung von Umständen die sichergestellt haben, dass es nur ich sein kann." Es war eine grausame Gleichgültigkeit mit der Tigris über diejenigen sprach, die ihr Leben für ihn gegeben hatten. War es das, was er wirklich dachte? Es war alles Schicksal? Die verlorenen Leben spielten keine Rolle, sie waren nur Spielsteine in dem Spiel der Nornen, das dazu geschaffen war, Tigris Malfoy zu seiner Bestimmung zu verhelfen? Wie vertraut diese Worte waren. Severus kannte bereits einen Mann der derartige Dinge sagte um seine Gefolgsleute glauben zu machen dass er ein gottgleicher, vom Schicksal verheißener Anführer sei, der einzige, der die Zaubererwelt zu neuer Größe führen konnte. Er wusste auch, dass dieser Mann es niemals selbst geglaubt hatte… zumindest nicht am Anfang.

Lucius verkrampfte seine Hände um die Stuhllehnen. „Du willst ihn umbringen. Du törichtes Kind! Der Dunkle Lord ist unsterblich!"

Tigris lächelte gönnerhaft. „Danke, Vater", sagte er, und Lucius war einen Augenblick lang sprachlos. „Du musst dir keine Sorgen machen. Ich weiß, wie ich ihn umbringen kann."

Seine Überraschung darüber dass Tigris offensichtlich endlich erkannt hatte was Lucius wirklich antrieb - Furcht, vor allem, und eine Sorge um die für die er die Verantwortung trug die leider nur zu oft in Gewalt endete – wurde von Zorn verdrängt als Severus klar wurde wie beiläufig dieser letzte Satz gesprochen wurde. „Was?", rief er gegen besseres Wissen. Er trat zwei Schritte auf Tigris zu. „Wie?" Wie lange hatte er es schon gewusst und für sich behalten?

Tigris sah zum Meer und atmete tief durch. „Die Ironie ist, ich habe es seit Jahren gewusst. Ich habe mich nur der Wahrheit nicht stellen wollen. Draco hatte Recht, ich war gierig. Gierig nach Wissen und Macht. Wenn ich mich der Wahrheit gestellt hätte, dass ich ihn jederzeit hätte umbringen können, hätte ich mich auch der Wahrheit stellen müssen, dass ich es nicht wollte. Es war meine Entscheidung, nichts zu tun, die alles was er getan hat ermöglicht hat. Mehr als das, meine Anwesenheit hier hat ihn stärker macht, hat ihn davor bewahrt seinem Wahnsinn zu verfallen. Es ist alles meine Schuld. Habe ich euch erzählt dass eine Seherin in Deutschland versucht hat, mich dafür umzubringen?" Er lachte humorlos.

Lucius starrte seinen Sohn an und Severus ertappte sich dabei wie er es ihm gleich tat. Er hatte nicht so viel Einsicht von dem Jungen erwartet. Es weckte eine trügerische Hoffnung.

„Nein, das hast du mir nie erzählt", sagte Lucius heiser.

„Wie?", wiederholte Severus kalt und fordernd. Er setzte sich neben Lucius ohne seinen Blick von Tigris zu wenden.

Tigris lächelte trocken. „Kurz nachdem der Dunkle Lord mich als seinen Schüler akzeptiert hatte, verlangte er von mir ihm sexuell zu Diensten zu sein."

Niemand hatte Tigris gesagt, dass das passieren würde, und warum auch? Keiner von ihnen hatte geahnt dass der Junge töricht genug sein würde den Dunklen Lord darum zu bitten ihn als Schüler anzunehmen. Es war ein Todesurteil. Gewöhnlich überlebte keiner dieser sogenannten Schüler mehr als ein paar Jahre. Entweder fielen sie obskuren Aufträgen zum Opfer oder letztendlich Bellatrix. Aber hier war Tigris und Bellatrix war lange tot.

„Er gewinnt einen Teil seiner Macht aus sexuellen Ritualen", fuhr Tigris fort. „Das habe ich damals natürlich nicht verstanden. Er hat mich… ziemlich schwer verletzt. Draco hat mir geholfen. Ich war angewidert. Entsetzt. Verzweifelt. Ich wusste, ich würde es nie wieder tun können. Er hatte mir gesagt es wäre eine Ehre. Ich wusste, er würde mich umbringen, wenn er herausfand, was ich fühlte." Tigris atmete tief durch. „Ich suchte nach einer Lösung und ich fand eine. Einen Zaubertrank. Er wurde als das Ritual der Batmeraris beschrieben. Ich habe nicht einmal wirklich nachgeforscht, was genau er bewirkt. Er wirkte. Ich begann, es zu genießen."

Tigris schob seinen Ärmel hoch und Lucius holte scharf Luft als er die noch nicht völlig verheilten Wunden sah.

Severus hatte diese Wunden natürlich oft genug gesehen während er nach einem Heilmittel für Tigris Blindheit gesucht hatte. Er war lediglich überrascht von dem Rest von dem was Tigris erzählt hatte. „Aphrodisiaken sind nicht ungefährlich", sagte er.

„Der Trank war kein Aphrodisiakum, und ich habe ihn nur einmal gebraut und getrunken. Seine Wirkung ist gleich geblieben. Es war nicht wirklich ein Trank, müsst ihr verstehen. Es war ein Binderitual."

Ein Binderitual? Severus lehnte sich zurück und runzelte die Stirn. „Was für eine Art von Binderitual? Wie ist es möglich, dass der Dunkle Lord nicht gemerkt hat, dass du es auf ihn angewendet hast?"

Tigris lachte bitter. „Weil es Ziel des Rituals ist dass er es nicht bemerkt. Es ist ein Ritual, um einen Feind durch sexuellen Kontakt an sich zu binden um seine größte Schwäche herauszufinden, die Schwäche, die es einem erlaubt, ihn zu töten. Helga Hufflepuff hat ihn benutzt um Salazar Slytherin umzubringen, nachdem er dem Wahnsinn verfiel. Slytherin war ebenfalls unsterblich. Er hat langlebige Schlangen geschaffen und einen Teil seiner Lebenskraft an sie gebunden so dass er niemals sterben würde, solange sie existierten." Tigris warf einen kurzen Blick auf Sarin, die sich in der Sonne zusammengerollt hatte. „Das Ritual erlaubte es ihr, seine Seele zu vernichten, und nur seine Erinnerungen verblieben. Es wurde von einer hasmonäischen Hexe namens Yehudit bat Meraris geschaffen, die es benutzte um einen Schwarzmagier zu töten, der ihr Volk bedrohte. Sie ging zu ihm und bot sich ihm als Tribut an. Er akzeptierte, und sie brachte ihn noch in derselben Nacht um. Wie ich es hätte tun können."

„Heißt das, du bist der einzige, der ihn töten kann?", fragte Severus. Was für ein trefflicher Zufall! Es war offensichtlich worauf das hinaus lief.

Tigris zuckte mit den Schultern. „Ja. Er hat etliches getan um unsterblich zu werden. Trotzdem, ich kann ihn umbringen. Kind der Prophezeiung." Er tippte an seine Schläfe. „Als sein Gleichgestellter gekennzeichnet."

„Deine Mutter und ich haben diese Verbindung unterbrochen", sagte Lucius. Er klang heiser.

„Ja, und ich habe sie wiederhergestellt. Eine der unzähligen Torheiten meiner Jugend. Zusammen damit sieben Jahre nach etwas zu suchen, was ich bereits wusste. Aber ich habe eine Menge anderer interessanter Sachen herausgefunden, und bin hoffentlich ein wenig weiser geworden, also war es keine komplette Zeitverschwendung."

„Willst du damit sagen, du wusstest nicht, was du wusstest?", fragte Severus sarkastisch. Er konnte das sogar glauben. Der Junge war immer sehr gut darin gewesen das Offensichtliche nicht zu sehen wenn er es nicht sehen wollte.

„Ja. Ich weiß es klingt albern wenn man es so ausdrückt, aber es ist wahr. Ich konnte in seine Gedanken sehen. Seine Erinnerungen. All sein Wissen. Es war faszinierend. Ich habe niemals darüber nachgedacht, warum der Trank das bewirkte. Ich habe das wichtigste, was ich gesehen habe ignoriert. Seine Lebensenergie."

Es klang vertraut, wie etwas das er vor langer Zeit einmal gelesen hatte. Gegen seinen Willen war Severus fasziniert. Magische Rätsel hatten ihn immer fasziniert. Einer der Gründe warum er der Zauberer geworden war, der er heute war. Severus hatte keine Illusionen über sich selbst. Er war nie ein selbstloser Mann gewesen, oder ein besonders edler. Er hatte sich nie Wissen angeeignet um die Macht zu nutzen die es mit sich brachte, zum Guten oder Schlechten. Das einzige, was er immer gewollt hatte, war diese Macht für sich zu behalten. Er beugte sich vor. „Hat er sie an etwas gebunden, wie Slytherin es getan hat? An was? Wenn wir es zerstören kann jeder ihn umbringen."

Tigris lachte zynisch. „Denkst du darüber nach, es selbst zu versuchen, Severus? Es wird nicht funktionieren. Weißt du warum? Er hat sich an etwas gebunden ja. Du fragst an was? An uns. An alle seine seine Todesser. Das Dunkle Mal ist eine Verbindung die Lebensenergie von jedem von uns an ihn überträgt. Es ist auch ein Anker. Solange auch nur ein Todesser lebt, wird der Dunkle Lord ebenfalls überleben. Das ist der Grund warum es uns allen höllisch weh tut wenn er lebensgefährlich verletzt ist. Weil er dann mehr Energie von uns zieht. Ihr müsst alle umgefallen sein als 1981 der Todesfluch auf ihn zurückfiel."

Sie schwiegen einen Moment. „Wir dachten, es wäre eine Art Resonanz", sagte Lucius dann. „Die Schmerzen waren… die meisten von uns waren einige Tage unfähig, das Bett zu verlassen."

„Es war sein Weg, zu überleben."

Severus erinnerte sich gut an die Schmerzen. Er war in Hogwarts gewesen. Es war unmöglich zu verbergen gewesen. Ohne Dumbledores Unterstützung wäre er in Askaban gelandet wie die meisten Todesser die sich im Ministerium oder an anderen öffentlichen Orten befunden hatten. Er starrte auf den Boden. „Wie willst du ihn dann umbringen?", fragte er ohne aufzusehen. „Willst du uns alle töten?"

„Nein. Das brauche ich nicht, weil ich sein Gleichgestellter bin. Er ist das Zentrum dieses Nexus. Aber unsere Verbindung und das Ritual erlauben es mir, das zu ändern. Sobald es geschehen ist, ist er sterblich."

Severus sah auf. Seine rechte Hand umklammerte unwillkürlich seinen linken Unterarm. Es ergab erschreckend viel Sinn. „Du willst all diese Verbindungen auf dich übertragen. Das würde bedeuten, dass du alle Dunklen Male kontrollierst. Es würde dich unsterblich machen. Es würde dich zum nächsten Dunklen Lord machen."

„Ja."

„Nein!" Er sprang auf. „Das würde nichts verändern!"

Lucius hatte sich in seinem Stuhl zurückgelehnt und betrachtete Tigris mit einem regungslosen Gesichtsausdruck. Er sah müder aus als zu Beginn. „Warum erzählst du uns das alles?", fragte er resigniert. „Warum hast du es nicht bereits getan, wenn es so einfach ist? Warum hast du uns hierher gebracht? Was willst du von uns, Tigris?"

„Ist es euch jemals in den Sinn gekommen, dass ich diese Macht und Verantwortung vielleicht nicht will?", fragte Tigris müde.

„Nein", sagte Severus zornig. Er wusste nur zu gut dass Tigris diese Macht immer begehrt hatte. Draco hatte das ebenfalls gesehen. Es war der wahre Grund, warum er so lange gezögert hatte. All die Erinnerungen des Dunklen Lords, all sein Wissen… ja, es musste verführerisch gewesen sein, und wer wusste was es mit ihm angestellt hatte.

„Warum denkt ihr habe ich so lange gezögert? Ich bin nicht Tom Riddle. Ich wollte nie unsterblich sein. Ich wollte Macht, aber es gibt einen Unterschied zwischen Macht und der Verantwortung eines Anführers. Ich weiß ich bin kein guter Anführer. Ich weiß mit unserer Welt stimmt einiges nicht und ich möchte sie verbessern. Die Pläne des Dunklen Lords führen nur zur Zerstörung, ich weiß das. Er muss aufgehalten werden, aber ich glaube nicht, dass ich ihn ersetzen kann."

„Du bist der einzige, der es kann", sagte Lucius. Er stand auf, kam zu ihm und kniete vor seinem Sohn nieder.

Der Narr glaubte ihm tatsächlich! Severus gab einen angewiderten Laut von sich und wandte sich ab. Lucius ignorierte ihn.

„Als unser Haus dich zum Oberhaupt unserer Familie machen wollte und du abgelehnt hast, habe ich deine Entscheidung akzeptiert weil ich diese Macht behalten wollte. Du wolltest frei sein. Jetzt ist es anders. Niemand kann dir diese Verantwortung abnehmen. Du kannst sie teilen, dir Berater suchen, aber letztendlich liegt sie allein bei dir. Wenn du ihn töten kannst musst du es tun. Ich werde alles tun was in meiner Macht steht um dir zu helfen, aber das ist alles, was ich tun kann."

Tigris beugte sich vor und griff die Hände seines Vaters. „Du willst, dass ich dein Lord werde?", fragte er mit einem unsicheren Tonfall. Zu seiner Überraschung war sich Severus nicht sicher ob er etwas vorspielte. „Du weißt…"

„Ich weiß dass du ein besserer Lord sein wirst als er." Lucius stand auf und sah auf Tigris hinunter. „Wird es einfacher sein, wenn er all seine Todesser zusammenruft?"

Tigris nickte.

„Dann solltest du mich zu ihm bringen."

Natürlich schlug er das selbst vor! Severus unterdrückte einen Fluch. Was für ein brillanter Schachzug. Der Welpe war erwachsen geworden.

„Was? Nein! Er wird dich umbringen!"

Er klang so ehrlich, als würde es ihn wirklich kümmern. Man könnte fast vergessen dass er seinen Vater schon einmal hatte foltern lassen, und dass er ohne zu zögern seinen Bruder umgebracht hatte. Lucius gab die zu erwartende Antwort. Was dachte er sich nur?

„Er wird tun, was er immer tut, wenn er so von einem von uns verraten wird wie ich es getan habe. Er wird mich foltern um ein Exempel zu statuieren. Er wird alle Todesser zusammenrufen, damit sie zusehen und sich beteiligen. Wenn du es tust wird er dir erneut vertrauen, und das wird es ebenfalls leichter machen."

„Ihr seid beide verrückt!", zischte Severus. „Dies ist keine Lösung!" Er wandte sich an Lucius, auch wenn er wusste dass es nicht viel bringen würde. „Du hast erlebt wie er seine Macht missbraucht wenn er sie hat. Du willst ihm die Macht über uns alle geben? Für immer?"

„Ja." Lucius schwieg einen Moment und sah auf das Meer hinaus, dann sah er ihn an. „Ich will, dass unsere Welt sich ändert. Darum habe ich mich dem Dunklen Lord angeschlossen. Aber er ist nicht der Anführer, den wir gebraucht haben. Ich denke, Tigris wird in seine Rolle hineinwachsen. Eine Position wie diese… sie verändert Menschen."

„Zum Schlechteren." Wenn Lucius glaubte, sein Sohn würde seinen Traum von einem reinblütigen Herrscher erfüllen nachdem Tom Riddle ihn so nachhaltig enttäuscht hatte war er noch immer der gleiche Narr der er früher gewesen war. Hielt er sich für einen Königsmacher? Dieser König würde sich nicht von ihm kontrollieren lassen.

„Manchmal. Aber manchmal auch zum Besseren." Lucius griff seine Schultern und Severus zuckte beinah zurück. „Severus, niemand kennt ihn besser als wir. Dies ist seine Bestimmung."

Snape sah zur Seite. Lucius war ein Narr. Mehr als das, er spürte wie all seine alten Fehler ihn erneut einholten, und ihn ein weiteres Mal in die Abgründe zogen in die sein Cousin sich entschlossen hatte zu stürzen. „Ich denke, dies ist ein schrecklicher Fehler."

„Aber du wirst uns helfen."

Snape schob Lucius' Hände zur Seite und ballte die Fäuste. „Warum sollte ich?"

Tigris stand auf. „Weil du weißt, dass der Dunkle Lord vernichtet werden muss. Er ist nicht nur ein Schwarzmagier dessen Gier nach Macht die Zaubererwelt in Gefahr bringt, er ist vollkommen wahnsinnig. Er folgt nicht einmal mehr seinen eigenen Zielen. Was immer er uns einmal versprochen hat, was immer er vielleicht einmal wirklich geglaubt hat, es spielt keine Rolle mehr. Du hast ihn damals schon gehasst. Nun ist er eine Gefahr für alle um ihn herum. Ich bin nicht mehr der Junge der ich einmal war, Severus. Ich werde auf euren Rat hören, das verspreche ich euch. Niemand kennt meine Schwächen besser als ihr, aber ihr wisst auch dass ich nicht bin wie er. Ich will unsere Welt verbessern, nicht zerstören."

„Das wollte er auch einmal." Severus schloss seine Augen und atmete tief durch. „Wirst du uns versprechen, dass du die Male entfernst, wenn du gewinnst? Du kannst diese Macht aufgeben wenn du willst. Versprich uns, dass du dies wirklich beendest!" Er hatte bereits geschworen, ihm zu dienen. Es war sinnlos, aber er musste es zumindest versuchen.

Tigris zögerte. „Ich verspreche, dass ich die Male nicht benutzen werde um irgendjemanden zu zwingen, mir zu dienen", sagte er schließlich. „Ich werde sie nicht missbrauchen wie er es getan hat. Dies ist das Ende des Dunklen Lords. Ich bin nicht wie er. Ich werde nie sein wie er, und ich werde kein Dunkler Lord sein so wie er. Das schwöre ich."

Bei was? Bei nichts. Es war ein nichtsagendes Versprechen, ein Lippenbekenntnis. Aber welche Wahl hatte er? Severus nickte schließlich. „Wenn du dieses Versprechen brichst, werde ich einen Weg finden dich dafür zur Rechenschaft zu ziehen." Eine leere Drohung, und sie beide wussten es. Er würde es versuchen, aber ihm wurde mit Übelkeit erregender Klarheit bewusst dass er noch weniger Freiheit haben würde sich ihm zu widersetzen wie dem jetzigen Dunklen Lord. Er hatte geschworen ihn zu beschützen, er hatte geschworen seiner Sache zu dienen, und er hatte geschworen ihn niemals zu verraten… aber letzteres zumindest nur bis Tom Riddle nicht mehr existierte. Ein schwacher Trost, weil diese Bedingung alles in allem mehr als nutzlos war.

Mehr als das, er bezweifelte, dass es wirklich so einfach sein würde, wie Tigris es darstellte. Das war es niemals.

Dennoch, es mochte eine Chance sein. Die beste und einzige Chance die sie hatten. Vielleicht konnten sie etwas zum Guten wenden. Er musste daran glauben. Ansonsten wäre alles was er in seinem Leben getan hatte umsonst gewesen.

Tigris lächelte müde. „Das ist der Grund, warum dich hier haben will. Das war immer der Grund."

Severus verzog den Mund. „Das hast du immer gesagt. Ich hoffe du weißt, dass ich nie geglaubt habe, dass du es wirklich so meinst. Du hörst nur auf die Wahrheit wenn du sie hören willst. Dennoch, wie es aussieht bist du unsere einzige Wahl. Dies ist ein trauriger Tag für diese Welt. Ich werde dir helfen weil ich will dass es endet."

Weil er keine Wahl hatte, aber diese Worte klangen so viel besser. Tigris vertraute ihm. Es war der einzige Vorteil, der ihm noch blieb. Er musste ihn nutzen, so viel und so lange er konnte.

„Das ist genug." Tigris atmete tief durch. „Es gibt noch etwas, das ihr wissen solltet."

.

Luna Scamander beugte sich herunter und hob den schwarzen Kater hoch, der unter dem Zitronengras gehockt hatte als wollte er nicht gefunden werden. Sie lachte, als er protestierte. „Seien Sie nicht albern!"

Sie trug ihn ins Haus.

Ihr Ehemann, der in einem Sessel saß und an seinem Buch schrieb, zog eine Braue hoch. „Ist dieser Streuner wieder da? Es scheint er mag dich."

„Das tut er", sagte sie fröhlich. „Auch wenn er es nie zugeben würde."

Sie setzte sich und platzierte den Kater auf ihrem Schoß. Er grub aus Rache seine Krallen in ihre Beine und sie schüttelte tadelnd den Kopf. „Müssen Sie immer so viel protestieren? Sie wollen, dass ich Ihnen zuhöre, oder?"

Ich bin nicht Ihr Schoßtier, Miss Lovegood", fauchte der Kater. „Was ich Ihnen zu sagen habe ist wichtig."

„Es ist jetzt Mrs. Scamander. Ich bin schon eine Weile verheiratet. Sie sollten sich das inzwischen gemerkt haben. Vielleicht ist es Ihnen entgangen, weil Sie immer so voller Schlickschlupfe sind."

Rolf lachte leise, aber sah nicht von seinem Buch auf. Er glaubte noch immer nicht, dass der Kater wirklich mit ihr redete, der Gute. Luna lächelte gut gelaunt. Vielleicht würde er es eines Tages verstehen, aber sie nahm es ihm nicht übel. Er war viel zu liebenswert dafür.

Können Sie mir zuhören, oder muss ich einen anderen Weg finden Longbottom meine Nachricht zukommen zu lassen?"

Er klang ungehalten. Anscheinend hatte sie ihn wirklich verärgert. Sie streichelte entschuldigend über seinen Rücken. „Ich höre Ihnen immer zu."

Der Kater beruhigte sich etwas und sie fuhr fort, ihn zu streicheln, während er ihr erklärte, warum er gekommen war. Sie war sich sicher, es würde ihm guttun.

„Oh", sagte sie schließlich. „Es ist eine ganze lange Weile her dass ich mich duelliert habe. Ich hoffe, ich habe nicht vergessen, wie es geht! Das ist so spannend! Ich werde gleich gehen und es Neville erzählen."

Rolf hatte sein Buch in den Schoß gelegt und runzelte die Stirn. „Ich hätte nie gedacht, dass du dich überhaupt einmal duelliert hast, Liebling. Wann?"

„Oh, ich habe es getan um Harry zu helfen", sagte sie geistesabwesend. Sie fragte sich, ob Neville wohl zuhause war, und ob der Kater etwas Milch trinken würde bevor er sich verabschiedete. Es kam ihr schrecklich unhöflich vor ihm nicht wenigstens etwas zu trinken anzubieten, bei all der Mühe die er sich machte. „Was dies umso interessanter macht!" Er würde wahrscheinlich beleidigt sein, wenn sie ihm Milch anbot. Nun, sie hatte zumindest daran gedacht! Sie fragte sich, ob sie die Flüche noch immer beherrschte, die Ginny ihr damals beigebracht hatte. Theorie war nicht das Gleiche wie Praxis! Sie ging in Gedanken die Aussprache und Bewegungen durch und fühlte sich besser als sie sich sofort an mehr als zehn erinnerte. Die Schlickschlupfe allerdings machten ihr wirklich Sorgen. Sie hatte selten so viele auf einmal gesehen. Ihre Mutter hatte es in ihrem Buch erwähnt, es war auf jeden Fall kein gutes Zeichen. War Rolf mit seinem Buch bereits fertig? Es kam ihr nicht vor als hätte er schon sehr lange daran geschrieben. Er wurde immer von irgendetwas abgelenkt. Vielleicht sollte sie ihm helfen. Sie könnte zumindest etwas über die Tiere schreiben, die sie zusammen beobachtet hatten.

„Neville ist wahrscheinlich in einem seiner Gewächshäuser", entschied sie. „Ich werde gehen und nach ihm suchen."

Der Kater sprang auf den Boden und verschwand durch die Hintertür, ohne ein Wort des Abschieds. Sie sah ihm einen Moment etwas enttäuscht nach, dann schüttelte sie den Kopf. Es gab wichtigere Dinge. Sie holte das Glas mit Flohpulver hinter den Büchern hervor hinter die Rolf es gestellt hatte. Er stellte es ständig woanders hin. Wenn sie nicht gewusst hätte wie zerstreut er war hätte sie geglaubt er wollte es vor ihr verstecken.

„Woher wusstest du…", fragte er verblüfft.

Sie lächelte ihm zu. „Mala hat es mir gesagt. Du weißt doch sie kann nichts für sich behalten." Wirklich, er sollte das inzwischen wissen. Luna winkte Pan, der neben Rolfs Mala auf Rolfs Rückenlehne gesessen hatte um zu lesen was er schrieb. Ihr Wiesel rannte zu ihr und krabbelte auf ihre Schulter. Er denkt noch immer, es gibt uns nicht, flüsterte er verschwörerisch. Luna zuckte mit den Schultern. Sie war es gewohnt, das ihr nicht geglaubt wurde. Schließlich sahen die meisten Leute nicht was sie sah. Es war nicht ihre Schuld.

Sie warf das Flohpulver ins Feuer. Neville glaubte, was sie ihm sagte. Das war das einzige, was zählte. Schließlich war es wirklich, wirklich wichtig.

.

Severus zog seine Kapuze tiefer ins Gesicht und wich einer Pfütze aus. Der Boden so nah am Moor war tückisch, aber es dauerte nicht lange, bis er auf festerem Grund stand. Er war überrascht, dass der Dunkle Lord sie an diesen Ort gerufen hatte. Weiter hinten ragten die Mauern des alten Black Anwesens auf, umgeben von einer Dunkelheit die nicht allein auf die späte Stunde zurückzuführen war. Es war bitterkalt, obwohl es an diesem letzten Tag im Oktober ein ungewöhnlich milder Herbsttag war. Die Dementoren geisterten durch das Moor das das Haus umgab seit der Phönixorden Askaban endgültig zerstört und sie ihrer besten Nahrungsquelle und ihres Zuhauses beraubt hatte.

Jahrhundertelang hatten die Zauberer von England gefürchtet was passieren würde wenn die Insel zerstört wurde, hatten das Gefängnis gegen besseres Wissen erhalten. Der Dunkle Lord hatte sie fett gefüttert, hatte sie sich vermehren lassen bis sie zu einer unheiligen Plage wurden die ganz England terrorisierte und Zauberer und Muggel in den Wahnsinn trieb. Nun hatten sie sein Haus zu ihrem neuen Heim erkoren. Severus schauderte.

Er war offenbar als Letzter des inneren Kreises appariert. Alle anderen waren bereits vor dem Eingangstor des Gebäudes um den Dunklen Lord herum versammelt, und formten einen Halbkreis um ihn und eine Gestalt in der Mitte. Er ignorierte sie und kniete nieder.

„Mein Lord."

„Erhebe dich, mein loyaler Diener."

Severus war froh darüber, dass die Maske sein Gesicht verbarg. Der Dunkle Lord wurde von Jahr zu Jahr pompöser, bis es ans Lächerliche grenzte. Er merkte nicht einmal, wie er zunehmend den Respekt seiner Gefolgsleute verlor. Sie fürchteten ihn. Aber früher hatten sie ihn bewundert. Was war noch übrig, das zu bewundern war? Sein einst brillanter Intellekt war von Wahnsinn zerfressen, seine Macht korrumpiert durch jahrelange schwarzmagische Experimente über die er offensichtlich schon lange die Kontrolle verloren hatte. Dies war nicht der Mann, dem die meisten von ihnen sich angeschlossen hatten.

Severus hatte sich ihm wegen Lucius angeschlossen, aber auch er hatte einst seine Intelligenz und sein Können bewundert. Nun fühlte er nichts als Abscheu.

Er sah auf die Gestalt, die vor ihnen kniete.

„Wie ich sehe habt Ihr den Verräter gefunden, mein Lord."

.

Lucius schauderte. Er erinnerte sich daran, welch ein eingeschüchtertes Kind sein Cousin einmal gewesen war, ein Kind das ihn verehrt hatte nur weil er ihm ein wenig Freundlichkeit und Zuneigung zeigte. Seine jugendliche Arroganz hatte ihn dazu verleitet diese kindliche Verehrung zu missbrauchen, und er hatte selten etwas in seinem Leben so sehr bereut. Selbst damals war etwas in Severus gewesen, etwas das er nicht gesehen hatte weil seine Erziehung ihn gelehrt hatte Personen wie dieses Kind als unwichtig zu erachten. Personen die arm waren und schwach, deren Familien nie an den Einfluss seiner heranreichen konnten, und die immer von anderen abhängig sein würden. Seine Eltern hatten ihn gelehrt dass sie seine Aufmerksamkeit nicht wert waren, dass nur die seinen Respekt verdienten, die ihm nützlich sein konnten. Diese Arroganz war ihr Untergang gewesen. Sie hatten Neleus unterschätzt, und er hatte den gleichen Fehler mit seinem Sohn gemacht. Einmal. Severus hatte ihm niemals vergeben, Lucius wusste das, aber er hoffte, er hatte zumindest einen Teil seiner Freundschaft und seiner Loyalität zurückgewonnen. Er hoffte, dass Severus wusste…

„Ja. Ich bin nachlässig geworden, wie es scheint." Der Dunkle Lord schritt vor ihnen auf und ab. Hinter ihm, vor der Tür des Gebäudes, lauerte Nagini wie ein ominöser dunkler Schatten. Er sah Lucius nicht an. Er hatte ihn nur einmal angesehen, als Tigris ihn in die Eingangshalle des Gebäudes appariert hatte. Lucius fühlte, wie kalter Schweiß seinen Rücken herunter lief und ein plötzliches Gefühl von Panik ließ Übelkeit in ihm aufsteigen. Er befürchtete plötzlich dass Severus Recht hatte und dass dies ein schrecklicher Fehler gewesen war.

„Wir haben in den letzten Jahren viele Fortschritte erzielt, und dieser Erfolg hat mich dazu verleitet euch allen mehr Einfluss zu geben. Viele von euch haben das verdient, aber wie es scheint hat es einige von meinen Gefolgsleuten arrogant werden lassen. Sie denken nun, sie brauchen mich nicht länger."

„Niemals, mein Lord!", rief Blaise.

„Ich weiß, dass ich dir vertrauen kann, meine Liebe", sagte der Dunkle Lord gönnerhaft. „Dennoch, einige unter euch scheinen zu denken dass nun, da wir die Kontrolle über Britannien gewonnen haben, unser Ziel erreicht ist. Sie stellen meine Anordnungen in Frage. Sie denken, sie wissen besser als ich, was für unsere Welt gut ist. Sie denken, ich sei schwach geworden. Sie denken, sie könnten sich gegen mich verschwören, vielleicht sogar planen, mich zu ersetzen."

Etliche unter den Todessern rangen schockiert nach Luft. Lucius zuckte zusammen. Wusste er Bescheid? Wie konnte das sein?

„Wer würde es wagen…?", begann Rodolphus.

„Ich denke, es wird Zeit euch alle zu erinnern, dass ihr mir Loyalität geschworen habt!", schrie der Dunkle Lord. „Mit eurem Leben und eurer Magie!" Wilde, dunkle Magie schlug über ihnen zusammen wie ein finsterer Sturm, schwarz und drückend wie eine Wolke aus Gift. Mehrere der Umstehenden fielen auf die Knie.

„Mein Lord!", rief Blaise. „Ich könnte nie an euch zweifeln!"

„Niemals!", betonten etliche der anderen Todesser.

„Und doch schweigen einige hier", zischte der Dunkle Lord, und nun sah er ihn an. „Nach allem, was ich für dich getan habe, Lucius. Ich habe dir vergeben, oder nicht? Du hast meine Befehle schon früher ignoriert, und doch habe ich dich als meinen Diener behalten. Ich habe selbst den unverschämten Verrat deines Sohnes ignoriert. Und wie hast du es mir gedankt? Mit Verrat!"

Er trat einen Schritt zurück und verfluchte Lucius nicht, was ihn umso mehr in Panik versetzte. Der Lord verhielt sich nicht, wie er es erwartet hatte.

„Meine Geduld ist am Ende. Ich habe dir und deiner Familie einmal zu oft vergeben. Ich sehe nun dass dies ein Fehler war. Dieses Mal werde ich dafür sorgen dass alle meine Gefolgsleute verstehen welche Folgen es hat, wenn sie den Eid den sie mir geschworen haben brechen."

„Nein!", rief Lucius, als ihm klar wurde, wovon er redete.

Der Dunkle Lord lächelte und griff Tigris' Arm, der neben ihm stand, riss ihm seinen Stab aus der Hand und brach ihn mit einer Hand in Stücke. „Hast du gedacht du könntest mich verraten und deine Familie würde von meinem Zorn unberührt bleiben? Haltet ihr mich für einen Idioten?"

Er legte seine Hand auf Tigris' Mal und Tigris taumelte. Er rief den Rest der Todesser. Das Feld hinter ihnen füllte sich langsam. Eine Frau schrie, und Lucius fuhr entsetzt herum als er die Stimme erkannte. Eine unter den gerade apparierten Todessern war zusammengebrochen und umklammerte ihren Arm.

„Narcissa Malfoy…", zischte der Dunkle Lord. „Rodolphus, Severus, bringt sie zu mir."

Narcissa wehrte sich gegen sie, auch wenn der Schmerz durch ihr Mal sie offensichtlich geschwächt hatte. Ihre und Tigris' Todesserroben verschwanden. Tigris' Miene war steinern, unleserlich. Als die beiden sie zu ihnen geschleift hatten spuckte sie dem Dunklen Lord vor die Füße. Sie versuchte nicht, ihren Haß und Abscheu zu verbergen. Offensichtlich war ihr klar, dass es keine Rolle mehr spielte.

„Crucio", sagte Voldemort kalt.

Lucius sprang auf, auch wenn er wusste, dass es keinen Sinn hatte, und der Fluch traf ihn an ihrer Stelle. Der Schwarzmagier lachte und sprach den Fluch erneut. Sie fiel neben ihn und schrie.

„Du denkst, du kannst sie beschützen?", fragte Voldemort spöttisch. „Du hättest daran denken sollen, bevor du mich verraten hast." Er stieß Tigris zu ihnen, und er fiel vor ihm auf die Knie, die Hände auf den Boden gepresst. „Dachtest du, ich würde bei dir eine Ausnahme machen, nur weil du ihn zu mir gebracht hast? Dachtest du, es würde deine Mutter beschützen? Dachtest du, ich wüsste nicht, dass du es warst, der ihn befreit hat?" Seine Wut verzerrte seine Stimme zu einem kaum verstehbaren Zischen, und Nagini hinter ihm bewegte sich unruhig.

Tigris sah auf. „Nein", sagte er ruhig. „Ich habe damit gerechnet. Aber er ist mein Vater, ich konnte nicht zulassen, dass sie ihn umbringen."

Lucius sah ihn schockiert an. Wenn er es gewusst hatte, wie hatte er erwarten können, dass sein verrückter Plan funktionieren würde? Es war vorbei. Sie würden alle sterben.

Der Dunkle Lord lachte boshaft. „Also hast du mich ebenfalls verraten. Eine einfache Entscheidung, nehme ich an. Was hast du gedacht, dass du mich überzeugen könntest, ihn am Leben zu lassen? Warum auch nicht, du hast mich schließlich schon früher überzeugt, nicht wahr? Du musst mich wirklich für sehr dumm halten. Denkst du, ich habe es nicht bemerkt?"

Tigris lächelte und die Augen des Dunklen Lords verengten sich misstrauisch. „Ihr habt was bemerkt? Dass ich Euch beeinflusst habe? Habt Ihr bemerkt, dass der letzte Eurer Gefolgsleute gerade hier erschienen ist?"

Tigris hatte plötzlich einen Dolch in der Hand. Er sprang auf und stieß ihn in Rodolphus' Brust, der ihm am nächsten stand, dann in die Erde vor ihm. Es geschah so schnell dass niemand Gelegenheit hatte zu reagieren.

„Dummes Schlammblut", zischte er. „Du hast mich auf Black Land herausgefordert."

Das Dunkle Mal auf Lucius' Arm brannte plötzlich als stünde sein Arm in Flammen. Er umklammerte Narcissa, und nahm wie durch einen Schleier wahr dass um sie herum die anderen Todesser zusammenbrachen.

Er glaubte den Dunklen Lord taumeln zu sehen, aber der Schmerz war zu heftig um es mit Gewissheit sagen zu können. Narcissa grub ihre Finger in seine Arme, aber sie schrie nicht. Sie starrte ihn an. Er fühlte plötzlich, wie sie in seine Gedanken griff, nach den Informationen suchend die sie vor ihr verheimlicht hatten. Ungeschickt, mein Liebling, schaffte er es zu denken. Er merkte es normalerweise nicht, wenn sie das tat, aber sie hatte offenkundig nicht die Kraft, subtil zu sein. Ein stechender Schmerz hinter seiner Stirn bewies das. Das passierte sonst nur, wenn sie wollte dass er wusste was sie tat, oder wenn was sie tat komplizierter war als reine Legilimentik. Ihre Augen weiteten sich, als sie fand was sie suchte. Sie sah zu Tigris.

Der Schmerz wurde stärker, allumfassend. Hunderte von Todessern um sie herum schrien. Narcissa wand sich in seinen Armen, und alles andere um sie herum verblasste. Einen flüchtigen Moment lang fragte Lucius sich ob Tigris sie angelogen hatte und sie alle sterben würden. Es fühlte sich an als stünde die ganze Welt in Flammen, ein Feuer das sie alle verbrannte bis nichts mehr übrig blieb. Dann, wie ein Lumos der plötzlich erlosch, endete es.

Der Schmerz in seinem Arm verebbte langsam, aber alle seine Muskeln schmerzten und er fühlte sich schwach, so als hätte er gerade eine schwere Krankheit überstanden. So als hätte etwas ihm einen Großteil seiner Lebenskraft geraubt. Vielleicht war das genau das, was passiert war.

Lucius stemmte sich mühsam in die Höhe. Er griff nach seinem Stab der wie durch ein Wunder eine Armlänge von ihm entfernt lag, sah auf und traf Severus' Blick. Sein Cousin war bereits aufgestanden. Um sie herum rührten sich langsam die anderen Todesser, aber sie alle schienen mehr von dem was passiert war beeinflusst als sie. Narcissa vergrub ihre Finger im Boden.

Vor ihnen umkreisten der Dunkle Lord und Tigris einander. Voldemort war weiß und er bebte vor Zorn. Seine linke Hand hatte sich in eine Klaue verwandelt, und Lucius drehte sich der Magen um als ihm klar wurde was die Wunden auf Tigris' Armen verursacht hatte.

„Dies ist unmöglich", zischte der Schwarzmagier. „Unmöglich!"

Tigris grinste. Auf seiner Stirn war die alte Narbe wieder aufgebrochen, und Blut lief über sein Gesicht. Er hatte seine Brille verloren und seine grünen Schlangenaugen waren nicht länger verborgen. Seine Haare, die er normalerweise zurückband seit sie lang gewachsen waren, hatten sich gelöst und fielen ihm wild ins Gesicht. Wenn man ihn in diesem Moment mit Voldemort verglich war es schwer zu sagen wer von beiden weniger wahnsinnig aussah.

„Aber es ist wahr, Tom", sagte er höhnisch. „Wir haben dich angelogen. Überrascht dich das wirklich, nach allem was du jetzt weißt? Ich habe dich bereits besiegt, als ich elf war. Als ich noch Harry Potter genannt wurde. Dies ist unsere Bestimmung."

Voldemort schleuderte ihm einen Avada Kedavra entgegen und Tigris lachte und wich aus. „Denkst du wirklich, das würde mich umbringen, Tom? Tu nicht so, als wüsstest du nicht, was passiert ist." Er sprang zur Seite, als Naginis Schwanz nach ihm schlug, aber die große Schlange hatte nicht geplant ihn anzugreifen. Sie wand sich in krampfhaften Bewegungen, und Lucius sah nach einem Moment dass etwas Grün- und Silbernes sich um ihren Hals gewickelt hatte. Tigris' Schlange hatte sich in ihrem Nacken verbissen.

„Du hast keinen Stab!", zischte der Dunkle Lord. „Du kannst mir nicht für immer davonrennen!"

Tigris lachte kurz auf und verzog dann fast mitleidig den Mund. „Ich brauche ihn nicht." Er zischte etwas.

Voldemort sah einen Moment verwirrt aus, dann noch wütender. Er apparierte und erschien hinter Tigris in der Luft. Tigris fuhr herum und der Boden zwischen ihnen hob sich. Der Todesfluch verging harmlos in Erde und Staub.

„Er spielt nur mit ihm", sagte Severus neben ihm ungläubig.

„Unser Lord?", fragte Lucius skeptisch.

„Dein Sohn, du Narr. Und er ist nicht länger unser Lord."

Lucius Furcht schwand langsam als ihm klar wurde, dass Severus Recht hatte. Voldemort wusste es ebenso, sein Gesichtsausdruck war grimmig geworden. Er apparierte nicht länger, Lucius nahm an Tigris hatte eine Anti-Apparierbarriere errichtet.

Er betrachtete mit grausiger Faszination wie die beiden Fluch um Fluch wechselten. Die restlichen Todesser waren inzwischen zu sich gekommen und einige von ihnen versuchten, Tigris anzugreifen, aber ein Schutzschild hinderte sie daran.

Lucius wurde abgelenkt als Narcissa überrascht aufschrie. Etwas umklammerte seinen Knöchel und riss ihn von den Füßen. Er fiel auf den Rücken und starrte in die toten Augen eines Inferus. Ein Feuerfluch riss ihn von ihm weg bevor er reagieren konnte. Severus.

Der Inferus, der offenbar versucht hatte Narcissa in ein Moorloch zu ziehen, wurde von der Erde verschlungen. „Nein", sagte sie grimmig. Sie hatte ihren Stab umklammert. Offenbar hatte niemand daran gedacht, ihn ihr wegzunehmen. Ihre andere Hand war blutig.

Ein Fluch zischte über sie hinweg und Lucius fuhr herum. Die Todesser hatten es aufgegeben, den Schutzschild durchdringen zu wollen, und sich entschlossen, ein einfacheres Ziel anzugreifen.

Narcissa lachte und Lucius zuckte zusammen. „Du willst das nicht wirklich tun, Kind", sagte sie, und er erkannte dass diejenige, die sie angegriffen hatte, Blaise war.

„Verräter!", schrie sie. „Avada Kedavra!"

Eine Säule von Erde formte sich zwischen ihnen, aber diesmal war es nicht die einzige. Diejenige, die von Blaises Fluch getroffen wurde zerfiel, aber die anderen formten sich zu katzenförmigen Kreaturen, die Blaise und die Todesser angriffen, die dumm genug gewesen waren sich ihr anzuschließen.

Narcissa war aufgestanden. Sie hatte ihre blutige Hand zur Faust geballt und Lucius sah dass sie einen Klumpen Erde darin hielt.

„Einen schlauen Sohn haben wir, denkst du nicht, Lucius? Cassiopeia wäre stolz auf ihn."

Lucius erinnerte sich im Nachhinein, was Tigris gesagt hatte – dies war Black Land. Cassiopeia Black hatte es dem Dunklen Lord vermacht, aber er hatte es offenbar nie an sich gebunden. Tom Riddle war unter Muggeln aufgewachsen, er hatte die alten Rituale nie beachtet. Haus und Land waren all die Jahre unbeachtet geblieben, und hatten darauf gewartet, dass jemand mit dem Blut der Black Familie sie beanspruchte. Nun hatte es jemand getan.

Er riss sich aus seiner Erstarrung und wandte sich ab um Severus zu helfen, die Inferi zu bekämpfen. Er hatte offenbar Dämonenfeuer heraufbeschworen, und seine gleißenden Kreaturen jagten die untoten Wesen die aus dem Moor auftauchten zurück in die Löcher aus denen sie gekommen waren. Er brauchte keine Hilfe.

Viele der Todesser standen abseits, offenbar unsicher, was sie tun sollten.

Nagini lag regungslos an der Wand des Gebäudes, offensichtlich tot, und Sarin hatte sich auf ihr zusammen gerollt und den Kopf erhoben wie eine Kobra, stolz wie eine Schlange nur stolz aussehen konnte.

Lucius blockte ein paar Flüche ab während Narcissa einen der angreifenden Todesser nach dem anderen erledigte. Er versuchte nicht, sie aufzuhalten, er wusste, dass es sinnlos war. Das Beste, was er tun konnte, war sie vor den Angreifern zu schützen, die sie nicht rechtzeitig sah. Er wusste nur zu gut warum seine Frau so selten die Black Magie benutzte, die ihre Schwester in den Wahnsinn getrieben hatte.

Er konnte bereits die Ähnlichkeit zu Bellatrix sehen, die wilde Freude in ihren Augen als ihre Gegner starben. Der Dunkle Lord hatte Narcissa niemals so gesehen, und Lucius war froh dass es so war. Sie dachten alle seine Frau wäre schwach, weil sie niemals an den Kämpfen teilnahm und Dunkle Magie zu verabscheuen schien. Die Wahrheit war, Narcissa war immer die Stärkste der Black Schwestern gewesen. Andromeda war vor ihrem Erbe geflohen, und Bellatrix war von ihm verschlungen worden. Einzig Narcissa hatte es gemeistert.

Er hatte Angst um sie. Nicht, weil er Sorge hatte, dass ihre Gegner sie besiegen würden, sondern weil er wusste, dass sie dies einen grausamen Preis kosten würde. Er würde ihr helfen müssen, davon zurückzukommen.

Lucius fühlte, wie es kälter wurde. Voldemort war dabei zu verlieren, wurde ihm plötzlich klar. Er versuchte, sich zurückzuziehen, der Apparierbarriere zu entkommen, aber Tigris erlaubte das nicht. Tigris grinste als er einem Fluch nach dem anderen auswich. Severus hatte recht gehabt, er spielte mit seinem Gegner wie ein Raubtier mit seiner Beute. Aber noch war Voldemort nicht geschlagen.

Die unnatürliche Kälte kam nicht von sich änderndem Wetter. Sie bemerkten die eisigen Schatten die in der Dunkelheit der Nacht vom Moor her näher gekommen waren fast zu spät. Sie griffen Tigris nicht an, sondern die Todesser, die sich sicher gewähnt hatten. Es war nicht schwer zu verstehen warum – Voldemort sah keinen Wert mehr darin, sie zu schützen, er versuchte, seinen Gegner zu schwächen, ihm die Quelle seiner Kraft zu entziehen. Lucius sah zu Narcissa und sie nickte. „Expecto Patronum!"

Lucius lächelte unwillkürlich als ihre Patroni sich vereinigten und sich zu der vertrauten weißen Katze formten, die sich fauchend auf die angreifenden Schatten stürzte um sie zu beschützen. Nur wenige älteren Todesser beherrschten den Patronuszauber, aber etliche der jüngeren riefen geformte Patroni herauf die sich Narcissas und seinem anschlossen.

Die Dementoren umschwärmten sie, wie Raben die sich auf eine Leiche stürzten. Die Patroni hielten sie zurück, aber es waren Hunderte von ihnen. „Siehst du, was du angerichtet hast!", schrie er Blaise an. „Dies ist dein Verdienst!"

Die Frau lachte. „Ja, und unser Lord wird mich belohnen wenn ihr alle tot seid! Ihr seid nicht besser als die Schlammblütler! Ihr seid schlimmer! Er wird euch alle vernichten! Meine Schoßtierchen werden sich an euren Seelen ergötzen!"

„Dein Lord ist dabei, zu verlieren!", rief Lucius wutentbrannt. Sie tanzte zur Seite als er einen Todesfluch in ihre Richtung sandte.

„Niemals! Niemals!"

„Ich habe schon lange davon geträumt, dies zu tun", sagte eine seidige Stimme neben ihm und Lucius war beinahe abgelenkt als Blaise einen weiteren Fluch in seine Richtung sandte.

Etwas zersprang. Es war ein knirschendes, krachendes, splitterndes Geräusch, ähnlich einer Glaskugel, die jemand zertrat, nur unvergleichlich lauter. Blaise zuckte zusammen und starrte auf etwas hinter ihm. Gegen besseres Wissen drehte Lucius sich um. Vor Severus formte sich eine Säule aus schillerndem schwarzem Rauch aus einer zerbrochenen Flasche. Es war gleißend hell in einer Art wie etwas Schwarzes niemals hätte hell sein sollen, und Lucius' Kopf schmerzte als er auf etwas starrte was unmöglich war. Der Rauch formte sich in etwas das er nur am Rand seines Bewusstseins begriff und das dennoch Schauer über seinen Rücken jagte und schlug mit einer mächtigen breiten Tatze nach den Dementoren. Die Dementoren schrien. Als der Rauch sich verzog waren sie verschwunden. Severus lächelte ein zufriedenes Lächeln, und Lucius erinnerte sich daran warum er ganz froh war, das das so selten passierte.

Er wandte sich ab. Er wollte nicht darüber nachdenken, was er gerade gesehen hatte. Es musste etwas sein, was er nicht wissen wollte. Die Dementoren waren mit der schwärzesten der schwarzen Magie geschaffen worden, purer Nekromantik. Was immer Severus gerade getan hatte, es war mit Sicherheit keine weiße Alchemie.

Blaise schrie wie eine Todesfee und griff ihn erneut an. Lucius riss sich aus seiner Erstarrung und verteidigte sich. Um sie herum kämpften die Todesser gegeneinander, gegen die Inferi, gegen Narcissas Kreaturen und flohen vor dem Feuer. Das Moor brannte wo Severus' Dämonenfeuer Büsche und Gras in Brand gesetzt hatte, und der Qualm nahm allen die Sicht. Es war unmöglich zu sagen wer auf ihrer Seite war und wer auf der anderen. Kaum einer achtete mehr darauf, was um sie herum passierte. Jeder kämpfte für sich selbst.

„Genug!"

Die Stimme donnerte über sie hinweg und alle gefroren. Das Dämonenfeuer verschwand und Lucius sah dass die Inferi verschwunden waren.

Narcissas Kreaturen sanken in die Erde zurück während sie nach oben starrte.

Tigris sah von oben auf sie herunter. Sein Unterkörper hatte sich in den einer gigantischen Schlange verwandelt, die sich um das geschlungen hatte, was von dem Dunklen Lord übrig war. Er sah aus wie ein Monster der Legende.

Sein Sohn hatte ihnen gesagt, dass er sich verwandeln konnte, aber Lucius hätte sich niemals vorgestellt, dass es so aussehen würde.

„Voldemort ist tot!", rief er, die Arme ausbreitend. „Es ist vorbei!"

Blaise heulte auf, als sie die Leiche sah. Sie war einmal so perfekt gewesen, dachte Lucius bedauernd. Er wusste nicht genau, was Voldemort mit ihr gemacht hatte, aber er wusste, dass das Mädchen das er einmal bewundert hatte schon lange nicht mehr existierte. Es war seine Schuld, in gewisser Weise. Er hatte sie angeworben, aber er wusste auch dass sie jemand anderen gefunden hätte, wenn er es nicht getan hätte. Sie hatte dies gewollt, aber sie hatte zu viel gewollt. Der Dunkle Lord hatte ihr die Macht gegeben, die sie sich erhofft hatte, aber wie all seine Geschenke war auch dieses vergiftet gewesen. Nun verzerrte sich ihr Gesicht zu einer Fratze des Wahnsinns und sie richtete ihren Stab auf Tigris. „Avada Kedavra!"

Der grüne Fluch schlug aus wenigen Metern Entfernung ungehindert in den Bauch der riesigen Schlange. Es war unmöglich gewesen, ihn zu verfehlen.

Lucius' Mal brannte ein weiteres Mal an diesem Tag, aber das Brennen glich mehr einem Ruf als dem nahezu unerträglichen Schmerz von vorher.

Als er aufsah hatte sich die Schlange vollkommen verwandelt. Der Kopf des Basilisken sauste auf Blaise herunter und packte sie wie eine Python eine Maus. Ihr Körper riss durch die Wucht des Bisses auseinander und sie war augenblicklich tot. Der Basilisk schüttelte die Leiche ein paar Mal, und ließ was übrig war zwischen die verbliebenen Todesser fallen. Tigris verwandelte sich halb zurück.

„Gibt es hier noch jemanden, der mich herausfordern möchte?"

Es herrschte Todesstille.


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