Disclaimer:
Grund 4 der Gründe warum Harry Potter Joanne K. Rowling gehört und nicht pilarius:
Wenn pilarius versuchen würde, Französisch zu unterrichten, würden alle lachen.
Schatten der Wahl
34. Schatten
Severus stand auf und starrte auf das neue Mal auf seinen Arm. Er hasste es bereits. Eine Schlange, die sich um zwei Zepter wand. Eines war das Was-Zepter, das er im Besitz Voldemorts gesehen hatte. Das Zepter des Re, Symbol der Herrschaft über die Zaubererwelt. Das andere war das Lilienzepter, das Grindelwald bereits im Wappen geführt hatte. Symbol der Herrschaft über die Muggelwelt. Tigris hatte es nie an Ehrgeiz gemangelt.
Er wusste, diesmal konnte er niemanden außer sich selbst dafür verantwortlich machen. Es war fast amüsant wie verzweifelt Lucius versucht hatte, ihn zu überzeugen. Wovor hatte er Angst? Am Ende hatte er zugestimmt, weil in allem, was er gesagt hatte, ein Körnchen Wahrheit enthalten war. Severus wusste, dass er nicht wirklich auf Dumbledores Seite gehörte. Dumbledores Leute würden niemals verstehen, was ihn an den Dunklen Künsten so faszinierte, und sie würden ihn mit Sicherheit nicht beschützen wenn diese Faszination ihn in Schwierigkeiten brachte. Vielleicht hätte Tigris ihn gehen lassen, wenn er sich geweigert hätte, aber Severus bezweifelte das. Es war unwahrscheinlich, dass er ihn umgebracht hätte, aber es gab weitaus schlimmere Dinge zu denen er fähig war. Der wichtigste Grund jedoch, der, aus dem er am Ende nachgegeben hatte, war, dass es außer ihm niemanden gab, der Tigris beobachten würde. Es gab niemanden, der wusste, was passiert war, und gleichzeitig bereit war einzugreifen, wenn es im Desaster endete, wie es mit Voldemort geschehen war. Vielleicht würde Tigris wirklich auf ihn hören, wie er es versprochen hatte. Wenn nicht… er hatte ihn von seinen alten Eiden losgesprochen und der neue Eid verlangte nur von ihm, ihn als seinen Anführer anzuerkennen. Er war nicht länger gezwungen, ihn zu beschützen. Niemand war wirklich unsterblich.
„Du bist nicht besonders bescheiden, nicht wahr? Mein Lord", sagte er sarkastisch.
Tigris hatte ihm einen Zauberereid geschworen ihn nicht zu verletzen, solange er ihm loyal diente. Wie es schien, hatte Lucius Recht gehabt, und der Junge war wirklich so besessen davon, ihn zu seinem Gefolgsmann zu machen, dass er in fast alles einwilligte. Eingeschlossen, nicht seine Gedanken zu lesen, wenn er es nicht ausdrücklich erlaubte. Dieses zweite Versprechen erwies sich nun bereits als nützlich, als er merkte was dieses neue Mal tat. Der Schwur war ihm sofort suspekt vorgekommen.
Tigris sah verwirrt aus. „Wie meinst du das?"
Severus gestikulierte zu seinem Arm. „Dieses Mal. Eine ziemlich starke Aussage."
Der Gesichtsausdruck seines neuen Lords änderte sich nicht. Wusste der Idiot nicht, was es bedeutete? „Du hast es selbst entworfen, oder?"
„Nein. Die Magie hat es erschaffen, als ich über die Gemeinschaft nachgedacht habe, für die es steht, genau wie das Dunkle Mal auf Voldemorts Absichten basierte. Ich wollte noch nachforschen, was es bedeutet." Er hielt inne. „Du weißt, was es bedeutet."
Severus schloss die Augen. Wenn er ihn zu sehr provozierte, würde er ihm einen Befehl geben, dem er nicht gehorchen konnte, nur um ihn verfluchen zu können, er wusste das. Er öffnete seine Augen und starrte ihn an. „Das Zepter des Re. Das Lilienzepter. Eine Tigerotter, die sich um beide windet und einen Ouroboros formt."
„Oh!" Tigris starrte auf das Mal. „Ich vermute, das beschreibt ziemlich gut, an was ich gedacht habe", sagte er schließlich langsam.
„Darf ich fragen, was das war, mein Lord?" Severus wusste, was er daraus ableitete, aber er wollte wissen, was Tigris sich dabei dachte.
Tigris biss sichtlich die Zähne zusammen. „Kannst du mich einfach Tigris nennen, wenn wir unter uns sind? Ich hasse die Art, wie du das sagst."
Severus war augenblicklich versucht, ihn so oft mit seinem Titel anzureden, wie er konnte. Er hielt sich zurück. „Kannst du meine Frage beantworten?"
Tigris' Hand zuckte.
„Ich würde das ebenfalls gerne wissen", sagte Lucius. „Du warst über eine Woche verschwunden. Wenn du Pläne hast, bei denen du unsere Unterstützung brauchst, solltest du sie mit uns teilen."
Tigris sah zur Seite. „Du hast Recht. Und das ist nicht das einzige."
Er begann, den Strand entlang zu gehen, und sie folgten ihm. Die Insel der Malfoys war nicht groß. Es gab ein Haus, einen Sandstrand, und den weitläufigen Garten, der das Haus umgab. Lucius und Narcissa hatten hier ihre Hochzeitsreise verbracht, und etliche Sommer mit Draco. Tigris war seines Wissens nie zuvor hier gewesen. Wahrscheinlich hatte er den Ort ausgesucht, weil er sich hier ungestört verwandeln konnte.
„Ich musste die Todesser auf mich einschwören, ihr wisst das. Ich konnte sie nicht sich selbst überlassen."
Severus verzog abfällig das Gesicht. Glaubte er wirklich, dass sie diese herbeigezogene Entschuldigung akzeptierten? Als wenn es nicht von vornherein klargewesen wäre, dass er das tun würde.
„Ich habe das Mal verändert. Ich wollte nicht, dass es meinen Gefolgsleuten ständig Lebenskraft entzieht. Es wird wieder passieren wenn jemand versuchen sollte, mich umzubringen, aber nicht ständig, so wie Voldemort es getan hat."
Lucius zuckte noch immer zusammen.
„Die Magie, mit der sie geschaffen wurden, bedeutet, dass eine andere Art der Verbindung daraus entstanden ist. Die Verbindung ist nun ähnlich der, die ich mit Voldemort geteilt habe."
„Eine Gedankenverbindung?", fragte Lucius beunruhigt.
„Ja."
„Wie kannst du Gedankenverbindungen zu hunderten von Leuten aufrecht halten?"
„Das kann ich nicht. Nicht mit meinem menschlichen Verstand."
„Hast du dich deswegen so lange in den Basilisk verwandelt?", fragte Severus wider Willen fasziniert. „Du kannst besser damit umgehen, wenn du in Basiliskform bist?"
„Als Basilisk habe ich vollen Zugriff auf die Black Okklumentik. Ich weiß nicht genau warum, aber…"
„Oh, ich weiß warum", unterbrach ihn Lucius. „Es kommt daher, dass Phineas Nigellus einen Dämon beschworen hat, um diese Gaben für seine Familie zu bekommen, und dieser Dämon hatte die Form einer Schlange." Er sah zu Severus.
Tigris blieb überrascht stehen. „Davon hat Mutter mir nichts erzählt."
„Wahrscheinlich wollte sie dich nicht auf Ideen bringen", sagte Severus zynisch. Lucius dachte noch immer an diesen Kasha, er wusste das. Hielt sein Cousin ihn für einen Idioten? Ein Kasha war kein echter Dämon, und er war nicht verrückt genug, einen solchen zu beschwören. Er würde sich sicher nicht in eine Flasche bannen lassen, nicht einmal, wenn man ihm dutzende von Seelen versprach. Wesen wie Kashas waren instinktgetrieben, auch wenn sie über eine primitive Intelligenz verfügten. Sie waren einfach zu beherrschen. Echte Dämonen waren eine völlig andere Geschichte. Phineas war ein gieriger Idiot gewesen.
Es war jedoch belustigend, wie der Gedanke Lucius verunsicherte.
„Ich bin nicht so verrückt." Tigris hielt inne. „Aber das erklärt es. Ich habe sie blockiert. Als Basilisk kann ich auf jede Verbindung zugreifen, die ich will, aber in dieser Form sind sie nur Schatten. Ich weiß, dass sie da sind, das ist alles."
„Auch meine Gedanken?", fragte Severus scharf. Das wäre nicht nur sehr gefährlich für ihn, sondern auch sehr unklug von Tigris. Er hatte ihm einen Eid geschworen. Selbst wenn er es schaffte diesen Eid zu brechen, würde das sehr unangenehme Konsequenzen haben.
Tigris warf ihm einen langen Blick zu. „Du blockierst mich, und ich habe dir versprochen, nicht gegen deinen Willen in deine Gedanken zu sehen. Ich werde mich daran halten. Aber ja, ich kann deine Präsenz fühlen. Wie du meine, wenn du es versuchst."
Lucius versteifte sich. „Heißt das, ein guter Legilimens könnte so wie du die Kontrolle über die Male übernehmen?"
Tigris hob an, etwas zu sagen, aber unterbrach sich. Seinem überheblichen Gesichtsausdruck nach zu urteilen war es etwas in der Richtung, dass kein Legilimens besser war als er. „Nein", sagte er. „Ich konnte das tun, weil ich das Ritual durchgeführt hatte, und weil er mich mit dem Fluch wirklich zu seinem Gleichgestellten gemacht hat. Es gibt eine Hierarchie in diesem Nexus mit mir an der Spitze. Kein anderer kann die Kontrolle übernehmen."
„Gut!"
Tigris betrachtete seinen Vater nachdenklich. Wahrscheinlich war er wie Severus überrascht davon, dass es Lucius nicht zu stören schien, dass er nun seine Gedanken lesen konnte. Andererseits, Lucius war daran gewöhnt. Severus musste zugeben, dass er oft der Versuchung nachgab, da es bei Narcissa erfolglos gewesen wäre, und Narcissa tat es ebenso. Lucius hätte mehr Okklumentik lernen sollen, wenn er es hätte verhindern wollen.
Wahrscheinlich hatten sie beide unterschätzt, wie pragmatisch Lucius sein konnte, wenn etwas ihm dabei half, das zu bekommen, was er wollte.
Wie viel von dem, was geschehen war, war die Verwirklichung eines lang gehegten Traumes für Lucius und Narcissa? Lucius hatte seine Probleme mit Tigris, aber die Tatsache, dass ein Malfoy nun der neue Dunkle Lord war… Severus schnaubte verächtlich.
Tigris sah ihn nachdenklich an. „Es ist letztendlich irrelevant", sagte er. „Sicher denkt ihr nicht, dass ich zulassen würde, dass jemand anderes so einfach die Macht übernehmen könnte. Nicht nach allem, was ich geopfert habe, um dahin zu gelangen, wo wir uns nun befinden."
„Also gibst du nun zu, dass dies das ist, was du immer gewollt hast", sagte Severus kühl.
„Ich bin nur Todesser geworden, um ihn eines Tages umbringen zu können", erwiderte Tigris unbeeindruckt. „Ich habe zu lange gewartet, aber das ist es, was ich immer wollte, ja."
Ihr neuer Lord sah zu Lucius, der ein wenig überrascht aussah. „Sicher hast du nicht geglaubt, dass ich ihn tatsächlich bewundert habe?", sagte er verächtlich. „Ich habe ihn immer gehasst. Immer. Ihn, und das, wofür er stand."
„Du warst gut darin, dass zu verbergen." Lucius klang ein wenig aus der Bahn geworfen.
Tigris lachte humorlos. „Welche Wahl hatte ich denn? Es war der einzige Weg." Er schloss kurz die Augen. „Was den Rest angeht… das habe ich am Anfang nicht gewollt, egal, was du denkst, Severus. Ich hatte vor, ihn und die Todesser von innen heraus zu zerstören, und den Wiederaufbau anderen zu überlassen." Er hielt kurz inne, und sein Gesicht wurde starr. „Ich habe mich verändert. Es war naiv von mir, zu denken, dass dieser Weg zu den Veränderungen führen würde, die ich mir wünsche. Ich habe inzwischen erkannt, dass es nur einen Weg gibt, die Welt zu schaffen, in der ich leben will… ich muss es selbst tun. Es gibt keinen anderen, der es für mich tun kann."
Severus lachte unwillkürlich und ignorierte Lucius' schockierten Blick.
Tigris zog eine Braue hoch.
„Ich habe selten eine solche pure, ungeschönte Arroganz gehört", beantwortete Severus seine unausgesprochene Frage.
Ihr neuer Lord zuckte mit den Schultern. „Wenn das für dich so klingt. Es ist schlicht und einfach die Wahrheit. Ich könnte jemand anderen zum Anführer der Todesser werden lassen, oder ich könnte zulassen, dass der Orden sie alle verhaftet und darauf warten, dass eine neue Generation entsteht, die die gleichen Ziele verfolgt – und das würde geschehen, denn die Zustände, die Tom Riddle zur Macht verholfen haben, würden sich nicht ändern.
Ich könnte es Dumbledore und seinen Leuten überlassen, die Zaubererwelt zu verändern, oder einem weiteren inkompetenten Minister. Nichts von all dem würde unsere Welt verbessern.
Nichts davon würde die Probleme lösen, die wir alle klar und deutlich sehen. Nichts davon würde einen weiteren, vielleicht endgültigen Krieg verhindern, und nichts davon würde die Muggel daran hindern, das zu tun, was sie in den letzten Jahrzehnten und Jahrhunderten getan haben… unsere Welt langsam aber sicher systematisch zu zerstören, bis unser aller Existenz unmöglich wird."
Lucius nickte, als er geendet hatte. „Er hat Recht, Severus. Ich wünschte, du könntest das sehen. Ich weiß, du glaubst an die gleichen Dinge, wie wir alle. Du siehst die Probleme genauso, wie er und ich."
Severus lachte zynisch. „Sehe ich, woran diese Welt krankt? Ja. Was ich bezweifle ist, dass er etwas daran ändern kann. Wir haben ja gesehen, wohin dieser Irrglaube bei Riddle geführt hat."
Tigris lächelte. „Ich denke, dein Problem sind weniger deine Zweifel an mir, als deine Zweifel an dir selbst, Severus. Vielleicht glaubst du im Grunde, dass es keine Lösung für diese Probleme gibt, und dass jeder Versuch zum Scheitern verurteilt ist. Jedenfalls traust du dir selbst nicht zu, es zu tun, und du misstraust jedem, der sagt, dass er es kann. Das ist sehr traurig. Ich bin nicht bereit, einfach aufzugeben. Es liegt nicht in meiner Natur."
Severus war einen Moment lang sprachlos. Wut vereinnahmte ihn, und er brauchte all seine Okklumentikfähigkeiten, um nicht etwas sehr Törichtes zu tun. Die schiere Überheblichkeit dieser Worte… Wenn Tigris nicht gewesen wäre, wer er war…
„Die weise Entscheidung wäre es, zuzusehen und abzuwarten", sagte Tigris. „Was hast du zu verlieren?"
Severus war zu sehr damit beschäftigt, seine Gefühle unter Kontrolle zu bringen, um das zu beantworten.
Tigris schien das als Antwort zu nehmen, und wandte sich ab, um auf das Meer hinaus zu sehen.
„Ich denke, wir sollten zum Black Herrenhaus zurückkehren. Ich habe einige Pläne, die ich gerne mit euch besprechen würde, und mit einigen anderen, die mir dabei behilflich sein werden, sie zu verwirklichen."
„Du willst dieses Haus behalten?", fragte Lucius, offensichtlich abgestoßen.
„Oh, mehr als das." Tigris lächelte. „Ich werde es zum Zentrum unserer Bewegung machen. Es ist ein mächtiges Symbol, denkt ihr nicht? Der Ort, an dem Voldemort besiegt wurde. Der Ort, an dem er sich für unbesiegbar hielt. Ich habe das Haus an mich gebunden, und es gehorcht mir nun. Unter meiner Herrschaft wird es sich verändern, so wie diese Bewegung sich verändern wird. Es wird zu etwas Neuem werden, etwas Besserem. Ein Symbol für das, was Cassiopeia sich wirklich gewünscht hat. Nicht für die Lügen, die Riddle ihr erzählt hat, um es zu bekommen. Ein Haus der Dämmerung."
Severus dachte daran, wie dieses Haus in den letzten Jahren ausgesehen hatte, und schauderte. Wie so viele von Tigris' Versprechungen hielt er auch dieses für unerfüllbar, aber er sagte nichts dazu. Er hatte alles gesagt, was er zu sagen hatte.
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„Mein Lord!" Nott sah bleich und abgemagert aus. Avery folgte ein paar Schritte hinter ihm. Die beiden wirkten, als hätten sie Gespenster gesehen. Es passte zu dem grauen Haus hinter ihnen, dass im Licht der blassen Sonnenstrahlen dieses regenverhangenen Morgens wie eine Ruine wirkte, die von ruhelosen Geistern heimgesucht wurde.
„Ich habe einen Auftrag für euch."
Nott zuckte zusammen. Er sah nervös zu Avery. „Ja, mein Lord?"
Tigris hielt ihm einen Brief hin, den Severus ihn nicht hatte schreiben sehen, und einen Federkiel. „Dies ist ein Portschlüssel nach Italien. Er wird euch zu dem Anwesen eines Mannes namens Marius Gioia bringen. Ich will, dass ihr ihm diesen Brief überreicht. Er wird dafür sorgen, dass ihr einen Ort habt, an dem ihr bleiben könnt."
„Danke, mein Lord." Nott sah erleichtert aus.
Tigris verzog abschätzig den Mund. Es war nicht schwer zu erkennen, dass er die beiden verachtete. „Geht. Ich werde euch kontaktieren, wenn ich euch brauche."
„Ja, mein Lord." Die beiden verbeugten sich hastig. Avery griff fast gierig nach dem Federkiel, offenbar froh darüber, den Ort verlassen zu können. Sobald er ihn berührte verschwanden sie.
„Denkst du, Marius wird dir einfach so helfen?", fragte Lucius.
Tigris kniete sich hin und griff nach einer Hand voll Erde. „Marius wird sich freuen, mir einen Gefallen tun zu können. Ich bin sicher, wir werden in Zukunft sehr gut zusammenarbeiten. Unsere Ziele sind die gleichen."
Tigris schloss die Augen, und das Haus schien zu beben und zu wachsen. Die Risse in der Fassade wuchsen zusammen, so als wäre es ein alter Baum, der plötzlich neue Kraft gewann. Neue Dachschindeln erschienen, wo die alten heruntergefallen waren, und Flechten und Moos verschwanden. Die trüben Fenster wurden klar und bekamen einen neuen Glanz. Mehr als das, der dunkle, drückende Schatten, der auf dem Haus gelegen hatte, seit Voldemort es bezogen hatte, wich zurück.
Der Turm, den er bewohnt hatte, zitterte und bebte, dann sank er plötzlich tiefer und verschwand hinter den restlichen Mauern des Gebäudes, so als hätte ihn die Erde verschlungen. Wenig später wuchs ein neuer Turm an seiner Stelle, optisch nicht viel anders als der alte, und doch vollkommen anders.
Severus starrte auf das Haus. Er wusste, dass es das gleiche Haus war, das er in den letzten Jahren so oft betreten hatte, und dennoch… es wirkte wie ein vollkommen anderer Ort.
Tigris stand auf. „Wollen wir hinein gehen?"
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Sonnenlicht strömte durch die bunten Glasfenster an der Vorderseite des Atriums. Der Marmorfußboden glänzte wie frisch poliert, und die weißen Wände ließen die Räume des Gebäudes größer und heller erscheinen, als sie waren. Der Friedhof um den das Gebäude errichtet worden war, war noch immer da, aber er wirkte harmlos, friedlich. In der Mitte des Gebäudes weitete sich der Wandelgang, der um den Friedhof herum verlief, zu einer halbrunden Terrasse, die durch ein Steingeländer vom Innenhof getrennt war. Davor befand sich eine Bank, vor der ein Tisch und mehrere Stühle standen. Tigris setzte sich auf die Bank, mit dem Rücken zum Innenhof, und lehnte seine Arme auf das Geländer. Er bedeutete ihnen, sich zu ihm zu setzen.
Als sie es getan hatten, schnippte Tigris mit den Fingern, und eine Hauselfe erschien. Es war keine Hauselfe, die er kannte. Severus betrachtete sie konsterniert.
„Tee, bitte, Sneaky." Die Hauselfe verbeugte sich wortlos, und verschwand. Wenig später waren Tassen, Tee und Gebäck zwischen ihnen erschienen.
„Nicht alle der Black Elfen waren dumm genug, hier zu bleiben", sagte Tigris amüsiert. „Nicht alle fühlten sich verpflichtet, loyal zu einem Haus zu sein, das keinen magischen Eigentümer hatte. Cassiopeia besaß noch andere Ländereien, Severus. Orte, die Voldemort nicht interessierten."
Lucius lachte. „Du hast noch immer Schwierigkeiten, dieses Konzept zu verstehen, nicht wahr, Severus?" Er sah zu Tigris. „Severus hat es nie für nötig gehalten, Snape Hall an sich zu binden. Er hält es für eine sentimentale Anwandlung, so viel in ein Haus zu investieren."
Tigris warf ihm einen Blick zu. „Ich verstehe, warum er kein Interesse an Snape Hall hatte", sagte er zu Severus' Überraschung. „Trotzdem, du solltest diese alte Magie nicht unterschätzen, Severus. Es hat zwar Vorteile, etwas völlig neues zu erschaffen… insbesondere als Alchemist, nehme ich an… aber in den alten Ländereien verbirgt sich meistens mehr, als man auf den ersten Blick sieht."
Severus hatte nicht erwartet, dass Tigris so viel von Alchemie verstand. Vielleicht hatte er den Wert der Snape Ländereien unterschätzt, dachte er nachdenklich. Er hatte nie etwas damit zu tun haben wollen, weil sie seinem Vater so viel bedeutet hatten, aber vielleicht war das ein Fehler gewesen. „Vielleicht", sagte er widerwillig.
Tigris grinste schief. „Zumindest können wir bei einem Thema zu einem Kompromiss kommen! Ich sehe, dass eine glorreiche Zukunft vor uns liegt!"
Severus schauderte. Tigris wurde ernst. „Die Zeit bleibt nicht stehen, wie man sagt. Wir haben die letzten Wochen gebraucht, um uns von dem Schock der Veränderung zu erholen. Dumbledores Leute haben diese Zeit genutzt, um das Ministerium in ihrem Sinne zu beeinflussen. Das war nicht unbeabsichtigt. Ich habe nicht vor, mit Gewalt die Macht zu übernehmen, wie Voldemort es getan hat. Wir werden langsam, aber dafür umso sicherer die Kontrolle über die Zaubererwelt übernehmen. Glücklicherweise hat Voldemorts Paranoia dazu geführt, dass viele unserer Leute sich genau da befinden, wo sie gebraucht werden. Es bleibt nur die Frage, welche von ihnen dazu geeignet sind, Anführer dieser neuen Bewegung zu sein. Ich weiß, dass ihr mehr darüber wisst, als ich. Ich war in den letzten Jahren nicht hier. Also, Vorschläge?"
Lucius sah zu ihm. Severus wurde sich plötzlich wirklich bewusst, dass er der letzte Todesser aus Voldemorts innerem Kreis war. Der einzige, der Tigris' Machtübernahme überlebt hatte. Auf einmal war ihm kalt, und ein Gefühl der Übelkeit breitete sich in seinem Magen aus. Er war versucht, tief Luft zu holen, um das Gefühl zu vertreiben, aber unterdrückte die Anwandlung.
„Wenn du wirklich etwas ändern willst, kann es keiner von denen sein, die in Riddles Gunst gestanden haben."
„Sind davon noch welche am Leben?", fragte Tigris, ernsthaft neugierig.
Severus schloss einen Moment die Augen. Tigris war sieben Jahre nicht in England gewesen. Sieben Jahre! Er hatte keine Ahnung, womit er es zu tun hatte, welche Monster in Voldemorts schöner neuer Welt herangewachsen waren.
„Oh ja", sagte er. „Wo soll ich anfangen?"
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Lucius konnte sehen, wie sein Sohn zornig wurde, während Severus ihm von den fanatischeren Todessern der letzten Jahre erzählte. Einige davon hatten sich ihm angeschlossen, warum war auch Lucius rätselhaft. Vielleicht dachten sie, Tigris würde sie so weitermachen lassen, wie bisher.
Hatte Tigris wirklich so wenig darüber gewusst, was in England vor sich ging? Wahrscheinlich hatte sein Sohn es nicht wissen wollen, dachte er nachdenklich. Lucius wusste, wie Tigris dachte. Wenn er wirklich hingesehen hätte, hätte er nicht so lange abwarten können.
Lucius war in den letzten Jahren ganz froh gewesen, dass er nicht länger zum inneren Kreis gehörte. Dadurch war es leichter gewesen, sich aus gewissen Dingen herauszuhalten. Voldemort wusste, dass er ein talentierter Diplomat war. Dadurch hatte er ihm die Verhandlungen mit den anderen Zaubereiregierungen und den Kobolden überlassen. Lucius musste zugeben, dass auch er England in den letzten Jahren so viel wie möglich gemieden hatte. Er hatte nie ein Problem damit gehabt, sich die Hände dreckig zu machen, aber es gab Krieg, und es gab sinnloses Gemetzel. Sie hatten in England gewonnen! Welcher Sinn… Er schüttelte den Kopf. Es war kein Sinn dabei gewesen. Voldemort und die meisten seiner engsten Gefolgsleute waren wahnsinnig gewesen, und der einzige Grund, warum er noch immer nach Sinn suchte, war, dass er sich nicht eingestehen wollte, welchen Fehler er gemacht hatte. Er merkte, dass er unwillkürlich die Faust geballt hatte, und entspannte sich. Es war vorbei.
Tigris stand plötzlich abrupt auf. „Lass es mich sehen."
„Was?" Severus sah widerwillig zu ihm hoch.
„Lass mich sehen, was du mir gerade erzählt hast. Ich will die Gesichter dieser Leute sehen."
Severus wich in seinem Stuhl zurück. „Warum?"
Tigris' Gesicht war starr. „Weil ich wenigstens Beweise sehen will, bevor ich Leuten ein Ende setze, die mir einen Eid geschworen haben."
Severus erbleichte. Was hatte er erwartet? Er nickte zögernd, und Tigris starrte ihm in die Augen. Dann wandte er sich ruckartig ab und trat auf den Friedhof hinaus, sich mit jedem Schritt mehr und mehr in einen Basilisk verwandelnd.
Severus hielt sich den Kopf. „Was in aller Welt tut er da?", fragte er heiser.
„Ich nehme an, er wird sie umbringen." Lucius sagte es ruhiger, als er sich fühlte. Er hatte durch Narcissa gelernt, Gedanken vor einem Legilimens zu verbergen. Es war keine Okklumentik – er wusste, dass er keine Chance damit hatte, wenn seine Gedanken ihn so vereinnahmten, wie im Moment, oder wenn der Legilimens wusste, dass er etwas verbarg. Lucius schloss die Augen. Sein Sohn wusste mit Sicherheit, wie sehr ihn die Macht entsetzte, die diese neue Verbindung über ihn hatte. Severus dachte, er hätte nicht verstanden, was es wirklich bedeutete, aber das hatte er. Er dachte nur die meiste Zeit nicht darüber nach.
Severus starrte auf Tigris, der sich in der Mitte des Friedhofs aufgerichtet hatte, wie ein rachsüchtiger Gott aus der Antike. Lucius wusste, dass er das gleiche sah und fühlte, wie er. Als ein Basilisk hatte Tigris vollkommene Kontrolle über die dunklen Male. Mehr Kontrolle, als Voldemort sie je gehabt hatte. Er konnte auf die Gedanken seiner Gefolgsleute zugreifen, wahrnehmen, wo sie sich befanden, oder ihre Lebensenergie an sich ziehen. Sowohl er als auch Severus waren Tigris nah genug, dass sie fühlen konnten, was geschah. Von wie vielen Todessern hatte Severus gesprochen? Fünfzehn? Zwanzig? Was würde mit ihnen geschehen? Würden sie einfach tot umfallen? Würden sie sich plötzlich schwach fühlen, und an mysteriösen Krankheiten versterben? Würden sie von ihrem Besen fallen, oder vor das Auto eines Muggels laufen? Würde es nicht jemandem auffallen, wenn sie alle so plötzlich verstarben? Würde wirklich niemand die Verbindung zwischen ihnen erkennen?
Tigris ließ sich plötzlich zu Boden fallen und stand so schnell wieder vor ihnen, dass sie beide zurückzuckten. Er starrte Lucius an, und in seinen schlangenartigen grünen Augen konnte Lucius einen Rest des animalischen Geistes des Basilisken erkennen. „Sie waren nicht zu retten. Ich habe nachgesehen."
Lucius sah zur Seite. Severus sprach aus, was er nur dachte.
„Wer kann schon wirklich entscheiden, wer von uns gerettet werden kann und wer nicht? Vielleicht sind wir alle längst verloren."
„Nein." Tigris sah plötzlich müde aus. „Es ist nicht das Gleiche, Severus. Diese Leute waren Monster… sie hätten weiter gemordet. Es war keine Menschlichkeit in ihnen übrig. Du hast nie in ihren Geist gesehen, du weißt nicht…" Er schloss die Augen. „Es ist nicht das Gleiche."
Lucius dachte an Blaise, und schauderte. Der Rand dieses Abgrunds war schneller überschritten, als man dachte. Sie hatten alle monströse Dinge getan. Wenn Sie das erkennen konnten, war das Beweis genug, dass sie noch menschlich waren? Es hatte eine Zeit gegeben, in der er nie über solche Dinge nachgedacht hatte, aber die letzten Jahre hatten ihn eines Besseren belehrt. Er war nicht so viel anders als Blaise. Er hatte sie einmal unterstützt, weil er sich selbst in ihr wiedererkannt hatte.
Er hatte sich dem Dunklen Lord angeschlossen, weil Voldemort ihm versichert hatte, dass nichts falsch an dem war, was er fühlte. War das schon das erste Anzeichen seines Wahnsinns gewesen, oder war das erst später gekommen?
„Der Unterschied zwischen ihnen und euch besteht darin, dass ihr euch beherrschen könnt, wenn ich es euch befehle", sagte Tigris kühl. „Sie hätten meine Befehle ignoriert, und hätten sich schließlich gegen mich gewendet. Sie waren nicht mehr, als tollwütige Hunde." Er atmete tief durch.
„Ich sehe, dass wir heute mit dieser Unterhaltung nicht mehr weiter kommen. Ich schlage vor, wir alle ruhen uns etwas aus und reden morgen weiter."
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Am nächsten Tag verlief ihr Gespräch erfolgreicher. Sie einigten sich darauf, dass Severus mit Neville Kontakt aufnehmen würde, um herauszufinden, ob Dumbledore ihm erneut zur Amnestie verhelfen würde. Keiner von ihnen zweifelte wirklich daran, Severus hatte ihm schließlich zum Sieg verholfen. Severus hatte nicht vor, nach Hogwarts zurückzukehren, aber im Herzen des Ordens war er in der besten Position, ihnen weiter zu helfen.
Lucius hingegen konnte sich in der Zaubererwelt nicht mehr blicken lassen, aber mit Hilfe von Tigris' Amuletten konnte er sich unerkannt in England bewegen, Kontakt zu einigen seiner alten Verbindungsleute aufnehmen, und herausfinden, welche ehemaligen Todesser besonders nützlich für sie sein würden.
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„Ich muss zugeben, ich bin überrascht, dass dein Plan funktioniert hat." Lucius lehnte sich in seinem Sessel zurück. Es sah so aus als würden tatsächlich alle Todesser, die sich Tigris angeschlossen hatten, unbehelligt davonkommen. Tigris nannte sie Schatten, und es schien zutreffend. Sie waren tatsächlich in den Schatten verschwunden.
Seit einem Monat gab es wieder einen Wizengamot. Narcissa vertrat die Malfoy Familie im Rat, und sie hatte auch erfolgreich die beiden Sitze der Black Familie beansprucht. Andromedas Tochter hatte versucht sie zu übernehmen, aber die Zauber hatten sich geweigert sie anzuerkennen. „Toujours pur", hatte Narcissa verächtlich gesagt. „Meine Schwester hätte ihr beibringen sollen, was das heißt."
Diejenigen, die den Eid nicht geleistet hatten, waren allesamt verhaftet und als Todesser verurteilt worden. Irgendwie war es zur öffentlichen Meinung geworden, dass es hauptsächlich Vampire und Dementoren gewesen waren, die die Schlammblütler und andere politische Gefangene getötet hatten. Das war nicht völlig unwahr. Es war eine Art gewesen, wie der Dunkle Lord sie für ihre Dienste entlohnt hatte. Es unterschlug jedoch die Rolle, die das Ministerium dabei gespielt hatte. Die zuständigen Beamten behaupteten nun, sie hätten nie gewusst, was in diesen Lagern vor sich ging. Aus irgendeinem Grund konnte niemand etwas anderes beweisen. Lucius hatte Blaise etliche Male zu diesen Lagern begleitet, und die einzige Erklärung, die er dafür hatte, war, dass wirklich keiner der Gefangenen überlebt hatte. Blaise hatte behauptet, sie hätte die Idee von den Muggeln. Für Lucius war es der Beweis gewesen, dass sie wirklich vollkommen dem Wahnsinn verfallen war, auch wenn er ihr gesagt hatte, sie wäre brillant. Es war am Ende sehr gefährlich geworden, sie zu kritisieren.
„Ich weiß, wie das Ministerium funktioniert. Ich weiß, wie Dumbledore und seine Leute denken. Sie wollen immer das Gute in allen Menschen sehen." Tigris lächelte dünn.
Lucius hatte sich inzwischen an den Anblick seiner Schlangenaugen gewöhnt. Sie befanden sich in einem der oberen Zimmer in dem Haus der Dämmerung. Es war kaum zu glauben, dass es einmal das Hauptquartier des Dunklen Lords gewesen war. Cassiopeia Blacks Haus. Es war ein anderes Haus, seit Tigris es beansprucht hatte. Er hatte die meisten schwarzmagischen Gegenstände vernichtet, die Voldemort in seinen Räumen aufbewahrt hatte. Die, die er behalten hatte, hatte er in einem der untersten Keller untergebracht. Inzwischen waren viele der Hauselfen wieder aufgetaucht, die der Black Familie gehörten. Es fühlte sich langsam an wie ein Haus, dachte Lucius nachdenklich, und nicht wie ein lauerndes Monster, das jeden, der es betrat, jederzeit verschlingen konnte.
Tigris hatte ihm gesagt, das Mobiliar in diesem Raum wäre ein Geschenk von einem Freund aus Indien. Er liebte es, von seinen Reisen zu erzählen, allem was er gesehen und gelernt hatte. Lucius erinnerte sich gerne an seine Reisen nach Afrika, China und Russland. Wie überraschend, dass sie darin eine Gemeinsamkeit fanden. Er hatte sich nie so entspannt mit seinem Sohn unterhalten wie jetzt, wo er zu seinem Lord geworden war. Wie ironisch das war.
Percy Weasley agierte als Übergangsminister. Neuwahlen würde es vermutlich in einem oder zwei Jahren geben, je nachdem, wann sie es schafften, die Mysteriumsabteilung wiederherzustellen.
„Hast du all deine alten Kontakte inzwischen erreicht?", fragte Tigris.
„Ja." Lucius war sehr zufrieden damit. Mit Tigris' Amuletten war es leichter als erwartet gewesen, sein altes Netzwerk wieder aufleben zu lassen. Die Familiengeschäfte liefen reibungslos weiter, und viele seiner ehemaligen Kontakte im Ministerium waren gleich geblieben.
„Eine Sache, die wir dringend brauchen, sind Informationen", sagte Tigris. „Ich habe vor, diese Aufgabe Severus zu geben. Er weiß am besten, wen wir rekrutieren sollten und wo unsere Leute am effektivsten eingesetzt sind." Dumbledore hatte Severus wie erwartet mit offenen Armen wieder aufgenommen.
„Vertraust du ihm damit?", fragte Lucius überrascht. Es war mehr als wahrscheinlich, dass Severus die meisten Informationen, die er erfuhr, für sich behalten würde, und den Rest dazu benutzen würde, auf Entscheidungen Einfluss zu nehmen.
„Ich vertraue darauf, dass er mir sagt, was ich wissen muss." Tigris hielt einen Augenblick inne, dann schien er eine Entscheidung zu treffen. „Ich habe meine Möglichkeiten, mir da sicher zu sein. Ich habe ihm versprochen, dass ich nicht ohne seine Einwilligung seine Gedanken lese, aber bei den Schatten, die mit ihm zusammen arbeiten, habe ich keine solche Einschränkung. Wenn er versuchen sollte, mich zu hintergehen, werde ich es erfahren, aber ich bezweifle dass er so töricht ist. Ich denke, es wird ihm Spaß machen."
Daran hatte Lucius keinen Zweifel. Wenn Severus eines liebte, dann Geheimnisse und Rätsel.
„Ich brauche aber auch Leute, die mehr tun, als beobachten. Leute, die Hindernisse aus dem Weg räumen. Leute, die dafür sorgen, dass Dinge so geschehen wie wir es wollen. Ich bin der Meinung niemand ist besser in solchen Dingen, als du."
„Was genau meinst du damit?"
„Ich will, dass du dir Leute suchst, die bei Bedarf Probleme für uns lösen. Deine Kontakte können dabei hilfreich sein, wenn ich mich nicht irre. Aber du kannst dir auch gerne Schatten dafür auswählen. Ich weiß, welche Severus bereits für sich ausgewählt hat, also musst du es nur mit mir diskutieren."
„Was für Probleme?", fragte Lucius misstrauisch, die spannende Idee für den Augenblick ignorierend, dass Tigris ihn offenbar zu einem seiner Stellvertreter machen wollte.
„Im Moment zum Beispiel sieht es so aus, als ob der Wizengamot ein Gesetz bewilligen wird, das die Sitze im Rat neu verteilt – nicht länger nur nach Herkunft sondern nach besonderen Leistungen. Ich will dass dieser Vorschlag scheitert."
Lucius dachte einen Moment darüber nach. Es war ein Vorschlag den Dumbledore eingebracht hatte, vorgeblich um das Problem zu lösen, dass viele Sitze des Wizengamot aus Mangel an Erben frei blieben. „Das wird nur passieren wenn ein paar Mitglieder am Tag der Abstimmung nicht auftauchen."
„Ich bin mir sicher du wirst einen Weg finden, das zu verwirklichen ohne sie gleich umzubringen."
Lucius zog eine Braue hoch. „Und wenn das nicht möglich ist?"
Tigris musterte ihn abschätzend. „Ich vertraue darauf, dass du angemessene Lösungen für unsere Probleme findest. Was angemessen ist, überlasse ich deiner Einschätzung. Mir ist bewusst, dass manche unserer Probleme eine permanente Lösung erfordern."
Lucius dachte an die Todesser, die Tigris getötet hatte. Todesser, die ihm Loyalität geschworen hatten. Er war sich recht sicher, dass Severus nicht geahnt hatte, welche Reaktion seine Worte hervorrufen würden, ansonsten würde er sich Sorgen machen.
Er war sich noch immer nicht sicher, ob so viel Macht in Severus' Händen wirklich gut aufgehoben war. Andererseits, Severus würde über ihn wahrscheinlich das Gleiche sagen.
„Wie du wünschst", sagte er, in Gedanken bereits Pläne schmiedend. Sein Sohn kannte ihn gut. Tigris wusste, dass Lucius gut in dem war, was er von ihm verlangte. Es war einfacher gewesen, als er noch politischen Einfluss hatte. Lucius hatte plötzlich eine Idee.
„Einer der Mitglieder des Wizengamot, die uns Probleme machen – Asher Fawley – ist der letzte Erbe seiner Familie. Er hat genug eigenes Vermögen, um unbestechlich zu sein, und ist alt genug, dass alle seine Laster inzwischen bekannt geworden wären, wenn er welche hätte. Mehr als das, er unterstützt Dumbledores Vorschlag nur aus einem einzigen Grund: Voldemort hat seinen Sohn und dessen Familie umbringen lassen, weil sie ihm ihre Unterstützung verweigert haben."
„Mit anderen Worten, er wird seine Meinung niemals ändern. Du willst ihn verschwinden lassen, aber das ist nicht alles, nehme ich an, da du ihn so direkt erwähnst."
„Nein. Fawley ist mit den Malfoys verwandt. Entfernt verwandt, aber näher als mit allen anderen reinblütigen Familien. Deine Urgroßmutter war eine Fawley. Es ist Blutsverbindung genug, dass sein Land mich als Erbe anerkennen würde."
Tigris' Augen weiteten sich und er lächelte. „Du denkst darüber nach, ihn zu ersetzen. Das ist eine brillante Idee. Der Sitz der Fawleys im Wizengamot wird sehr nützlich für uns sein."
„Es gibt mir auch die Chance, das zu tun, worin ich wirklich gut bin." Lucius hob sein Glas und trank einen Schluck. Er war froh, dass Tigris so begeistert von der Idee war. Es war eine brillante Idee. Nicht nur, wegen dem politischen Einfluss der Fawleys, sondern auch, weil die Ländereien und das Vermögen der Fawleys nicht zu verachten waren.
„Ich denke, Mr. Fawley wird in naher Zukunft an einer schwerwiegenden Krankheit erkranken. Einer Krankheit, die dafür sorgen wird, dass sein Erinnerungsvermögen nicht mehr ganz so gut ist, wie es einmal war."
„Die Details überlasse ich dir. Bring mir das Blut, und ich werde dafür sorgen, dass du genug Amulette hast, um Mr. Fawley noch lange leben zu lassen."
Lucius war versucht zu fragen, was Tigris den ganzen Tag über tat, aber er verbiss es sich. Offenbar hatte ihr Lord Zeit genug, Tränke zu brauen.
„Severus wollte herausfinden, ob wir einen Spion in den Unsäglichen bekommen können. Hat er damit inzwischen Erfolg gehabt? Das könnte sehr nützlich sein."
Tigris drehte sein Glas zwischen den Fingern. „Das ist etwas, das du nicht wirklich wissen musst, Vater."
Lucius zuckte bedauernd mit den Schultern. Es war einen Versuch wert gewesen.
.
„Theo."
Tigris zögerte einen Moment, dann trat er auf seinen alten Freund zu und umarmte ihn. Theo versteifte sich einen Moment, dann erwiderte er die Umarmung zögernd.
„Ich kann nicht glauben, dass ich dich bei der Zeremonie nicht einmal bewusst wahrgenommen habe. Du hast dich verändert!"
Theodore Nott zuckte verlegen mit den Schultern. „Wir haben uns lange nicht gesehen… mein Lord."
Tigris zuckte ungewollt zusammen. „Du musst mich nicht so nennen. Wie lange kennen wir uns jetzt? Nenn mich Tigris, Merlin!"
Theo grinste schief. „Du musst zugeben, dass es in dieser Situation nicht so ganz einfach ist, Tigris-Merlin."
Tigris lachte. „Ganz hast du dich offensichtlich nicht verändert." Er musterte Theo. Mit seiner Hornbrille, dem Bart und all dem Tweed sah er mehr aus wie ein Professor in Oxford als der ambitionierte junge Zauberer, den er in Erinnerung hatte. „Wie kommt es, dass du schließlich doch den Todessern beigetreten bist? Soweit ich mich erinnern kann, hast du nie etwas von Voldemort gehalten."
Theo verzog bitter den Mund. „Ich hatte keine Wahl. Mein Vater hat dem Verrückten erzählt, dass ich nützlich für ihn wäre. Ich habe den Fehler gemacht, ihm zu erzählen, was ich herausgefunden habe."
Tigris wurde ernst. „Ja, was das angeht… Severus hat mir davon erzählt, aber ich gebe zu, ich habe es nicht ganz verstanden… ich habe das Gefühl, er hat es auch nicht ganz verstanden… aber lass uns am Anfang beginnen… lebst du wirklich mit deiner Familie in der Muggelwelt? Bist du noch mit Richard zusammen?"
Theos Blick verdüsterte sich. „Nein, aber… Richard ist vor einigen Monaten gestorben, Tigris."
„Oh. Das tut mir leid."
Sein Freund schüttelte nur den Kopf. „Es war ein sinnloser Tod. Er hat sich diese Muggelkrankheit eingefangen… Wenn Voldemort nicht gewesen wäre… Es ist eine lange Geschichte." Er atmete tief durch. „Ich war froh, dass ich ihn noch einmal sehen konnte, bevor er starb. Er… er hat mir viel bedeutet. Ohne ihn hätte ich nie den Mut gehabt, all das zu tun, was ich getan habe."
Sie schwiegen einen Moment. Tigris hatte Richard nie besonders gemocht, aber es tat ihm leid, wie er gestorben war.
„Severus sagte mir, du hast irgendeine Muggel-Wissenschaft studiert?", fragte er schließlich.
Sie gingen den Wandelgang entlang. Seine Mutter und sein Vater winkten ihnen von der Sitzecke auf der anderen Seite aus zu, und sie wandten langsam ihre Schritte in ihre Richtung. Er hatte ihnen versprochen, dass sie später zusammen Tee trinken würden. Sein Vater war anscheinend mehr mit Theodore und seiner Frau in Kontakt geblieben, als er.
Bei seiner Frage verschwand die Traurigkeit schlagartig aus Theos Gesicht und machte Begeisterung Platz.
„Ja, theoretische Physik. Es ist faszinierend, Tigris. Du solltest die Muggel nicht so abtun, es ist unglaublich, was sie alles über die Welt herausgefunden haben. Manchmal denke ich, unsere Fähigkeit zu zaubern macht uns Zauberer träge. Ich meine, wir haben Arithmantik und Alchemie, aber es ist kein Vergleich zu dem, was Muggel mit den einfachsten Dingen tun können. Stell dir vor, welche Artefakte man erstellen könnte, wenn man beides kombiniert! Ich habe ein paar Experimente gemacht, du kannst dir nicht vorstellen was alles möglich ist! Die Dinge, die sie herausgefunden haben…"
Tigris bemühte sich, sich seine Ungeduld nicht anmerken zu lassen. Offensichtlich war Theo noch immer so vernarrt in die Muggel, wie er und Richard es in der Schule gewesen waren. Alles schön und gut, aber Tigris musste bei diesen Worten als erstes daran denken, wie gefährlich dieser Entdeckungs- und Erfindergeist der Muggel war. Sie hatte mit ihren begrenzten Fähigkeiten erstaunliche Dinge herausgefunden, das war wahr. Meistens allerdings nutzten Sie das, was sie herausfanden, zur Zerstörung.
Theo hielt inne und sah ihn an. „Aber das interessiert dich alles gar nicht, nicht wahr?", sagte er resigniert. „Was dich interessiert ist nur das, was mein Vater Riddle erzählt hat. Dass die Muggel herausgefunden haben, dass Magie existiert."
„Ist es wahr?"
Theo seufzte. „Ist es wahr, was ich Voldemort erzählt habe? Dass die Muggel wahrscheinlich über Magie Bescheid wissen, und Waffen entwickelt haben, um sich dagegen zu wehren?" Sein Freund schwieg einen Moment und presste die Lippen zusammen. „Nein. Ich habe ihm das erzählt, damit er Englands Muggelwelt in Ruhe lässt."
Tigris atmete erleichtert auf. Bei allem, was er über die Muggel wusste, war ihm das lächerlich vorgekommen, aber Voldemort war sich anscheinend so sicher gewesen, dass er Angriffe auf die Muggelwelt über Jahre vermieden hatte. Einen Augenblick hatte er gezweifelt. Er lachte. „Ich hätte wissen müssen, dass es nur einer deiner Tricks ist. Ich meine, wie könnten die Muggel herausfinden, dass Magie existiert? Das ist lächerlich!"
Theo lachte nicht. „Es ist nicht so lächerlich, wie du denkst, Tigris. Du hättest mich fragen sollen, was ich meinen Vater erzählt habe. Er hat es nicht verstanden, das ist wahr. Er hat überreagiert. Aber es ist eine Tatsache, dass die Muggel herausgefunden haben, dass Magie existiert."
Tigris blieb abrupt stehen. „Was?"
Sein Freund seufzte. „Bitte versteh das nicht falsch, wie sie das getan haben. Muggel haben herausgefunden, dass Magie existiert, aber sie wissen nicht, was es ist. Sie haben nicht die geringste Vorstellung davon, was man damit tun kann, oder wie man es beeinflusst. Muggel versuchen ständig zu verstehen, wie die Welt funktioniert, wie sie aufgebaut ist. Sie haben Maschinen gebaut, die Materie analysieren und die kleinen Teilchen, aus denen sie aufgebaut ist. Vor vielen Jahren haben sie das Atom gefunden, und dann haben sie es gespalten und herausgefunden, dass es aus noch kleineren Teilchen besteht, und dass diese aus noch kleineren Teilchen bestehen. Sie haben diese kleinen Teilchen beobachtet, und entdeckt, dass sie sich auf eigenartige Weisen verhalten, die sie nicht verstehen. Weisen, die nicht in die Welt passen, die sie kennen. Wissenschaftler streiten sich darüber, was es bedeutet. Als ich diese Forschungsergebnisse das erste Mal gesehen habe, wusste ich sofort, was sie beschrieben. Unsere Alchemisten haben schließlich das Gleiche herausgefunden. Die Muggel nennen es Quantenverschränkung. Wir nennen es intrinsische Harmonie."
„Intrinsische Harmonie…" sagte Tigris schockiert. „Das ist der Ursprung aller Magie." Er hatte das bereits zu Beginn seiner Ausbildung gelernt, als er einen Stein untersucht hatte, der die intrinsische Harmonie zwischen allen Dingen so störte, dass keine Magie in seiner Gegenwart möglich war. Es war eines der komplexesten Themen in der Artefaktkunde. Er konnte kaum begreifen, dass Muggel etwas darüber herausgefunden hatten. Wenn sie soweit kommen konnten, was konnten sie noch tun? Er verstand plötzlich, warum Riddle Theo geglaubt hatte.
„Sie wissen nicht, was es bedeutet", versicherte er sich.
„Nein. Sie arbeiten daran. In zwanzig, dreißig Jahren verstehen sie es vielleicht… aber auch dann sind sie noch weit davon entfernt, es zu beherrschen. Andererseits, manchmal schaffen Muggel in kürzester Zeit beeindruckende Dinge. Eine Garantie gibt es nicht."
Tigris sah zu Boden. Das veränderte die Dinge. Er musste es den anderen sagen – Jitendra, Huangdi, John… Sie hatten weniger Zeit, als sie gedacht hatten.
Theo griff nach seinem Arm. „Tigris… es gibt noch etwas anderes, über das ich mit dir reden wollte."
Tigris war noch immer von dem, was er vorher gehört hatte abgelenkt, und ging ohne aufzusehen weiter.
„Hast du gewusst, dass dein Bruder noch am Leben ist?"
Die Zeit stand still. Tigris blieb stehen und starrte Theo an. „Woher weißt du das?", fragte er heiser.
Theo begegnete seinem Blick. „Also ist es wirklich wahr… Als ich ihn gesehen habe dachte ich, ich habe Halluzinationen. Wie lange weißt du schon, dass er sich in der Muggelwelt versteckt?"
Tigris traf eine Entscheidung. Theo verdiente es, Bescheid zu wissen. Schließlich war er einmal einer von Dracos besten Freunden gewesen. Außerdem, was spielte es noch für eine Rolle? Voldemort war tot. „Ich habe es immer gewusst", sagte er. „Schließlich habe ich Voldemort damals angelogen, als ich ihm gesagt habe, dass ich Draco umgebracht hätte."
Etwas traf mit einem Knall auf dem Steinboden auf und zerbrach.
Tigris sah auf, und sah auf seine Eltern, die wie gefroren wenige Meter von ihnen entfernt standen. Seine Mutter klammerte sich an den Arm seines Vaters, kreidebleich. Vor ihnen lagen die Scherben einer zerbrochenen Teekanne, aus denen Tee langsam in den Rillen zwischen den Steinen versickerte.
Sein Vater sah ihn mit steinernem Gesicht an. Er ballte die Faust, und entspannte sie mit sichtlicher Anstrengung wieder. Trotzdem klang seine Stimme schwach, als er schließlich sprach.
„Draco ist am Leben?"
Einen langen Moment lang herrschte absolute Stille. Tigris wusste nicht, was er sagen sollte. Theo sah schockiert auf Lucius und Narcissa. Tigris war sich nicht sicher, ob das daran lag, dass er sie noch nie zuvor so aufgelöst gesehen hatte, oder daran, dass er nicht wirklich geglaubt hatte, dass sie es nicht wussten.
Hatte Theo ihn manipuliert? fragte er sich plötzlich. Es wäre typisch für seinen alten Freund. Er hatte immer versucht…
„Du hast uns angelogen", sagte seine Mutter mit zitternder Stimme. „Zehn Jahre lang hast du uns angelogen. Zehn Jahre haben wir geglaubt, dass Draco tot ist!" Ihr Satz endete in einem Aufschrei. Sie streckte ihre Hände aus, als wollte sie sich in seiner Robe festkrallen. Sein Vater hielt sie an beiden Armen fest, um sie davon abzuhalten.
„Du schuldest uns eine Erklärung, Tigris."
Theo wich zurück. „Vielleicht sollte ich besser gehen…"
„Nein!", sagte Tigris scharf. Er hob die Hand in Richtung seiner Eltern.
„Du hast mir gesagt, du hast ihn gesehen. Wo?"
„Warum? Ich dachte, du weißt, wo er ist."
„Ich habe dir eine Frage gestellt!", sagte Tigris ärgerlich.
Theo wich einen Schritt zurück. „In der städtischen Klinik in Brighton. Anscheinend arbeitet er dort als Arzt."
„Brighton…" Tigris hatte gewusst, dass Draco sich an der Küste befand, aber was immer der Orden getan hatte, um ihn zu verbergen, funktionierte zu gut, um seine genaue Position zu bestimmen. Obwohl Draco das dunkle Mal hatte, wusste er nicht, wo genau er sich befand, welchen falschen Namen er benutzte, und wie er nun aussah.
„Du kennst dich mit Muggeln aus, nicht wahr? Mit ihren Computern? Internet?"
„Ja…" Theo sah ihn verwirrt an. „Es überrascht mich ein wenig, dass du etwas darüber weißt."
Tigris tat das ab. Es hatte keinen Sinn, sich darüber zu ärgern. Außerdem, er wusste zwar mehr über Muggel, als die meisten reinblütigen Zauberer, aber auch nicht unbedingt viel.
„Du kannst seinen Namen herausfinden und seine Adresse."
„Ich…" Sein Freund wirkte plötzlich unsicher. Er wich seinem Blick aus.
„Lüg mich nicht an. Ich bin nicht Voldemort."
Theo erbleichte und schluckte. „Ja, ich kann das herausfinden", sagte er heiser.
„Gut. Dann tu das. Schnellstmöglich."
„Ich… Ja." Theo warf Lucius und Narcissa einen kurzen Blick zu. „Es tut mir leid." Er apparierte.
„Draco ist am Leben", wiederholte sein Vater. Er klang etwas gefasster. „Du hast es nicht für nötig gehalten, uns das zu sagen?"
Tigris presste die Lippen zusammen. So hatte er sich diese Unterhaltung nicht vorgestellt. „Es war zu gefährlich. Wenn Voldemort herausgefunden hätte, dass ich ihn angelogen habe… er hätte mich umgebracht. Vielleicht sogar uns alle."
„Willst du wirklich behaupten, du warst der Meinung, du könntest uns kein Geheimnis anvertrauen?", fragte seine Mutter zornig. „Nach allem, was wir zusammen erlebt haben? Wirklich?"
Er wich ihrem Blick aus. „Das ist etwas anderes. Ihr hättet euch anders verhalten. Selbst ihr wart misstrauisch, als ich nicht so um ihn getrauert habe, wie ihr es erwartet habt. Wenn wir uns alle so verhalten hätten, hätte jemand Verdacht geschöpft."
„Das weißt du nicht! Es gibt dir nicht das Recht…"
Lucius legte eine Hand auf ihren Arm. „Er hat Recht, Narcissa", sagte er mit zusammengebissenen Zähnen. „Ich weiß nicht, ob jemand etwas bemerkt hätte… aber ich weiß, ich hätte ein paar Dinge anders getan, wenn ich gewusst hätte, dass Draco noch lebt."
Die beiden wechselten einen Blick. Narcissa biss sichtlich die Zähne zusammen und sah zur Seite.
„Du wirst ihn nun nach Hause holen", sagte seine Mutter. Es war keine Frage.
Tigris zögerte. Es war nicht so einfach, wie seine Eltern sich das offensichtlich wünschten. Er hoffe, dass Theo herausfinden würde, wo Draco lebte, aber was er dann damit tun würde, wusste er noch nicht. Er hatte oft davon geträumt, Draco zurückzuholen, wenn Voldemort tot war. Nun jedoch…
„Er hat für Dumbledore gearbeitet…", sagte er widerwillig. „Er hat die letzten zehn Jahre unter Muggeln gelebt, und sich dort offenbar erfolgreich eine Karriere aufgebaut." Er konnte sich das noch immer kaum vorstellen. Draco war Arzt? Brauchte man dafür nicht einen Schulabschluss und ein Studium? Vielleicht hatte der Orden die Dokumente gefälscht. „Wir wissen nicht einmal, ob er zurückkommen will."
„Wir haben dich zu uns geholt", sagte sein Vater heiser. „Es hat uns nicht gekümmert, dass du unter Muggeln aufgewachsen bist. Es hat uns nicht gekümmert, dass du Dumbledore verehrt hast. Draco ist unser Sohn! Du wirst ihn zu uns zurückbringen."
Vielen Dank für eure Reviews an: Profimacher2, mimaja, roman, Vakuole, Loyan, Chrissi, Gandalf90, strega79, Dragonia, krawumm, Guest, Dark, Mideon, eldingar, HarryPotter317
Es freut mich sehr, dass immer noch so viele diese Geschichte lesen! Egal, ob ihr von Anfang an dabei seid, oder diese Geschichte erst vor kurzem entdeckt hat, vielen Dank! Eure Begeisterung hält meine Muse am Leben.
Alle, die darauf warten, dass Draco und Tigris sich wiederbegegnen, können sich schon auf das nächste Kapitel freuen ;).
P.S. Ein Bild von dem neuen Mal findet ihr auf meiner Homepage:
animulamultisona (hier ein Punkt) co (noch ein Punkt) nf (slash... ja, ja ffnet mag keine Links, hab's kapiert) das_graue_mal_bunt
(ffnet mag auch kein at) HarryPotter317
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