„Kann
sich jemand von euch um den Patienten in der Drei kümmern?
Verdacht auf eine Blinddarmentzündung!", Sam sah Dr. Andrews
und Dr. Morris fragend an.
„Gibt es nichts Aufregenderes?",
wollte Morris wissen.
Samantha glaubte schlecht zu hören:
„Wie Bitte?"
Sarah nahm schließlich die Akte entgegen:
„Ich übernehme das!"
„Danke, ich bin übrigens
Sam!", stellte sie sich vor und gab Dr. Andrews die Hand.
„Sarah
Andrews!"
„Dr. Archie Morris!", sagte dieser und hielt Sam
die Hand entgegen.
Doch sie sah ihn nur an: „Hab ich schon
gehört!" und machte sich wieder an die Arbeit.
„Die Leute
kennen mich schon!", meinte Morris stolz.
Dr. Andrews sah sich
die Akte an: „Darauf würde ich mir nichts einbilden. Das kann
man auch falsch auffassen!"
„Eifersüchtig Ms. supertolle
Abschlussarbeit?", stichelte er.
„Werde mal erwachsen!",
Sarah machte sich daraufhin auf in die Drei, der Kerl war vielleicht
anstrengend.
„Sie steht auf mich!", stellte Morris fest.
Ray
musste schmunzeln. „Sieht ganz so aus!", meinte er
sarkastisch.
„Dr. Lewis ich hab hier einen 8 jährigen
Jungen der einen Schlüssel verschluckt hat!", berichtete Dr.
Barnett und gab ihr die Röntgenbilder.
„Einen Schlüssel?",
sie nahm die Bilder und sah sie sich genau an.
„Ja, er wollte
seine große Schwester ärgern in dem er ihr drohte den
Schlüssel ihres Tagebuchs zu schlucken. Was dann auch leider
passiert ist!"
„Sind die Elter hier?"
„Nein, nur der
Kleine und seine Schwester. Sie wollen den Eltern nichts sagen!"
„Und
wie alt ist die Schwester?"
Ray fuhr sich mit der Hand über
den Nacken: „Sie sagt, 21, kann ich mir aber nicht vorstellen. Ich
schätze sie auf knappe 16!"
„Dann müssen wir die
Eltern herholen lassen. Versuch noch mal mit ihr zu reden. Ich komme
dann gleich nach!"
„Alles klar!", Ray machte sich daraufhin
wieder zurück zu seinem Patienten.
„Guten Tag Mr.
Evans, ich bin Dr. Andrews!", stellte sich die Assistenzärztin
vor.
„Sie sind noch so jung, sind sie wirklich Ärztin?",
fragte der kleine dickliche Mann unsicher nach.
„Ja, ich bin
Assistenzärztin im ersten Jahr!", erklärte sie ihm.
„Ich
will einen richtigen Arzt!"
Überrascht sah sie ihn an, „Ich
bin Ärztin!"
„Holen sie mir einen richtigen Arzt. Ich
will kein Versuchskaninchen spielen!" Der Mann schien sich nicht
von seiner Meinung abringen zu lassen.
„Okay, wie sie möchten!",
Sarah konnte das nicht fassen, schon am ersten Tag will sich ein
Patient nicht von ihr behandeln lassen.
„Dr. Kovac, ich hab
hier ein kleines Problem!", Sarah sah ihn etwas unsicher an.
„Was
gibt's denn?", fragte dieser.
„Der Patient in der Drei will
sich nicht von mir untersuchen lassen!"
„Und wieso nicht?",
er sah sie eindringlich an.
Kerry stand nur ein paar Meter weit
entfernt und konnte die Unterhaltung mitverfolgen.
„Er meinte
ich solle einen richtigen Arzt holen, ich sei keine Ärztin!".
Sie klang eingeschüchtert.
„Hast du ihm gesagt dass du
Assistenzärztin bist?"
„Ja!", Dr. Andrews sah Luka mit
großen Augen an, „War das falsch?"
„Nein, nein, keine
Sorge.", beruhigte er sie, „So etwas kommt öfter vor. Komm
mal mit!" Auf den Weg in die Drei drehte er sich noch einmal um:
„Du auch Morris!"
„Ich komme!"
Und schon waren sie in
der Drei angekommen.
„Sind sie ein richtiger Arzt?", wollte
der Mann mit schon etwas verärgerter Stimme wissen.
„Ja,
das bin ich. Genauso wie Dr. Andrews hier und Dr. Morris!"
„Aber
sie können mir nicht erzählen dass Sie auch noch in der
Ausbildung sind!", seine Aussage klang schon fast gehässig.
„Wir
sind hier ein Lehrkrankenhaus. Unsere Assistenzärzte sind hier
damit sie etwas lernen. Aber glauben sie mir, sie wissen was sie tun
und wenn nicht werden sie jemanden von uns holen!", Luka versuchte
auf den Patienten einzureden. Aber es half nichts. Er bestand darauf
von Luka untersucht zu werden, der dann natürlich auch dem
Wunsch des Patienten nachgehen musste.
„Ärgere dich
nicht darüber, das kommt immer wieder vor!", ermutigte er
seinen Schützling als sie den Behandlungsraum
verließen.
„Danke!"
„Hier hast du einen neuen
Patienten. Eine nette Dame, sie liegt gleich hier drüben!",
Luka gab ihr eine Krankenakte.
„Und was ist mit mir?", fragte
Morris schließlich.
Dr. Kovac war gerade im Stande etwas zu
sagen, als die Türen aufflogen und eine Gruppe Kinder hereinkam.
Der erste von ihnen brachte gleich einmal sein Innerstes auf den
Boden des Countys zum Vorschein.
Luka klopfte Morris auf die
Schulter und Grinste: „Jetzt hast du einiges zu tun!"
„Malik,
Sam! Dr. Morris wird euch helfen!", er deutete auf den Rotschopf
neben sich, welcher seufzend auf die Truppe von Kindern zu
ging.
„Doktor wir haben im Pfadfinderlager Hamburger gegrillt
und nach einer Stunde wurde den Kindern übel!", erzählte
eine ältere Dame im seltsamen grünen Kostüm mit einem
witzigen Hut.
„Und haben sie auch etwas davon gegessen!",
fragte Morris nach.
„Nein, ich esse doch kein Fleisch!", die
Frau klang direkt angewidert.
Morris bückte sich zu einem der
Kinder hinunter: „Zeigst du mir mal deine Zunge!" Der kleine
Junge streckte die Zunge heraus. Doch plötzlich stieß der
kleine Junge auf und übergab sich direkt auf die Schuhe von Dr.
Archie Morris.
„So eine Scheiße!", entkam es ihm.
Hinter
der Aufnahme konnten sich Luka, Susan, Sam und Sarah das Lachen nicht
verkneifen. Sein Blick war einfach zu göttlich.
„Kommt
Kinder, wir gehen dort rüber!", Sam und Malik brachten die
Kinder in die Zwei.
„Morris, zieh dich um und dann kümmere
dich um die Kinder!", Luka drückte ihm ein grünes OP
Gewand in die Hände, „In einer halben Stunde stellst du mir
die Patienten vor!"
Archie schnaufte und während er auf die
Toiletten zuging murmelte er irgendetwas vor sich hin.
Dr.
Andrews hatte Glück, diese Patientin war problemlos und
freundlich.
„Wie lange haben sie diesen Husten schon?",
fragte Dr. Andrew, nachdem sie die Dame abgehört hatte.
Die
ältere Dame überlegte, „Schon ein paar Jahre. Hat mich
aber nie sonderlich gestört. Erst seit 2 Wochen ist es so
schlimm dass ich kaum schlafen kann!"
„Wann waren sie das
letzte mal beim Arzt?", Dr. Andrews hatte einen schlimmen
Verdacht.
„Ich weiß es nicht. Ist schon einige Jahre
her!", Mrs. Hooper schien nicht sonderlich besorgt um ihre
Gesundheit. Sie war auch nicht freiwillig in die Notaufnahme
gekommen. Beim einkaufen war sie gestolpert und hatte sich den Kopf
gestoßen. Wobei dies wohl das kleinere Übel war.
„Mrs.
Hooper, ich möchte einige Tests mit ihnen machen, unter anderem
auch ein Thoraxröntgen, nur um sicher zu gehen dass mit ihnen
alles in Ordnung ist!"
„Ein Thoraxröntgen?", sie sah
die Ärztin fragend an.
„Ein Lungenröntgen!",
erklärte Dr. Andrews der Frau.
„Ist dass den unbedingt
nötig? Ich habe heute noch so viel zu tun. Ich sollte nach Hause
gehen!", Mrs. Hooper wollte gerade aufstehen als ihr Dr. Andrews
eine Hand auf die Schulter legte
"Diese Tests sind wichtig. Ich
verspreche Ihnen es wird nicht allzu lange dauern!", Sarah redete
auf die Patient ein und anscheinend wirkte es. Sie legte sich wieder
zurück aufs Bett und ließ die Tests über sich
ergehen.
„Bitte, ich brauche den Schlüssel
unbedingt. Sie müssen ihn doch irgendwie aus ihm rausbekommen!",
das Mädchen wurde schon fast etwas hysterisch.
Ray wunderte
sich über das Verhalten: „Der Schlüssel kommt von alleine
wieder zum Vorschein. Das kann eben nur etwas dauern!"
„Ich
brauche den Schlüssel aber noch heute!"
Dr. Barnett sah
sich das Mädchen etwas genauer an. Ihre Augen schienen
Blutunterlaufen und ihr Finger fuhr immer wieder unter ihre Nase.
„Und das ist der Schlüssel für dein Tagebuch?",
fragte er in einem etwas unglaubwürdigen Ton nach.
„Ja, das
haben wir ihnen doch schon gesagt!", sie wurde immer unruhiger.
Ray
bückte sich zu dem kleinen Jungen hinunter der kaum ein Wort von
sich gab: „Timmy, wieso hast du den Schlüssel
verschluckt!"
„Wir haben ihnen doch schon gesagt was los
war!", seine Schwester stellte sich vor Timmy.
„Du hast es mir
erzählt und ich glaube nicht dass der Schlüssel für
dein Tagebuch ist!"
„Was wollen sie mir unterstellen?"
„Mädel,
ich seh doch deine Augen. Und dein Verhalten. Du brauchst dein Koks,
nicht wahr?"
„Timmy wir gehen!", das Mädchen nahm ihren
Bruder am Arm und ging auf die Ausgangstür zu, doch Ray stellte
sich ihnen in den Weg.
„Ihr bleibt schön hier!"
„Lassen
Sie uns vorbei!"
„Nein!"
Dr. Barnett konnte den Jungen
gerade noch halten. Das Mädchen entwischte ihm und rannte zum
Ausgang hinaus. „Linda, pass kurz auf den Jungen auf!", bat er
seine Kollegin und lief darauf so schnell er konnte zum Ausgang
hinaus. Doch das Mädel war weg, weit und breit nichts von ihr zu
sehen. „Mist!", verärgert über sich selbst, ging er
zurück ins County. Er hätte die Klappe halten sollen und
sie nicht auf die Drogen ansprechen sollen.
„Alles klar, Ray?",
Dr. Andrews stand eben an der Aufnahme als Ray sichtlich gestresst
wieder zur Tür hereinkam.
„Ja, ja, alles okay!", sagte
dieser nur und ging zurück zu den Jungen.
Als Ray zurück
in den Behandlungsraum kam, war Dr. Lewis inzwischen dazu
gestoßen.
„Wo ist seine Schwester?", wollte sie
wissen.
„Weggelaufen!", Dr. Barnett zuckte mit den
Schultern.
„Weggelaufen? Einfach so?", Susan sah ihn fragend
an.
„Naja!", Ray fuhr sich über den Nacken, „Ich hätte
vielleicht eine gewisse Sache nicht erwähnen sollen!"
„Und
was war das?", Dr. Lewis klang leicht erregt.
„Ich hab ihr
angesehen dass sie Drogenabhängig ist und hab sie darauf
angesprochen!"
„Und dann ist sie ausgerastet und
abgehauen!"
Ray nickte.
„Tolle Leistung!", bemerkte Susan
sarkastisch.
„Ich konnte doch nicht wissen...!" „Schon
gut!", unterbrach sie ihn.
Sie bückte sich zu dem Jungen
hinunter: „Hallo Timmy! Ich bin Susan!"
Doch dieser sah sie
nur an, ohne ein Wort zu sagen.
„Möchtest du mir vielleicht
erzählen, was zu Hause wirklich passiert ist?"
Der kleine
verneinte nickend.
„War das der Schlüssel zu dem Tagebuch
deiner Schwester?", sie blickte ihn fragend an.
Er verneinte
abermals.
„Wir kommen der Sache näher!", bemerkte Ray und
verschränkte die Arme vor der Brust.
Darauf erntete er einen
finsteren Blick von Susan. In gewissen Momenten sollte Ray lernen den
Mund zu halten.
„Wofür war der Schlüssel?"
Timmy
sah die blonde Ärztin mit seinen großen Augen an:
„Verraten sie nichts meinen Eltern!", bat er.
„Ich
verspreche es!", Dr. Lewis gab den kleinen Jungen die Hand.
Er
sah zu Ray: „Der Doktor soll es auch versprechen!"
„Dr.
Lewis, sie können doch nicht...!" setzte Ray an, doch er wurde
von Susan unterbrochen: „Versprich es ihm!"
Er seufzte: „Gut,
ich verspreche es!"
„Also Timmy, erzähl uns was zu Hause
los war!", Dr. Lewis sah Timmy eindringlich an und dieser begann
darauf zaghaft zu erzählen: „Karen versteckt den Schlüssel
immer unter ihrer Matratze. Als sie mich einmal von der Schule
abgeholt hat, sind wir durch den Bahnhof gegangen und dort hat sie
damit ein Schließfach geöffnet." Dann hielt er
inne.
„Und was war darin Timmy!"
„Säckchen mit
weißen Pulver. Karen nimmt sie immer mit nach Hause und dann,
dann...!", er begann zu stottern, „Wenn Mum und Dad nicht zu
Hause sind verschwindet sie ins Badezimmer. Dann kommt sie zurück
und ist ganz komisch. Manchmal weint sie, manchmal schreit sie,
manchmal lacht sie!" Dem kleinen Jungen entkam eine Träne die
er sich daraufhin sofort von der Wange wischte.
Rays Blick wurde
nachdenklich, angespannt und noch immer mit verschränkten Armen
lauschte er dem Gespräch.
„Wieso willst du deinen Eltern
nichts erzählen?"
„Sie werden sie ins Internat geben und
dann bin ich immer alleine zu Hause!", sein Blick wirkte traurig,
„Sie sind wegen ihrer Arbeit fast nie zu Hause!"
Susan stand
wieder auf: „Linda wird dir gleich etwas geben, dass du besser auf
die Toilette gehen kannst, wir sind gleich wieder da!"
Während
Dr. Dalton die Tabletten holte, gingen Ray und Susan ebenfalls nach
draußen.
„Sie müssen die Eltern informieren!",
meinte Dr. Barnett.
„Nicht unbedingt!", meinte Susan.
„Was
meinen Sie?"
„Ray, so etwas bleibt eine Ausnahme! Komm mit!"
Etwas verwirrt ging er mit Susan zurück in den
Behandlungsraum.
„Dr. Andrews?", rief ihr Sam zu, „Ich
hab hier die Röntgenbilder von Mrs. Hooper für Sie!"
Sarah
nahm sie entgegen und steckte sie in den Leuchtkasten. Ihr Gesicht
wurde blass: „Oh Mein Gott!"
„Solche Nachrichten sind nicht
leicht zu überbringen!", meinte Sam.
„Kann ich mir
vorstellen!", Sarah seufzte und machte sich auf den Weg zu Dr.
Kovac.
„Hör mal Timmy. Der Schlüssel wird bei uns
bleiben und wir werden versuchen mit deiner Schwester zu sprechen!",
erklärte ihm Susan.
„Werden Sie ihr helfen!"
„Wir
werden es auf alle Fälle versuchen. Du muss ihr nur erzählen,
dass wir den Schlüssel haben und sie sich ihn von uns holen
kann!"
„Aber das werden Sie doch nicht tun oder?", der
Kleine schien sich eine Menge Sorgen um seine Schwester zu
machen.
„Nein, egal was passiert. Den Schlüssel bekommt sie
nicht mehr wieder!", Susan lächelte ihm zuversichtlich zu,
„Wir brauchen aber trotzdem deinen Namen und deine Adresse!"
„Kann
ich dann nach Hause gehen?", wollte Timmy schließlich
wissen.
„Sobald du den Schlüssel los bist, okay!"
„Okay!",
der Kleine nickte.
„Wollen sie das wirklich tun?", Ray
glaubte noch immer nicht so ganz was er da eben hörte.
„Ja,
das will ich und es bleibt unter uns!", sie sah ihn mit einem
ernsten Blick an, „Wenn seine Schwester ins Heim geht, hat er
niemanden mehr!"
„Klingt so als hätten sie so was
ähnliches schon mal erlebt!", stellte Ray fest.
„Ich
glaube einfach dass es das Richtige ist!"
Daraufhin verschwand
Susan aus dem Behandlungsraum. Normalerweise war so etwas nicht ihre
Art. Aber sie hatte die große Hoffnung dass sie die Schwester
des Kleinen noch zur Vernunft bringen könnte.
„Dr.
Kovac!", Sarah stellte sich neben ihn, „Es geht um die Patientin
die Sie mir vorhin gegeben haben!"
„Ja?", er sah zu ihr
hinab, da sie doch um einiges Kleiner war als er.
„Sehen sie,
hier!", Dr. Andrews hielt ihm die Röntgenbilder unter die
Nase.
„Krebs!", stellte dieser kurz daraufhin fest.
„Ja!",
Sarah nickte, „Ich, ich hab noch nie!"
„Kein Problem, kommen
sie!", Luka ging mit ihr zu Mrs. Hooper hinüber.
Die
Assistentin war nervös.
„Mrs. Hooper, ich bin Dr. Kovac!
Dr. Andrews kennen sie ja schon!"
Die Dame lächelte: „Ja,
eine sehr nette Ärztin!"
Sarah versuchte zu lächeln,
aber es fiel schwer.
„Mrs. Hooper, wir haben die Bilder ihres
Lungenröntgen bekommen!"
„Ich habe Krebs nicht wahr?",
sie klang wissend und bedrückt zu gleich.
„Ja, es tut mir
leid!", Luka senkte leicht den Kopf.
„Wie lange bleibt mir
noch?", sie sah zuerst zu Dr. Andrews und dann wieder zu Dr.
Kovac.
„Der Krebs ist schon sehr fortgeschritten. Mit einer
Therapie die sie sofort beginnen noch ca. 1 Jahr!", teilte ihr Luka
mit.
„1 Jahr?", flüsterte sie vor sich hin.
Sarah
musste schlucken, aber sie blieb standhaft.
Sam beobachtete
die Szene von der Aufnahme aus.
„Was gibt's denn dazu
sehen?", wollte Ray wissen und lugte ebenfalls hinüber.
„Etwas
was dir auch noch bevorsteht zu tun!", sie klopfte ihm auf die
Schulter, „Ich hab Dienstschluss für heute. Bis morgen!"
„Bis
morgen!", rief ihr Ray hinterher. Dann wandte er sich noch einmal
kurz den Geschehnissen im Behandlungsbereich zu. Sarah schien
geknickt. Er war ein harter Kerl. Bis jetzt konnte ihn nichts umhauen
und er überlegte ob auch einmal der Tag kommen würde an dem
es bei ihm soweit sein würde. Der Tag an dem er einen Fehler
machen würde und dem man nicht wieder in Ordnung bringen
könnte.
„Ray!", rief Dr. Lewis und riss ihn aus den
Gedanken.
„Komme schon!"
Im Behandlungsraum
angekommen, wartete Dr. Lewis mit Timmy auf ihn.
„Wir können
ihn jetzt entlassen!", sie drückte Ray 20 Dollar und einen
Zettel in die Hand, „Setze ihn in ein Taxi und gib dem Taxifahrer
die Adresse!"
„Wäre das nicht die Aufgabe einer
Schwester?", mit so einer Arbeit wollte er seine Zeit nicht
verschwenden.
Doch Susans Blick ließ kein weiteres
Gegengerede zu und so machte er sich mit den Jungen auf den Weg nach
draußen.
Er setzte ihn in ein Taxi und gab dem Taxifahrer
das Geld und die Adresse.
Als er im Begriff war die hintere
Wagentür zu schließen legte Timmy die Hand auf Rays Arm:
„Bitte helfen sie ihr damit aufzuhören!"
Dr. Barnett
schmiss die Tür zu und sah nachdenklich dem Taxi hinterher das
eben die Auffahrt zum County verließ.
Abby war
inzwischen damit beschäftigt einem Betrunkenen etwas Blut
abzunehmen, „Mr. Colin, sie müssen ruhig liegen bleiben, sonst
finde ich keine Vene!"
„Bringen sie mir noch ein Bier!"
„Wenn
sie stillhalten besorg ich ihnen eines!"
Doch selbst das half
nichts.
„Brauchst du Hilfe Abby?", Luka war eben neben ihr
aufgetaucht.
„Mr. Colin will nicht stillhalten!"
„Mr.
Colin will ein Bier!", forderte dieser.
„Hatten sie heute
nicht schon genug?", meinte Luka, „Lassen sie uns die
Untersuchung durchführen, dann können sie hier schnell
wieder raus!"
„Ich will jetzt sofort gehen!", Mr. Colin
wollte eben aufstehen, aber Luka drückte ihn wieder zurück
ins Bett.
„Wir müssen sie untersuchen. Sie könnten
nach dem Sturz innere Blutungen haben!", redete Abby auf ihn
ein.
„Ich will hier raus!", schrie er durch das ganze
Krankenhaus.
„Dr, Barnett!", rief Luka, als er sah dass dieser
gerade zur Tür herein kam, „Helfen sie mir mal ihn
festzuschnallen!"
„Das können sie nicht machen. Ich werde
sie verklagen!", schrie er abermals laut vor sich hin.
Nachdem
Ray und Luka ihn festgemacht hatten, bekam er ein Beruhigungsmittel
gespritzt und schon nach kürzester Zeit verschwand er ins Land
der Träume.
„Danke Luka!", bedankte sich Abby bei ihm.
„Schon gut!", daraufhin verschwand er auch schon wieder an
die Aufnahme.
Abby füllte das Krankenblatt weiter aus, sie
bemerkte dass Ray noch immer da stand. Dr. Lockhart hob den Kopf und
bemerkte dass er sie beobachtete: „Brauchst du etwas?"
„Ich
dachte mir du kannst vielleicht Hilfe brauchen bei deinem Patienten.
Du sahst ziemlich verloren aus!"
„Ich komm schon klar! Aber
Danke!", Abby konzentrierte sich wieder auf ihr Krankenblatt. Ray
kam ihr etwas übermütig vor.
Der Nachmittag verlief
weitgehend ruhig. Die Assistenzärzte kümmerten sich fleißig
um ihre Patienten, wobei es manche mit der Genauigkeit weniger
Wichtig nahmen wie so manch andere. Während Abby, Ray, Linda und
Sharon jeweils 4 Patienten pro Stunde behandelten, waren es bei Sarah
und Morris gerade mal zwei Patienten.
Doch es war ja erst der
erste Tag für alle als Assistenzärzte. Der Alltag würde
sich schnell in ihr Leben einfügen.
„Morris, sind die
Kinder schon alle abgeholt worden?", wollte Luka wissen.
Dieser
gähnte während er ein Krankenblatt weiter ausfüllte:
„Bis auf einer, sind alle abgeholt. Die Eltern müssten gleich
kommen!"
„Und wo ist er?", Dr. Kovac sah seinen Schützling
fragend an.
„Er sitzt dort drüben auf dem Stuhl!", Morris
drehte sich um und zeigte auf einen leeren Platz.
„Ähm!",
er drehte sich nach links und rechts, „Eben war er noch hier
gewesen!"
Plötzlich ertönte ein schriller Frauenschrei
durch die Notaufnahme. Luka und Morris sahen sich an und gingen
daraufhin auf den Gang zu von dem das Geschrei kam. Da stand Sharon
durchnässt von Urinproben. Neben ihr auf den Boden saß ein
kleiner lachender Junge.
Morris schien sehr amüsiert darüber
und musste sich ein Lachen verkneifen: „Hey Kumpel, komm mal her!"
rief er.
„Der gehört zu dir!", pfauchte sie ihren
Arbeitskollegen giftig an.
„Ja, er ist mir abhanden gekommen!",
Morris zuckte mit den Schultern.
Sharon musste sich zusammenreißen
weil Luka die Szene mit ansah.
Dieser nahm sich den Rotschopf
erst mal zur Brust: „Wie wäre es wenn du dich
entschuldigst?"
„Wieso, ich bin ihr ja nicht reingelaufen!",
meinte dieser nur.
Luka verdrehte die Augen: „Bring ihn in
Sicherheit bevor noch etwas passiert!"
Er seufzte, was hatte er
sich mit dem nur eingebrockt.
In dem Moment flogen die
Eingangstüren des Countys auf und ein Rettungsteam kam mit einem
Patienten hereingelaufen.
„Sechzehnjähriger Junge, wurde
von der S-Bahn überrollt als er mit dem Skateboard auf die
Gleiße gestürzt ist. Linkes Bein ist abgetrennt worden,
wir haben es dabei!", berichtete der eine Rettungshelfer.
„Dr.
Kovac, ich kann helfen!", rief Morris zu ihm hinüber während
er den kleinen Jungen noch immer an der Hand hielt.
„Du hast
anderes zu tun!", Luka sah kurz zur Seite, „Dr. Barnett, Dr.
Dalton!"
Und schon kamen die zwei herbeigelaufen.
„Was
haben wir!", fragte Ray.
„Zugunfall, das Bein wurde
abgetrennt!", erklärte Luka in kurzen Worten.
„Mein
Bein!", schrie der Junge.
„Wie ist dein Name!", fragte
Linda.
„Jason!", wimmerte dieser vor sich hin.
„Hör
mir zu Jason, du musst mir sagen ob du etwas spürst!", Luka
nickte Ray zu, welcher darauf über die Fußfläche des
Beines fuhr, dass noch zur Hälfte an seinem Körper
haftete.
„Ja!" sagte Jason, „Aber was ist mit dem anderen
Bein!" Er geriet in Panik.
„Ruhig Mann!", Ray, legte die
Hand auf seine Schulter.
„Ruft sofort im OP an! Sie sollen alle
Chirurgen zusammentrommeln die Zeit haben!", Haleh machte sich
daraufhin auch gleich auf zum Telefon.
„Dr. Dalton, geht es
ihnen gut?", fragte sie als sie darauf wartete dass jemand am
anderen Ende der Leitung abnahm.
Linda war ganz weiß im
Gesicht geworden: „Mir ist nicht gut, ich glaube ich muss mich...!"
Daraufhin hielt sie sich die Hand vor dem Mund und verschwand aus dem
Behandlungsraum.
„Hätte vielleicht den Nachtisch weglassen
sollen!", scherzte Ray.
„Das kann jeden mal passieren. Darüber
sollte man keine Witze reißen!", meinte Dr. Kovac ernst,
während er versuchte die Blutungen zu stoppen.
„Wir können
ihn in 5 Minuten raufbringen!", teilte ihnen Haleh mit.
„Wo
bleiben die Blutkonserven?", rief Luka.
„Kammerflimmern!",
teilte ihm Ray plötzlich mit.
„Aufladen auf 100!"
Ray
schockte den Jungen und nach dem zweiten Versuch war er wieder bei
Ihnen.
Er öffnete die Augen und blinzelte leicht. „Schön
hier bleiben!", zwinkerte im Ray zuversichtlich zu.
„Hier sind
die Blutkonserven!", Sharon war soeben damit im Behandlungsraum
erschienen.
„Gib sie Haleh!", diese nahm sie entgegen und
kümmerte sich darum.
„Er ist halbwegs stabil! Los!", rief
Luka. So schnell sie konnten liefen sie mit dem Patienten in Richtung
der Aufzüge wo schon Dr. Corday auf sie wartete.
„Sieh nach
Linda!", sagte Luka noch zu Ray, bevor die Aufzugstüren
zugingen und Luka mit dem Patienten auf den Weg in den OP
war.
Eigentlich hatte er sich jetzt etwas in der Art erhofft wie:
‚Gut gemacht Ray!' oder ‚Tolle Arbeit!'.
Er drehte sich
zur Seite, da saß Linda auf den Stufen und schien völlig
fertig zu sein.
Sollte er sich um sie kümmern und dafür
ein paar tolle Fälle verpassen, darauf hatte er jetzt keine Lust
und so machte er sich wieder zurück an die Aufnahme.
„Was
war vorhin mit Linda los?", wollte Abby wissen als sie Ray zur
Aufnahme kommen sah, „Sie kam ganz fertig aus dem
Behandlungsraum!"
Ray zuckte mit den Schultern, „Keine Ahnung.
Wahrscheinlich hat sie sich den falschen Beruf ausgesucht!"
„Du
bist ja zu freundlich!", sie konnte nicht glauben was er da fieses
von sich gab.
„Ich bin nur ehrlich und jetzt behandle ich ein
Magengeschwür!", und schon war er zum nächsten Patienten
verschwunden.
Abby schüttelte den Kopf. „Was ist denn
los?", fragte Sarah die sich eben auch eine neue Krankenakte
nahm.
„Ach, unser Kollege mit dem Kinnbärtchen scheint
nicht gerade ein Mensch mit sehr viel Mitgefühl zu sein.",
meinte Abby.
Sarah nickte, „Er scheint eine eigene Art zu haben
mit den Dingen umzugehen. Die Frage ist wie lange er das durchhalten
wird!"
„Ja, das ist fraglich!"
Fortsetzung folgt
