Friday night…

Die nächsten Tage waren für Harry ein einziger Spießrutenlauf. Wie erwartet hatte die Hogwarts'sche Klatschpresse ganze Arbeit geleistet. Zuerst waren es nur die Slytherins, die Harry auf den Gängen zweideutig hinterherpfiffen, Ende der 2. Woche versteckte er sich sogar vor den Gryffindors.

Ron und Hermine taten ihr Bestes um Harry beizustehen. Selbst Hermine hetzte unter den Augen eines amüsierten Prof. Snape einigen Slytherins einen Fluch auf den Hals, als die Beleidigungen gegen Harry Überhand nahmen. Die folgende Strafarbeit nahm sie grimmig in Kauf.

Prof. Snape fand seine Hoffnung auf ein geregeltes Schulleben wieder, nachdem Potter sich offensichtlich vor Draco Malfoy versteckte. Tagelang schon standen die silberne Schlange und der goldene Löwe von Dumbledores Apparatur bewegungslos auf seinem Tisch. Snapes gute Laune grenzte geradezu an Übermut, so dass er Gryffindor in der nächsten Zaubertrankstunde nur 20 statt der obligatorischen 50 Punkte abzog. Nun ja, auch die Ruhe vor dem Sturm währt nicht ewig.

Es war Freitagabend.

Harry lungerte im Gemeinschaftsraum der Gryffindors herum, beobachtete gelangweilt, wie Ron und Hermine sich bei ihrer ungefähr 738. Partie Zauberschach immer wieder in die Haare bekamen. Zauberschach war so ziemlich das Einzige, was Hermine einfach nicht begreifen wollte. Und Ron war nicht unbedingt der geborene, geduldige Lehrer.

Harry grinste. Rons Dame fegte gerade Hermines Springer vom Pferd, schleifte die kleine weiße Figur an den Haaren vom Brett.

„Ginny! Kommst du wohl endlich!" Harry sah kurz auf. Eine der Patil-Zwillinge trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen, den Blick ungeduldig auf die Treppe zum Mädchenschlafraum gerichtet. Eilige Schritte erklangen, dann ein gehetztes „Komme ja schon!" und die jüngste Weasley erschien mit roten Wangen an der Treppe. Überrascht lüpften sich Harrys Augenbrauen. Ginny war richtiggehend aufgestyled. Die langen roten Haare glänzten im Licht der Kerzen und ihr Gesicht sah auch irgendwie anders aus.

„Ginny? Was hast du da im Gesicht?"

Guter Ron, auf ihn konnte man sich doch verlassen.'

„Das nennt man Rouge, Ron. Oder Lippenstift." Ginny warf sich kommentarlos ihren Umhang über.

„Wo willst du hin?" Ron war aufgesprungen. Wieder ganz in der Rolle des Bruders, der seine kleine Schwester beschützen wollte.

„Ron…." Ginny klang eindeutig nach schlechtem Gewissen.

„Wir wollen zur Slytherin-Party." antwortete schließlich Parvati. Ron klappte die Kinnlade runter und auch Harry blinzelte überrascht.

„WOHIN?" Rons Stimme machte der fetten Dame bei ihren Gesangsübungen Konkurrenz.

„Ron, du bist am Zug, komm wieder her!" Hermine grinste nur wissend und Harry hätte schwören können, dass sie Ginny zuzwinkerte.

„Aber… aber, Mione! Zu den Slytherins?" dann wieder an Ginny gewandt: „Du wirst auf gar keinen Fall da hingehen!" Ron baute sich vor seiner kleinen Schwester auf, die Arme vor der Brust verschränkt und versuchte streng auszusehen. Harry konnte sich ein Lachen nicht mehr verkneifen, erinnerte Ron ihn doch gerade eindeutig an Molly Weasley. Ginny hatte wohl die gleiche Assoziation, so stellte sie sich kurz auf die Zehenspitzen, küsste ihren schnaubenden Bruder auf die Wange und schlüpfte mit einem „Tschüss, Mom!" durch das Portraitloch. Ungläubig starrte Ron ihr einige Sekunden hinterher, bevor er sich wieder in seinen Sessel fallen ließ.

„Meine Schwester geht freiwillig zu einer … Slytherin-Party…" er klang wie ein geschlagener Mann.

„Ach Ron, nun stell dich nicht so an, lass ihr doch den Spaß." Hermine tätschelte fürsorglich seinen Arm.

„Was ist denn das überhaupt für eine Party?" wollte Harry nun wissen.

„Ach, eine der Welcome-Back-Feten..."

„Klar, war mir kurz entfallen." antwortete Harry ironisch.

„Wie jetzt? Das wisst ihr wirklich nicht?" Hermine blickte ungläubig von einem zum anderen. Ron und Harry schüttelten einmütig die Köpfe. Hermine seufzte in ihrer üblichen nachsichtigen Art.

„Malfoy schmeißt sie doch regelmäßig am ersten Freitag nach den Ferien." – Harry verzog das Gesicht als Dracos Name fiel.

„Und woher weißt du das?" wollte Ron nun in einem leicht angesäuerten Ton wissen.

„Weil mich Marcus Belby im 3. Jahr mal eingeladen hat mit ihm hinzugehen."

Ron schnaubte „Dieser eingebildete Typ aus Ravenclaw?"

„Er ist nicht eingebildet, Ron."

„Und, wie war's?"

„Ronald Weasley! Du weißt doch ganz genau, dass ich da nicht hingegangen bin!" Ron schnaubte abermals. Harry überlegte kurzfristig ob er Ron Zuckerchen zustecken sollte….

„Jedenfalls hat Parvati Ginny gefragt, ob sie mit hin will und Ginny hat ja gesagt."

Harry runzelte die Stirn. „Hätte nicht gedacht, dass die Slytherins die anderen Häuser in ihre geheiligten Hallen lassen und schon gar keine Gryffindors." meinte er schließlich mehr zu sich selbst. Als Hermine antwortete schaute er fast überrascht auf.

„Es kommt auch nur rein, wer eingeladen ist." Für Harry war das Thema damit beendet. Er hatte kein Problem damit, wenn Ginny feiern gehen wollte, selbst wenn es bei den Slytherins war. Sie waren nicht mehr zusammen und sie konnte ihre Zeit verbringen mit wem sie wollte.

Ron allerdings hatte sehr wohl ein Problem damit und so kam es, dass Harry drei Stunden später völlig entnervt seinen Tarnumhang aus dem Zimmer holte.

Harry war kurz davor, seinem besten Freund einen Schocker aufzuhexen. Doch stattdessen schlich er nun unter seinem Tarnumhang verborgen zu den Kerkern und verbrachte den ganzen Weg durch das Schloss damit, seine Gutmütigkeit zu verfluchen.

Zur selben Zeit warf Prof. Snape einen letzten Blick auf Dumbledores kleines Spielzeug. Die Schlange hatte sich eingerollt und der Löwe lag ebenfalls friedlich schnarchend auf der Seite. Zufrieden, dass er wohl heute kein Kindermädchen mehr spielen musste, machte er sich auf den Weg in seine Privatgemächer. Dort trat er an einen blinden Spiegel neben der Tür, tippte ihn kurz mit dem Zauberstab an und warf einen letzten prüfenden Blick in den Gemeinschaftsraum der Slytherins. Die übliche Fete nach den Ferien war in vollem Gange. Snape verzog das Gesicht bei der Musikwahl, ließ den Spiegel wieder erblinden und ging ausnahmsweise einmal früh schlafen.

Harry lehnte an der Wand neben dem Eingang zum Slytherin-Gemeinschaftsraum und zerbrach sich den Kopf darüber, wie er nun hineinkommen sollte. Seit einer Viertelstunde hockten diese vermaledeiten Steinfiguren unbeweglich auf ihrem Platz. Keiner schien den Gemeinschaftsraum verlassen zu wollen und er wusste das Passwort nicht.

Schade, dass man in Hogwarts nicht apparieren kann...' Schlagartig hellte sich sein Gesicht auf.

„Dobby?" flüsterte er leise. Mit einem Plopp erschien der Hauself neben ihm.

„Harry Potter, Sir!" rief Dobby aus, warf sich Harry glücklich um die Taille und drückte ihn.

„Du kannst mich sehen?"

„Natürlich, Harry Potter, Sir, wir Hauselfen können durch die Tarnumhänge sehen. Aber was machen Harry Potter, Sir, hier unten?"

„Ich muss da rein, Dobby." Harry deutete mit dem Daumen auf den Eingang zu den Slytherins. Dobbys runzelige Stirn legte sich in noch mehr Falten.

„Das geht nicht, Harry Potter, Sir, nur wer eine Einladung hat, darf da rein."

„Du weißt also auch von der Party?" Dobby nickte, sah dabei aber etwas unglücklich aus.

„Dobby bringt Essen für die Party. Junger Master Malfoy hat Dobby gebeten." Nun war es an Harry überrascht die Stirn zu runzeln.

„Er hat dich darum gebeten?"

Dobby nickte eifrig. „Junger Master Malfoy nicht so brutal wie …. wie…" Harry ahnte voraus, was Dobby vorhatte und hielt ihn davon ab, seinen Kopf an die Steinwand zu schlagen.

„Nein, Dobby! Lass dass! Du bist frei, du brauchst dich nicht mehr zu bestrafen."

„Also gut, Dobby macht es für Harry Potter, Sir." Bevor Harry noch etwas entgegnen konnte, hatte der Hauself ihn an der Hand gefasst. Ein starker Sog, ähnlich einem Portschlüssel, riss Harry nach vorn. Sekunden später stand er mit einem „Plopp" in einer Nische des Slytherin-Gemeinschaftsraumes. Mit einem weiteren „Plopp" war Dobby kommentarlos verschwunden.

Die Party war in vollem Gange.

Party?'

Harry errötete bis unter die Haarspitzen.

Wohl eher eine Orgie! Meine Güte, knutscht Pansy Parkinson da gerade mit einem Mädchen?'

Irritiert schaute Harry genauer hin. Pansy verdeckte die Person vor sich beinahe, aber eben nur beinahe. Harry konnte das Gryffindor-Abzeichen auf dem Umhang sehr wohl erkennen.

Himmel, wo hat Parkinson denn da ihre Hand? Hmmm, interessant….'

Pansy löste den Kuss, ihre Lippen wanderte über die Wange des anderen Mädchens zu deren Hals hinunter. Harry schlug sich eine Hand vor den Mund um einen Aufschrei zu unterdrücken. Parvati Patil blinzelte gerade mit halbgeschlossenen Augen zu dem größeren Slytherin-Mädchen hinauf, ihre Lippen waren gerötet und ihr Gesichtsausdruck war irgendwie….hm….irgendwie….entrückt?

Unvermittelt schloss Parvati die Augen, ihr Kopf fiel in den Nacken und wenn es nicht so laut gewesen wäre, hätte Harry ihr Stöhnen wohl hören können.

Er wollte sich ja wegdrehen redete er sich ein, ganz bestimmt!

Aber irgendwie überhörte sein Körper seine Befehle und so beobachtete er, wie Pansys Hand sich langsam unter den ziemlich kurz geratenen Rock Parvatis schob…

Harry schluckte hart, als Parvati ihre Position veränderte, um Pansy mehr Bewegungsfreiheit zu verschaffen. Ihr Stöhnen ging in kleine spitze Schreie über, welche nur Pansy wirklich hörte. Harry erahnte mehr, als dass er es sah, wie sich ihr Brustkorb immer schneller hob und senkte. Ihr Becken kam Pansys Hand entgegen und…

Geschockt kniff Harry die Augen zusammen, als sein Gehirn endlich begriff, dass er dabei war zuzusehen, wie eine seiner Hauskameradinnen ohne Zweifel gleich einen ziemlich stürmischen Orgasmus haben würde. Er schämte sich vor sich selbst und wandte sich hektisch um.

Anthony Goldstein aus Ravenclaw tanzte mit zwei Hufflepuffmädchen fröhlich vor einem der riesigen Kamine. Harry konnte nicht ausmachen, wo die laute Musik eigentlich herkam. An der hinteren Wand war ein riesiges Buffet aufgebaut und überall standen Bowlegläser und Butterbierflaschen.

Harry entdeckte Slytherins Eisprinz auf dem Sofa vor dem großen Kamin. Ein blondes Mädchen aus Ravenclaw, Harry wusste jedoch ihren Namen nicht, hockte auf Dracos Schoß, hatte die Arme um seinen Nacken geschlungen und knabberte gerade hingebungsvoll an seinem Ohr. Selbiger Eisprinz machte jedoch seinem Namen mal wieder alle Ehre und unterhielt sich ungerührt über die Sofalehne hinweg mit Theodore Nott.

Vorsichtig schlich Harry näher, darauf bedacht, keinen der Gäste zu berühren. Obwohl die Hälfte mittlerweile so abgefüllt war, dass sie es sowieso nicht bemerkt hätten.

„Hast du schon gesehen, gegen wen wir zuerst spielen müssen?" fragte Nott gerade als Harry endlich in Hörweite war.

Draco nickte „Gryffindor, hab ich schon gesehen. Wär' mir als Endspiel ja lieber gewesen, aber was soll's, putzen wir sie halt vorher vom Platz!"

Harry kämpfte hartnäckig gegen einen Lachanfall.

Als ob Malfoy mich schon jemals vom Platz geputzt hätte!'

Nott nahm einen Schluck aus seiner Butterbierflasche, dabei wanderte sein Blick durch den Raum und er verschluckte sich. Draco schaute ihn fragend an, folgte dann seinem Blick. Sein breites Grinsen verriet Harry, dass die beiden Jungs wohl gerade Pansy und Parvati entdeckt hatten.

„Es ist wirklich eine Schande, dass Pans nicht wenigstens bi ist." stellte Nott mit einem lüsternen Knurren fest.

„Ja, die Frau hat eine Ausdauer, dass ist wirklich beneidenswert…." Draco strich dem Mädchen auf seinem Schoß abwesend über den Rücken.

„Obwohl….." Nott stieg kurzerhand über die Sofalehne und ließ sich neben Draco fallen. „…die Show ist auch geil! … Mist, ich glaub die sind schon fertig…."

Draco lachte. „Guck mal, wie süß, Pans gibt ihr sogar noch ein Küsschen …."

„Ey Malfoy, sei vorsichtig, ich glaub Pans hat's diesmal echt erwischt!"

„Tatsächlich?"

Nott nickte bekräftigend.

„Wundert mich zwar, dass sie sich ausgerechnet in ne Gryffindor verknallt, aber das scheint ja im Moment in zu sein. Ich meine, Pans und die Patil, Blaise mit der kleinen Weasley….."

Harry horchte auf. ‚Ginny und Blaise Zabini? Ron wird der Schlag treffen. Und was noch viel schlimmer ist… ich werde mir das Gemecker anhören müssen, vielleicht sollte ich doch noch mal in der verbotenen Abteilung nach einem Schweigezauber …?'

„Du und Potter!" Harrys Augen weiteten sich erschrocken, ebenso wie Theodore's als Draco ihm unvermutet ein Kissen an den Kopf warf.

„Idiot!"

„Selber Idiot!" Das Kissen wechselte abermals die Sofaseite.

Harry wurde rot. Das würde ihm bis in alle Ewigkeit peinlich sein! Er sah sich selbst schon als einzigen Engel mit einem hochrotem Kopf auf ner Wolke hocken und auf der Harfe rumklampfen….

Die beiden Slytherins kamen wieder auf das bevorstehende Quidditch-Match zu sprechen und Harry schlich sich davon. Er hatte eindeutig genug gehört und definitiv mehr als genug gesehen! Crabbe und Goyle wankten ihm über den Weg und er drückte sich neben dem Buffet an die Wand, um einem unehrenhaften Tod durch platt gewalzt werden zu entgehen. Aus den Augenwinkeln sah er Parvati, die derweil auf Pansys Schoss hockte und sie mit Weintrauben fütterte.

„Harry Potter, Sir, müssen jetzt gehen!" Harry machte einen erschrockenen Satz zur Seite als Dobby plötzlich vor ihm auftauchte. „Dobby!"

Das plötzliche Auftauchen des Hauselfen sah Draco nur aus den Augenwinkeln. Verwundert wandte er den Kopf, Dobby brachte zwar das Essen für die Party, aber aufgetaucht war er dabei noch nie. Die Kleine auf seinem Schoß knabberte an seinem Ohr herum, er war allerdings irgendwie nicht ganz bei der Sache. Er wedelte leicht genervt mit der Hand vor dem Gesicht des Mädchens rum.

Der Hauself benahm sich komisch. Starrte mit seinen großen Augen einen Fleck an der Wand an.

„Sag mal, Nott, wonach sieht es für dich aus, was der Elf da veranstaltet?"

„Hm? Wo?" Theodore folgte seinem Kopfnicken, beobachtete Dobby ebenfalls.

„Er unterhält sich mit der Wand?"

„Hmhm."

„Das ist selbst für nen Elfen komisch….." Dracos Augen wurden zu Schlitzen als Dobby nun aufgeregt gestikulierte. Dann schlich sich ein fieses Grinsen auf seine Lippen.

„Draco, ich kenne diesen Gesichtsausdruck! Was hast du vor?"

„Hier, halt mal! Ich glaube, wir haben einen ungebetenen Gast." Problemlos hob er das kichernde Mädchen von seinem Schoß und drückte sie einem überraschten Nott in die Arme. Die Blondine sah ihm einen Augenblick schmachtend hinterher, bevor sie sich beleidigt an Theodore's Brust kuschelte.

Harry sah Draco nicht kommen, ebenso wenig Dobby. So zuckten beide zusammen, als seine kühle Stimme neben ihnen erklang.

„Ehrlich, Potter, das ist armselig! Wenn du solche Sehnsucht nach mir hast, hättest du doch nur fragen müssen ob du zur Party kommen darfst." Draco schaute Dobby an, während er sprach.

Harry presste sich so gut es ging an die Wand – was ihm in letzter Zeit in Dracos Gegenwart wohl öfter zu passieren schien – und betete, dass es nur ein Schuss ins Blaue war.

Woher sollte ausgerechnet Malfoy von meinem Tarnumhang wissen?'

Es war Dobby, der antwortete „Junger Master Malfoy, Dobby wollte nur nach dem Essen sehen… und…." Diesmal war es Draco der Dobby daran hinderte seinen Kopf an den Tisch zu schlagen.

„Lass es sein, Dobby!" Harry zog überrascht die Stirn kraus.

Ups? Eine nette Geste eines Slytherins? Malfoy muss betrunken sein!'

„Harry Potter, Sir, ist …. nicht…..hier, junger Master Malfoy!" Dobby linste verstohlen zur Tischkante.

„Und wieso willst du dich dann bestrafen, Dobs?" – Harry starrte Draco nun endgültig verdattert an

Dobs? Gut, wer ist dieser Kerl und wo ist der echte Malfoy?'

Dobby knetete die Hände vor seinem schmächtigen Körper, die viel zu langen Ohren wackelten aufgeregt und er betrachtete seine Füße.

„Du konntest mich noch nie anlügen, Dobs." Draco ging in die Hocke. „Aber gut, wenn St-Heiligenschein-Potter nicht unter seinem Tarnumhang hier neben dir steht, dann brauche ich ihm ja auch nicht zu sagen, dass es bei meinen Partys ein ungeschriebenes Gesetz gibt." Dobby schüttelte mehr als unglücklich den Kopf. Draco erhob sich wieder, den Blick jedoch noch immer auf dem Hauselfen ruhend.

Zuerst fragte sich Harry, warum Draco nicht wenigstens versuchte seine Position auszumachen. Die Situation verwirrte ihn einigermaßen, so dass ihm erst später im Bett einfallen würde, dass es für die anderen Slytherins ausgesehen hatte, als würde Draco lediglich mit Dobby sprechen.

„Alles was während dieser Partys passiert, Potter, bleibt innerhalb dieser Wände! Selbst wenn du hier etwas siehst, was für dich mit Sicherheit etwas…" das Grinsen verwandelte sich in ein gehässiges Lachen „… beängstigend sein sollte, will ich nicht, dass du einem deiner kleinen Freunde davon erzählst. Sollte ich erfahren, dass du irgendetwas ausgeplaudert hast…. ich denke, du verstehst mich." Harry nickte unsinnigerweise.

Draco wandte sich mit einem letzten Blick auf Dobby ab, schnappte sich im Vorübergehen die Hand der Blondine auf Notts Schoß und verschwand mit ihr auf der Treppe zu den Jungenschlafsälen.

Und von ebendieser Treppe kam gerade eine strahlende Ginny Weasley hinunter, an der Hand eines zerzaust aussehenden Blaise Zabini. Armer Ron…

Am nächsten Morgen saß Harry übermüdet am Frühstückstisch, den Kopf schwer in seine Hand gestützt und stocherte lustlos in seinem Rührei herum. Die große Halle war ziemlich leer, obwohl die Frühstückszeit schon fast um war. Die vorangegangene Party bei den Slytherins forderte wohl ihren Tribut. Harry warf einen unauffälligen Blick in Richtung ebenjenes Tisches.

Wieso sieht Malfoy eigentlich so ausgeschlafen aus?' dachte er übellaunig.

Sein Lieblingsfeind saß mit lässig unterschlagenem Bein am Tisch und war in die Lektüre des Tagespropheten vertieft. Die Tasse dampfenden Kaffees in seiner Hand war der einzige Hinweis darauf, dass auch er zuwenig Schlaf bekommen hatte.

„Ihr zwei wärt ein prima Pärchen." murmelte Harry, als Hermine neben ihm die Seite ihrer Zeitung umblätterte.

„Hm, wer…?" kam es abwesend von ihr.

„Du und Malfoy." antwortete Harry. Bevor er überhaupt wusste, was er da gesagt hatte, war Ron aufgesprungen, stieß dabei den Tisch so heftig an, dass sämtliche Gläser und Tassen umkippten. Innerhalb von Sekunden schwamm der Gryffindortisch in einem Gemisch aus Kürbissaft, Kakao und Haferschleim.

„Ich wusste es!" schrie Ron und zog damit die Aufmerksamkeit sämtlicher Schüler auf sich.

„Ron….was…?" Harry brachte seinen Umhang vor der Flutwelle aus klebrigem Zeugs in Sicherheit.

„Du…. Du….. !" Ron fuchtelte wild mit dem Finger vor Hermines Gesicht herum, welche ihn nur verdattert anstarren konnte. Dann schoss er einen letzten wütenden Blick Richtung Harry und stürmte aus der Halle.

„Prima gemacht, Harry. Wirklich toll!" sagte Hermine, faltete ihre Zeitung zusammen und folgte Ron ohne ein weiteres Wort an Harry.

Draco sah desinteressiert auf, als das Wiesel anfing zu schreien. Jetzt fuchtelte es mit dem Finger vor dem Gesicht des Schlammblutes herum, nun vor Potters. Draco grinste amüsiert. Die Gesichter der beiden Gryffindors waren Gold wert.

Das Wiesel verließ fluchtartig die Halle, gefolgt von dem Schlammblut. Und Gryffindors Goldjunge starrte ihnen kurz hinterher, dann ließ er resigniert den Kopf auf die Tischplatte sinken. Draco versteckte sein breiter werdendes Grinsen hinter seiner Kaffeetasse, als Potter den Kopf hob und sich angeekelt ein paar feuchte Strähnen aus dem Gesicht strich. Irgendeine feuchte Pampe lief ihm über die Stirn, tropfte von seiner Brille auf seinen Umhang. Wenn er nicht so müde wäre und sein Kopf sich nicht wie ein Kessel voller Flubberwürmer anfühlen würde, wäre dies die perfekte Gelegenheit Potter mal wieder ein bisschen zu ärgern. Doch da seine Kopfschmerzen selbst nach dem dritten Kaffee noch nicht verschwunden waren, beließ er es bei einem dreckigen Grinsen als Potter seinem Blick begegnete.

Den Rest des Tages verbrachte Harry damit vor Ron zu flüchten. Doch sehr zu seinem Leidwesen hatte dieser sich auch am folgenden Tag noch nicht beruhigt und dass, obwohl Harry ihm ungefähr 300x (und das nur in der letzten Stunde) versichert hatte, dass er das nur so dahingesagt hatte.

Und nein, Hermine hatte nicht gesagt, dass sie nun auf Malfoy stand.

Nein, Hermine hatte auch nicht mehr von dem Kuss gesprochen.

Nein, Hermine war nicht zu einer Slytherin-Party eingeladen.

Nein, Harry wusste nicht, wann die nächste Party stattfände.

Nein, Ginny hatte auch nicht erwähnt, dass Hermine auf Malfoy stand.

Nein, er findet nicht, dass Hermine zu Malfoy passen würde.

Harry schwirrte gegen Mittag derart der Kopf, dass er, sollte Ron auch nur noch eine einzige Frage stellen, er ihn kurzerhand in Snapes Privatgemächer hexen würde. In Unterwäsche!

„Du, Harry?" kam es nun schon wieder aus Rons Bett.

„RON! Es reicht, ich kann nicht mehr! Wieso sagst du Hermine nicht endlich, dass du auf sie stehst?"

„Ich steh' nich' auf Hermine, ich will nur nicht, dass sie was mit…. mit…. Malfoy anfängt."

Harry empfand zum ersten Mal Verständnis für Dobbys Drang sich den Kopf an irgendwelchen Dingen zu zerschlagen.

„Du Harry…."

„Hm?"

„Stehst du nun auf Jungs oder nich'?"

„RON!"

„War ja nur ne Frage, ich meine…. also…. Ich hätte kein Problem damit wenn es so wäre."

„ROHON!"

„Und wenn du, also, wenn DU auf Malfoy stehst…."

Harry klappte die Kinnlade runter.

„dann, na ja, bei dir hätt' ich nichts dagegen."

Das. war. unerwartet.'

„Sag mal spinnst du? Bei Hermine willst du durchdrehen, da ist Malfoy der letzte widerliche Schleimbeutel und ich weiß nicht, was sonst noch alles… aber bei mir, hättest du nix dagegen?" brachte Harry fassungslos heraus.

„Nnnnja, du bis' nich' Hermine…"

„Toll, Ron, danke!"

Harry beschloss kurzerhand eine zusätzliche Trainingsstunde hinzulegen, schnappte sich seinen Besen und verließ fluchtartig den Schlafraum. Er hetzte durch den Gemeinschaftsraum, rief Hermine im Vorbeigehen ein böses „Ron ist in dich verknallt!" zu und stürmte Richtung Quidditch-Feld.

Tbc…

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